Giovanni Caboto (englisch John Cabot, venezanisch Zuan Caboto) (* um 1450 in Genua, Gaeta oder Chioggia; † wohl 1498 auf See) gilt als erster moderner Europäer, der das nordamerikanische Festland erreichte (24. Juni 1497). Als Junge nach Venedig gekommen, wurde er zum Bürger, verließ jedoch die Stadt und ging nach Spanien. Im Dienste des englischen Königs unternahm er drei Reisen, um den Seeweg nach Asien zu finden.
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Über Cabotos Kindheit ist nichts bekannt. Als er bereits in England lebte, wurde er mal als Venezianer, mal als Genuese bezeichnet. Sein Familienname könnte mit cabotaggio zusammenhängen, ein Begriff, der die Küstenschifffahrt beschrieb.1 Dieser Name findet sich allerdings nicht in Genua, sondern im süditalienischen Gaeta, wo bis 1431 ein Giovanni Caboto in den Quellen erscheint. Daher wurde gemutmaßt, die Familie sei 1443 wegen der aragonesischen Proskriptionen oder 1456 nach einem Erdbeben nach Venedig gegangen. Belege dafür fehlen.
Spätestens ab 1461 lebte er in Venedig, wo er 1476 die Anerkennung als Bürger beantragte. Dies setzte voraus, dass er mindestens seit 15 Jahren dauerhaft in der Stadt ansässig gewesen war. Damit war das späteste Zuwanderungsdatum der März des Jahres 1461, denn am 28. März 1476 stellte er seinen Naturalisierungsantrag. Er wurde angenommen und 1482 heiratete er die Venezianerin Mattea, mit der er drei Söhne hatte. Sie hießen Ludovico, Sebastiano und Sancio. Ende 1484 waren die ersten beiden bereits geboren. In Chioggia und im eigentlichen Venedig erwarb und verkaufte er Immobilien.
In den venezianischen Quellen taucht Caboto zwischen dem 27. September 1482 und dem 13. Januar 1485 auf.2 Dort erscheint er als Sohn des bereits verstorbenen Giulio Caboto. Giovanni hatte einen Bruder namens Piero, seine Frau Mattea war Venezianerin. Am 11. Dezember 1484 hatte das Paar mindestens zwei Söhne, aller Wahrscheinlichkeit nach Lodovico und Sebastiano. 1496 hatten sie diese beiden Söhne und einen weiteren namens Sancio. Um den Besitz in Chioggia und in drei anderen Gemeinden korrespondierte sein Sohn Sebastiano noch im Jahr 1551 mit dem Rat der Zehn.
Über die Jahre ab dem 13. Januar 1485 liegen keine direkten Belege vor. In London lebende Italiener erzählten 1497, Caboto sei in jenen Jahren im Gewürzhandel tätig gewesen und habe sogar Mekka besucht. Er habe Globen und Karten hergestellt und er war offenbar mit Marco Polos Werk vertraut. 1488 floh Caboto völlig überschuldet aus Venedig und ging zunächst nach Mailand, wohin ihn seine Kreditgeber verfolgten.
Nach den Untersuchungen des Juan Gil musste Caboto spätestens 1490 aus Venedig fliehen und lebte bis 1493 in Valencia. Caboto wird später in einer Zahlungsanweisung von 1494 ausdrücklich als „Venezianer“ bezeichnet: „johan caboto montecalunya venesia“3, wobei sich montecalunya der Deutung entzieht. Spätestens Mitte 1490 erschien er in Valencia. 1492-93 war er mit Hafenbauarbeiten in einem Ort nahe Valencia befasst (La playa del Grao). Zur Jahreswende 1493/94 befand sich Caboto in Sevilla, wo er in der zweiten Jahreshälfte 1494 an einem Brückenbauprojekt mitwirkte, das allerdings am 24. Dezember abgebrochen wurde. Zweimal hatte er Gelegenheit mit König Ferdinand zu reden. Als Christoph Columbus im April 1493 nach Valencia kam, war Caboto gleichfalls in der Stadt. Bereits hier und später in Lissabon versuchte er, so berichtete 1498 Pedro de Ayala, spanischer Botschafter in London, Mannschaft und Schiff zu erhalten. Da Caboto abgewiesen wurde, während Columbus zumindest in Spanien Erfolg hatte, und Caboto Marco Polo gelesen hatte, wurde darüber spekuliert, ob Caboto dem Konkurrenten aus Genua nicht glaubte, dass er Asien entdeckt hatte.
Zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt, wohl Ende 1495, kam Caboto nach England. Er wollte Marco Polos Cathay über den Seeweg westwärts erreichen. Andere Seefahrer, vor allem aus Bristol, suchten westwärts nach Fischgründen, weniger nach dem sagenhaften Land. Möglicherweise hatten Fischer bereits 1494 das Festland erreicht, doch sind diese Fahrten sehr ungewiss, zumal die Bristoler Kaufleute kein Interesse an einem Bekanntwerden ihrer Entdeckung hatten. Am 21. Januar 1496 berichtete der spanische Gesandte Rodrigo González de la Puebla aus London. Auf dieses Schreiben antwortete der Monarch am 28. März, wobei er von der Ankunft eines Mannes schrieb, der wie Columbus sei, und der den König von England überzeugen wolle, eine ähnliche Reise zu unternehmen.4 Nicht unwahrscheinlich ist es, dass Caboto Anstoß gab, bereits 1491 mit den Fahrten westwärts zu beginnen. Dies legt wiederum ein Schreiben des neuen Gesandten in London Pedro de Ayala vom 25. Juli 1498 nahe, in dem er berichtete, dass Männer aus Bristol Schiffe zur Insel Brasilien und zu den Sieben Städten geschickt hätten - wie er anfügte mit der „fantasia desto Genoves“.4a Eine sehr viel später, nämlich 1544 angefertigte Karte Sebastiano Cabotos nennt für die erste Landung das Jahr 1494. Demnach hätte sein Vater also Nordamerika zwei Jahre früher erreicht, doch der Vater hat eindeutig 1497 als Jahr der ersten Landung genannt. Möglicherweise hatte der Drucker sich verlesen und am Ende der Jahresangabe MCCCCLXXXXVII die VII durch eine IIII ersetzt. John Dee vermerkte 1580 als Entdeckungsjahr gleichfalls 1494, nannte stattdessen aber als Entdecker die Bristoler Robert Thorne und Hugh Eliot.5
1496, vier Jahre nachdem Christoph Kolumbus die Karibik erreicht hatte, suchte Caboto nach einem weiter nördlich gelegenen, kürzeren Weg von Europa nach Asien. Dabei wurde er von König Heinrich VII. von England unterstützt. Es ist kein Zufall, dass Caboto Bristol zum Startpunkt wählte, denn die dortigen Kaufleute hatten schon seit den 1480er Jahren versucht, den Nordatlantik zu erkunden. Dabei sind sie möglicherweise bis nach Neufundland vorgedrungen. Im Gegensatz zu diesen „inoffiziellen“ Fahrten erhielt Caboto jedoch königlichen Schutz. Der König stellte am 5. März 1496 einen Schutzbrief für „John Cabotto, Citezen of Venice“ und seine drei Söhne in Westminster aus.6 Er erhielt Erlaubnis mit fünf Schiffen die Meere des Ostens, des Westens oder des Nordens zu befahren. Er sollte mit seinen Leuten dabei Gegenden anfahren, die bisher allen Christen unbekannt waren. Niemand anderer durfte ohne ihre Erlaubnis in diejenigen Länder fahren, die man erwartete zu entdecken, Länder, die der König beanspruchte. Die Finanzierung übernahm eine Dépendance der Bardi, einer Florentiner Bank.6c
Caboto segelte mit einem einzigen Schiff von Bristol aus ab, erreichte aber nur Grönland, da er wegen einer Auseinandersetzung mit der Besatzung, Nahrungsmangel und schlechtem Wetter zur Rückkehr gezwungen wurde - wie wir aus einem Brief des Händlers John Day wissen, den er an der Jahreswende 1497 auf 98 an einen „Almirante Mayor“ schickte, und bei dem es sich möglicherweise um Christoph Columbus handelte. Die Reise ist ansonsten gut belegt, denn sie erscheint in mehreren Briefen von Ausländern, die in London lebten, allerdings sind ihre Angaben nicht widerspruchsfrei. Bei den Schreiben handelt es sich zum einen um einen Brief vom 23. August 1497, den der Venezianer Lorenzo Pasqualigo an seine Brüder in ihrer Heimatstadt schrieb; dann einen Brief eines anonymen Mailänders an den Herzog von Mailand vom 24. August und schließlich um ein Schreiben vom 18. Dezember 1497 von Raimondo de Soncino an denselben Herzog. Schon erheblich spätere Erwähnungen findet die Reise in einer Weltkarte von Juan de la Cosa (1500), dann in einer Bristoler Chronik von Maurice Toby (frühestens 1565) und in der bereits genannten von Sebastiano Caboto (1544).
Am 2. oder 20. Mai 1497, vielleicht auch Mitte des Monats7 brach Caboto mit dem Schiff Matthew in Bristol auf. An Bord war neben 18 Mann Besatzung sein Sohn Sebastian, so meint Soncino. Day nennt hingegen 20 Mann Besatzung. An Bord waren Bristoler Seeleute, mindestens zwei Händler aus der Stadt, ein Mann aus Burgund und ein genuesischer Barbier - letztere gehörten zu Caboto. Folgt man Day, so erreichte das Schiff nach 35 Tagen und 400 bis 700 Leagues Land. Demnach wäre Caboto, nimmt man die seinerzeit übliche Reisegeschwindigkeit an, am 20. Mai abgesegelt.
Am 24. Juni, an Johannes dem Täufer, traf er jedenfalls auf ein bewaldetes Land, dessen Einwohner er nicht zu Gesicht bekam, doch deren Spuren er registrierte. Mit einem Zeremoniell nahm er das Land für den König in Besitz. Tatsächlich hatte er Neufundland, Neuengland oder Labrador betreten. Wo genau, ist unklar, wenn auch zahlreiche Orte dafür in Anspruch genommen werden. Caboto kehrte binnen 15 Tagen, folgt man Day, nach Britannien zurück und erreichte, folgt man Toby, am 6. August Bristol. Noch vor dem 10. oder 11. August erstattete er dem König Bericht. Heinrich VII. vermerkte 10 Pfund als Belohnung „to hym that founde the new Isle“. Spätestens am 23. August, folgt man Pasqualigo, war Caboto mit seiner Frau und seinen Söhnen in Bristol und mietete ein Haus in der St. Nicholas Street, für das er 40 Schilling zahlte, also 2 Pfund. Eigentümer des Hauses waren der spätere Sheriff von Bristol (1499-1500) Philip Green und John Kemys, die an einen John Cabotta vermieteten, wie es in einem Rent Book im Gloucester Record Office heißt. Es war wohl ein bescheidenes Domizil.
Nach Pasqualigo glaubte man am Hof, das Land des Großen Khans entdeckt zu haben. Das Meer dort sei voll mit Kabeljau, das Land liefere Seide und Brasilholz. Die Engländer verehrten ihn demnach als Großen Admiral und er trage Seide. Nach Soncino erstellte er eine Karte und einen Globus, damit man sehen könne, wo er gewesen sei. Der Almirante Mayor erhielt ebenso eine Karte wie Ayala, der eine Kopie an den spanischen Hof schickte. Von diesen Karten und Globen ist nichts auf uns gekommen als eine Kopie der Karte von La Cosa, die zudem auch noch Fehler aufweist. Sie dürfte kurz vor 1500 entstanden sein und ist stellenweise nicht mehr lesbar. Fünf englische Flaggen markieren die Landeregion, 22 Punkte sind mit Namen versehen. Der östlichste von ihnen ist mit „Cauo de ynglaterra“ bezeichnet, weiter westwärts liegt „Cº de lisarte“. Dann folgt ein Golf mit der Bezeichnung „mar descubierto por inglese“. Die wenigen Anhaltspunkte haben zu zahlreichen Spekulationen geführt. So wurden der Golf des Sankt-Lorenz-Stroms, die Süd- und die Ostküste von Neufundland, die Ostküste Labradors, Neuschottland oder gar die Westküste Grönlands als Landeort identifiziert. Eine Mehrheit entschied sich für Cape Race oder Cape Breton, andere nehmen Maine weiter im Süden an.
Trotz des geringen Erfolgs hoffte man nun erst recht, auf der Westroute Asien zu erreichen. Im Dezember 1497 sprach Caboto beim König vor. Soncino meinte, die Bristoler seien begeistert von den enormen Fischgründen, die Caboto entdeckt hatte. Doch dieser habe größere Pläne. Er wolle weiter westwärts fahren und die Länder der Gewürze und der Edelsteine finden. Am 3. Februar 1498 erhielt „Kabotto, Venecian“ ein neues Privileg. Es ist die letzte Quelle, die ihn erwähnt. Caboto wurde darin gestattet, Mannschaften auszuheben und bis zu sechs Schiffe auszurüsten, um seine Reise „to the londe and Iles of late founde by the seid John“ fortsetzen zu können. Zudem sollte er in Cipango eine Handelskolonie gründen. Ihm wurden „malefactors“ mitgegeben, wohl Männer aus den Londoner Gefängnissen, dazu Seeleute. Des weiteren gingen einige italienische Ordensbrüder an Bord.
Eine Londoner Chronik, die 1509 oder später entstand, ist in späteren Abschriften überliefert. Folgt man dieser Chronik, dann setzten fünf Schiffe unter Caboto Segel, von denen eines vom König ausgerüstet, während die anderen vier von Händlern aus London und Bristol ausgerüstet worden waren. Von den Männern Cabotos sind nur drei Namen überliefert, nämlich John Cair „going to the newe Ile“ (Zahlung in einem Haushaltsbuch, 8. – 11. April 1498), „Messer Giovanni Antonio de Carbonariis“, ein Kleriker aus Mailand (Brief des Agostino de Spinula an Ludovico Sforza, den Herzog von Mailand, 20 Juni 1498) und ein Bruder Buil (Brief Ayalas vom 25. Juli 1498).
Die Schiffe trugen Vorrat für ein Jahr an Bord und große Mengen an Handelswaren. Caboto sollte eine jährliche Pension von 20 Pfund bekommen, die aus den Bristoler Zöllen und Subsidien aufgebracht werden sollten - dies belegt eine Urkunde, die vom 13. Dezember 1497 stammt. Außerdem sollte er eine Anerkennung von 66 Schilling und 8 Pence erhalten (8. - 12. Januar 1498). Am 22. Februar wurde eine erste Quittung zur Pensionszahlung ausgestellt.
Anfang Mai 1498 segelten die Schiffe ab. Am 25. Juli hörte Ayala, ein Schiff sei in einem Sturm beschädigt worden und ankere in Irland. Möglicherweise ist Caboto dabei ums Leben gekommen.8
Über den weiteren Verlauf der Reise ist nichts bekannt. Der Portugiese Gaspar Corte-Real erhielt 1501 von Indianern wohl von Neufundland ein zerbrochenes Schwert, das in Italien gefertigt worden war, sowie eine venezianische Silbermünze. Nachrichten am spanischen Hof gaben der Besorgnis Ausdruck, die Engländer könnten spanisches Gebiet beanspruchen. Ob sie Caboto meinten, der möglicherweise nach Süden gefahren war, bleibt jedoch unklar.
Neben den beiden königlichen Privilegien, die die Reisen bzw. den 24. Juni 1497 als Entdeckungstag erwähnen, besitzen wir nur wenige Hinweise auf Cabotos Landung in Nordamerika. In einem Brief des Lorenzo Pasqualigo, eines in London residierenden Händlers an seinen Bruder in Venedig, wird die Fahrt erwähnt. Der Brief stammt vom 23. August 1497. Zu den schon weiter entfernten Quellen zählt auch die 1589 von Hackluyt zitierte Karte Cabotos, genauer ihre Legende.9 Darin wird der 24. Juni 1497 als Datum der Entdeckung genannt. In einer Oxforder Kopie der Karte seines Sohnes Sebastiano erscheint hingegen das Jahr 1494 als Entdeckungszeitpunkt.
Seinem bewegten Leben entsprechend, wurde Caboto sowohl in Großbritannien, als auch in Nordamerika und in Italien vereinnahmt, ebenso, wie er für die Mnderheiten in Nordamerika, insbesondere Briten, Franzosen und Italiener je besondere Bedeutung erlangte.
Gewissermaßen als Gegenentwurf zur spanischen Entdeckung und Eroberung des südlichen Amerika, wurde Caboto von Anfang an, zumal er den Auftrag gehabt hatte, alles Land für England in Besitz zu nehmen, das er neu entdeckte, für die Untermauerung des englischen, später britischen Anspruchs auf Nordamerika benutzt. Darüber hinaus dienten die „Wilden“, die er mitgebracht hatte, und die sich in Felle kleideten und rohes Fleisch aßen, als Legitimation für die Besetzung des „ungenutzten“ Landes.
Dabei war nur allzu viel aus seinem Leben und von seinen Fahrten unbekannt. Glaubte etwa Johann Georg Kohl10 aus den dürren Angaben entnehmen zu können, er sei bis auf die Höhe von North Carolina südwärts gesegelt, so sah Gottlieb August Wimmer11 den südlichsten Punkt seiner Reise bei Virginia.
Eine ganz andere Richtung nahm die Rezeption in Italien und in der italienischen Gemeinde in Kanada. Zum einen setzte die italienische Gemeinde in Montreal dem Franzosen Jacques Cartier einen älteren Entdecker, nämlich Caboto entgegen. In den 1920er Jahren setzten sie den Bau einer Statue zur Erinnerung an ihn durch. Zu den jährlichen Feiern am 24. Juni erschienen die örtlichen Faschisten in schwarzen Hemden und marschierten über die Sherbrooke-Straße. Mit der Kriegserklärung gegen das faschistische Italien wurden nicht nur zahlreiche Anhänger Mussolinis, viele gehörten zu den Figli d'Italia, interniert, sondern die italienische Gemeinde verschwand nach einigen Übergriffen beinahe in der öffentlichen Wahrnehmung. Franzosen wie Italiener beharrten auf ihrer nationalen Identität und dabei war die Sprache von großer Bedeutung. So bedauerte etwa Filippo Salvatore 1978 in einem Gedicht: „Giovanni, ti hanno eretto un monumento, ma ti hanno cambiato nome, qui ti chiamano John“ (Giovanni, sie haben dir ein Denkmal errichtet, aber sie haben deinen Namen geändert, hier nennen sie dich John). Für diese Gruppe bedeutete das Aufgeben der italienischen Sprache gleichsam den Tod durch Vereinnahmung.12
Für die Italiener in Kanada wurde Caboto zu einer Integrationsfigur, ähnlich wie für die nordeuropäischen Italiener Dante. So bestehen Vereine wie die Giovanni Caboto Cultural Society of Alberta12a oder der Giovanni Caboto Club in Windsor.12b Für Neufundländer, die in die USA auswanderten, wurde der Name Cabotos wiederum zum Symbol der Verbundenheit mit der Insel. Bezeichnend ist dafür der Cabot Club in Boston, in dem sich die Auswanderer vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg verbanden. In Massachusetts, genauer in Middleborough, wurde Caboto zum Namenspatron eines Frauenclubs, in Arkansas besteht ein Cabot Lions Club.12d Zudem wird der klangvolle Name im Osten Kanadas zu kommerziellen Zwecken genutzt, etwa um Restaurants (St John's) oder Hotels zu benennen.
Andere, wie Giovanni Casini, setzten ihm ein Denkmal, das an der Ecke Atwater und Sainte-Caterine-Straße in Montreal steht. Die Provinz Veneto errichtete 1997 eine Gedenktafel im Hafen von Halifax. In Edmonton wurde der Park nahe der italienischen Gemeinde in Giovanni Caboto Park umbenannt und in Windsor gibt es seit 1925 einen Giovanni Caboto Club, der 1997 aus neufundländischem Granit eine Cabotostatue errichten ließ.13
1972 entstand in Rom, genauer in Trastevere, eine amerikanische, englischsprachige Universität, die John Cabot University, an der knapp tausend Studenten aus 50 Staaten lernen. Die private Einrichtung mit rund 100 Lehrern vermittelt Batchelorabschlüsse in Fächern wie Kreatives Schreiben, Italienische Studien, Politikwissenschaften, Kunstgeschichte, Marketing sowie Sprachkurse. Sie arbeitet dabei mit der University of Wales zusammen.
In Italien, das bei der Eroberung und Kolonisierung Amerikas nur anfangs einen Anteil hatte, drehte sich der Streit um die Herkunft Cabotos, ob er also Genuese oder Venezianer war. So sah ihn etwa 1762 der Maler Giustino Menescardi (um 1720–nach 1779) in seinem Caboto-Gemälde in traditioneller venezianischer Kleidung. Das Gemälde erhielt einen repräsentativen Platz im Dogenpalast.
Für die Kanadier wurde Caboto geradezu zu einem neufundländischen Fischer umgedeutet, wogegen sich wiederum Neuschottland wehrte, dessen Historische Gesellschaft auf Breton Island eine Gedenktafel aufstellen ließ, auf der die Landung Cabotos „in der Nähe“ behauptet wird. Die Stelle heißt seither Cabot's Landing.
An der Verwirrung, wer nun Nordamerika entdeckt habe, war sein Sohn Sebastiano nicht unschuldig. Ihm wurde bald die Entdeckung zugeschrieben, und er widersprach dem bis zu seinem Tod nicht. Die Londoner Chronik weiß schon nur noch von einem Venezianer als Flottenführer, und John Stow identifiziert mit diesem bereits 1580 den Sohn des Entdeckers.14 Das gleiche gilt für Richard Hakluyt15, und das, obwohl Hakluyt im selben Werk, den Divers voyages, das Patent für John und seine Söhne von 1496 abdruckte. Dieser Irrtum hielt sich bis ins zweite Viertel des 19. Jahrhunderts. Immer noch identifizierte man die Nordfahrten Sebastianos, die Peter Martyr zwischen 1512 und 1515 in seinem De Orbe Novo Decades15a ebenso beschrieb, wie Ramusio 1551.
Die Dokumente aus Venedig, Spanien, Mailand und England, die im 19. Jahrhundert zutage kamen, ermöglichten es Henry Harrisse in den Jahren 1882 und 1896 nach fast vier Jahrhunderten Giovanni Caboto als Entdecker zu rehabilitieren.16 G. P. Winship stellte 1900 die Reihenfolge wieder her und konnte Sebastianos Reise in die Jahre 1508 bis 1509 datieren.
Von Caboto existiert kein Portrait. 1762 malte Giustino Menescardi ein idealisierendes Bild an eine Wand der Sala dello Scudo im venezianischen Dogenpalast. 1897, zur Vierhundertjahrfeier, entstanden auf beiden Seiten des Atlantiks Denkmäler. Hundert Jahre später stiftete die Provinz Veneto ein Denkmal im Hafen von Halifax.
Die weit verstreuten Quellen zu Caboto sind am besten bei Biggar (1911) und Williamson (1929) zusammengefasst. Die später aufgefundenen Quellen finden sich bei Ballesteros-Gaibrois, Gallo, Vigneras und Pulido Rubio.
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