Die Basilica di San Marco, im Deutschen häufig Markusdom genannt, ist ein ausgesprochen ungewöhnlicher Sakralbau in Venedig. Das Bauwerk, das heute eine Fläche von mehr als 76 mal 62 m bedeckt, entstand im Kern im 11. Jahrhundert und birgt den größten Mosaikzyklus des Abendlandes. Die Basilika war die Kirche des Evangelisten Markus. Sie befindet sich am Ostrand der Piazza San Marco, des Markusplatzes, unmittelbar neben dem Dogenpalast. Wie in Italien üblich wurde separat vom Gebäude der Glockenturm errichtet, der Campanile.
Die Kirche war bis zum Ende der Republik Venedig im Jahr 1797 nicht der Sitz des obersten Kirchenmannes, obwohl es in anderen Städten üblich war, dass der oberste Kirchenfürst in einer derartigen Hauptkirche residierte, sondern sie war die Privatkapelle des Dogen und das zentrale Staatsheiligtum der Adelsrepublik. Das Gebäude grenzt an seiner Südseite an den Dogenpalast an, dem einstigen politischen Zentrum der Stadt, die etwa ein Jahrtausend lang eine der mächtigsten Metropolen des Mittelmeerraums war.
Das Gebäude wurde erst 1807 die Kathedrale des Patriarchen von Venedig, nachdem Napoleon die Republik zerschlagen hatte. Bis zum Ende der Republik Venedig im Jahr 1797 war es staatliches Ziel, den Sitz des Patriarchen von Venedig weit entfernt vom Zentrum der Macht zu halten. Daher residierte der Patriarch am Ostrand der Stadt in San Pietro di Castello, eine der 118 Inseln der Stadt. Nur wenige Touristen besuchen das abgelegene Eiland.1
Im Kern handelt es sich beim Markusdom um ein Bauwerk, das zum einen den Repräsentationswillen einer Stadt zum Ausdruck brachte, die sich gegen die alten Mächte Europas durchzusetzen gedachte, also gegen den römisch-deutschen und den byzantinischen Kaiser sowie den Papst. Zum anderen legte Venedig mit diesem Bauwerk einen für Italien einmaligen Konservatismus an den Tag, der noch Jahrhunderte nachdem alle anderen sich vom byzantinischen Vorbild gelöst hatten, weiterhin dessen Vorbild anhing. Dabei dürfte das Bauwerk selbst höchst wirksam diesen Konservatismus stabilisiert haben. Wer die gezielten Abweichungen bemerken will, die die Baumeister dennoch vorsahen, der muss die byzantinischen und die westeuropäischen Vorbilder kennen.
Der Markusdom wurde drei Mal errichtet, nämlich ab 829, nach 976 und erneut ab 1063. Seither wurde die Kirche vor allem nach Westen, aber auch Richtung Norden durch Vorhallen erweitert, die Kuppeln erhöht, die Innenausstattung beständig ausgeweitet und den jeweiligen Bedürfnissen und Ausdrucksformen der Zeit angepasst. Da auch noch enorme Mengen geraubter Kunstwerke in das Gebäude integriert wurden, birgt es Schätze aus beinahe zwei Jahrtausenden. Die erste Kirche, ein Holzbau, brannte 976 bei Straßenkämpfen zwischen städtischen Fraktionen weitgehend ab, die zweite wurde zugunsten einer neuen Kirche abgerissen.
Die erste Kirche wurde 828 gestiftet und in den Jahren 829 bis 832 als Kapelle des Dogenpalastes unter dem Dogen Giovanni I. Particiaco erbaut.2 Sie sollte die 828 aus Alexandria entführten Gebeine des Evangelisten Markus aufnehmen, der den heiligen Theodor als Stadtpatron Venedigs ablöste. Diese beiden Heiligen sieht man noch heute auf den riesigen freistehenden Säulen auf der Piazzetta. Das erste Bauwerk bestand weitgehend aus Holz, dem überall anzutreffenden Baumaterial der Lagunenstädte.
Dabei war der Wechsel des Stadtpatrons sowohl ein Zeichen der Unabhängigkeit von Byzanz, zu dem Venedig nach wie vor gehörte, als auch der Selbstständigkeit gegenüber dem Patriarchen von Aquileia. Dessen geistlicher Bezirk gehörte zum römisch-deutschen Reich, das damit einen Fuß in der Tür nach Venedig hatte. Für die Unabhängigkeit von den beiden Kaiserreichen war also der Evangelist Markus, der zudem Jesus selbst noch kennengelernt hatte, und damit größte Autorität beanspruchen konnte, von zentraler Bedeutung.
Auch für die Entwicklung der Lagunenstadt selbst war der Schritt, eine solche Basilika zu errichten, von größter Bedeutung, denn erst seit wenigen Jahren war die Zentralität dieses Ortes in der Lagune unumstritten. In den Jahrhunderten zuvor hatten mehrere städtische Zentren, darunter Torcello und Malamocco, um die Vorherrschaft in der Lagune gerungen.
976 wurden die Kirche und etwa 200 Häuser durch ein von Aufständischen im Dogenpalast gelegtes Feuer zerstört, der Doge Pietro IV. Candiano ermordet.3 Dabei bekämpften sich Familien, die mit Byzanz oder mit dem römisch-deutschen Reich Kaiser Ottos II. sympathisierten. Beide Reiche expandierten zu dieser Zeit stark und Venedig stand im Brennpunkt der Auseinandersetzungen. Im selben Jahr begann unter dem Dogen Pietro I. Orseolo der Wiederaufbau der Kirche, wobei das Basilikakonzept mit den drei Schiffen und der Apsis übernommen wurde.
Der heutige Markusdom wurde jedoch erst 1063 bis 1094 als Stiftung des Dogen Domenico Contarini errichtet, nachdem der alte Bau abgerissen worden war. Daher wurde das Gebäude auch Contarini-Kirche genannt. Begonnen wurden die Arbeiten unter seinem Nachfolger, dem Dogen Domenico Selvo (1071–1084); eine erste Weihe ist für 1071 überliefert. Dies ist genau das Jahr, in dem Byzanz die entscheidende Niederlage gegen die aus Zentralasien kommenden türkischen Seldschuken einstecken musste, von der es sich letztlich nie erholte. Die Nomadengruppen ritten westwärts, eroberten unwiederbringlich Anatolien und standen bald am Bosporus und an der Ägäis. Venedig nutzte diese Katastrophe auf seine Weise. Als Byzanz nahe dem Untergang war, zwang es dem östlichen Kaiserreich im Jahr 1082 einen überaus vorteilhaften Handelsvertrag auf. Einen ähnlich günstigen Vertrag erhielt Venedig von Kaiser Heinrich IV., so dass die Vermögen der führenden Familien gewaltig anwuchsen. Nur ihnen war der Fernhandel über die Alpen und in den Mittelmeerraum gestattet. Dieser Handelsabsicherung nach Osten und Westen, die die Stadt zur Herrin des Handels zwischen den Großreichen machte, griff darüber hinaus die göttliche Vorsehung, wie man es später genannt hätte, unter die Arme. Der Legende nach wurden nämlich die Gebeine des hl. Markus durch ein Wunder am 25. Juni 1094 wiedergefunden.4 Dieser Tag wurde als Inventio Sancti Marci zum Feiertag erhoben, wobei inventio im Lateinischen sowohl Auffindung als auch Erfindung meinen kann. Um diesen Tag zu begehen, waren hochangesehene Gäste willkommen, wie etwa Kaiser Heinrich IV.
In dieser überaus erfolgreichen politisch-wirtschaftlichen Phase, in der Venedigs Gegner geschwächt waren, entstand also der Neubau. Der Grundriss wurde vom Vorgängerbau übernommen. Er bestand in einem griechischen Kreuz mit zwei Seitenschiffen. Zwar wurde der länglich-schmale Bau nun deutlich verbreitert, doch wurde durch die Säulenanordnung der Eindruck eines langen Hauptschiffes beibehalten, wobei man unterhalb der Hauptkuppel den Eindruck gewinnen konnte, dass zwei Basiliken überkreuz errichtet worden seien. Über der Vierung erhob sich nun die Hauptkuppel, die übrigen vier Kuppeln wurden über den Kreuzarmen errichtet. Die Kuppeln erhielten je einen Kranz von Fenstern, die mehr Licht in das Gebäude ließen. 1094 wurde das Gebäude in Anwesenheit Kaiser Heinrichs IV. geweiht und zur Staatskirche erhoben, also in Anwesenheit desjenigen Kaisers, der bis dahin am schärfsten mit dem Papsttum in Konflikt geraten war. Der Papst und seine Kirche waren die dritte Macht gegen deren Ansprüche sich Venedig mit allen Mitteln zu behaupten suchte, die sie aber später auch im Kampf gegen die „deutschen“ Ansprüche brauchte. So nutzte Venedig immer wieder die Konflikte zwischen den umgebenden Großmächten in wechselnden Koalitionen zu seinem Vorteil aus.
Mit den Kreuzzügen, die 1095/96 begannen, gewann Venedig im Osten noch mehr Einfluss, wenn auch nun Pisa und Genua als Konkurrenten verstärkt auftraten. Selbst in Konstantinopel bekriegten sich die Italiener, doch Venedig konnte 1126 die Verlängerung seines Vertrages von 1082 erzwingen. Den Verlockungen der Macht widerstand der Doge zugleich: Er lehnte es ab, selbst König von Jerusalem zu werden.
Durch den Vierten Kreuzzug gewann Venedig noch mehr Einfluss im östlichen Mittelmeer, nachdem Konstantinopel erobert und ein Lateinisches Kaiserreich errichtet worden war, das Venedig von 1204 bis 1261 zu drei Achteln beherrschte. Zugleich beherrschten die Venezianer nun endgültig den dortigen Handel, besetzten Kreta und zahlreiche Stützpunkte entlang der Küsten und auf den Inseln. Schließlich raubten sie 1204, im Jahr der großen Plünderung der alten Kaiserstadt, gewaltige Mengen von Kunstwerken. Nachdem die Kreuzfahrer, die 1202 nach Ägypten aufbrechen wollten, vom blinden Dogen Enrico Dandolo nach Konstantinopel gelenkt woren waren, die die Stadt eroberten und plünderten, strömten bis dahin kaum vorstellbare Mengen von Kunstschätzen und Reliquien nach Westen. Hinzu kamen ungekannte Vermögen, die die Plünderer an sich rafften.
Es folgte eine enorme Ausweitung des Handels mit dem Osten. In Venedig wurden die Kuppeln der Markuskirche erhöht, die nördliche, vom Dogenpalast abgewandte Vorhalle hinzugefügt und die dem Markusplatz zugewandte Westfront als Säulenfassade umgestaltet und mit Marmorplatten inkrustiert. Seither sind die Kuppeln vom Markusplatz aus zu sehen. Der bis dahin eher schmucklose Ziegelbau wurde also außen und innen mit aller Pracht ausgestattet, das heutige, von den großen Fassaden und den Kuppeln dominierte Äußere entstand. Im Inneren mussten die von Säulen getragenen Emporen weichen. Von ihnen zeugen bis heute Laufgänge, die sich durch das gesamte Bauwerk ziehen. Viele Fenster wurden zugemauert, um einheitliche Flächen für neue Mosaiken zu schaffen, was die Lichtführung völlig veränderte. Tageslicht drang nur noch durch die Fenster der Kuppeln und durch die großen Bogenfenster im Süden und Westen in das Gebäude. Damit rückte die nun hellere Gewölbezone sehr viel stärker in den Mittelpunkt, während die Mosaiken in den unteren Teilen mitunter schwer im Dunkel zu erkennen sind. Beim Gang durch das Gebäude entsteht dadurch eine gänzlich andere inhaltliche Betonung der Mosaikenzyklen, denn das Abbild des Himmels wird seither viel stärker hervorgehoben. Zahlreiche Beutestücke, wie die vier Bronzepferde oder die aus rotem Porphyr bestehenden, spätantiken Tetrarchen an der Südwestecke, schmückten nun das Gebäude. Kulturell jedoch änderte sich an der Verankerung der Venezianer wenig. So entstand etwa die nördliche Vorhalle zwischen 1231 und 1253 nach byzantinischem Vorbild.5 Sie ist 62 m lang, 6 m breit und 7,35 m hoch und wird von acht kleineren Kuppeln überwölbt.
In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts begann eine dritte Bauphase, die das Gebäude gotisierte, jedoch in einer eigensinningen, venezianischen Gotik. Außen wurden vor allem die Fenster des Obergeschosses entsprechend umgebaut, so dass wir heute Maßwerk sehen; die Bögen erhielten Ziergiebel, die offenen Tabernakel Statuen. Im Inneren des Gebäudes entstanden die Cappella della Madonna del Mascoli oder kurz Cappella Mascoli und die Cappella Zen. Diese Bau- und Ausschmückungsphase erstreckte sich bis ins 17. Jahrhundert. Letztmals wurde mit der Einrichtung der Zen-Kapelle an der Südwestecke in den Bau eingegriffen. Doch in den folgenden Jahrhunderten wurden zahlreiche mittelalterliche Mosaiken durch jeweils moderne Schöpfungen ausgewechselt.
Die massiven Umbaumaßnahmen standen nicht nur in Wechselwirkung mit politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen sondern auch jeweils in enger Wechselwirkung zur Veränderung der unmittelbaren Umgebung des Markusdoms. Als noch der Rio Batario bestand, der den Brolio genannten Platz vor der Westfassade begrenzte, also den Markusplatz, war der mit Abstand größte Platz vielleicht halb so groß wie heute. Diese enorme Ausdehnung machte im 12. Jahrhundert die beiden Hauptbauwerke, den Dogenpalast und die Markuskirche, noch imposanter und gab zugleich dem Platz in der ansonsten so engen Stadt eine vollkommen ungewohnte Weite. Der Rio Batario war im 19. Jahrhundert längst vergessen. Er wurde bei der Biblioteca Marciana 1888/89 wiederentdeckt. Untersuchungen unter der Bibliothek und unter dem Platz förderten bei der Gelegenheit Siedlungsspuren ab der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts zutage.
Die Pferde über dem Hauptportal wurden 1982 durch Kopien ersetzt, die Originale befinden sich im Museo Marciano.
Bis 1994 wurde das Gebäude in einer gewaltigen Anstrengung restauriert. Zur 900-Jahr-Feier der Contarini-Kirche und zum Abschluss der Restaurationsarbeiten fand im Dogenpalast eine Ausstellung unter dem Titel Omaggio a San Marco statt, die verdeutlichte, wie stark der Anteil des Markusdoms an der Verbreitung war, die der Evangelist in der christlichen Welt fand.
Seit dem 25. März 2012 ist Francesco Moraglia der Patriarch von Venedig.
Ab dem 9. Jahrhundert war ein Prokurator von San Marco hauptverantwortlich für den Kirchenbau. Mit dem Bau der Contarini-Kirche wuchsen die Aufgaben rapide, bis die Zahl der Prokuratoren auf vier, später sogar auf neun erhöht wurde. Dies hing neben den überaus komplexen Bauaufgaben damit zusammen, dass an einem solchen Gebäude auch karitative Aufgaben hingen. Dazu gehörte die Versorgung von Waisen und Behinderten. So kümmerten sich ab 1269 von den sechs Prokuratoren nur noch die beiden Procuratori de supra um den Kirchenbau, während sich die Procuratori de citra um karitative Aufgaben und um die Vollstreckung von Stiftungen und Testamenten kümmerten. Hinzu kamen zwei Procuratori de ultra, die für die drei Stadtteile jenseits des Canal Grande verantwortlich waren, also die Sestieri Dorsoduro, Santa Croce und San Polo. Die Prokuratoren residierten in den nach ihnen benannten Prokuratien. Ihr Amt genoss in der Zeit der Republik höchstes Ansehen.
Sitz der Prokuratoren waren bis Mitte des 16. Jahrhunderts die Alten Prokuratien oder Procuratie Vecchie an der Nordseite des Markusplatzes. Sie wurden unter dem Dogen Sebastiano Ziani um 1172 begonnen und um 1204 umgebaut. Ab 1512 erfolgte unter den Baumeistern Bartolomeo Bon und Guglielmo Grigi ein Umbau, der unter der Leitung von Jacopo Sansovino vollendet wurde. Die Alten Prokuratien wurden nach dem Brand von 1540 dreigeschossig wieder aufgebaut.
Die den alten Prokuratien gegenüberliegenden neuen Prokuratien, die Procuratie Nuove, wurden unter der Leitung von Vincenzo Scamozzi begonnen und um 1640 unter Baldassare Longhena vollendet. Architektonisches Vorbild für die Fassade ist die von Sansovino an der Piazzetta erbaute Bibliothek, die Libreria Vecchia bzw. Libreria di San Marco.
Die neuen Prokuratien wurden nach der Besetzung Venedigs durch Napoleon als dessen Wohnräume eingerichtet. 1810 wurde unter dem Architekten Giuseppe Soli der Verbindungsflügel errichtet, die sogenannte Ala Novissima oder Ala Napoleonica. Dieser Flügel diente als Ersatz für den abgerissenen Sansovino-Bau und die Kirche San Geminiano.
Trotz der Bedeutung des Bauwerks und der daran hängenden Ämter wissen wir aus der Zeit vor 1486 nur wenig, denn die quaderni de sopra la chiesa sind verloren. Die Rolle der Prokuratoren von San Marco als Baupfleger ist dementsprechend nur aus anderen Quellen bekannt, wie eine Nachricht aus dem Jahr 1152, die erweist, dass der Prokurator Otto Basilio eine Geldzuwendung für den Bau des Glockenturms verfügte, an dessen Baukosten sich im übrigen auch die Kommune beteiligte. Eine weitere Quelle, aus dem Jahr 1258, berichtet über die Werkstattorganisation für den Mosaikschmuck der Kirche. Das älteste Kunstwerk, bei dem der Name des Erschaffers bekannt ist, entstand um 1300. Es handelt sich um die Bronzetüren des venezianischen Goldschmiedes Bertuccio in der Nische der Porta di San Pietro an der Fassade links vom Hauptportal. Die Arbeitsorganisation, die hinter dem Riesenwerk stand, wird sich nur unwesentlich von der in anderen Städten unterschieden haben. In Venedig stand dabei ein protomagistro einer nicht namentlich überlieferten Künstler- und Arbeiterschaft vor, der andernorts als capomagistro bezeichnet wurde. Dies belegen Urkunden ab dem 14. Jahrhundert.
San Marcos Baugestalt folgt Vorbildern aus der byzantinischen Architektur. Ein griechisches Kreuz bildet den Grundriss, wobei der westliche Arm länger ist und sich am gegenüberliegenden östlichen Ende die Apsis mit begleitenden Apsiden befindet. Das Gebäude ist 76,5 m lang und 62,6 m breit. Neben der Vierung sind auch die Kreuzarme durch Kuppeln, die 45 m hoch sind, überwölbt. Dabei sind die Vierungskuppel und die westliche Kuppel größer als die übrigen Kuppeln.
Die Vierungspfeiler sind keineswegs massiv sondern durchbrochen. Sie sind in vier Pfeiler unterteilt. Diese Durchbrechung der Pfeiler und die Arkadenbögen im vorderen Teil des Gebäudes wirken, als sei die Kirche dreischiffig.
Die enge Verbindung Venedigs mit Byzanz bewirkte, dass die zu den Bauarbeiten herangezogenen Künstler vor allem nach byzantinischen Vorbildern arbeiteten. Unmittelbares Vorbild könnte die Apostelkirche in Konstantinopel (536-546) gewesen sein, die 1461 zerstört wurde. Sie gilt als ältester Vertreter dieses Fünfkuppeltyps. Dort stand allerdings, im Gegensatz zu San Marco, das Prinzip der Zentralkirche im Vordergrund. San Marco trug aber die byzantinische Kuppel nach Westeuropa, etwa nach Südfrankreich. Die Kathedrale von Périgueux folgte sogar recht genau dem venezianischen Vorbild.
San Marco folgt also bewusst keinen neueren Bauten der eigenen Zeit, sondern der würdevolleren, ursprünglichen Form. San Marco hat den Baugedanken des großen überkuppelten Zentralbaues nach Italien gebracht und wurde damit seinerseits vorbildlich für die wesentlich späteren Großkuppelbauten von Bramante und Michelangelo.
Um vom Markusplatz aus in die Basilika zu gelangen, muss man einige Stufen hinabsteigen. Dieses Absinken des Bodens - um derzeit 23 cm in der Markuskirche - betrifft nicht nur dieses Gebäude, sondern alle alten Stadtteile Venedigs. Bei Hochwasser steht dieser Teil des Gebäudes häufig unter Wasser.
Die Markuskirche besitzt drei Fassaden, die Apsis weist nach Osten. Dabei blickt die Westfassade mit den fünf Eingängen auf den großen Platz, die Südfassade zur Piazzetta, dem Nebenplatz des Markusplatzes, und zur Lagune, genauer gesagt zum Canale della Giudecca. Die Nordfassade hingegen blickt Richtung Piazzetta dei Leoncini.
Vor der Westfassade befinden sich drei Masten. Diese Flaggenmasten aus Zedernholz wurden 1376 aufgestellt. Aus der Werkstatt des Alessandro Leopardi erhielten sie 1505 Basen aus Erz.
Als Besucher betritt man üblicherweise das Kirchengebäude durch das südliche Portal der Westfassade, um es durch das nördliche Portal wieder zu verlassen. Vor dem Eingang bietet das Warten in den meist langen Schlangen der Besucher genügend Zeit, um die Westfassade ausgiebig zu betrachten.
Die in zwei Stockwerke geteilte Hauptfassade repräsentiert den Anspruch von San Marco als Staatskirche Venedigs. Zugleich ist sie Ausdruck des Triumphes über Konstantinopel. Die Fassade wird durch fünf Portale mit mosaikverzierten Bögen und entsprechenden Bögen im Abschlussgeschoss gegliedert, von denen die vier seitlichen ebenfalls Mosaikschmuck aufweisen. Verschiedenfarbige Spoliensäulen sind in den Portalgewänden in zwei Reihen übereinander angeordnet; damit weicht der Bau vom französischen Vorbild ab, denn Statuen, wie in der Île-de-France üblich, wurden hier nicht untergebracht. Ähnliches gilt für die Tympana, wo sich nicht die für die Gläubigen fast greifbaren Heiligen finden, wie in Deutschland oder Frankreich, sondern Mosaiken, die in Kuppellünetten gebannt sind. Von den Mosaiken des 15. Jahrhunderts sind allerdings nur diejenigen in der Porta di San Alippio, das der Betrachter ganz links sieht, nicht ausgetauscht worden. Dort sieht man die Überführung der Reliquien des heiligen Markus in „seine“ Kirche. Die Kirche selbst ist im Aussehen um 1265 dargestellt. Das größere Mittelportal stößt durch die Brüstung der Terrasse, auf der die Kopien der Bronzepferde stehen. Der größere Mittelbogen weist eine Engelstreppe auf, die zur Statue des heiligen Markus führt.
Die Supraportenmosaiken über den vier seitlichen Portalen erzählen, angefangen von der Seite der Mole im Süden bis nach Norden, die Legende der Rettung und Überführung der Gebeine des hl. Markus nach San Marco. Das nördliche Portal ist das älteste und einzige aus dem 13. Jahrhundert erhaltene Portal, die Porta Sant'Alippio.
Über dem mittleren der fünf eindrucksvollen Portale ist das Jüngste Gericht dargestellt. Die Archivolten dieses mittleren Portals wurden im 13. Jahrhundert skulptiert und zeigen die großen venezianischen Zünfte, die zwölf Monatszeichen und Allegorien der Tugenden. Die vier seitlichen oberen Bögen sind mit Blattschmuck und Büsten der Propheten bekrönt, sowie jeweils einer Prophetenbüste im Bogenzwickel. Auf den Bogenspitzen stehen Kaiser Konstantin, Demetrios von Thessaloniki, Markus (1420), Georg und Theodor.
Im Giebelfeld des mittleren, größeren Bogens unterhalb der Statue des heiligen Markus befindet sich ein goldenes Relief des schreitenden Markuslöwen, beides Symbole der Republik, die sich auch im gesamten ehemaligen Kolonialreich finden.
Der Eindruck der Fassade ist weiter bestimmt durch die überreiche Dekoration durch Marmorverkleidung, die unzähligen antiken Säulen aus Marmor, Porphyr, Jaspis, Serpentin und Alabaster und viele Skulpturen unterschiedlichster Epochen. Die 2600 oft antiken Säulen wurden zu großen Teilen bei Eroberungen zusammengetragen und in San Marco als Spolien weiterverwendet. Meist erfüllen sie keine tragende Funktion, sondern dienen zur Dekoration und als Symbolträger für die Macht Venedigs; so die Akritanischen Pfeiler vor dem Südportal, die aus der Polyeuktosbasilika in Konstantinopel stammen.
Die Galerie im oberen Stockwerk wird durch eine Kopie des goldüberzogenen Viergespanns dominiert, das 1204 in Konstantinopel geraubt wurde. Diese vier Pferde von San Marco auf der Loggia von San Marco waren ehemals Teil einer Quadriga und sind das einzige erhaltene antike Vierergespann. Nach Restaurierung und Untersuchung in den 1960er Jahren6 wurde sie im Museo Marciano ausgestellt und an der Fassade von San Marco durch Kopien ersetzt. Die Quadriga entstand zu Beginn des 1. Jahrhunderts. Ihr Entstehungsort ist zwischen Rom, Griechenland und Alexandrien nicht geklärt. Sie befand sich ursprünglich auf dem Triumphbogen Kaiser Neros in Rom. Kaiser Konstantin der Große ließ sie nach Konstantinopel überführen, wo sie auf dem Hippodrom aufgestellt und 1204 im Vierten Kreuzzug als Kriegsbeute nach Venedig geführt wurde. Dafür nahm man ihnen möglicherweise die Köpfe ab und setzte sie später falsch wieder auf. Während des Ersten Weltkriegs wurde die Quadriga, wie zahlreiche andere Kunstschätze Venedigs und ganz Oberitaliens, in Sicherheit gebracht. Im Dezember 1917 traf sie in Rom ein. Erst Anfang 1919 verließen die Pferde die Engelsburg, um im Palazzo Venezia anlässlich einer kleinen Ausstellung zu Ehren von Präsident Woodrow Wilson gezeigt zu werden, ebenso wie das Reiterstandbild des Bartolomeo Colleoni.
Bei der Restaurierung der Pferde fiel auf, dass der Goldbezug der 1,60 m großen und je 875 kg schweren Plastiken schon vor Jahrhunderten eingeritzt worden war, damit die Pferde in der Sonne nicht zu sehr blendeten und einen lebensechteren Eindruck machten. Außerdem wurde festgestellt, dass die Quadriga nicht aus gewöhnlicher Bronze gefertigt war, wie man bis dahin glaubte, sondern fast ausschließlich aus Kupfer, das zwar viel schwieriger zu schmelzen ist als Bronze, jedoch leichter vergoldet werden kann. Jede Figur wurde in nur zwei Teilen gegossen, deren Nahtlinie das Halsband verdeckt.
In Venedig standen die Pferde zunächst einige Jahrzehnte lang vor dem Arsenal und wären fast eingeschmolzen worden, bevor man sie an der Fassade des Markusdoms unterbrachte. 1798 ließ Napoleon die vier Pferde, wie viele andere Kunstschätze Europas, mit nach Paris in den Louvre bringen, von wo aus sie nach dem Wiener Kongress 1815 nach Venedig zurückkehrten.
Die Südfassade ist der Piazzetta zugewandt, wobei der Dogenpalast einen erheblichen Teil des Markusdoms verdeckt. Der zweigeschossige Aufriss der Westfassade mit ihren fünf Portalen wird hier fortgesetzt, dabei sind die Tabernakel ähnlich repräsentativ wie die Hauptfassade. Auch hier findet sich eine große Zahl an Spolien, dazu zwei Pfeiler, die reich mit ornamentalen Reliefs überzogen sind. Sie stammen aus einer Kirche in Konstantinopel, die schon im 11. Jahrhundert aufgegeben worden war, nämlich aus der Polyeuktoskirche von etwa 524 bis 527. Die Säulen gelangten, wie zahlreiche andere Beutestücke, 1204 nach Venedig. Die beiden Marmorsäulen vor der Südfassade, die Pilastri Acritani, entstanden vielleicht im 6. Jahrhundert in Konstantinopel; sie sind, ähnlich wie die großen Säulen am Südende der Piazzetta, die die Heiligen Markus und Theodor tragen, als Herrschaftszeichen zu verstehen.
An der Ecke des Domes an der Porta della Carta integriert steht die 1204 aus Konstantinopel geraubte Gruppe der Tetrarchen. Sie stammt aus der Zeit um 300. Es handelt sich um Porphyrstatuen des spätrömischen Herrschers Diocletian und seiner Mitherrscher Maximian, Constantius I. und Galerius, Statuen, wie sie während der Herrschaft der vier Kaiser, der Tetrarchen (293-313), mehrfach hergestellt wurden. Der linke Fuß der rechten Kaisergestalt wurde vom Unterschenkel an wohl im 18. oder 19. Jahrhundert ergänzt, wie leicht zu erkennen ist. Grabungsarbeiten am Myrelaion, der Kirche und dem Kaiserpalast des byzantinischen Kaisers Romanos Lekapenos (920–944), im Istanbuler Stadtteil Aksaray gelegen, brachten 1963 unter Leitung von Rudolf Naumann, dem ersten Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts Istanbul, ein Schuh- und Fußfragment zutage, das möglicherweise das in Venedig fehlende Stück ist.7 Das Bruchstück ist im Besitz des Archäologischen Museums Istanbul und wird in der 1999 eingerichteten Abteilung für Konstantinopolitanische Stadtgeschichte ausgestellt. 2010 wurde durch eine Marmorprobe und durch eine Plastikkopie die Zugehörigkeit des Fußes zu den Tetrarchen untersucht. Das Ergebnis stand Ende Oktober 2010 noch aus.
Diese Gruppe ist nicht nur wegen ihrer Seltenheit von Bedeutung. Wir haben hier in der Geschichte der spätantiken Plastik eine grundlegende Veränderung in der Auffassung von Herrscherbildnissen überhaupt vor uns, nämlich einen Wandel von einer auf Majestät bedachten Darstellung – siehe die bekannten Herrscherplastiken von Julius Cäsar oder Augustus – zu einer ganz neuen Art von Verinnerlichung hin, für die der Körper kein natürliches Ausdrucksmittel von Macht mehr ist. Damit war der Weg zur frühchristlichen und byzantinischen Kunst beschritten. Anders als die römische Kunst der späten Republik und frühen Kaiserzeit tritt die Natürlichkeit in der Spätantike wieder zurück, wofür die Tetrarchen exemplarisch sind. Die Figuren sind von orientalischen Strömungen geprägt, die auf Frontalität ausgerichtet waren.
Geschosseinteilung und Gliederung der Nordfassade nehmen die Vorgaben der Westfassade genauso auf, wie die Südfassade. Ein romanisches Relief in der vierten Arkade, dort wo sich die Porta dei fiori befindet, berichtet von der Geburt Christi. In der ersten Arkade sieht man den leeren Thron Christi umgeben von zwölf Lämmern als Symbole für die Apostel. Einige Stücke mit Darstellungen der Heiligen Georg und Demetrius, der vier Evangelisten (in der kanonischen Reihenfolge Markus, Matthäus, Lukas, Johannes), Christi und Mariens sind venezianische Arbeiten aus dem 15. Jahrhundert. Sie stammen möglicherweise von der älteren, um 1400 abgebrochenen Ikonostasis, einer mit Ikonen geschmückten Wand mit drei Türen, die üblicherweise in orthodoxen Kirchenbauten zwischen dem inneren Kirchenschiff und dem Altarraum steht.
Das Gebäude weist zwei Vorhallen auf, nämlich hinter der Hauptfassade und hinter der Nordfassade. Die westliche Vorhalle befindet sich hinter der Hauptfassade und entstand im Zuge der Baumaßnahmen des 11. Jahrhunderts, die nördliche Vorhalle entstand hingegen erst im 13. Jahrhundert. Ein solcher Narthex bot Künstlern und Handwerkern zusätzliche Flächen, um Mosaiken anzubringen. Diese Mosaiken, die zahlreiche Szenen aus dem Alten Testament schildern, entstanden zwischen etwa 1220 und etwa 1500.
Die erste Kuppel in der Südwestecke berichtet von der Schöpfungsgeschichte. Dabei sind die Mosaiken in drei konzentrischen Kreisen übereinander angebracht. Im inneren Kreis beginnt die Taube als Symbol des Heiligen Geistes, die über dem Wasser schwebt. Gegen den Uhrzeigersinn schließen sich nun weitere Stoffe aus dem Alten Testament an, nämlich die Trennung von Licht und Finsternis, die Schaffung des Himmelsgewölbes, dann die Trennung von Erde und Wasser, schließlich die Schöpfung der Pflanzen. So schildert der innere Kreis die ersten drei der sechs Schöpfungstage. Der mittlere Kreis berichtet folgerichtig vom vierten, fünften und sechsten Tag, so von der Erschaffung der Gestirne, der Fische, Vögel und Säugetiere, schließlich folgt Adam. Ihm wird die Seele eingehaucht, was bildlich in Gestalt einer kleinen, geflügelten Figur geschieht. Der äußere Streifen besteht aus elf Feldern. Darin wird von der Namensgebung der Tiere, der Erschaffung Evas aus einer Rippe Adams, dem Sündenfall, der Vertreibung aus dem Paradies berichtet. Im letzten Feld sieht man Adam bei der Feldarbeit und Eva beim Spinnen. Um dem Betrachter die Orientierung über den jeweiligen Schöpfungstag zu erleichtern, wurde jeder Szene eine entsprechende Zahl von weiß gewandeten Engeln beigegeben. Knappe lateinische Texte umreißen die geschilderten Szenen.
Über dem eigentlichen Eingang in die Kirche, der Porta di San Clemente, sieht man die Geburt der feindlichen Brüder Abel und Kain, dazu deren Vorbereitung zum Tieropfer. Über der Pforte zur Capella Zen sieht man das eigentliche Opfer, über der Außentür die Bestrafung Kains. Der Zyklus setzt sich in den angrenzenden Tonnenwölbungen fort. Dort folgt die Sintflut und das Leben Noahs in 15 Bildern. In der linken Tonne wird auf der zum Markusplatz weisenden Halbseite der Turmbau zu Babel und die Aufteilung nach Sprachen dargeboten. Die anschließende zweite Kuppel bietet das Leben Abrahams in 19 Szenen dar. Die Lünetten über der Porta di San Pietro und über der Tür nach draußen zeigen Abraham mit den drei Engeln. Zum Markusplatz weist die Geburt Isaaks.
Ereignisse aus dem Leben Josephs finden sich in insgesamt 40 Szenen in der Kuppel über der Nordwestecke und in den beiden folgenden Kuppeln. Den Anfang in der ersten Kuppel machen Josephs Träume. Darin verneigen sich die sieben Garben, dann die Gestirne. Auch wird Joseph von seinen Brüdern in die Grube geworfen, um darauf in ägyptische Sklaverei verkauft zu werden. Die heimkehrenden Brüder zeigen ihrem Vater das blutverschmierte Gewand des Verkauften. In der zweiten Kuppel wird von dem Verkauf Josephs an Potiphar, einen hohen ägyptischen Beamten berichtet, von der Rückweisung von dessen Frau, dann seiner Gefangennahme und schließlich seiner Deutung der Träume des Pharaos. Auch Josephs Frau, eine Tochter des Pharaos namens Asenat, erscheint hier. Nur hier sind sogar die Pendentifs - auch Hängezwickel oder Eckzwickel genannt - mit in die Darstellung einbezogen. In der dritten, dem Jakob gewidmeten Kuppel kann man sehen, wie Joseph Statthalter in Ägypten wird, dann folgt seine Hilfe für seine Brüder, schließlich die Aussöhnung.
Die letzte Kuppel berichtet von Moses. Dabei rettet die Tochter des Pharaos das ausgesetzte Kind, das im Korb im Nil treibt, aus dem Fluss. Es folgt die Tötung des Ägypters, dann schlichtet Moses Streit zwischen Juden. Er hilft Zippora, der Tochter des Jethro, eines Priesters der Midianiter (der sein Schwiegervater wurde), schließlich sieht man den brennenden Dornbusch, die Durchquerung des Roten Meeres auf der Flucht vor dem Heer des Pharaos, schließlich das Manna-Wunder.
Offenbar wurden die Mosaiken in dieser Reihenfolge geschaffen. Dabei erscheinen auch etwa 50 Gestalten von Heiligen, Propheten und Engeln, die jedoch zum Teil erst später eingefügt wurden. Diese später eingefügten Bildnisse entstanden vom 16. bis zum 19. Jahrhundert.
Im Gewände des Hauptportals finden sich Figuren der Maria und einiger Heiliger, die ursprünglich zur Dekoration der alten Contarini-Kirche gehörten. Die älteren unter ihnen sind noch ganz der byzantinischen Tradition verpflichtet. Diese Arbeiten wurden wohl von griechischen Mosaizisten ausgeführt. Schon die perspektivischen Überschneidungen der in szenischen Bezug zueinander gesetzten Gestalten weist auf die Abkehr von dieser Tradition im 13. Jahrhundert hin. Auch ist das Kolorit prächtiger, die Beherrschung der menschlichen und tierischen Anatomie gesteigert, die Liebe zum lebensnahen Detail sehr viel größer. Damit wirkt dieser Bereich weniger traditionalistisch und byzantinisch sondern eher westlich und mehr dem für Venedig typischen Sinn für dekorative Wirkung verpflichtet.
Eines der freiwillig von Byzanz herausgegebenen Elemente stellt die Porta di San Clemente dar, die Kaiser Alexios Ende des 11. Jahrhunderts Venedig schenkte. Diese Bronzetür diente zu Anfang des 12. Jahrhunderts als Vorlage für die Bronzeflügel des Hauptportals. Auch die überaus elegante Gittertür, die die Zen-Kapelle von der Vorhalle trennt, stammt aus Byzanz.
Der Fußboden, der aus verschiedenfarbigen Marmorteilen hergestellt wurde, entstammt noch überwiegend der alten Contarini-Kirche. Auch er wurde im 13. Jahrhundert erweitert.
Links und rechts des Haupteingangs befinden sich zwei Nischen. Dort wurden der Doge Vitale Michiel I. und seine Frau Felicia (Corner?)8 in Gräbern beigesetzt. Es handelt sich damit um das erste Grabmal der Ehefrau eines Dogen, einer Dogaressa. Vitale Michiel war Doge während des Ersten Kreuzzuges (1096-99); unter seiner Führung siegte Venedig über die Flotte der Pisaner und es gelang, die Reliquien des Heiligen Nikolaus aus Kleinasien nach Venedig zu bringen. Weitere Dogengräber wurden in der nördlichen Vorhalle angelegt.
Die Pfingstkuppel, dem Haupteingang am nächsten gelegen, ist wohl die älteste der fünf Kuppeln. Sie stammt aus dem Ende des 12. Jahrhunderts. Im Zentrum schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube. Er sendet Feuerzugen über die am unteren Saum der Kuppel thronenden zwölf Apostel aus.
Die zentrale Kuppel, die Himmelfahrtskuppel, zeigt Jesus in einem von Engeln getragenen Sternenkreis, darunter die betende Maria nebst zwei Engeln und den zwölf Aposteln. Letztere sind jeweils durch Ölbäume voneinander getrennt. In den Pendentifs oder Hängezwickeln finden sich die vier Evangelisten. Dabei handelt es sich um ein dreieckiges Bauelement, das den Übergang zwischen dem kreisförmigen Grundriss einer Kuppel und dem quadratischen Grundriss ihrer Unterlage führt. Die Bezeichnung pendentif kommt aus dem Französischen (pendre, hängen), daher auch der Ausdruck Hängezwickel.
Im Passionsgewölbe zwischen Pfingst- und Himmelfahrtskuppel ist die Gefangennahme Jesu im Garten von Gethsemane zu sehen, sowie Christus in der Vorhölle. Diese Darstellungen entstanden um 1200.
In der Chor- oder Presbyteriumskuppel findet sich der segnende Christus, umgeben von Propheten und seiner Mutter. Das Mosaik aus dem 12. Jahrhundert wurde nach dem Brand von 1231 teilweise erneuert. Am Goldgrund lässt sich erkennen, wie sich die alten von den neueren Teilen abheben. Das Apsismosaik mit dem Pantokrator entstand 1506. Ausgerechnet einige der ältesten Mosaiken, die die Legende des heiligen Markus erzählen, befinden sich im rechen Schiff des Chors und sind dort sehr schwer einsehbar.
Die Johanneskuppel befindet sich vom Eingang betrachtet links und damit im nördlichen Querarm. Dort finden sich Szenen aus dem Leben des Evangelisten Johannes aus dem 12. Jahrhundert.
Die südliche Leonhardskuppel zeigt vier Heilige, nämlich Leonhard von Limoges, Clemens von Alexandria (der behauptete, Reichtum sei nicht per se schlecht, sondern es komme darauf an, was man damit anstelle), Blasius von Sebaste und Nikolaus. Sie gelten als die politischen Heiligen, denn jedes Mal, wenn eine neue politische Allianz geknüpft wurde, kam einer von ihnen hinzu. An der Westwand des südlichen Kuppelraums wird die Legende von der Wiederauffindung der Reliquien des heiligen Markus geschildert. Im Rahmen dieses Säulenwunders sollen lange Gebete des Dogen und der Bevölkerung dafür gesorgt haben, dass die seit dem Brand von 976 vermissten Überrese des Heiligen wieder auftauchten. Sie sollen sich aus der gegenüberliegenden Wand gelöst haben.
Die östliche Kuppel der Propheten erhebt sich über dem Hochaltar.
Der Kirchenraum wird von vier mächtigen Pfeilern und sechs Säulen in drei Schiffe geteilt. Auf den Pfeilern ruhen die fünf Kuppeln. Auch die Querhausarme sind dreischiffig angelegt.
Während der Boden übersät ist von ornamentalen Mosaiken aus Marmor und die Wand in den unteren Bereichen verkleidet mit Platten aus Marmor aller Art, sind die oberen Wandzonen sowie die gesamte Decke mit Mosaiken mit Goldgrund bedeckt.
Die eigentliche Bausubstanz von San Marco ist Ziegelstein. Darauf wurden eine oder zwei Schlämmschichten aus Zement aufgebracht. Auf den noch nassen Putz wurde eine farbige Skizze der geplanten Szene angebracht, dann wurden die einzelnen Mosaiksteine (tessarae) hineingelegt, wobei die Steinchen zu zwei Dritteln ihrer Höhe in den Mörtel gedrückt wurden. Man verwendete zur Herstellung der tessarae Platten aus gefärbtem Glasfluss anstatt bunter Steinchen wie in der Antike. Auch wurden Gold- und Silberfolien in farbloses Glas eingeschmolzen. Häufig gab man ihnen unterschiedliche Neigungswinkel, um so das Spiel der Lichtreflexe lebendiger werden zu lassen.
Der gesamte Innenraum von San Marco bildet einen Höhepunkt der Mosaikkunst des Abendlandes. Die Mosaiken auf Goldgrund trugen dem Dom den Namen „Goldene Basilika“ ein. Der größte Teil der Mosaiken entstand im 13. Jahrhundert. Einige wurden – besonders an der Fassade – im 16. bis 18. Jahrhundert nach Entwürfen aus den Schulen Tizians und Tintorettos und anderen ersetzt, wobei das alte Bildprogramm wohl erhalten blieb. Die Mosaiken bedecken insgesamt eine mehr als 8.000 m² große Fläche9 und bilden damit eine der größten zusammenhängenden Mosaikflächen der Welt. Das Mosaikprogramm bedeckt dabei eine Fläche von 4.240 m², allein 2.098 m² Mosaikflächen bedecken den Fußboden. Die Mosaiken bestehen aus farbigem Marmor, Serpentin und Porphyr, Chalcedon, Malachit und Lapislazuli. Die zahllosen Ornamente und Tiermotive inspirierten viele Kirchenbauten.
Die ältesten Mosaiken befinden sich am inneren Hauptportal. Oberhalb des Portalsturzes befinden sich dreizehn kleine Rundbogennischen. Im Zentrum befindet sich die Muttergottes, flankiert von acht Aposteln. In der Kalotte erhebt sich der Evangelist Markus, ihm liegt ein Entwurf Tizians zu Grunde. Dies ist durchaus ein Bruch mit Gewohnheiten, denn eigentlich würde man an dieser Stelle einen Christus Pantokrator erwarten. Es dürfte sich also um einen bewussten Bruch mit der mittelbyzantinischen Tradition handeln. Außerdem zeigt sich an dieser Stelle, dass mindestens zwei Künstler beteiligt waren, denn die anderen drei Evangelisten unterscheiden sich erheblich von Markus. Dies mag aber auch mit dem Brand von 1106 und dem schweren Erdbeben von 1117 zusammenhängen, Ereignisse, die die Ausstattungsarbeiten sicherlich unterbrochen haben.
Christus entstand wohl stattdessen an der Ostkuppel, doch wurde er im 15. Jahrhundert durch einen sogenannten Christus-Immanuel ersetzt, ein abermaliger Bruch mit byzantinischer Tradition. Ganz entsprach jedoch dieser byzantinischen Tradition, dass 13 Propheten ihre Schriftrollen darbieten, während in der abendländischen Tradition hier 16 Propheten vorgesehen sind.
Das Bildprogramm der Mosaiken stellt einen Gang durch die gesamte Heilsgeschichte des Christentums dar, durchdrungen von der politisch-religiösen Selbstinszenierung der Serenissima.10 Als Vorlage dienten zum Teil verkleinerte Abbildungen, in der Vorhalle z. B. Miniaturen aus Manuskripten. Trotz vieler Erneuerungen dürfte sich das ursprüngliche Bildprogramm im Wesentlichen erhalten haben. Es wurde jedoch gezielt an ideologische Veränderungen angepasst.
Dabei werden zentrale Geschehnisse aus dem Alten Testament in der westlichen Vorhalle dargestellt, wohingegen das Neue Testament das Bildprogramm im Innenraum beherrscht.
Das Apsismosaik zeigt dementsprechend den (erneuerten) Christus Pantokrator und unter ihm diejenigen heiligen Schutzpatrone der Stadt, die noch zum ersten Mosaikenzyklus aus der Zeit Domenico Selvos gehören, und von denen die Markuskirche laut Inschrift Reliquien besitzt: Nicolaus, Petrus, Markus, Hermagoras.
Im Osten über dem Chor befindet sich die Kuppel der Propheten. Von hier aus, mit der Ankündigung des Erlösers durch die, wie gesagt nur 13 Propheten um Maria, nimmt die Heilsgeschichte mit der Erlösung ihren Lauf. Die zentrale Kuppel, die Himmelfahrtskuppel aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, zeigt den auferstandenen Christus in einer sternenbestückten Lichtaura, die von vier Engeln berührt wird.
Unter Christus steht Maria, flankiert von den Erzengeln Gabriel(?) und Michael, im Kreis der zwölf Apostel. Zwischen den Kuppelfenstern sind allegorische Figuren, darunter Tugendallegorien dargestellt. In den Zwickeln der Kuppel sind die vier Evangelisten und die vier Paradiesströme abgebildet.
Die westliche Pfingstkuppel mit dem Heiligen Geist im Scheitel, der Feuerzungen auf die thronenden Zwölf Aposteln aussendet, ist wohl im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts entstanden. Die zwischen den Kuppelfenstern paarweise angeordneten Vertreter der Völker in ihren typischen Trachten symbolisieren die Aussendung der Apostel durch den Hl. Geist gemäß den Texten der Apostelgeschichte.
In den beiden Seitenschiffen sind vor allem die wichtigsten Begebenheiten aus den Leben der Apostel ausgeführt. Im linken Seitenschiff wurden die Mosaike im 16. und 17. Jahrhundert erneuert, im rechten sind noch die ursprünglichen Mosaike aus dem 12. und 13. Jahrhundert zu sehen.
Die Vorhalle (Narthex) ist mit Mosaiken des 13. Jahrhunderts ausgestattet. Diese zeigen Szenen aus der Genesis von der Schöpfung bis zum Auszug aus Ägypten.
Das Baptisterium im südlichen Teil der Vorhalle wurde im 14. Jahrhundert ebenfalls reich mit Mosaiken ausgestattet. Gemäß der Funktion des Raumes ist hier an den Wänden die Geschichte Johannes des Täufers dargestellt, aber auch Szenen aus der Kindheit Jesu. Berühmt ist die Szene mit dem Tanz der Salome, die das Haupt des Johannes auf dem Kopf balanciert (Mk 6,27 29). Die Bildreliefs auf dem Taufstein beziehen sich ebenfalls auf den Täufer, wechseln sich aber mit Szenen der Evangelisten ab. Vor dem Altar befindet sich das Grab des Jacopo Sansovino, der vermutlich das Taufbecken entworfen hat.
Im Baptisterium befinden sich zwei Dogengräber, nämlich das des Giovanni Soranzo im Vorraum und das des Andrea Dandolo gegenüber dem Eingang. Letzterer wurde 1354 als letzter Doge in der Kirche beigesetzt, er hatte die Mosaiken im Baptisterium gestiftet.
In den Nebenchorkappellen San Clemente und San Pietro, an der Westwand des Südquerhauses, in der Cappella Zen und in den Supraporten der Westfassade finden sich Bildzyklen oder Einzelszenen aus der Legende des heiligen Markus. Durch ihre Darstellungen werden häufig weltlich-kirchenpolitische Ansprüche geäußert, Venedig als auserwählte Stadt des Heiligen dargestellt.
Die Zenokapelle, die nur durch das Baptisterium oder das Atrium zu erreichen ist, obwohl sie unmittelbar hinter der Westfassade liegt, entstand erst im 16. Jahrhundert. Ursprünglich handelte es sich bei der Kapelle um das Vestibül der Porta da Mar, dem südlichsten Portal der Westfassade. Dort befindet sich das freistehende Grabmal des Kardinals Giambattista Zeno. Die Madonna della Scarpa, die Muttergottes mit dem Schuh, sitzt zwischen dem heiligen Markus und Johannes dem Täufer, nach Entwürfen von Antonio Lombardo gegossene Bronzen. Der Legende nach schenkte ein Armer der Madonna einen Schuh, der zum Dank in Gold verwandelt wurde. Die beiden Löwen, die die Säulen tragen, stammen aus dem 12. Jahrhundert und gehörten möglicherweise ursprünglich zum Südportal.
Die Cappella Dei Mascoli befindet sich hinter der Nordfassade, wenn man hier durch das mittig angelegte Portal schreitet, sieht man sie auf rechten Seite. Der dortige Mosaikenzyklus wurde von Michele Giambono in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts initiiert. Ursprünglich war die Kapelle der Muttergottes gewidmet, dementsprechend sind dort Geburt, Präsentation im Tempel, Verkündigung, Visitation (an der rechten Wand) und Tod, letzteres in Form der Schlafenden Jungfrau, dargestellt.
Im Tesoro, der sich hinter der Südfassade und der Wand befindet, die an den Dogenpalast angrenzt, befindet sich der Kirchenschatz oder Tesoro. Er birgt etwa 300 Beutestücke, allen voran solche aus dem Jahr 1204, die hier deponiert wurden, wie Reliquienschreine, liturgische Gefäße, Ikonen oder Tapisserien. Dort befindet sich auch der „Thron des heiligen Markus“, ein Reliquiar, das der Legende nach von Kaiser Herkleios im Jahr 630 dem Patriarchen von Grado geschenkt wurde. Der Zugang zum Tesoro befindet sich rechts neben dem Durchgang zum Dogenpalast.
Nur wenige Besucher beschäftigen sich mit den zahlreichen Inschriften, die die Personen und Ereignisse aus dem Alten und dem Neuen Testament begleiten. Sie erläutern nicht nur die Szenen und nennen die Namen der Akteure sondern sie vertiefen auch spirituelle Aspekte. Dabei sind sie fast alle in lateinischer Sprache abgefasst, was bei einer derartig byzantinischen Kirche keine Selbstverständlichkeit ist, denn in Byzanz schrieb und sprach man Griechisch.
Nur sehr wenige griechische Inschriften sind vorhanden, wie etwas die Monogramme Christi und seiner Mutter, die offenbar dazu dienten, die Heiligkeit der beiden Gestalten besonders zu untermauern. Einem ähnlichen Zweck dienten die griechischen Namen von herausragenden Figuren, wie etwa der Heiligen Petrus, Paulus, des Evangelisten Johannes, der Erzengel Michael und Gabriel sowie einiger der orientalischen Kirchenväter.
Die lateinische Texte umfassen wörtliche Zitate oder Zusammenfassungen in Prosa- oder Versform, die einzelne Szenen oder Prophetenaussagen zitieren oder erläutern sollen. Daneben finden sich mittelalterliche versförmige Gebete und Invokationen, etwa auf einigen Bögen, in Gewölben oder in Halbkuppeln. Hinzu kommen Prosatexte bei einigen Szenen sowie die Namen der Heiligen oder Propheten, wie es auch im Osten bei Heiligendarstellungen geläufig war. Gelegentlich spricht auch Maria oder Jesus selbst zu den Gläubigen.
Bei den bereits genannten vier Evangelisten nahe dem Hauptportal, das vom Atrium in das Innere der Kirche führt, findet sich etwa die Inschrift Ecclesiae Christi vigiles / sunt quattuor isti / quorum dulce melos / sonat et movet udique coelos (Wächter der Kirche Christi sind diese vier, deren süßer Gesang klingt und bewegt die Himmel überall). Bei den acht Aposteln rund um Maria erklärt eine Inschrift die Rolle der Jungfrau Maria und ihre Aufgabe: Sponsa Deo gigno natos ex virgine virgo / quos fragiles firmo fortes super aethera mitto (Braut Gottes, allzeit Jungfrau, gebäre ich Kinder, die ich in ihrer Schwäche stärke und sicher in den Himmel schicke). Ähnliches gilt für Markus, der die Sündigen von denen fernhalten soll, die ihn verehren. Bereits im Inneren der Kirche verkündet Jesus: Ego sum ostium, si quis per me introierit salvabitur et pasqua inveniet (Ich bin die Pforte, jeder der durch mich hindurchtritt findet die Wiesen des Heils). Letzteres ist ein verkürztes Zitat aus Johannes 10,9. Zentral für das Konzept des Bildprogramms war, dass damit das Eintreten in die „alte“ Kirche zu einem Symbol des Eintritts in das Paradies wurde.
Eines der berühmtesten Ausstattungsstücke der Kirche ist das Goldantependium des Hochaltars, die sogenannte Pala d'oro. Vor dem Chorraum befindet sich die Ikonostasis mit Figuren der Apostel, Mariens, des Johannes und einem Triumphkreuz der Brüder dalle Masegne aus dem Jahr 1394. Links der Ikonostasis die Doppelkanzel aus dem 14. Jahrhundert, die aus verschiedenen Materialien zusammengesetzt ist, unten die achteckige romanische Kanzel für die Verkündigung des Evangeliums, oben die byzantinische Kanzel mit Kuppel, vermutlich für die Predigt. Rechts befindet sich die niedrigere Kanzel oder Sängerempore. Jacopo Sansovino vermerkte 1581, dass diese Kanzeln „alla usanza greca“ („nach griechischem Brauch“) gebaut seien. Auf der zweistöckigen Nordkanzel werde das Evangelium verlesen und an hohen Festtagen gepredigt, auf der Südkanzel wurde dem Volk der neugewählte Doge präsentiert.
Die Pala d'oro, die den Eindruck vermittelt, als komme das Licht aus dem Hintergrund, wird bereits im 10. Jahrhundert erwähnt und unter dem Dogen Ordelafo Falier (1102-1118) überarbeitet, nach 1204 noch reicher ausgestattet. Auch während der gotischen Überarbeitung der Kirche wurde das Antependium umgearbeitet und ergänzt. Einige der heutigen Teile stammen aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, wie der Christus Pantokrator oder die Erzengel.
Karl Woermann beschrieb 1905 die im Mittelpunkt stehende Technik folgendermaßen: „Die Zellenschmelzkunst (Email cloisonné) ist Umrisszeichnung mit einem Netz feiner Goldstege, die der Goldfläche aufgeheftet werden, und Auffüllung der einzelnen Felder dieser Zeichnung mit farbigen Glasflüssen … in Domschätzen und Sammlungen des Abendlandes eine erhebliche Anzahl derartiger Kunstwerke erhalten. Berühmt ist die goldene Vorderwand (Pala d’oro) des Hochaltars der Markuskirche zu Venedig. Der Doge Pietro Orseolo I. bestellte sie 976 zu Konstantinopel. Aber nur die Schmelzbilder ihrer oberen Reihe, zum Beispiel das Medaillonbild des Erzengels Michael und die sechs Bilder aus der Leidens- und Apostelgeschichte, gehören dieser goldenen Zeit der byzantinischen Kunst an; die übrigen sind später hinzugefügt.“12
Das Werk trägt 1.401 Gemmen und 526 Juwelen. Im oberen Teil finden sich Darstellungen des Einzugs in Jerusalem, der Wiederauferstehung, der Kreuzigung, der Himmelfahrt, der Herabkunft des Heiligen Geistes, des Todes der Jungfrau. Im unteren Teil finden sich entsprechend der Offenbarung des Johannes (Vision Offb 21,1–22,21: Die neue Welt Gottes) im Zentrum Christus mit der rechten, segnenden Hand, in der linken ein offenes Buch. Um ihn herum sind die vier Evangelisten angeordnet, von denen jeder an seinem Werk arbeitet. Unterhalb des Pantokrators befindet sich Maria, an ihrer Seite die Stifter Ordelaffo Falier und Kaiserin Irene von Byzanz. Oberhalb des Pantokrators findet man neben zwei Erzengeln die Vorbereitung des Thrones für das Jüngste Gericht. An den Seiten dieser zentralen Darstellung finden sich die zwölf Propheten, die zwölf Apostel und die zwölf Erzengel. Oberhalb finden sich, umgeben von Diakonen, die Weihrauch verbrennen, zahlreiche Szenen aus dem neuen Testament, wie sie in Byzanz gefeiert wurden, wie die Verkündigung, die Taufe Jesu, das letzte Abendmahl oder die Kreuzigung. Auch finden sich Szenen aus dem Leben des heiligen Markus, seines Martyriums in Ägypten und der Translation seiner menschlichen Überreste nach Venedig.
San Marco war über lange Zeit eine der bedeutendsten musikalischen Institutionen Venedigs, deren Einfluss sich in ganz Europa bemerkbar machte. Als Komponisten am Markusdom waren u.a. Adrian Willaert, Cypriano de Rore, Gioseffo Zarlino, Andrea Gabrieli, Giovanni Gabrieli, Giovanni Croce, Claudio Monteverdi und Francesco Cavalli tätig.
Venedigs Aufstieg zu einer berühmten Stadt der Musik begann mit der Gründung einer Singschule am Markusdom, die 1403 gegründet wurde. Die Rede ist von acht Kindern (putti). Bereits gegen Ende des 14. Jahrhunderts sind Orgel und Sänger für die Messliturgie nachgewiesen, und 1316 wird ein Maestro Zucchetto genannt, der für 10 Dukaten die große Orgel wiederherstellen sollte.12m Bis 1389 war der einzige Organist zugleich auch Chorleiter. 1489 wurde durch Fra Urbano die linke Orgel aufgestellt, primo organo genannt. Bis 1491 arbeiteten zwei Organisten an der Kirche, denen 1491 ein Maestro di Cappella hinzugefügt wurde, nämlich der Flame Pietro de Fossis. Dieser starb 1527, aber auch sein Nachfolger Adrian Willaert versah seine Arbeit über Jahrzehnte. Sein Arbeitsplatz war die Cappella di San Teodoro. 1577 entstand eine zweite Schule am Seminario di San Marco. Eröffnet 1580 war ihr Sitz der Palazzo del Primicerio. Allerdings zog das Seminario 1591 nach Sant’Antonio di Castello in das Spedale di Messer Gesù Cristo um. Baldassare Donato, bereits Maestro di canto, wurde 1590 zum Maestro di Cappella erhoben. Die berühmtesten Schüler Willaerts waren dabei keineswegs Venezianer: Cipriano de Rore war Flame, Gioseffo Zarlino stammte aus Chioggia, Costanzo Porta aus Cremona, Claudio Merulo aus Correggio, Francesco della Viola aus Ferrara und Andrea Vicentino aus, wie der Name schon sagt, Vicenza. Allerdings waren Baldassare Donato und Andrea Gabrieli geniale Komponisten, die aus Venedig stammten. Dabei kam es zu heftigen Konflikten zwischen dem Maestro di Cappella Gioseffo Zarlino und Baldassare Donato. Ihren Höhepunkt erreichte die Schule unter Claudio Monteverdi, der den Hof in Mantua verließ, um Giulio Cesare Martinengo im Jahr 1613 nachzufolgen. In der nachfolgenden Phase wurde vor allem der Einfluss von Antonio Lotti und Antonio Biffi beherrschend, doch wirkten auch die Komponisten Benedetto Marcello und vor allem Antonio Vivaldi auf das stärkste auf die Musikentwicklung ein. Gegen Ende des Jahrhunderts war die überragende Figur Baldassare Galuppi.
Nach 1797, der Auflösung der Republik, wurde die Marciana zur Patriarchenkapelle, doch war diese Institution nur bedingt gewillt und in der Lage, sich den Aufgaben einer Schule dieses Ranges zu stellen. Das Orchester schrumpfte, und es verschwand am Ende des 19. Jahrhunderts gänzlich, die Cappella verlor ihre Bedeutung. Mit Antonio Buzzolla, von 1850 bis 1870 in der Basilika aktiv, begann ein rückwärts blickender Wiederaufstieg, etwa mit gregorianischer Musik. Derzeit sind Marco Gemmani (* 1958) als Maestro di Cappella tätig, Primo Organista ist Pierpaolo Turetta.
1403 wurde auf Wunsch der Prokuratoren von San Marco die erste Singschule am Dom gegründet. Die Scuola di cantofermo e figurato e contrapuntto teoretico e pratice13 war vom Senat genehmigt und wurde von den Prokuratoren finanziert. Der Staat übernahm alle Kosten für den Unterhalt und den Unterricht der Schüler. Als Lehrer verpflichtete man zunächst auswärtige Musiker.
Über die Handelswege, die niederländische und italienische Wirtschaftszentren verbanden und über die auch die Innovationen der niederländischen Ölmalerei ihren Eingang in Italien fanden, kamen niederländische Musiker und brachten die neue Musik eines Josquin Desprez, Johannes Ockeghem oder Guillaume Du Fay in die Stadt.
1527 trat Adrian Willaert als Nachfolger von Pietro di Fossis († 1527) die Stelle eines Kapellmeisters, eines Magister capellae cantus ecclesiastice Sancti Marci an, die er bis zu seinem Tod im Jahre 1562 innehatte. Unter Willaert wurde Venedig zu einem Zentrum europäischer Musikkultur. Er vergrößerte die Chöre und konnte die Kirchenmusik am Markusdom auf ein bisher nicht erreichtes Niveau steigern, sodass sich der Ruhm seiner Sonn- und Feiertagskonzerte verbreitete. Mit Genehmigung der Prokuratoren richtete er eine Kopierwerkstatt ein, um den hauseigenen Notenbestand zu erweitern 14
Willaert nutzte die im Markusdom gegebenen Räumlichkeiten mit den gegenüberliegenden Balkonen, mit den beiden dort installierten Orgeln, indem er den Chor in zwei Abteilungen gliederte, die sowohl antiphonisch als auch simultan eingesetzt werden konnten. Seine musikalischen Innovationen, die Synthese von flämischen, französischen und italienischen Stilelementen, die am Markusdom erprobte Mehrchörigkeit, sind eng mit dem Begriff der Venezianischen Schule verknüpft. Zur gleichen Zeit wurde das Prinzip der Mehrchörigkeit auf die Instrumentalmusik übertragen. Claudio Monteverdi (1567-1643) sah noch 1607 in Willaerts Musik die Vollendung der prima pratica. 15
Musiklehrer am Markusdom unterrichteten häufig die Schülerinnen der Ospedali-Musikschulen, deren Chöre bis Mitte des 18. Jahrhunderts zu den Attraktionen für Venedig-Touristen zählten
Die heutige Orgel des Markusdoms wurde 1909 von der Orgelbaufirma Mascioni (Azzio in der Provinz Varese) erbaut. Das Instrument hat zwölf Register auf zwei Manualen und Pedal, und hat pneumatische Trakturen.16
Der 98,6 m hohe Campanile von San Marco wird von den Venezianern der Paron di casa, der Hausherr genannt. Seine heutige Gestalt erhielt der Glockenturm zwischen 1511 und 1514. Die Anfänge des höchsten Gebäudes der Stadt reichen in die Zeit zwischen 889 und 911 zurück, in die Zeit des Dogen Pietro Tribuno. Nach mehrfachen Unterbrechungen wurde der Turm unter dem Dogen Tribuno Memmo (979–991) fertiggestellt. Ein Helm aus gebranntem Ton wurde 1152 unter dem Dogen Domenico Morosini vollendet, und zwar hauptsächlich von den Brüdern Pietro und Giovanni Basilio. Das oberste Geschoss mit den heute noch sichtbaren Klangarkaden wurde 1178 hinzugefügt und 1329 nochmals umgestaltet. 1489 traf das Gebäude ein Blitz. Die Turmspitze wurde 1510 aufgesetzt, doch traf es 1511 ein Erdbeben. 1513 wurde die Spitze mit einem Engel aus Holz ausgestattet, der mit vergoldetem Kupferblech verkleidet wurde. Es ist die Statue des Erzengels Gabriel.
Seit 1548 ist für den Karnevalsdienstag ein Brauch dokumentiert, eine akrobatische Darbietung auf einem Seil, das vom Turm herab gespannt wurde. Dieser sogenannte „volo de angelo“ (Engelsflug), ursprünglich „volo de turco“ (Türkenflug nach dem ersten, der dieses Kunststück ausführte), ist auch auf Gemälden, z. B. von Canaletto und Francesco Guardi festgehalten worden. Erdbeben und Blitzeinschläge verursachten wiederholt Schäden am Turm und machten Restaurierungsarbeiten notwendig, wie 1653 unter der Leitung von Baldassare Longhena. 1745 schlug erneut ein Blitz in den Turm ein, der erhebliche Schäden anrichtete. 1776 erhielt das Bauwerk einen Blitzableiter. 1822 wurde der Erzengel gegen eine neue Statue ausgewechselt.
Als Folge des Versuchs, einen Lift einzubauen, stürzte der Campanile am 14. Juli 1902 ein, ohne einen einzigen Menschen zu verletzen oder ein benachbartes Bauwerk zu beschädigen – mit Ausnahme der Loggetta, die vollständig zerstört wurde, sowie vergleichsweise geringen Schäden an der Biblioteca Marciana. Es hatten sich schon vorher Risse im Mauerwerk gezeigt. Angeblich wollte ein Fotograf ausgerechnet in diesem Augenblick seine Kamera ausprobiert und dabei ein Foto gemacht haben, das durch die Presse ging. Man untersuchte das Negativ genauer und fand Spuren einer nicht sonderlich raffinierten Retusche.
Der Campanile wurde von 1903 bis 1912 als Betonskelettbau rekonstruiert, auch wurde ein Aufzug eingebaut, obwohl der seinerzeitige Bürgermeister bei der Grundsteinlegung am 25. April 1903 noch betont hatte, der Turm werde erbaut „dov'era e com'era“ („wo er war und wie er war“).
1820 schuf der Glockengießer Canciani ein neues Geläut aus fünf Glocken, darunter die Überreste der historischen Glocken. Nach der Katastrophe von 1902 konnte nur die große Glocke, die Marangona gerettet werden. Das Material der übrigen Glocken wurde in Mailand neu vergossen. Die neuen Glocken wurden von Papst Pius X. gestiftet. Das neue Geläut wurde auf der Insel S. Elena zusammengestellt, die Namen der Glocken geben ihre einstige Funktion wieder. Beim Licht von 25.000 elektrischen Glühbirnen17 läuteten die Glocken zum ersten Mal, ein Ereignis, das bis zum nächsten Morgen um 6 Uhr gefeiert wurde.18
Die große Marangona hat einen Durchmesser von 1,8 m und wiegt 3.625 kg. Sie kündigte das Ende der Arbeit für die Marangoni an, die Schiffsschreiner im Arsenal. Auch läutete sie, wenn der Große Rat sich versammelte. Die Nona, die Zweite, hat einen Durchmesser von 1,56 m und wiegt 2.556 kg; sie läutet mittags. Die Trottiera (die Dritte) hat einen Durchmesser von 1,385 m und wiegt 1.807 kg. Sie forderte die adligen Männer zum zweiten Mal auf, den Saal des Großen Rates im Dogenpalast aufzusuchen. Es heißt, sie sollten ihre Pferde in Trab (trotto) bringen. Die Pregadi oder Mezza terza genannte vierte Glocke hat einen Durchmesser von 1,29 m und wiegt 1.366 kg. Sie kündigte die Versammlungen des Senats an, der im Mittelalter Consiglio dei Pregadi bzw. Consilium Pregatorum hieß. Die Senatoren hießen dementsprechend noch Pregadi. Die Renghiera mit einem Durchmesser von 1,16 m und einem Gewicht von 1.011 kg kündigte Hinrichtungen an. Das sogenannte „plenum“, das Spiel aller fünf Glocken gleichzeitig, findet nur zu den höchsten Feiertagen des Kirchenjahres statt, gelegentlich auch an Gedenktagen.
1997, am 200. Jahrestag des Endes der Republik, hissten acht Männer auf dem Turm die Kriegsflagge Venedigs. Die acht als Löwen oder „Serenissimi“ bezeichneten Besetzer wurden zu Haftstrafen bis zu sechs Jahren verurteilt, jedoch nach einem Jahr freigelassen.
Ein Schmuckstück für sich ist die Loggetta, also die kleine Loge am Fuße des Campanile. Sie wurde von 1537 bis 1549 von Jacopo Sansovino errichtet, dem Hauptmeister der Hochrenaissance in Venedig. Sansovino war auch dafür verantwortlich, dass der bis dahin verbaute Markusplatz seine großräumige Gestaltung erfuhr. Die Renaissance-Architektur in Venedig hat häufig einen stärker dekorativen Charakter als entsprechende Formen in Florenz, sie ist nicht so herb und streng wie beispielsweise Brunelleschi, und sie hat auch hier nicht auf die reichliche Verwendung von Säulen verzichtet.
Besonders dekorativ ist im Vergleich zur Hauptfassade ein Baumotiv auf der Schmalseite der Loggetta, das typisch ist für die venezianische Architektur: eine raffinierte und sehr harmonisch wirkende Zusammenstellung von verschiedenen Bogenformen. Das auf der Hauptseite durchgehende Gesims ist hier durch eine Bogenöffnung aufgebrochen, die von kleineren rechteckigen Öffnungen begleitet ist, die ihrerseits aber von einem Halbbogen bekrönt sind. Diese Dreiergruppe wird insgesamt von einem großen Halbkreis überfangen, der auch eine Kreisform über dem Mittelportal überzieht. Solche Bogenkonstruktionen werden an den Privatpalästen immer wieder zu sehen sein. Sie gehören zur venezianischen Tradition, hängen noch mit der byzantinischen Baukunst zusammen und passten zu den neuen Bauidealen der Renaissance.