Einleitung
Venedig bzw. Venezia, venezianisch Venexia, ist eine Stadt an der Adria im Nordosten Italiens. Sie ist die Hauptstadt der Region Venetien und der Provinz Venedig. Sie trägt den Beinamen La Serenissima, der auf lat. Serenitas oder Serenissimus zurückgeht, ein Titel, der schon unter den Söhnen des römischen Kaisers Theodosius' des Großen erscheint, also auf das frühe 5. Jahrhundert zurückgeht. Eine deutschsprachige Nachbildung wäre dementsprechend Die Durchlauchtigste (von mhd. durchliuhtec = durchstrahlend, hell leuchtend; gemeint ist fürstlich, erhaben).1
Bei der Volkszählung 2006 hatte die Stadt 268.934 Einwohner1a, davon wohnten 176.621 auf dem Festland, 61.611 im historischen Zentrum (centro storico) und weitere 30.702 innerhalb der Lagune. Am 31. Dezember 2010 zählte man 270.884 Einwohner. Am 31. Dezember 2015 zählte die Stadt nur noch 263.352 Einwohner, davon 181.883 in den Stadtteilen auf dem Festland, 58.901 im historischen Zentrum und 29.674 innerhalb der Lagune. Das historische Zentrum, das somit binnen eines Jahrzehnts über 2.700 Einwohner verloren hatte, erstreckt sich über etwa 118 Inseln2 und liegt ebenfalls in der Lagune, die zwischen den Mündungen des Po im Süden und des Piave im Norden liegt. Die Fläche der Stadt beträgt nach offiziellen Angaben genau 414,573 km², davon sind 257,7256 km² Wasserfläche.2a
Rund ein Jahrtausend lang war die Stadt als Republik Venedig eine der bedeutendsten politischen und wirtschaftlichen Mächte und eine der größten europäischen Städte, bis ihre Selbstständigkeit 1797 durch Napoleon endete. Ihr Adel3, der politisch dominierte, stellte zeitweise den größten Zwischenhändler zwischen Westeuropa und dem östlichen Mittelmeer dar. Die Stadt profitierte vom Handel mit Luxuswaren, Gewürzen, Salz und Weizen, und entwickelte sich zugleich zum größten Finanzzentrum. Keine zweite Stadt Europas hat ihre ständische Ordnung so entschieden zur Arbeitsteilung genutzt wie Venedig. Der Adel besorgte die Politik und die gehobene Verwaltung sowie die Kriegsführung. Auch das Kommando über die Kriegsflotte, aber auch die in Konvois verkehrenden Handelsflotten lag bei ihm. So dominierte er den Fernhandel. Die Cittadini, die bürgerlichen Kaufleute (circa 3 bis 4 % der Bevölkerung), sorgten für Geldmittel und Wertschöpfung durch Handel und Produktion von Luxuswaren, ohne Zugang zu den politischen Gremien - sieht man einmal von schweren Staatskrisen ab. Die Populani, also die Mehrheit der Bevölkerung, stellte die Soldaten, Matrosen und leistete Handarbeit, durfte aber auch als Schiffsbesatzung in gewissem Rahmen auf eigene Rechnung Handel treiben. Zur Zwangsverpflichtung von Gefangenen und Schuldnern ging man erst im Verlauf des 16. Jahrhunderts über. In der Epoche des Aufstiegs waren die Adelsfamilien aktiv an Wirtschaft und Verwaltung der Stadt beteiligt: Sie trieben Handel, leiteten Kontore, kommandierten Galeeren und Flotten und waren in den zahlreichen Gremien des Staatswesens in die - zeitlich begrenzten - Ämter eingebunden, deren Kosten sie selbst zu tragen hatten und die sie ohne spezielle Ausbildung ausfüllten. Gewählt wurden sie im Großen Rat, in der Generalversammlung des erwachsenen, männlichen Adels.
Venedig und seine Lagune stehen seit 1987 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes.4 Sie haben überaus häufig inspirierend auf Künstler gewirkt, zugleich ist Venedig eine der am häufigsten von Touristen aufgesuchten Städte. Mit den daraus resultierenden Einnahmen versucht man, die überalterte und von häufigen Überschwemmungen (acqua alta) bedrohte Stadt zu sanieren und ihr neben den traditionellen Lebensgrundlagen neue zu erschließen. Die Entvölkerung der Kernstadt, die inzwischen weniger als 60.000 Einwohner hat, konnte diese einseitige, seit mehr als einem Jahrhundert betriebene Ausrichtung auf den Tourismus nicht aufhalten.
Geographie
Venedig umfasst eine rund 550 km² große Lagune mit ihrem Umland, die bereits seit dem Hochmittelalter tiefgreifenden Veränderungen, wie der Umleitung von Zuflüssen, unterworfen wurde.5 Sie entstand ab etwa 4000 v. Chr. Die Flusssedimente überdecken eine jungpleistozäne Grundschicht aus Lehm und Sand. Diese Schicht ist zwischen 5 und 20 m dick.6
Venedig ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Die Gemeinde umfasst das historische Zentrum mit rund 7 km² Fläche sowie den größten Teil der Lagune mit ihren mehr als sechzig Inseln. Hinzu kommen auf dem Festland gelegenen Stadtteile wie Chirignago, Favaro Veneto, Marghera, Mestre oder Zelarino.
Zur Municipalità (Stadtbezirk) Venedig-Murano-Burano gehört das historische Zentrum, das wiederum in sechs Stadtteile untergliedert ist, die Sestieri. Diese Sestieri sind San Polo, Dorsoduro (mit den Inseln Giudecca und San Giorgio Maggiore) sowie Santa Croce, die rechts des Canal Grande liegen, wohingegen San Marco, Cannaregio und Castello links dieser Hauptwasserstraße liegen. Außerdem umfasst der Bezirk den mittleren und den nördlichen Teil der Lagune mit zahlreichen Inseln, zu deren wichtigsten die Glasbläserinsel Murano, das nordöstliche Insel-Trio Burano, Mazzorbo und Torcello, die Gemüseinseln Sant'Erasmo und Vignole sowie die Friedhofsinsel San Michele gehören.
Die Municipalità Lido-Pellestrina nimmt den östlichen Teil der Lagune mit der von Chioggia bis Jesolo reichenden Nehrung ein, die die Lagune zur Adria hin abschließt. Die beiden schmalen Inseln erstrecken sich über mehr als 20 km südwärts von Venedig. Der nördlichere Lido di Venezia entwickelte sich im 19. Jahrhundert zum mondänen Seebad mit luxuriösen Hotels und einem Spielcasino - ein Begriff, der auf das venezianische casino für ‚Häuschen‘ zurückgeht. Pellestrina lebt dagegen überwiegend von Fischfang und Muschelfischerei. Die Municipalità Chirignago-Zelarino umfasst die auf dem Festland gelegenen Stadtteile Chirignago, Cipressina, Zelarino, Trivignano und Gazzera, die westlichen Vororte. Diese Municipalità hat als einzige keinen Zugang zur Lagune. Die Stadt Mestre-Carpenedo auf dem Festland wurde 1926 eingemeindet und beherbergt heute mehr als die Hälfte der Einwohner der Gesamtstadt. Versuche, Mestre aus der Gemeinde Venedig wieder auszugliedern, scheiterten in vier Referenden, zuletzt 2003. Der Industriestadtteil Marghera liegt ebenfalls auf dem Festland und ist durch die petrochemische Industrie geprägt. Der Stadtteil Favaro Veneto liegt nordöstlich von Mestre und schließt den Flughafen Marco Polo ein.
Venedig ist eine Stadt im Wasser. Sie setzt sich aus über 100 Inseln zusammen, zwischen denen sich zahlreiche, meist schmale Kanäle hindurchziehen. Dabei wurden seit dem 19. Jahrhundert immer mehr dieser Canali zugeschüttet oder für den Wasserverkehr stillgelegt - beispielsweise, indem man sehr niedrige Brücken baute. Dieser Gegensatz zwischen Land- und Wasserverkehr setzt sich bis heute fort. Viele der Kanäle werden nur noch wenig oder gar nicht befahren. Die einstige Dominanz des Wasserverkehrs wird fast nur noch am Arsenal und am Canal Grande augenfällig, der nur stückweise von Fußgängern erreichbar ist. Begehbarkeit unmittelbar am Canal Grande war in Zeiten, in denen praktisch jeder ein Boot besaß unnötig, so dass nur um die Rialtobrücke, dem ehemaligen kommerziellen Zentrum der Stadt, wo zahlreiche Sackträger und Karrenfahrer unterwegs waren, derlei Fußwege vorgesehen waren. Meist unmittelbar am Kanal ballen sich dementsprechend die repräsentativen Palastbauten des Stadtadels, die als palazzi oder case (Häuser) bezeichnet werden (daher etwa Bezeichnungen wie Ca’ Foscari). Sie besitzen direkte Zugänge zum Wasser, die von farblich markierten Holzpfählen gekennzeichnet sind, an denen die Boote anlegen. Solche Pfähle, deren Zugehörigkeit zu dem jeweiligen Haus an der Bemalung erkennen lassen, lösen sich immer wieder aus dem Untergrund. Sie treiben dann im Wasser und daher müssen jährlich etwa 500 von ihnen eingesammelt werden.
Zu jeder Insel, die gleichzeitig meist eine Gemeinde darstellte, gehört mindestens ein Platz, der ‚Campo‘. Dieser bildet das Kommunikations-, Verkehrs- und Handelszentrum - im Idealfall braucht der Bewohner einer derartigen Gemeinde für die Bedürfnisse des täglichen Lebens seine Insel nie zu verlassen. Jedoch haben spätere Veränderungen diese Struktur überlagert, wie etwa die Strada Nova7 oder die Via Garibaldi. Auch bieten die meisten ‚Campi‘ nicht mehr alle einstigen Funktionen.
Das ehemalige Machtzentrum der Stadt, der Markusplatz, weist eine völlig eigene Struktur auf. Das Gebiet ist von dem großen Platz (‚Piazza‘) und seinem Nebenplatz (‚Piazzetta‘) und den öffentlichen Gebäuden geprägt, allen voran dem Dogenpalast und den Prokuratien, aber auch von Bibliotheken und Museen, von der Markuskirche und dem freistehenden Glockenturm, dem Campanile. Der Platz mit seinen Gebäuden war über Jahrhunderte eine Inszenierung der Unangreifbarkeit, denn das Zentrum der Macht, der Dogenpalast, ist nie - von den frühesten Anzeichen abgesehen - durch sichtbare Wehrbauten gesichert worden. Venedig war eine Metropole ohne Stadtmauern. Diese Symbolsprache war von großer Suggestionskraft für Menschen, deren Städte von Mauern und Gräben umlagert waren.
Immer noch Wenigen ist das im Osten der Stadt gelegene Arsenal bekannt, das dem Schiffbau diente. Damit war es der entscheidende Ort, auf dem die Seemacht Venedig basierte. Noch heute ist es militärisches Sperrgebiet. Seine Umgebung weist typische Kennzeichen eines Industrieviertels mit kasernierter Arbeiterschaft auf, ein Bezirk, in dem zeitweise über 10.000 Arbeiter beschäftigt waren. Der Osten der Stadt ist auch heute noch ein ‚Arbeiterquartier‘, wenn auch die industrielle Produktion fast vollständig aus der Kernstadt verschwunden ist.
Am stärksten von der Anbindung an das Festland ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts der Westen der Stadt gekennzeichnet. Dort mündet die Freiheitsbrücke (der Ponte della Libertà), dort befinden sich auch der Bahnhof Santa Lucia, dazu das bei weitem größte Parkhaus und der Bushalteplatz am Piazzale Roma. Sie binden die Stadt im Wasser an die Verkehrsströme des Festlands an. Darüber hinaus endet dort ein Gleis bei der Stazione Marittima, die die Anbindung des Bahngüterverkehrs an den kleinen Hafen gewährleistet. Schließlich entstanden dort künstliche Inseln, wie das über 18 ha große Tronchetto, das im Kern einen Parkplatz darstellt.
Die Südseite der Stadt erstreckt sich als Flaniermeile (Zattere) von der Stazione Marittima bis zum Gelände der Biennale, unterbrochen vom Canal Grande und unter Einschluss des Bereichs vor dem Dogenpalast. Ähnliches gilt für die gegenüber liegende Nordseite der Giudecca, die fast als einzige noch industrielle Strukturen aufweist, wie die Stucky-Mühle, die jedoch inzwischen zum Hotel umgebaut worden ist. Ihren deutsch klingenden Namen erhielt sie nach Giovanni Stucky (1843–1910), Sohn eines Schweizers und einer Venezianerin. Er ließ ab 1883 auf dem Gelände des abgerissenen Nonnenklosters SS. Biagio e Cataldo eine Dampfmühle errichten. Das heutige Gebäude entstand unter Leitung des Hannoveraner Architekten Ernst Wullekopf in den Jahren 1894 bis 1895. Giovanni Stucky, der zeitweise 1500 Arbeiter beschäftigte, wurde zum vermögendsten Bürger Venedigs, doch wurde er 1910 unter nie ganz geklärten Umständen von einem seiner Arbeiter 1910 ermordet. Die Mühle arbeitete bis 1955, die verbliebenen 500 Arbeiter besetzten einige Wochen das Gebäude, doch mussten auch sie aufgeben. 2003 wurde es durch einen Großbrand partiell zerstört, seit 2007 ist es ein Hotel mit fast 400 Betten.
Rund um diesen Kernbereich der Stadt liegen zahlreiche Inseln, denen bereits vor Jahrhunderten verschiedene Aufgaben zugewiesen wurden: eine Insel für die Toten, die Friedhofsinsel (San Michele), eine für die Glasbläser (Murano) oder eine für die Gemüseproduktion (Sant'Erasmo). Der Insel Rialto kam schon im Frühmittelalter die Funktion eines Marktplatzes zu, zu der sich schnell die eines Finanz- und Fernhandelszentrums gesellte. Etwas versteckter, am Rande der Insel, entstand mit den Carampane ein Bezirk, in dem ab etwa 1422 vor allem Prostituierte wohnten und arbeiteten. Doch dieser Versuch, dieses Gewerbe nur dort zu konzentrieren, war ohne Erfolg und wurde 1498 aufgegeben. 1776 wurde der Rio de le carampane zugeschüttet. Dort befindet sich heute der Campiello del Bonomo.
Ein großer Teil der Stadt wurde auf Millionen von Eichen-, Lärchen- und Ulmenpfählen gebaut, die man in den Untergrund rammte. Man hatte früh entdeckt, dass sich unter der Schlammablagerung fester Lehmboden, der caranto (spätlat. caris, Fels)8, befand, und dass sich auf Pfählen, die man in diese Schicht hineinrammte, Gebäude errichten ließen. Dazu benutzte man die Stämme von Bäumen aus dem benachbarten Istrien und aus Oberitalien, die mit Bändern, Öl und Teer miteinander verbunden und auf diese Weise konserviert wurden. Die Zwischenräume wurden mit Lehm verfüllt.
Auf dieser ersten Ebene ruhte der so genannte Zattaron, eine Art Ponton aus zwei Schichten von Lärchenbohlen, die mit Backsteinen befestigt wurden.9 Auf den Zattaron stützen sich die Grundmauern und schließlich das oberirdische Mauerwerk. Nur diejenigen Bodenflächen eines Hauses, auf die tragende Mauern aufgesetzt wurden, sicherte man mit Baumstämmen ab. Solange die Stämme luftdicht von Wasser umgeben waren, war das Holz haltbar. Die Bauten selbst wurden, um Gewicht zu sparen, aus leichten, hohlen Tonziegeln, den mattoni erbaut. Um die Illusion von Marmor oder istrischem Stein zu erzeugen, wurden Wände bei Bedarf mit einem besonderen Putz versehen (z. B. Stucco Veneziano). Bei der Bodengestaltung übernahm Venedig überkommene Formen und Techniken, wie den Terrazzo alla veneziana, der auf griechische Wurzeln zurückgeht.
Die Rialtobrücke ruht angeblich auf 12.000, der Campanile von San Marco auf 100.000 Stämmen. Die Kirche Santa Maria della Salute steht auf rund 1,1 Millionen Pfählen.10 Die Angaben in der Literatur zur Anzahl der verwendeten Stämme gehen allerdings auseinander, da sich eine genaue Zahl kaum ermitteln lässt.
Viele Gebäude sind trotz erkennbarer Bemühungen in schlechtem Zustand. Gründe dafür liegen zum einen im steigenden Wasserspiegel, der die meisten der unteren Geschosse unbewohnbar macht. Daher steht rund ein Drittel der Wohnungen leer. Zum anderen wurden seit dem Ende der Republik Venedig die Pflegemaßnahmen an Bauten und Kanälen vernachlässigt. Das Strömungsverhalten von Ebbe und Flut wurde zusätzlich durch das Ausbaggern tiefer Fahrrinnen für die großen Schiffe, die den Hafen von Venedig ansteuern, ungünstig beeinflusst, so dass Fundamente unterspült wurden. Darüber hinaus greifen die schweren Wellen zu schneller Boote die Fundamente an.
Im Baugefüge der Stadt spiegelt sich das Dreierverhältnis von Adel, Popolanen und einfachen Bewohnern anschaulich wider. So gibt es die case oder Paläste der Nobili (der Adligen), kleinere Wohn- und Lagerbauten der Kaufleute, die Fondachi oder Fonteghi, die Wohn- und Lagerhäuser der auswärtigen Händler, und die zahlreichen Mietwohnungen. Alle diese Häuser waren möglichst etwa gleich hoch, allerdings variierte die Zahl der Geschosse sehr stark. Dabei wohnte nur ein Bruchteil des Adels in den besagten case, viele von ihnen wohnten verarmt in den Häusern ihrer vermögenden Standesgenossen und unterstützten sie im Gegenzug bei Wahlen und Abstimmungen, zu denen nur erwachsene adlige Männer Zugang hatten.
Dabei dominierten die großen adligen Bauten in der Frühzeit einzelne Inseln, und es kam erst ab dem Spätmittelalter zu einer Ballung der Paläste am Canal Grande. In vielen Quartieren ist die stärker gemischte Sozialstruktur noch heute erhalten, doch haben sich manche von ihnen zu Armenvierteln entwickelt, wie etwa Sacca Fisola. Das Gebiet um das Arsenal bis zur Via Garibaldi kann eher als typisches Arbeiterviertel angesehen werden. Straßenzüge mit gleichen Funktionen wurden zwar hier und da bereits im Spätmittelalter durchgesetzt, wie etwa im Bereich des Rialtomarkts und um die Carampane, das ehemalige Viertel der Prostituierten (um 1422), doch ließ sich dies mit der insularen Struktur nur schwer vereinbaren.
Die Venezianer unterscheiden die Fußwege und Plätze sehr sorgsam. Die Hauptstraßen Rughe (vom französischen rue) und die Salizade (von selciate), das heißt, die ersten mit Pflaster bedeckten Gassen, sind in ihrer Anzahl begrenzt. Mit Calle werden die engeren Straßen bezeichnet - was der Verkleinerungsform Callesella nicht im Wege steht - und Fondamenta heißen die Straßen längs der Kanäle, die auch als Fundament für die Bauten dienen. Lista ist das Stück Weg in der Nähe der wichtigen Paläste und der Botschaften, die eine besondere Immunität genossen. Mercerie sind die Straßen mit den Geschäften (merce = Ware), die Rive (Ufer) verlaufen längs der Seitenkanäle, sind oft auch nur Treppen, die zum Wasser hinunterführen. Ein Rio tera ist ein zugeschütteter Kanal (rio), ein Ramo (Zweig) eine kurze Straße, die von einer Calle oder einem Campiello abzweigt. Ein Campo ist ein Platz, an dem eine Kirche steht, ein größerer Freiraum, der früher Gemüsegarten oder Weideland für Pferde war. Campiello ist ein von Häusern umgebener Platz, auf den die Calli münden, Corti sind die Innenhöfe der Häuser, man sollte dort nicht mit einem Durchgang rechnen. Paludo erinnert daran, dass diese Gegend früher versumpft war, anstelle der heutigen Pissine befanden sich Teiche, wo man baden und fischen konnte. Der Sotoportego geht unter den Häusern hindurch (portego wird der Saal im ersten Geschoss genannt, der Weg führt also unter diesem Saal hindurch) und verbindet Calli, Campielli und Corti.
Die Plätze (campi) und Plätzchen (campielli) unterscheidet man von der Piazza, mit der die von San Marco gemeint ist, wenngleich es auch eine Piazza di Rialto gab. So wie Piazza den Markusplatz meint, so bezeichnet die Piazzetta einen Teil dieses Platzes, der den Markusplatz mit dem Molo, dem Anlegeufer an der Lagune verbindet. Die Piazzetta dei Leoncini ist der Teil des Markusplatzes nördlich des Markusdoms, benannt nach den beiden dort aufgestellten Löwenfiguren. Der Platz mit dem Busbahnhof heißt hingegen Piazzale Roma Es existiert nur eine einzige Strada, die Strada Nova, dazu kommen drei Vie (Via 25 Aprile, Via Vittorio Emanuele und Via Garibaldi).
Viele Straßennamen gehen auf die ehemals dort ansässigen Gewerbe bzw. Zünfte zurück, oder aber auf Waren, die auf ihnen transportiert wurden, wie die Calle del Megio, die Hirsegasse. Daneben zieren die Namen zahlreicher Heiliger fast jeden Platz; manchmal sind es auch beschreibende Namen, wie Calle stretta (enge Gasse).
Venedig besitzt ungefähr 175 Kanäle mit einer Gesamtlänge von rund 38 km.11 Sie werden in erheblichem Umfang für den Warentransport genutzt. Die Hauptverkehrsader ist der Canal Grande, dazu kommen viele Wasserwege außerhalb des historischen Zentrums.
Das Wasser in den Kanälen stand vor der Umwandlung der Lagune nicht still, sondern hob und senkte sich mit den Gezeiten. Dieser Tidenhub betrug allerdings nur 60 cm. Durch ein raffiniertes aber arbeitsintensives System von Wasserregulationen unter Leitung einer dafür zuständigen Behörde wurde eine permanente Zirkulation gewährleistet, die die Stadt und das Wasser reinigte.
Die Kanäle waren ursprünglich auf ca. 1,85 m Tiefe ausgelegt. Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert wurden sie allerdings kaum mehr gereinigt. So sammelten sich bis weit in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts Schlamm und Algen bis zu einer Tiefe von einem Meter an. Das führte zu einem stechenden Geruch, besonders wenn der Wasserspiegel sank und die Algen aus dem Wasser ragten. Die Kanalisationsanlagen wurden dadurch blockiert; viele Kanäle wurden unpassierbar. Sie verloren ihre reinigende Wirkung und die Schadstoffe blieben im Schlamm, obwohl es Vorrichtungen an den Häusern gibt, um die Kanäle zur Reinigung abzusperren.
Die Kanäle wurden allerdings inzwischen gereinigt. Damit ist nicht nur der Gestank der faulenden Algen verschwunden, sondern auch der überwiegende Teil der hochgiftigen Schlämme. Die ursprünglichen Algenarten wurden allerdings längst durch eingeschleppte Arten verdrängt.
Jeder Kanal unterliegt Bestimmungen, die seine Nutzung festlegen. So gibt es nur sehr wenige Kanäle, bei denen es keine Längenbegrenzung für die Boote gibt. Viele dürfen nicht mit Booten über 2,20 m Länge befahren werden, andere bis 2,40 oder 2,80 m. Bei anderen ist die maximale Traglast auf 10 oder 16 t beschränkt, viele können nur in einer Richtung befahren werden - oder ausschlielich a remi, also nur per Ruder.11a
Genau so wichtig wie die Kanäle sind die angeblich 444 Brücken von Venedig. Bis etwa 1480 waren sie überwiegend aus Holz, später wurden sie sukzessive durch Steinbrücken ersetzt. Außerdem hatten sie in der Frühzeit keine Geländer. Heute besitzen noch zwei kein Geländer, eine davon ist die Teufelsbrücke (Ponte del Diavolo) auf der Insel Torcello. Viele von ihnen waren sehr flach gebaut, um sie auch für Pferde und Karren befahrbar zu machen. Die meisten Kanäle kann man als Fußgänger nur überqueren, nicht an ihnen entlang gehen. Die längste Brücke ist der 3,6 km lange Ponte della Libertà (Brücke der Freiheit), der die Altstadt an das Festland anbindet.
Vier Brücken überspannen den Canal Grande: neben der Rialtobrücke, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts die einzige war, der Ponte degli Scalzi in Bahnhofsnähe, eine Brücke, die 1932 eine eiserne Vorgängerbrücke von 1856 ersetzte, und der Ponte dell'Accademia beim namengebenden Kulturinstitut, der ab 1854 entstand. Beide wurden nach Entwürfen von Eugenio Mozzi 1934 bzw. 1933 von den heutigen Bauwerken ersetzt. Eine vierte Brücke, der Ponte della Costituzione, entworfen vom spanischen Architekten Santiago Calatrava, wurde 2008 eingeweiht. Die Brücke verbindet den Piazzale Roma mit dem Uferstreifen (Fondamenta S. Lucia) östlich des Bahnhofs Santa Lucia.12 Der Bau, ursprünglich auf etwa 3,5 Millionen Euro veranschlagt, kostete gut 11 Millionen - nicht zuletzt wegen des schwierigen Baugrunds.13
Eine der bekanntesten Brücken, die Seufzerbrücke (Ponte dei Sospiri), verbindet die ehemaligen Bleikeller, die Piombi, also die Staatsgefängnisse, mit dem Dogenpalast.
Die Strohbrücke (Ponte della Paglia), die den Rio di Palazzo (am Dogenpalast) überspannt, heißt so, weil dort die mit Stroh beladenen Boote anlegten. Ponte longo bedeutet lange Brücke. Andere Brücken heißen nach dem überspannten Rio, einem nahe gelegenen Palast oder einer Kirche, häufig nach einem Heiligen. Der Name Ponte Storto, der in Venedig wohl zehnmal vorkommt, weist auf eine Brücke hin, die einen Rio schräg überquert.
Eine Besonderheit stellen zwei Brückenprozessionen dar. Sie finden jedes Jahr zum Dank für die Überwindung der beiden schwersten und längsten Pestwellen des 16. und 17. Jahrhunderts statt. Am 21. November wird eine Brücke über den Canal Grande geschlagen, die die Kirchen Santa Maria del Giglio und Santa Maria della Salute verbindet. Auf ihr findet eine Prozession zum Dank für die Erlösung von der Pest von 1629-30 statt (Festa della Madonna della Salute). Ein Brückenschlag aus sehr ähnlichem Anlass findet jährlich am Tag vor dem 3. Sonntag im Juli über den Canale della Giudecca zur Kirche Il Redentore statt. Dies geschieht zum Dank für die Erlösung von der Pest von 1575-77 (Festa del Redentore).
Schon 1814 planten die Österreicher, eine Brücke zwischen Mestre und Venedig zu errichten. Erbaut wurde der Ponte della Ferrovia, die Eisenbahnbrücke, jedoch erst 1841 bis 1846. Das Bauwerk ist 3,5 km lang und ruht auf 222 steinernen Bögen.
Die Stadt liegt in der gemäßigten Klimazone. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 13,5 °C. Die wärmsten Monate sind Juli und August mit durchschnittlich 23,1 beziehungsweise 22,6 °C, der kälteste Monat ist der Januar mit 3,0 °C. Die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur beträgt im Juli und August 27 °C.
Der durchschnittliche Jahresniederschlag liegt bei 770 mm. Der meiste Niederschlag fällt im November mit durchschnittlich 86, der geringste im Januar mit 53 mm.14
Bevölkerung
Im Veneto, aber auch in der Region Friaul-Julisch Venetien, im Trentino und in Istrien wird eine eigene Sprache gesprochen, die als Venetisch bezeichnet wird. Seit dem 28. März 2007 ist sie - zumindest vom Regionalrat Venetien - als Sprache anerkannt. Dabei tritt das venesiàn (Venezianisch) als bedeutende Varietät auf, die in Venedig gesprochen wird. Es gehört zu den westromanischen Sprachen und ist daher teilweise näher mit dem Französischen und Spanischen verwandt als mit dem aus dem Toskanischen abgeleiteten Standard-Italienisch.
Um 1300 dürfte allein das Venedig der Lagune etwa 85.000 bis 100.000 Einwohner gezählt haben, eine Zahl, die rapide anstieg und vor der ersten Pestwelle von 1348 möglicherweise die 140.000 erreichte. Um 1600 kann man mit rund 150.000 bis 160.000 Einwohnern rechnen, jedoch ist wohl die 200.000-Marke nie überschritten worden.17
Die italienische Stadt schrumpfte zunächst, erholte sich aber im Zuge der Industrialisierung, von der das historische Zentrum zunächst gleichfalls profitierte. Heute wohnt etwa noch jeder dritte Venezianer in der Lagune, nicht einmal mehr jeder vierte im Zentrum. Am 31. Dezember 2016 zählte die Stadt 261.905 Einwohner, davon lebten 181.883 in den Stadtteilen auf dem Festland, 58.901 im historischen Zentrum und 29.674 innerhalb der Lagune.
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Auf dem Festland, der Terraferma, zählte die Stadt 2009 genau 179.932, im Centro Storico 60.233, in der Lagune (Estuario) 30.358 Einwohner, insgesamt 270.523.18 Dabei lag der Frauenanteil erheblich höher, nämlich bei 142.341 (= 52,6 %), der der Männer bei 128.182 (= 47,4 %). Anfang November 2010 rechnete man mit 270.883 Einwohnern. 2012 rechnete man im Centro Storico nur noch mit 58.946 Einwohnern, davon waren 27.153 männlich, 31.793 weiblich.
Die Einwohner verteilten sich auf die Municipalità und ihre Quartieri wie folgt:
Einwohnerzahlen nach Bezirken | |||||||
Municipalità | Quartiere | 2009 | 2010 | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Favaro Veneto | Favaro Campalto | 23.635 | 23.853 | ||||
Mestre Carpenedo | Carpenedo Bissuola | 39.367 | 39.436 | ||||
Mestre Carpenedo | Mestre Centro | 49.993 | 50.207 | ||||
Chirignago Zelarino | Cipressina Zelarino Trivignano | 14.910 | 15.147 | ||||
Chirignago Zelarino | Chirignago Gazzera | 23.546 | 23.923 | ||||
Marghera | Marghera Catene Malcontenta | 28.481 | 28.763 | ||||
Venezia Murano Burano | S.Marco Castello S.Elena Cannaregio | 36.247 | 35.832 | ||||
Venezia Murano Burano | Dorsoduro S.Polo S.Croce Giudecca | 23.986 | 23.789 | ||||
Venezia Murano Burano | Murano S.Erasmo | 5.529 | 5.422 | ||||
Venezia Murano Burano | Burano Mazzorbo Torcello | 3.221 | 3.108 | ||||
Lido Pellestrina | Lido Alberoni Malamocco | 17.466 | 17.323 | ||||
Lido Pellestrina | Pellestrina S.Pietro in Volta | 4.142 | 4.080 |
Der Anteil der unter 18-Jährigen liegt in den meisten Quartieren zwischen 12 und 14 %, wobei der Anteil in den Quartieren der Lagune einschließlich der Altstadt entgegen dem Augenschein nicht wesentlich niedriger liegt. Erkennbar höher ist dort jedoch der Anteil der mindestens 65-jährigen, die fast 30 % der dortigen Bevölkerung ausmachen. Dennoch ist auch hier der Anteil auf dem Festland nur geringfügig niedriger (um 27 %). Während aber die Bevölkerung auf dem Festland, wenn auch sehr langsam, wieder wächst, verliert die Lagune jährlich etwa 1 % ihrer Bevölkerung. Dies entspricht wiederum dem durchschnittlichen Verlust der meisten italienischen Städte.
Anteil der Altersgruppen nach Bezirken | |||||||
Quartiere | Einwohner | 0-18 Jahre | 18-64 Jahre | über 64 Jahre | |||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Favaro Campalto | 23.635 | 3.617 | 14.402 | 5.616 | |||
Carpenedo Bissuola | 39.367 | 6.042 | 23.161 | 10.164 | |||
Mestre Centro | 49.993 | 7.106 | 29.423 | 13.464 | |||
Cipressina Zelarino Trivignano | 14.910 | 2.329 | 9.055 | 3.526 | |||
Chirignago Gazzera | 23.546 | 3.785 | 14.469 | 5.292 | |||
Marghera Catene Malcontenta | 28.481 | 4.470 | 17.380 | 6.631 | |||
S.Marco Castello S.Elena Cannaregio | 36.247 | 4.923 | 20.739 | 10.585 | |||
Dorsoduro S.Polo S.Croce Giudecca | 23.986 | 3.155 | 13.880 | 6.951 | |||
Murano S.Erasmo | 5.529 | 671 | 3.082 | 1.576 | |||
Burano Mazzorbo Torcello | 3.221 | 416 | 1.893 | 912 | |||
Lido Alberoni Malamocco | 17.466 | 2.462 | 9.926 | 5.078 | |||
Pellestrina S.Pietro in Volta | 4.142 | 651 | 2.525 | 966 |
Der Anteil der Nichtitaliener (stranieri) lag mit 16.959 (31. Dezember 2006) bei rund 6 %.19 Davon waren 227 Deutsche, nur geringfügig größer war, begrenzt man die Auswahl auf die seinerzeitige Europäische Union, die Gruppe der Polen mit 233 und der Franzosen mit 231. Es folgten Briten (179) und Spanier (132), dann Griechen (61) und Österreicher (57).
Die größte afrikanische Gruppe stellten 2006 die Senegalesen (272) dar, gefolgt von Marokkanern und Tunesiern (254, 246), Ägyptern und Nigerianern (194, 142). Afrikaner stellten insgesamt 1.372 Zuwanderer. Erheblich größer ist die Zuwanderung aus Asien, wobei die Gruppe aus Bangladesh mit 2.764 wiederum die größte darstellt, gefolgt von China (1.057), den Philippinen (812), Sri Lanka (361) und Pakistan (133) sowie Jordanien (92) und Japan (90). Insgesamt stammen 5.788 Menschen aus Asien. Aus Amerika stammten hingegen nur 998 Zuwanderer, davon 227 aus Brasilien, 169 aus den USA, 104 von Kuba. Die größten Gruppen stammten aus Osteuropa: Moldawien (1796), Ukraine (1325), Rumänien (1059) und Albanien (995) sowie Makedonien (975). Insgesamt kamen aus europäischen Ländern einschließlich der EU 8.771 Zuwanderer. Der Rest kam aus Australien und Ozeanien (18) oder war staatenlos (10).
Ganz anders stellten sich die Zahlen drei Jahre später dar: Am 31. Dezember 2009 kamen allein 14.816 Stranieri aus Europa, 1.760 aus Afrika, 1.084 aus Amerika, 9.159 aus Asien, wobei die Dunkelziffer weiterhin noch sehr hoch lag. Die größte Gruppe stellten inzwischen die Moldawier mit 3.733 Zuwanderern dar, gefolgt von Rumänen mit 3.023, Ukrainern mit 2.092 und Albanern mit 1.398 sowie Mazedoniern mit 1.374. Diese fünf Länder stellten allein mehr als zwei Drittel der zugewanderten Europäer. 245 Deutsche waren registriert. Aus Afrika waren inzwischen die Marokkaner die größte Gruppe (317), gefolgt von Senegalesen (314), Tunesiern (299) und Ägyptern (267). Die größte amerikanische Gruppe stellten die Brasilianer (255), ihnen folgten US-Amerikaner (174), Peruaner (131) sowie je 117 Einwanderer aus der Doninikanischen Republik und Kuba. Fast die Hälfte der asiatischen Zuwanderer kommt allein aus Bangladesh (4.499), dann folgten China (1.855) und die Philippinen (1.094). Aus Ozeanien kamen nur 21 Zuwanderer, davon 16 aus Australien, 4 aus Neuseeland, einer aus Tonga. Insgesamt waren 26.840 Stranieri registriert, was rund 10 % der Gesamtbevölkerung entsprach.
Zum 31. Dezember 2010 rechnete man mit 29.281 (+ 12.322) Stranieri, davon lebten 4.373 im historischen Zentrum, 1.323 im Gebiet der Lagune, dem Estuario, und 23.585 auf dem Festland. Die größte afrikanische Gruppe stellten weiterhin die Senegalesen (357) dar, gefolgt von Marokkanern (348), Tunesiern (319), Ägyptern (291) und Nigerianern (186). Afrikaner stellten insgesamt 1.929 Zuwanderer (+ 557). Erheblich größer ist die Zuwanderung aus Asien, wobei die größte Gruppe aus Bangladesh mit 4.740 um mehr als 2.000 anwuchs, gefolgt von Zuwanderern aus China (2.163), den Philippinen (1.212), Sri Lanka (590) und Pakistan (189) sowie Indien (116), Jordanien (94) und Japan (97). Insgesamt stammen 9.862 Menschen aus Asien (+ 4.074). Aus Amerika stammten hingegen nur 1.109 Zuwanderer, (+ 111) davon 282 aus Brasilien, 170 aus den Vereinigten Staaten, 136 aus Peru, 117 aus der Dominikanischen Republik, 114 von Kuba. Die größten Gruppen stammten aus Osteuropa: Moldawien (4.565, + 2.769), Ukraine (2.242, + 917), Rumänien (3.315, +2.256) und Albanien (1.455, +460) sowie Makedonien (1.419, +444). Insgesamt kamen aus europäischen Ländern einschließlich der EU 16.347 Zuwanderer (+ 7.576). Der Rest kam aus Australien und Ozeanien (21) oder war von nicht bekannter Staatsangehörigkeit (13).
Genau fünf Jahre später, am 31. Dezember 2015, zählte man allein aus Europa 18.538 Stranieri, davon 4.836 aus Moldawien (allein 3.285 von ihnen waren Frauen), 4.718 aus Rumänien (2.744), 2.444 aus der Ukraine (hier war der Anteil der Frauen mit 1.918 besonders hoch). Allein aus diesen drei Ländern stammten zwei Drittel der Zuwanderer Europas. Hinzu kamen Länder mit höherem Männeranteil wie 1.591 aus Albanien (782 Frauen), 1.472 aus Mazedonien (668), 639 aus dem Kosovo (227). Es kamen aber auch 301 aus Frankreich (193), 198 aus Großbritannien (102), 203 aus Deutschland (130), 40 aus Österreich (28) und 29 aus der Schweiz (17). Aus Afrika zählte man 2.506 (+ 577) Stranieri (Senegal 508, Marokko 458, Ägypten 374, Tunesien 356, Nigeria 272), aus Asien inzwischen 11.635 (+ 1.773) (Bangla Desh allein 5.386, gefolgt von China mit 2.803, den Philippinen mit 1.406, Sri Lanka mit 645), aus Amerika 1.071 (- 38) (Brasilien 221, USA 164, Peru 145, Dominikanische Republik 125), hinzu kamen 16 Australier und 5 Neuseeländer sowie 16 mit unbekannter Staatsbürgerschaft. Die Gesamtzahl der Stranieri war also insgesamt auf 33.783 gestiegen, was einem Bevölkerungsanteil von über 12 % entsprach. Während aus Asien und Afrika mehr Männer kamen, waren es bei den Zuwanderern aus Europa eher Frauen, deren Anteil an den Europäern bei 61,3 % lag (11.363 von besagten 18.538). Diese Frauen kamen wiederum überwiegend aus Osteuropa, mit Ausnahme von Albanien, Kosovo, Bosnien-Herzegowina, Griechenland und Mazedonien, von wo mehr Männer kamen. Während sich die Zahl der Asiaten seit 2006 fast verdoppelt hatte, war dieser Anstieg bei den Afrikanern etwas geringer. Am stärksten war der Anteil der Europäer gestiegen, nämlich von 8.771 auf 18.538; besonders stark war wiederum der Anteil der Rumäninnen und Moldawierinnen gewachsen.
Die Venezianer sind ganz überwiegend katholisch, ihr Oberhaupt ist der Patriarch von Venedig, der seit 1457 diesen Titel trägt. Amtsinhaber ist seit 2002 Kardinal Angelo Scola.20 In seinem Amtsbereich, der Erzdiözese Venedig, waren 2004 von den 370.895 Einwohnern 365.332, also 98,5 % katholisch.21 Diese Zahl dürfte aber die meisten Stranieri unterschlagen.
Die bedeutende jüdische Gemeinde wurde durch die Nationalsozialisten weitgehend vernichtet. Heute besteht sie wieder aus rund 500 Mitgliedern, die überwiegend im Ghetto leben, dem Stadtbezirk, dessen Name später auf alle Gettos übergegangen ist. Sie leben dort seit 1516 bzw. 1549.
Schwer zu fassen ist die muslimische Gemeinde, die vor allem aus Nordafrikanern und Bengalen besteht und die wohl mehr als achttausend Mitglieder hat. 1999 entstand in Mestre die Organizzazione islamica culturale internazionale, die sich vor allem kulturellen Aufgaben widmet. Von dieser Art Kulturzentren gab es in Italien im Jahr 2009 rund 800, jedoch bestanden nur vier Moscheen, nämlich in Rom (seit 1995), Palermo (1990), Catania - sie besteht seit 1980 und ist die älteste in Italien - und Mailand (1988). Seit 2009 umstritten ist der Bau einer Moschee in Mestre, ähnlich sieht es in Marghera aus. 2009 entstand eine Moschee in Palermo, 2010 in Genua, es folgten Bauten in Florenz, Ravenna und Turin (2013), Forlì (2017).
Politik
Bürgermeister (sindaco) war bis 2010 Massimo Cacciari, Vizebürgermeister Michele Vianello. Cacciaris Nachfolger wurde von 2010 bis 2014 Giorgio Orsoni. Ihm standen 11 Assessori zur Seite, die zusammen die Giunta comunale, die Stadtregierung bilden. Im Stadtrat (consiglio comunale) saßen 46 jeweils auf fünf Jahre gewählte Räte (2005)22, deren Aufgabe in der Kontrolle der Regierung liegt. Orsoni musste wegen Korruptionsvorwürfen im Juni 2014 im Zusammenhang mit dem Schleusenprojekt MO.S.E. zurücktreten. Luigi Brugnaro von den Mitte-Rechts-Parteien ist seit Juni 2015 Sindaco.
Bei den Wahlen von 2010 änderten sich die Anteile folgendermaßen: Partito Democratico 14 Consiglieri, Il Popolo della Libertà 11, Liga Veneta - Lega Nord Padania 4, je 2 stellten die Parteien Casini Unione di Centro, Italia dei Valori, Lista Brunetta Sindaco, Partito Socialista Italiano. Nur einen Rat stellten In Comune con Bettin, Movimento 5 stelle Beppegrillo.it und Rifondazione Comunista - Sinistra Europea.Der Rat wiederum verfügt über 11 dauerhafte Kommissionen, die Informationen sammeln und aufbereiten und Vorlagen erstellen. Tagungsort ist die Ca'Loredan im Sestiere San Marco,23 in Sichtweite der Rialtobrücke.
Jede Municipalità weist wiederum eine Art Stadtteilrat (Consiglio di Municipalità) auf. Dabei hat etwa Chirignago-Zelarino 32 Räte, Venezia Murano Burano 43, Mestre Carpenedo 43 usw.
Die politischen Konfliktlinien spiegeln zum einen die gesellschaftlichen Gegensätze und die Parteienkonflikte wider. Hinzu kommt der Gegensatz zwischen Bedürfnissen der Lagunenorte und denen des Festlands. Umwelt- und Finanzpolitik stehen zunehmend auf der lokalen Ebene im Vordergrund. Die notwendigen Erhaltungs- und Renovierungsmaßnahmen, vor allem aber der Hochwasserschutz, der allein rund 650 Millionen Euro verschlingt, drohen die Stadt vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise an den Rand der Zahlungsunfähigkeit zu bringen.24 Zudem hat sich die Wohnsituatiion im letzten Jahrzehnt weiter verschlechtert, zumal viele private Hausbesitzer ihre Wohnungen leer stehen lassen oder zu überhöhten Preisen anbieten. Vor allem vertreiben die hohen Mieten und die Immobilienspekulation die Jüngeren, insbesondere Familien mit Kindern. Verschärft wird diese Situation durch Airbnb, eine Plattform, über die private Vermieter ihre Wohnung anbieten können. Kritik entzündet sich daran, dass nicht mehr nur private Gastgeber auftreten, sondern sich umfangreiche kommerzielle Strukturen entwickelt haben, die die Bewohner verdrängen.
1996 klagte der Procuratore della Repubblica di Venezia, Felice Casson, gegen das Unternehmen Montedison, weil es seine Arbeiter Vinylchloridstaub ausgesetzt hatte, der stark krebserregend ist. Insgesamt machte er das Unternehmen für den Tod von 157 Arbeitern verantwortlich, doch endete das Verfahren mit einem Freispruch. Die betroffenen Familien und die wenigen noch lebenden an Leberkrebs Erkrankten versuchen derzeit eine Wiederaufnahme des Verfahrens, nachdem im städtischen Krankenhaus, dem Ospedale civico, zahlreiche Fälle dokumentiert worden und Ende 2004 in einem Berufungsverfahren erste Schuldsprüche ergangen waren.24a
Wirtschaft
Die Wirtschaftsstruktur ist zweigeteilt. Während auf dem Festland industrielle Strukturen dominieren, ist der Bereich der Lagune stark vom Tourismus, dem Handel, aber auch von der Bauindustrie geprägt. Dabei bestimmen zahlreiche Kleinunternehmen das Bild, bis zur häufigsten Form, dem Ein-Personen-Unternehmen, wie sie meist die Gondolieri darstellen. Allein im Handel existierten 2007 über 9.000 selbstständige wirtschaftliche Einheiten (2009: 9.248), im Handwerk waren es im Jahr 2009 3.433, der Tourismus überflügelte das Handwerk erstmals 2007 und wies zwei Jahre später 3.703 Einheiten auf. Bauwirtschaft und Transportgewerbe basierten auf knapp 2.884 bzw.2.309 Einheiten. Hinzu kamen Dienstleistungsunternehmen. Insgesamt wies der Wirtschaftsraum Venedig-Cavallino-Treporti 30.305 Unternehmen auf, davon nur noch 854 (2007 waren es noch 917, im Jahr 2005 noch 995) in der Landwirtschaft und sogar nur noch 350 in der Fischerei. Hingegen war die Zahl der Unternehmen seit 2005 von 29.176 auf 30.305 gestiegen.
In der Landwirtschaft arbeiteten schon 2001 nur noch rund 760 Personen, doch versorgen sie damit die altstädtischen Märkte mit Lebensmitteln, vor allem von S. Erasmo her.
Immer noch von Bedeutung ist unter den produzierenden Gewerben die Glasindustrie, die sich ausschließlich auf Murano konzentriert. Das 1985 gegründete Consorzio Promovetro Murano, das die Glasunternehmen fördert, führte hier allein 66 Unternehmen auf, von denen das älteste Pauly & C. - Compagnia Venezia Murano ist, das seit 1866 besteht.26 2018 gehörten dem Konsortium mehr 50 Unternehmen an. Spätestens im 9. Jahrhundert wurde in Venedig Glas hergestellt, um 1000 existierten Berufskorporationen der fiolari, deren Name darauf hinweist, dass sie anfangs Glasflaschen (fioli) herstellten. Diese Bezeichnung weitete sich auf fast alle Glasgewerbe aus. 1291 mussten die Glasbläsereien nach Murano gehen, wohl aus Sorge vor Stadtbränden. Erst im 14. Jahrhundert entstanden Luxuswaren, wie aufwändige Gläser oder Spiegel. Der Holzverbrauch stieg sprunghaft an, da für Pottasche, ein Ausgangsprodukt für Glas, große Hitze und entsprechende Mengen an Brennstoff benötigt wurde. Murano versorgte in der Neuzeit alle Kontinente mit Glasperlen. Diese reichten von einfachen Perlen bis zu handpolierten Kunstwerken. Sie wurden von verixelli hergestellt. Mit dem Ende der Republik im Jahr 1797 durchlebte die venezianische Glasproduktion einen starken Niedergang, von dem sie sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu erholen begann.
Venetien zieht unter allen Regionen Italiens die meisten Touristen an. Von 2005 bis 2010 stieg die Zahl der Übernachtungen pro Jahr in Beherbergungsbetrieben von knapp 55 Millionen auf rund 61 Millionen an, was diese Industrie zu einem der bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren überhaupt macht. Jeder sechste Tourist hielt sich 2016 in Venetien auf. Allein Venedig zog 2001 ca. 14 Millionen Besucher an.27 2007 zählte man mehr als 8,8 Millionen Übernachtungen, bei rund 16 Millionen Besuchern im Jahr zuvor.28 Zeitweise haben die stark angestiegenen Preise zu einem Übernachtungsrückgang geführt, denn noch vor wenigen Jahren lagen diese bei rund 11 Millionen. Zählte man allein in der Altstadt im Jahr 1949 noch 985.085 Übernachtungen, so waren es 1977 erstmals mehr als 2 Millionen, 1994 mehr als 3, 2004 bereits 4,4 Millionen. 2009 wurden 5.727.324 Übernachtungen gezählt, bei 2.096.593 Besuchern. Die durchschnittliche Verweildauer betrug also kaum drei Nächte. Ganz anders entwickelte sich der Tourismus auf dem Lido, der bereits 1949 346.708 Übernachtungen aufwies. Diese Zahl stieg nur mäßig bis 1993 (353.920), erreichte dann mit knapp 600.000 im Jahr 2001 den Höhepunkt. 2009 waren es nur noch 493.859. Nicht zu unterschätzen sind Mestre und Marghera, die 1949 kaum 50.000 Übernachtungsgäste beherbergten. Die Zahl der dortigen Übernachtungen stieg bis 2009 auf 2.224.728. Insgesamt kamen 1949 nur rund 460.000 Besucher nach Venedig, die knapp 1,4 Millionen Übernachtungen buchten. 11.262.458 Übernachtungen waren es hingegen 1999, wobei diese Zahl fast kontinuierlich anstieg. Seither ist sie wieder etwas gefallen. So zählte man 2016 10.511.788 presenze. Damit lag die Stadt knapp hinter Mailand; weit vorn rangierte dagegen Rom mit mehr als 25 Millionen. Doch ergibt diese Berechnung ein eher verwirrendes Bild. Rechnet man nämlich Cavallino-Treporti (6.016.308) und Jesolo (5.347.470) hinzu, dann Chioggia (1.318.397), Caorle (4.284.379) und Rosolina (1.104.733), dann erhält man einen realitätsnäheren Eindruck von den insgesamt rund 30 Millionen presenze.28m
Dieser gewaltige Touristenstrom führte 1999 zu einer ungewöhnlichen Aktion der Stadtverwaltung: Man warnte in Plakaten vor Venedig. Diese Plakataktion von Oliviero Toscani warnte mit drastischen Fotos von Ratten, verschmutzen Kanälen und verfallenden Palästen vor den hässlichen Seiten Venedigs, um diejenigen Besucher abzuschrecken, die eine Postkartenidylle erwarteten - vor allem Tagestouristen, die der Stadt außer Belastungen nichts einbringen. Seit dem 24. August 2011 wird bei Aufenthalten von bis zu fünf Tagen eine Aufenthaltssteuer (tasso soggiorno) erhoben, längere Aufenthalte bleiben abgabenfrei. 2015 erwog Bürgermeister Brugnaro eine Zugangsbeschränkung für den Markusplatz und auch einen Sonderzugang der Einheimischen zu den verstopften Vaporetti an besonders stark frequentierten Zugängen. Dabei ist die Belastung durch Tagestouristen besonders hoch. Während von 2010 bis 2015 die Zahl derjenigen Touristen, die mindestens eine Nacht in der Stadt verbrachten, von 2,251 Millionen auf 2,777 Millionen anstieg, wuchs die Zahl der Tagestouristen von 5,761 Millionen auf 6,815 Millionen.28t Während sich früher italienische Touristen länger in der Stadt aufhielten, sank ihre Verweildauer von 2,62 auf 2,34 Tage, während sich die der ausländischen Besucher zwischen etwa 2,45 und 2,55 hält. Das Zahlenverhältnis zwischen Italienern und Ausländern liegt in dieser Zeit bei 1 : 7,84.28u Die größte Gruppe stellten die Italiener mit 13,3 %, gefolgt von Amerikanern (12,2 %), Briten (7,7), Franzosen (6,8) und Chinesen (5,7), dann erst folgten Deutsche mit 5,4 %. Deutlich weiter zurück lagen Japaner (3,4 %), Spanier (3,3), Australier (3,2) und Koreaner (3,1) sowie Brasilianer (2,8), Kanadier (2,4) und Argentinier (1,8 %). Die Zahl der Betten in der Stadt wuchs weiterhin stark an. Waren es 2010 noch 26.273, so stieg ihre Zahl bis 2015 auf 32.896. Die 18.213 Hotelbetten des Jahres 2015 verteilten sich auf 9.495 Zimmer. Es bestanden 16 Hotels mit fünf Sternen und höher, 74 mit vier Sternen, 110 mit dreien, weitere 70 mit einem oder zwei Sternen. Die übrigen Betten entfallen auf Unterkünfte, die nicht als Hotels gezählt werden, wie Wohnungsvermietungen (278 mit 2.698 Betten), Unità abitative (2.224 bzw. 7.196), Bed & Breakfast (326; 1721), Agriturismi (10; 147) oder Herbergen, Klöster, Studienzentren oder Ferienhäuser (27; 1951). Schwerer zu erfassen sind die privaten Vermietungen, vor allem über Airbnb. Nach Angaben auf deren Website wurden 2015 über 300 Wohnungen offeriert, eine Zahl, die sich inzwischen vervielfacht hat. Der Druck auf den Wohnungsmarkt hat sich damit noch einmal massiv erhöht. Inzwischen dürfte Airbnb die Entmietung am stärksten vorantreiben, denn die Eigentümer verdienen damit nicht nur sehr viel mehr Geld als mit der üblichen Vermietung, sondern sie erwerben Wohnungen und Häuser zum ausschließlichen Zweck dieser Art der Verwertung.
Größere Unternehmen existieren vor allem auf dem festländischen Teil der Stadt, wo sich Unternehmen der Chemie- und Ölindustrie, des Schiffbaus und die beiden Flughäfen als größte Arbeitgeber befinden. Dort lebt heute der überwiegende Teil der Bevölkerung.29
Dazu wurde in den Jahren vor und nach dem Ersten Weltkrieg in großem Maßstab Land enteignet, die entstehenden Kommunen wurden mit den Orten der Lagune zur Stadt Venedig verschmolzen. 1933 wurde die Brücke vom Festland zur Altstadt ausgebaut, Bahnhof und Parkplatz nebst künstlichen Inseln entstanden, die Durchfahrten in die Adria wurde verbreitert und vertieft. Mestre hatte 1931 erst 35.860 Einwohner.
Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich in Marghera Unternehmen wie Montedison oder EniChem Agricoltura (bis 1994, heute Syndial) an, die Düngemittel und Pflanzenschutzmittel produzierten, oder Schiffbauer wie Fincantieri. In Mestre dominierten Petrochemie und Hafen, zahlreiche Arbeiter zogen aus der Altstadt aufs Festland. 1939 waren dort 15.000 Beschäftigte, 20 Jahre später bereits 35.000 zu verzeichnen. 1963 hatte die Stadt bereits über 200.000 Einwohner. Mit dem Ausbau der Autobahn Richtung Pavia gelang zwar eine stärkere Anbindung an das Festland, doch geriet die Schiffbau- und die chemische Industrie in den 60er Jahren in eine schwere Krise. 1999 hatte Mestre nur noch 180.000 Einwohner und nur noch 28 % der Arbeitsplätze bot die Industrie, 71 % die Dienstleistungsbranchen.
Verkehr
Während der Verkehr auf dem festländischen Teil der Stadt dem einer mittelgroßen Stadt entspricht, ist er im Lagunenteil völlig anders organisiert. Hier herrschen Wasserwege und Fußverkehr vor. Venedig ist eine Stadt der Fußgänger, Boote und Schiffe.
Im innerstädtischen Bereich wird der Lastentransport zu Land mittels Handkarren (carrelli) durchgeführt. Diese haben, angepasst an die vielen Brücken, eine besondere Form. Die Last ruht vorwiegend auf der Hauptachse, die vorderen Stützräder dienen dazu, den Karren über die Tiefe der nächsthöheren Stufen solange vorwärts zu schieben, bis die Räder der Hauptachse auf den vorhergehenden, niedrigeren Stufen aufgesetzt werden können. Die Transporteure (facchini, trasportatori) machen sich mit lauten Rufen wie atenzione! (Achtung!) oder gamba! (Bein!) bemerkbar.
Um die Belästigung des Fußgängerverkehrs so gering wie möglich zu halten, verfügte die Stadtverwaltung, dass diese carrelli a mano eine Breite, inklusive der Achsen, von höchstens 80 cm haben dürfen. Weiterhin müssen die Karren mit Gummibereifung, sowohl an der Hauptachse als auch an den vorderen Stützrädern ausgerüstet sein. Die facchini sind verpflichtet, die Lastkarren mit größter Vorsicht zu handhaben, um Schäden an Personen oder Sachen zu vermeiden.
Im Bereich der Laubengänge rund um den Markusplatz ist die Benutzung der Lastkarren untersagt. In der Zeit zwischen 10 Uhr und 13 Uhr sowie von 20 Uhr bis 5 Uhr ist der Transport mit den Karren in bestimmten Straßenzügen rund um den Markusplatz (z.B. Mercerie, Frezzerie) verboten. Die Karren müssen eine Tafel mit Angabe über den Eigentümer und dessen Wohnsitz tragen. Der Transport von über die Breite des Karren hinausstehende Lasten ist ebenso untersagt, wie das Parken auf den öffentlichen Wegen, auch während der Nachtstunden.
Das bekannteste Verkehrsmittel Venedigs ist die Gondel, die allerdings überwiegend dem Tourismus dient. Die Traghetti (Gondelfähren) bilden darin eine Ausnahme, denn sie unterhalten abseits der vier Brücken den Fußgängerverkehr über den Canal Grande, den sie an acht Stellen überqueren. Sie bringen ihre Fahrgäste, meist stehend, von der einen Uferseite auf die andere. Dieser Pendeldienst gehört zu den Verpflichtungen jedes Gondoliere und wird reihum wahrgenommen. Er stammt aus den Zeiten, als nur die Rialtobrücke den Kanal überquerte, und auch heute überqueren ihn nur zwei in der Nähe des Bahnhofs, dazu die Rialto- und die Accademiabrücke.
Der Familie der Gondeln gehören die Barchéta da tragheto, Gondolin (eine kleine Gondel), Gondolon (eine große), Balotina und Mussin (mit nach vorn geneigtem Bug, sonst dem Gondolin ähnlich) an. Sie alle verbindet eine asymmetrische Bauweise. Die Boote neigen leicht nach rechts, um den Druck des links geführten Ruders auszugleichen. Dabei wird der Gondolino da regata nur während der Regata storica gefahren, einer Regatta durch den Canal Grande. Nach der maximalen Zahl der Ruderer unterscheidet man Dodesona (12), Quatordesona (14) und Disdotona (von 18 Ruderern getrieben), wobei letztere Form mit 24 m das längste Boot dieses Typs darstellt.
Daneben gibt es noch eine große Zahl von traditionellen Wasserfahrzeugen. Allein der Bauart sandoli, die aus einem Fischerboot hervorgegangen ist, sind Typen wie der Ciosòto (bezieht sich auf Chioggia), der S´ciopon (der kleinste Sandolo), die Sanpierota (mit Segel am Heck), der Pupparin (der manchmal mit der Gondel verwechselt wird und mit bis zu vier Rudern ausgestattet ist), die Mascareta zuzuordnen. 30
Es gibt in Venedig mehrere hundert private Motorboote, die allerdings mit ihrem Wellenschlag die Substanz der Häuser gefährden. Hinzu kommen rund 200 Taxi- und weitere Hotelboote, wohl über 300 Boote. Im August 1995 blockierten die Gondelfahrer den Canal Grande, um gegen den hohen Wellenschlag der Motorboote zu protestieren. Die Schrauben der Schiffsmotoren reichern das Wasser zudem mit Sauerstoff an und tragen so zur Bildung von bestimmten Bakterien bei, die die Holzfundamente zersetzen. Im November 2001 ist von der italienischen Regierung der Notstand für Venedig ausgerufen worden. Danach sollte das Umweltministerium entschlossene und rasche Schritte ergreifen können. Zu den privaten Booten kommen öffentliche, wie die von Polizei und Feuerwehr, aber auch die städtische Müllabfuhr und der gesamte Gütertransport, der von rund 1100 Schiffern bewerkstelligt wird.
Das seit Anfang des Jahrtausends am schnellsten zunehmende Problem ist die Zahl der Passagierschiffe und Fähren, die Venedig durchqueren. Allein 2010 wurden 619 Passagierschiffe und 581 Fähren gezählt, die in der Stadt einen Halt einlegten. Nicht nur, dass sie den Anwohnern oft wochenlang die Sicht versperren, was insbesondere für private Yachten gilt, sondern die Vibrationen und Abgase stören das Leben der Bewohner. Zwar soll ihr Wellenschlag vergleichsweise gering sein, da die meisten Schiffe durch den breiten Canale della Giudecca fahren, doch die Zahl der Besucher, die per Schiff kommen, ist steil angestiegen. Kamen 1999 noch rund 100.000 Besucher auf diese Art, so waren es 2010 bereits 1,6 Millionen, 2013 1,9 Millionen; 2017 waren es 1,4 Millionen. Eine Petition fordert inzwischen das Durchfahrtverbot im Bacino di San Marco, vor allem an neuralgischen Punkten, wie der Riva dei Sette Martiri in Castello.30aa Die Fährverbindungen wurden zeitweise nach Triest bzw. in den Industriehafen Marghera verlegt, bis im Juni 2014 das neue Fusina Fährterminal eröffnet wurde. Die Route durch den Giudecca-Kanal ist seit Anfang 2014 für Fähren gesperrt. Dafür wurde der besagte Fährterminal in Fusina mit vier Liegeplätzen aus Mitteln der EU gebaut. Ab November 2014 sollten Kreuzfahrtschiffe über 40.000 t ebenfalls aus der Lagune verbannt werden. Das Verwaltungsgericht Venedigs erklärte den Beschluss jedoch im März 2014 für rechtswidrig, da keine Alternativrouten zur Verfügung stünden. Kreuzfahrtschiffe ab 55.000 t dürfen ab 2019 nicht mehr am Markusplatz vorbeifahren, sondern werden auf eine südliche Route verbannt, die auch von Tankern und Containerschiffen genutzt wird. Auch legen sie in Mestre an.30aaa
Polizei (Polizia), Feuerwehr (Vigili del Fuoco) und verschiedene Krankenhäuser und ihre Ambulanzen unterhalten eigene Bootsflotten, ähnlich wie die Müllabfuhr und die Post. Bei der Polizei sind wiederum die Staatspolizei (Polizia di Stato), die Carabinieri und die Guardia di Finanza zu unterscheiden. Hinzu kommen die Küstenwache (Guardia Costiera), die Polizia locale, lagunare und provinciale.
Wasserbusse (Vaporetti) wurden 1881 gegen den Widerstand der Gondolieri eingeführt. Anlässlich eines Kongresses fuhr im Herbst dieses Jahres die Regina Margherita als erster Vaporetto (vapore = Dampf). Zur Finanzierung wurde in Paris mit französischem Kapital die Compagnie des bateaux Omnibus gegründet. Die ersten acht Boote entstanden in Rouen und fuhren rund um Italien bis nach Venedig. 1890 entstand die Società Veneta Lagunare. 1903 bzw. 1904 übernahm nach einem Referendum die Stadt selbst den Bootsverkehr, der auf 23 Schiffen basierte, und den bis dahin die Azienda Comunale per la Navigazione Interna gesteuert hatte. 1930 kaufte die Stadt auch die 40 Boote der Società Veneta Lagunare, die nun gleichfalls von der Azienda Comunale di Navigazione Interna Lagunare geführt wurden. 1933 übernahm das Unternehmen mit dem Bahnhof und dem Verkehr über den Ponte della Libertà erstmals Aufgaben, die über den Schiffsverkehr hinausgingen. Sowohl für den Bus- als auch den Schiffsbetrieb zeichnet seit dem 1. Oktober 1978 die städtische Verkehrsgesellschaft ACTV (Azienda del Consorzio Trasporti Veneziano) verantwortlich, die den Schiffsbetrieb innerhalb der Lagune und auf dem Festland den Busbetrieb aufrecht erhält. Seit 2001 ist sie eine Aktiengesellschaft. Unter dem Namen VELA wurden 1998 die über die Lagune hinausreichenden Aktivitäten ausgelagert sowie die nicht unmittelbar mit dem Fahrbetrieb zusammenhängenden, wie der Fahrkartenverkauf. Ebenso wurde 2003 unter dem Namen PMV-Società del Patrimonio per la Mobilità Veneziana die Infrastruktur, wie etwa die Anlegestellen, als selbstständiges Unternehmen gegründet. Seit 2006 sitzt das Unternehmen auf Tronchetto.30a
Die Vaporetti haben einen sehr flachen Rumpf. So sollten die Hausfassaden geschont werden, gegen die die Wellen mit enormen Kräften schwappen. Dies ist einer der Gründe, warum in Venedig strenge Höchstgeschwindigkeiten gelten und - grundsätzlich zumindest - kein Vaporetto im Canal Grande wenden darf. Die Vaporetti fahren in einem dichten Liniennetz auch die Nachbarinseln und das Festland an.
Kleinere Vaporetti, die die Linien 41, 42, 51, 52, 61, 62 und DM bedienen, werden auch als Motoscafi bezeichnet.
In Venedig gibt es zwei Hauptbahnhöfe, Venezia Santa Lucia als Kopfbahnhof des historischen Zentrums und den Knotenbahnhof Venezia Mestre im gleichnamigen Festlandsstadtteil. Ihm schließt sich westlich ein stillgelegter, aber noch für den örtlichen Güterverkehr benutzter Rangierbahnhof an. In Santa Lucia kommen täglich etwa 82.000 Reisende an, wobei rund 450 Züge verkehren, insgesamt reisen hier 30 Millionen Fahrgäste pro Jahr. Den Bau regte 1924 der Architekt Angiolo Mazzoni an. Zehn Jahre später wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, den Virgilio Vallot gewann. 1936 einigte man sich, dass Mazzoni - Vallot den Bau ausführen sollten, dessen Fertigstellung 1943 unterbrochen wurde. Nach dem Krieg führte ihn Paolo Perilli zu Ende.31
Der Bahnhof von Mestre, der 1842 eröffnet wurde, weist geringfügig höhere Passagierzahlen auf. Hier verkehren täglich rund 500 Züge.
Unter Bürgermeister Paolo Costa (2000-2005) wurde die Schaffung einer U-Bahnlinie mit direktem Ausstieg auf dem Markusplatz und Murano forciert. Costas Vorgänger und Nachfolger, der Philosoph Massimo Cacciari, zuletzt von 2005 bis 2010 im Amt, maß dem Projekt hingegen keine hohe Priorität bei, so dass nicht mit dem Bau zu rechnen ist.
Seit dem 19. April 2010 verbindet den Bahnhof Santa Lucia und die Parkinsel Tronchetto der sogenannte People Mover. Dabei handelt es sich um ein Schienenfahrzeug, das die Distanz von 857 m im Drei-Minuten-Takt mit maximal 26 km/h überwindet. Jeweils bis zu 200 Passagiere werden mit dem ferngesteuerten Fahrzeug befördert.30b Neben den beiden Kopfhaltestellen steuert die auf rund fünf Meter hohen Stelzen errichtete Linie über den Haltepunkt Marittima den Fährhafen an
Venedig ist über drei Flughäfen erreichbar, nämlich den Flughafen Venezia-Marco Polo, den von einigen Billigfluggesellschaften angeflogenen Flughafen Treviso sowie über einen kleinen Landeplatz für Privatflugzeuge auf dem Lido. Marco Polo fertigte 2006 7,7 Millionen Passagiere ab, in den ersten neun Monaten des Jahres 2008 waren es bereits 6.786.000.32 Damit war der Flughafen nach Rom und den beiden bei Mailand der viertgrößte in Italien. Allerdings war das Passagieraufkommen 2008 leicht rückläufig, der Flughafen Treviso legte hingegen um 10 % zu. Zusammen bilden die Flughäfen den drittgrößten Komplex Italiens. 2017 waren es bereits über 10 Millionen Passagiere, die Marco Polo nutzten.32c
Umwelt
In einer Stadt mit sehr wenigen Parkanlagen, wie den Giardini Papadopoli, dem Biennalegelände oder dem Garten vor den Prokuratien (Giardini Reali), beziehen sich Umweltfragen eher auf die Frage der Tauben, besonders aber auf die Lagune. Dabei ist das drängendste Problem die immer häufigere Überschwemmung der Stadt, aber auch die Zerstörung der Lagune, die damit untrennbar zusammenhängt. Auch auf dem Festland gibt es nur wenige Gebiete, die nicht bebaut sind. Doch existieren dort ausgedehnte Parks, wie etwa der Parco Alfredo Albanese33 oder der Parco di San Giuliano in Mestre, die 33 bzw. 74 ha groß sind. Hinzu kommt der Querini-Wald mit rund 200 ha. Die Republik Venedig hatte solche Wälder gezielt geschützt, um sich hohe Bäume und Holzvorräte zu sichern, doch fielen sie nach 1797 Industrialisierung und Landwirtschaft zum Opfer. In der Altstadt gibt es allerdings zahlreiche versteckte Gärten, die hinter hohen Mauern verschwinden.34
Die Gebäude Venedigs sind auf Holzpfählen erbaut, die in verschiedene Schichten von Ton und Sand eingerammt sind. Die Technik der palificazione hat sich, abgesehen von einer Mechanisierung, bis heute im Wesentlichen nicht geändert.
Die Stadt ist oft von Hochwasser (Acqua Alta) betroffen. Am 4. November 1966 ereignete sich eine Sturmflut mit einer Höhe von 194 cm über dem Normalpegel. Am 1. Dezember 2008 erreichte ein Hochwasser 156 cm.35 Der Meeresspiegel in der Lagune liegt heute 23 cm höher als um 1900, teils wegen der (inzwischen gestoppten) Absenkung des Lagunenbodens durch Wasserentnahme, teils durch den allgemeinen Anstieg des Meeresspiegels.
Das seit Ende 2004 in Bau befindliche Projekt MOSE (modulo sperimentale elettromeccanico) besteht aus 79 Schleusentoren auf dem Meeresgrund, die ab einem Hochwasser von 110 cm über dem Normalpegel durch Druckluft aufgerichtet werden sollen. Die Fertigstellung hat sich immer wieder verzögert. Kritiker führen gegen das Projekt an, dass der Meeresspiegel durch die weltweite Klimaerwärmung noch weiter steigen und die Ökologie in der Lagunenstadt durch die Schleusen beeinträchtigt werden könnte. In der Tat sind die zur Befriedigung der Bedürfnisse der Erdölindustrie (Industriehafen Porto Marghera) und des Fremdenverkehrs (Kreuzfahrtschiffe37) immer weiter vertieften Hafeneinfahrten, darunter namentlich die nördliche bei Punta Sabbioni, ein Hauptproblem.
Da Venedig durch die Lage in der Lagune keinen festen süßwasserführenden Grund unmittelbar unter der Stadt aufweist, war man gezwungen, das Trinkwasser durch Sammeln von Regenwasser in Zisternen und Brunnen zu gewinnen. Lange Trockenperioden führten jedoch immer wieder zu Problemen bei der Versorgung.
So war man gezwungen unter großem Kostenaufwand vom Fluss Seriola Wasser herbeizuschaffen. Der Transport des Wassers oblag der Zunft der Acquaroli, die mit ihren Holzbooten, den burchi, das Trinkwasser in die Stadt brachten.
Die Republik veranlasste aus diesem Grunde des Öfteren die Bohrung von artesischen Brunnen, eine Zeit lang dachte man daran, vom Fluss Sile ein Aquädukt in die Stadt zu bauen.
1830 fand in Vicenza ein Naturalistenkongress statt und die dort geführten Diskussionen führten zu einer Bohrung bis zu 300 m Tiefe, in der Hoffnung, dort auf Wasser zu stoßen, das aus den Alpen kam. Als man in 20 m Tiefe noch immer auf keine festen Schichten stieß, gab man den Versuch auf, ebenso wie einen nochmaligen Versuch einige Jahre später. 1848 entschloss sich die mit der Wassersuche betraute Gesellschaft, auf der Riva Ca' di Dio zu einer Bohrung. Als man nach 145 m auf eine Wasserader stieß, war man derart euphorisch, dass man die Bohrung fortsetzte. Damit beschädigte man jedoch die abdichtende Stausohle des gefundenen Süßwassers und machte es unbrauchbar.
Auf Vorschlag des Londoner Unternehmens Ritterbant & Dalgairns, eine Wasserleitung von der Seriola in die Stadt hinein zu verlegen (1875), verlängerte man diesen Fluss von Moranzani bis zum Brenta bei Strà, damit er auch das Wasser dieses Flusses führte. Am 31. Juli 1885 wurde die Wasserleitung in Betrieb genommen. Ritterbant & Dalgairns erstellte darauf einen weiteren Plan und man schloss am 2. Mai 1889 einen Vertrag, der im März 1891 durch die Inbetriebnahme einer neuen, sublagunaren Leitung erfüllt wurde. 1897 wurde Murano, 1900 die Giudecca, der Lido und andere kleine Inseln an die Wasserleitung angeschlossen.
Am 18. Juli 1911 riss jedoch ein Schiff das Hauptrohr der Wasserleitung auf und binnen kürzester Zeit war das gesamte Trinkwasser durch das eingedrungene Brackwasser unbrauchbar geworden. Aufwändige Reparatur- und Reinigungsarbeiten beseitigten den Schaden nur unzureichend, so dass 1912 mit den Arbeiten zum Bau einer neuen Wasserleitung begonnen wurde. Nach Kriegsende erfolgte die Fertigstellung. Die Leitung verlief über eine Länge von über 20 km von Sant'Ambrogio (Scorzè) bis nach S. Giuliano am Rand der Lagune. Eine doppelte Leitung, teilweise am Lagunengrund, führte Venedig aus den Sant'Ambrogio-Quellen ausreichend Trinkwasser zu.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden, nicht zuletzt durch die Erfordernisse des zunehmenden Massentourismus, am Festland laufend neue Quellen erschlossen und Wasserleitungen verlegt.
Für Missstimmung zwischen Venedig und Chioggia sorgten die Caparossolanti die Muschelmänner, wie sie im venezianischen Dialekt heißen. 1983 wurde von Züchtern die philippinische Venusmuschel (Tapes philippinarum) angesiedelt, die die heimischen Muscheln bald verdrängte. Sie gedeiht besonders in den von Industrieabwasser verschmutzten und aufgeheizten Gewässern, deren Temperatur und Salzgehalt stark schwanken. Wurden 1985 gerade einmal 100 kg gefangen, so waren es 1997 bereits 60.000 Tonnen - nirgendwo sonst in Europa wurden sie in so großem Umfang erbeutet. Gleichzeit fiel der Preis von 13.510 Lire pro kg auf 3.000 Lire.37a Die Caparossolanti fangen sie mit eisernen Fangkörben in Sperrgebieten und reißen dabei den Lagunenboden auf. Über tausend dieser Muschelmänner fischten 2006 in den Gewässern zwischen Chioggia und Venedig und verdienten dabei wesentlich mehr als die traditionellen Fischer, deren Lebensgrundlage sie gefährden. Binnen 15 Jahren ist durch die neue Muschel die Wasserwelt der Lagune ins Wanken geraten. Bekämpft werden die Caparossolanti von der Polizei in ihren Gelbe Flammen genannten Booten. Bereits fünf Muschelmänner sind dabei ums Leben gekommen. Es gibt ein ausgeklügeltes Informationssystem der Fischer untereinander, das über Handys und Computer funktioniert und vor allem nachts eingesetzt wird.
Kunst und Kultur
Im gesamten Mittelalter war Venedig stark von der byzantinischen Kultur beeinflusst und erhielt im Spätmittelalter, ähnlich wie Florenz, neuerlich Impulse aus dem Osten, die eine wichtige Voraussetzung für die Renaissance bildeten. Flüchtlinge aus Konstantinopel brachten antike Werke in den Westen, man durchsuchte Bibliotheken nach klassischen Schriften. Die eigenwillige Kunstentwicklung Venedigs reicht jedoch bis in die Frühgeschichte zurück und so unterscheidet sich der gotische Stil Venedigs sehr stark vom sonst gängigen Begriff der Gotik.
Kunsthistorisch ist Venedig zur Zeit der Renaissance und des Barock von höchster Bedeutung: Es war der Gegenpol zu Florenz und beherbergte viele Künstler wie Carpaccio, Giorgione, Giovanni Bellini, Tizian, Veronese und später Tintoretto, Giovanni Battista Tiepolo, Guardi und Canaletto.
Venedig ist reich an Kirchen von der Romanik (Krypta von San Zaccaria) bis zum Barock, wobei der neben der Markuskirche stehende Glockenturm (Campanile) schon äußerlich besonders hervorsticht - er ist im gesamten ehemals venezianischen Gebiet bis nach Zypern anzutreffen. Die venezianische Sakralarchitektur verhält sich konservativ selbstbewusst zu römisch-europäischen Trends.
Symbol Venedigs als Stadt und Republik war der Markusdom, der ursprünglich im byzantinischen Stil erbaute Schrein für die Gebeine des Evangelisten Markus, zugleich Staats- und Palastkirche der Dogen. 976 bis 1094 entstand nach der Zerstörung der Kirche eine Kreuzkuppelkirche nach dem Vorbild Konstantinopels.
Noch früher entstand die Basilika auf Torcello, Santa Maria Assunta. Sie geht auf das 7. Jahrhundert zurück. Als älteste Kirche innerhalb Venedigs gilt San Giacomo di Rialto, wenn auch hier, wie an den meisten Kirchen, starke bauliche Veränderungen vorgenommen wurden. Auch in San Giovanni Decollato (San Zan Degolà) ist noch Originalsubstanz in größerem Umfang erhalten, ebenso wie in San Giacomo dall'Orio, das allerdings überwiegend aus dem 14. Jahrhundert stammt.
San Polo, entstanden im 9. Jahrhundert, wurde im 14. und 15. Jahrhundert im gotischen Stil umgebaut. Es trägt ein gotisches Portal aus der Werkstatt Bartolomeo Bon (vor 1410-1464/67), der auch die Ca' d'Oro errichten ließ. 1804 wurde die Kirche jedoch weitgehend umgebaut.
Mit den im 13. Jahrhundert nach Venedig kommenden Bettelorden der Dominikaner und Franziskaner entstanden Gebetsräume und schließlich große Bauwerke, wie Santa Maria Gloriosa dei Frari (Frari) und Santi Giovanni e Paolo (Zanipolo). Eine weitere gotische Kirche ist La Madonna dell'Orto (nach 1377 vollendet, Fassade des 15. Jahrhunderts).
Übergangsformen zur Renaissance weist bereits San Zaccaria im Sestiere Castello auf, möglicherweise durch den Florentiner Baumeister Michelozzo di Bartolomeo, der die Bibliothek des zugehörigen Klosters 1433-1434 bauen ließ, durchgesetzt.
Der erste Sakralbau der Renaissance in Venedig ist San Michele in Isola. Die Fassade von San Zaccaria weist Parallelen zu San Michele auf. Die von Mauro Codussi errichtete Kirche Santa Maria Formosa dürfte eine der bekanntesten Renaissancekirchen Venedigs sein, wobei sie eine Renaissance- und eine Barockfassade aufweist. Ab 1492 entstand Santa Maria dei Miracoli. Die Technik der Inkrustation fand dort ihre höchste Vollendung. Ein Beispiel für den Rückgriff auf die Kreuzkuppelkirche ist die um 1500 erbaute Kirche San Giovanni Crisostomo. Beim größten Kirchenbau des frühen 16. Jahrhunderts, San Salvador, bezieht man sich auf San Marco.
Herausragende Baumeister wie Jacopo Sansovino haben San Zulian, San Martino sowie den Innenraum von San Francesco della Vigna entworfen, Scarpagnino entwarf San Sebastiano. Andrea Palladio errichtete mit San Giorgio Maggiore, Il Redentore und der Fassade von San Francesco della Vigna richtungweisende Bauten; Le Zitelle kann ihm wohl nicht mehr zugewiesen werden. Die Fassade von San Pietro di Castello steht in der Nachfolge Palladios, seine Formensprache erscheint noch lange nach seinem Tod in Bauten wie San Trovaso, San Staè und weiter bis ins 19. Jahrhundert.
Zum Dank für das Ende der Pest38 wurde bis 1638 die Kirche Santa Maria della Salute erbaut, die bedeutendste barocke Kirche Venedigs, entworfen von Baldassare Longhena. Einige Kirchenfassaden dieses Jahrhunderts blieben unvollendet, wie Santi Apostoli, San Marcuola, San Lorenzo oder San Pantalon.
Die Fassade der Pietà an der Riva degli Schiavoni wurde erst im 20. Jahrhundert vollendet, die der Gesuati-Kirche (nur in Venedig gab es diesen Orden, der nicht mit den Gesuiti (Jesuiten) verwechselt werden darf, die Santa Maria Assunta dei Gesuiti erbauen ließen) konnte nur durch die Spende eines vermögenden Patriziers zu Ende gebracht werden. Solche Geldmittel flossen auch den Kirchen von San Moisè und Santa Maria Zobenigo zu, die entsprechende Grabmäler der Stifter hüten. Andere Finanziers waren weltliche Gesellschaften, wie die Pinzocchere dei Carmini, die als Tertiarierinnen dem Karmeliterorden angehörten - aus ihnen ging die Scuola dei Carmini hervor. Sie sorgte dafür, dass zwischen 1286 und 1348 die Kirche Santa Maria dei Carmini entstand, ebenso wie die Scuola Grande dei Carmini.
Auch andere Glaubensgruppen, wie die orthodoxen Griechen durften im 16. Jahrhundert Kirchen im Stadtgebiet erbauen. So entstand 1498 die Scuola di San Nicolò dei Greci, die ab 1548 die Kirche San Giorgio dei Greci errichten ließ. Auch die heute etwa 80 Mitglieder umfassende Evangelisch-lutherische Kirche in Venedig durfte bereits im 16. Jahrhundert eine Kirche errichten.
1706 bis 1714 wurde der von Scamozzi begonnenen Theatinerkirche San Nicolò da Tolentino ein korinthischer Pronaos vorgeblendet. 1760 entstand die klassizistische Maddalena-Kirche. Im kreisrunden Außenbau findet man einen achteckigen Innenraum. Unter den von napoleonischem Klassizismus geprägten Kirchen ist San Maurizio hervorzuheben. San Silvestro wurde erst im vierten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts begonnen, in klassizistischer Formensprache, wie an der Accademia.
Ein Palast wird in Venedig im Allgemeinen als Casa (abgekürzt Ca′) bezeichnet. In der öffentlichen Wahrnehmung gab es vielfach nur zwei Paläste in der Stadt, die als solche bezeichnet wurden: den Dogenpalast (Palazzo Ducale) und die Residenz des Patriarchen von Venedig, den Palazzo patriarchale.
Von den so genannten byzantinischen Palästen gibt es heute nur noch wenige und diese sind im 19. Jahrhundert weitgehend verändert worden. Einen Eindruck vom Palastbau des 13. Jahrhunderts vermittelt dennoch der Fontego dei Turchi, dessen Name zwar auf ein türkisches Handelshaus hindeutet, der jedoch auf einen Stadtpalast zurückgeht. Viel alte Substanz ist noch an der Ca’ da Mosto erhalten, der ab dem 13. Jahrhundert entstand. Die dekorativen Details des Komplexes Loredan und Farsetti, heute Rathaus und Kommunalverwaltung, entstammen weitgehend dem 19. Jahrhundert. Dennoch lässt sich die Fassadenkomposition einer typischen casa-fondaco (abgeleitet vom arabischen funduq = Lagerraum, venezianisch fontego) noch klar ablesen: eine Arkadenreihe im Erdgeschoss, die zum Ein- und Ausladen von Waren geeignet war, und ein ebenfalls durchgehend aufgerissener Piano Nobile. Im Grundriss äußert sich dies in einem zentralen Saal, der sich zur Fassade t-förmig erweitert.
Im Verlauf der Gotik wurden die Saalproportionen steiler und der t-förmige Grundriss wurde zugunsten eines leicht l-förmigen, später nur noch gerade durchgehenden Saales aufgegeben. Der so genannte gotico fiorito verwendete im 15. Jahrhundert am Canal Grande Maßwerk, das sich vom Dogenpalast herleitete. Der größte Bau ist die Ca’ Foscari an der ersten Biegung des Canal Grande. Für die Ca' d'Oro (Goldenes Haus) wurde eine farbige Bemalung in Blau und Gold nachgewiesen. Bilder, insbesondere von Vittore Carpaccio und Gentile Bellini, lassen eine intensive Polychromie der gotischen Architektur erkennen.
Bedeutende Häuser des 16. Jahrhunderts sind die beiden Paläste Mauro Codussis, die Ca' Vendramin und der Palazzo Corner Spinelli, ersterer mit einem Rückgriff auf einen t-förmigen Saal. Was den Profanbau angeht, so konnte, ganz im Gegensatz zum Sakralbau, Andrea Palladio in Venedig nie Fuß fassen.
Die nach einem Entwurf von Jacopo Sansovino entstandene Ca' Corner, ein am Canal Grande gelegener Palast der Familie Cornaro, ist ein epochemachender Bau der Hoch-Renaissance mit einem quadratischen Innenhof nach römischem Vorbild. Ein anderer bedeutender Architekt des Cinquecento, Sebastiano Serlio, konnte manche seiner Vorstellungen in Kooperation mit dem Patrizier Francesco Zeno bei dessen neu zu errichtendem Palazzo verwirklichen. Bis ins 18. Jahrhundert blieb man im Palastbau dem überlieferten Gebäudetyp weitgehend treu. Die letzten Großbauten, heute als Museen genutzt, sind die Ca’ Pesaro, die Ca’ Rezzonico und der Palazzo Grassi. Neben dem barocken Palazzo Grassi Baldassare Longhenas gibt es auch Beispiele klassizistischen Palastbaus durch die Architekten Antonio Diedo und Andrea Tirali.
Das bedeutendste Werk des Architekten Jacopo Sansovino ist die dem Dogenpalast gegenüber liegende Alte Bibliothek, die Libreria Vecchia oder Biblioteca Nazionale Marciana von ca. 1540. Sansovino hat in der Gestaltung der Fassade eine Idee aufgegriffen, die Mauro Codussi exemplarisch 1481-1509 durchgeführt hat, und zwar am Palazzo Vendramin-Calerghi. Es ging darum, eine Verbindung zwischen der in Venedig üblichen Arkaden-Reihe und der Kolonnadengliederung der florentinischen Renaissance herzustellen. Codussi hatte die Kolonnaden so genau proportioniert vor den Bogengang der Fenster gesetzt, dass sich zwischen beiden eine neue Einheit entwickelte, die kaum mehr erkennen lässt, dass es sich um zwei verschiedene Prinzipien handelt. Diese Fenster werden in Venedig nach ihrem Erbauer Codussi-Fenster genannt. Dieses Prinzip der Übereinanderlagerung von alten traditionell-runden Bögen und Renaissance-Formen hat Sansovino in seiner Bibliothek in noch schönerer Form wiederholt. Beim Bau dieser Bibliothek brach allerdings vor der Vollendung 1545 ein Teil des Gewölbes ein.
Als Scuole wurden die Zünfte, aber auch Laienbruderschaften bezeichnet. Sie waren nach Nationen organisiert, aber auch nach Berufsgruppen. Unter ihnen ragten die Scuole grandi hervor, die geradezu in einen architektonischen und künstlerischen Wettstreit traten, der ihre karitativen und berufsspezifischen Aufgaben zu überlagern drohte.
Als älteste der im 16. Jahrhundert sechs Scuole grandi gelten die Scuole Santa Maria della Carità (ca. 1260, heute Accademia) und San Teodoro (1258), denen 1261 die Scuola Grande di San Marco und die Scuola Grande di San Giovanni Evangelista folgten. Letztere verdankte ihren Aufstieg der Tatsache, dass sie 1369 eine Kreuzreliquie vom Patriarchen von Konstantinopel erhielt. Ähnlich prachtvoll sind die (unfertig gebliebene) Scuola Grande di San Rocco und della Misericordia (beide 1478) ausgestattet. An den im 15. und 16. Jahrhundert errichteten bzw. umgebauten Bauwerken haben Baumeister wie Pietro Lombardo und Mauro Codussi, aber auch Jacopo Sansovino mitgewirkt. Bei der Innenausstattung waren es vor allem Tizian, eigentlich Tiziano Vecellio, und Jacopo Tintoretto. Im 17. Jahrhundert kam die Scuola Grande dei Carmini hinzu. Sitz der Bruderschaft, der die Betreuung der zum Tode Verurteilten und deren Begleitung zum Hinrichtungsort oblag, war die Scuola Grande di San Fantin. Sie war auch als Scuola di San Girolamo bekannt. Heute ist das Gebäude Sitz des Ateneo Veneto di Scienze, Lettere ed Arti, einer der bedeutendsten Wissenschaftsorganisationen der Stadt. Auch das 1953 gegründete Griechische Institut für byzantinische und nachbyzantinische Studien in Venedig hat seinen Sitz in einem ehemaligen Zunftgebäude, nämlich dem der 1498 gegründeten Bruderschaft der orthodoxen Griechen in Venedig (Confraternità dei Greci Ortodossi di Venezia). Nebenan befindet sich die Kirche San Giorgio dei Greci, wo die Orthodoxen im Stadtteil Castello Mitte des 16. Jahrhunderts eine eigene Kirche errichten durften.
Im 15. Jahrhundert dürften 200 bis 400 Zünfte existiert haben. Neben diesen besaßen auch die zahlreichen Laiengemeinden, von denen es mindestens 925 gab39, Versammlungshäuser. Von ihnen bestehen einige bis heute. Zu ihnen hatten, im Gegensatz zu den Scuole grandi, die Adligen keinen Zugang. Auch sie waren teilweise nach Nationen organisiert, jedoch überwiegend nach handwerklichen Korporationen. Bis heute bestehen einige der Versammlungshäuser der Scuole piccole, beispielsweise am Campo Santa Margherita das Haus der Scuola dei Varotari, also der Gerber, oder am Campo San Tomà, das der Scuola dei Calegheri, der Schuhmacherzunft also.
Von den frühen Wohnhäusern, meist aus Holz und Schilf errichtet, ist kaum etwas übrig geblieben. Im Lauf des Spätmittelalters setzte sich die Ziegelbauweise weitgehend durch, schon allein wegen der Stadtbrände, von denen einer im Jahr 1105 wütete. Zugleich stieg der Bedarf an Holzpfählen, denn man drang mit der Bebauung zunehmend in morastiges Gelände vor. Dennoch geschah der Ausbau unter strenger Kontrolle, so dass trotz der Enge Plätze und Wege bestehen blieben, gelegentlich sogar Rückbauten oder Hausunterführungen erzwungen wurden. Schon ab 1294 mussten etwa Dachvorsprünge genehmigt werden, und Balkone sind vergleichsweise selten und oftmals sehr klein. Daher ragen nur wenige Häuser in die engen Gassen.
Folglich weicht man häufig auf die Dächer aus, um ans Sonnenlicht zu kommen (altana). Zugleich war die Bauhöhe begrenzt, was wiederum für niedrigere Stockwerke sorgte, besonders im von Juden bewohnten Ghetto. So waren und sind die Wohnverhältnisse häufig beengt, wenn sich auch hinter den Fassaden häufig beeindruckende Räume verbergen.
Heute bereiten die Feuchtigkeit in den unteren Geschossen und die hohen Mieten die größten Probleme, was die Abwanderung seit Jahrzehnten beschleunigt und Zuwanderung ungemein erschwert. Zudem wird gerade in die unauffälligen Bauten zu wenig investiert. Dazu kommt, dass viele Häuser von Nichtvenezianern gekauft wurden, die nur selten anwesend sind, statt, wie vielfach gefordert, mindestens 180 Tage im Jahr. Außerdem haben viele Besitzer gar kein Interesse daran, ihre Wohnungen zu vermieten.
Die meisten Hotels in Venedig unterstreichen ihren Stolz darauf, ihr Haus in einem der zahlreichen Paläste etabliert zu haben. In den 1940er Jahren war das anders. Das ehemalige Hotel Bauer-Grünwald (heute Bauer) nahe San Moisé ist ein Beispiel dafür, wie rücksichtslos gegen die vorhandene Bausubstanz vorgegangen wurde, indem die Bauherren einen gerade modernen Architekturstil durchsetzten. Ähnliches gilt für die Sparkasse, die Cassa di Risparmio. Von einem eigenen architektonischen Stil der modernen Hotels kann jedenfalls nicht gesprochen werden, wenn auch deren institutionelle Tradition bis ins Hochmittelalter zurückgeht.
Nur wenige Gebäude in Venedig stammen aus einer Zeit, in der man von Öffentlichen Gebäuden sprechen kann. So waren Gebäude der Machtausübung oder der allgemeinen Vorratshaltung, der Finanz- oder der Zollverwaltung keineswegs öffentlich zugänglich. Hingegen sind einige Bauwerke des 20. Jahrhunderts, wie der Bahnhof S. Lucia, aber auch das Parkhaus oder der Busbahnhof, durch die die meisten Besucher Venedig erreichen, schon eher als solche Gebäude anzusprechen. Sie nehmen praktisch keinerlei Rücksicht auf die historische Bausubstanz und sind - entsprechend andernorts entwickelter Vorgaben - in die vorhandene Substanz gleichsam hineingetrieben worden. Vor allem aus der Zeit des Faschismus unter Mussolini haben sich solche städtebaulichen Entgleisungen erhalten. Die meisten Behörden und Institutionen der Stadt, einschließlich des Rathauses, finden sich heute in älteren Gebäuden, häufig Stadtpalästen, Klöstern und Handelshäusern, die noch am ehesten ausreichend Platz bieten. Ähnliches gilt für Museen, Bibliotheken und Archive.
Venedig war eine Stadt der Seefahrer. So entstanden die meisten Gebäude im Zusammenhang mit dem Schiffbau. Neben dem Arsenal, das praktisch einen eigenen Stadtteil darstellte, war die Stadt durchsetzt von zahlreichen, kleinen Werften, den Squeri, von denen heute nur noch eine aktiv ist. Sie findet sich bei San Trovaso unweit der Zattere.
Von den drei Getreidespeichern, die die Versorgung der Bevölkerung mit den Grundnahrungsmitteln Weizen und Hirse, später Mais und Reis sicherten, sind heute noch zwei erhalten: der Hirsespeicher (1423) bei S. Stae (heute eine Grundschule) und der Speicher für das Arsenal und die Flotte, das heutige das Schifffahrtsmuseum. Der dritte stand dort, wo sich heute die Giardini Reali befinden, ein kleiner Park hinter den Prokuratien. Ebenso zentralisiert wie die Getreidelagerung war die des Mehls. Der Speicher befindet sich am Canal Grande, gegenüber dem Patriarchenpalast, am Rio terà San Silvestro. Ab dem 16. Jahrhundert kamen kleinere Speicher hinzu, wie der nicht leicht zu findende am Campo S. Margherita.
Das Handelshaus der Deutschen (fondaco oder fontego dei tedeschi) nahe der Rialtobrücke beherbergt heute die Hauptpost. Ähnliche Handelshäuser waren der Fontego dei Turchi u. a. Schließlich befindet sich am Rialtomarkt noch das Gebäude des Fischmarkts, das im 19. Jahrhundert im gotischen Stil errichtet wurde. Dazu kam im 16. Jahrhundert das Gebäude des Finanzministeriums, das sich ebenfalls an der Rialtobrücke befindet und das Gebäude des Banco Giro an der Piazza di Rialto, die inzwischen restauriert worden ist.
An der Einfahrt des Canal Grande befindet sich das ehemalige Zollgebäude für die Waren, die vom Meer kamen, das daher Dogana da Mar hieß. Hier lagerten die teuersten Waren, wie Pfeffer und Safran, aber auch Salz. Für die Waren, die vom Festland kamen, aus Oberitalien also, gab es eine entsprechende Dogana da Terra. Das Gebäude, in dem sich die Dogana da Mar befand wird Punta della Dogana, Punta della Salute oder Punta da Màr genannt. Die Dogana wurde erst von einem festungsartigen, mit Zinnen versehenen Turm in das heutige Gebäude verwandelt, nachdem das Gebiet um das Bacino di San Marco repräsentativ umgebaut worden war. So war bereits der Markusplatz, 1589 das Staatsgefängnis, um 1600 die Seufzerbrücke, die Fassade von San Giorgio Maggiore 1612 und Santa Maria della Salute ab 1631 umgebaut worden, nur die Dogana fehlte.
Die zuständigen Prokuratoren de supra lehnten mehrere Vorschläge ab, sieht man von den Marmorplatten ab, die beim Ausbau der Prokuratien zwischen 1640-1663 abgefallen waren. Sie wurden 1675-1676 an den Flanken der Dogana verbaut. 1677 gewann Giuseppe Benoni (1618-1684) einen Wettbewerb. So entstand die ostwärts weisende Spitze mit dem Turm und den dreiseitigen Terrassen, dann die sechs östlichen Joche. Die Pläne für die Statuen wurden auf eine Fortuna, die auf einer von Atlanten getragenen, goldenen Erdkugel steht, reduziert. Lange blieb das Vorhaben stecken, und erst 1835 bis 1838 wurden die Magazzini del Sale von Alvise Pigazzi errichtet. Der Besitzer des Palazzo Grassi, François Pinault, erwarb die Dogana 2007, den Umbau zu einem Museum für moderne Kunst führte der japanische Architekt Tadao Ando 2009 zu Ende.
Die Zecca, von ihr sind die Wörter Zeche und Zecchine abgleitet, war der Ort, an dem bis 1797, ja bis 1870 die Münzen Venedigs geprägt wurden. Im Italienischen ist zecca der Begriff für alle Münzprägeanstalten geworden.
Das wohl größte Bauwerk, das allerdings nur partiell als Wirtschaftsgebäude anzusprechen ist, sind die Prokuratien. Dort residierten die Prokuratoren, die nicht nur Verwaltungs- sondern auch Finanzaufgaben hatten.
Den so genannten Akritanischen Säulen direkt neben dem Markusdom wurde lange die Stadt Acre beim heutigen Haifa als Herkunftsort zugeschrieben. Mittlerweile nimmt man an, dass sie aus Konstantinopel importiert und zwischen 524 und 527 hergestellt wurden.
In die an die Markuskirche angrenzende Ecke des Dogenpalastes integriert, steht die aus Syrien stammende Gruppe der Tetrarchen aus der Zeit um 300. Es handelt sich um Porphyrstatuen des spätrömischen Herrschers Diocletian und seiner Mitherrscher Maximianus Herculius, Constantius I. und Galerius. Sie zeigen den Wandel von einer auf Majestät bedachten Darstellung - siehe die Herrscherplastiken von Julius Cäsar oder Augustus - zu einer ganz neuen Art von Verinnerlichung hin, für die der Körper kein natürliches Ausdrucksmittel von Macht mehr ist. Damit war der Weg zur frühchristlichen und byzantinischen Kunst beschritten.
Die berühmteste Reiterstatue ist das ab 1480 von Andrea Verrocchio geschaffene Bronzemonument des Condottiere Bartolomeo Colleoni auf dem Campo Santi Giovanni e Paolo.
Die frühe, stark von byzantinischen Vorbildern beeinflusste Malerei ist kaum noch fassbar, jedoch finden sich im Markusdom zahllose Mosaiken. Als Vertreter dieser Malerei noch im 14. Jahrhundert gilt Paolo Veneziano (vor 1333 bis nach 1358), der zwar gotische Elemente übernahm, aber noch keine Impulse der Frührenaissance verarbeitete.
Mit Jacopo Bellini (ca. 1400-1470/71), der der Renaissance angehört, entwickelte sich vor allem mit den Exponenten Gentile (ca. 1429-1507) und Giovanni Bellini (ca. 1430-1516), Giorgione (1478-1510), Tizian (1477/90-1576) und Jacopo Tintoretto (1518-1594) eine maßgebliche venezianische Schule. Dazu zählen auch Jacopo Palma (der Alte) (um 1480-1528), Lorenzo Lotto (1480-1556) und Paolo Veronese (1528-1588) sowie Sebastiano del Piombo (1485-1547) und schließlich Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770).
Das 18. Jahrhundert ist die Blütezeit der Veduten, mit denen vor allem Giovanni Antonio Canal (1697-1768) verbunden wird. Aber auch im 20. Jahrhundert wurde diese Kunst von Virgilio Guidi (1891-1984) geübt. Sie geht aber schon weniger auf bestimmte Auftraggeber, wie städtische Institutionen oder Kirchen zurück, sondern stellt bereits ein Marktprodukt dar. Es fand mit der üblichen Grand Tour, mit der vor allem die jungen Adligen Europa kennen lernen sollten, aber wohl auch durch Schüler künstlerischen Unterrichts Verbreitung als Souvenir.
Glas wird zwar seit der Spätantike im Raum Venedig hergestellt,40 doch begann der Aufschwung des Kunsthandwerks erst mit der vollständigen Verlagerung der Glasöfen nach Murano Ende des 13. Jahrhunderts.41
Angelo Barovier gelang es Mitte des 15. Jahrhunderts Glas zu entfärben. Das crystallo, ein mit Manganoxid entfärbtes Soda-Kalkglas, wurde in ganz Europa führend. Bis um 1600 war die Kunstfertigkeit hierin beinahe konkurrenzlos und auch danach galt Glas à la façon de Venise im deutschen Sprachraum als unübertroffen. Barockes Schnittglas brach Venedigs Vorrang erst im 18. Jahrhundert. Zum Reichtum, den Venedig aus der Glasherstellung zog, trugen in erheblichem Maße die Ausfuhren nach Amerika bei, denn dort wurden Glasperlen aus Murano zu einer begehrten Handelsware.
Die Einrichtung einer Glasfachschule auf Murano (1860) und die Gründung eines Unternehmens durch Antonio Salviati (1866), knüpfte bewusst an die Kunsttradition mit ihren dünnwandigen Flügelgläsern, Faden- und Netzgläsern (reticella) an. Für den Jugendstil in Millefiori-Dekoren stehen die Fratelli-Toso-Glasgefäße der 1950er und 1960er Jahre sind von Farbe und Dekor her am Expressionismus orientiert, bunte Streifen- und geometrische Op-Art-Dekore in Vetro pezzato-Technik sind typisch für die Entwürfe von Paolo Venini, Fulvio Bianconi und Ercole Barovier. Dessen Sohn Angelo Barovier bezieht sich mitunter auf Vasarely. Inzwischen kämpft Muranoglas mit der ostasiatischen Konkurrenz.
Venedig besitzt eine große Zahl von Museen, die ganz überwiegend Kunstmuseen sind - zumeist in Bauwerken, die selbst architektonische Kunstwerke darstellen. Die bekanntesten sind neben der Galleria dell'Accademia, der Dogenpalast selbst und die Galleria G. Franchetti alla Ca' d'Oro. Dazu kommen die Ca' Rezzonico - Museo del Settecento veneziano, die mit dem Museo Querini Stampalia einen Schwerpunkt im 18. Jahrhundert legt, das Museo Correr, das sich der Geschichte der Republik Venedig widmet und die Ca' Pesaro - Galleria Internazionale d'Arte Moderna, mit dem Hauptakzent auf moderner Kunst. Im Palazzo Grassi mit seinem Malereischwerpunkt und in der Peggy Guggenheim Collection finden sich ebenfalls zahlreiche Ausstellungen. Hinzu kommen Museen für orientalische Kunst, für Stoffe, schließlich die Paläste selbst, von denen manche zu Museen umgewandelt wurden, wie die Ca' Mocenigo. Exponate zur Glaskunst werden im Museo del Vetro im Palazzo Giustinian dargeboten.
Die meisten Museen besitzen neben ihren Exponaten spezialisierte Bibliotheken. So besitzt etwa das Museo Correr eine eigene Bibliothek, ebenso wie der Palazzo Mocenigo, aber auch die dem Andenken Carlo Goldonis gewidmete Casa Goldoni, die Ca' Pesaro oder das Museum für Naturgeschichte. Die Bibliothek der Fondazione Querini Stampalia entstand hingegen durch eine private Stiftung im Jahr 1868.
Im 16. Jahrhundert bildete sich aus verschiedenen Wurzeln u. a. der franko-flämischen Vokalpolyphonie und der Coro-spezzato-Technik Fra Ruffinos, und begünstigt durch die außergewöhnliche Prachtentfaltung wie auch durch die besondere Architektur der Markusdomes mit seinen verschiedenen Emporen die Venezianische Mehrchörigkeit. Diese Art der Aufspaltung des Gesamtklanges auf vollstimmige Instumental- und Vokalensembles geht einher mit der Entdeckung einer spielfreudigen instrumentalen Beweglichkeit (wie sie gleichzeitig etwa durch den Organisten des Markusdoms Claudio Merulo für die gerade entstehende Musik für dieses Instrument umgesetzt wurde), die den nur vokalen Sätzen, wie man sie aus der vorhergehenden Generation etwa von Gabielis Lehrer Orlando di Lasso oder Giovanni Pierluigi da Palestrina kennt, einen oder mehrere virtuose, instrumentale Parts zur Seite stellt, die den Klang zu großen, vielstimmigen Akkorden aufbauen und den Werken feierlichen Glanz verleihen.
Als die bedeutendsten Vertreter dieser Kompositionsweise gelten Adrian Willaert, Andrea Gabrieli und dessen Neffe Giovanni Gabrieli, der den mehrchörigen Stil verfeinert und differenziert und, trotz der durch die Vielstimmigkeit der Werke entstehenden Komplikationen harmonisch bis an die Grenzen des Machbaren ausweitete und die verschiedenen Ensembles mit einer Neigung zu monumentalen Wirkungen gegenübergestellt hat. Der Glanz dieser Musizierpraxis ließ Fürsten und Mäzene Musiker zu Studien bei den Gabrielis nach Venedig schicken. So studierten Hans Leo Hassler und Heinrich Schütz in Venedig. Gabrielis Musikauffassung wurde somit für repräsentative Werke folgender Generationen stilbildend und beeinflusste Komponisten bis in die Gegenwart.
Nach der Amtszeit der Gabrielis wirkte Claudio Monteverdi als Kapellmeister am Markusdom.
Seit der Barockzeit war Venedig eines der Zentren der abendländischen Musik, der Oper41k und des Theaters. Im nach Brandkatastrophen mehrfach wieder aufgebauten barocken Teatro La Fenice finden heute ganzjährig Symphoniekonzerte statt, die Opernsaison dauert von Dezember bis Juni. Weniger berühmt, aber im 18. Jahrhundert genauso extravagant war das Teatro Malibran, das nach der französischen Mezzosopranistin Maria Malibran benannt ist. 1678 unter dem Namen Teatro di San Giovanni Grisostomo eröffnet, galt es bereits wenige Jahre später als größtes und schönstes Theater der Stadt, berühmt vor allem für die Aufführungen von Opern, die seit 1637 in der Stadt stattfanden. Nur das Teatro Goldoni diente von Anfang an der Aufführung von Theaterstücken, nicht von Opern.
Unter den Komponisten, die zur Barockzeit in Venedig geboren wurden oder hier lebten und wirkten, sind vor allem Giovanni Legrenzi, die Brüder Alessandro und Benedetto Marcello, Antonio Caldara sowie Antonio Vivaldi (1678-1741) zu nennen. Doch auch in der Musik des 20. Jahrhunderts brachte Venedig berühmte Musiker hervor, wie Luigi Nono, dessen Lebenswerk seit 1993 ein eigenes Archiv gewidmet ist.42
→ siehe auch Artikel: Karneval in Venedig und Bauta
Die Biennale von Venedig gilt als eine der wichtigsten internationalen Kunstausstellungen und wird seit 1895 alle zwei Jahre - bei mehrjährigen Unterbrechungen in den Kriegsjahren - zwischen Juni und November veranstaltet. Mittlerweile findet eine Unterteilung in Kunst, Musik, Tanz, Theater, Film und Architektur statt. Die Kunstbiennale findet in den ungeraden, die Architekturbiennale in den geraden Jahren statt. Die Filmfestspiele sowie das Festival für Musik, Tanz und Theater finden jährlich statt. Die seit 1932 Ende August/Anfang September stattfindenden Filmfestspiele auf dem Lido gelten als das älteste und, neben dem in Cannes und Berlin, als eines der drei bedeutendsten Filmfestivals weltweit.
Bildung und Forschung
Venedig hat drei Universitäten: Neben der in der Ca'Foscari untergebrachten Universität gibt es eine Internationale Universität, die Venice International University sowie die Universität für Architektur IUAV. Die Universität ging aus der 1868 gegründeten Scuola Superiore di Commercio hervor, die die erste Wirtschaftshochschule Italiens darstellte. Erst 1939 bzw. 1954 kamen die Sprachwissenschaften hinzu, Literaturwissenschaft/Philosophie und Industriechemie 1969, ein Jahr, nachdem die Ca'Foscari zur Volluniversität erhoben worden war. Rund 10.000 Studenten sind eingeschrieben.
Darüber hinaus befindet sich hier die Kunsthochschule Accademia di belle arti di Venezia.
Mehrere Institute und Stiftungen haben sich in der Forschung Verdienste erworben. Hier sind vor allem das Ateneo Veneto di Scienze Lettere e Arti, die Deputazione di Storia Patria per le Venezie, das Istituto Veneto di Scienze Lettere e Arti, die Cini-Stiftung sowie der Museumsverband, die Musei Civici Veneziani, zu nennen. Mit der Musikgeschichte befasst sich die Scuola di musica antica di Venezia. Mit der Archäologie der Region befasst sich Archeo Veneto. Dabei finden sich im Venezia Laboratorio di Cultura inzwischen 40 Einrichtungen zusammen. Dazu kommen Forschungsinstitute, wie das Deutsche Studienzentrum in Venedig, die sich der Geschichte und Kultur der Stadt widmen und auch Künstler fördern. Die Internationale Universität wird vor allem von der britischen Warwick University begleitet.
Medien
Die italienische Presse ist entweder von einer Partei oder einem Konzern abhängig. Das bedeutendste Blatt, neben den nationalen Zeitungen, ist Il Gazzettino, der bis in die 1990er Jahre in Venedig gedruckt wurde.43 Er erschien dort seit 1887. 1977 zog die Redaktion nach Mestre um. 1983 entstand als herausgebende Gesellschaft die Società Editrice Padana (S.E.P.). 2006 übernahm jedoch Caltagirone Editore die Aktienmehrheit, der drittgrößte Medienkonzern Italiens. Ende des Jahres besaß das Unternehmen bereits mehr als zwei Drittel der Anteile. 70 % der Anteile von Caltagirone liegen indirekt in Händen der gleichnamigen Familie, 34 % direkt.44 Die Auflage, die 1997 noch bei über 136.000 Exemplaren lag, fiel bis 2008 auf kaum mehr als 84.000. Eine Lokalredaktion besteht in Mestre.
Daneben besteht noch La Nuova Venezia, dessen Redaktionen in Mestre (Via Verdi, 30-32) und in Venedig sitzen (Calle Carminati 5653, Castello Campo San Lio). Herausgeber ist FINEGIL Editoriale S.p.A., gedruckt wird die Zeitung in Padua.43a
Sport
Neben dem Rudern, das sich im öffentlichen Raum in zahlreichen Regatten niederschlägt, wie etwa der Regata storica oder der Voga veneta, dominiert der Fußball.
Die ältesten Rudergesellschaften reichen bis in die Zeit um 1900 zurück, so etwa die 1911 gegründete Compagnia della Vela. Die Regatten selbst lassen sich bis ins Spätmittelalter zurückverfolgen. Die erste Nennung auf einem Stadtplan erfolgte durch Jacopo de Barbari im Jahr 1500. Die Regatta ist eine venezianische Erfindung.
1907 entstand der Verein Venezia Calcio, genauer die Società Sportiva Calcio Venezia, die in der italienischen Liga vor allem in den 30er und 40er Jahren erfolgreich spielte. 1987 vereinte sie sich mit der Mannschaft aus Mestre, wobei die Vereinsfarben schwarz-grün durch das dortige orange ergänzt wurden. 2005 war der Verein insolvent, doch erfolgte eine Neugründung.45
Noch älter als die Fußballvereine ist der erste Basketballverein, Reyer Venezia, der bereits 1872 entstand. Es handelte sich allerdings zunächst eher um einen Gymnastikverein.
Vergleichsweise unbedeutend ist der lokale Rugby-Verein Venezia Mestre Rugby, der 1986 entstand.
Persönlichkeiten
Zahlreiche Persönlichkeiten aus Venedig haben auf die Stadt und manche auch weit darüber hinaus gewirkt. So sind auf der politischen Ebene allein 120 Dogen zu nennen, von denen wohl Enrico Dandolo der bekannteste sein dürfte, aber auch acht Päpste, zuletzt Johannes Paul I. Vor allem im kulturellen Bereich gingen von der Stadt starke Impulse durch herausragende Künstler, vor allem Maler, Musiker und Schriftsteller aus. Schließlich zählen Marco Polo für Asien und Giovanni Caboto für Nordamerika zu den bekanntesten Entdeckern.
Literatur
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