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Hans-Jürgen Hübner:

Zeittafel zur Geschichte Venedigs

Version 1.696 (7. Oktober 2019)

Inhalt

Entstehung des Mittelmeers

Venedig liegt bekanntlich in einer Lagune, die am äußersten Ende der Adria liegt, einem langen Arm des Mittelmeers. Diese Lagune war sehr viel früher von Menschen bewohnt, als man lange angenommen hat. Noch heute ist das überaus enge Verhältnis zwischen Venedig und dem Mittelmeer täglich zu spüren. Daher ein knapper Abschnitt über die Entwicklung des Mittelmeers, lange vor der ersten menschlichen Besiedlung.

Das Mittelmeer ist größtenteils ein Überrest der Tethys, eines Urozeans, der vom Superkontinent Pangäa umgeben war. Die Entstehung des Mittelmeeres begann mit dem Auseinanderbrechen dieses Superkontinents, der fast alle Landmassen umfasste, und der Drift der afrikanischen Platte (damals noch Teil des großen Südkontinents Gondwana) nach Süden während der Trias (vor etwa 252,2 bis etwa 201,3 Millionen Jahren) und des Jura (bis vor etwa 145 Millionen Jahren). Dadurch öffnete sich die Tethys reißverschlussartig nach Westen. Die Entstehung der Neotethys aus der Paläotethys war durch die Wanderung der Kimmerischen Terrane vom Nordrand der Südostpangäa zum Südrand der Nordostpangäa bedingt. Diese Wanderung begann im Perm (vor 298,9 bis 252,2 Millionen Jahren). Dabei öffnete sich an der Rückseite, also südlich der Terrankette ein Ozean, der Tethysozean. Gleichzeitig wurde durch diesen Prozess die Paläotethys durch Subduktion am Südrand der Nordostpangäa nach und nach schmaler. Nach der Kollision der Kimmerischen Terrane mit Nordostpangäa an der Trias-Jura-Wende, also vor etwa 200 Millionen Jahren, war die Bildung der Tethys abgeschlossen.

Die Tethys in der frühen Trias (vor etwa 200 Millionen Jahren)

Mit dem Aufbrechen Pangaeas in Laurasia und Gondwana während des Jura (vor etwa 200–145 Millionen Jahren) weitete sich die Tethys nach Westen, und wo sich zuvor Flachwasserzonen oder gar Festland befunden hatten, entstanden nun Tiefseebecken. Im Laufe der Kreidezeit (vor etwa 145 bis 66 Millionen Jahren) und des Tertiär (das vor 2,6 Millionen Jahren endete) schloss sich die Tethys zwischen den Resten Gondwanas – Afrika und Indien –, die gegen den Uhrzeigersinn nach Nordosten drifteten, und Eurasien, das im Uhrzeigersinn nach Süden und Südwesten trieb. Durch den Zusammenstoß von Afrika bzw. Indien mit Eurasien entstanden die Alpidischen Ketten im Zuge der bislang letzten globalen Gebirgsbildungsphase der Erdgeschichte. Dabei entstanden auch die Alpen. Afrika bewegt sich dabei keineswegs als Block, noch ist die Bewegung linear von Südost nach Nordwest. Eine Drehbewegung des afrikanischen Kontinentes, die im Oberkarbon oder Perm begann und die im Tertiär zur endgültigen Trennung Afrikas von Asien entlang dem Roten-Meer-Graben führte, wirkte an der Faltung der Atlasgebirge in Nordwestafrika mit.

Weil sowohl der Teil Pangaeas, der heute Afrika ist, als auch der Teil, der heute Europa ist, deutlich weiter südlich lagen als Afrika und Europa heute und auch die durchschnittliche Welttemperatur höher war, herrschte im Bereich der Tethys ein überwiegend tropisches, im europäischen Bereich jedenfalls subtropisches Klima.

Paratethys vor 17-13 Mio Jahren
Die Paratethys vor 17 bis 13 Millionen Jahren

Messinian salinity crisis 6.5 mya stage
Das westliche Mittelmeer vor der Messinischen Salinitätskrise, also vor mehr als 6 Millionen Jahren

Die erneute Norddrift der mittlerweile aus dem Gondwana-Verband herausgelösten Afrikanischen Platte in der Kreide (vor 145 bis 66 Millionen Jahren) und deren Kollision mit dem Südrand Europas im Tertiär (vor 66 bis 2,6 Millionen Jahren) führten zur zunehmenden Einengung der westlichen Tethys bzw. zur Alpidischen Gebirgsbildung. Dabei entstanden die Alpen und der Karpatenbogen. Diese Gebirgszüge teilten die westliche Tethys in einen nördlichen Teil, die Paratethys, und einen südlichen Teil, der sich zum heutigen Mittelmeer entwickelte. Die östliche Tethys hingegen schloss sich durch die Norddrift Indiens, was gleichzeitig den Indischen Ozean hervorbrachte. Durch die Kollision Afrikas einschließlich der Arabischen Halbinsel mit dem Südwestrand Asiens im mittleren Miozän (vor etwa 23 bis 5,3 Millionen Jahren) wurde die Verbindung des Mittelmeers zum Indischen Ozean getrennt.

Doch damit war die Entstehung des Mittelmeers keineswegs abgeschlossen. Vor etwa sechs Millionen Jahren, im Messinium (oberstes Miozän) begann das Mittelmeer auszutrocknen.1 Vor dem Messinium war das Mittelmeer noch nicht über die Straße von Gibraltar mit dem Atlantik verbunden, sondern über wesentlich breitere Meeresarme. Diese verbanden das Mittelmeer über Südspanien2 und südlich des Atlas3 mit dem Atlantik. Als Folge der plattentektonisch bedingten Kollision Afrikas mit Südeuropa schlossen sich diese Meeresverbindungen. Dies und das aride Klima sorgten dafür, dass das Meerwasser vollständig verdunstete. Die sich bildende Salzwüste ist heute im Meeresboden in Form mächtiger Gips- und Salzlager erkennbar. Einige Jahrtausende später wurde das Becken des Mittelmeers durch einströmendes Wasser aus dem Atlantik über die Straße von Gibraltar wieder gefüllt. Dieser Vorgang spielte sich wohl mehrmals vor sechs bis fünf Millionen Jahren ab. Die wiederholte Eindampfung erklärt die enorme Mächtigkeit der Salzlager. Der gesamte Zeitraum wird als die Messinische Salinitätskrise bezeichnet.

Etapa3
Das weitgehend ausgetrocknete Mittelmeer hinterließ gewaltige Salzschichten, die allerdings in den als Seen verbleibenden tieferen Bereichen nur geringfügig entstanden, so dass die unterseeischen Gebirge noch mehr anwuchsen.

Diese Krise resultierte in einem drastischen Wechsel der Fauna im Mittelmeerraum, anhand dessen bereits Charles Lyell (1797-1875) die erdgeschichtliche Grenze vom Miozän zum Pliozän festlegte (vor etwa 2,588 Millionen Jahren). Im Miozän bestanden im Mittelmeer große Inselgruppen, zeitweise mit Landverbindungen zu Nordafrika. Diese waren zum Teil mit tropischer Fauna bevölkert, wie Altweltaffen (Oreopithecus bambolii), Elefanten (Sizilianischer Zwergelefant), Giraffen, Flusspferden oder Krokodilen.4 Im Pliozän wurde diese Fauna wiederum weitgehend durch Einwanderungen aus Europa ersetzt, z. B. durch Säbelzahnkatzen (Machairodus und Metailurus).5

Während der Kaltzeiten schwankte der Meeresspiegel um weit über 100 m. Im Periglazial der Würm-Eiszeit lag der Wasserspiegel des Mittelmeeres etwa 120 m tiefer als heute.6 Damit war das obere Ende der Adria Festland, der Meeresarm reichte nur bis zum Gargano. Sardinien und Korsika bildeten eine große Insel, ebenso wie Sizilien und Malta eine einzige Insel bildeten. Der eustatische Anstieg des Meeresspiegels betrug etwa 0,2 cm pro Jahr.7

Zeitweilige Besiedlung durch Menschenartige (16-7 Millionen Jahre)

Pierolapithecus catalaunicus (Pau) a l'Institut Català de Paleontologia Miquel Crusafont (crop)
Rekonstruktionsversuch von Pierolapithecus catalaunicus

Jede der folgenden Besiedlungswellen Europas scheint ihre Wurzeln in Afrika zu haben. Vor 17 bis 14 Millionen Jahren wurde das dortige Klima trockener, zugleich kam es im Jahresverlauf zu stärkeren Temperaturunterschieden. Dabei entwickelten sich frühe Verwandte der Meerkatzenverwandten und der Menschenartigen (beispielsweise Kenyapithecus wickeri, Equatorius africanus und Nacholapithecus) zu den vorherrschenden Gattungen. Nachweisbar ist bei den Fossilien aus dieser Epoche, dass Anpassungen an eine härtere Nahrung entwickelt wurden: unter anderem kräftige Kiefer sowie dickere Zahnschmelzschichten auf den Backenzähnen.8 Vor 16 bis 15 Millionen Jahren wurden erstmals Gebiete außerhalb Afrikas – weite Teile Eurasiens – von diesen Arten besiedelt.9

Vor 13 bis 9 Millionen Jahren nahm die Zahl der Arten, die zu den Menschenartigen zählen, in Europa zu. So sind aus dieser Epoche neben den beiden in Spanien entdeckten Funden von Pierolapithecus catalaunicus und Anoiapithecus mindestens vier Dryopithecus-Arten bekannt.10 Eine 2017 bei Trachilos auf dem westlichen Kreta gefundene versteinerte Folge von etwa 50 Fußabdrücken könnte eines der ältesten Zeugnisse menschlicher Vorfahren überhaupt sein. Die Abdrücke sind mindestens 5,6 Millionen Jahre alt.10b

Vor 9,6 Millionen Jahren führte die Vallesium-Krise zu erheblichen Veränderungen der Ökosysteme in Europa:11 Von der spanischen Mittelmeerregion ausgehend verschwanden in West- und Mitteleuropa die subtropischen, immergrünen Wälder infolge allmählicher Abkühlung. An ihrer Stelle folgten laubabwerfende Bäume und in einigen südlichen Regionen Steppen. Diese Klimaveränderung hatte auch einen tiefgreifenden Wandel in der Tierwelt zur Folge – die meisten europäischen Arten der Menschenartigen dieser Epoche starben aus; einzig Oreopithecus überlebte bis vor ungefähr 7 oder sogar 6 Millionen Jahren auf einer Insel in der Region von Sardinien / Korsika. Vor 8 bis 7 Millionen Jahren bewirkte die Anhebung des tibetischen Hochlands eine Steigerung der Intensität des Monsuns in Asien. Die Folge war – auch in Europa – eine Verringerung der Niederschlagshäufigkeit, nachweisbar unter anderem durch eine Ausbreitung von C4-Gräsern. C4-Pflanzen überstehen Wasserknappheit, hohe Temperaturen und harte Sonneneinstrahlung besser. Die besagten Klimaveränderungen, die C4-Pflanzen Vorteile boten, führten zu einem völligen Aussterben der Menschenartigen in Europa.

Von der frühesten menschlichen Besiedlung bis zur Entstehung der Lagune

Menschliche Jäger folgten wohl vor mehr als 1,3 Millionen Jahren Elefanten und Steppenbisons (Bison priscus), die in großen Herden aus Westasien süd- und westwärts wanderten. So zogen kleine Menschengruppen von Georgien im Osten in den Süden Europas, wo sie in Italien, Südfrankreich und Spanien nachweisbar sind. Zur Zeit der ersten Einwanderung menschlicher Gruppen war Italien noch erheblich schmaler, die Abruzzen hatten sich noch nicht gehoben, die Adria erstreckte sich erheblich weniger weit nach Norden und reichte nur bis ins Gebiet des Monte Gargano, also nicht weit von Pirro Nord entfernt, wo sich die ältesten menschlichen Artefakte Italiens fanden. Sie wurden auf 1,3 bis 1,7 Millionen Jahre datiert. Es ist durchaus möglich, dass auch die Menschengruppen, die diese Artefakte hinterlassen haben, wieder verschwanden.

Eine erste Vergletscherung am Südrand der Alpen begann vor rund 800.000 Jahren. Mastodonten und Elefanten, Wisente und Pferde wanderten erneut aus Asien und den kälteren und trockeneren Gebieten Europas ein. Als Italien (erstmals dauerhaft?) von Menschen aufgesucht wurde, unterlag die Halbinsel weiterhin geologischen Veränderungen. Vor etwa 700.000 Jahren entstand der Ätna. Als ältester Fundort menschlicher Artefakte galt rund zwei Jahrzehnte lang Ca' Belvedere di Monte Poggiolo zwischen Bologna und Rimini. Zu den ältesten Fundorten zählt auch Visogliano (Triest) wo sich mit 300 bis 700.000 Jahren Alter vielleicht die ältesten menschlichen Überreste Italiens fanden, wie Kieferknochen und ein einzelner Zahn.

Temperature variation 800kyr
Temperaturschwankungen in den letzten 800.000 Jahren

Während der Extremphasen der Vergletscherung lag der Meeresspiegel rund 120 m tiefer als heute, schwankte jedoch durch die Warmzeiten und die dadurch ausgelösten Gletscherrückgänge sehr stark. Daher waren etwa Elba und Sizilien in den Kaltzeiten keine Inseln, die Adria begann erst südlich des Monte Gargano. Zu den bedeutendsten Fundstätten der Neandertaler werden die Höhle von Fumane bei Verona und die Höhle San Bernardino bei Vicenza gerechnet. Vor mindestens 230.000 Jahren entstanden die ersten Wohnstätten, wie Funde bei Nizza erwiesen (Terra Amata). Spätestens mit den Neandertalern lässt sich eine kontinuierliche Besiedlung Italiens wahrscheinlich machen, sieht man von den großen Inseln Sizilien und Sardinien ab. Isotopenuntersuchungen konnten zeigen, dass die Neandertaler sich überwiegend von Fleisch ernährten, was zur kühleren Umgebung und einer entsprechenden Flora passt. Insgesamt hat sich in den letzten Jahrzehnten das Bild vom Kleintiere jagenden Neandertaler zum Großwildjäger gewandelt. Das in der Provinz Verona gelegene Riparo Tagliente erbrachte Hinweise auf Pelzgewinnung. Insgesamt war die technologische Entwicklung der Neandertaler in Italien erheblich dynamischer als etwa im benachbarten Südfrankreich. In Italien fanden sich, wie in anderen Ländern auch, Hinweise aus der symbolischen Sphäre. In der Fumane-Höhle entdeckte man 44.000 Jahre alte Hinweise auf die Entfernung großer Federn von Vogelarten, die nicht verzehrt wurden, wie etwa von Bartgeiern oder Rotfußfalken. Auch entdeckte man Anzeichen für Körperbemalung. Das Verschwinden des Neandertalers könnte mit einer gigantischen Vulkanexplosion in ursächlichem Zusammenhang stehen, die sich um 37.300 v. Chr. auf den „brennenden Feldern“ (Campi Flegrei) bei Neapel ereignete.

Europa vegan3
Verteilung der Vegetationszonen während des Kältemaximums der letzten Kaltzeit im Zeitraum 24.500 bis 18.000 v. Chr. (weiß: Vergletscherung; rosafarbene Strichellinie: Südgrenze der Tundra; weiße Punktlinie: Südgrenze des Permafrostbodens; grüne Linie: Steppe- / Baumgrenze; gelbe Schraffur: Lösswüste)

Spätestens vor 45.000 bis 43.000 Jahren lebten Cro-Magnon-Menschen in Italien, wie man seit 2011 anhand zweier Zähne belegen kann. 2013 legten genetische Untersuchungen am Mezzena-Unterkiefer (Monti Lessini, nördlich von Verona) nahe, dass dieser einem Hybriden aus Homo sapiens und spätem Neandertaler zuzuordnen ist. Damit war ein fossiliengestützter Beweis für derartige Hybriden erbracht, von denen es inzwischen eine ganze Reihe gibt. In diesem Kontext ist die Vermischungs-These, ein lange kontrovers diskutiertes Szenario zur bisherigen Annahme eines Aussterbens, die wiederum aus der Tatsache abgeleitet wurde, dass aus den Fossilien vor mehr als 30.000 Jahren Neandertaler verschwanden, von Bedeutung. Allerdings teilt der moderne Mensch keine mitochondriale DNA mit den Neandertalern. Dies steht in Gegensatz zur besagten Vermischungsthese. Da mitochondriale DNA bei allen Säugetieren, also auch bei Menschen, ausschließlich über die Mutter übertragen wird, könnte demnach lediglich eine Verpaarung von Neandertalernmännern mit Homo-sapiens-Frauen stattgefunden haben. Dies macht eine vollständige Vermischung beider Gruppen unwahrscheinlich. Hingegen gab es wohl eine geringfügige Vermischung zwischen Neandertalern und anatomisch modernen Menschen, und zwar vor allem im Nahen Osten, wo sich die beiden Menschenarten zuerst begegnet sind.

Der erste moderne Homo sapiens, der vor vielleicht 50.000 Jahren nach Europa kam, hatte wahrscheinlich eine sehr dunkle Haut. Die heutige hellere Haut könnte ein Erbe der Neandertaler sein, denn vor allem dort, wo in der DNA die Eigenschaften von Haut und Haaren bestimmt werden, fand sich ein besonders hoher Anteil an Neandertaler-Erbgut. Während die schwarze Haut in Gebieten und zu Zeiten hoher Sonneneinstrahlung einen Schutz gegen Hautkrebs bietet, kann die hellere Haut in lichtärmeren Zeiten und Gebieten die Produktion von Vitamin D steigern. Mangel an Vitamin D führt zu Knochenerweichung.

Caverna delle Arene Candide-ritrovamenti Piccolo Principe-museo archeologia ligure
Menschliche Überreste des „Kleinen Fürsten“ oder „Prinzen“ (piccolo principe), der vor etwa 23.500 Jahren in der Kaverne Arene Candide (Ligurien) beigesetzt wurde. Ihm war ein Pelzumhang beigegeben worden, der aus 400 Vertikalstreifen aus Eichhörnchenfellen bestand. Der junge Mann lag in einer Schicht aus Ocker ausgestreckt. Sein Kopf war von hunderten durchbohrter Muscheln und von Hirschzähnen umgeben, die vermutlich von einem Hut oder einer Maske stammten. Gehänge aus Mammutelfenbein, durchbohrte Cypraea-Muscheln, vier „Kommandostäbe“ aus Hirschgeweih umgaben ihn. In der rechen Hand hielt er einen steinernen Dolch aus Feuerstein. Die linke Hälfte des Unterkiefers fehlt, dort befindet sich eine größere Menge Ocker. Die Verletzung an dieser Stelle hatte begonnen zu heilen, möglicherweise sollte dies der Ocker unterstützen. (Museo di archeologia ligure in Genua Pegli)

23.000-15.000 v. Chr. - Maximale Ausdehnung der Gletscher während der letzten Kaltzeit, die um 20.000 v. Chr. ihren Höhepunkt überschreitet. Der Gardasee ist das Stammbecken des am weitesten nach Süden vorgerückten Gletschers, der im Maximum eine Fläche von 15.000 km2 umfasst. Der erheblich kleinere und weiter im Osten gelegene, für Venedig noch bedeutendere Gletscher, der Tagliamento-Gletscher, umfasst eine Fläche von 2500 km2. Dabei gibt es eine zeitliche Versetzung zwischen dem Tiefststand der Meeresspiegel um 18.500 v. Chr. und der maximalen Ausdehnung der alpinen Gletscher. Diese werden offenbar aus dem Mittelmeerraum mit Feuchtigkeit versorgt, so dass sie noch über den besagten Tiefststand hinaus anwachsen. Dies wiederum hängt mit der Südverlagerung der Polargrenze und der damit zusammenhängenden, ebenfalls nach Süden gerichteten Verlagerung der Jetstreams zusammen. Die Nordverlagerung wiederum sorgt für eine Unterversorgung der Gletscher mit Wasser bei reichlicher Versorgung weiter im Norden, so dass sich die Alpengletscher früher zurückziehen - so etwa der Tagliamento bereits zwischen 20.000 und 17.500 v. Chr. Um den Brenta entsteht ein gewaltiger sogenannter Megafan mit einer maximalen Aggradationsrate von 3,05 mm/a zwischen 25.500 und 21.600 v. Chr. Die Inzisionsphase lässt sich auf 15.500 v. Chr. datieren. Ein letztes Vorrücken der Gletscher findet um 15.500 bis 15.300 v. Chr. statt, nachdem gegen 26.000 v. Chr. die Ausdehnung begonnen hatte.1a

Gegen Ende des letzten glazialen Maximums bleiben die Dünen von Belvedere-San Marco zwischen Aquileia und Grado zurück.1b Der Meeresspiegel an der oberen Adria liegt rund 120 m unter dem heutigen, steigt aber bis 5000 v. Chr. wieder um 110 m an. Seither steigt er unter deutlichen Schwankungen und viel langsamer weiter an, wenn sich auch in den letzten Jahrzehnten wieder eine Beschleunigung abzeichnet.

um 6100-5800 v. Chr. - Bauern aus dem Nahen Osten bringen Getreide und Vieh nach Süditalien, Beginn der Neolithisierung.

um 5500 v. Chr. - Produzierende Lebensweise auch in Norditalien; sie verdrängt die aneignende Lebensweise der Jäger und Sammler.

um 4000 v. Chr. - Entstehung der Lagune von Venedig hinter dort angeschwemmten Sandinseln, den Lidi; für das 2. Jahrtausend v. Chr. lassen sich dort Jagd und Fischfang nachweisen. Dabei entsteht zunächst um 3000 v. Chr. eine Kette von Sandinseln, innerhalb der heutigen Lagune, nämlich entlang der Linie Motta Cucco (Po) - Isola di Valgrande (südl. Lagune) - Lido di Venezia (località Terre Perse) - Cà Bianca, dann Arsenal - Lio Piccolo. Erst danach entstehen die heutigen Sandbänke, die Lidi, die die Lagune von der Adria abgrenzen. Der Haupteintrag an Sedimenten geschieht durch die Flüsse Tagliamento und Piave, weit weniger bedeutend sind Etsch und Po, wie generell die Zuflüsse in die südliche Lagune.

4000 bis 1500 v. Chr. - Im Veneto finden sich Relikte von Pfahlbauten, wie etwa am Gardasee, aber auch um Padua und am Unterlauf des Po, sowie im unteren Veronese (Oppeano) und in den Colli Euganei. Bei Ledro, oberhalb des Gardasees, wo zwischen 1929 und 1983 Grabungen stattfinden, befindet sich heute die Rekonstruktion von drei Häusern aus einer späten Phase dieser Epoche.

ab 1000 v. Chr. - Este-Kultur der Veneter. Bei Ledro finden sich mykenische Spuren, wie etwa ein Dolch. Auch lassen sich dort erstmals Spuren von Wein nachweisen, ebenso Triticum sphaerococcum und monococcum, also Weizensorten, die ansonsten nur am Schwarzen und am Kaspischen Meer vorkamen.

Geschichte

um 800 v. Chr. - Die Veneter lassen sich als erste Ethnie fassen, wenn mit diesem Namen auch verschiedene Gruppen bezeichnet werden. Sie hinterlassen etwa 400 Inschriften in einer eigenen Sprache, die zwischen dem späten 7. und dem 1. vorchristlichen Jahrhundert entstehen. Homer nennt Veneti an den Küsten Kleinasiens, von denen Livius und Vergil ebenso wie Cato erzählen. Sie haben sich demzufolge nach dem Trojanischen Krieg unter Führung Antenors über die Adria geflüchtet. So wird auch einem der Helden von Troja, Diomedes, die Gründung von Adria zugeschrieben. An den Trojaner Antenor erinnert der traditionelle Name des (angeblichen) ersten Dogen Paoluccio Anafesto, dessen Familie aus Padua gestammt haben, und die in römischer Zeit noch Antenorea geheißen haben sollte.

nach 500 v. Chr. - auf einer Inschrift in der Sprache der Veneter, entstanden im 5. bis 3. Jahrhundert v. Chr., und entdeckt bei Vicenza, findet sich das Wort „Venetkens“, doch bleibt unklar, ob es eine Vorstellung von einer Gemeinsamkeit gab, auch wenn dies zu vermuten ist.

388 v. Chr. - Vordringen der Gallier, gegen die sich die Veneter mit Rom verbünden, wie Polybios II, 18, 1-3 berichtet. Sie errichten bei Aquileia ein Oppidum. Nach Polybios II, 17, 4-6 waren Gallier und Veneter dennoch nach ihren Sitten von nur geringem Unterschied, auch wenn sie verschiedene Sprachen besaßen. Nach Livius X, 2-3 standen die Patavini, auf die sich einige venezianische Familien zurückführten, wegen der Gallier ständig unter Waffen. Das römisch-venetische Dauerbündnis geht später in die Provinzeinteilung des Römerreiches ein, wo die Regio Venetia et Histria entsteht. In Este und Padua, den bedeutendsten urbanen Zentren der Veneter, lassen sich archäologisch schon ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. keltische Einflüsse und Personennamen belegen. Eine Frau namens Frema Bioalna, deren Familiengrab in Este entdeckt wurde, gilt als Beispiel für lang anhaltende Heiratsbeziehungen zwischen Venetern und Kelten spätestens seit dem 3. Jahrhundert.

186 v. Chr. - Römer gründen Rimini als Militärkolonie. Die beiden Venetiae werden in der späten Kaiserzeit eingerichtet, wobei der Festlandsteil von dem um die Lagune unterschieden wird. Daher erscheint der Name immer im Plural.

181 v. Chr. - Gründung Aquileias durch Gaius Flaminius, Lucius Manlius Acidinus Fulvianus, Publius Cornelius Scipio Nasica und 3.000 latinische Kolonen, zu denen 169 v. Chr. weitere 1.500 kommen. Nach Livius XXXIX 55,6 kommen weitere 3.000 Mann Fußvolk und 1.500 Reiter hinzu.

163 v. Chr. - Integration in die römische Provinz Gallia cisalpina.

148 v. Chr. - Baubeginn einer über 450 km langen Straße von Genua nach Aquileia, der Via Postumia (nach Spurius Postumius Albinus Magnus). Sie führt über Oderzo und Vicenza nach Verona, Mantua, Cremona, Piacenza.

49 v. Chr. - Veneter erhalten das römische Bürgerrecht.

8-6 v. Chr. - Das Gebiet zwischen den Flüssen Arsia (Arsa bzw. Raša) und Oglio wird zur Regio X Venetia et Histria zusammengefasst. Dabei trennt der Timavo die Venetia von der Histria.

150 n. Chr. - Aquileia wird nach einem verheerenden Erdbeben wieder aufgebaut.

238 - Um Kaiser Maximinus Thrax vom Marsch auf Rom abzuhalten wird die steinerne Brücke über den Isonzo abgerissen, Thrax belagert die Stadt und lässt die Weinberge zerstören.

268 - Alamannen erscheinen in diesem Raum, ebenso 270 Aurelian, dessen Truppen ihn in Sirmium zum Kaiser erhoben haben.

285 - Aquileia wird durch die Reichsteilung Diokletians zu einer der größten Städte im Reich, Mailand die Hauptstadt des Westteils. Es entsteht die Provinz Venetia et Histria.

293-297 - Eine Straße führt nach Grado und weiter an der Küste entlang. Sie wird 662 vom langobardischen Herzog von Friaul, Lupo, zerstört. Er bringt Beute und Reliquien nach Aquileia. In Aquileia befindet sich eine Zecca, eine Münzprägestätte.

5 Aurei, Diocletian and Maximianus Herculius, Elephantenquadriga, Rome, 287 AD - Bode-Museum - DSC02724
Diocletian und Maximianus Herculius auf einer Goldmünze des Jahres 287

303-304 - Die Augusti Diocletian und Maximianus halten sich in Aquileia auf.

305-313 - Bischof Hilarius von Aquileia und sein Diakon Tatian, als Märtyrer um 285 gestorben, dazu weitere Opfer der diokletianischen Verfolgungen, sind bis heute Regionalheilige. Theodor gilt als erster Bischof von Aquileia (um 308-319) nach dem Ende der Verfolgungen.

388 - Magnus Maximus, der sich nach Aquileia geflüchtet hat, wird 391 von Theodosius I. besiegt.

394 - Das Christentum wird Staatsreligion.

408 - Westgoten unter Alarich I. in Oberitalien. Grado wird zu einem Zufluchtsort für Kleriker. Möglicherweise hängt das legendäre Gründungsdatum Venedigs, der 25. März 421, mit diesen Fluchtbewegungen zusammen. Eine Kirche soll dem Hl. Jakob auf Rialto gewidmet worden sein. Grado wird zu einer Festung ausgebaut.

421, 25. März - Datum der Gründung Venedigs nach der Chronik des Martino da Canale.

452 - Nach dreimonatiger Belagerung wird Aquileia von Attilas Truppen geplündert. Das ökonomische und Verwaltungszentrum war inzwischen Altinum, das an der Via Claudia Augusta nach Feltre, Trient, Bozen und Süddeutschland lag.

537/38 - Cassiodor bezeichnet in einem Brief die Tribunen, die möglicherweise dem von Ravenna eingesetzten Magister militum unterstanden, als tribuni maritimorum.1e

540 - Dem oströmischen Feldherrn Belisar gelingt die Eroberung der Ostgotenhauptstadt Ravenna. Er kehrt mit König Vitigis als Gefangenem nach Konstantinopel zurück. Der ostgotische Widerstand konzentriert sich im Raum Verona-Trient-Treviso. In Verona wird Hildebad zum neuen König ausgerufen (540-41).

545 - Während König Totila die Goten nach Neapel und Rom führt, besetzt der fränkische König Theudebert I. Venetien.

549 - Prokop berichtet, Langobarden seien erstmals in Venetien eingefallen.

552 - Der oströmische Feldherr Narses zieht von Salona aus unter Umgehung der Franken nach Norditalien. Dabei wird er von den Bewohnern des Veneto unterstützt. Vielleicht kann er nur deshalb das von Flüssen durchzogene Terrain bewältigen. Dieser Feldzug beendet den gotischen Widerstand keineswegs, die Franken bringen einen Angriff auf Verona zum scheitern. Bis auf wenige Städte ist Venetien von fränkischen Truppen besetzt.

553 - 5. Ökumenisches Konzil in Konstantinopel. Seine Entscheidungen, die der Papst unter dem Druck des Kaisers akzeptiert, führen später zum Dreikapitelstreit. Aquileia entscheidet sich gegen die Beschlüsse, was einen bis Ende des 7. Jahrhunderts andauernden Streit auslöst.

556 - Der überwiegende Teil der Franken zieht aus Italien ab.

557 - Aquileia sichert sich den Titel Patriarchat.

559 - Der erste Magister militum in Venetien ist greifbar.

561/562 - Als letzte gotische Städte fallen Verona und Brescia an Ostrom.

568/69 - Die Langobarden ziehen in 35 Clans nach Italien, ob zunächst als Föderaten oder als Invasoren lässt sich nicht klären. Über die Via Postumia ziehen sie ins Wippachtal, dann über den Predilpass nach Cividale. Hier entsteht das erste Herzogtum unter Gisulf von Friaul. König Alboin besetzt Aquileia, meidet aber die stark befestigten Städte und den Küstensaum. Die Langobarden erlangen zunächst ohne großen Widerstand die Herrschaft in Altino, Ceneda, Treviso, Vicenza, Verona, Brescia, Bergamo und schließlich Mailand (am 4. September 569).

571 - Patriarch Paulinus I. flieht mit den Reliquien und dem Domschatz nach Grado. Er hat sich im Verlauf des 532 einsetzenden Dreikapitelstreits im Jahr 567 vom Papst abgewandt und beansprucht seit 558 den Titel Patriarch. Dieser Konflikt wird erst 699 beigelegt. - 571 erobern Langobarden nach drei Jahren Pavia. Weitere Flüchtlinge setzen sich in die dünn besiedelte Lagune ab. So sollen einige aus Altino nach Torcello geflohen sein, andere nach Burano, Murano, Giudecca, aber auch nach Rivoalto (Rialto) und Olivolo.

Sant' Eufemia Grado
Innenraum der Sant'Eufemia-Basilika

572 - König Alboin wird ermordet. Seine Frau Rosemunda und ihr Liebhaber Helmelchis fliehen samt Königsschatz auf einem byzantinischen Schiff nach Ravenna zum Praefectus Praetorio Longinus. Nachfolger Alboins wird Clef (bis 574), der sich jedoch nicht durchsetzen kann. Zehn Jahre, von 574 bis 584, können sich die Langobarden auf keinen König einigen.

579 - Papst Pelagius II. und eine Kirchenversammlung bestätigen den Umzug des Patriarchen von Aquileia nach Grado. Im Jahr darauf beginnt der Umbau der Basilika Sant'Eufemia. Die Kirche wurde 1949 wieder zurückgebaut und ist eines der wenigen Beispiele solcher Bauten aus der Völkerwanderungszeit. 579 beruft Patriarch Elias (571-586/87) ein Konzil in Grado ein, das sich gegen Konstantinopel II wendet. Dies tut man, indem es verschwiegen wird, während die vier davor liegenden Konzilien ausdrücklich anerkannt werden. Die Versammlung findet in der Basilika der Heiligen Euphemia statt und die meisten Bischöfe der Provinzen Raetia II, Noricum, Pannonia, Istria et Venetia tragen den Beschluss gemeinsam.

584 - Erste Erwähnung des Exarchats Ravenna in einem Brief von Papst Pelagius II.. Der dort erwähnte Exarch heißt Decius.1l

584, 587, 588, 590 - Byzantinische Gesandte veranlassen den Frankenkönig Childerich II. (575-596) zu Feldzügen gegen die Langobarden.

586/87 - Exarch Smaragdus lässt den neuen Patriarchen Severus (586-606) und drei seiner Bischöfe, nämlich Johannes von Parenzo, Severus von Triest und Vindemius von Cissa aus Grado nach Ravenna entführen, wo sie gezwungen werden, sich zu unterwerfen. Severus widerruft 590 auf dem Konzil in Marano. Daraufhin wird er von Papst Gregor I. nach Rom zitiert, um sich vor einem Tribunal zu stellen.

590 - In einem koordinierten Feldzug erobern Franken und Byzantiner Modena, Altino und Mantua.1m Die duces von Perugia, Piacenza, Parma und Reggio schließen sich Byzanz an, Grasulf I. von Friaul (seit 581) wird geschlagen und durch den probyzantinischen Gisulf II. (bis 610) ersetzt. Auch die Herzöge von Spoleto und Benevent wechseln die Seite. Doch nach dem Abzug der Franken 591 geht der Nordosten Italiens wieder an die Langobarden, dazu Concordia. Dessen Bischof flieht nach Caorle.

596-598 - Frieden zwischen dem Exarchen Kallinikos (596-99) und König Agilolf. Nachdem Kallinikos Tochter und Schwiegersohn Agilolfs entführt hat, kommt es zu neuen Kämpfen. Dabei geht das byzantinische Gebiet bis auf den Korridor zwischen Rom und Ravenna und einen Küstenstreifen um die Lagune für Ostrom verloren.

601 - Langobarden erobern Padua, 603 Monselice.

602 - Wechsel in der byzantinischen Italienpolitik durch Kaiser Phokas (602-10), der an der persischen Grenze beschäftigt ist. Der neue Exarch Smaragdus schließt Waffenstillstände (603-5, 606-9) ab und leistet Tribut. Konstantinopel erkennt nach fast einem Drittel Jahrhundert die langobardische Landnahme an und verhandelt direkt. Andererseits unterstützt Phokas den Papst gegen den Patriarchen von Aquileia im Dreikapitelstreit.

610-636 - Phase relativen Friedens. Aus dem Osten kommen schon vor 610 keine Truppen mehr, so dass das Exarchat auf sich selbst gestellt ist. Nachdem 610 Awaren in Oberitalien erschienen, fürchten die Langobarden möglicherweise einen neuen Gegner und vermeiden daher weitere Auseinandersetzungen. In Cividale wurden in einem Zerstörungshorizont awarische Steigbügel gefunden.

um 616 - Feldzug des Exarchen Eleutherios (616-619) endet mit Tributzahlungen an König Adaloald (612-626). Langobarden erobern wohl um 616 Concordia.

624 - Der byzantinische Exarch verlegt seine Residenz nach Eraclea (Heraclea) nahe der Piavemündung (die Gemeinde Grisolera erhielt 1950 diesen Namen).

628 - Mit dem Tod des schismatischen Patriarchen Severus bietet sich für den Exarchen Smaragdus die Gelegenheit, Candidiano aus Rimini zu wählen. Doch der langobardische Herzog Gisulf bestellt den Arianer Johannes von Aquileia, nachdem Fortunatus mitsamt dem Kirchenschatz zu ihm geflohen ist. Der Dreikapitelstreit endet erst 698/99 durch eine Synode in Pavia.

635 - Verlegung des Bischofssitzes von Altino nach Torcello, vom Festland in die Lagune.

639 - Langobarden erobern Oderzo und Altino, die beiden letzten byzantinischen Festlandsstädte im Nordosten Italiens.

640 - Flüchtlinge aus Altino bauen auf Torcello die Kirche Santa Maria Assunta.

643 - In der Schlacht am Fluss Scultenna unterliegt der Exarch Isaakios. Nach Paulus Diaconus kamen dabei 8.000 Soldaten der Byzantiner ums Leben.2e Dennoch zieht es der König vor, Ligurien zu erobern.

662 - Lupo wird zum Herzog erhoben und überschreitet die Brücke nach Grado. Dort nimmt er den Domschatz von Aquileia an sich.

667 - König Grimoald lässt 667/669 Oderzo zerstören, das Ostrom nun endgültig verloren geht.

697 - Ernennung des Dogen Paulucius (697-717), der Legende nach, in Eraclea (seit der Frühen Neuzeit als Paolo Lucio Anafesto bekannt). Nach Paulus Diaconus ist er der Stammvater der Falier. Er wird von den zwölf mächtigsten Familien der Badoer, Barozzi, Contarini, Dandolo, Falier, Gradenigo, Memmo, Michiel, Morosini, Polani, Sanudo und Tiepolo gewählt. Gilt spätestens seit der Chronik des Dogen Andrea Dandolo als Beginn der Zusammenfassung der bis dahin zersplitterten politischen Macht in der Lagune, zugleich des Endes der Vorherrschaft der Tribunen. In den zeitnahen Quellen erscheinen nur Heerführer namens Paulucius, dort auch mit dem Titel Dux und Marcellus, letzterer ausschließlich als magister militum.

713/16 - Erstmalige Erwähnung eines Dux (Führer oder Herzog) Ursus als Stellvertreter des Exarchen. Die Zeit um 715 setzt sich in der modernen Historiographie als tatsächlicher Entstehungszeitpunkt des Dogates durch.

714/17 - Erster Handels- und Grenzvertrag mit den Langobarden, später von König Aistulf († 756) bestätigt.

717-726 - Doge Marcellus folgt der Legende nach dem ersten Dogen, allerdings als magister militum.

726/7 - Bei Ausschreitungen in Ravenna wird der Exarch Paulus getötet. Ob dies bereits Auswirkungen des Bilderstreits sind, ist unwahrscheinlich. Eher hängen sie mit Steuererhöhungen zusammen. Ihm folgt Eutychios (727-751) im Amt.

727 - Wahl des Ursus zum dritten Dogen (bis 737). Obwohl seine beiden Vorgänger (Anafestus und Marcellus) traditionell als Dogen gezählt werden, und obwohl sie den Titel magister militum führten, ist Ursus wohl eher als erster Doge anzusprechen. Traditionell ist er aber der 3. Doge, insgesamt werden 120 bis zum Jahr 1797 gezählt und auch von der Staatsgeschichtsschreibung anerkannt.

729/35 oder 739 - Ravenna erstmals von Langobarden besetzt. Danach sei der Exarch in die Lagune geflohen und habe die Venezianer um Hilfe bei der Rückeroberung gebeten. Ein Bittschreiben gleichen Inhalts habe Papst Gregor III. (731-741) an Antoninus, den Patriarchen von Grado gesandt. Die Venezianer hätten die Langobarden besiegt und den Exarchen auf ihrer Flotte nach Ravenna zurückgebracht. Vielleicht alls Dank für den Einsatz bei der Rückeroberung der Pentapolis und Ravennas, die nach dieser Annahme vor 735 stattgefunden haben muss, erhält der Doge den Titel Ipato (Senator).2k Inzwischen gilt das Jahr 739 als wahrscheinlicher.

732 - Ein Konzil im Lateran bestätigt die Trennung von Aquileia und Grado. Letzterem wird das Bistum in Istrien und an der Laguna Veneta zugesprochen, also Caorle, Malamocco, Torcello, später Iesolo oder Equilio (heute Lido Cavallino) dazu Olivolo oder Castello). Damit erhält die Lagune einen ersten organisatorischen Zusammenhang in Form des Bistums.

737-742 - Nach der Ermordung des Dogen Ursus regieren nacheinander fünf Magistri militum jeweils ein Jahr. Überliefert sind die Namen Dominicus Leo, Felix Cornicula, Deusdedit oder Diodato (nach Paulus Diaconus zwei Jahre) selbst und Julianus Hypathus sowie Johannes Fabriciacus.

742 - Diodato (oder Teodato) Ipato, Orsos Sohn und im Vorjahr Magister militum, erringt die Vormacht. Er vertreibt Johannes Fabriciacus und regiert bis 755. Aufstieg Malamoccos, wohin der Regierungssitz von Eraclea im Jahr 742 verlegt wird.

744 - Obeliebato, Bischof von Olivolo (Rivo Alto); er steht in Gegensatz zum Patriarchen von Grado, der in der Lagune Rechte beansprucht. Gilt als derjenige, der den Kult des Heiligen Markus einführte. Ihm folgen 54 Bischöfe (der letzte ist Lorenzo Giustiniani, der das Amt von 1433 bis 1451 innehat. Am 18. Oktober 1451 wird der Episkopat in ein Patriarchat umgewandelt, Lorenzo wird der erste Patriarch von Venedig. Bis heute folgten ihm 47 weitere Patriarchen.

um 750 - Handelsverbot des Langobardenkönigs Aistulf gegen alle byzantinischen Untertanen, damit auch gegen alle Venezianer.

8. Jahrhundert - Im Werk des Paulus Diaconus über die Geschichte der Langobarden wird mit dem Begriff Venetia bereits das Gebiet der Lagune bezeichnet: „Venetia enim non solum in paucis insulis, quas nunc Venetias dicimus, constat, sed eius terminus a Pannoniae finibus usque Adduam fluvium protelatur.“2p Die Trennung zwischen dem langobardischen Venetien und dem nicht-langobardischen geht wohl auf das späte 6. Jahrhundert zurück.

750 oder 751 - Eroberung Ravennas durch die Langobarden. Ende des Exarchats und damit der direkten oströmischen Herrschaft. Venedig unterstützt Ravenna diesmal nicht und zieht es vor, sich an den Friedensvertrag mit den Langobarden zu halten. König Pippin erobert die Stadt zurück, die nun vom Papst beansprucht wird.

755 - Diodato Ipato wird abgesetzt und geblendet - möglicherweise wegen seiner byzanzfeindlichen Politik. Ihm folgt der Parteigänger Konstantinopels Galla Lupanio oder Galla Gaulo, der bereits wenige Monate später 756 ebenfalls geblendet und verbannt wird. Er ist möglicherweise der Stammvater der Familie Barozzi, sein Todesjahr ist unbekannt.

764 - Auch Domenico Monegario aus Malamocco wird nach acht Jahren abgesetzt. Ihm folgt für 23 Jahre bis 787 Maurizio Galbaio aus Eraclea. Er ist byzanzfreundlich und steht damit im Gegensatz zu den Familien aus Malamocco. Byzanz ernennt ihn zum Konsul (Ipato) und zum magister militum. Desiderius nimmt den Dogensohn während des Kampfes gegen Karl den Großen als Geisel.

774 - Karl der Große erobert das Langobardenreich, der Sohn des Dogen kommt frei.

777 - Fortunatus († 826) wird Bischof von Treviso.

um 780 - Erstmals Händler aus der Lagune in Pavia fassbar, vor 785 in Ravenna und der Pentapolis.

785 - Auf fränkische Initiative veranlasst Papst Hadrian I. die Vertreibung der venezianischen Händler aus Ravenna und der Pentapolis, mit der Begründung, sie handelten mit Sklaven und Eunuchen.2s

787 - Der 7. Doge Giovanni Galbaio, der 17 Jahre allein regiert, folgt seinem Vater. Dieser hat ihn zum Mitdogen erhoben, wohl um eine Dynastie zu gründen. Kaiserin Irene hat dies bestätigt. Er wird jedoch ebenfalls vertrieben. Er versucht die Dynastie fortzusetzen, doch er und sein Sohn Maurizio werden 804 abgesetzt.

789 - Einfall ungarischer Reiter.

792, 4. August - Karl der Große gewährt den Grundholden der Kirche von Aquileia auf Bitte des Patriarchen Paulinus Befreiung von Getreide- und Viehzehnten und der Zahlung des Weidegeldes für die nach Istrien geschickten Herden, sowie von Einquartierung und Verproviantierung. Dies soll allerdings nicht gelten, wenn Karl, sein Sohn Pippin oder zum Schutz eine Besatzung nach Friaul oder Treviso kommen sollte.3a

800 - Weihnachten, Kaiserkrönung Karls des Großen.

802 - Ermordung des Patriarchen Johannes von Grado durch den Sohn des Dogen. Sein Nachfolger Fortunatus, der versucht, den Dogen zu stürzen, flieht an den Hof Karls.

803, 4. August - Termin, auf den die gefälschte Schenkungsurkunde datiert wurde, mit der Karl angeblich dem Patriarchat Aquileia sechs Bistümer schenkte.3c Am 13. August folgt die Bestätigung.3d

804 - 8. Doge wird Obelerius, der zuvor Tribun von Malamocco war und im Bündnis mit dem zurückgekehrten Fortunatus, Patriarch von Grado steht. Er gilt als Frankenfreund. Auch sein Bruder Beatus, der möglicherweise eine byzanzfreundlichere Ausrichtung vertritt, wird neben Obelerius Doge, dazu ein weiterer Bruder namens Valentinus. Während die Franken das Festland erobern, lässt Kaiser Nikephoros I. unter Niketas die Lagune absperren. Der Doge schwört dem Ostkaiser Treue. Der Legende nach lässt Karls Sohn Pippin die Lagune belagern und dringt bis Albiola vor, das untergegangen, und dessen genaue Lage unbekannt ist, sowie ad locum in ripa Mathemaucensis portus, also bis Malamocco. Der Angriff auf Rialto misslingt nach Johannes Diaconus nach allerdings, Pippin wird zurückgeschlagen. Angeblich wird seine Flotte in den Canale dell' Orfano gelockt und bei Ebbe zerstört. Die Flotte greift nun Dalmatien an, wird aber vom byzantinischen Statthalter von Kephalonia Paulus zurückgedrängt.4a

805 - Obelerius (Willeri) und sein Bruder Beatus, der Mitdoge, erscheinen laut den Reichsannalen Ende Dezember zusammen mit Paulus, dem dux Iaderae, und dem gleichfalls aus Zara kommenden Bischof Donatus am fränkischen Hof. Kaiser Karl erlässt eine ordinatio, die sich sowohl auf Dalmatia, als auch auf Venetia bezieht. Paulus und die beiden Venezianer tragen zudem den gleichen Titel eines dux bzw. duca.4d

810 - Der Doge wird gestürzt und flieht, wohl mangels Alternativen, ins Frankenreich, Beatus stirbt 811.4t Sein Nachfolger wird Anhelo Pariciacio oder Angelo Partecipazio (–827), Grundherr in Eraclea, der eine Dogendynastie begründet. Die Partecipazio haben enge Beziehungen zu Byzanz und gelten als Gegner der Franken.

811 - Rialto wird Amtssitz des Dogen, damit das historische Zentrum Venedigs tatsächlich auch zum Hauptort der Lagune. Die verlassenen Inseln im Norden der Lagune werden wieder besiedelt. Erstmals wird ein Fluss umgeleitet, ein Seitenarm des Brenta, der Prealto. Dadurch entsteht der Canal Grande.

812 - Der Friede von Aachen beendet die Auseinandersetzungen zwischen dem fränkischen und dem byzantinischen Kaiser um den Kaisertitel.

820 - Fortunatus von Grado bzw. Pula muss nach einem Versuch, den Dogen zu stürzen, ins Exil gehen.

827 - Flucht des Dogen an den Hof Lothars I.5a

827–829 - Giustiniano Partecipazio, 11. Doge. Auch er folgt ohne Wahl und übernimmt das Amt, da er bereits Mitherrscher war. Eine Flotte von 60 Schiffen unterstützt die Byzantiner in Süditalien.

Venice - St. Mark's Basilica – Lunetta 03
Raub der Reliquien des Heiligen Markus in Alexandria, Markusdom, um 1660.

828, 31. Januar - Die Reliquien des Hl. Markus gelangen von Alexandria nach Venedig.

829 - Der Doge hinterlässt sein Vermögen sub judice zum Bau einer Kirche „granda“ für den Hl. Markus. Sein Testament ist eine wichtige Quelle für die frühen Wirtschaftsverhältnisse.

829 - 12. Doge Giovanni I. Partecipazio; womöglich letzter Versuch Obelerios, die Macht zurückzugewinnen scheitert (s. 831).

831 - Der verbannte Obelerio besetzt mit Bewaffneten aus Malamocco eine Insel. Der Doge lässt Malamocco zerstören und Obelerio hinrichten. Er muss aber nach weiteren Auseinandersetzungen Zuflucht bei Lothar suchen, während der Tribun Caroso für mehrere Monate die Lagune beherrscht. Mit Hilfe der Franken kehrt der Doge zurück, lässt Caroso blenden und verbannen, denn als Senator von Konstantinopel darf er nicht hingerichtet werden. Mit seinem rücksichtslosen Regierungsstil handelt er sich die Gegnerschaft des Gradenser Klerus ein, sowie einflussreicher Familien.

836 - Der Doge wird von der gegnerischen Familie der Mastalici gefangen genommen, rasiert, abgesetzt und zum Mönch in Grado gemacht. Der Istrier Pietro Tradonico wird 13. Doge. Er unterzeichnet zwar Edikte signum manus, kann aber offenbar weder lesen noch schreiben. Er geht erstmals massiv gegen die Araber des Emirats vonBari und von Tarent vor, doch unterliegt die Flotte vor Sansego, einer kleinen Insel südlich von Pula. Seinen Sohn Pietro macht er zum Mit-Dogen.

840 - Lothar erkennt Venedig an (Pactum Lotharii) und überlässt ihm weit reichende Handelsprivilegien.7a Am 23. März 840 ist Ludwig II. mit seiner Frau für drei Tage Gast im Haus des Dogen und wird Taufpate einer Enkelin des Dogen. Kurze Zeit nach Abreise des Königs stirbt der Dogensohn Giovanni Tradonico.

841 - Eine venezianische Flotte, die zur Unterstützung der Byzantiner nach Süditalien segelt, unterliegt gegen die Araber bei Tarent.

842 - Lothar I. verhandelt mit Byzanz um ein Bündnis gegen die Araber, wohl in Süditalien. Ludwig II. soll die Expedition führen.8a

um 846 - Slawische Piraten dringen bis Caorle vor.

846 - Papst Sergius (II.) schickt zu Kaiser Lothar wegen der Abhaltung einer Generalsynode, die den Streit zwischen Aquileja und Grado beilegen soll. Venedigs Flotte soll ihn unterstützen.8b

847- Papst Leo IV. Venedig fordert zur Unterstützung auf. Ob die Flottenexpedition zustande kam, ist unklar.

848/50 - Auf Ersuchen Lothars (I.) spricht Papst Leo das Bistum Grado dem Patriarchen von Aquileia zu.8d

854 - Plünderung Comacchios, womit sich Venedig seine erste Exkommunikation einhandelt. Erneute Eroberung und Zerstörung 932.

856 - Lothars Sohn Ludwig II. erkennt den Vertrag seines Vaters mit Venedig an9a, nachdem er schon 854 die Patriarchenwürde Aquileias über Istrien anerkannt hat.10a Zusammen mit seiner Frau Angilberga besucht er 860/63 drei Tage lang Venedig, wird von den Dogen Petrus und Johannes bei Brondolo (südlich von Chioggia) empfangen und wird Taufpate eines Kindes des Dogen.11a Der Besuch gilt als Anerkennung der Souveränität Venedigs gelegentlich eines Besuchs unter Gleichen. Die genaue Datierung ist strittig.

864 - Die gewalttätigen Spannungen innerhalb der Lagune spiegeln sich darin, dass Johannes, des Dogen Mitregent und Sohn, nach der Ernennungsmesse in San Zaccaria erschlagen wird.

864-881 - 14. Doge Orso I. Partecipazio. Pietro Tradonico und andere Verschwörer werden zum Tode verurteilt. Dem Dogen gelingen Erfolge gegen Piraten in Dalmatien und gegen arabische Flotten 867 vor Tarent.

875 - Sarazenen dringen bis Grado vor, werden aber abgewehrt, möglicherweise plündern sie Comacchio.12c

879 - Erfolgreicher Kampf gegen Comacchio.

880 - Karl III. erneuert die Privilegien Venedigs.13a

881-887 - 15. Doge Giovanni II. Partecipazio.

883 - Karl III. bestätigt den Venezianern ihren Besitz im Reichsgebiet, ähnlich wie schon Ludwig II.14a

886 - Venezianer zerstören Comacchio.14b

887, April bis September - Pietro I. Candiano. Er wird am 18. September 887 während eines Kampfes gegen die Narentaner nach einer Amtszeit von nur einem halben Jahr getötet.

887/88-912 - Doge ist Pietro Tribuno. Über sein Ende bestehen widersprüchliche Nachrichten.

888 - Berengar bestätigt dem Dogen erneut die seit Karl I. geschlossenen Verträge mit den Nachbarorten.15a

899, August - 900 - Ungarn in Oberitalien. Sie ziehen an Aquileia und Verona vorbei bis vor Pavia. Berengar sammelt ein großes Heer, die Ungarn fliehen und können nur unter Verlusten die Adda überqueren. Sie bereiten der Vorhut der Verfolger bei Verona eine Niederlage, ziehen sich angesichts des Hauptheeres dennoch über den Brenta zurück.15b

900 - Zerstörung Altinos durch Ungarn. Es kommt zu Kämpfen um Treviso, Padua, Brescia, Pavia und Mailand bis hin zum Großen Sankt Bernhard. Mit kleinen Schiffen fallen sie auch in die Lagune ein. Chioggia, Pellestrina und Malamocco sind betroffen. Sie brennen Cittanova nieder, dann Equilio, Fine, Cloiam (Chioggia), Caputargelem (Cavarzere) und entvölkern die Orte (Johannes diaconus). Von schweren Zerstörungen durch die Ungarn spricht auch eine Urkunde des Dogen Petrus Tribunus für das auf dem Festland nördlich Venedig gelegene Kloster S. Stefano d'Altino von Februar 901. Der Doge besiegt am 29. Juni 900 die in die Lagune eingedrungenen Ungarn bei einem Ort namens Albiola16a Er erlangt den byzantinischen Titel Protospatarius. Bergamo, Modena und Reggio nell'Emilia werden ebenso zerstört, wie wahrscheinlich Aquileia angegriffen wurde.

912-932 - Mehrere Monate nach dem Tod seines Vorgängers wird Orso II. Partecipazio 18. Doge. Er schickt seinen Sohn Pietro nach Konstantinopel, um die bestehenden Verträge bestätigen zu lassen. Dem Dogen wird der Titel Protospatharios verliehen. Auf der Rückreise fällt Pietro in kroatische Hände und wird an den bulgarischen Zaren Simeon weitergereicht, der ihn seinerseits gegen Zahlung eines Lösegeldes wieder freilässt. Orso II. gilt als Stammvater der Badoer. Er zieht sich nach zwanzig Jahren ins Kloster zurück und wird später selig gesprochen.

914 - Graf Ingelfred von Verona, dessen Vater Grimaldo als Alamanne bezeichnet wird, schenkt dem venezianischen Kloster San Zaccaria Güter.18a

925 - Rudolf II bestätigt den Venezianern ihren Besitz im Ducatus und im Reich, dazu das Münzrecht, das sie schon länger ausüben. Die Abgaben dafür dürfen 25 Pfund Denare nicht übersteigen.19a

932-939 - Pietro II. Candiano, 19. Doge.

932 - Es gelingt die Öffnung des Marktes zu Capodistria (Koper).

939-942 - Pietro Badoer-Partecipazio, Sohn Orsos II. Partecipazio. Er kämpft erfolgreich gegen Comacchio und in Istrien.

942-959 - Pietro III. Candiano, 21. Doge. Die Candiano versuchen aus ihrem Amt eine Dynastie zu formen; Pietro III. bringt seine fünf Söhne in strategischen Positionen unter. Sein ältester Sohn Pietro (IV.) wird zum Mitregenten. Domenico wird Bischof von Torcello, Stefano soll im Sklavenhandel zu Reichtum gekommen sein, der jedoch mit christlichen Sklaven verboten war. Narentanische Piraten wollen 12 Venezianer als Sklaven verkaufen, doch verfolgt sie die Flotte Venedigs und sie werden bei Caorle gestellt. Ihre Flotte wird vernichtet.

944 - Handelsblockade gegen Aquileia zur Unterstützung Grados.

946 - Erneute Zerstörung Comacchios, doch ist die Datierung unsicher; so wurde auch 952 vorgeschlagen, ebenso 932.19h Danach ist die Stadt kein Handelskonkurrent mehr.

946/48 - Niederlage gegen eine Flotte der Narentaner.

959 - Pietro III. muss zugunsten seines Sohnes Pietro IV. Candiano abtreten. Er stand im Bund mit dem Markgrafen Guido von Ravenna und König Berengar.

959-976 - Pietro IV. Candiano, 22. Doge. Unter dem Vorwurf der Simonie lässt er den Bischof von Olivolo blenden. Vitale, der Sohn des Dogen, wird Patriarch von Grado. Seine Tochter Marina heiratet in eine der zwölf so genannten apostolischen Familien ein, indem sie Tribuno Memmo ehelicht, der 979-91 Doge wird. Er selbst greift mit seinen Eheplänen noch weiter aus. Er heiratet die Lombardin Waldrada, eine Nichte Kaiser Ottos I.

960 - Verbot des Sklavenhandels für andere als die Dogenfamilie.20a

967 - Otto I. bestätigt den Candiano und Venedig ihre Privilegien gegen jährlich 50 Pfund Denare. Der Vertrag hat Gültigkeit zwischen Oberitalien und Fermo im Süden.21a (974 bestätigt). 968 folgt ein Privileg für Grado.

973 - Kaiser Otto bietet dem Dogen alle Kirchengüter in Venecia an, wenn er ihm Tribut entrichtet und Münzen mit der Aufschrift cristus imperat venecia prägt. Doch Otto I. stirbt 973 und sein Sohn und Nachfolger Otto II. kümmert sich wenig um Venedig.

976 - Aufstand gegen Pietro IV. Candiano. In der Stadt kommt es, wohl von Byzanz befeuert, zu einem Aufstand, der zahlreiche Häuser in einem großen Brand zerstört. Der Doge und sein Sohn werden ermordet, San Marco schwer beschädigt, der Dogenpalast wird zerstört. Dabei verbrennt auch das Archiv.22a

976-978 - Pietro I. Orseolo, Abkömmling der römischen gens ursia ist Doge. Seine Frau, Felicia Malipiero (eine Badoer und damit besteht eine Verbindung zu den Vorgängern) schenkt ihm zwei Kinder. Die Tochter heiratet Giovanni Morosini, der Sohn folgt dem Vater als Doge. Der Witwe seines ermordeten Vorgängers, Waldrada, belässt er ihr Erbe, denn sie steht unter dem Schutz der Kaiserwitwe Adelheid. Möglicherweise verschwindet er im September 978, um Mönch zu werden, wohl in den Pyrenäen. Er wird 1731 heilig gesprochen und seine Reliquien liegen heute in San Marco, das 976-1071 nach dem Stadtbrand neu erbaut wird.

978, September - 979, November - Vitale Candiano, 24. Doge. Wiederaufbau des Dogenpalasts beginnt. Er zieht sich in das Kloster San Ilario zurück, wo er wenige Tage später stirbt. Seine Tochter Maria heiratet den späteren Dogen Pietro II. Orseolo.

979-991 - Tribuno Memmo, 25. Doge. Er wird als Kompromisskandidat zwischen den verfeindeten Familien ins Amt gebracht, die sich mit dem westlichen bzw. dem östlichen Kaiser verbündet haben. Die mit den Candiano verwandten Coloprini geraten in Konflikt mit den Morosini und Orseolo, die probyzantinisch agieren. Die Coloprini intervenieren nach dem Tod des jungen Domenico Morosini bei Kaiser Otto II., der Venedig 981-83 einer Handelssperre unterwirft.23a Die Coloprini fühlen sich an den von ihren Gegnern ausgehandelten Vertrag nicht gebunden, der von Petrus Mauricinus (Morosini), einen Badoarius und den Tribunen Petrus Andreadi vermittelt wurde. Otto II. stirbt am 7. Dezember 983 in Rom, nachdem sein Heer bei Cotrone im Juli 982 von den Sarazenen besiegt wurde. Der Dogensohn Maurizio versucht beim byzantinischen Kaiser zu intervenieren, während nun die Morosini die Paläste der Coloprini zerstören und ihre Frauen gefangensetzen. Das Familienoberhaut der Coloprini, Stefano Coloprini, wagt es 984 nicht, nach Venedig zurückzukehren - er stirbt wohl noch 984 in Pavia. Die 985 zurückkehrenden Familienmitglieder, die nach Pavia zu Kaiserin Adelheid geflohen sind24a, werden wenige Jahre später von den Morosini umgebracht. 991 wird der Doge zum Rücktritt gezwungen und Mönch in San Zaccaria, wo er wenige Monate später stirbt.

991 - 1009 - Pietro II. Orseolo, 26. Doge. Er erobert für Byzanz Bari und Tarent zurück. Die neuen Handelsmöglichkeiten dehnen den Einflussbereich auf Süditalien aus, aber auch der Handel über den Brenta wird durch Abgabensenkungen, die Eröffnung von Anlegestellen, Häfen und Märkten ausgedehnt. Die Einfuhrzölle für Salz werden abgeschafft, womit Oberitalien weitgehend von Venedig mit Salz versorgt wird. Zugleich zerstört er Lissa, Curzola und Lagosta und weitere Orte bis zur Narenta, um die dortigen Piraten zu bekämpfen - oder unter diesem Vorwand.

992 - Mit Kaiser Basileios II. kommt ein Handelsvertrag zustande, der den Bau von Handelshäusern am Goldenen Horn gestattet. Venedig wird zum privilegierten Handelspartner von Byzanz. Gleichzeitig streckt Pietro II. seine Fühler zu Otto III. aus, dessen Gesandtschaft im Juli in Mühlhausen weilt.25a. Otto III. gewährt Venedig die Bestätigung seiner Privilegien. Darüber hinaus schützt der Vertrag die Salzgewinnung bei Loreo.26a

995 - Bruno, Missus Ottos III., in Venedig. Vielleicht war der „nobilis miles Brun” der älteste Sohn Ottos vom Wormsgau, Brun, der spätere Papst Gregor V. Daraufhin kommt es zu einer Handelsblockade gegen die Marken Verona und Istrien.27a

996 - Zerstörung des narentanischen Lissa. Otto III. in Italien. Bei dieser Gelegenheit wird Otto der Pate des ältesten Dogensohns. Er gewährt dem Dogen auf Grund des durch die Gesandten Petrus Gradenigo und Johannes Diaconus überbrachten Ansuchens das Recht, an drei Orten seines Herrschaftsgebietes, in S. Michele di Quarto, ferner in je einem beliebigen Ort am Sile und an der Piave, Hafen und Markt anzulegen; er sichert ihm alle Abgaben und öffentlichen Rechte für diese Orte zu, untersagt jede Störung des Handelsverkehres und droht mit einer Geldstrafe von 1000 Pfund feinsten Goldes.27b

998 - Otto gesteht Venedig Rechte im Bellunese zu, die später wichtig für die Holzversorgung der Stadt werden. Auf seinen Wunsch schickt ihm „sein geliebter Gevatter”, der Doge, auf einem geschmückten Schiff seinen Sohn Ottone Orseolo in Begleitung einer kleinen Flottille über Ferrara entgegen. Otto besteigt das Schiff und fährt zusammen mit seinem Patensohn nach Ravenna; er sendet sein Patenkind mit reichen Geschenken nach Venedig zurück.

999 - Otto belehnt den Dogen mit Eraclea und nennt ihn dabei, in Anspielung auf seine Patenschaft nostrum delictum compatrem.28a Dabei weist er die Forderungen der Bischöfe von Treviso und Belluno zurück, ersterer fügt sich, zweiterer wird erst durch den Spruch eines Königsgerichts zum Nachgeben veranlasst.29a

1000 - Sieg über die Narentaner. Papst Silvester II. erneuert die Oberherrschaft des Patriarchen von Grado über die Bischöfe von Venedig.30a

1001, April - In der Abtei Pomposa findet ein Geheimtreffen zwischen Otto und Pietro II. Orseolo statt, nachdem der Kaiser diesen Wunsch schon nach dem Sieg über die Narentaner aus dem Jahr 1000 vernommen hat. Dabei erlässt er dem Dogen und dessen Nachfolgern die Abgabe des Palliums - es sei nur der Zins von 50 Pfund zu leisten. Er droht mit einer Buße von 1000 Pfund lauteren Golde. Als Begleiter des Kaisers erscheinen sein Kämmerer Tammo, Graf Heinrich (Hezilin) von Luxemburg, Kardinal Friedrich, Kapellan Walter, Graf Raimbald von Treviso, Rainard und der „bellicosissimus vir” Teupernus. Ein Sturm verzögert die Fahr nach Venedig um zwei Tage. Otto trifft heimlich im Dunkeln bei der Kirche S. Servolo mit dem Dogen zusammen, der ihm rät, sich in das Nonnenkloster S. Zaccariae zu begeben, um vor Tagesanbruch in den Dogenpalast zu kommen. Zum Schein begrüßt der Doge öffentlich den Grafen Hezilin als Abgesandten des Kaisers; dieser verweilt jedoch unerkannt in den Gemächern des Dogen, wo am Abend eine lange Unterredung stattfindet. Der Kaiser hebt die jüngste Tochter des Dogen aus der Taufe. Am nächsten Tag will ihm der Doge reiche Gastgeschenke überreichen, doch Otto weist sie mit den gleichen Worten zurück, er sei nicht aus Habgier gekommen, sondern aus Zuneigung zu Pietro und aus Verehrung für den Hl. Markus. Erst nach drei Tagen teilt der Doge den Venezianern mit, dass der Kaiser in der Stadt gewesen sei.31a

1002, 16. November - Heinrich II. bestätigt Venedigs Privilegien.32a

1002/03 - Sieg der venezianischen Flotte über die Sarazenen vor dem byzantinischen Bari.

1004 - Pietro II. Orseolo nimmt den Titel eines Dux Veneticorum et Dalmaticorum an. Heinrich führt in Verona den Sohn des Dogen zur Firmung.33b

1005 - Die Söhne des Dogen, Giovanni und Ottone, reisen nach Konstantinopel. Giovanni heiratet eine Nichte des Kaisers.

1007 - Eine Epidemie kostet Giovanni Orseolo und die Schwiegertochter das Leben.

1008 - Auf Torcello wird der Dom wieder aufgebaut.

1009-1026 - Doge Ottone Orseolo, 27. Doge und Sohn Pietros II. Orseolo.

1010/11 - Der Doge heiratet Helena von Ungarn. Orso Orseolo wird Patriarch von Grado, sein Bruder Vitale Bischof von Torcello. Poppo, Patriarch von Aquileia gerät mit Grado in Konflikt und plündert die Stadt. Konrad II. und Johannes XIX. unterstützen ihn. Unter Domenico Flabianico kommt es zu einem Aufstand, der darin endet, dass der Doge Haupthaar und Bart verliert und ins Exil nach Konstantinopel gehen muss.

1023 - Der Doge muss fliehen, doch führt die Eroberung Grados durch Poppo von Aquileia zu einer Empörung in der Stadt. Der Doge wird zurückgerufen.

1026 - Mit der Absetzung des Dogen werden die dahinter steckenden Sapienti immer wichtiger. Der Doge flieht - diesmal endgültig - nach Konstantinopel. Poppo nutzt die Vertreibung des Dogen Otto Orseolo und seines Bruders, des Patriarchen Orso von Grado, um im Vertrauen auf die Hilfe Konrads II. die Stadt Grado zu besetzen. Er zieht Konrad entgegen und begrüßt den am Hofe einflussreichen Bischof Meinwerk von Paderborn, einen Verwandten. Konrad hat sich auf Betreiben Poppos geweigert, den Vertrag mit Venedig (zuletzt DH. II. 24, 1002) zu erneuern.35a

1026-1032 - Doge Pietro Centranigo, 28. Doge, Abkömmling einer reichen Familie aus Eraclea. Er gerät in den Streit zwischen Konrad II. und Byzanz, bzw. Poppo, dem Patriarchen von Aquileia und Ungarn, um den Bischofssitz Grado. Wie sein Vorgänger wird er nach sechs Jahren ins byzantinische Exil gezwungen.

1027 - Eine Synode spricht Aquileia den Besitz des venezianischen Grado zu (MGH Const. 1, 82 no 38).

1027-1028 - Gesandtschaft Bischof Werners von Straßburg soll in Konstantinopel die Ehe zwischen dem jungen Heinrich III. und einer der beiden jüngeren Töchter des byzantinischen Kaisers anbahnen. König Stephan von Ungarn verweigert ihm jedoch die Durchreise, so dass er über Venedig fahren muss.36a Werner stirbt am 28. Oktober 1028 während der laufenden Verhandlungen in der byzantinischen Hauptstadt.

1028 - Konrad II. überlässt Poppo das Münzrecht37b.

1032-1042 - 29. Doge Domenico Flabanico, Ottone Orseolo stirbt 1032, ohne aus Konstantinopel zurückkehren zu können. Flabanico führt sich auf eine gens romana zurück. Er ist vor allem durch den Seidenhandel zu Vermögen gekommen. Er ist Exponent der aufstrebenden Gruppen und Familien gegen die altadligen. Es entsteht ein oligarchisches System, dessen politischer Arm der Kleine Rat wird. Flabianico stirbt eines natürlichen Todes.

1032 - Erstmalige Wahl zweier Dogenberater (Consilieri), die die dynastische Tendenz des Amtes brechen sollen. Kein Doge soll sich seinen Sohn oder Bruder als Mitregenten (condux) zur Seite stellen dürfen.

1034, 8. März - Konrad II. übergibt Poppo einen Teil des Friaul, vor allem das ehemals venezianische Gebiet zwischen Piave und Livenza, dazu Grado. Dabei nennt er die Venezianer "stets Rebellen gegen das Reich"38a. Der Besitz Grados wird von Heinrich III. und 1062 von Heinrich IV. bestätigt.38b

1043-1070 - Domenico I. Contarini, 30. Doge . Ihm gelingt es, Zara zu unterwerfen. Von Byzanz wird er zum ersten Archiprotos ernannt, später zum Magister. Er ist in der Kirche San Nicolò del Lido beerdigt.

1050-1071 - Umbau der Basilika des Hl. Markus, unter Übernahme zahlreicher byzantinischer Einflüsse, wohl nach dem Modell der Apostelkirche in Konstantinopel.

1054 - Morgenländisches Schisma, Trennung zwischen griechischer und lateinischer Kirche.

1062 - Krieg um Zara, das unter ungarischem Schutz steht.

1070-1084 - 31. Doge wird Domenico Selvo. Zuvor war er Gesandter bei Heinrich III. und heiratete die Schwester Kaiser Michaels VII. Diese Allianz vertieft die Kluft zwischen Venedig und dem Papst, der Normannen, Kroaten und Ungarn auf die antibyzantinische Seite zieht. Nach einem Sieg bei Ragusa, erleidet die Flotte Venedigs eine schwere Niederlage vor Korfu. Die Normannen nehmen den Sohn des Dogen gefangen. Obwohl er 1082 den weitreichenden Handelsvertrag mit Kaiser Alexios I. aushandeln lässt, wird er 1084 zum Eintritt ins Kloster gezwungen. Er stirbt 1087.

1071, 26. August - Schlacht bei Mantzikert (heute Malazgirt). Sie leitet den Niedergang des Byzantinischen Reichs ein.

1072 - Die erste überlieferte Colleganza.

1082 - Privileg Kaiser Alexios' I. von Byzanz. Es öffnet den byzantinischen Markt zu sehr vorteilhaften Konditionen.

1084-1096 - 32. Doge Vitale Falier. Er war als Ratsherr im Kleinen Rat eine der treibenden Kräfte bei der Absetzung seines Vorgängers. Der Flotte gelingt ein Sieg über die Normannen bei Butrinto vor der Küste Epiros'. Alexios überträgt dem Dogen den Titel Herzog von Dalmatien und Kroatien. Gleichzeitig ist Ladislaus nicht nur König von Ungarn sondern auch der Kroaten. Während seiner Beerdigung im Dezember 1095 in der Markusbasilika wird er beschimpft, weil seine Herrschaft von Hungersnot und Erdbeben überschattet war.

1094 - Umbau der Markuskirche im byzantinischen Stil. Besuch Kaiser Heinrichs IV. in Venedig. Er wird Taufpate der Tochter des Dogen.

1095, 26. November - Aufruf zum Kreuzzug durch Papst Urban II.

1096-1102 - 33. Doge Vitale Michiel I., Abkömmling einer apostolischen Familie. Er war mit Felicia Corner verheiratet. Er hielt sich zunächst aus der Kreuzzugsbewegung heraus, so dass Gottfried von Bouillon von 120 Schiffen aus Pisa unterstützt wird. Um deren Vorherrschaft zu verhindern, sendet Venedig 1099 207 Schiffe unter dem Kommando des Dogensohns Giovanni Vitale und des Bischofs von Olivolo Enrico Contarini aus. Schon im Dezember kommt es zu einer Seeschlacht mit Pisanern vor Rhodos. Nach dem Sieg nehmen die Venezianer aus Myra Reliquien des Hl. Nikolaus mit. Gottfried muss sich nach der Niederlage der Pisaner mit den Venezianern arrangieren, die Abgabenfreiheit und Kolonien in allen noch zu erobernden Städten fordern. Der Doge stirbt im Frühjahr 1102 und wird neben seiner Frau in der Basilica di San Marco beigesetzt.

1102-1118 - 34. Doge Ordelafo Falier, Sohn des Vitale Falier, der wiederum Vorgänger des Vitale Michiel war.

1105-1115 - Der Krieg gegen Ungarn führt zur Rückeroberung von Zara und Sebenico. Es gelingt Falier St. Jean d'Acre zurück zu erobern und aus der Christus Pantokrator-Kirche Gold und Edelsteine zu rauben. Sie sind heute Teil der Pala d'oro hinter dem Alter der Basilica di San Marco. Nach seinem Tod vor Zara wird der Doge in der selben Kirche beerdigt.

1104 - Gründung des Arsenals.

1107 - Boemund von Antiochia marschiert von Valona Richtung Durazzo.

um 1110 - Aus der Beute in den Kreuzfahrerstaaten strömen Kunstschätze nach Venedig und in andere Städte des Abendlands.

1117, 3. Januar - Ein Erdebeben zerstört große Teile der Stadt, unter den Kirchen ist die Basilica di Santa Giustina besonders betroffen. Malamocco wird ebenfalls stark zerstört.

1118-1129 - 35. Doge Domenico Michiel. Er ist Sohn des Admirals Giovanni, der die Flotte ins Heilige Land geführt hatte.

1123 - Mit 40 Galeeren, 40 Frachtschiffen und weiteren 28 Schiffe fährt Michiel im April zur Unterstützung Balduins II. nach Jerusalem. Vor Askalon besiegt die Flotte eine ägyptische Flotte. Nach fünf Monaten wird am 7. Juli 1124 Tyros erobert. Michiel lehnt die Königskrone von Jerusalem ab, fährt aber mit seiner Flotte gegen Byzanz, als er von der Privilegierung der Pisaner durch Kaiser Johannes hört. Sie plündern Rhodos, Samos, Chios, Lesbos, Andros, Modon und Kephallenia.

1125, Mai - Die Flotte erobert Traù (Trogir) und Spalato (Split).

1126 - Erneuerung des Privilegs durch Johannes II., nachdem eine venezianische Flotte Inseln in der Ägäis geplündert hat. Dem Dogen schreibt man zu, dass Bärte nicht mehr alla greca getragen werden durften. Zudem ließ er die dunklen Gassen stärker beleuchten, um das Bandenwesen in den Griff zu bekommen.

1130 - Der Doge tritt wenige Tage vor seinem Tod zurück.

1130-1148 - 36. Doge Pietro Polani. Er heiratet Domenico Michiels Tochter Adelasa Michiel. Seine innenpolitischen Gegner sind die Badoer und die Dandolo.

etwa 1132-48 - Dem Dogen wird ein Beratergremium, das Consilium Sapientium gegenübergestellt, aus dem der Große Rat hervorgeht.

1133-1135 - Die Ungarn erobern wiederum Sebenico, Traù und Spalato. Zugleich versuchen die Paduaner das venezianische Salzmonopol abzuschütteln. Ancona versucht Venedig die Vorherrschaft in der Adria streitig zu machen. Polani entmachtet die Badoer und lässt die Häuser der Dandolo am Campo S. Luca niederreißen. Papst Eugen III. lässt Venedig und seinen Princeps exkommunizieren. 1147 stirbt der Doge in Caorle, während er eine Flottenexpedition vorbereitet.

In der Kirche Santa Maria e San Donà, der ehemaligen Kathedrale der Bischöfe von Torcello und Murano, befindet sich ein Mosaik von etwa 1140, Carlo Naya, † 1882.

1148-1156 - 37. Doge Domenico Morosini. Zunächst gelingt ihm eine Aussöhnung der zerstrittenen Familien. Naimero und Giovanni, die Söhne seines Vorgängers Polani, führen die Flotte. Auf Staatskosten werden die Häuser der Dandolo wieder aufgebaut, die Badoer rehabilitiert. Die Exkommunikation wird aufgehoben. Der Doge gilt als totius Istriae dominator. Morosini stirbt im Februar 1156.

1154 - Friedrich I. Barbarossa in Italien.

1164 - Beginn des Giovedi grasso (Karneval in Venedig).

1156-1172 - 38. Doge Vitale II. Michiel. Vitale II. ist der letzte durch die Volksversammlung bestätigte Doge. Er hat an zahlreichen Fronten zu kämpfen. In der Nachbarschaft stört Ulrich von Treffen, doch wird er 1163 gefangengesetzt. Er wird 1167 gegen Tributleistung freigelassen (gegen 12 fette Schweine, 12 große Brote und einen Stier für die Armen, der Legende nach wegen der 12 Notabeln, 12 Prälaten und dem Patriarchen, die Grado zerstört haben).

1167, 1. Dezember - Beeidung des Bundes mit der Lega Lombarda gegen Friedrich I.

1171, 12. März - Bis zu 10.000 Venezianer werden in Konstantinopel verhaftet, ihr Besitz konfisziert. Mit Genua und Pisa schließt Byzanz hingegen neue Verträge. Die Flotte Venedigs scheitert in der Ägäis und schleppt eine Epidemie nach Venedig ein. Erhebung der ersten Zwangsanleihe.

1172, 28. Mai - Wegen der Niederlage kommt es zu Unruhen und Rivalitäten. Vitale II. wird wohl von Marco Casolo erdolcht.

1172-1178 - Sebastiano Ziani, 39. Doge. Nach einem Interregnum von vier Monaten wird Sebastiano Ziani, unterstützt von Enrico Dandolo und seinem Sohn Ranieri, der Volksversammlung präsentiert: „questo xe misser el Doxe che ve piaxa o 'no ve piaxa“ („dies ist der Herr Doge, ob es Euch gefällt oder nicht“). Ziani wird zur Auflage gemacht, dass er ohne seine elf Ratgeber nichts entscheiden darf. Die Mörder seines Vorgängers sollen hingerichtet werden. Ziani hat sein Vermögen mit Pfeffer und mit Krediten gemacht.

1175 - Die Stadt wird in sechs Stadtteile untergliedert: Castello, Cannaregio, Dorsoduro, Santa Croce, San Marco und San Polo.

1177 - Friedrich I. und Papst Alexander III. in Venedig. Friede von Venedig (24. Juli). Fest der Vermählung mit dem Meer; für diese Festa della Sensa erhält Venedig päpstliche Privilegien. Der Doge lässt festlegen, dass die 11 Berater 4 Wahlmänner wählen sollen, die weitere 40 wählen, die dann den Dogen bestimmen. Mindestquorum ist 25.

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Die Insel San Giorgio Maggiore.

1178, 12. April - Sebastiano Ziani tritt zurück und stirbt im Kloster von San Giorgio.

1178-1192 - 40. Doge Orio Malipiero. Er tritt im Juni 1192 zurück, stirbt nach wenigen Monaten in seinem Haus in San Maurizio.

1182 - Lateinerpogrom in Konstantinopel. Venezianer weniger betroffen als die konkurrierenden Handelsstädte Italiens.

1183 - Ungarn versucht die dalmatische Küste zurückzuerobern. Erste Wiederherstellung der Privilegien Venedigs in Konstantinopel seit 1171; die letzten Gefangenen werden aus Byzanz freigelassen. Nach dem Auslaufen des Waffenstillstands von 1177 schließen Barbarossa und der Lombardenbund den Frieden von Konstanz.

1187, Februar - Isaak II. Angelos schließt den ersten förmlichen Vertrag mit Venedig.

1187, 4. Juli - Saladin gelingt die Eroberung Jerusalems.

1195 - Kaiser Alexios III. stürzt Isaak Angelos in Byzanz. Im November läuft der Waffenstillstand zwischen Pisa und Venedig aus.

1196, März - Tommaso Falier gelingt die Vertreibung einer pisanischen Flotte aus der Adria. Pola wurde zeitweise von ihnen besetzt. Am 1. September schließen die beiden Seemächte unter Vermittlung Heinrichs VI. Frieden.

1197, 6. Juni - Heinrich VI. bestätigt alle von seinen Vorgängern zugestandenen Vorrechte Venedigs im Reich.

1198 - Alexios III. stellt Venedig ein weit reichendes Handelsprivileg aus und übersendet Reliquien der Hl. Lucia. Papst Innozenz III. ruft zum Kreuzzug gegen Ägypten auf.

1192-1205 - Enrico Dandolo, 41. Doge. Dandolo war vor seiner Wahl Bailo in Konstantinopel und Gesandter in Ferrara und am Normannenhof in Süditalien. Die Flotte unter Führung des Tommaso Falier besiegt die Pisaner bei Pola.

1201 - Ankunft der ersten Unterhändler der Kreuzfahrer in Venedig.

1202, 29. Juni - Enrico Dandolo sagt zu, Schiffsraum für 4.500 Ritter samt Pferden, 9.000 Knappen und 20.000 Mann Fußvolk bereitzustellen. Hinzu soll eine Geleitflotte von 50 Galeeren kommen. Dafür soll Venedig die Hälfte der eroberten Gebiete zufallen. Die Unterhändler hinterlassen 2000 Silbermark als Anzahlung. Die Schulden des Heeres belaufen sich auf 85.000 Mark Silber, also rund 20 t. Venedig bietet Schuldenerlass gegen Eroberung Zaras an. Das Heer bricht im April auf.

1203 - Sammlung des Kreuzfahrerheeres in Venedig unter Bonifaz von Montferrat. Es erscheinen jedoch nur wenig mehr als 10.000 Kreuzfahrer statt der erwarteten 30.000. Sie bringen nur 41.000 der geschuldeten 85.000 Silbermark auf. Dandolo setzt sich an die Spitze der Kreuzfahrer um zum Ausgleich das aufständische Zara niederzuschlagen. Die Stadt wird von den Kreuzfahrern erobert und geplündert. Nun wendet sich der byzantinische Kronprätendent Alexios an das Heer, um zu erreichen, dass Kaiser Isaak II. Angelos, der von seinem eigenen Bruder gestürzt wurde, wieder eingesetzt wird. Dafür verspricht er die Übernahme der Schulden, die Ausrüstung von 10.000 Mann zur Unterstützung der Kreuzfahrer und die Finanzierung der Weiterreise nach Ägypten. Außerdem will er das Kirchenschisma von 1054 beenden und die Suprematie des Papstes anerkennen. Vielleicht 1.000 Kreuzfahrer lehnen das Vorhaben ab und trennen sich vom Hauptheer. Im Frühjahr bricht das Hauptheer gegen Konstantinopel auf, das es am 23. Juni erreicht.

1203, 17. Juli - Erste Eroberung Konstantinopels. Alexios III. wird abgesetzt, Isaak, sein Vorgänger, wird wieder Kaiser.

Angriff der Kreuzfahrer auf Konstantinopel, dargestellt in einer Handschrift der Chronik Villehardouins, Bodleian MS. Laud Misc. 587 fol. 1r.

1204 - Beide Kaiserkandidaten werden ermordet. Alexios IV. wird Kaiser, ihm folgt Alexios V. Am 13. April folgt die Eroberung Konstantinopels, dann Plünderung der Hauptstadt und Aufteilung des Reichs. Drei Achtel fallen an Venedig. Der Kaiser wird von der Theodosius-Säule gestürzt.

1205, 1. Juni - Enrico Dandolo stirbt nach einem missglückten Vorstoß gegen die Bulgaren auf dem Rückweg nach Konstantinopel und wird in der Hagia Sophia beigesetzt. Die dortigen Venezianer wählen Marino Zen zum Dogen.

1205-1229 - 42. Doge Pietro Ziani. Ranieri Dandolo, Sohn und Stellvertreter Enricos, unterstützt trotz eigener Ansprüche den neuen Dogen. Die in Konstantinopel anwesenden Venezianer haben als Enrico Dandolos Nachfolger hingegen Marino Zen vorgesehen. Die 40 Großen Wähler haben jedoch nicht ihn sondern Pietro Ziani am 15. August zum Dogen gewählt, Sohn des Dogen Sebastiano Ziani. Ziani belässt der Kaufmannskolonie ein hohes Maß an Autonomie. Er heiratete zunächst eine Tochter eines Prokuratoren von San Marco, Maria Baseggio. Seine zweite Frau war Konstanze, Tochter König Tankreds von Sizilien. Ziani unternimmt erst gar keinen Versuch Epirus zu besetzen, ihm genügen Korfu, Modon und Koron, vor allem aber Kreta - zunächst gegen den Widerstand des Genuesen Enrico Pescatore. Während dieser Kämpfe kommt Renier Dandolo ums Leben. Jacopo Tiepolo wird erster Duca di Candia.

1210 - Kaiser Otto IV., der sich in Ferrara aufhält, droht Ketzern mit schweren Strafen.39

1211 - Beginn der Besiedlung Kretas und der Aufteilung in Grundherrschaften.

1214 - Krieg gegen Padua und Treviso. Krieg um das Castello d'amore. An diesem Heiratsmarkt ließen normalerweise junge Männer Blumen und Früchte werfen, um einen symbolischen Kampf um die heiratswilligen Frauen zu führen, doch die Venezianer werfen Goldmünzen. Die nachfolgenden Auseinandersetzungen weiten sich zu einem Krieg um Handelsrechte aus, aus dem Venedig als Sieger hervorgeht.

1224/52 - Einrichtung einer Camera Imprestitorum zur Einziehung, Verwaltung und Verzinsung aller Anleihen.

1225 - Gründung des Handelshauses der Deutschen (Fontego dei Tedeschi), wo sich Waren und Kaufleute aus dem Reich konzentrieren. Den Handel zwischen ihnen und ihren Partnern übernehmen Makler (sensali).

1226 - Versuch Pietro Zianis, den Zugang zum Immobilienmarkt zu erschweren.

1228, September - Rücktritt Pietro Zianis. Er stirbt im März 1229 und wird im Grabmahl seines Vaters auf San Giorgio beigesetzt.

San Giacomo dall'Orio, erbaut im 9. Jahrhundert, 1225 und abermals im 16. Jahrhundert umgebaut, Wolfgang Hübner 2008.

1229-1249 - 43. Doge Iacopo Tiepolo. Der Duca di Candia wird mit knapper Mehrheit gegen Marino Dandolo durchgesetzt. Er heiratet Valdrada, die Schwester Konstanzes, die beide Töchter Tankreds von Sizilien sind. Iacopo, der einer der apostolischen Familien entstammt, sieht sich außenpolitisch Ezzelino da Romano (dem Signore von Vicenza) gegenüber, hinter dem Friedrich II. steht.

1230 - Besuch Friedrichs II. in Venedig

1240 - Belagerung von Ferrara, Vertrag sieht vor, dass alle Waren von der adriatischen Seite zuerst in Venedig verzollt werden müssen.

vor 1243 - Einrichtung eines Katasters zur genauen Vermögenserfassung.

1249-1253 - Marino Morosini, 44. Doge. Marino Morosini wird erstmals von 41 statt 40 Dogenwählern bestimmt. Zuvor war Morosini Duca di Candia und Procuratore di San Marco. Während seiner Regierungszeit stirbt Friedrich II., was Venedigs Gegner schwächt. Zara gesteht man die gleichen Rechte zu, wie der Mutterstadt. Auch mit Ragusa, Tunesien und sogar Genua kommen vertragliche Abmachungen zustande. Erstmals wird ein Inquisitionstribunal in Venedig zugelassen, doch werden die Richter vom Dogen und seinen Räten vorgeschlagen. Außerdem stehen ihnen weder polizeiliche noch Verwaltungsrechte zu.

um 1250 - Zunehmende Einwanderung aus dem Reich.

1253, 1. Januar - Morosini stirbt und wird ebenfalls in der Basilica di San Marco beigesetzt.

1253-1268 - Ranier Zeno, 45. Doge. Zur Zeit der Wahl ist Zeno Podestà in Fermo, auch war er Rat des Iacopo Tiepolo während des Kampfes um Ferrara im Jahr 1240. 1244, während der Rückeroberung Zaras, war er Admiral der Flotte, Gesandter auf dem Konzil von Lyon, Podestà von Verona und Bologna. Er besitzt Paläste in Santa Sofia, Torre di Bebbe (heute Cavarzere), auch auf Istrien. Als er im Februar in Venedig ankommt, gibt er eine turnierartige Veranstaltung.

1255 - Um diese Zeit entsteht das Consilium Rogatorum, der spätere Senat. Das Seehandelsrecht des Renier Zeno wird publiziert.

1257-1270 - 1. Genuesenkrieg. 1263 Schlacht von Settepozzi, 1266 bei Trapani. 1257 gelingt Lorenzo Tiepolo die Rückeroberung von St. Jean d'Acre nach einer Schlacht, bei der die Genuesen 24 Galeeren und wohl 2.000 Mann verlieren. Ezzelino und Alberico da Romano besetzten Treviso und Padua, Genuesen zerstören 1257 die venezianische Kolonie in St. Jean d'Acre.

1259 - endgültige Niederlage der Brüder da Romano bei Cassano d' Adda gegen die vereinigten Truppen von Venedig, Treviso, Vicenza, Verona, Mantua und von Truppen Papst Alexanders IV.

1261, 24./25. Juli - Es gelingt dem Kaiser von Nikaia, Konstantinopel in einem Handstreich zurückzuholen. Dies gelingt mit nur 800 Mann, da die Verteidiger gerade mit der venezianischen Flotte auf Kriegszug sind. Die am folgenden Tag zurückkehrende Flotte macht keinen Versuch, die Stadt zurückzuerobern, sondern evakuiert nur Balduin II. und 3000 weitere Lateiner. Sie fahren zunächst nach Negroponte. Die Genuesen werden privilegiert, denn zwischen ihnen und Nikaia bestand schon vorher ein Abkommen.

1262 - Die Flotte unter Gilberto Dandolo besiegt zweimal die genuesische Flotte unter dem Kommando des Pietro Grimaldi vor der Küste der Morea. Doch kontrollieren die Genuesen von Kaffa weiterhin das Schwarze Meer. Gründung des Monte Vecchio.

1263 - Schlacht von Settepozzi, Sieg der Venezianer über die Genuesen.

1265 - Ein erster Vertrag mit Byzanz.

1266 - Schlacht von Trapani, erneuter Sieg über Genua. Ausländer dürfen nur noch mit höchster Genehmigung Schiffe in Venedig bauen lassen.

1268 - Giovanni Dandolo verletzt wegen eines Streits Lorenzo Tiepolo, es kommt zu Unruhen. Der Doge muss die Erhöhung der Mahlabgabe an den Mühlen wegen schwerer Tumulte zurückziehen, lässt aber die Rädelsführer, darunter Adlige, verhaften. Nicht mehr als 25 Denari Piccoli dürfen ins Ausland gebracht werden. Der Doge stirbt am 7. Juli und wird in SS. Giovanni e Paolo beigesetzt.

1268-1275 - Doge Lorenzo Tiepolo. Die Wahl fand am 23. Juli 1268 statt. Lorenzo ist verheiratet mit Marchesina, Tochter Boemonds von Brienne, König von Rascien (Serbien). Er war Capitano Generale da Mar.

Reno-Cavo-Primaro
Kanalbauten am Primaro

1270 - Friedensvertrag mit Genua und Byzanz, Krieg gegen Recanati, Ancona, Cremona und vor allem Bologna um Zollfreiheit auf dem Primaro, dem südlichen Mündungsarm des Po.

1271-1295 - Reise Marco Polos

1271 - Niederlage gegen Bologna, Rückzug bis Chioggia.

1273- Eine Blockade zwingt Bologna im August zum Nachgeben.

1275 - Lorenzo Tiepolo stirbt am 15. August 1275

1275-1280 - 47. Doge Iacopo Contarini. Er ist zu dieser Zeit schon über 80 und krank.

1280, 6. März - Der Doge wird zum Rücktritt gezwungen. Er ist in der Frari-Kirche beigesetzt.

1280-1289 - 48. Doge Giovanni Dandolo. Die Wahl findet am 31. März statt. Er war Sohn des Gilberto, Capitano General da Mar, Bailò in Tyros, Podestà in Bologna und Padua, Conte von Ossero und Arbe (Osor und Krk). Während der Kämpfe um Triest erhielt er die Mitteilung von seiner Wahl.

1281, März - Vertrag von Ravenna beendet den Krieg mit Ancona, gleichzeitig beginnt ein Aufstand auf Kreta unter Alexios Kalergis. Venedig schließt ein Bündnis mit Karl von Anjou und Philipp von Frankreich zur Rückeroberung von Konstantinopel. Der Vertrag von Orvieto sieht die Abfahrt von Brindisi für 1283 vor, mit 40 Galeeren unter dem persönlichen Kommando des Dogen.

1282 - Die Sizilianische Vesper vertreibt die Franzosen aus Sizilien und macht alle Rückeroberungspläne zunichte.

1283 - Der Große Rat beschließt die Statuta et ordinamenta super navibus et aliis lignis, die die Schifffahrt regeln. Zugleich sollen die Wege nach Bergamo und Brixen ausgebaut werden.

1284 - Prägung des ersten Gold-Dukaten. Schlacht bei Meloria, Niederlage Pisas gegen Venedig.

1285 - Ein Seebeben und ein Tsunami haben verheerende Wirkung, erbringen aber einen Frieden auf Istrien und mit Triest. Die Exkommunikation wegen Nichtteilnahme am Zug gegen Byzanz wird aufgehoben (Dezember).

1286 - Die Wege ins Reich sollen ausgebaut werden.

1287 - erneute Konflikte auf Istrien. Wegen der Verhaftung des Adligen Marino Selvo in Triest wird die Stadt belagert. Als das Heer Rudolfs I. erscheint, wird die Blockade aufgehoben.

1289, 2. November - Tod Giovanni Dandolos. Er wird in SS. Giovanni e Paolo beigesetzt.

1289-1311 - Pietro Gradenigo, 49. Doge. Die Wahl findet am 25. November statt. Pietro Gradenigo ist 38 Jahre alt. Er wurde gegen Jacopo Tiepolo durchgesetzt, den Sohn Lorenzos. Pietro war zu dieser Zeit Podestà von Capodistria. Auch er entstammt einer mit den Dandolo und Morosini verwandten apostolischen Familie.

1291, Mai - St. Jean d'Acre, Tyros, Sidon, Akkon und Tortosa fallen an die Mamluken.

1291 - Verlagerung der Glasproduktion nach Murano.

1292 - Ausländer dürfen in Venedig keine Schiffe mehr bauen lassen.

1293, Juli - Auseinandersetzungen mit Genuesen. Bei Koron versuchen Venezianer eine genuesische Flotte aufzuhalten, doch erleiden sie dabei eine Niederlage und verlieren vier Galeeren. Eine zweite Niederlage folgt vor Kilikien, dann die Plünderung des Quartiers in Konstantinopel. Es folgen Angriffe auf Kaffa, Foggia (bei Izmir) und auf die genuesische Kolonie auf Zypern.

1294 - Erstmals wird wieder eine Abgabe auf Weizen erhoben.

1295 - Alle Meister der Glasmacherzunft, die einen Ofen außerhalb Venedigs betreiben, werden aus der Zunft entfernt. Nur Venezianer können Meister werden.

1297 - Serrata. Auftakt zur zunehmenden Abriegelung eines geschlossenen Standes, einer ratsfähigen Schicht. Der entstehende Adel oder das Patriziat schränkt zunehmend den Aufstieg neuer Familien ein.

1298, 8. September - Seeschlacht bei Curzola, eine der größten Seeschlachten des Mittelalters. Die Genuesen unter Lamba Doria haben 85 Galeeren, die Venezianer unter Andrea Dandolo, dem Sohn des Dogen, 95. Von den venezianischen Galeeren kehren nur 11 zurück, 18 werden nach Genua gebracht, 66 gekapert, ausgeplündert und in Brand gesteckt. Mehr als 7.000 Männer einschließlich des Flottenführers fallen in Gefangenschaft, Dandolo nimmt sich das Leben. Unter den Gefangenen ist Marco Polo, der Rustichello da Pisa seinen Milione diktiert.

1299, 25. Mai - Frieden von Mailand. Matteo Visconti, Papst Bonifatius VIII. und Karl II. von Anjou vermitteln einen Frieden. Venedig bleibt trotz schwerer Niederlagen die Kontrolle über die Adria und das Recht auf Handel in der Romania.

Madonna del Monte 2006
Ruinen auf der Insel Madonna del Monte, 2006.

1303 - Auf der Insel Madonna del Monte entsteht ein kleines Benediktinerkloster, das bis 1432 besteht.

1308 - Niederlage vor Ferrara, Exkommunikation durch den Papst.

1308-1310 - Die alteingesessenen Familien versuchen weiterhin, die neuen reichen Clans von der Macht fernzuhalten. Wer in den letzten vier Jahren im Großen Rat war, soll dieses Recht behalten, wenn die Quarantia zustimmt. Nur die, die schon 1172 im Rat saßen, sind von dieser Zustimmung unabhängig. Serrata. Nach der Niederlage von Curzola (1300) kommt es zu einer ersten Revolte. Marino Bocconio, ein reicher Händler, dringt in den Versammlungsraum des Rates ein und versuchte mit seinen Männern einige Adlige gefangen zu setzen. Doch diese sind gewarnt und ihrerseits bewaffnet. Die Rebellen werden zwischen den Säulen auf der Piazzetta hingerichtet. Einen ähnlichen Ausgang nimmt der Versuch des Händlers Giovanni Baldovino, der versucht, mit Leuten von außerhalb einen Aufstand zu entfesseln. Auslöser ist hier die Niederlage vor Ferrara, weil Castel Baldo ohne Gegenwehr vom Kommandanten Marco Querini am 28. August 1309 aufgegeben worden ist, und die Zurückgelassenen abgeschlachtet wurden. Die Querini, Tiepolo und Badoer stehen gegen den Dogen, die Dandolo, Giustinian und Michiel. Am 14. Juni 1310 überraschen die Dogentruppen die Aufständischen. Badoaro Badoer wird enthauptet, Marco Querini und andere hingerichtet, Baiamonte Tiepolo kann fliehen. Um solche Aufstände zu verhindern und die Schuldigen zu verfolgen, gründet man den Rat der Zehn.

1310, 20. Juli - Gesandtschaft Heinrichs VII. trifft in Venedig ein. Er fordert Huldigung und Heeresfolge.

1311, 13. August - Tod des Dogen, beerdigt in San Cipriano auf Murano.

1311-1312 - 51. Doge Marino Zorzi. Die Wahl findet 12 Tage nach dem Tod des Dogen, am 3. August statt. Zorzi ist bereits 80. Er stirbt bereits nach 11 Monaten und wird am 3. Juli 1312 in SS. Giovani e Paolo beigesetzt.

1312-1328 - Doge Giovanni Soranzo. Er wird im Alter von 72 Jahren am 13. Juli gewählt. Er war bei der Einnahme von Kaffa dabei, dann Podestà von Chioggia und Ferrara.

1319 - Libro d’Oro, Goldenes Buch. Es wird von den Avogadori geführt und verzeichnet die Familien, die berechtigt sind, Sitz und Stimme im Großen Rat zu nehmen.

1313 - Francesco Dandolo, Gesandter in Avignon, erreicht die Aufhebung des Interdikts durch Papst Clemens V. Ein erster Handelsvertrag mit Brabant, Flandern und vor allem Brügge kommt zum Abschluss. Auch mit Täbris kommt es zu einer vertraglichen Abmachung. Friedrich von Aragon, König von Sizilien, übersendet dem Dogen zwei lebende Löwen. Ende des Krieges um Ferrara.

1321 - Dante Alighieri hält sich in Venedig auf.

1328, 31. Dezember - Tod Giovanni Soranzos. Er wird in der Basilica di San Marco beigesetzt.

1327-1329 - Cangrande besetzt Vicenza, Padua, Feltre und Belluno, errichtet eine Zollstelle in „Malghera“. Mastino bringt Brescia, Parma und Lucca in seine Gewalt.

1328 - Aufwertung des Golddukaten von 18,5 Grossi auf 24 Grossi. Damit entsprechen 10 Dukaten einer Lira di Grossi.

1329-1339 - 52. Doge Francesco Dandolo. Er war Gesandter in Avignon bei Papst Johannes XXII.

Um 1330 - Der Goldkurs steigt im Verhältnis zum Silber auf 14,2.

1336 - Zur Kriegsvorbereitung gegen die della Scala muss jeder Mann zwischen 20 und 60 zur Einberufung bereitstehen, um die Anwerbung teurer Soldtruppen zu vermeiden. Im Frühjahr schließt sich Venedig der von Florenz, Siena, Perugia und Bologna gegründeten Liga gegen die Scaligeri an. Kriegsbeginn ist der 28. Mai. Im folgenden Jahr schließen sich Mailand, Mantua, die Este an.

1339 - Erste Umlenkung des Brenta Richtung Chioggia. Damit fließt er nicht mehr in die Lagune. Der Magistrato alle Acque überwacht die Wasserwege, ist zugleich mit umfangreichen Mitteln und Mannschaften ausgestattet, um sie in Stand zu halten.

1339, 24. Januar - Friedensvertrag. Die Mark Treviso wird gekauft. Am 31. Oktober stirbt der Doge und wird in der Frarikirche beigesetzt.

1339-1342 - 53. Doge Bartolomeo Gradenigo. Er wird am 7. November mit 32 Stimmen gewählt. Er war Podestà von Ragusa, Capodistria und Prokurator von San Marco.

1340-1405 - Nach mehreren Bränden erfolgt der Umbau des Dogenpalasts, in dessen Zug auch der Saal des Großen Rates entsteht.

1340, 15. Februar - Überschwemmung von Lido und Pellestrina. Der Goldkurs steigt im Verhältnis zum Silber auf 20.

1342, 29. November - Dem Dogen und der Dogaressa wird der Handel verboten. Der Doge stirbt am 28. November. Der Goldkurs stürzt auf 11.

1343-1354 - 54. Doge Andrea Dandolo. Er entstammt einem anderen Zweig der Familie Dandolo, als der Doge Enrico. Bei der Wahl ist er 37. Bereits mit 25 wurde er Procuratore di San Marco; mit 27 Signore von Pirano, schließlich verantwortlich für die Promissione Ducale.

1344 - Kreuzzug gegen die Türken. Es gelingt die Rückeroberung Smyrnas (Izmir).

1345-1346 - Aufstand Zaras, ermutigt vom ungarischen König und dem Patriarchen von Aquileia. Er wird niedergeschlagen.

1347 - Die Pest erreicht Venedig mit einem Schiff aus Kaffa. Am härtesten trifft es die Armen in den dicht besiedelten Quartieren der Stadt, die vielleicht 120.000 Einwohner zählte. Fast alle Schwangeren sterben. Die Pest kehrt bis 1631 immer wieder zurück, wobei Venedig in dieser Zeitspanne 61 Pestjahre erlebt. Die heftigsten Pestwellen mit den größten Bevölkerungsverlusten grassieren 1348, 1361, 1400, 1423, 1478 und 1486.

1348 - Angesichts der hohen Zahl von Toten reichen die Friedhöfe nicht mehr aus. Der Senat beschließt, Platz auf den Inseln San Leonardo Fossamala und San Marco in Bocca Lama zu schaffen.

1348, 25. Januar - ein schweres Erdbeben mit mehreren hundert Toten.

1348, 17. Juli - Der Senat beschließt propter multiplicationem et habitationem terre nostre, dass fremde Zuwanderer und venezianische Bürger keine Eintrittsgebühr mehr für den Eintritt in eine Handwerksgilde zahlen müssen. Dieser Beschluss wird am 3. Juni 1352 verlängert, bis er dereinst widerrufen werde. Dies fließt spätestens 1355 in Statuten ein.

1350 - Der Goldkurs erreicht im Verhältnis zum Silber seinen Tiefststand bei 9,4.

1353-1354 - Genua verbündet sich mit Giovanni Visconti, dem Signore von Mailand. Venedig verbündet sich mit den Scaligeri und den Este.

Espansione di Genova
Expansion Genuas (von oben nach unten: dauerhafte Besitzungen, zeitweise besetzt, starke ökonomische Durchdringung im 13. und 14. Jh., Dominanz des Bankensystems im 16. und 17. Jh., Rauten und Linien stellen die wichtigsten Emporien und Handelswege dar).

1353 - 3. Krieg gegen Genua. Dem Flottenführer Marco Ruffini gelingt ein Sieg über Filippo Doria, Genua siegt jedoch bei Kaffa und dringt unter Paganino Doria in die Adria ein, um Curzola und Lesina zu plündern, dazu Parenzo. Mit dem Tornesello wird eine überbewertete Silbermünze für die Kolonien geschaffen, die bald stark abgewertet werden muss.

1354 - Die Prägung des Grosso wird eingestellt (bis 1379). Der Doge Andrea Dandolo stirbt am 7. September 1354. Türkische Truppen erobern Gallipoli, die erste Stadt auf der europäischen Seite der Dardanellen.

1354 - 55. Doge Marino Faliero. Er wird mit 35 von 41 Stimmen gewählt und am 11. September zum Dogen erhoben. Er ist zu dieser Zeit Gesandter in Avignon. Die genuesische Flotte trifft am 4. November 1354 auf die Flotte unter Nicolò Pisani Portolongo und fügt Venedig eine vernichtende Niederlage zu.

1355, 17. April - Marin Faliero wird enthauptet und in SS. Giovanni e Paolo beigesetzt. Die Vorwürfe lauten auf Verschwörung gegen die Republik, Versuch, das Dogenamt erblich zu machen. Im Dogenpalast ist sein Gesicht bis heute von einem schwarzen Tuch verdeckt. Dort steht: Hic est locus Marini Faletri decapitati pro criminibus.

1355 - wohl in Reaktion auf die Bevölkerungsverluste der Pest dürfen die Meister der Arte delle Faldelle soviele Lehrlinge bei sich haben, wie sie es wünschen.

1355-1356 - 56. Doge Giovanni Gradenigo. Er war vorher Podestà in Capodistria, Padua und Treviso, Procuratore di San Marco. Er instruiert im Prozess gegen Nicolò Pisani wegen seiner Niederlage vor Portolongo. Am 1. Juni kommt es zu einem vorläufigen Frieden mit Genua unter enormen Zahlungen seitens Venedigs. König Ludwig von Ungarn, verbündet mit Görz, Aquileia und Österreich, dazu Francesco da Carrara von Padua, gelingt es, Dalmatien an sich zu bringen. Außerdem wird Treviso belagert. Der Doge stirbt mit 71 Jahren am 8. August 1356.

1356 - Eine erste Initiative zur Gründung einer Staatsbank scheitert.

1356-1361 - Giovanni Dolfin Doge. Er wird am 13. August gewählt, allerdings nur mit 25 Stimmen. Währenddessen verteidigt er Treviso. Er bricht mit einigen hundert Leuten nach Mestre durch, wo er am 25. August in die Stadt gelangt.

1358 - Niederlage bei Nervesa in der heutigen Provinz Treviso. Ungarn besetzt Ragusa und ganz Dalmatien. Österreich Triest, Padua und Görz besetzen Asolo, Conegliano und Serravalle. Im Vertrag mit Ungarn muss der Doge auf den Titel Herzog von Dalmatien und Kroatien verzichten. Auch die Verhandlungen mit Karl IV. um die Markgrafschaft Treviso gehen zuungunsten Venedigs aus.

1359 - Innozenz VI. verbietet den Handel mit Ägypten.

1360, März - Erstmals sollen venezianische Emissäre an den osmanischen Hof gesandt werden. Diese sind Leonardo Contarini und Marino Venier. Sie sollen Murad I. zur Eroberung von Edirne und zur Thronbesteigung gratulieren.

1361, 12. Juli - Tod des Dogen, bestattet in SS. Giovanni e Paolo.

1361-1365 - 58. Doge Lorenzo Celsi. Er war Podestà von Treviso, Capitano generale in Dalmatien und Gesandter bei Karl IV. Am 16. Juli wird er gewählt. Er kleidet sich weiß statt rot, bewegt sich zu Pferd in der Stadt und provoziert als Händler den alten Adel auf jede Weise. Dazu lässt er sich ein Kreuz an die Dogenmütze heften, vor dem jeder zu knien hat.

1362 - Eine erste Ladung Torneselli erreicht Kreta.

1364 - Luchino dal Verme besiegt im Mai die Aufständischen auf Kreta. Während der Feierlichkeiten in Venedig ist auch Francesco Petrarca anwesend. Er wohnte im Palazzo Molin an den Zattere.

1365, 18. Juli - Lorenzo Celsi stirbt und wird in der Celestia-Kirche, nahe der Arsenalsmauer beerdigt.

1365-1368 - Marco Corner, 59. Doge. Er wird am 21. Juli ebenfalls nur mit 25 Stimmen gewählt. Mit seinen 80 Jahren setzt er sich damit gegen Giovanni Foscarini und Andrea Contarini durch. Er gilt nicht als besonders reich, doch gehört er einer der apostolischen Familien an. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ist er bescheiden. Er stirbt bereits am 13. Januar 1368 und liegt in SS. Giovanni e Paolo.

1368 - Petrarca in Venedig

1368-1382 - Andrea Contarini, 60. Doge. Der 63-jährige wird am 20. Januar gewählt. Schon im ersten Jahr kapern die Triestiner ein venezianisches Schiff, woraufhin Venedig die Stadt belagert. Leopold von Österreich kauft die Stadt für 75.000 Golddukaten.

1373 - Die Genuesen werden aus Famagusta geworfen. Außerdem blockiert Genua Tenedos, das Venedig für 30.000 Dukaten von Byzanz erworben hat. Wieder entsteht eine ähnliche Front zwischen Genua, Ungarn, Aquileia, den Carrara und Österreich gegen Venedig, Zypern und Byzanz.

1374 - Gründung einer Bank, die als eine Art Staatsbank missgedeutet wird.

1378-1381 - 4. Genuesenkrieg - Schlacht vor Anzio, genauer dem Capo d'Anzio südlich der Tibermündung. Die venezianische Flotte unter Vettor Pisani besiegt am 30. Mai 1378 die Genuesen unter Luigi Fieschi, doch verliert er im Mai des nächsten Jahres 15 Galeeren. Der Verlierer wird am 17. Juli zu sechs Monaten Gefängnis und 5 Jahren Ämterverbot verurteilt. Währenddessen besetzt die genuesische Flotte Malamocco, Poveglia und am 6. August Chioggia. Außerdem blockieren die Carrara die Lebensmittelzufuhr. Nun verlangt man die Freilassung Vettor Pisanis. Bereits am 22. Dezember hat Pisani wieder 40 Schiffe unter seinem Kommando, dazu 18 Galeeren unter Carlo Zen aus der Levante. Am 24. Juni 1380 muss Pietro Doria 19 Galeeren zurücklassen. Obwohl der Krieg sich noch bis ins nächste Jahr hinzieht, bleibt die Belagerung Chioggias ohne Folgen. Ab dem 8. August 1380 verhandelt man in Turin.

1381 - Friede von Turin: Venedig muss auf Dalmatien verzichten, das Schwarze Meer bleibt den Genuesen vorbehalten, Triest bleibt unabhängig. Tenedos soll an Amadeus VI. von Savoyen fallen, als Lohn für seine Vermittlung.

1382 - Andrea Contarini stirbt am 5. Juni und wird im Kloster der Kirche Santo Stefano beigesetzt.

1382, 10. Juni bis 16. Oktober - 61. Doge Michele Morosini. Er selbst einer der 41 Wahlmänner der Quarantia, wird mit dem Minimalquorum im Alter von 74 Jahren gewählt. Er ist durch Spekulation mit Häusern während des Chioggiakriegs sehr reich geworden. Außerdem hat er auf Anleihen spekuliert. Er stirbt an der Pest.

1382-1400 - 62. Doge Antonio Venier. Er wird gegen Leonardo Dandolo, der schon zum zweiten Mal als Doge im Gespräch war, durchgesetzt. Hinter ihm stehen Giovanni Gradenigo, Alvise Loredan und Carlo Zen. Sie schlagen den wenig bekannten Mann aus Kreta vor. Er wird am 21. Oktober gewählt und erreicht am 13. Januar 1383 Venedig. Er gehört zu einer neuen Familie, die erst seit wenigen Jahren im Großen Rat vertreten ist.

1384 - Der erste osmanische Diplomat erreicht Venedig.119

1386 - Kauf von Korfu. Die Juden Venedigs erhalten einen eigenen Friedhof auf dem Lido.

1388 - Tod des Dogensohnes Alvise in den Kerkern des Palazzo di Giustizia. Er ist wegen der Entehrung einer Adelsfamilie für sechs Monate in den pozzi, die im Winter das Gefängnis darstellten, verstorben. Im Sommer wurden die piombi bevorzugt, da es unter den Bleidächern unerträglich heiß wurde (Rachejustiz). Sein Vater hat sich aus Respekt vor den Gesetzen nicht für ihn eingesetzt.

1390 - Sultan Bayezid I. bestätigt die Privilegien, die Venedig in Aydın und Menteşe genossen hat, die er kurz zuvor erobert hat.

1392 - Die Scaligeri bemühen sich, Treviso, Conegliano, Ceneda, Serravalle, Feltre und Belluno zurück zu gewinnen, und sie verbündeten sich mit Gian Galeazzo Visconti. Doch der Visconti erobert, nachdem er Verona und Vicenza an sich gebracht hat, auch Treviso, Conegliano und Ceneda, die er an Venedig abtritt. Francesco der Alte da Carrara endet im Mailänder Gefängnis. Francesco Novello kann jedoch fliehen. Venedig unterstützt ihn in Padua und am 24. November 1392 kniet er vor dem Dogen.

1399 - Venedig schließt einen Nichtangriffsvertrag mit den Osmanen. Polesine und Rovigo kommen an Venedig.

1400 - Am 23. November stirbt der Doge und wird in SS. Giovanni e Paolo beigesetzt.

1400-1413 - Michele Steno, 63. Doge. Wie 1382 wird der neue Doge gegen den Willen des Leonardo Dandolo durchgesetzt. Mit nur 25 Stimmen wird Michele Steno am 1. Dezember 1400 im Alter von 69 Jahren zum Dogen gewählt. Nach einer bewegten Jugend, die ihm auch Gefängnis eingebracht hat, gewann er zunehmend die Achtung seiner Standesgenossen.

1403 - Vertrag mit dem osmanischen Prinzen Süleyman Çelebi.

1404 - Francesco Novello da Carrara, der sich mit den Este und den verbliebenen Scaligeri verbündet hat, kollidiert mit den Interessen Mailands und Venedigs.

1405 - Am 31. März eröffnen Mailand und Venedig den Krieg, der bereits im November endet. Die Carraresi sind allesamt verhaftet, ihre Städte fallen an Venedig. Francesco Novello und seine Söhne werden am 16. Januar 1406 hingerichtet.

1406 - Der Venezianer Angelo Correr wird als Gregor XII. Papst. Somit gibt es drei Päpste: Benedikt XIII. in Avignon, Gregor XII. in Rom, Alexander V., der vom Pisaner Konzil gewählt wurde. - Erneuter Vertrag mit dem osmanischen Prinzen Süleyman Çelebi.

1409-1420 - Rückgewinnung Dalmatiens

1410, 13. Juli - Venedig beschließt, dass bei Verhandlungen über Kirchenfragen alle Ratsherren die Gremien verlassen müssen, die von Rom eingesetzt wurden.

1411 - Vertrag mit dem osmanischen Prinzen Musa Çelebi.

1412, 27. Oktober - Verbot des Verkaufs von Kirchengütern ohne Zustimmung des Senats.

1413, 26. Dezember - Tod des Dogen, beigesetzt in Santa Marina (zwischen Rialto und SS. Giovanni e Paolo).

1414, 11. August - Erdbeben.

San Zanipolo Tombeau Tommaso Mocenigo
Grabmal des Tommaso Mocenigo in San Zanipolo, 1423.

1414-1423 - Tommaso Mocenigo, 64. Doge. Seine Wahl erfolgt am 7. Januar im Alter von 71 Jahren. Die Nachricht von seiner Wahl erreicht ihn auf einer Gesandtschaftsreise in Cremona am Hof König Sigmunds.

1416, 29. Mai - Eine venezianische Flotte unter Pietro Loredan besiegt eine osmanische in der Seeschlacht bei Gallipoli. Dies ist die erste militärische Auseinandersetzung zwischen Venedig und den Osmanen- bis 1423 kommt es zu keinen weiteren mehr.

1419 - Vertrag mit dem osmanischen Sultan Mehmed I.

1420 - Dalmatien wieder venezianisch.

1421 - Verbot der Seideneinfuhr.

1423, 4. April - Mocenigo stirbt nach langer Krankheit, beigesetzt in SS. Giovanni e Paolo.

1423-1457 - Francesco Foscari, 65. Doge. Mit 49 Jahren wird Foscari am 15. April gewählt.

1423-1430 - 1. Türkenkrieg.

1423 - Protektionistische Maßnahmen zum Schutz der Tuchindustrie, erneut 1436.

1423-1430 - Krieg um Thessaloniki, das die Osmanen 1430 besetzen.

1424 - Besetzung Thessalonikis, um es gegen die Osmanen zu verteidigen.

1424-1463 - Neue Bauarbeiten am Dogenpalast.

1425 - Bergamo und Brescia venezianisch.

1426 - Beginn des Krieges gegen die Visconti unter Filippo Maria Visconti.

1427, 17. Oktober - Sieg der Koalitionsarmeen Venedigs und Florenz' sowie von Truppen des Francesco di Bussone ("il Carmagnola") über Carlo Malatesta, Francesco Sforza und Niccolò Piccinino bei Maclodio, unweit Brescia. Bussone wird 1432 wegen Verrats hingerichtet.

1428 - Friede von Ferrara. Brescia, Bergamo und Cremona fallen an Venedig.

1429 - Mailand beginnt eine Destabilisierungspolitik, indem es überbewertete Münzen in Umlauf bringt.

1430 - Ende des Osmanenkriegs. Thessaloniki kann nicht gehalten werden und fällt.

1430, 11. März - Andrea Contarini, vom Loredan aufgehetzt, versucht Foscari zu erdolchen. Doch der Gesandte von Siena lenkt den Stich ab. Contarini wird zwischen den Säulen hingerichtet, jedoch erst nachdem ihm die rechte Hand abgeschnitten wurde.

1430 - Friedensvertrag mit dem osmanischen Sultan Murad II. nach der Eroberung von Saloniki.

1431 - Die Lagune ist zugefroren.

1434-1441 - Zweiter Krieg gegen Mailand. Bei Brescia scheitern die Mailänder. Die Heerführer der beiden Seiten sind Erasmo da Narni, genannt „Gattamelata“, und Francesco Sforza, sowie Gianfrancesco I. Gonzaga und erneut Nicolò Piccinino.

1438 - Beginn des Baus an der Porta della Carta, eines Portals an der Nordwestseite des Dogenpalasts, unter Leitung der venezianischen Bildhauer und Baumeistern Giovanni und dessen Sohn Bartolomeo Bon. Die Arbeiten dauern bis 1443.

1439 - Bartolomeo Colleoni führt die venezianischen Truppen am Gardasee (Galeas per montes).

1441 - Friede von Cremona. Die Adda wird die venezianische Westgrenze.

1444, 10. November - Niederlage der Kreuzfahrer gegen die Osmanen bei Varna.

1446 - Bündnis zwischen Mailand, Florenz, Bologna und Cremona gegen Venedig. - Venedig unterzeichnet einen Vertrag mit Mehmed (II.), während sein Vater Murad II. abwesend ist (von diesem Vertrag ist das griechischsprachige Original im venezianischen Staatsarchiv erhalten; bis dahin nur lateinische Übersetzungen von Verträgen mit den Osmanen.)

1448 - Venedig weist 28 Klöster auf.

Seguace di jan van eyck, ritratto di marco barbarigo, 1449-50 ca.
Porträt des Marco Barbarigo vermutlich zur Zeit seines Aufenthaltes in London angefertigt, Öl auf Eichenholz, 24,2 × 16 cm, etwa 1449 bis 1450, Nationalgalerie London

1450, 5. Dezember - Almorò Donà, Mitglied des Rates der Zehn, wird ermordet aufgefunden. Verdächtigt wird Jacopo Foscari, der einzige noch lebende Sohn des Dogen. Jacopo wird nach Kreta verbannt, dort konspiriert er mit Mehmed II. und Francesco Sforza. Der Rat der Zehn lässt ihn ins Gefängnis werfen. Francesco Foscari akzeptiert die Härte des Gesetzes und schützt seinen Sohn nicht.

1450-1454 - Francesco Sforza wird Herzog von Mailand. Im Streit um Cremona entbrennt ein neuer Krieg, der am 19. April 1454 mit dem Frieden von Lodi endet. Die Städte Lodi, Piacenza, Crema, Caravaggio kommen an Venedig.

1451 - Großes Erdebeben. Aufhebung des Patriarchats von Grado, Lorenzo Giustiniani, wird erster Patriarch der Republik Venedig. - Friedensvertrag mit den Osmanen.

1453, 20. Mai - Konstantinopel wird von den Truppen Mehmeds II. erobert. Die dortigen Venezianer werden inhaftiert, das Quartier z. T. zerstört.

1453, 17. Juli - Bartolomeo Marcello wird nach Konstantinopel entsandt, um mit Mehmeds II. zu verhandeln. Er verbleibt dort als bailò.

1454, 18. April - Friedensschluss mit den Osmanen. Friede von Lodi.

1457, 12. Januar - Jacopo Foscari stirbt im Kerker.

1457, 23. Oktober - Francesco Foscari wird vom Rat der Zehn abgesetzt. Foscari zieht sich in sein Haus zurück, wo er am 1. November stirbt. Er wird überaus feierlich in der Frari-Kirche beigesetzt, bereits in Gegenwart des als Senator gekleideten Nachfolgers.

1457 - Verbot der Rohseideneinfuhr aus der Terra Ferma, es sei denn via Venedig.

1457-1462 - 66. Doge Pasquale Malipiero. Seine Wahl erfolgt am 30. Oktober, in seinem 65. Lebensjahr. Er wird wohl gewählt, weil er sich besonders vehement gegen seinen Vorgänger eingesetzt hat. Er hält sich aus den Kriegen heraus und gilt daher als Dux pacificus. Geschickt bindet er Bartolomeo Colleoni an sich, damit er nicht von anderen Kriegsherren in Dienst genommen werden kann.

1462-1471 - 67. Doge Cristoforo Moro. Er war zuvor Savio, Zensor, im Rat der Zehn, Prokurator, Capitano von Brescia während der Belagerung durch die Visconti, Gesandter am Heiligen Stuhl. Zur Zeit seiner Wahl - mit 30 Stimmen - ist er bereits 72.

1463-1479 - 2. Türkenkrieg beginnt nach zehnjährigem Frieden mit der Eroberung von Argos.

1463 - Umfassender Kataster erfasst das gesamte Vermögen der Anleihepflichtigen.

1464 - Da zum vereinbarten Kreuzzugsbeginn in Ancona nur 12 venezianische und 8 päpstliche Galeeren erscheinen, wird das Unternehmen abgeblasen. Hingegen mobilisieren die Osmanen 60.000 Mann und 300 Schiffe. Venedig sendet Truppen an den Isthmus von Korinth.

1469 - Türkische Truppen in Istrien.

1470, 12. Juli - Türkische Truppen erobern Negroponte. Der venezianische Bailò Paolo Erizzo wird zersägt. Nicolò da Canal führt eine Flotte gegen die Türken, doch die Operationen enden in einem Fiasko. Der Flottenführer wird nach Portogruaro verbannt. Erfolgreicher ist sein Nachfolger Pietro Mocenigo, er erobert Izmir.

1471, 9. November - Cristoforo Moro stirbt und hinterlässt erbenlos seinen gesamten Besitz kirchlichen Instituten. Er selbst wird im Franziskanerhabit in San Giobbe beigesetzt.

1471-1473 - 68. Doge Niccolò Tron, 72. Er wird mit dem Mindestquorum am 25. November gewählt. Er versucht zunächst, die Finanzlage wieder in den Griff zu bekommen.

1472 - Der Rat der Zehn zieht die Münzaufsicht an sich und beendet die ruinöse Münzpolitik auf der Terra Ferma. Das Arsenal wird ausgebaut.

1472-1474 - Osmanische Raubzüge verunsichern die Bevölkerung.

1473 - Zypern kommt an Venedig. Tron stirbt am 28. Juli.

1473-1474 - 69. Doge Nicolo Marcello. Der am 13. August gewählte 74-Jährige war Rektor in Brescia und Verona, außerdem Haupt (Capo) des Rats der Zehn. Er lässt eine Halblira prägen, die Marcello genannt wird.

1474 - Scutari wird unter Antonio Loredan so lange gegen die 80.000 Männer Suleiman Paschas verteidigt, bis die Flotte unter Pietro Mocenigo auftaucht. Der Doge stirbt am 1. Dezember und wird in Santa Marina beigesetzt. Sein Leichnam wird 1818 nach SS. Giovanni e Paolo transferiert. - Der Kurs der Anleihescheine stürzt auf 13 % ab.

1474-1476 - 70. Doge Pietro Mocenigo. Er wird am 14. Dezember im Alter von 69 Jahren gewählt. Er hatte die Angriffe auf Antalya und Izmir geleitet, und Scutari entsetzt. Die silberne Lira erhält den Namen Mocenigo und wird zusammen mit dem Marcello geprägt.

1476 - Bevor Mocenigo an der Malaria verstirbt, die er sich bei Scutari zugezogen hat, versucht er, den Türkenkrieg zu beenden. Doch stirbt er bereits am 23. Februar 1476. Beerdigt wird er in SS. Giovanni e Paolo.

1477 - Schaffung des Magistrato dei Dieci Savi alle decime.

1476-1478 - 71. Doge Andrea Vendramin. Der 83-Jährige wird mit dem Minimalquorum gewählt. Er entstammt einer neuen Familie und war ausschließlich im Handel tätig. Dabei soll er ein Vermögen von 160.000 Dukaten angehäuft haben. Während seines Dogats erobern die Osmanen neben dem genuesischen Kaffa auch Tana und Soldaia. Der Doge stirbt bereits am 6. Mai 1478 und wird in der Servi-Kirche beigesetzt. Auch er liegt seit 1815 in SS. Giovanni e Paolo.

1477-1478 - Osmanische Raubzüge verunsichern die Bevölkerung.

1478-1485 - 72. Doge Giovanni Mocenigo, geb. 1409, als Bruder des Dogen Pietro Mocenigo. Er wird am 18. Mai 1478 unter schwierigen Bedingungen gewählt. Währenddessen beschießen türkische Truppen Kruja, Scutari wird wieder belagert.

1479, 26. Januar - Friedensschluss mit Osmanen. Scutari muss abgetreten werden, dazu Argos, Lemnos und 10.000 Dukaten Tribut für den freien Handel im Osmanenreich.

Marco Barbarigo
Der Doge Marco Barbarigo, genannt der Reiche, Porträt von Domenico Tintoretto
Portrait of Doge Cristoforo Moro (1390-1471)
Der Doge Cristoforo Moro, Porträt aus dem Umkreis von Gentile Bellini mit den Wappen Moros, 63,5 x 40,7 cm, 15. Jahrhundert, Privatbesitz

Virgil 1501 Aldus Manutius (Italika)
Vergil, Eclogae, I, 3 in der bei Manutius 1501 erschienenen Ausgabe (der lateinische Text mit deutscher Übersetzung findet sich hier)

1480 - Die Camera Imprestitorum ist mit der Rückzahlung der Anleihen um 21 Jahre in Verzug.

1482 - Monte Nuovo. Krieg um Ferrara. - Erneuter Friedensschluss mit Osmanen als Bayezid II. Sultan wird.

1483 - Niederlagen der Neapolitaner und Ferraresen bei Campo Morto in den Pontinischen Sümpfen, dann bei Argenda am Ufer des Reno, doch der Papst wechselt die Front. Am 14. September 1483 bricht im Dogenpalast ein Feuer aus, dessen Schäden erst 1492 beseitigt sind.

1484 - Im Frieden von Bagnolo am 7. August fällt das Polesine wieder an Venedig. Größte Ausdehnung der Besitzungen in Oberitalien.

1485, 14. September - Giovanni Mocenigo stirbt an der Pest und wird eilig in SS. Giovanni e Paolo beigesetzt.

1485 - Venedig zahlt jährlich 500 Dukaten für den Besitz der Insel Zakynthos, ein Tribut, der bis 1573 auf 1500 Dukaten ansteigt. Dieser Betrag wird jährlich bis 1699 entrichtet und durch tezkere quittiert.

1485-1486 - 73. Doge Marco Barbarigo. Mit 72 Jahren gewählt, wird er als erster auf der Scala d'Oro (später dei Giganti genannt) mit den Dogeninsignien ausgestattet. Er stirbt bereits am 14. August 1486 und wird in der Chiesa della Carità beigesetzt, heute Sitz der Accademia delle Belle Arti.

1486-1501 - 74. Doge Agostino Barbarigo. Letztmalig erfolgt damit die Wahl eines jüngeren Bruders des verstorbenen Dogen. Mit 66 Jahren wird Agostino am 30. August 1486 gewählt. Er hat vorher die Truppen bei Ferrara geführt, war Governatore von Padua, Verona und Capodistria, dann Prokurator von San Marco.

1489 - Einzug Caterina Cornaros, Königin von Zypern (1. Juni). Die Insel wird venezianisch.

1492 - Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet ein Genuese, Cristoforo Colon (Christoph Kolumbus), die Neue Welt entdeckt. Doch ähnlich einflussreich war die Reise des Portugiesen Vasco da Gama nach Indien.

1494 - Der Feldzug Karls VIII. eröffnet eine Reihe von Kriegen in Italien. - Aldus Manutius beginnt um 1494 mit dem Buchdruck in Venedig, insbesondere dem der klassischen griechischen und lateinischen Werke. Als eines der ersten Werke erscheinen diejenigen des Aristoteles. Weitere Werke, wie die von Dante, Petrarca oder Bembo folgen.

1495, 6. Juli - Schlacht von Fornovo, Karl VIII., Beatrice d’Este, Ludovico Sforza von Mailand. Ludwig XII. erobert Cremona.

1496 - Hungerkrise in Italien. Venedig ist gut versorgt.

1497 - Weitere Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet ein aus Venedig vertriebener Seefahrer, Giovanni Caboto, Nordamerika entdeckt.

1499, 15. April- Friedensvertrag zwischen König Ludwig XII. von Frankreich und Agostino Barbarigo, dem Dogen von Venedig.

1499-1503 - 3. Krieg mit den Osmanen, Raubzüge im Jahr 1499 beunruhigen die venezianische Bevölkerung.

Schlacht von Zonchio, auch 1. Schlacht von Lepanto genannt

1500 - Die Flotte unter Antonio Grimani, erobert trotz Niederlagen Sapienza, Zonchio, Koron und Modon, doch müssen sie wieder abgetreten werden.

1501, 20. September - Tod des Dogen Agostino Barbarigo. Er wird bei seinem Bruder beigesetzt. Nach seinem Tod setzt der Rat der Zehn eine Kommission ein, die zwei Jahre lang seine Vergehen untersucht. Dabei kommen Schmuggel, Nepotismus und schädliche Absprachen mit den Signori von Rimini und Mantua zu Tage. Diese Vergehen stellen die Handhabe dar, mit der die Macht des Dogen weiter eingeschränkt werden soll.

1501-1521 - 75. Doge Leonardo Loredan. Am 2. Oktober wird der 75-Jährige aus dem Hause Loredan zum Dogen gewählt. Loredan hat wenige Ämter ausgeübt und ist erst in den letzten Jahren zum Prokurator aufgestiegen.

1502 - Vertrag Venedigs mit den Osmanen. Er liegt heute im dortigen Staatsarchiv in zwei Sprachausfertigungen vor, nämlich Venezianisch und Osmanisch (ahidname vom Dezember 1502). In Istanbul wurden imperiale Dokumente nur noch in Türkisch als gültig anerkannt.

1503 - Der Vertrag Venedigs mit den Osmanen von 1502 wird beschworen und erhält Gültigkeit.

1505 - Wiederaufbau des Handelshauses der Deutschen nach einem schweren Brand. 1508 von Giorgione und Tizian ausgeschmückt.

1505 - Venedig weist 41 Klöster auf.

1506, 31. August - Gesetzliche Regelung des Eintrags ins Goldene Buch.

1508-1517 - Liga von Cambrai.

1509, 27. April - Papst Julius II. exkommuniziert Venedig. Am 17. April hat Frankreich Venedig den Krieg erklärt. Am 22. Mai zieht Ludwig XII. in Brescia ein.

1509, 14. Mai - Schlacht von Agnadello. Niederlage der Venezianer. Spanier erobern Apulien. Am 2. Juli erheben sich in Padua die pro-venezianischen Kräfte, werden jedoch niedergeschlagen. Am 17. Juli ziehen Venezianer wieder in Padua ein. Die Stadt wird bis zum 5. Oktober belagert. Frankreich wendet sich gegen seine Verbündeten. Einige venezianische Adlige erörtern die Frage, ob sie Sultan Bayezid um Unterstützung bitten sollen. Etwa 100 osmanische Untertanen kämpfen auf venezianischer Seite als Söldner.

1510, 24. Februar - Papst Julius II. widerruft die Exkommunikation Venedigs. 20. Juli Ausbruch der Pest in Padua.

1511, 10. September - Bernardino Fortebraccio wird neuer Condottiere Venedigs, ihm folgt am 18. Oktober Gian Paolo Baglioni. Am 5. Oktober verbünden sich Papst, Spanien und Venedig. 26. März: Erdbeben.

1512 - Trotz eines Sieges bei Ravenna über päpstliche und spanische Truppen verlassen die Franzosen Italien.

1513, 23. März - Neue Allianz im Vertrag von Blois mit Ludwig XII. gegen Maximilian I. Deutsche Truppen vor Mestre. Die Franzosen befreien den venezianischen Condottiere Bartolomeo D'Alviano, der seit Agnadello gefangen war. Der Goldene Engel wird feierlich auf der Dogana da Mar angebracht. Kaiser Maximilian lässt Padua abermals belagern, doch scheitert er auch diesmal an den Verteidigungsanlagen, wie 1510. Am 30. September bombardieren Spanier und Kaiserliche Mestre.

1514 - Großfeuer auf Rialto.

1514 - Osmanensultan Selim I. bietet Venedig Unterstützung an, doch lehnt Venedig angesichts der günstigeren Situation ab.

1515, 13./14. September - Schlacht bei Marignano (heue Melegnano bei Mailand). Franz I. von Frankreich und die Venezianer besiegen die Schweizer.

1516 - Einrichtung des Ghettos. Tod Giovanni Bellinis.

1517 - Verona venezianisch.

1517 - Nachdem Selim I. Ägypten erobert hat, müssen die Venezianer, die bereits an die Mamluken Tribut in Form von Seide entrichteten, nun 8000 Dukaten pro Jahr an den osmanischen Sultan für den Besitz der Insel zahlen.

1519-1556 - Karl V. König des Römisch-deutschen Reiches.

1520-1566 - Süleyman I., Sultan der Osmanen. Die Serenissima geht nicht gegen die ersten Lutheraner in der Stadt vor.

1521, 21. Juni - Tod des Dogen Leonardo Loredan (durch Wundbrand an einem Bein), beigesetzt in SS. Giovanni e Paolo. Sein Palast zwischen der Ca' Rezzonico und der Accademia steht noch heute am Canal Grande.

1521, 17. September - Ernennung der drei Provveditori sopra i Monasteri, die die Nonnenklöster der Stadt beaufsichtigen sollen: „Die Nonnen riefen den Papst an, und läuteten den ganzen Tag die Glocken, als dieser am 27. Juni 1519 die zwangsweise Einquartierung der Observantinnen gegen den Willen der anderen Nonnen untersagte.“. Ab 1528 wird die Institution zur Dauereinrichtung und besteht bis 1797.

1521 - Vertrag mit den Osmanen.

1524 - Zusammenbruch der Rialtobrücke.

1525 - Karl V. nimmt Franz I. von Frankreich gefangen.

1526 - Liga von Cognac zwischen Venedig, Florenz und dem Papst gegen das Reich.

1527 - Sacco di Roma.

1529 - Vertrag von Bologna beendet Krieg zwischen dem Reich und seinen italienischen Gegnern. Jacopo Sansovino übernimmt die Aufgabe des Ausbaus der Prokuratien.

1529 - Ein fethname des osmanischen Sultans Süleyman I. ist das letzte osmanische Dokument in griechischer Sprache, das Venedig aus Istanbul erreicht.

1535 - Mailand spanisch.

1536 - Gründung der Bibliothek von San Marco (Biblioteca Marciana).

1537 - Sansovino übernimmt den Bau der Biblioteca Marciana.

1537-1540 - 4. Türkenkrieg. Ihn befürwortet vor allem Hayreddin Barbarossa.

1538 - Niederlage in der Seeschlacht von Prevesa.

1539 - Drei Inquisitori di Stato; der erste, genannt der Rote, wird unter den Dogenräten ausgewählt und trägt scharlachrote Kleider, die anderen gehören dem Rat der Zehn an und werden die Schwarzen genannt. Die Drei entziehen dem Rat der Zehn Kompetenzen im Bereich der Spionage und der Überwachung.

1540 - Osmanisches Importverbot für Seide. Umleitung von Brenta und Bacchiglione. - Vertrag mit den Osmanen, der bis 1570 gültig bleibt.

1541 - Einrichtung eines weiteren Ghettos, des Gheto vechio.

1545 - Konzil von Trient. Venedig greift erstmals auf Galeerenhäftlinge zur Ausstattung seiner Schiffe zurück.

1556 - Einsetzung der Provveditori ai Beni Incolti, die sich verstärkt um die Melioration des Landbesitzes auf der Terra Ferma kümmern.

1559 - Frieden von Cateau-Cambrésis.

1567 - Vertrag mit den Osmanen.

Venezia, piatto con guerriero, 1570-80 ca.
Teller mit Darstellung eines Kriegers, um 1570-80; Museo Nazionale d'Arte Medievale e Moderna,

1570 - Ende der 30jährigen Friedenszeit mit den Osmanen. Selim II. lässt sich eine Fatwa ausstellen, um Zypern zu erobern. Diese stammt vom Mufti der Hauptstadt Mehmed Ebussuud Efendi (1490-1574, 1545 Großmufti und Scheichülislam), der gleichzeitig die oberste religionsrechtliche Autorität des Staates darstellt. Er hält das Töten von innerislamischen Abweichlern für wichtiger, als das Töten von Nichtmusliimen. Dabei richtet er sich vor allem gegen Aleviten, Schiiten und Jesiden.

1570 - Nur noch Feuer, eine Epidemie oder die Lepra gelten als anerkannte Gründe für Nonnen, das Kloster zu verlassen - die Gebäude werden zunehmend mit Mauern umgeben, Fenster und Türen vergittert.

1571 - Verlust Zyperns.

1571, 7. Oktober - Seeschlacht von Lepanto.

1573 - Venedig verzichtet endgültig auf Zypern, Vertrag mit Selim II.

1575 - Henri III. besucht Venedig.

1575 - Vertrag mit den Osmanen unter Murad III.

1576-1577 - Schwere Pestepidemie, an der auch Tizian stirbt. Nach ihrem Ende wird als Dank für die Erlösung die Kirche Il Redentore (der Erlöser) auf der Giudecca gebaut. Baumeister ist Andrea Palladio.

1577, 20. Dezember - Zerstörung des Großen Saals und des Scrutinio im Dogenpalast durch einen Brand. Antonio da Ponte soll den Wiederaufbau leiten.

1581 - Venedig baut Split zum Freihafen aus.

1581 - Venedig weist 134.871 Einwohner auf, folgt man der Descrition de tutte le aneme che sono in la Cita fata l’ano 1581 (Biblioteca del Museo Correr, MS. P. D. 230 b-II). Von diesen lebten 28.743 in Castello, 31.873 in Cannaregio, 21.745 in San Marco, auf der rechten Kanalseite waren dies 27.707 in Dorsoduro, 14.806 in S. Croce und 9.957 in S. Polo.

1582 - Reform des Rats der Zehn.

1587 - Gründung des Banco della Piazza.

1591 - Antonio da Ponte leitet die Aufbauarbeiten der Rialtobrücke.

1592 - Sperrung der Durchfahrt durch den Bosporus. Damit endet der Schwarzmeerhandel der italienischen Städte, der Aufstieg der armenischen, jüdischen und orthodoxen Händler wird beschleunigt.

1592/93 - Ausbau des Passo di San Marco vom Valle Brembana der heutigen Provinz Bergamo über Albaredo nach Morbegno im Veltlin. Leitender Ingenieur des Weges über den 1992 m hohen Pass ist Alvise Priuli, venezianischer Senator und Podestà in Bergamo. Daher wird die Straße Via Priulana genannt. Sie erlaubt es, Mailänder Gebiet zu umgehen.

1595 - Vertrag mit den Osmanen unter Mehmed III.

um 1600 - Venedig weist etwa 50 Klöster auf, von denen sich 31 in der Lagune befinden.

1600-1612 - Auseinandersetzungen zwischen Papst und Venedig (Krieg der Schreibfedern).

1604 - Vertrag mit den Osmanen unter Ahmed I.

1604 - Päpstliches Interdikt wegen der Beschränkung kirchlichen Eigentums durch Venedig.

1607 - Tod Paolo Sarpis.

1609 - Umfangreiche Arbeiten am Lagunensystem setzen ein.

1618 - Niederschlagung einer Verschwörung des spanischen Botschafters, Marchese di Bedmar, der das Interregnum nach dem Tod des Dogen Nicolò Donà zu nutzen versuchte.

1613-1617 - Uskokenkrieg um Gradisca.

1619 - Vertrag mit den Osmanen unter Osman II.

um 1620 - Rückgang des Pfefferhandels setzt ein.

Luca Carlevarijs Piazzetta San Marco
Die Piazzetta mit dem Dogenpalast, Luca Carlevarijs (1663-1729/1730), Öl auf Leinwand, 93 x 131 cm

1622, 22. April - Senator Antonio Foscarini wird wegen Spionage für Spanien zu Unrecht zum Tode verurteilt und auf der Piazzetta hingerichtet. Er wird am 16. Januar 1623 rehabilitiert. 5. Mai: 15-minütiges Erdbeben.

1623 - Allianz mit Frankreich und Savoyen gegen Spanien.

1625 - Vertrag mit den Osmanen unter Murad IV.; osmanische Untertanen dürfen als Söldner in der venezianischen Armee mitkämpfen.

1628 - Um die Nachfolge in Mantua entbrennt ein Krieg zwischen Venedig und Frankreich gegen die Habsburger und Savoyen. Das venezianische Heer unterliegt, Mantua wird geplündert.

1629 - Hungerjahr.

1630-1632 - Der Krieg bringt die Pest, die innerhalb von 16 Monaten rund 50.000 Venezianer tötet. Santa Maria della Salute wird nach Plänen von Baldassare Longhena zum Dank für das Ende der Pest errichtet.

1638 - Eine tunesisch-algerische Korsarenflotte dringt in die Adria ein.

1641 - Vertrag mit den Osmanen unter Ibraihim I.

1642 - Venedig zählt etwa 120.000 Einwohner

1645-1669 - Krieg um Candia. Die venezianische Flotte blockiert die Dardanellen.

1670 - Vertrag mit den Osmanen unter Mehmed IV.

1665-1682 - Verkauf staatlichen Landes zur Kriegsfinanzierung, sowie von Adelstiteln.

ab 1676 - Verkauf von Kirchengut beginnt.

1667 - Das erste Linienschiff verkehrt.

1669, 6. September - Candia osmanisch.

1683, Osmanen unterliegen vor Wien.

1684-1699 - Erneuter Krieg mit Osmanen. Zeitweilige Rückeroberung der Morea

1685 - Landung auf der Morea.

1686 - Argos und Nafplio venezianisch.

1688 - Die Eroberung Negropontes scheitert. 17. April: Erdbeben.

1693-95 - Erster Goldrausch (in Brasilien)

1695, 1697, 1698 - Siege der Flotte gegen die Osmanen und Vorstoß bis in die Dardanellen.

1698 - Peter der Große zu Besuch in Venedig.

1699 - Friede von Karlowitz.

1700-1713 - Spanischer Erbfolgekrieg.

1701 - Vertrag mit den Osmanen unter Mustafa II.

1706 - Vertrag mit den Osmanen unter Ahmed III.

1709 - Besuch des Königs von Dänemark. Die Lagune ist zugefroren.

Francesco tironi quay in venice
Francesco Tironi ? (ca. 1745-97), Blick auf die Fondamenta am Dogenpalast. Tironi gilt als letzter Vedutenmaler der Republik Venedig.

1714-1718 - Letzter Krieg gegen die Osmanen. Endgültiger Verlust der Morea, Friede von Passarowitz.

1717 - Die Habsburger erkennen das venezianische Handelsmonopol in der Adria nicht mehr an.

1718 - Friede von Passarowitz. Venedigs Stato da Mar besteht praktisch nur noch aus Dalmatien.

1720, 29. Dezember - Eröffnung des Caffè Florian; Bernardino Zendrini (1679-1747) wird leitender Wasserbauingenieur.

1722 - Münzreformversuch.

1732 - Anhebung des Markusplatzes um "einen Fuß", weil "schon die gewöhnliche Fluth denselben überschwemmte" (August Daniel von Binzer: Venedig im Jahre 1844, Gustav Heckenast, Leipzig 1845, S. 10, Anm. *). (Google Books)

1733 - Vertrag mit den Osmanen unter Mahmud I. (dieser Vertrag muss erstmals nicht vom Nachfolger erneuert werden, sondern soll für immer gelten.

1744-1782 - Die Murazzi zwischen Pellestrina und Chioggia als größte Verteidigungsanlage entstehen unter Leitung von Bernardino Zendrini.

1766 - Barbareskenpiraten und Jacopo Nani in Tripolis.

1775 - Erleichterung der Eintragung ins Goldene Buch für die Adligen des Festlands.

1778 - Venedigs Flotte vor Tunis.

1779-1780 - zaghafte Reformversuche

1784 - Einführung des Weberschiffchens in Venedig.

1784-1787 - Krieg mit Tunesien. Angelo Emo, der letzte Capitano general da Mar, führt eine Flotte nach Piratenangriffen vor Tunis und belagert die Stadt, bombardiert Sousse, Sfax und La Goulette, doch der politische Erfolg bleibt aus.

1789 - Venedig zählt 139.000 Einwohner.

1795 - Krieg mit Marokko.

1796 - Krieg mit Algier. Napoleon Bonaparte in Italien. Venedig versucht seit Jahren, die Maghrebstaaten in ein System von Handelsverträgen einzubinden.

1796 - Feststellung eines Anstiegs des mittleren Wasserstandes "um reichlich drei Fuß" durch Cicognara: Fabriche più cospicue di Venezia

1796-97 - Ein von Frankreich angebotenes Bündnis lehnt der Senat ab. Er hofft auf Neutralität, zumal die Österreicher nach Italien ziehen. Doch begünstigt er den bewaffneten Aufstand auf der Terra ferma, als Bonaparte in die Steiermark zieht.

1797, 17. April - Die französische Flotte wird von den Kanonen am Lido zurückgeschlagen. Napoleon erklärt daraufhin, der Attila für den Venezianischen Staat zu sein.

1797 - Als Napoleon Venedig den Krieg erklärt, versucht man ihn dadurch zu beschwichtigen, dass der Große Rat die erblichen Rechte der Aristokratie aufhebt, die Souveränität niederlegt und sie dem Verein der Bürger übergibt. Im Frieden von Campo Formio fällt das Gebiet diesseits der Etsch mit Dalmatien und Cattaro (Kotor) an Österreich, das jenseits der Etsch an die Cisalpinische Republik, das spätere Königreich Italien. Am 12. Mai 1797 beschließt der Große Rat die Auflösung der Republik und übergibt Napoleon die Macht. Zu diesem Zeitpunkt gibt es noch 962 Patrizier aus 192 Familien.

1797, Mai-Juni - General Junot erscheint am 14. Mai im Großen Rat. Zwei Tage später endet die Republik. Der 4. Juni wird als Tag der Freiheit gefeiert. Die hölzernen Pforten des Ghettos werden niedergerissen, das 2000 Juden bewohnen. Auf dem Hauptplatz werden am 12. Juli die religiösen und sozialen Unterschiede symbolisch verbrannt und ein Freiheitsbaum gepflanzt.

nach 1797 - Von den 187 Kirchen, die 1797 bestehen, werden 1977 nur noch 101 betrieben, 70 Kirchen werden in dieser Zeit abgerissen. In Venedig selbst werden 45 Kirchen abgerissen, 13 in Burano-Mazzorbo-Torcello, 12 auf Murano. 17 weitere Kirchen überdauern, jedoch in anderer Funktion. San Leonardo wird zum Übungsraum für das Stadtorchester, Santa Maria, Santa Maria Maggiore, San Lorenzo werden Warenhäuser, Santa Croce alla Giudecca ein Gefängnis, Santa Margherita ein Kino. Nur die Scuola Vecchia della Misericordia, die zeitweise ein Basketballplatz und ein Sportstadion war, ist noch immer ungenutzt.

Deathbed patient, represents death of Venetian Republic Wellcome L0034615
Karikatur auf das Ende Venedigs „Abschied und Testament der in den letzten Zügen liegenden Republik Venedig“: Eine auf dem Bett liegende, sterbende Frau mit Dogenmütze repräsentiert Venedig, Frankreich verlässt mit Jakobinermütze und Geldsack mit der Aufschritt „1200000“ den Raum, ein österreichischer Soldat betritt das Zimmer. „Ach armer Dandolo !/ umsonst die Reis hast g'macht / Nun dich und dein Consort / die Welt dafür auslacht.“

1798, Januar - Venedig wird erstmals österreichisch. Im Februar schwören 12 Vertreter des venezianischen Adels dem Kaiser von Österreich Treue.

1798 - Venedig zählt 136.000 Einwohner.

1802 - Tod des 120. und letzten Dogen Lodovico Manin im Alter von 77 Jahren.

1804 - Letzte Hinrichtung in Venedig, Einrichtung von San Michele als einzigem Friedhof der Stadt.

1805, 26. Dezember - Im Frieden von Preßburg nach der Schlacht bei Austerlitz fällt der österreichische Teil Italiens ebenfalls an das Königreich Italien. Venedig wird erneut französisch. Die Kontinentalsperre verhindert ein Wiederaufleben der Hafenstadt Venedig.

1806, Februar - Daniele Renier wird erster Podestà Venedigs (bis Januar 1811).

1807 - Gründung der Akademie der schönen Künste. Während Napoleon die Stadt besucht, werden die Murazzi überprüft, Muranos Gräber neu geordnet, am 3. Dezember wird der Kaiser Zeuge eines Hochwassers. Mit der Via Eugenia entsteht in Castello eine breite Straße über einem Kanal, die heutige Via Garibaldi. Der Große Getreidespeicher wird abgerissen und die Giardini Reali entstehen. Für die Ala napoleonica wird die Kirche San Geminiano abgerissen, dazu ein Teil der Procuratie. San Marco wird Kathedrale anstelle von San Pietro in Castello.

1809 - Nach dem Wiener Frieden werden die Departements Passerino (Hauptstadt Udine) und Istrien (Capo d'Istria) zu den Illyrischen Provinzen Frankreichs geschlagen.

1811, Februar - Bartolomeo Gerolamo Gradenigo wird Podestà Venedigs (bis August 1816).

1812 - Venedig zählt 125.000 Einwohner.

1814 - Friede von Paris. Venedig kommt wieder an Österreich. Wien vereint alle italienischen Provinzen zum Lombardisch-Venezianischen Königreich.

1815 - Johann Gabriel von Chasteler wird zum Stadt- und Festungskommandanten von Venedig bestellt, auf einen Posten, den er bis zu seinem Tod im Jahr 1825 innehat.

HGM Rudolf von Alt Venedig
Markusplatz, Rudolf Ritter von Alt, 1860. Erkennbar ist die Anwesenheit österreichischer Soldaten.

1817, Februar - Marco Molin wird Podestà Venedigs (bis April 1818).

1817 - Typhusepidemie.

1818, Oktober - Francesco Calbo Crotta wird Podestà Venedigs (bis März 1827).

1819, 16. März - Tod eines Elefanten, der in der Kirche S. Antonino mit einer Kanone erschossen wird. Vielfach, auch in Deutschland berichtetes Ereignis: „Hier fand er den 16ten März 1819 den Tod. Garner wollte ihn auf einen Trabaccolo einschiffen, um ihn nach Mailand zu führen. Der Elephant versuchte fünfmal das Schiff zu besteigen, die Brücke wich aber jedesmal unser (sic!) seiner ungeheuren Last, er wurde scheu und kehrte wieder um. Durch die Schläge und Stöße seiner Aufseher gereizt, ergriff er mit dem Rüssel einige Bretter seiner Hütte und schleuderte sie gegen seine Verfolger. Einer dieser Aufseher, Camillo Rosa von Rovigo, versuchte nun den hungrigen Elephanten durch Vorhalten von Futter zu locken, welches er ihm immer wieder entzog. Darüber erzürnt, ergriff dieser den Unglücklichen, warf ihn zu Boden und trat ihn todt. Jetzt wandte er sich zu einer Obstbude und leerte ihre Aepfelkörbe. Als das herbeigeholte Militär einige Musketensalven auf ihn abfeuerte, nahm er die Flucht und gerieth in eine enge Gasse ohne Ausgang (Calle del Forno). Am Ende derselben erbrach er die Thüre eines Hauses, gieng hinein und versuchte, eine hölzerne Treppe hinaufzusteigen, die unter seiner Last zusammenbrach. Er stürzte unter zahlreichen Musketenschüssen, man glaubte ihn todt, aber ha!;! stand er unversehrt wieder auf, brach durch die starke Thüre der Kirche Sant'Antonino und suchte sich in derselben von zusammengetragenen Betstühlen eine Verschanzung anzulegen, bis er endlich durch eine in die Mauer der Kirche gemachte Oefnung mit einer Kanone erlegt wurde. Die Kugel blieb, obschon aus einer Entfernung von wenigen Schritten abgeschossen, in dem ungeheuern Körper stecken, der 4622 Pfund wog.“200 - Von diesem Ereignis hat 1819 knapp das Oppostions-Blatt berichtet: „ In Venedig ist man genöthigt gewesen, den Elephanten, den Garnier aus der Menagerie zu Stuttgart erkauft hatte, durch einen Kanonenschuß noch vollends zu tödten, nachdem er schon mit zwei Beinen im Grabe stand. (Er war, wüthend gemacht, in eine Kirche gerathen und durch seine Schwere in ein Grabmal durchgebrochen)“.201

1820er - Venedig zählt etwa 100.000 Einwohner.

1827, November - Domenico Morosini wird Podestà Venedigs (bis März 1834).

1830 - Venedig erhält einen Freihafen. Die Stadt zählt nur noch 97.000 Einwohner (Gabriel Taussig, S. 59)

1830-1832 - Choleraepidemie

1834, April - Giuseppe Boldù wird Podestà Venedigs (bis 25. Dezember 1837).

1835, Oktober bis 1836 - Choleraepidemie.

1836, 12. Dezember - Brand des Fenice.

1838, Juli - Giovanni Correr wird Podestà Venedigs (bis August 1857).

1838 - Gründung des königlichen Instituts der Wissenschaften und Künste.

1840 - Der Brenta wird wieder in die Lagune umgeleitet (bis 1896).

1845 - Fertigstellung der 3,6 km langen Brücke mit 222 Bogen, die Venedig mit dem Festland verbindet (Ponte della Libertà).

TruppeItalianeVenezia
Einzug Viktor Emanuels II. in Venedig, 7. November 1866

1847-48 - Die Reformbewegungen in Italien finden auch in Venedig Anhänger. Der Advokat Daniele Manin und Tommaseo, ein Dalmatiner mit guten Kontakten zu Klerus und Papst, überreichen Petitionen, in denen auf die Schwächen der Administration aufmerksam gemacht wird. Man antwortet mit der Verhaftung der beiden am 18. Januar 1848 und der Verkündigung des Standrechts. Am 22. März besetzen 3.000 Arsenalotti das Arsenal, verbinden sich mit den Männern, die Manin als Stadtwache bewaffnet hat, und zwingen den Grafen Zichy mit seinen 3.000 Mann zum Abzug nach Triest. Am 23. März wird die Republik San Marco ausgerufen. Sie beschließt den Anschluss an Piemont-Sardinien. Nach dessen Niederlage erheben sich die Venezianer am 11. August erneut, die Regierung dankt ab. Die piemontesischen Truppen ziehen ab und Manin übernimmt die Staatsführung. Er wird im März 1849 zum Präsidenten der Republik ernannt. Nach der Niederlage der Piemontesen bei Novara am 23. März wird Venedig von General Haynau belagert. Die österreichische Armee erobert Udine, Belluno, Vicenza, Padua. Im Gegensatz zu Mailand, wo die Aufständischen nach sieben Wochen aufgeben mussten, hält sich Venedig ein Jahr. Am 2. April erscheint ohne Unterschrift Manins der Aufruf: Venezia resisterà all'Austriaco a tutti i costi - 25.000 Belagerer, 150 Kanonen beschießen Marghera, das kapitulieren muss. Venedig wird ausgehungert, bald grassiert die Cholera und tötet 270 Menschen. Manin und vierzig seiner Gefolgsleute ergeben sich nach fünfmonatiger Belagerung am 23. August General Radetzky. Radetzky zieht am 30. August ein. Manin stirbt am 22. September 1857 in Paris. Zwei Jahre dem Anschluss Venetiens an Italien im Jahr 1866 werden seine Gebeine nach Venedig überführt und an der Nordfassade des Markusdoms beigesetzt.

1848-49 - Choleraepidemie.

1849 - Venedig verliert sein Privileg als Freihafen (bis zum 20. Juli 1851). Luigi Dottesio wird auf dem Campo di Marte hingerichtet, weil er Mazzini unterstützte.

1850er -In Venedig gibt es nur noch ein Viertel der ehemaligen Priesterzahl, nämlich 471.

1851, 20. Juli - Venedig erhält sein Privileg als Freihafen zurück. - 11. März - Uraufführung der Oper Rigoletto von Giuseppe Verdi im Fenice; Dirigent: Gaetano Mares, Bühnenbild: Giuseppe Bertoja, der die ersten dreidimensionalen Bühnenbauten Italiens errichten ließ.

1852 - In Mantua werden Widerstandskämpfer gegen das österreichische Regime hingerichtet, darunter aus Venedig Bernardo Canal, Angelo Scarsellini, Giovanni Zambelli. Sie wollten den Kaiser entführen, auf eine Insel verbringen und gegen die Unabhängigkeit Venedigs austauschen.

1852, Dezember - 109.522 Einwohner, davon 51.880 männlich und 56.760 weiblich bei 882 Fremden.

1854, 1. Mai - Der Belagerungszustand wird aufgehoben.

1855 - Choleraepidemie.

1857, August - Alessandro Marcello wird Podestà Venedigs (bis 21. Juni 1859).

1860, Mai - Pierluigi Bembo wird Podestà Venedigs (bis 1866).

1861 - Letzter österreichischer Podestà Venedigs wird Pierluigi Bembo (bis 1866). 878 Bewohner verlassen Venedig.

1861 - 1.579 Bewohner verlassen Venedig.

1862 - Giobatta Giustinian, der spätere Bürgermeister Venedigs, wird Präsident des zentralen Komitees zur Unterstützung der Auswanderung von Turin und Mailand, das in Wirklichkeit dem Ziel dient, Venetien von den Österreichern zu befreien. Auch er musste Venedig mit seiner Familie verlassen und konnte erst 1866 zurückkehren.

1866 - Choleraepidemie.

Lapide Plebiscito Veneto 1866
Eine Tafel in der Sala dello Scrutinio im Dogenpalast erinnert daran, dass am 27. Oktober 1866 in den Provinzen Mantua und Venetien nur 69 Stimmberechtigte gegen den Anschluss an Italien votierten.

1866 - Venedig wird italienisch, nachdem Österreich-Ungarn gegen Preußen unterlegen ist. Am 3. Oktober einigen sich Italien, Österreich und Frankreich auf die Übergabe Venetiens an Italien. Italien zahlt 35 Millionen Florin an Wien und übernimmt die Schulden Venetiens. Am 6. Oktober wird der Bahnverkehr wieder aufgenommen, am 11. die politischen Gefangenen freigelassen. Am 13. Oktober kommen die ersten 200 italienischen Soldaten nach Venedig, drei Tage später folgen die übrigen für Venedig vorgesehenen Truppen. Vertreter des Königs ist Giuseppe Pasolini. Am 19. Oktober übergibt der österreichische Vertreter Karl Moering im Hotel Europa die Stadt an den Vertreter Frankreichs, dieser reicht sie an den Vertreter Italiens weiter. Die italienische Flotte fährt durch die Porta di Malamocco in die Lagune ein. Am 21. und 22. Oktober bestätigen Plebiszite den Anschluss an Italien. Bei geringer Beteiligung an der namentlichen und für jeden anhand der Farben der Stimmkarten erkennbaren Entscheidung, stimmt die überwältigende Mehrheit mit 674.426 Stimmen für, nur 69 gegen den Anschluss. Am 29. Oktober 1866 übernimmt der zurückgekehrte Giobatta Giustinian das Amt des Podestà von Venedig, wie die Stadtoberhäupter unter österreichischer Führung genannt wurden. Vom 7. bis 14. November besucht König Viktor Emanuel II. die Stadt. Im Dezember nehmen 1.525 der 4.033 Wahlberechtigten an der ersten Wahl in Venedig teil. Erster Bürgermeister wird Giustinian. Er führt eine ausgesprochen konservative Regierung, die sich aus moderat Liberalen und Exponenten des vorangegangenen Regiments zusammensetzt. Man will das Bacino Orseolo auf der Rückseite des Markusplatzes öffnen, die Strada Nova wird gebaut, dazu sollen Hafen und Handwerksläden ausgebaut werden. Nach 1866 lösen in den Augen der Venezianer die Piemonteser die Österreicher ab, setzen aber umso intensiver das Zerstörungswerk am Kulturerbe fort. Das betrifft die Sprache und vor allem die massenhafte Auswanderung. Verschärft wird diese Auswanderung durch hohe Steuern aufs Mahlen, auf Brot. Es kommt zu Unruhen in Vicenza, Cavarzere, Cadore, Legnago, im Polesine usw. Zwischen 1866 und 1890 wandern fast 1,4 Millionen Menschen aus dem Veneto aus.

1867, 26. Februar - Garibaldi wird in Venedig empfangen. Am 22. März wird die aus Paris zurückkehrende Asche Daniele Manins in Venedig entgegengenommen. Die Kommune erwirbt die Ca' Loredan, die erste Vereinigung der Glasbläser wird gegründet; sie nimmt gegen Jahresende den Namen Società a responsabilità limitata dei vetri e mosaic di Venezia e Murano an.

1868 - Nachfolger Giustinians als Bürgermeister wird Giuseppe Giovanelli; der Kommissar Ferdinando Laurin sorgte für diese Wahlen. Gründung der Scuola superiore del Commercio, aus der später die Universität hervorgeht. Am 2. Juni wird die Bibliothek eingeweiht, die Giacinto Namias der Stadt gestiftet hat. Für die wirtschaftliche Entwicklung wird der Ausbau des kleinen Hafens la marittima von Bedeutung, der zwischen dem Canale della Giudecca und dem Canale Scomenzera entsteht.

1870 - Die Zecca wird aufgelöst, das Gebäude wird Sitz der Handelskammer.

1871 - Venedig zählt 164.965 Einwohner, hinzu kommen 26.000 auf den Inseln, die von Murano verwaltet werden, sowie 23.000 in und um Mestre. Gründung des Archivio Veneto

Carlo Naya (Italian - Acquedetto di Venezia (nuova condotta). Cantiere dell' Argine - Google Art Project
Bau der Wasserleitung, fotografiert von Carlo Naya, † 1882

1872 - Bis 1875 wird Antonio Fornoni als erster Nichtadliger Bürgermeister von Venedig. Seine Familie dominiert Favaro Veneto. Er unterstützt die Errichtung einer Wasserversorgung, die 1874 eingeweiht wird, den Ausbau der Friedhofsinsel San Michele und die Errichtung der Eisenbahn, ebenso wie den Ausbau der Handelsschule. Streik der Facchini auf der Giudecca.

1872, Mai - Streik der facchini, der Diener auf der Giudecca.

1872, August - Tito Zanardelli gründet die erste internationalistische Anarchistensektion.

1872, September - Gründung einer sozialistischen Sektion namens Pensiero e Azione.

1873 - Choleraepidemie; auf San Clemente wird eine Verwahranstalt für Geisteskranke im Klostergemäuer errichtet, eine spätere Psychiatrie, deren letzte Patienten 1992 die Insel verlassen.

1874 - Giuseppe Alburno gründet die Wochenzeitschrift La Voce del Popolo (Die Stimme des Volkes).

1874, 23. Februar - Einweihung der neuen Wasserversorgung vom Festland.

1875 - Einweihung der Bronzestatue zur Erinnerung an Daniele Manin am Platz, der heute seinen Namen trägt, dem Campo Manin; sie stammt von Luigi Borro (1826-80). Vom 5. bis 7. April ist der österreichische Kaiser in Venedig.

1876, 23. Februar - Garibaldi erneut in Venedig; ihm wird 1885 eine Statue errichtet.

1877, September - Giobatta Giustinian zum zweiten Mal Bürgermeister.

1879 - Dante Di Serego Alighieri Bürgermeister (bis 1881, erneut 1883-88). Er fördert den Ausbau der Calle larga XXII Marzo, darüber hinaus den Ausbau der Eisenbahnstrecke von Mestre nach Portogruaro. 1880 bis 1883 erfolgt der Bau der Cassa di Risparmio, der Sparkasse, was einen massiven Eingriff darstellte. Das gleiche gilt für die Verbreiterung der Strada Nova bis zum Ponte di S. Moisè. Für ein Schulgebäude, das Gaspare Gozzi entwarf, wird die Kaserne S. Francesco di Paola abgerissen, die in Wirklichkeit ein ehemaliger Konvent war, in dem Soldaten stationiert waren.

1880 - Das Museo Correr auf der Basis der Stiftung von Todaro Correr, zu dieser Zeit noch unweit des Fontego dei Turchi gelegen, wird eingeweiht.

1881 - Venedig hat 129.851 Einwohner, die Gesamtstadt zählt 165.802 Einwohner.

1881, 24. April - Das erste dampfgetriebene Schiff, ein Vaporetto, fährt über den Canal Grande. Dagegen streiken die Gondolieri, ab dem 1. November. 2000 Familien sind von der übermächtigen Konkurrenz betroffen, der Bürgermeister fordert die Gondolieri zur Beendigung ihres Streiks auf. Sie müssen nach wenigen Tagen nachgeben, zumal die Dampfschiffe von Soldaten und Matrosen gesichert werden.

Venice - Statue of Nicolò Tommaseo
Statue für den Lexikographen Niccolò Tommaseo

1882 - Ausbau des Hafens auf dem Lido, wo 1884 eine Polizeistation entsteht.

1882 - Errichtung einer Statue für den Lexikographen Niccolò Tommaseo am Campo Santo Stefano.

1883 - Es fahren erstmals Vaporetti vom Lido nach S. Zaccaria.

1883, 16. Februar - Feierliche Überführung des Leichnams Richard Wagners nach Bayreuth, der bis zu seinem Tod am 13. Februar im Palazzo Vendramin-Calergi wohnte.

1883, 16. Aprill - Dante Di Serego Alighieri wird als Podestà wiedergewählt.

1884 - Mit Bernardino Alvise Barozzi stirbt der letzte Adlige, der noch ins Goldene Buch eingetragen wurde.

1884 - Choleraepidemie.

1886 - Erstmals werden streikende Arbeiter von einem Gericht freigesprochen; sie hatten 1884-85 wegen höherer Löhne gestreikt. Am 14. Dezember legt Bürgermeister Di Serego einen Plan zur Sanierung der Stadt vor. Gegen diese Pläne wendet sich der Historiker Pompeo Molmenti am 1. Februar 1887.

1887, März - Gründung des Gazzettino.

1888 - Lorenzo Tiepolo ist vom 14. November 1888 bis zum 6. April 1890 Bürgermeister. Mit ihm wird erstmals ein Sindaco ohne Intervention des italienischen Staates und ausschließlich vom Consiglio comunale, dem Stadtrat, gewählt. Am 19. November 1889 wird er in seinem Amt bestätigt. Er tritt jedoch zurückt, nachdem er keine liberalere Regierung durchsetzen konnte.

1889 - Die von Crispi gewollte Erweiterung der Wählerbasis führt in Venedig zu einer Regierung der Liberalen Progressisten, die z. T. von den Sozialisten unterstützt werden. Elisabetta Michiel Giustinian, die Frau des ersten Bürgermeisters überlässt nach dem Tod ihres Mannes den Palazzo Giustinian der Stadt, um dort eine Mädchenschule unterzubringen, die Scuola Superiore femminile, die seit 1869 besteht.

Bartolomeo Bezzi – Venezia che dorme
Venezia che dorme (Venedig das schläft), Bartolomeo Bezzi (1851–1923), Öl auf Leinwand, 120 * 75 cm im 1987 gegründeten Museo d'arte moderna e contemporanea di Trento e Rovereto

1890 - Der Anhänger der Progressisten, Dichters und Komödienschreibers Riccardo Selvatico wird Bürgermeister. Ein laizistisches Schulregiment und ein Plan zur Industrialisierung folgen 1891. Auch sollen die Lebensverhältnisse, vor allem die Behausungen, verbessert werden. Es entsteht eine Camera del Lavoro, die die Kräfte der verschiedenen Gewerkschaften bündelt und ihnen eine gemeinsame organisatorische Struktur gibt. 1894 setzt die Regierung unter Francesco Crispi allerdings Ausnahmegesetze gegen die Sozialisten durch, die, ausgehend von Genua, 1892 in Venedig einen Ortsverband gründeten. - Die Stadtregierung stärkt Wohlfahrtsorganisationen, untersagt Gebete in den Schulen, ermöglicht mehr Frauen den Zugang zu Bildung und Ausbildung und versucht für gesündere und preisgünstigere Wohnungen zu sorgen, indem sie 1893 die Commissione per la costruzione di case sane ed economiche gründet. Darüber hinaus entsteht die Idee einer Höheren Schule für Architektur (Scuola superiore di architettura). - Selvatico nimmt Stadtentwicklungskonzepte auf, die die räumliche Trennung städtischer Funktionen verstärken. So gehen auf seine Regierungszeit die Industrialisierung des Festlands (Mestre, Marghera) und die Fixierung der Kernstadt auf touristische Bewirtschaftung zurück.

1891 - Erstmals verbindet eine pferdegetriebene Straßenbahn die Altstadt mit Mestre und erstmals befährt ein Dampfboot das Bacino di San Marco. Auf der Giudecca entsteht der Molini Stucky, ein neungeschossiges Industriegebäude, ein Ziegelbau im Stil der norddeutschen Backsteingotik. Am 16. April erfolgt zusammen mit dem Unternehmen Walter & Co. in Venedig und der von Karl Wedekind gegründeten Carlo Wedekind & Co. die Gründung der später in Esso Italiana umbenannten Società Italo Americana pel Petrolio (SIAP), eine Auslandsvertretung von Standard Oil.

1894 - Die Biennale der Kunst wird gegründet.

1895 - Filippo Grimani ist Bürgermeister bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Seine Regierung baut vor allem auf die individuelle Initiative, fördert den mondänen Touristenort Lido, unterwirft aber auch die Wasserversorgung und den -transport städtischer Regie. Die sozialistische Opposition verliert weitgehend ihren Einfluss, den sie unter Selvatico hatte ausbauen können.

Germany Before the First World War 1890 - 1914 HU68399
Fotografie der deutschen Kaiserin aus dem Jahr 1898, im Hintergrund San Giorgio Maggiore

1896 - Der Brenta, unter den Österreichern 1840 in die Lagune geleitet, fließt wieder Richtung Chioggia.

1901 - Venedig hat 148.471 Einwohner, die Gesamtstadt 189.389. Die Camera di Commercio (Handelskammer) wird in den Palazzo Trevisan Cappello am Rio della Canonica verlegt.

1902, 14. Juli - Zusammenbruch des Glockenturms von San Marco

1903 - In Venedig entsteht mit der Glauco das erste italienische Unterseeboot. - Am 4. August wird der Patriarch von Venedig Giuseppe Melchiorre Sarto zum Papst gewählt und amtiert unter dem Namen Pius X. - Beginn des Wiederaufbaus des im Vorjahr zusammengebrochenen Glockenturms

1904 - Die Vaporetti, die den öffentlichen Verkehr auf den Kanälen abwickeln, sollen auf der Grundlage eines Referendums kommunalisiert werden. 5.027 stimmen dafür, 1.450 dagegen. Ab dem 1. Januar 1905 sind die Motorboote in kommunaler Hand.

1905 - Mit dem Ridotto entsteht das erste dauerhafte Kino in Venedig. Die Stromversorgung erreicht den Lido, die Gasversorgung wird ebenfalls kommunalisiert (tritt 1909 in Kraft).

1906 - Die Ciga Spa wird gegründet. Sie dient dem Bau von Luxushotels und gehört Finanzmagnaten wie Giuseppe Volpi (1877–1947), Vittorio Cini (1885–1977) oder Achille Gaggia (1875–1953).

1907 - Der Magistrato alle Acque di Venezia wird neu gegründet. Die letzte Saline, die von S. Felice bei Burano, wird geschlossen. Die Società Sportiva Calcio Venezia, die den Fußball fördert, entsteht.

1908, Dezember - Fertigstellung der Eisenbahnverbindung.

1910 - 46 % der Häuser sind noch ohne fließendes Wasser.

1911 - Venedig hat 158.224 Einwohner, die Gesamtstadt 208.463.

1912 - Choleraepidemie; am 25. März treffen sich der italienische und der deutsche Monarch in Venedig, erneut im März 1914; 25. April: Einweihung des wieder aufgebauten Glockenturms von San Marco.

1913 - Die Società Italo Americana pel Petrolio verlegt ihren Sitz von Venedig nach Mailand.

1914, 24. Oktober - Österreicher beschießen die Stadt und treffen die Kirche Santa Maria di Nazareth dei Carmelitani Scalzi.

Venedig Bombardierungstafel Tür2
Erinnerungstafel an einer am 9. August 1916 von österreichischen Bomben getroffenen Kirche

1917 - Gründung Portomargheras. - Giuseppe Volpi, Exponent einer Gruppe einflussreicher Elektrounternehmen, betreibt die Gründung einer Industriezone in Marghera. Die Rollenteilung zwischen dem alten und dem neuen Venedig sieht vor, dass das neue Reichtum hervorbringen, während das alte Kulturinitiativen entfalten soll. Bottenigo und Marghera kommen zu Venedig.

1917, 14. August - 21 österreichische Flugzeuge bombardieren Venedig zwei Mal. Im November verlassen zahlreiche Zivilisten die Stadt.

1918, 27. Februar - Österreichische Flugzeuge bombardieren Venedig erneut. Dabei fallen 281 Bomben mit 14,7 t Sprengstoff (Nacht der acht Stunden).

1919, 19. Januar - Luigi Sturzo gründet in Venedig den Partito Popolare Italiano.

1919, 24. März - Die österreichische Flotte wird in Venedig festgesetzt; 25. April: Gabriele D'Annunzio fordert in Venedig einen Einsatz in Fiume (Rijeka). Juli: Generalstreik

1919, Dezember - Bürgermeister Filippo Grimani tritt nach 24 Amtsjahren zurück.

1920 - Bürgermeister wird Davide Giordano, der den Faschisten nahe steht.

1921 - Venedig hat 165.497 Einwohner, die Gesamtstadt 223.373; am 28. September protestieren die venezianischen Faschisten gegen das Abkommen mit den Sozialisten und der Confederazione Generale del Lavoro (CGL).

1922, 17. Mai - Einweihung des Canale Vittorio Emanuele zwischen Marittima und Marghera.

1923 - Bruno Fornaciari wird bis September 1926 Vizepräfekt von Venedig; Eingemeindung von Pellestrina; am 19. November wird die Ausweitung des Hafens von Marghera beschlossen. Auf Murano kommt es zu Unruhen, die sich gegen die Eingemeindung richten.

1924 - Eingemeindung von Murano und Burano; im April attackieren und zerschlagen die Faschisten die Kreise der Azione cattolica von S. Giacomo, S. Ruffina und S. Rusca.

1925 - Beginn der Bauarbeiten am Porto di Lido.

1926 - Die Faschisten, die das Amt des Bürgermeisters durch das des Podestà ersetzen, machen den Historiker Pietro Orsi bis 1929 zum Inhaber dieses Amtes; 1928 wird er zudem Präsident der Biennale. Es entsteht das Gefängnis von Santa Maria Maggiore. Im August wird der Verlag La Nuova Italia gegründet. Der Industriekomplex Mestre-Marghera wird in die Comune di Venezia einbezogen, 1929 wird der Weg für eine Straßenbrücke zwischen Festland und Piazzale Roma freigemacht. Zur Biennale für internationale Kunst, die ständig wächst, kommt 1930 das Festival di Musica Contemporanea, 1932 die Mostra d'Arte Cinematografica und 1934 das Festival del Teatro. Mestre, Chirignago, Favaro, Malcontenta und Zelarino kommen zu Venedig.

1929, 24. Oktober - Ettore Zorzi wird Podestà (bis 15. Juli 1930). Es erfolgt der Beschluss zum Bau der Autobahn zwischen Venedig und Padua.

1930 - Mario Alverà wird Podestà (bis 1938). Am 26. Juni unterzeichnen der Podestà, der Präsident der Provinz Venetien, einige Minister und Mussolini einen Vertrag zum Bau einer Brücke für Straßenbahn, Auto, Radfahrer und Fußgänger zwischen Venedig und dem Festland neben der Eisenbahnbrücke.

1931 - Gesamt-Venedig hat 250.327 Einwohner. Lohnkürzungen führen zu Streiks. Baubeginn der Brücke zum Festland unter Leitung von Vittorio Umberto Fantucci.

1932, 17. Juni - Nachdem ein Sondergericht Angelo Sbardellotto, der ein Attentat auf Mussolini gestand und in Venedig gefangen gehalten wird, sowie Domenico Bovone, der ebenfalls Anarchist war und aus Genua stammte, zum Tode verurteilt hat, werden die beiden Männer in der römischen Forte Bravetta hingerichtet.

1933, 25. April - Einweihung der neuen Brücke zwischen Altstadt und Festland. Im November entsteht in Marghera das villaggio rurale Ca' Emiliani.

1934, 14.-15. Juni - Erstes Treffen zwischen Mussolini und Hitler findet in Venedig statt.

1935 - Erste Mostra Internazionale del Cinema (internationale Kinoausstellung).

1936 - Venedig zählt 264.027 Einwohner in der Gesamtstadt. Die USA, Großbritannien und Russland nehmen nicht an der Biennale teil. - Hochwasser am 16. April: 1,47 m.

1936 - Die Faschisten mit dem Chefredakteur Giorgio Pini kontrollieren den Gazzettino.

1937, 22.-23. April - Mussolini trifft Kurt Schuschnigg in Venedig. Am 21. August werden Grundsätze für den Erhalt des lagunaren und monumentalen Charakters Venedigs verabschiedet.

1938, 5. September - Giovanni Marcello wird Podestà (bis 9. Januar 1941). Am 23. September werden die Rassengesetze verabschiedet, in deren Folge alle Juden aus dem Unterrichtsbereich entlassen werden. Darüber hinaus werden Ehen zwischen Juden und „Ariern“ untersagt. Giuseppe Volpi kontrolliert den Gazzettino.

1939, August - Joseph Goebbels hält sich bei der Eröffnung der Biennale in Venedig auf. Bündnis Italiens und Deutschlands (22. Mai)

1940, 10. Juni - Italien erklärt Frankreich und Großbritannien den Krieg.

1941, 11. Dezember - Italien und Deutschland erklären den USA den Krieg; Giobatta Dall'Armi wird Podestà (bis September 1943).

1943, 25. Juli - Sturz Mussolinis, Alessandro Passi in Venedig nur kurzzeitig im Amt, auf ihn folgt Giovanni Barbini. Diego Valeri wird Herausgeber des Gazzettino, muss aber am 8. September fliehen.

1943, 2. August - In Venedig tagen das italienische und das deutsche Militärkommando gemeinsam. Der federale Eugenio Montesi und der faschistische Podestà Alessandro Passi befreien Juden und Antifaschisten aus dem Gefängnis. Auf einer gemeinsamen Konferenz erfolgt der Beschluss, eine einzige nationale Front zu bilden, um Italien wiederaufzubauen.

1943, 8. September 1943 - Die Regierung Badoglio flieht, da der ausgehandelte Waffenstillstand bekannt wird, bevor die Alliierten Rom erreichen; deutsche Truppen besetzen Nord- und Mittelitalien. Wehrmachtsbefehl zur Gefangennahme aller italienischen Einheiten.

1943, 23. September - Rückkehr Mussolinis, Ausrufung der Repubblica Sociale Italiana am 1. Dezember (Republik von Salò). Teile Venetiens werden formal zunächst nur deutscher Verwaltung unterstellt. Die für Politik und Kriegführung wesentlichen Entscheidungen treffen jedoch der Oberbefehlshaber Süd Albert Kesselring, der für den Polizeiapparat zuständige SS-Obergruppenführer Karl Wolff und der „bevollmächtigte“ Botschafter Rudolf Rahn.

1943, September bis Dezember - Giobatta Dall'Armi tritt im September vom Amt des Podestà zurück. Am 16. September begeht Giuseppe Jona, das Haupt der jüdischen Gemeinde, Selbstmord. Am 30. November ergeht der Befehl zur Deportation der jüdischen Gemeinde und der Einziehung ihres Vermögens. Am 2. Dezember erhält sie Nachricht davon. In der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember werden 150 Juden von Nazis verhaftet und in die Gefängnisse von Santa Maria und auf der Giudecca verbracht. Am 31. Dezember finden Razzien im Ghetto statt. - Vom 15. November 1943 bis zum 5. Februar 1944 erscheint in Venedig das faschistische Blatt Fronte unico. Vom 2. März bis 18. April 1944 folgt ihm das Blatt Patria.

1944-1945 - Die ökonomische Elite hat dem faschistischen Regime längst den Rücken gekehrt und unterstützt die Resistenza. Die Guardia Nazionale Repubblicana, eine Militärpolizei der italienischen Sozialrepublik, ermordet in der Nacht vom 7. auf den 8. Juli 1944 sechs Menschen in Venedig, am 29. Juli folgen weitere dreizehn als Rache für den drei Tage zuvor verübten Bombenanschlag auf die Ca' Giustinian. Am 2. August werden sieben politische Gefangene in Santa Maria Maggiore erschossen. Am 17. August erfolgt eine zweite Razzia der Deutschen im Ghetto. Im Oktober erfolgt eine Durchsuchung in der venezianischen Psychiatrie. Am 1. Dezember beginnt die Internierung der Juden zur Vorbereitung der Deportation. Am 21. März trifft die Stadt ein Luftangriff. Am 20. Mai 1944 erscheint erstmals das faschistische Zweiwochenblatt La Volontà d'Italia - 25. März 1944 - Erschießung von 335 Geiseln in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom. 19.-28. September 1944 - Vormarsch der Wehrmacht und italienischer faschistischer Einheiten in Venetien (Monte Grappa).

1945 - Kriegsende. Venedig hat 298.664 gemeldete Einwohner. Am 28. April wird Venedig, das die Naziherrschaft abgeschüttelt hat, von italienischen Truppen in Besitz genommen. Präfekt der Stadt wird Camillo Matter. Bei Eintreffen der Alliierten in der von Flüchtlingen überfüllten Stadt steht der Wiederaufbau der kriegsgeschädigten Industrien im Vordergrund. Der Widerstandskämpfer Giovanni Ponti wird bis zur ersten Wahl als Bürgermeister eingesetzt. Am 20. Juni erfolgt die Bildung einer aus dem Widerstandskampf hervorgegangenen Regierung unter der Beteiligung von PCI, PSI, DC, der Liberalen Partei, der Aktionspartei und der Demokratie der Arbeit. Im Juli erscheint der Nuovo Gazzettino, am 20. Juli unterstützt ein Streik das Comitato di Liberazione Nazionale.

1946 - Venedig hat 300.923 Einwohner. Eine Linksregierung unter Giobatta Gianquinto führt die Stadt von 1946 bis 1951. Gianquinto, Mitglied des PCI, wird zum ersten Nachkriegsbürgermeister gewählt, Gregorio Notariannni ist Präfekt. Am 2. Juni 1946 entscheidet sich Italien für die Demokratie und gegen die Monarchie. In Venedig stimmen 214.419 Männer und Frauen (sie dürfen damit erstmals wählen) oder 62,18 % für die Republik und 130.441 oder 37,82 % für die Monarchie. In Italien stimmen 12.672.767 für die Republik, 10.688.905 für die Monarchie. Im Juni kommt es in Porto Marghera zu Streiks und Barrikaden. Am 3. Juli 1946 erfolgen Demonstrationen gegen Arbeitslosigkeit. 9. September: Hochwasser: 1,36 m.

1947 - Venedig hat 303.287 Einwohner. Vom 17. Februar bis 6. Mai erfolgt der Prozess gegen Albert Kesselring, den ein britisches Gericht zum Tod verurteilt.

1948 - Venedig hat 311.604 Einwohner. Attilio Gargiulo wird Präfekt von Venedig. In Marghera und anderen Städten finden Streiks wegen des Attentats auf Palmiro Togliatti vom 14. Juli statt, den Generalsekretär des PCI.

1949 - Venedig hat 317.615 Einwohner. Vom 2. bis 6. Juni findet der 3. Kongress der Democrazia cristiana statt.

1950 - Venedig hat 321.562 Einwohner. Am 15. März sterben bei Streik und Demonstrationen in Marghera zwei Teilnehmer.

1951 - Erstmals sinkt die Einwohnerzahl Venedigs, das 316.891 Einwohner hat. Angelo Spanio wird Bürgermeister (bis 1955). Peggy Guggenheim gründet das nach ihr benannte Museum. Vincenzo Peruzzo wird Präfekt. Gründung der Fondazione Giorgio Cini. 12. Dezember Hochwasser: 1,51 m.

1951-1955 - Eine katholisch-konservative Regierung kehrt zunächst unter Giovanni Ponti, der aber aus Gesundheitsgründen abtritt, dann unter Angelo Spanio zurück, die dem Modell Volpis weitgehend treu bleibt. Sie fördert Festivals und Kulturinitiativen, wie die Fondazione Giorgio Cini, fördert eine zweite Industriezone, die von der Chemieindustrie, allen voran Edison und Montecatini dominiert wird. Die mangelhafte Wohnungspolitik zwingt viele Venezianer zur Abwanderung nach Mestre und in die übrigen Festlandsstädte. Auch die Anhäufung von Immobilienbesitz und die Vernachlässigung der Bausubstanz tragen bis heute zur Entvölkerung bei.

1952 - Venedig hat 319.115 Einwohner, Giovanni Ponti wird Präsident der Biennale. 11 Partisanen, die während des Krieges 126 Faschisten bei Oderzo umgebracht haben, müssen vor Gericht.

1953 - Venedig hat 322.581 Einwohner.

Venezia patriarcato
Patriarchat Venedig

1954 - Venedig hat 326.553 Einwohner. Die jüdische Gemeinde gründet das Museo Ebraico di Venezia. Am 15. Januar wird Angelo Giuseppe Roncalli Patriarch von Venedig. Die Tageszeitung der Christdemokraten, Il Popolo del Veneto nimmt ihren Betrieb auf. Bei Demonstrationen gegen die Zwangsschließung der Casa del popolo bei der Cà Matteotti kommt es zu zahlreichen Verletzten, darunter Lucio Luzzatto.

1955 - Venedig hat 329.461 Einwohner. Bürgermeister wird Roberto Tognazzi, wie sein Vorgänger Repräsentant der Christdemokraten. Der neue Bahnhof Venezia Santa Lucia wird eingeweiht.

1956 - Venedig hat 331.975 Einwohner. Vom 29. bis 30. Mai tagen die sechs Außenminister der bedeutendsten europäischen Staaten, die einen gemeinsamen Markt beschließen und die Nutzung der Atomenergie. Am 9. Juli gehen DC und Sozialdemokraten zusammen und werden von den Sozialisten unterstützt.

1957 - Venedig hat 335.719 Einwohner. Vom 6. bis 10. Februar findet der 32. Kongress des PSI statt, der um Unabhängigkeit von den Kommunisten ringt. Am 8. Juli sterben durch extreme Hitze 17 alte Leute in Venedig.

1958 - Venedig hat 339.857 Einwohner, 1959 sind es 344.347. Bürgermeister wird Armando Gavagnin

1959 - Venedig hat 344.347 Einwohner.

1960-1975 - 1960 entsteht eine Mitte-Links-Regierung unter Giovanni Favaretto Fisca von der Democrazia Cristiana. Der Versuch, in Volpe'scher Art und Weise die Stadtentwicklung voranzutreiben, wie etwa durch eine dritte Industriezone, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Altstadtbevölkerung rapide sinkt, während Venedig insgesamt inzwischen 347.002 Einwohner zählt. Das Hochwasser von 1966 befördert diesen Prozess zusätzlich. Ökologische Gruppen werfen den Industriebefürwortern mangelnde Rücksicht auf das Ökosystem Lagune vor und eine Mitschuld an den katastrophalen Konsequenzen.

1960 - Schließung der Kattun-Industrie. Im April streiken die Arbeiter der Montedison in Ferrara und in Porto Marghera. Es kommt zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. 15. Oktober Hochwasser: 1,45 m. Unter dem Bürgermeister Favaretto Fisca regiert eine Minderheitsregierung.

1961 - Venedig hat 347.378 Einwohner. Am 23. Februar 1961 wird der Verlag Marsilio Editori gegründet. Verbot von Bikinis am Strand von Lido.

1962 - Venedig hat 350.357 Einwohner. Am 4. März 1962 wird in Venedig die extreme Rechtspartei Partito Nazionale Europeo gegründet.

1963-64 - Venedig hat 355.661 Einwohner, 1964 sind es 360.241. Marghera soll weiter vergrößert werden. Bei den Wahlen von 1964 erhält der PSI 13,8 %, die DC 32,7 und der PCI 24,4 % der Stimmen.

1965-67 - Venedig hat 363.719 Einwohner, 1966 sind es 365.748, 1967 bereits 366.814. 1965 wird Giovanni Favaretto Fisca erneut zum Bürgermeister gewählt. Am 4. November 1966 ereignet sich das bisher höchste Hochwasser mit 1,94 m. Vom 19. April bis 20. Juli 1967 wehren sich die Studenten gegen Einschreibegebühren und besetzen bis zur polizeilichen Räumung zwei Monate lang das Hauptgebäude der Architekturfakultät.

1968-70 - Venedig hat 367.832 Einwohner, 1969 sind es 367.631, 1970 noch 367.528. Vom 8. bis 9. Juni findet eine Versammlung der Studentenbewegung statt, vom 2. bis 6. September eine nationale Studentenversammlung in der Ca' Foscari; am 21. Juni beginnt der Streik der Arbeiter in der Petrochemie von Porto Marghera. Zwei Hochwasser werden im Jahr 1968 mit 1,44 m (3. November) und 1,32 m (12. Dezember) gemessen, am 26. November 1969 werden 1,38 m gemessen. Giorgio Longo wird Bürgermeister bis 1975. Damit wird Venedig seit 1960 von einer Mitte-Links-Regierung geführt. Bei den Wahlen vom 7. Juni 1970 erreichen: DC 31,6 %, PCI 27,6 % und PSI 11,7 %.

1970 - Bürgermeister wird Giorgio Longo (bis 1975).

Population of Venice in 19-21 centuries
Bevölkerungsentwicklung von Venedig zwischen 1871 und 2011

1971-1974 - Venedig hat 363.062 Einwohner, 1972 sind es 363.540, 1973 wieder 366.201, 1974 365.431. Die Bevölkerungszahl stagniert. Am 21. Februar 1973 kommt es zu einem vierstündigen Streik gegen das Sondergesetz für Venedig, weil die Umweltschäden der Industrie keine Berücksichtigung finden; am 10. April beginnen dort Arbeitskämpfe. Dennoch wird das Sondergesetz am 16. April 1973 angenommen.

1975-1985 - Mario Rigo führt eine Linksregierung und veranlasst das Konsortium Venezia Nuova, einen Rettungsplan auszuarbeiten. Zugleich soll die Stadt wiederbelebt werden. Dennoch bleiben die Verhältnisse innerhalb der Stadt und die Verbindung zum Festland brüchig. Die Festlandsorte neigen zunehmend zum Separatismus, da sie die Probleme des historischen Zentrums immer weniger als die ihren betrachten. Schließlich kann sich Rigo den regionalen und nationalen Entwicklungen nicht mehr entgegenstemmen und muss Nereo Laroni weichen, dem letzten Bürgermeister der Ersten Republik und Exponenten des Partito Socialista Italiano (1985-87).

1975-1980 - Venedig hat 364.550 Einwohner, 1976 362.494, 1977 nur noch 360.293, 1978 358.266, 1979 355.865 und 1980 352.453. Damit hat die Stadt binnen zehn Jahren rund 5 % ihrer Einwohnerzahl verloren. Am 18. September 1977 verstirbt der Finanzier Vittorio Cini. Am 21. Februar 1978 verüben rechte Terroristen ein Attentat auf den Gazzettino, bei dem ein Mann ums Leben kommt. 1979 erreichen die Hochwasser vom 28. Januar und 17. Februar 1,31 und 1,4 m, am 22. Dezember steigt das Wasser auf 1,66 m. 1980 gewinnt Mario Rigo die Wahlen erneut. Am 29. Januar 1980 ermorden die Brigate Rosse den Leiter von Montedison Sergio Gori in Mestre, dann am 12. Mai den Vicequestore Alfredo Albanesi.

1981-1985 - Venedig hat 346.146 Einwohner, 1982 346.391, 1983 nur noch 342.798, 1984 338.416, 1985 334.932. Damit hat die Stadt binnen fünf Jahren weitere 5 % ihrer Einwohnerzahl verloren. Nereo Laroni (PSI) gewinnt die Bürgermeisterwahlen von 1985.

1985 - Bürgermeister wird Nereo Laroni (bis 1987).

1986-1989 - Am 1. Februar 1986 steigt das Hochwasser auf 1,58 m. Erstmals am 24. Juli 1986 wird den Touristen untersagt auf öffentlichen Plätzen zu nächtigen. Vom 7. bis 10. Juni 1987 findet in Venedig die Versammlung der G-7 statt. Am 21. Dezember 1987 wird Antonio Casellati, Mitglied des PRI mit den Stimmen seiner Partei sowie denen von PSI, PCI und Verdi (Grüne) gewählt. Doch bereits 1988 gewinnt Costante Degan von den Christdemokraten die Wahl. Der Sieger stirbt jedoch bereits am 1. Juli 1988.

1987 - Bürgermeister wird Costante Degan (DC), mit den Stimmen von Pri, Psi, Pci, Verdi (bis 1988).

1988 - Bürgermeister wird Antonio Casellati (PRI) (bis 1988).

1990-1993 - Bürgermeister wird Ugo Bergamo von der Democrazia Cristiana, der Antonio Casellatis Nachfolger Costante Degan nachfolgt. Anna Luisa Furlan wird am 27. April 1990 als Kandidatin von Mitte-Links Präsidentin der Provinz. Am 19. Oktober kann der venezianische Richter Felice Casson nachweisen, dass Gladio vom CIA abhängt.

1991 - Venedig zählt 309.422 Einwohner.

1993-1996 - Massimo Cacciari, dessen Mandat 1997 verlängert wird, wird nach den Wahlen vom 5. Dezember erster Bürgermeister Venedigs innerhalb der Zweiten Republik. Um die Abwanderung aus der Kernstadt zu stoppen, subventioniert die Regierung die Restaurierung der Wohnhäuser, entwickelt Projekte zum Schutz vor Hochwasser, bemüht sich um den Umzug europäischer Institutionen nach Venedig, lässt die Kanäle reinigen. Gleichzeitig werden Geschäfte des täglichen Bedarfs weiterhin von denen touristischen Bedarfs verdrängt. Wie Cacciari es ausdrückte: "Il reddito annuale prodotto dalle attività connesse con il turismo di massa è pari all'intero reddito turistico della Grecia, a tre o quattro volte il bilancio della Fiat. Peccato che queste enormi rendite turistiche, siano reinvestite solo in minima parte a Venezia, per contribuire al risanamento della città". Am 7. Mai 1995 gelingt es der Rechten, ihren Kandidaten Luigino Busatto als Präsidenten der Provinz durchzusetzen; er wird am 27. Juni 1999 wiedergewählt. Am 29. Januar 1996 brennt das Fenice ab.

1997, 1. Mai - Am 200. Jahrestag des Endes der Republik Venedig wird die Republik erneut ausgerufen. Die Polizei geht hart gegen die Besetzer des Glockenturms vor.

2000 - Massimo Cacciari muss eine Niederlage einstecken, als er für die Präsidentschaft der Region Venetien kandidiert. Er unterliegt mit 38,2 % der Stimmen dem Kandidaten des konservativen Bündnisses Polo per le Libertà, Giancarlo Galan, der 54,9 % erreicht. Galan wird 2000 und 2005 wiedergewählt. Bürgermeister wird der ehemalige Rektor der Universität Paolo Costa.

2000-2005 - Cacciaris Nachfolger wird Paolo Costa. Er wird Commissario alla ricostruzione della Fenice. Am 12. November 2002 wird der Corriere del Veneto gegründet. Am 13. Juni 2004 gelingt es Mitte-Links Davide Zoggia als Präsidenten der Provinz durchzusetzen. Am 14. Dezember 2003 erfolgt die Wiedereröffnung des am 29. Juni 1996 abgebrannten Teatro La Fenice, 2003 der Baubeginn des Hochwasserschutzprojekts MOdulo Sperimentale Elettromeccanico (MOSE). 2004 wird der Parco di San Giuliano in Mestre eröffnet. Francesco Gaetano Caltagirone erwirbt die Mehrheit am Gazzettino.

2001 - Venedig zählt 271.073 Einwohner.

2003 - Baubeginn des Hochwasserschutzprojektes Mo.S.E.; im Dezember wird Napoleon von einer autonomistischen Gruppe wegen Kriegsverbrechen schuldig gesprochen.

2005 - Cacciari kündigt seine erneute Kandidatur für das Amt des Bürgermeisters von Venedig an. Dabei wird die Linksgruppierung im Machtkampf zwischen Cacciari und Felice Casson gespalten. Im ersten Wahlgang erhält Casson 37,7 % und Cacciari 23,2 %. Mit rund 200 Stimmen Vorsprung gewinnt Cacciari jedoch die Stichwahl (mit 50,5 %). Er führt eine komplizierte Koalition der Mitte und der Linken, tritt aber 2010 nicht zur Wiederwahl an.

2006 - Venedig hat 268.934 Einwohner, davon 176.621 auf dem Festland, 61.611 im historischen Zentrum und weitere 30.702 innerhalb der Lagune. Seit dem Höhepunkt der Bevölkerungszahl hat die Stadt damit rund 100.000 Einwohner verloren. Dazu trugen vor allem die überhöhten Mieten bei.

2007 - Venedig zählt 268.736 Einwohner.

2008 - Gründung der Fondazione Musei Civici di Venezia.

2009 - Venedig hat 270.523 Einwohner, davon auf dem Festland 179.932, im Centro Storico 60.233, in der Lagune (Estuario) 30.358,. Die Stadt bewirbt sich für die 22. Olympischen Spiele im Jahr 2020. Mitte-Rechts kann erneut seinen Kandidaten, Francesca Zaccariotto, als Präsidenten der Provinz durchsetzen.

2010 - Venedig hat 270.883 Einwohner, die Altstadt weniger als 60.000. Nachfolger von Bürgermeister Massimo Cacciari wird am 8. April Giorgio Orsoni, der sich überraschend gegen den Kandidaten des Ministerpräsidenten Berlusconi Renato Brunetta durchsetzt.

2014 -- Ein Referendum im Internet ergibt eine Mehrheit für eine Unabhängigkeit Venetiens, woraufhin die Regionalregierung ein referendum consultivo sull'indipendenza del Veneto initiiert. Das Verfassungsgericht spricht dem Gesetz jedoch die Verfassungskonformität ab.310

2014 - Bürgermeister Orsoni wird am 4. Juni 2014 verhaftet und bis zum 12. Juni unter Hausarrest gestellt. Ähnlich ergeht es 35 weiteren Politikern und Unternehmern, die in den Bestechungsskandal im Zusammenhang mit den Überflutungsschutzmaßnahmen (MO.S.E-Projekt) unter Verdacht geraten sind. Am 13. Juni tritt Orsoni zurück, am 23. Juni folgen ihm 24 Stadträte. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Bestechlichkeit, Geldwäsche und Amtsmissbrauch vor. Giovanni Mazzacurati, der das Mo.S.E.-Konsortium einst gründete und 30 Jahre lang leitete, tritt unter dem Druck der Ermittler zurück und packt aus - und verschwindet nach Kalifornien.- Seit dem 1. November dürfen Kreuzfahrtschiffe ab 96.000 Bruttoregistertonnen nicht mehr die Lagune passieren, ab 40.000 Tonnen wird die Zahl der Durchfahrten um 20 % vermindert. 2012 zählte man 1700 Kreuzfahrtschiffe.311

2015 - Die Metropolitanstadt Venedig (Città Metropolitana di Venezia) ersetzt die Provinz Venedig, die am 31. Dezember 2015 2.462 km² umfasst und 855.696 Einwohner zählt. Präsident ist immer der Bürgermeister der größten Stadt.

2015 - Neuer Bürgermeister wird Luigi Brugnaro von den Mitte-rechts-Parteien

2015 - Das Verwaltungsgericht von Venetien hebt sowohl den Bann für Schiffe über 96.000 BRT auf der Strecke nahe dem Markusplatz und im Giudecca-Kanal wieder auf als auch die Beschränkung auf fünf Schiffe über 40.000 BRT pro Tag. Die Verbote stammen vom August 2014. An der Punta Sabbioni soll außerhalb der Lagune ein neuer Hafen mit einem 940 m langen Steg entstehen (Projekt Venis Cruise 2.0).

2017, Herbst - Geplante Fertigstellung von Mose; Baukosten: 5,5 Mrlliarden Euro statt der vorgesehenen 2,5 Milliarden. Davon verschwand eine Milliarde in sinistren Kanälen.

2017, 22. Oktober - Referendum über mehr Autonomie in der Lombardei und in Venetien. Bei einer Wahlbeteiligung von 57 % sprechen sich in Venetien 98,1 % für mehr Autonomie aus. Volksabstimmung für Begrenzung des Passagierschiffsverkehrs im Canale della Giudecca

Filmbeiträge

Anmerkungen

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