Die Geschichte Québecs muss hier nicht erneut erzählt werden, sie findet sich hier. Stattdessen stand bei der Vorstellung, was denn ein Québecer sei, vor allem die kulturelle Entwicklung des frankophonen Québec im Vordergrund, und dabei wiederum besonders die Entwicklung der Literatur.
Die wenigen literarischen Werke Neufrankreichs waren in Form und Inhalt europäisch und enthielten nur wenige Hinweise auf die neue Umgebung. Davon wurde nichts in der Kolonie gedruckt, nur wenige konnten lesen und hatten Zugang zu Büchern. So spielte die mündliche Überlieferung beim Erhalt der französischen Sprache eine einzigartige Rolle. Geschichten aus den französischen Regionen waren zunächst dabei bedeutend, aber auch Lieder, Witze und Redensarten; bald kamen lokal entstandene Erzählungen über das Reisen mit dem Kanu, über Pelztierjagd und Fischfang, Landarbeit und Holzfällerei. Dabei waren Figuren wie der Voyageur Jean Cadieux, beliebt, der Protagonist des ältesten frankokanadischen Liedes.
Ähnlich identitätsstiftend empfanden die Franko-Kanadier die für den dortigen Katholizismus typischen Formen des Kirchenbaus, ebenso wie den typischen Bauernhof. Beide gingen auf europäische Vorbilder zurück. Dabei gingen die Farmen auf Vorbilder in der Normandie, in Maine und Anjou zurück, den Gebieten also, aus denen die meisten Franzosen nach Nordamerika gingen, die sich im Tal des Sankt-Lorenz niederließen. Seine Wände waren niedrig, das Dach steil, die Fenster klein. Innerhalb des Hauses gab es nur wenige Räume. Dabei erfolgten durchaus Anpassungen an das nördliche Klima. Der Fußboden wurde erhöht, die Zahl der Kamine und beheizten Schlafräume wurde vermehrt. Die Häuser erhielten Veranden, die Dächer wurden vielfach mit Metall gedeckt. Die Gestaltung von Innenräumen und Mobiliar folgte bis etwa 1820 französischen Vorbildern, integrierte allerdings dabei kanadischen Holzarten. Zwischen 1925 und 1945 wurde dieser Landhausstil wiederbelebt.
Im Rahmen des britischen Empires suchten die Franzosen ihre Identität zunehmend durch eine Versicherung der eigenen Geschichte zu schützen, dazu eine Art Bestimmung und Aufgabe im Heilsplan Gottes. Dabei spielte der Katholizismus, der sich gegen die britischen Protestanten absetzte, eine wichtige Rolle, ebenso wie die Sprache, die sie von den ebenfalls katholischen Iren unterschied. Als Ideal galt zwar der Bauer und das Dorf, doch der Waldläufer (coureur des bois) verschwand nie. An ihnen orientierte sich das nationale Ideal
Michel Bibaud veröffentlichte 1830 erstmals französische Gedichte im eigenen Land. Der Inhalt bezieht sich auf indianische Häuptlinge und den Streit zwischen James Wolfe und Louis-Joseph de Montcalm, den Generälen, die den entscheidenden Kampf zwischen Großbritannien und Frankreich führten. Die historische Novelle wurden 1846/47 von Pierre-Joseph-Olivier Chauveau mit seinem Charles Guérin: roman de moeurs canadiennes ins Leben gerufen.
1846 erschien La terre paternelle von Patrice Lacombe (1807-63), der erste roman de la terre, eine für die französische Literatur für rund ein Jahrhundert kennzeichnende Form. Die historische Novelle und die Novelle des Landes inspirierten viele Autoren, der Mythos des natürlichen und weiten Landes verband sich mit dem Nationalprojekt der frankophonen Eliten. Dazu zählte etwa Joseph-Charles Taché: Forestiers et voyageurs (1863), als Höhepunkt gilt dabei Le survenant (1945) von Germaine Guèvremont. In Reaktion auf Lord Durhams Bericht von 1839, der nach den Rebellionen von 1837 eine stärkere Assimilation der Frankophonen empfahl, stieg die Produktion. Es entstand eine Reihe von Werken zur Identitätsstiftung, zudem entstand 1848 das Institut canadien in Québec. Zur Vergewisserung der eigenen Geschichte verfasste François-Xavier Garneau (1809-66) seine Histoire du Canada (1845–48).
Die starke Zuwanderung des 19. Jahrhunderts und der zunehmende Abstand zum immer stärker industrialisierten anglophonen Kanada brachte die Unterschiede noch stärker ins Bewusstsein. Autoren publizierten vielfach in den USA, wie Honoré Beaugrand, Adélard Lambert, Henri d’Arles, Louis Dantin oder Alice Lemieux-Lévesque. In den 1860er Jahren versuchte die École patriotique de Québec erstmals mit dem Literaturjournal Les soirées canadiennes eine nationale Literatur zu schaffen. Schnell folgte ihr Le foyer canadien. Projekte wie die Sammlung von Legenden (Henri-Raymond Casgrain: Légendes canadiennes) und Liedern (Ernest Gagnon: Chansons populaires du Canada, 1865), förderten die Vorstellung von einer Jahrhunderte überspannenden Kontinuität. Le foyer canadien veröffentliche diejenige Novelle, die die Eroberung als bestimmendes Moment der kollektiven Seele der Frankokanadier hervorhob: Les anciens Canadiens (1863) von Philippe-Joseph Aubert de Gaspé.
Doch nicht nur patriotische Literatur wurde bevorzugt. Die psychologische Novelle Angéline de Montbrun (1881–82) von „Laure Conan“ (Félicité Angers) oder die eher persönlichen Gefühle und Impressionen ausdrückenden Werke der 1895 gegründeten École littéraire de Montréal suchten nach anderen Themen.
Im 20. Jahrhundert wurde der Identitätsdiskurs von Henri Bourassa dominiert, dessen pan-kanadischer Nationalismus zum Teil als Reaktion auf den britischen Imperialismus zu verstehen ist. Seine Ansichten vertrat die Zeitung Le devoir, die er gegründet hatte. Außerhalb von Québec hing das Überleben nach dem Sprachenstreit in Manitoba am Ende des 19. und in Ontario zu Anfang des folgenden Jahrhunderts partiell von Québecer und akadischen Aktivitäten ab, so glaubte man. In Québec war dies etwa der Conseil de la vie française d’Amérique in Quebec.
Lionel Groulx betonte die Literatur als Ausdruck der kollektiven Identität. Als Reaktion auf die zunehmende Unfähigkeit des Dominions, die regionalen Ausprägungen des Frankokanadischen zu schützen, richtete er seine Bemühungen stärker auf Québec als den eigentlichen Herd des Französischen in Nordamerika. Restons chez nous! (1908) von Damase Potvin und Maria Chapdelaine (1916) von Louis Hémon brachten dies besonders deutlich zum Ausdruck. Parodiert wurde der ländlichen Lebensstil in Marie Calumet (1904) von Rodolphe Girard und Albert Laberges La scouine (1918). Weitere Autoren wehrten sich gegen den Regionalismus, den sie mit einem rückständigen Leben verbanden. Gruppen, die Québec moderne Literaturformen und -inhalte nahe bringen wollten, kollidierten mit den konservativen Regionalisten. So etwa Victor Barbeau (1896-1994) in Les cahiers de Turc, die er 1921 begann. Mit La relève aus dem Jahr 1934 hinterfragte er das traditionelle Bild Frankreichs, wie es die traditionalistisch-klerikale Schule darstellte. Außerdem forderte er eine unabhängige Rolle der Kunst, jenseits der Rettung und Sicherung von Nation und Kultur. Einer der wichtigsten dieser „Exotischen Dichter“ war Paul Morin, dessen Le paon d’émail 1911 in Paris erschien.
Refus global, das Manifest des Automatistenmalers Paul-Émile Borduas vom 9. August 1948, das eine Reihe von Künstlern und Intellektuellen unterzeichneten, gilt als Fanal der modernen franko-kanadischen Gesellschaft. Es beklagte den immobilen Charakter der Gesellschaft, in der die Verbindung aus Traditionen und der autoritären Hierarchie die individuelle Entwicklung und ihren Ausdruck verkrüppelten. Die Fragen waren zwar nicht neu, doch verband man erstmals die Frage der kollektiven Identität mit einer modernen Form.
Dem sich ausweitenden Diskurs gab das Magazin Cité libre ab 1950 eine neue Richtung. Bürgerliche Intellektuelle wie Gérard Pelletier und Pierre Elliott Trudeau, suchten auf der Basis von Humanismus und Fortschritt, Weltlichkeit und Antiklerikalismus sowie Antinationalismus nach neuen Werten und einer neuen Grundlage für ihre Identität. Sie griffen dabei keineswegs die sozialen und ökonomischen Strukturen an. Diese Richtung bündelte eher die Zeitschrift Parti pris und dessen gleichnamiger Verlag. Hier fanden sich sowohl marxistische, als auch antikolonialistische Kräfte, ebenso wie Anhänger Jean-Paul Sartres und des Existentialismus. Für beide Gruppen konnte die Vorstellung des Frankokanadiers als heroischem Fortsetzer des Katholizismus in der Neuen Welt keine gemeinsame Basis mehr darstellen. Der Kabarettist Gratien Gélinas schuf den Antihelden Fridolin, eine autobiographische Figur in seinem 1948 aufgeführten und 1950 gedruckten Stück Tit-Coq. Erstmals sprach hier der aktuelle Jedermann, so, wie die Frankokanadier dieser Zeit sprachen und dachten. Ab den 50er Jahren verbanden sich bisher getrennte Gruppen, die einerseits neue Formen vertraten, andererseits sich dem Ausdruck eines nationalen Charakters verschrieben hatten. Der Dichter Roland Giguère, der Éditions Erta 1949 gründete und Gaston Miron, die treibende Kraft hinter dem Verlag L’hexagone, gaben dieser Kraft, die in den Sechzigerjahren ihre volle Wirkung entfaltete, am auffälligsten Ausdruck.
Hinzu kam, dass, mit rund drei Jahrzehnten Verspätung, die inzwischen verstädterte Bevölkerung ihren literarischen Rahmen im städtischen Milieu zum Ausdruck brachte, nicht mehr im ländlichen.1 Dennoch spielte zumindest das Moment der riesigen Landschaften, das die nordamerikanische Literatur stark geprägt hatte, weiterhin eine Rolle.2 Die Novelle wurde nun stärker von psychologischer Durchdringung geprägt, etwa bei Robert Charbonneau (1911–1967).3
Im 17. Jahrhundert entstanden nur wenige Malereien, die von der neuen Umgebung der Auswanderer geprägt waren. Dies gilt nicht für den Jesuiten Louis Nicolas, der zwar vielfach französische Vorlagen benutzte, aber dennoch eine intensive Auseinandersetzung mit indianischer Kunst, Körperbemalung und Tätowierung, ihren Alltagsgegenständen, aber auch mit Pflanzen und Tieren Ausdruck verlieh. Die französischen Siedler führten ansonsten ganz überwiegend Kunst aus Frankreich ein. Daher gibt es von den frühen Frankokanadiern so gut wie keine Porträts. Erst Cornelius David Krieghoff begann in den 1840er Jahren das Alltagsleben zu malen.
Marc-Aurèle Suzor-Coté mit seinen Dorf- und Kleinstadtszenen, die Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden, verstärkte die Landideologie. Einen stärker regionalistischen Stil vertraten Clarence Gagnon, Marc Aurèle Fortin mit seinen Dorf- und Bauernhofszenen aus der Charlevoix- und Gaspé-Region, oder Jean-Paul Lemieux (1904–1990). Steinmetze wie Fortin, Suzor-Côté und Alfred Laliberté bevorzugten ähnliche Sujets. Eher symbolistisch arbeitete Ozias Leduc in seinen Porträts und seinen Landschaften, doch kam es auch hier erst in den 1940er Jahren zu einem Durchbruch moderner Richtungen. Der aus Paris zurückgekehrte Alfred Pellan schuf lyrische, von Kubismus und Surrealismus beeinflusste Werke, ebenso stand Paul-Émile Borduas in engem Zusammenhang mit der aktuelle französischen Szene. Vom dortigen Surrealismus beeinflusst entwickelte eine Gruppe den Automatismus; die Plasticiens gingen ab Mitte der 50er Jahre zu einer scharfkantigen Abstraktion über.
Der erste frankophone Film entstand 1913 mit Évangéline, eine Produktion aus Halifax, die auf Henry Wadsworth Longfellows Gedicht über die Deportation der Akadier zurückging. Doch wurde das Medium nicht nur zur Erinnerung an die eigene Geschichte eingesetzt, sondern auch, um Siedler zu gewinnen.
In den ersten Jahren des National Film Board entstanden keine frankophonen Produktionen, doch mit dem Umzug nach Montreal im Jahr 1956 änderte sich dies. Les raquetteurs von Michel Brault und Gilles Groulx (1931–1994) aus dem Jahr 1958, sowie Werke von Brault, Claude Jutra (nach ihm ist der seit 1999 ausgelobte Prix Jutra benannt) und Pierre Perreault waren von größter Bedeutung für die Pflege des Sonderbewusstseins. Perreault beherrschte dabei das Genre des Direct Cinema. Denys Arcand drehte mit On est au coton 1970 einen Film über die Baumwollindustrie, der jedoch sechs Jahre lang nicht gezeigt werden durfte. Ähnlich wie europäische Kollegen setzte er sich für soziale Veränderungen ein, ähnlich wie Jean-Claude Labrecque in La visite du Général de Gaulle au Québec (1967) und La nuit de la poésie (1970 oder Michel Brault mit Les ordres (1974), ein Film der die Oktoberkrise dokumentierte. Vielfach wurden Novellen wie Kamouraska (Jutra, 1973) oder Les Plouffe (Carle, 1981) verfilmt.
Claude Jutra drehte Mon oncle Antoine (1971). Er war in den Siebziger Jahren die herausragende Figur, Ende der 80er und in den frühen 90er Jahren war es Denys Arcand. Mit Déclin de l’empire américain (1986) und Jésus de Montréal (1989) stellte er die Krise der Gesellschaft und die regionale und kulturelle Identität dar - im Gegensatz zu Robert Lepage, der mit Confessional (1995) die religiöse Perspektive auf die Gesellschaft lenkte.
Eines der wichtigstes Instrumente zur Verbreitung franko-kanadischer Kultur und Sprache wurde jedoch das Fernsehen, das ab 1952 auf Sendung ging. Die französische Abteilung der Canadian Broadcasting Corporation in Montreal engagierte für ihre Produktionen bekannte Autoren wie Germaine Guèvremont (1893-1968), Claude-Henri Grignon (1894–1976), Roger Lemelin (1919-92), Robert Choquette (1905-91), Marcel Dubé (* 1930) oder Victor-Lévy Beaulieu (* 1945). Ebenso sorgsam wählte man die Schauspieler. Diese Produktionen waren von so großem Erfolg, dass selbst die Lokalstationen, die bald entstanden, von der Begeisterung für in der Provinz entstandenen Sendungen profitierten.
Ethnologische und historische Arbeiten wie die Histoire des Indiens du Haut et du Bas Canada (1973–74) von Bernard Assiniwi (1935-2000), Les Algonquins (1983) von Yvon Couture und Albert Connollys Oti-il-no kaepe. Les Indiens Montagnais du Québec (1972) erfassten die Geschichte und den Kulturschock, den die Begegnung mit den Europäern auslösten. Autobiographische Ansätze wie Le “premier” des Hurons (1971) von Max Oné-Onti Gros-Louis und Moi, “Mestenapeu” (1983) von Mathieu André bildeten kein traditionelles amerinidisches Genre. Im Gegenteil versuchten diese Werke, Erfahrungen und Werte der Indigenen zu vermitteln und die zerstörerischen Handlungen der Europäer darzustellen.
Fiktionale Literatur und Poesie wurden von Indigenen nur selten auf Französisch verfasst. Die erste Novelle erschien 1976 und stammte von Bernard Assiniwi (Le bras coupé, zuletzt 2008); es war eine Geschichte kultureller Enteignung. Ansonsten herrschten kurze Geschichten und indigene, traditionelle Erzählkunst vor. 1985 erschien mit Andatha das erste Gedichtwerk indigener Hand. Es stammte von Eleonore Sioui - ihr Sohn Georges E. Sioui verfasste mit Huron-Wendat: the heritage of the circle4 (1994 bzw. 1999) eine Arbeit über Geschichte und Gesellschaft der Wendat und der Atikamekw. Eleonore Sioui verglich ihre eigene Lage mit der auf Haiti, in Kambodscha und Tibet. In ihren Liebesgedichten bevorzugte sie eine Stilmischung, wenn auch die Wendat-Dichtkunst wenig Wert auf Werke zur individuellen Liebe legte. Charles Coocoo (* 1948) betont in seinen Gedichten Broderies sur mocassins (1988) die spirituellen Traditionen seines Volkes und die Harmonie mit der natürlichen Umgebung. Die Theateraufführungen sind von tradtionellen Elementen der indigenen Rituale, von Tanz, Musik und Erzählkunst beherrscht. Ihre Themen zirkulieren um die eigene Kultur und die koloniale Praxis.
Mit der Stillen Revolution fühlten sich die Frankophonen der Provinz Québec nicht mehr so sehr als Frankokanadier sondern eher als Québecer (québecois). Damit wurde die koloniale Herleitung abgelegt und eine größere Eigenständigkeit zum Ausdruck gebracht. Die Ministerien für Bildung und Kultur entzogen den kirchlichen Einrichtungen zahlreiche Zuständigkeiten, zudem wurde Hochschulbildung für erheblich mehr Bürger erreichbar als bisher. Québecer Literatur wurde Teil der Curricula im schulischen wie im universitären Bereich. Kultur wurde als staatliche Bildungsaufgabe erkannt und mit Mitteln und Stellen ausgestattet. Die bisherigen Mittel und Themen der Literatur waren überholt und wurden bis hin zur Parodie durch neue ersetzt, die dem urbanen, kirchenfernen, nationalistischen und sich von Frankreich freimachenden eher entsprachen. Im Schatten des Referendums von 1980 schuf Jacques Godbout (* 1933) mit Les têtes à Papineau 1981 einen gespaltenen Character als Metapher des kulturellen Dilemmas. Die Autoren befassten sich mit dem Übergang von einem kolektiven zu einem stärker individellen Bewusstsein, doch blieben die Individuen historisch und sozial verwurzelt, auf der Suche nach einem nachkolonialen Selbstbild.
Michèle Lalonde (* 1937) aus Montréal brachte die Sprachfrage in Défense et illustration de la langue québécoise (1979) auf, ebenso in Speak White (1967; veröffentlicht 1974). Sie erkannte die Parallele zu anderen kulturell bedrohten Gruppen und erklärte sich mit ihnen solidarisch. Gaston Miron (1928–1996) befassete sich mit dem kolonialisierten Kollektivbewusstsein der Gesellschaft. Die Dekolonialisierung brachte Jacques Ferron in Les grands soleils 1958 auf die Bühne. Robert Gauthier berührte die existentiellen Fragen im Zusammenhang mit dem politichen Terror in Ballade pour un révolutionnaire (1965). Mit der Familie befasste sich Jean-Claude Germain in Diguidi, diguidi, ha! ha! ha! (1972). Mit Belles-soeurs absolvierte Michel Tremblay 1968 sein Début, er setzte dabei Joual ein, die Sprache der Montreal Arbeiter. Er avancierte zum bekanntesten Autor des Landes.
Félix Leclerc, der die Québecer Autonomiebewegung unterstützte, war einer der ersten Chansonniers. Die Gruppe Beau Dommage verkaufte von ihrem ersten Album 350.000 Exemplare allein im Jahr 1974. Darin verbanden sich traditionelle Melodien mit Lyrik im Montrealer Dialekt; entsprechende Festivals zogen nun mehrere Hunderttausend Besucher an.
Alles in allem verbanden sich Nationalismus, Feminismus, Texte der Indigenen in Französisch und solche von Einwanderern zu einem für Québec spezifischen Themen- und Stilgemisch.
Dabei ging es nicht einfach um Unabhängigkeit. Claude Bertrand und Michel Morin kritisierten in Le Territoire imaginaire de la culture (1979) den Ruf danach als Rückschritt in die Homogenität nach dem befreienden Ausbruch, den die Stille Revolution gebracht hatte. Zu den Kritikern des Nationalismus zählte auch François Charron (* 1952) (Peinture automatiste, 1979, After ten Thousand Years, Desire. Selected recent poems, 1995), der mit Les Herbes Rouges publizierte, einer Gruppe, zu der u.a. Des Roches, Normand de Bellefeuille und André Roy gehörten. Ebenso ablehnend stand dem vereinheitlichenden Nationalismus Marc Angenot (Les idéologies du ressentiment, 1997) gegenüber. Jocelyn Maclure befasste sich in Quebec Identity. The Challenge of Pluralism mit der Herausforderung des Pluralismus.5
François-Edme Rameau de Saint-Père (1820-99) formte in Une colonie féodale en Amérique: l’Acadie, 1610–1710 im Jahr 1877 erstmals ein Programm akadischer Kultur. Evangeline, 1847 vom amerikanischen Autor Henry Wadsworth Longfellow verfasst, das 1865 von Pamphile Le May (1837-1918) ins Französische übersetzt wurde, bestärkte diesen bereits laufenden Prozess. 1866-67 schrieb der Frankokanadier Napoléon Bourassa (1827-1916) eine historische Novelle über den Vorgang: Jacques et Marie: souvenirs d’un peuple dispersé. Die Deportation wurde gewissermaßen zur verbindenden Gründungserinnerung der Akadier.
Nationale Versammlungen ab 1881, Zeitungen ab der zweiten HÄlfte des 19. Jahrhunderts, bestärkten das Bewusstsein einer eigenen Nation. Traditionen, Sitten, Sprache standen dabei bis etwa 1920 im Mittelpunkt, und auch die ersten Novellen waren dem entsprechend historische Stücke. Dazu gehörten James Branch mit L’émigrant acadien (1929), der sich mit der Einwanderung in die USA befasste, vor allem aber mit Vivent nos écoles catholiques ou la Résistance de Caraquet (1932) mit der Bedeutung der Bildungsintitiutionen.
Thomas Gill schrieb La fascination de la ville (1930), das den Stadt-Land-Gegensatz zum Thema hatte, Antoine J. Léger stellte in Elle et lui (1940) und Une fleur d’Acadie (1946) Sprache und Sitten als essentiell für die akadische Identität vor dem Hintergrund der Deportation dar.
In den 60er und 70er Jahren änderte sich diese Haltung. Antonine Maillet (* 1929) brachte zwar Respekt vor der Kultur der Akadier zum Ausdruck, kritisierte aber auch ihre Enge und die übertriebene Anhänglichkeit an das Vergangene. Dabei erkannte sie mit scharfem Blick die politischen und ökonomischen Ursachen der Rückständigkeit. In Cri de terre. poèmes, 1969-1971 (1972) brachte Raymond LeBlanc seine Verzweiflung über das Phantomland eines Volkes ohne Land und ohne Leben zum sprechen.
In Mourir à Scoudouc (1974) und in Rapport sur l’état de mes illusions (1976) kritisierte Herménégilde Chiasson die Prostituierung der akadischen Kultur und Guy Arsenault verurteilte in Acadie Rock (1973) die entmenschlichenden Aspekte des Aufwachsens in der Acadie. Auch die sprachliche Zerrissenheit - heute neigt man wieder dazu, ihren Gewinn zu sehen - in den Formen des Chiac, des Französisch der Region um Moncton, sowie Acadian und Québécois sowie Englisch, wurde krtisiert. France Daigle (* 1953) schrieb mit Mitteln der Postmoderne über die Spannung, die aus der Anziehungskraft der amerikanischen Kultur resultierte. Ihr La beauté de l’affaire, eine autobiographisch gefärbte Fiktion aus verschiedenen Perspektiven, lenkte den Blick auf das Quälende der Sprache (1991).
Auch populäre Musik spielten, ähnlich wie in Québec, eine bedeutende Rolle bei der Verbreitung der Ideen, wie der Ethnizität. Zu deren Verfassern zählen etwa Édith Butler, Angèle Arsenault (* 1943) und die group 1755 in den 70er und 80er Jahren.
Eigenartigerweise war es ausgerechnet der Erfolg der französischen Kultur in Québec, der dieselbe in den Provinzen, in denen die Frankophonen in der Minderheit waren, gefährdete. So sprach man als Gegensatz zum einheitlich gedachten Anglokanadier treffender von Franco-Ontarians, Franco-Manitobans, Fransaskois, Franco-Albertans, Franco-Columbians (s. Franko-Ontarier), Franco-Yukonais und Franco-Ténois. In Ontario entstand eine Franco-Ontarian-Sektion im Canada Council, es entstanden Kulturzentren, auch Zeitschriften, wie Prise de parole in Sudbury und Le Nordir in Hearst. Festivitäten wie La nuit sur l’étang und Le festival Franco-Ontarien boten frankophonen Sängern, Dichtern und Theatermachern eine Bühne.
Die Coopérative des artistes du Nouvel-Ontario übte Einfluss auf die künstlerische Produktion aus, besonders wichtig wurde das Theater. Der Dichter, Musiker und Dramatiker Jean-Marc Dalpé gewann den Governor General’s Award, den in Kanada renommiertesten Literaturpreis, für sein Stück Le chien (1987).
Ob die französische Sprache auf Pierre de La Vérendrye zurückgeht oder eher auf den Métissänger Pierre Falcon sei dahingestellt, Louis Riel war jedenfalls von großer Bedeutung. In Manitoba begründeten erst zwei Häuser, Les éditions du blé und Les éditions des plaines in den Siebzigerjahren die literarische Eigenständigkeit des Manitoba-Französischen. Bis dahin übernahmen diese Rolle frankophone Zeitungen, die seit 1871 bestanden. Vielfach war es der Kampf um die kulturelle Selbstbestimmung, vor allem aber der Streit um die Bedeutung von Louis Riel, der literarisch, journalistisch und auch auf den Bühnen von erheblicher Wirkung auf die Frankophonie selbst war.
Die Regionalstudien Régions du Québec decken das Gebiet der Provinz ab. Erschienen sind: Histoire de la Gaspésie, Histoire des Laurentides, Histoire du Saguenay–Lac-Saint-Jean, Histoire du Bas-Saint-Laurent, Histoire de la Côte-du-Sud, Histoire de l’Outaouais, Histoire de l’Abitibi-Témiscamingue, Histoire de Lévis-Lotbinière sowie Histoire de la Côte Nord (Québec 1981-1996).
Um 1700 lebte eine Gruppe von 3.000 Menschen im Osten Kanadas, die sich als Acadiens bezeichneten, was im Deutschen meist mit Akadier wiedergegeben wird. 3 Millionen Kanadier fühlen sich heute als ihre Nachkommen, aber auch Amerikaner im Nordosten des Landes und in Louisiana. Heute wird bezweifelt, dass die Bezeichnung Acadiens etwas mit dem griechischen Arkadien zu tun hat, eher muss man an ein indigenes Wort denken. Schon im 16. Jahrhundert umrissen Karten die Grenzen von Acadie mit dem Nordosten von Maine, Südostquébec, Neubraunschweig, Prince Edward Island und Neuschottland.
Erstmals urkundlich taucht der Name 1603 auf, als Heinrich IV. von Frankreich einem protestantischen Adligen namens Pierre Du Gua, Sieur de Monts einen Kolonisierungsauftrag für die Länder von La Cadie und für andere Gegenden in Neufrankreich erteilte. Das Gebiet war demnach seit langer Zeit von französischen Händlern, Seefahrern und anderen aufgesucht worden und de Monts wurde nun sein Vizekönig und Generalkapitän.
Die erste Siedlung entstand 1604, doch hatte sie bis 1632 Mühe zu überleben. Zudem erhielt Sir William Alexander 1621 Kolonisierungsrechte von König James VI. von Schottland bzw. James I. von England. In dieser Charta wurde das Gebiet Nova Scotia genannt. Danach erstreckte es sich zwischen Gaspé und Sainte-Croix River. Ein erster Versuch Schotten anzusiedeln wurde zwischen 1629 und 1631 durchgeführt, doch der Vertrag von Saint-Germain-en-Laye vom 8. März 1632 stellte die alleinigen Rechte des französischen Königs wieder her. Bis 1763 wurde das Gebiet folgerichtig als Acadie oder Nouvelle-Ecosse bzw. Acadia oder Nova Scotia bezeichnet. Damit gehörte die Kolonie weder zu Neufrankreich noch zu den englischen Kolonien, was das Eigenbewusstsein der Akadier stärkte.
Es war nun fast durchgängig französisch, doch gelang den Engländern zwischen 1654 und 1668 die Besetzung der Region, deren Kontrolle von Massachusetts ausging. Mit dem Frieden von Breda (1667) kam die Kolonie zwar wieder an Frankreich, doch erst 1671 zogen sich die Engländer zurück. In dieser 14-jährigen englischen Phase entwickelten sich enge Handelsbeziehungen zu Boston. Ebenso wichtig war, dass die Ausgabe von Grundherrschaften endete, obwohl das Gebiet bis 1710 französisch blieb.
1713 übernahmen infolge des Friedens von Utrecht die Briten die Kontrolle über das Gebiet. In den folgenden Jahrzehnten flossen schottische und französische, akadische und Mi'kmaq-Einflüsse zusammen und schufen eine eigene Identität. Die akadische Gemeinde wuchs erheblich an. Ihre Verbindungen nach Boston und Louisbourg brachten britische und französische Einflüsse ins Land. Als Goldenes Zeitalter gelten die Jahre zwischen 1713 und 1748, wobei es in der friedlichen, prosperierenden Phase auch Spannungen gab. So weigerten sich die Akadier bis 1730 einen Eid auf Englands Krone zu leisten, stattdessen boten sie für den Fall eines britsch-französischen Konflikts Neutralität an. Sie galten daher als „neutrale Franzosen“.
Als es 1742 bis 1748 zu den lange erwarteten Kämpfen kam, hielten sich die Akadier neutral, doch war den Kriegsteilnehmern klar, dass dies auf Dauer nicht durchzuhalten war. 1749 gingen die Briten in die Offensive und London verlangte einen uneingeschränkten Treueid. Als sich die Akadier 1755 immer noch weigerten, entschied man, sie zu deportieren. Von 1755 bis 1763 ließ London etwa 10.000 Akadier und damit zwei Drittel der Bevölkerung gefangensetzen und in den britsichen Kolonien in Nordamerika verteilen. Dabei wollte man einerseits Nova Scotia sichern, andererseits die französische durch eine britische Bevölkerung ersetzen und zum dritten die Akadier assimilieren, denn sie sollten in Englisch sprechenden, protestantischen Gemeinden aufgehen.
Bis 1755 war in der ersten Phase eine französische Siedlergruppe mit zunehmendem Eigenbewusstsein entstanden. Diese wurde jedoch durch die britische Regierung zu zwei Dritteln deportiert, was die Gruppenidentität in Kanada paradoxerweise stärkte - und auch außerhalb, etwa in Louisiana, hielt sich das Eigenbewusstsein bei den Cajuns (Verballhornung von Acadiens in der Aussprache der Akadier) bis ins 21. Jahrhundert. Ab 1764 kehrten die Akadier sukzessive zurück, so dass gegen Ende des Jahrhunderts wieder eine akadische Gemeinde existierte.
Bis 1710 bestanden zwei Wege nach Akadien. Der eine führte über groß angelegte, kollektive Auswanderungen, wie sie in den 1630er Jahren Charles Saint-Étienne de la Tour (Gouverneur von 1631-42) oder in den 70er Jahren Hector d’Andigné de Grandfontaine (1670–73) durchführte. Daneben wanderten viele Familien und Individuen auf eigene Faust ein. Auch nachdem Frankreich die Kolonie 1713 hatte abtreten müssen, hielt es doch die Île Royale bzw. Île Saint-Jean, die die Briten später Prince Edward Island nannten, und wohin weiterhin Franzosen auswanderten.
Nach dem Zensus von 1671 lebten in der größten akadischen Siedlung Port Royal 67 Familien mit 348 Angehörigen, davon waren 65 Männer, 67 Frauen, 125 Söhne und 91 Töchter. Insgesamt lebten in der Kolonie vielleicht 500 Franzosen. Diese Zahl verdoppelte sich binnen zwanzig Jahren. 1690 hatte Port Royald über 460 Einwohner in 80 Familien. Weitere Siedlungen entstanden, wie etwa Minas mit 164 Einwohnern und Beaubassin (Amherst) mit 83. Kleine Gruppen schlossen sich den Siedlungen von Pubnico und Port La Tour an, so dass sich eine Kette von Siedlungen von Cape Sable im äußersten Südwesten von Nova Scotia zur Chedabucto Bay im Nordosten zog, mit zusammen vielleicht hundert Einwohnern. An der Südküste von New Brunswick und entlang der Küste von Maine bestanden weitere Siedlungen bis Pentagoet, an der Mündung des Saint John River 17, weitere 21 in der Passamaquoddy Bay, weitere rund 20 entlang der Küste. Andere Gruppen saßen am Miramichi River, auf Île Royale und in Canso. Diese vielleicht insgesamt 1.000 Seelen zählende Gruppe wuchs bis 1713 auf 3.000 an.
Trotz fehlenden Nachschubs aus Frankreich wuchs die Gruppe rapide. Bis 1755 umfasste sie mindestens 12.000 wahrscheinlich aber 18.000 Mitglieder. Im Regierungssitz Annapolis Royal lebten 2.000 Menschen, aber auch die Siedlung an der Bay of Fundy wuchs schnell. 1748 lebten mindestens 5.000 Einwohner in Minas und rund 3.000 in Beaubassin. Weitere 2.000 lebten an der Nordseite des Chignecto Basin und in den Tälern von Memramcook, Petitcodiac und Shepody River. Dort lebten 1755 rund 300 Akadier, weitere 400 im Südosten der Kolonie im Gebiet zwischen Pubnico und Halifax. An der Küste zwischen Canso und Miramichi lebten in kleinen Dörfern vielleicht weitete 100. Rund 1.500 Akadier lebten auf der Île Royale und der Île Saint-Jean.
Frankreich hatte um diese Zeit vielleicht 17 bis 20 Millionen Einwohner, Großbritannien hingegen vielleicht 5 Millionen. Dabei waren die kulturellen Unterschiede innerhalb Frankreichs gewaltig. Die Leblanc, die 1645 aus dem Poitou kamen untershieden sich dementsprechend stark von den Roy, die 1671 aus der Bretagne kamen. Geneviève Massignon stellte fest, dass 1707 über 36 % aus der Region Loudunais südwestlich von Nantes kamen, 11 % kamen aus dem zentralen Westen, den Regionen Poitou, Saintonge und Angoumois, weitere 4,1 % aus Aunis, 2,7 % aus Anjou. Je eine Familie kam aus Tours, Orléans und Paris. 1,2 % kamen aus der Normandie, 1,2 % aus der Bretagne, doch 4,7 % hatten Englisch als Muttersprache. Die Familien aus Maine, Burgund, Champagne und Brie machten 9,2 % der Bevölkerung aus. Eine einzige Familie aus Flandern machte bis zu 0,4 % der Bevölkerung aus, weitere 2,5 % stellten Bewohner aus Guyenne, Provence und dem Baskenland. Bei 23,9 % lässt sich die Herkunft nur allgemein als französisch nachweisen. Eine Familie kam aus Portugal, 1,6 % kamen aus Neufrankreich vom Sankt-Lorenz-Strom.
Auch wenn die Region seit dem Vertrag von Utrecht, also seit 1713 von London kontrolliert wurde, so war die Mehrheit doch akadisch, sie sprach Französisch und war katholisch. Nach dem 1748 unterzeichneten Frieden von Aachen kam es immer wieder zu Konflikten, Forts entstanden beiderseits der Grenzen. In dieser angespannten Lage preschte London vor und ließ die Akadier überwiegend deportieren.
Zwar wurde der überwiegende Teil von ihnen 1755 interniert und verschifft, doch die Deportation dauerte bis 1763 an. Die Schätzungen über die Zahl der Deportierten divergieren sehr stark zwischen etwa 6.000 und 12.000. Die Verbliebenen flohen an den Miramichi River oder überlebten als Kriegsgefangene. Als ihnen ab 1764 wieder erlaubt wurde, Land zu erwerben, lebten noch etwa 165 akadische Familien in der Kolonie, insgesamt vielleicht tausend Menschen.
Die Gefangenen wurden ausnahmslos innerhalb der amerikanischen Kolonien Großbritanniens deportiert. Zunächst wurden viele in das Gebiet zwischen Massachusetts und Georgia verbracht. Einige von ihnen zogen später von Maryland, South Carolina oder Georgia nach Santo Domingo, der Hauptstadt der Dominikanischen Republik, von denen wiederum einige nach Louisiana oder Britisch Honduras (Belize) gingen. Einige gingen auf die Channel Islands und von dort nach Saint-Pierre und Miquelon. Die meisten, die nach Virginia kamen, wurden zunächst nach England, dann nach Frankreich verbracht. Von denen, die diese Odyssee überlebten, segelten viele 1785 von Nantes nach Louisiana, das zu dieser Zeit spanisch war. 1763 lebten in Massachusetts etwa 1.000, in Connecticut 650, in New York 250, in Maryland 810; in Pennsylvania 400, in South Carolina 300,in Georgia 200. In Nova Scotia lebten etwa 1.250, am Saint John River (New Brunswick) 100; in Louisiana 300, in England 850, in Frankreich 3.500 und in Québec 2.000, auf Prince Edward Island 300 und in der Baie des Chaleurs 700. Insgesamt waren es rund 12.660. Viele von ihnen waren bereits im Exil geboren.
Die Sterberate bei den Deportationen war hoch. Die Edward Cornwallis verließ Grand Pré mit 417 Akadiern an Bord. Als sie in Columbia in South Carolina ankam, waren 210 von ihnen tot. Man muss auch für andere Schiffe mindestens mit einem Drittel rechnen, das die Reise nicht überlebte. Da die Akadier wenig Kontakt mit Pocken und Cholera gehabt hatten, fielen diesen Krankheiten mangels Immunisierung nun umso mehr zum Opfer. Ein Drittel der Gruppe, die zunächst nach Virginia, dann nach England geschickt wurde, fiel allein den Pocken zum Opfer.
Im Juli 1764 setzten die Lords of Trade den Gouverneur von Nova Scotia, Montagu Wilmot (1763 – 1766), davon in Kenntnis, dass er allen Akadiern die Rückkehr gestatten solle, die einen uneingeschränkten Treueid zu schwören bereit waren. Die weit verstreuten Akadier fanden meist ein besetztes Land vor, ihr Besitz war in britischen Händen und sie waren gezwungen, am Rand der Kolonie zu leben.
Die ehemaligen Bewohner des Argyle County waren unter den ersten: Neun Familen kamen 1766 per Boot aus Boston zurück. Um 1800 lebten dort wieder 400 Akadier. Das reiche Ackerland im Annapolis Valley, dem Minas Basin und in den größten Salzarschen der Welt, dem Tantramar, blieb ihnen jedoch versperrt. Um 1800 siedelten daher die meisten dort, wo sich auch heute noch ihre Gemeinden befinden, nämlich am Nordufer und im oberen Saint-John-Tal, um den Petitcodiac und den Memramcook in New Brunswick; auf Cape Breton Island und um die St Mary’s Bay in Nova Scotia. Dazu kamen Siedlungen am Nordufer von Prince Edward Island. Sie bildeten eine kleine Minderheit von vielleicht 20.000 Menschen in der englischsprachigen Mehrheit.
Die größte Siedlung entstand in Clare, im Digby County. Diese Kette von kleinen Dörfern entlang der St Mary’s Bay geht auf Pierre Belliveau und einige Mitstreiter zurück, denen 1755 die Flucht aus Annapolis Royal gelungen war. Andere schlossen sich ihnen an, 1764 kamen weitere und 1768 genehmigte ihnen die Kolonialregierung den Landkauf. Um 1800 bauten vielleicht tausend Akadier zwischen St Bernard und Salmon River ihr Leben wieder auf, weitere taten dies in Chéticamp im Inverness County, auf Cape Breton Island, genauer auf Île Madame im Richmond County und um Tracadie im Antigonish County.
Chéticamp ist die zweitbedeutendste Siedlungsverdichtung der Akadier in Nova Scotia. Es wurde 1782 von Charles Robin, einem Fischer aus New Jersey gegründet, der Akadier, die auf die Channel Islands und nach Frankreich deportiert worden waren, zur Rückkehr ermunterte. 14 Familien zogen 1790 dorthin, weitere Gruppen folgten aus Frankreich, den Magdalenen-Inseln und von Saint-Pierre und Miquelon. 1803 hatte Chéticamp 375 Einwohner, 1820 waren es bereits 800.
Îsle Madame zog ebenfalls Flüchtlinge an, doch 1758 wurde die Mehrheit von ihnen nach Frankreich deportiert. Dennoch berichtete Charles Robin 1765, dass immer noch Akadier in der Gegend von Arichat lebten. Zu ihnen kamen bald andere Akadier, deren Zahl bis 1774 auf 400 anstieg; 1811 hatte die Insel 1.200 Einwohner, von denen 90 % Akadier waren.
Eine weitere Hauptkolonie entstand an der St Georges Bay in Nova Scotia, deren Flüchtlinge ebenfalls aus Frankreich kamen. Tracadie entstand 1772 mit der Ankunft von Akadiern von der Îsle Madame und anderen, die zwangsweise in Saint-Malo gelebt hatten. Zusammen mit Fischern aus New Jersey gründeten sie Pomquet und Havre Boucher, so dass die Gemeinde Tracadie um 1800 vielleicht 300 Einwohner hatte.
Die Île Saint-Jean hatte 1755 vielleicht 3.000 Einwohner, von denen ein Teil aus Nova Scotia geflohen war. Von ihnen ertranken allein 700 auf einem Schiff, das sie nach Frankreich bringen sollte. 1798 lebten 115 akadische Familien auf der Insel, zu denen 615 Menschen zählten. Sie verteilten sich auf die drei Gemeinden Malpeque, Rustico und Bay Fortune.
Das Siedlungszentrum nach der Deportation von 1755 wurde das 1784 gegründete Neubraunschweig. Als die amerikanishen Loyalisten dorthin kamen, wurden viele, die im Saint-John-Tal lebten, erneut enteignet. Die Siedlungen am oberen Flusslauf blieben davon unberührt. Das gleiche galt für das Tal des Memramcook und einige Küstenstriche zwischen der Grenze von Neuschottland und der Chaleurs-Bucht. 1803 lebten wohl 1.162 Akadier am Memramcook einschließlich des Gebiets auf der anderen Seite der Baie des Chaleurs in Minudie; weitere 2.121 lebten zwischen Shediac und Restigouche, wozu etwa Bouctouche, Richibucto und Tracadie gehörten. Weitere 450 lebten in Madawaska an der Grenze zwischen Maine und Québec.
Viele Akadier wanderten, den Boom- und Zusammenbruchsphasen der Fischindustrie entsprechend, in die Industriezentren in den USA und in Kanada. Die Gemeinden wuchsen nun weniger durch Zuwanderung als durch hohe Geburtenraten. Einige Franzosen wanderten nach Chéticamp und auf die Îsle Madame aus, andere an die Küste von Neubraunschweig. Aus Québec kamen Zuwanderer insbesondere in das Madawaska County, aber auch nach Chéticamp. 1871 lebten in den drei maritimen Provinzen 87.000 Akadier, davon 44.907 in Neubraunschweig, 32.833 in Neuschottland und 9.250 auf Prince Edward Island.
Die Bevölkerung französischer Herkunft verdreifachte sich bis 1891 in Neubraunschweig von 45.000 auf 121.000, in Neuschottland stieg sie von 32.000 auf 56.000 und auf der Insel von 9.000 auf 12.000. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfasste die Landflucht auch die akadischen Gebiete. 1986 stellten Akadier 3,5 % der Bevölkerung von Halifax, 3,6 % von Dartmouth und 1,7 % von Sydney. In Yarmouth wurden 765 Frankophone bei 7.617 Einwohnern gezählt, in Bedford waren dies 340 von 8.010;, in Amherst 285 von 9.671, in New Waterford 225 von 8.326), in Port Hawkesbury 180 von 3.869, in Bridgewater 170 von 6.617), in Antigonish 140 von 5.291, in Truro 130 von 12.124, in New Glasgow 130 von 10.022 und in Glace Bay 100 von 20.467. In Neubraunschweig stellten sie einen erheblichen Anteil der Bevölkerung in vier von sechs Citys der Provinz, nämlich in Moncton (35,1 %), in Edmundston (92,8 %) in Bathurst 51,2 % und in Campbellton 54,4 %, zusammen 42.210 Frankophone. In Saint John mit seinen 76.381 Einwohnern zählte man 4.565, in der Provinzhauptstadt Fredericton, waren es 3.260 bei 44.352 Einwohnern, was 6,1 bzw. 7 % entsprach. In anderen Städten lag ihr Anteil erheblich höher, etwa in Dieppe (8.085 der 9.016 Einwohner), in Grand Falls (5.240 von 6.209), Dalhousie (2.215 von 5.363), aber auch in Oromocto (1150 von 9.656). In Caraquet, einem Ort mit 4.493 Einwohnern, stellten sie 97,9 % der Bevölkerung, in Beresford 83,8 bei 3.851 Einwohnern, sowie 81,9 % in Shediac, das 4.370 Einwohner hatte.
Die Zahl der nichtakadischen Frankophonen schätzt man in den Maritimes, also den atlantischen Provinzen Kanadas, auf 5.000, die meisten von ihnen leben in Moncton oder Halifax und kommen aus Frankreich, Québec, Belgien, Haiti, Algerien, Tunesien, dem Libanon und aus Vietnam. Zu den rund 300.000 dortigen Akadiern kommen über eine Million mit akadischen Vorfahren in Québec, 200.000 in Ontario und den weiter westwärts gelegenen Provinzen, dazu kommen 400.000 im Nordosten der USA und 800.000 in Louisiana.
Die akadische Wirtschaft basierte vor 1755 auf Fell- und Pelzhandel, auf Fischerei, Bodenbearbeitung, dazu Holzwirtschaft und Handel. Dabei dominierten Pelz- und Fischhandel im 17. Jahrhundert, im 18. Jahrhundert waren dies eher der Handel und die Produkte der Landwirtschaft. Der Handel fand vor allem Richtung Massachusetts statt, allerdings betrachteten Paris und später London diesen als Schmuggel. 1740 führte eine Liste akadischer Ausfuhren nach Louisbourg Waren im Wert von 26.940 Livres auf. Darin waren Pelze für 5.500, Vieh für 14.000 und Mehl und andere Lebensmittel für 7.000 Livres aufgeführt. Die Ausfuhr von Neuengland nach Louisbourg belief sich im selben Jahr auf 48.447 Livres. Dabei waren die akadischen Bauern so erfolgreich, dass sie spätestens ab 1680 die Kolonie selbst versorgen konnten. Dieser Erfolg beruhte auf der Bearbeitung von Salzmarschen, die wiederum nur durch ein komplexes Deichsystem geschützt werden konnten. Diese rund 2 m hohen Deiche wurden später erheblich höher, so dass mitunter mehr als 7 m hohe Deiche entstanden.
Die Überwachung und die notwendigen Reparaturen übernahm ein Sourd du Marais. Technisch beruhte die Deichanlage auf den aboiteaux, Rückschlag-Tore, die das Salzwasser fernhielten, und die nur Süßwasser durchließen. Sie waren im frühen 17. Jahrhundert in Holland und in Frankreich verbreitet. Schon 1635 waren Siedler, die diese Fähigkeiten mitbrachten, gesucht. In ihrem Kontrakt wurden sie ausdrücklich aufgeführt. Sie waren in der Lage, Salzmarschen innerhalb von drei Jahren zu entsalzen. Um 1750 bedeckten diese eingedeichten Gebiete 5.000 ha, davon 1.250 bei Annapolis, 1.660 bei Minas, 1.040 um Pisiquid (Windsor) und Cobequid, sowie 1.250 in Chignecto. Auf diesem Land standen 17.750 Rinder, 26.650 Schafe, 12.750 Schweine und 1.600 Pferde.
Um 1800 gab es einen ausgeprägten Tauschhandel von Saint John über die Bay of Fundy, bei dem Fisch, Holz und Agrarprodukte gegen Melasse, Zucker, Werkzeuge und Haushaltsgegenstände getauscht wurde. Dabei herrschte bis um 1900 das Holz vor, während der Einsatz von Motorbooten sowie die Entwicklung von Kühltechniken danach die Fischindustrie vorherrschen ließen. Dies galt weniger für die Îsle Madame und für Chéticamp. Dort herrschte von Anfang an die Fischindustrie vor, die Landwirtschaft hatte eine nur geringe Rolle und diente vornehmlich der Selbstversorgung. Dabei hatten die Robins und die Janvrin aus Jersey fast ein Monopol, denn sie kontrollierten den Ankauf, den Verkauf und die Verarbeitung. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts übten die Robins ihre Vorherrschaft nach dem Trucksystem aus, d. h. die Fischer mussten ihren Bedarf in den Läden des Monopolisten decken. 1915 begannen acht Fischer, ihre Fänge direkt in Halifax und Charlottetown zu vermarkten. Pater Moses Michael Coadys vom Antigonish movement unterstützte sie dabei.
Ähnlich verhielt es sich in Neubraunschweig entlang der Küste zwischen Cap-Pelé und Caraquet. Nur beim Hummerfang konnten sie sich der Kontrolle der Jerseyer Familien entziehen. In den 1850er Jahren machten sie sich zwischen Shediac und Cap-Pelé selbstständig. In den 1860er Jahren begann der Aufstieg von Moncton, und die Region wurde mit dem Eisenbahnbau 1872 an den Welthandel angeschlossen. Daher entstanden neben Sägemühlen 1915 auch Papiermühlen in Bathurst und Edmundston im Jahr 1930. Die Akadier arbeiteten in den Fabriken, die in englischen Händen waren. Kartoffelanbau in der Region von Grand Falls, sowie Erzbergbau um Bathurst ab 1953 brachten neue Arbeitsplätze. Die Bedeutung des Gebiets wurde bald erkannt, denn hier lagern 40 % von Kanadas bekannten Vorräten an Silber, Blei und Zink. Bald wurden täglich 10.000 t Erz gefördert, doch waren auch diese Betriebe nicht in frankophoner Hand.
Diese Abhängigkeit führte zum einen zu einer fortdauernden Dominanz des Ländlichen, zu einem hohen Grad der Organisation und es entstanden eigene Kreditinstitute, die caisses populaires. Die größte von ihnen, La Societé Assomption, wurde 1903 in Massachusetts gegründet. Zehn Jahre später verlegte sie ihre Zentrale nach Moncton, 1969 wurde sie zur reinen Versicherungsgesellschaft.
Verdienten in den 80er Jahren schon die anglophonen Bewohner der Maritimen Provinzen 12 % weniger als die Durchschnittskanadier, so lagen die frankophonen sogar 27 % darunter. Hinzu kam, dass die Arbeitslosigkeit erheblich höher lag. Verschärft wurde die soziale Situation dadurch, dass Frauen in Neubraunschweig im Schnitt nur die Hälfte von dem verdienten, was die Männer nach Hause brachten. Ihr formaler Bildungsstand lag erheblich unter dem Landesdurchschnitt, wobei wiederum die frankophonen Frauen, von denen nur 23,5 % im Jahr 1976 Grade 9 absolviert hatten, weit hinter den anglophonen zurücklagen, von denen immerhin 44,8 % einen solchen Abschluss erreicht hatten.
Krabben und Garnelen, mit deren Fang 1995 66 bzw. 14 Millionen Dollar umgesetzt wurden, sind weitgehend in der Hand der Akadier. Hummer brachte einen Umsatz von 20 Millionen. Das NAFTA-Abkommen von 1994 hatte gegensätzliche Folgen. Während kleinere Betriebe, etwa die Schuh- und die Handschuhbetriebe in Edmundston, geschlossen wurden, und zwischen 1979 und 1988 die Zuwächse an Beschäftigung von diesen Betrieben ausgegangen war, sind die Gewinne in den größeren Betrieben eher gering. Insgesamt profitierten die Akadier nicht von dem Abkommen.
Die strengen feudalistischen Regeln Frankreichs oder auch Québecs ließen sich nicht auf Akadien übertragen. Im Gegenteil fügte sich die Regierung vielfach den bereits geschaffenen Fakten und akzeptierte ihren Landbesitz. Dies wiederum förderte eine ausgeprägte soziale Durchlässigkeit. Zwar bestanden deutliche Vermögensunterschiede, doch diese wirkten nicht in dem Maße als soziale Schranken, wie in Frankreich. Nach der Deportation, die von zahlreichen gemeinsamen Erfahrungen geprägt war, verminderten sich diese Binnengrenzen noch mehr und die Gesellschaft tendierte zu einer verstärkten Homogenität.
Die als Ungerechtigkeit gegen ein ländliches, unschuldiges Volk aufgefasste Leidensgeschichte stärkte den Zusammenhalt und die Wahrnehmung als eine eigene ethnische Einheit. Von großer Bedeutung war hierbei Longfellows 1847 veröffentlichtes Gedicht Evangeline, das die Suche einer jungen Frau nach ihrer wahren Liebe schildert, die von dem Geliebten durch die Deportation getrennt wurde. Von Pamphile Le May übersetzt und 1865 in Québec publiziert, wurde es bald als Unterrichtstext den akadischen Kindern nahegebracht, 1867 wurden sie in einer der ersten Ausgaben der ältesten akadischen Zeitung, dem Moniteur acadien (Shediac, 1867–1918, 1924–26) veröffentlicht.
Zwischen 1881 und 1913 fanden neun nationale Versammlungen statt, die erste 1881 in Memramcook und in Tignish im Westen von Prince Edward Island. 1881 nahmen 5.000 Akadier daran teil, dabei wurde Maria als Nationalheilige ausgesucht, der 15. August wurde zum Nationalfeiertag. Das „Ava Maria Stella“ wurde zur Nationalhymne, eine Flagge wurde ebenfalls gefunden. 1890 entstand die Société Nationale de l’Assomption, in der die führenden Köpfe der akadischen Gemeinden zusammenkamen. 1957 änderte sie ihren Namen in Société Nationale des Acadiens.
Ab 1919 widmete sich die Société Saint-Thomas d’Aquin dem Erhalt des akadischen Erbes gegen die anglophone Mehreit auf Prince Edward Island. Dennoch gab es 1951 genau 15.477 Inselbewohner, die zwar französische Wurzeln angaben, doch nur 8.477 sprachen Französisch. Bis 1971 sank der Anteil von 7.365 bzw. 15.325, bis 1991 auf 6.285, bei nur noch 11.845 Einwohnern.
1961 gab es in Neubraunschweig 210.530 Bewohner, die Französisch als ihre Muttersprache angaben. Ihre Zahl wuchs bis 1991 auf 250.175. In Neuschottland waren dies 39.568 bzw. 39.425. Kooperativen und das Collège Sainte-Anne, das die Eudisten 1890 gegründet hatten, stützte die frankophone Lokalgesellschaft erheblich.
Die drei größten Neubraunschweiger Zentren haben verschiedene ökonomische Fundamente. Das Madawaska County, hat zwar ein wenig Industrie und Landwirtschaft, basiert aber auf der Holzindustrie. Die Orte zwischen Dalhousie und Cap-Pelé, haben zwar ein wenig Bergbau und dazu Stellen im Staatsdienst, doch leben sie vom Meer. Moncton lebt von der Informationstechnologie, von Bildung, Medien und Leichtindustrien.
Die akadischen Küstendörfer zwischen der Chaleurs-Bucht und der Mündung des Miramichi betonen ihre akadische Besonderheit am stärksen. In den Caraquet riots von 1875 wehrten sie sich gegen die anglophone Dominanz in der Wirtschaft, wie gegen die Wahl eines englischsprachigen protestantischen School Boards in einer französischsprachigen, katholischen Gemeinde.
Moncton wurde in den 1860er Jahren von deutschen Siedlern gegründet. Die frankophonen Bewohner wehrten sich gegen die Anglophonen, insbesondere die katholischen Iren. Dementsprechend ist Moncton eine der wenigen Städte, in der zwei katholische Kathedralen zu finden sind.
Zwischen den 50er und 60er Jahren begannen sich die akadischen Selbstbilder zu ändern. Gehörte die Großfamilie mit wechselseitigen Besuchen und Unterstützung in Notzeiten zum Ideal, genauso wie die katholisch geprägte Kultur, so änderte sich dies durch den Einfluss der Massenmeidien, die Verstädterung und die Industrialisierung. Die Stille Revolution entzog den Gemeinden partiell ihren ausgeprägt katholischen Charakter, die Québecer grenzten sich zudem gegen die Akadier ab. Die jüngere Generation stellte die Bedeutung der akadischen Identität zunehmend in Frage. Die Studentenausschreitungen in Moncton im Jahr 1966 waren ein Symptom dieser Veränderung, die der Film L’Acadie, l’Acadie?!? pointiert als Generationenkonflikt auffasste. Dennoch blieb das Eigenbewusstsein sehr stark. So führten die Akadier 1994 während eines Congrès Mondiale Acadien vor, wie stark die Gemeinden zwischen dem Osten Kanadas und dem Süden der USA miteinander verbunden waren, und was es bedeutete ein Akadier zu sein.
Bis zur schottischen Invasion von 1629 war die europäische Bevölkerung Akadiens männlich. Die erste französische Frau kam 1632 mit dem Gouverneur Isaac de Razilly. Vielfach gab es Ehen mit Mi'kmaq, einschließlich Charles de Saint-Étienne de La Tour. Nach 1700 heirateten die meisten Akadier Partner, die aus Familien stammten, die seit mindestens einer Generation in Neuschottland wohnten. 25 bis 30 % der Ehen fanden 1713 bis 1748 mit Partnern statt die, nicht aus den eigenen Gemeinden stammten, wie etwa mit britischen Soldaten.
Zwei Drittel der Familien des Jahres 1936 führten einen der 42 Familiennamen jener Familien, die schon 1671 im Zensus der Kolonie erscheinen. Diejenigen, die in die Familien einheirateten, wurden schnell assimiliert, die Zahl der Nachkommen war hoch. Dabei war die Kindersterblichkeit allerdings verhältnismäßig niedrig. Neue Siedlungen entstanden durch Ausgründungen aus den vorhandenen. Die Deportation zersplitterte gezielt die meisten dieser weitläufigen Verwandtschaften, die sich jedoch, wenn auch oftmals an anderen Orten, in den nachfolgenden Jahrzehnten wieder zusammenfanden. Beim Erhalt der Verwandtschaftssysteme auch über große Entfernungen und Trennungen hinweg spielten die Frauen eine wichtige Rolle, indem sie etwa die Kontakte hielten oder Waisenkinder adoptierten. Die Industrialisierung und der kanadische Sozialstaat unterminierten zum einen die Großfamilie, zum anderen nahm sie den verheirateten Frauen ihren Einfluss. Set den 80er Jahren ist die Scheidungsrate und die Größe der Familien derjenigen der Nicht-Akadier angeglichen.
Die Sprache zu erhalten ist eine schwierige Aufgabe, die mitunter misslingt, wie der Fall des Ortes Chezzetcook in Neuschottland belegt. Spätestens seit den 80er Jahren galt die französische Sprache als unverzichtbarer Bestandteil der akadischen Identität. Auch wenn die Bilingualität in den 1960er Jahren eingeführt wurde, so fürchtete man doch, dass die Frankophonen eher zusätzlich Englisch lernen würden, als die Anglophonen Französisch. In den 90er Jahren wurde durch Bildungseinrichtungen, die Medien und durch Künstler sowie Historiker die Sprache gestützt. Auf dieser Basis hat sich eine florierende Bildungsindustrie entwickelt, die Musikfestivals und provinzübergreifende Veranstaltungen bietet. Chöre wie der Chorale LaFrance aus Tracadie, Les Alinos aus Shediac, oder der Chor von Chéticamp, nahmen die bedeutenden Werke auf, der Chor Notre-Dame d’Acadie und die Jeunes Chanteurs d’Acadie gewannen nationale und internationale Preise. Einzelinterpreten wie Édith Butler, Lina Boudreau, Angèle Arsenault, Calixte Duguay wurden in den Maritimen Provinzen bekannt, ihren künstlerischen Durchbruch schafften sie jedoch eher in Québec und in Frankreich. Ähnliches gilt für Komponisten wie Ronald Bourgeois oder Angèle Arsenault.
Caraquet feiert jährlich die Fischer, andere feiern die Gründung von Port Royal im Jahr 1604 oder den Geburtstag der ersten Nationalen Versammlung. Dabei ziehen Veranstaltungen wie die Foire Brayon in Edmundston oder das Concert Baroque in Lameque erhebliche Touristenmengen an. Hingegen sind die katholischen Feierlichkeiten inzwischen weniger bedeutend. Nur der Empfang der gesegneten Jungfrau Maria, der am 15. August begangen wird, ist hierin eine Ausnahme.
Tanzgruppen wie La Troupe Folklorique du Madawaska feierten internationale Erfolge, ebenso wie Maler und Bildhauer. Als erster der modernen Bildhauer galt Claude Roussel. Er schuf die Werke zur Erinnerung an die Deporation in der Kirche von Grand-Pré. Claude Picard aus Saint-Basile war wohl der erste Akadier, der von Malerei leben konnte. Leonard Forest und Herménégilde Chiasson waren für die Filmgeschichte von Bedeutung. Jean Daigle verschaffte mit seinen Werken Les Acadiens des Maritimes (1980) und L’Acadie des Maritimes (1993) einen Überblick über die akadische Kultur.
Zwischen 1867 und 1945 entstanden 15 akadische Zeitungen, weitere 25 zwischen 1945 und 1995. Le Courrier des Provinces Maritimes (Bathurst, 1885–1900) war ein Lokalblatt, das aber großen Einfluss gewann, wenn es auch nur kurze Zeit bestand. Die Wochenzeitung Le Madawaska (Edmundston, 1913– ) hatte rund 7.000 Abonnenten. Rund 4.000 Abonnenenten hatte Ende der 90er Jahre Le Courrier de la Nouvelle Écosse (Yarmouth, 1974– ), das ein Blatt von 1937 fortsetzte. Der Acadian Monitor (Shediac, 1867– ) setzte sich für die sprachlichen und politischen Rechte der Akadier ein, in wechselhafter Taktung erschien L’Évangeline (Digby, Weymouth, Moncton, 1887–1982). Nach seinem Ende folgte L’Acadie nouvelle (Moncton, 1984– ). Die erste Auflage fand bereits 5.500 Abonnenten, bis 1991 stieg diese Zahl auf 18.500. Alle drei Provinzen entwickelten ab den 7oer Jahren neue Zeitungen. 1995 bestanden davon noch Le Moniteur und l’Éxpress du Sud-Est. La Voix acadienne de Île-du-Prince Édouard wurde 1975 als Wochenzeitung in Charlottetown gegründet, seine Auflage lag bei wenig mehr als 1.000. Le Ven’ d’Est erscheint alle zwei Monate und wurde 1985 von Euclide Chiasson gegründet und diskutiert akadische Themen.
Das Radio entstand mit Unterstützung der Societé Radio Canada erst ab den 70er Jahren. Moncton wurde das Zentrum für Produktionen von Radio Canada, die sich an die Akadier richteten. Die erste französische Radiostaton war CJVA in Caraquet, die 1977 auf Sendung ging. 1989 entstanden entsprechende Radiostationen in St Mary’s Bay, in Madawaska und im Nordosten. Fernsehstationen dieser Art entwickelten sich allerdings nicht.
Claudette Lajoie-Chiasson oder Phil Comeau (J’avions 375 ans) befassten sich mit der akadischen Geschichte, Jacques Savoie drehte La Porte tournante (1984), das sich mit dem marginalisierten Leben in Campbell in den 30er Jahren befasste. 1995 fand in Toronto ein akadisches Filmfestival statt.
1658 kam eine erste Lehrerin nach Neufrankreich. Sie war eine Schwester der Congrégations des Soeurs de Notre-Dame, die nach Port Royal geschickt wurde, um die dortigen Mädchen zu unterrichten. 1701 folgte eine Schwester der Filles de la Croi. Für die Jungen waren die Priester verantwortlich. Die Literalität war ausgeprägt, in jedem Dorf fand sich jemand, der die offiziellen Verkündungen lesen konnte. Während der Vertreibungsjahre entwickelte sich eine umfangreiche Korrespondenz zwischen den Flüchtlingen. Vater Jean-Mandé Sigogne, ein Franzose, der vor der Revolution nach Amerika geflohen war und sich in der St Mary’s Bay niedergelassen hatte, berichtete 1798, dass etwa 20 % der akadischen Bevölkerung lesen und schreiben konnten.
1854 verlangte ein Schulgesetz auf Prince Edward, dass Lesen, Schreiben und Arithmetik in Englisch unterrichtet werden mussten. 1864 untersagte Neuschottland Französisch in den Gemeindeschulen. 1871 machte Neubraunchweig die öffentliche Förderung u. a. davon abhängig, ob religiöse Symbole nicht mehr sichtbar waren, dass die Regierung Inspektionen durchführte, und die Schulen sich auch sonst an staatliche Vorgaben hielten. Die Akadier verloren damit alle Rechte öffentlicher Kulturpflege, insbesondere die religiöse und sprachliche Unterweisung. Darüber hinaus rekrutierte man bis 1912 die oberen Chargen der katholischen Hierarchie aus irischen und schottischen Ressourcen, Männer, die auf Englisch predigten.
Die Bischöfe James Rogers von Chatham und John Sweeney von Saint John, wirkten dahin, dass ihre Nachfolger Iren waren. Rogers lehnte akadische Priester ab, die an der nationalen Versammlung in den 1880er Jahren teilnehmen wollten.
Mit den beiden Priestern François-Xavier Lafrance, ordiniert in Rustico, P.E.I., im Jahr 1841, der 1854 das Séminaire Saint-Thomas in Memramcook für 30 akadische und 20 irische Katholiken öffnete (es hatte allerdings nur bis 1862 Bestand) und Pater Camille Lefebvre, der es 1865 als Collège Saint-Joseph de Memramcook wieder eröffnete, begann die akadische Bildung wieder aufzuleben. 1868 wurde die Einrichtung von der Provinz anerkannt, doch endete die Unterstützung mit dem o.g. Schulgesetz von 1871. Dennoch überlebte das Institut. 1865 hatte es 69 Schüler, 1875 bereits 200; zwischen 1865 und 1878 graduierten 260 englisch- und 240 akadischsprachige Schüler. Erst 1888 erkannte die Regierung das Recht an, Abschlüsse zu vergeben, womit die Einrichtung formal zur Universität aufstieg. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich das Haus zur Eliteschmiede der Akadier.
In Neuschottland entstand 1890 durch Eudisten das Collège Sainte-Anne in St Mary’s Bay, das bereits ab 1892 Universitätskurse anbieten durfte. Die Eudisten führten das Haus bis 1931, danach führten es Akadier. 1952 stammten von 188 Schülern 100 aus Nova Scotia, 45 aus Quebec, 35 aus Neubraunschweig und 8 aus den USA. Erst 1961 wurden erstmals Frauen zugelassen, zehn Jahre später wurde das Haus säkularisiert und zweisprachig. Es entstanden Kooperationen mit der Université de Moncton und der Université de Montréal; zudem verfügt es über ein akadisches Archiv im Centre Études Acadien.
Die Eudisten richteten 1899 unter Theophile Allard ein College in Neubraunschweig ein, das Collège du Sacré-Coeur de Caraquet, das 1900 ebenfalls Prüfungen abnehmen durfte. 1915 wurde es durch Feuer zerstört und nach Bathurst verlegt. 1943 wurde es von der Provinz als Volluniversität anerkannt. 1946 entstand ebenfalls durch Eudisten Saint-Louis in Edmundston, das 1947 gleichfalls Universität wurde. Zwei weitere französischsprachige Colleges waren allerdings nur von kurzem Bestand: das Collège l’Assomption in Moncton, bestand von 1943 bis 1964, das Collège Saint-Joseph, gleichfalls in Moncton, bestand von 1956 bis 1968.
Camille Lefebvre, der Gründer des Collège Saint-Joseph in Memramcook, gründete 1873 eine Paralleleinrichtung für junge Frauen, den Konvent von Notre-Dame du Sacre-Coeur, das Unterricht auf High-School-Niveau bot. Das Niveau von Colleges wurde erst 1940 erreicht. 1949 eröffnete der Orden der Hospitalières de Saint-Joseph das Collège Maillet für Frauen in Saint-Basile, Neubraunschweig. Ein weiter Orden, Jesus und Maria, gründete 1960 ein College in Shippegan, das sich 1963 der Bathurst University. anschloss - inzwischen bestanden acht höhere Bildungseinrichtungen, davon drei für Frauen. 1960 besuchten allerdings weniger als 2.000 Kanadier die Schulen.
Ab 1963 wurde das Collège Saint-Joseph in Moncton in eine Universität umgewandelt, ein Status, den das Haus 1967 erreichte, und zwar als weltliches Institut. Ab 1969 organisierte es die Lehrerausbildung in Französisch. 1974 wurde Bathurst Teil der Monctoner Universität, 1977 wurde Moncton zu einer Drei-Campus-Hochschule, zu der das Centre Universitaire Saint-Louis-Maillet in Edmundston und das Centre Universtaire Shippegan gehören. Sie hatte 1991–92 genau 5.425 Studenten, 20.000 Studienabschlüsse sind allein bis 1996 vergeben worden.
Eine wichtige Rolle beim Erhalt der französisch-akadischen Traditonen und Sprache spielten darüber hinaus Lehrerverbände, wie auf Prince Edward Island. 1919 entstand die Société Saint-Thomas d’Aquin, sie bildete einen wichtigen Teil der Federation Acadien de la Nouvelle-Écosse, die 1960 gegründet wurde. Dr Albert Sormany aus Edmundston weigerte sich als Mitglied des Edmundston board of school trustees, als Pirinzipal einen Rektor zu akzeptieren, der an einer Schule mit 90 % frankophonen Kindern kein Wort Französisch beherrschte. Auf ihn geht die Interessengruppe der Association Acadienne d’Éducation au Nouveau Brunswick zurück, die 1936 entstand; andere Lobbygruppen kamen hinzu.
1972 wurde der Evangeline-Regionaldistrikt auf Prince Edward Island, der sich um das Abram Village entwickelt hatte und zu dem die Gemeinden von Mont-Carmel, Baie Egmont und Wellington gehörten, als frankophone Schule anerkannt; eine französische Schule enstand 1980 in Charlottetown. 1981 wurde in Neuschottland Bill 65 verabschiedet, das formal akadische Schulen anerkannte. 1988–89 gab es 167.600 Schüler in Neuschottland davon waren 3.400 an französischen Schulen.
Das wachsende Sonderbewusstsein der Akadier zeigte sich anlässlich der Versammlungen von 1881 in Memramcook, in Miscouche von 1884 und Pointe de l’Église im Jahr 1890. Auf diesen Versammlungen wählten die Akadier eine andere Flagge und einen anderen Schutzpatron als die Québecer. Auch die Ereignisse, die für die Akadier in der historischen Ableitung ihres Status von besonderer Bedeutung waren, waren andere, als in Québec. Das Erlebnis der Deportation spielte dabei eine zentrale Rolle. Dabei sahen sich die Akadier als unschuldige Opfer, die trotz der Neutraäität, die sie gewahrt hatten, misshandelt worden waren. Es ist also eher ein Überlebensmythos als ein Eroberungs- oder Entdeckungsmythos. Dabei hatten sie sich im 19. Jahrhundert nur allzu oft sowohl der englischen Widerstände gegen ihren neuerlichen Patriotismus, als auch der Ablehnlung durch Québec zu erwehren. Dennoch zogen Abgeordnete sowohl auf Orts-, als auch Provinz- sowie auf der Bundesebene in die Parlamente ein. Auf P.E.I. und in Neuschottland war ihr Anteil an der Bevölkerung zu gering, um wesentlichen Einfluss auf die Provinzpolitik zu nehmen. Anders in Neubraunschweig. Dabei neigten sie sich eher den Liberalen als den Konservativen zu. Hingegen wurde Lévite Thériault 1868 fürr Victoria als konservativer Abgeordneter gewählt. Er war zugleich der erste Frankophone, der in einem Kabinett saß. Allerdings trat er 1871 zurück, weil er anfangs den Common School Act unterstützt hatte, ein Gesetz, das die frankophonen Rechte minderte. Der erste frankophone Minister in Nova Scotia war 1883 Charles Boudrot. 1885 wurde Pascal Poirier in den Senat berufen, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1933 saß. Seit 1907 saß auch ein Akadier im Senat von Nova Scotia, und ab 1922 waren für gewöhnlich drei von ihnen im Senat von New Brunswick.
In der Mobilmachungskrise des Ersten Weltkriegs setzte sich die akadische Elite für die zwangsweise Einberufung ein, wenn auch ihre Zeitungen beiden Seiten Ausdruck verliehen. Ab 1915 unterstützen die Akadier ihr eigenes Batallion, das 165ste, und trugen sich in eigene Marineabtelungen, wie die 132ste in Chatham ein, oder die 105te in Charlottetown.
Der eigentliche Widerstand gegen die Konskriptionen kam aus irischen Kreisen. Die Akadier wandten sich nur gegen den Zwang, nicht gegen freiwillige Teilnahme. Peter Veniot brachte diese Haltung in so großer Zahl an die Urnen, dass die Liberalen die Macht in Neubraunchweig im Februar 1917 übernahmen. Die Akadier wählten bei den Bundeswahlen von 1917 überwiegend Wilfrid Lauriers Liberale, die gegen die Rekrutierung waren. Veniot wurde 1923-25 der erste akadische Premierminister der Provinz. Bis zu seinem Tod im Jahr 1936 saß er im Parlament. Er war in erster Linie Neubraunschweiger und die Rechte der Akadier waren nur ein Tagesordnungspunkt für ihn.
In den 20er Jahren saßen aber auch Akadier wie Seraphin Léger aus Caraquet, Henry Diotte aus Restigouche und John Robichaud aus Shippagan, die gleichfalls weniger die akadische Sache verfolgten, als vielmehr die von Bauern und Fischern. Bei der Niederlage von 1925 spielte der Ku-Klux-Klan erstmals eine Rolle in den Streitigkeiten, die ethnischen Känpfe wurden deutlich härter.
Erst 1929 akzeptierte die konservative Regierung die Anerkennung der Bilingualität, doch der Widerstand des Orange Order sorgte für eine Rücknahme der Regelung. Auch bei den Wahlen von 1935 ging es wieder um ethnische Herkunft, um Sprache und Religion und wieder war der Ku Klux Klan darin verwickelt. A.A. Dysart, ein irischer Katholik aus Bouctouche, führte die Liberalen zu einem Erdrutschsieg mit 43 Abgeordneten gegen 5 der Konservativen.
Doch die Akadier waren nicht mit den Liberalen gleichzusetzen. Ihre führenden Gruppen förderten diejenigen, die der wirtschaftlichen Verbesserung ihrer Lage dienten. Eine führende Figur war Calixte Savoie (* 1895) aus Saint-Maurice-de-Kent. Bis 1925 war er Schulleiter, dann zog er nach Moncton, wo er bald die Société Nationale de l’Assomption leitete. Bereits 1927 hatte sie 10.000 Mitglieder. Im selben Jahr wurde Dr. Albert Sormany aus Edmundston zum Präsidenten gewählt (bis 1951). Savoie und Sormany setzten sich für die Anerkennung der akadischen Rechte ein.
Es entstanden Verbindungen zum Québecer Ordre de Jacques Cartier, der in Ottawa 1926 gegründet worden war, um die Repräsentation im öffentlichen Dienst und das Gegengewicht gegen den Order of Freemasons zu bilden, die Freimaurer. Am 23. Juli 1942 stimmten die meisten der liberalen akadischen Abgeordneten für die Konskription, während 70 % der akadischen Bevölkerung in den maritimen Provinzen dagegen votierten. Dabei war dort der Anteil der Gegner der Konskription in den Provinzen insgesamt noch 15 % höher.
Eine Wende stellte die Wahl von 1952 in Neubraunchweig dar. Der konservative Premier Hugh John Fleming gab erstmals Ministerposten an Frankophone (allerdings aus Québec), wie Edgar Fournier aus Edmundston, der Vorsitzender der New Brunswick Hydro Commission wurde, Roger Pichette aus Campbelltown, der das Department of Industry und den Fisheries Loan Board leitete. Hinzu kamen Joseph Bourgeois aus Moncton und Lucien Fortin aus Edmundston. Im Februar 1953 waren 10 der 16 Mitglieder der liberalen Opposition Akadier. Einer von ihnen war Louis Robichaud aus Richibucto, der 1960 der zweite akadische Premier von Neubraunschweig wurde. Mehr als die Hälfte seines Kabinetts bestand aus Frankophonen, doch hatte er neben französischen Countys auch die anglophonen von Charlotte und Sunbury gewonnen.
Der Bericht der königlichen Kommission, der als Byrne Report, benannt nach seinem Vorsitzenden Edward J. Byrne, wurde 1964 veröffentlicht. Robichaud ließ sich über ein Jahr Zeit, bevor er am 4. März 1965 sein Weißbuch veröffentlichte. Er versprach die Übernahme zentraler Aufgaben durch den Staat, dem sich unter Führung eines Unternehmers die anglophone Wirtschaft widersetzte. Zum staatlichen Programm gehörte auch eine Zentralisierung der Finanzierung, die 1966 - 1967 umgesetzt wurde. Die Provinz spaltete sich in den Wahlen vom Oktober 1967 entlang der Sprachgrenzen. Robichaud gewann 28 Sitze, vor allem der frankophonen Countys, die Opposition übernahm 26 der 30 überwiegend anlophonen Countys. Im April 1969 wurde das offizielle Sprachengesetz verabschiedet. Französisch und Englisch erhielten den gleichen Status.
1968 weigerte sich das Parlament in Moncton, trotz eines Anteils von 35 % frankophoner Bevölkerung, Französisch zu benutzen. Die Spannungen in der Stadt nahmen zu. Es wurde klar, dass die Frankophonen wirtschaftlich abgedrängt waren, 29 bis 33 % der Bevölkerung in Caraquet, Tracadie und Shippegan lebten von der Wohlfahrt. Auch wenn die inzwischen konservative Regierung versuchte, etwas für ihre Bildung zu tun, so entstand doch nun der Parti Acadien am 11. November 1972. Euclide Chiasson war sein Präsident. Dabei hatte die Organisation zu ihren besten Zeiten 450 zahlende Mitglieder und stellte eher eine Lobbygruppe als eine politische Partei dar. Zwei Drittel der Mitglieder waren unter 35 Jahre alt, nur 12 % über 50. 62 % hatten eine Universität besucht, 42 % einen Abschluss. Vor allem aber waren 86 % erstmals Mitglied einer politischen Partei. 73 % der Mitglieder kamen aus dem Nordosten von Neubraunschweig, 19 % aus dem Südosten und nur 6,9 % aus der Madawaska-Region im Nordwesten. Bei den Wahlen von 1974 noch ohne größere Bedeutung, wurde die Partei durch die Erfolge des Bloc Québécois 1978 gestärkt. Mit der Forderung nach Dezentralisierung und möglicherweise der Schaffung einer akadischen Provinz gewann sie 11.562 Stimmen oder 7,9 % der Wählerschaft. 12 % der Akadier stimmten für die Partei.
1979 fand in Edmundston die Versammlung der Societé des Acadiens du Nouveau Brunswick statt, die 1973 gegründet worden war. Zu dieser Zeit waren 37 % der Bevölkerung Neubraunschweigs französischen Ursprungs, 10 % in Neuschottland und 14 % auf P. E. I. Von den über 1.000 Delegierten optierten 53 % für eine akadische Provinz. Doch 1982 gewannen sie nur 3.331 Stimmen oder 4,3 %.
Das Ergebnis ist überwiegend auf das konservative Mitglied im Kabinett Richard Hatflield zurückzuführen, auf Jean-Maurice Simard. Er hatte 1981 ein Gesetz eingebracht, das Neubraunschweig zur ersten, offiziell zweisprachigen Provinz Kanadas machte. 1993 wurden die dort gültigen Bestimmungen in der Verfassung verankert.
1990 führte die Aufwertung der akadischen Rechte zur Gründung der Confederation of Regions Party (CORE) in Neubraunschweig. Ihr Hauptziel war die Beseitigung des Zweisprachenstatuts der Provinz, das seit 1982 bestand. Sie schickte bei 20 % Stimmenanteil 8 Abgeordnete ins Parlament. 67 % der Staatsbediensteten sprachen Englisch als erste Sprache, und von diesen schätzten sich nur 8 % als zweisprachig ein. 1989 lag dieser Anteil in Fredericton sogar bei 81 %.
Der Agricultural Rehabilitation and Development Act von 1961, der Farmer aus ungünstigen Gebieten dazu veranlassen sollte, in die Städte zu ziehen, verursachte einen Zuzug aus diesen Gebieten, doch waren diese Menschen unzureichend oder gar nicht den aktuellen Bedürfnissen der Wirtschaft entsprechend ausgebildet. Vielfach landeten sie in der Armut und der Wohlfahrt. Auch ein Projekt wie der 1969 eingerichtete Kouchibouguac-Nationalpark, wurden mit so wenig Rücksicht auf die akadischen Interessen und Anschauungen durchgeführt, dass der Park trotz der ökoomischen Vorteile den Widerstand dagegen kaum überwinden konnte.
In einem offenen Brief von 1992 - Que le tintamarre commence (Dass der Tintamarre oder Krach beginne) -, verfasst von Jean-Marie Nadeau, einem Mitstreiter des Parti Acadien und der Société Nationale des Acadiens, stellte dieser klar, dass es die inneren Bande innerhalb der Gemeinschaft seien, die das Überleben der Akadier als kultureller Einheit sichern könnten, nicht staatliche Protektion. Ähnlich sah man es 1994 auf dem Congrès Mondial Acadien in Moncton. Andere sahen das Problem weniger in der genealogischen Frage, sondern darin, wie eine Gruppe kulturell in einer Welt fortbestehen könne, deren Kultur zunehmend von der Ökonomie diktiert werde, und deren Staaten immer weniger Geld für Kultur ausgeben, ganz zu schweigen für die einer Minderheit. Andere sehen daher im Wiederaufleben des Regionalismus eine Überlebenschance.
Autoren wie Michel Roy glauben, dass nur im Rahmen politischer Autonomie ein Stagnieren und vielleicht das Verschwinden verhindert werden kann. Hingegen meint Antoine Meillet, dass die Akadier kein Territorium brauchen, sondern ein Gedächtnis, eine Kultur, eine Sprache, eine Seele, eine Mentalität, eine Identität. Solange Menschen diese Wahl treffen und die akadische Identität zu schätzen wissen, lebt die Ethnie fort.
Wichtigster Ausgangspunkt für Studien zur akadischen Geschichte ist das Centre d’Études Acadienne in Moncton. Quellenverzeichnisse wie das Inventaire general des sources documentaires sur les Acadiens, Moncton, 1975, aber auch bibliographische Sammlungen wie der Guide bibliographique de l’Acadie, 1976–1987, Moncton, 1988 haben diesen Ruf gefestigt. Das gilt ebenso für die umfassende Darstellung von Jean Daigle: Les Acadiens des Maritimes, Moncton, 1981) und L’Acadie des Maritimes, Moncton, 1994. Ausgesprochen nationalistisch ist Michel Roy: L’Acadie des origines à nos jours, Montreal 1981.
Die französische Einwanderung nach 1760 war wesentlich homogener als die des 17. Jahrhunderts, denn inzwischen waren fast alle Franzosen katholisch. Dennoch zeigt die Volkszählung von 1861, dass von den 2.389 Franzosen, die in Ontario lebten, die meisten aus dem Elsass und aus Lothringen kamen und Deutsch als Muttersprache nannten. Auch die Bretonen des 19. Jahrhunderts werden nicht Französisch gesprochen haben. Hinzu kamen Franzosen aus den Überseegebieten, etwa aus der Karibik, aber auch aus Nordafrika und Indochina. Während der Nazidiktatur kamen Franzosen als Flüchtlinge nach Kanada, unter ihnen Protestanten und Juden. Nach dem Krieg kamen Kollaborateure des Vichy-Regimes.
Im Gegensatz zur kolonialzeitlichen Auswanderung bis 1760 ist die spätere regionale Herkunft der Franzosen nicht untersucht worden. Einen Schwerpunkt setzten die Werber für die Neubesiedlung des Landes, nachdem die Indianer in Reservate abgedrängt worden waren. Man traute den Menschen aus der Normandie und der Bretagne am ehesten zu, sich an das raue Klima im Norden Amerikas anpassen zu können. Donatien Frémont konnte nachweisen, dass in zwei Kolonien in Manitoba, nämlich in Sainte-Rose du Lac und in Grande Clairière, die Mehrheit aus der Gegend um Rennes kam, der Rest kam aus der Normandie, Lothringen und aus Savoyen. Hingegen kamen religiöse Frauengemeinschaften nach 1900 aus dem Westen und dem Südosten Frankreichs. Von den 221 Brüdern der Frères des Écoles Chrétiennes, die zwischen 1904 und 1908 nach Québec kamen, stammten 154 aus Besançon.
Immigranten kamen nach 1945 aus allen Gegenden Frankreichs, wenn auch die Küstenstädte und Paris einen Schwerpunkt bildeten. Daher entstanden in Bordeaux und Marseille 1965 kanadische Immigrationsbüros. Viele der Immigranten waren Flüchtlinge aus Algerien, das die Franzosen nach einem verheerenden Bürgerkrieg 1962 verlassen mussten.
Von etwa 1760 bis 1815 kamen daher nur wenige Franzosen nach Kanada, denn weder förderte London deren Einwanderung in die britische Kolonie, noch unterstützte Paris deren Auswanderung. Daher war die Hauptkraft der Auswanderung die Katholische Kirche, zumal in Kanada ein empfindlicher Priestermangel bestand. Dabei kümmerten sich rund 140 Pfarrer um die 160.000 Bewohner Québecs, genauso wie 1760, doch hatte sich die Bevölkerung inzwischen verdoppelt. Trotz dieses Mangels untersagte London die Rekrutierung in Frankreich, so dass nur zwei Kleriker von dort zugelassen wurden.
Die Französische Revolution trieb fast 8.000 Priester nach England, so dass London, an französischer Zuwanderung nicht interessiert, die Auswanderung nach Kanada genehmigte. Doch nur 50 Priester wanderten tatsächlich aus, die meisten fürchteten sogar die Deportation. Die 50 wurden sogleich als Lehrer in den Kollegien von Québec, Montréal und Nicolet aufgenommen.
Erst nach 1840 nahm die Klerikerauswanderung zu. Bischof Ignace Bourget von Montreal segelte 1841 nach Frankreich, um Personal für die Gemeinden, die Mission und für Schulen zu rekrutieren. Da in Frankreich eine starke Wiederbelebung des Katholizismus dem Vorhaben günstig war, eröffneten allein fünf Frauengemeinschaften Häuser in Québec. Auch die Jesuiten und die Oblaten reagierten positiv auf die Initiative Bourgets, doch war die Zahl der Auswanderer weiterhin gering. So kamen zwishen 1837 und 1876 nur 225 Religiose beiderlei Geschlechts nach Québec. Dies änderte sich mit der antirömischen Gesetzgebung der 3. Republik nach 1880. Zunächst kamen die Frères de Saint-Vincent-de-Paul, die Maristen und die Frères de l’Instruction Chrétienne. Die Franziskaner, die Kapuziner, die Eudisten folgten nach 1890. Weitere antiklerikale Maßnahmen Frankreichs bewegten ab 1903 Gruppen zur Auswanderung wie die Frères des Écoles Chrétiennes. Als die französische Regierung 3.000 religiöse Schulen schloss, kamen Hunderte von Nonnen nach Québec. Guy Laperrière schätzte die Zahl der religiösen Immigranten der Jahre 1900 bis 1914 auf mindestens 2.000. Dabei bremsten die katholischen Bischöfe die Zuwanderung, wie etwa Erzbischof Louis-Nazaire Bégin von Quebec, der einmal meinte, dass die Stadt mehr Klöster als Straßen hätte, würde er allen Anfragen zustimmen.
Die Mehrheit der Einwanderer waren dennoch Nichtkleriker. Unter diesen waren die Verleger und Drucker Valentin Jautard und Fleury Mesplet. Mesplet gründete l785 die zweisprachige Montreal Gazette. Dennoch blieb die Zahl der Einwanderer gering. Zwar überzeugte Graf Joseph de Puisaye London, eine Auswanderung von mehreren Tausend Royalisten zu unterstützen, doch nur 500 waren interessiert. Letztlich segelten 1798 nur 44 von ihnen von Portsmouth nach Québec.
Zwischen 1820 und 1910 wanderten wohl nur 50.000 Franzosen nach Kanada aus, während 470.000 in die USA gingen. Dies hielt jedoch 1855 Joseph-Guillaume Barthe, einen jungen Frankokanadier und Anwalt, nicht davon ab, ein Buch zu veröffentlichen, in dem er die Rückeroberung Kanadas durch Massenauswanderung vorschlug. Frankreich war eher an Handel interessiert und eröffnete dementsprechend 1859 ein Konsulat in Quebec. Konsul Henri-Philippe Gauldrée-Boilleau setzte Paris davon in Kenntnis, dass die Frankokanadier Farmer aus der Normandie und der Bretagne wünschten, etwa um die Abwanderung in die USA auszugleichen. Die Compagnie de Colonisation et de Crédit des Cantons de l’Est arrangierte die Kredite für eine Ansiedlung einiger Familien in der Nähe des Lac Mégantic. Man diskutierte angesichts der geringen Erfolge darüber, ob es nicht sinnvoller sei, Franzosen aus den USA anzuwerben.
Der Regierungsagent Ambroise Hector Verret besuchte Paris 1861–62, doch behinderte ihn die französische Regierung durch ein Gesetz, das finanzielle Garantien forderte. 1871 waren die Erfolge in Frankreich und Belgien ebenfalls nur gering. Unter ihnen war Charles-Auguste Pfister, der aus dem an Deutschland gefallenen Elsass-Lothringen kam. Er war Mitgründer der École Polytechnique in Montreal 1876, wo er auch Jahrzehnte lang unterrichtete.
Ab 1872 gelang Gustave Bossange, einem Einwanderungsagenten, eine gewisse Steigerung. Er beklagte die Kosten der Überfahrt, denn die auswanderungswilligen Briten erhielten vergünstigte Tarife. Die Provinzregierung, die bemerkte, dass viele das Land in der 1874 einsetzenden Wirtschaftskrise wieder verließen, überließ 1875 die Werbung der Bundesregierung und zog die eigenen Agenten ab.
Der Zusammenbruch der Pariser Kommune 1871 brachte abermals französische Flüchtlinge nach Kanada, doch misstraute man ihnen als „sozialistisch“, insbesondere die Katholische Kirche. Sie waren wahrscheinlich an einer von der Polizei aufgelösten Demonstration in Montréal beteiligt.
Konsul Martial Chevalier bemerkte 1872, dass die meisten französischen Immigranten Arbeiter seien, doch es würden stattdessen Bauern gesucht. Ähnlich warnte Gerbié, es gebe keinen Bedarf an Facharbeitern, erst recht nicht an Anwälten.
Wie ein Bericht des Québecer Ccommissioner of agriculture and colonization im Jahr 1888 feststellte, waren die Erwartungen der Einwanderer oftmals zu hoch, zudem wurden sie häufig bei der Gründung von Agrarsiedlungen eingesetzt, die sich in dichtem Waldgebiet befanden. Daher gab die Chambre de Commerce Française, die Handelskammer von Montreal, die 1886 vom französischen Konsul und einigen Kanadiern gegründet worden war, Warnungen heraus. Sie sah eher Möglichkeiten für Kapitalgeber, für Hauspersonal und Landarbeiter. Schlecht sah es für Bürokräfte oder Händler aus, die sich mit schlecht bezahlten Arbeiten durchschlagen mussten.
Zur Société d’Immigration Française, die 1887 in Kanada und in den französischsprachigen Ländern Europas aktiv war, gehörten Befürworter der Auswanderung, wie Pater Antoine Labelle, oder der Autor Edme Rameau de SaintPère. Labelle hatte bereits 1885 im Auftrag der kanadischen Regierung Auswanderer angeworben. Die Wochenzeitung Paris-Canada (1884–?), vom Commissioner und Repräsentanten Quebecs Hector Fabre in Paris gegründet, wurde zum Sprachrohr der Auswanderungsförderung. Doch der Erfolg war gering.
1891 siedelten Ordensgeistliche mehrere Familien in Manitoba, in Notre Dame de Lourdes an. Um 1900 lebten bereits rund 2.000 Franzosen in der Region. Gleichzeitig warnten die französischen Behörden vor den haltlosen Versprechungen der Werber, die für jeden Siedler einen Bonus erhielten. Vor allem der französische Konsul in Québec schrieb Artikel gegen diese Machenschaften.
1903 benannte Ottawa einen neuen Agenten in Paris. Paul Wiallard. agierte mit großer politischer Klugheit und vermied Kollisioen mit den auswanderungsfeindlichen Gesetzen Frankreichs. In Kanada vermuteten Henri Bourassa und andere frankokanadische Nationalisten, dass die Regierung gezielt die französische Zuwanderung behindere, während sie die britische fördere. Wiallard, dem bald größere Mittel zur Verfügung standen, erreichte, dass in französischen Schulen positive Texte zu Kanada gelesen wurden, Wandkarten wurden verteilt, er ließ Vorträge halten und gewann Missionare. Paris arbeitete wiederum dagegen und ließ Zirkulare an Magistrate versenden, die vor den Schwierigkeiten bei der Besiedlung Kanadas warnten. Wiallard schlug vor, das Bonus-System abzuschaffen, ja, die Auswanderungsagenten sollten zu Hause bleiben, ebenso wie Delegierte der Farmergruppen, deren Schilderungen oftmals zu rosig waren. Premier Wilfrid Laurier selbst versicherte die französische Regierung, Kanada gedenke seine Gesetze zu achten. Die Zuwanderung ging noch weiter zurück. Frankreich litt nach dem Zweiten Weltkrieg unter einem Dollarmangel. Daher durften Emigranten bis 1951 nur 300 Dollar ausführen, ab 1951 immerhin 600.
Dementsprechend niedrig waren die Einwandererzahlen. Zwar wurden zwischen 1871/72 und 1900/01 9.516 Immigranten französischer Nationalität im Hafen von Québec gezählt, doch fast ein Drittel von ihnen kam in den Jahren 1872/73 bzw. 1873/74. Erheblich weniger waren es in Montréal. Viele von ihnen kamen aus den USA. Die frankophone Bevölkerung brach während der Kriege erheblich ein. So schätzte der französische Konsul in Montreal die Zahl der Franzosen auf 25.000, doch gingen von ihnen 5.000 bei Kriegsbeginn nach Frankreich. 1921 lag die Zahl der in Frankreich Geborenen nur noch bei 19.000 und ging bis Ende der 40er Jahre weiter zurück.
Die Bevölkerung stand 1952 zu 69 % der Zuwanderung ablehnend gegenüber, allerdings war dies nicht so ungewöhnlich, denn auch im benachbarten Ontario waren dies immerhin noch 56 %. Ottawa proklamierte im September 1948 einen Politikwechsel. Franzosen standen nun auf einer Stufe mit Briten und Amerikanern, sie wurden von der Reisepass- und Visumspflicht befreit. Binnen drei Wochen wollten 3.000 Franzosen nach Kanada. Doch sie wurden als Kommunisten verdächtigt, gelegentlich als Nazi-Kollaborateure. Bereits im Oktober forderte die Regierung kaum verhohlen wieder Reispässe - Schiffe durften nur Passagiere akzeptieren, die im Besitz eines Passes waren, ansonsten zahlte das Unternehmen die Rückreise. Auch wurden Befragungen über die Kriegszeit der Immigranten vorgenommen. Sollten Sicherheitsprobleme gegen die Einreise sprechen, so mussten den Betroffenen die Gründe nicht einmal mitgeteilt werden. Schon die bloße Mitgliedschaft in der Confédération Générale du Travail genügte für eine Abweisung, ebenso wie eine Beschäftigung als Politiker in einem Dorf des Vichy-Regimes. Die Sicherheitsabfragen hatten bis 1963 Bestand und begrenzten weiterhin die Einwanderung aus Frankreich. Schätzte ein kanadischer Beamter die Gefahr als zu hoch ein, dass ein Einwanderer dem Staat zur Last fallen könnte, so konnte er ihn beinahe willkürlich ablehnen. Da die Einwanderer nur 300 bzw. 600 Dollar mitführen durften, war diese Gefahr naturgemäß höher, als bei anderen Gruppen, die mit erheblichem Vermögen einwanderten.
Im Februar 1949 klagte der Konsul A.J. Desjardins, sein Büro könne die Anfragen nicht bewältigen, es habe sich bereits ein Rückstand von 3.000 Anträgen aufgetürmt, manche lägen seit vier Monaten unbearbeitet. Auch die kanadische Polizei, die die Sicherheitsbefragungen vornehmen sollte, war überfordert. In ganz Frankreich war ein einziger Arzt für die obligatorischen Gesundheitsuntersuchungen verantwortlich. In Großbritannien hingegen waren 500 Ärzte mit der gleichen Aufgabe betraut. Bis 1950 war das Ministerium für Minen und Rohstoffe für die Einwanderung zuständig.
Die Zeitung Le Devoir (Montreal, 1910–) berichtete, dass die Pariser Einwanderungsbehörden Kanadas jeden Monat 4 bis 5.000 Anfragen erhielten. Le Monde (Paris) berichtete von langen Schlangen vor der Botschaft. Immer wenn die britische Einwanderung zurückging, verstärkte Ottawa seine Werbeanstrengungen dort, die Vertretungen in Paris erhielten nur geringe Mittel.
Nach 1960 nahm in Québec das Interesse an französischer Zuwanderung deutlich zu, denn die Geburtenrate in der Provinz ging zurück. Zudem neigten nicht-französische Zuwanderer dazu, sich nicht in die frankophone, sondern in die anglophone Gesellschaft zu integrieren. 1961 eröffnete die liberale Regierung von Jean Lesage einen Einwanderungsdienst im neu eröffneten Maison du Québec in Paris. Ab 1965 gab es eine eigene Immigrationsabteilung in der Provinzverwaltung. Als 1966 die Union Nationale die Regierung übernahm, stellte der Bildungsminister fest, dass nur 12 % der Zuwanderer in die Provinz Französisch sprachen.
Die Regierung Jean-Jacques Bertrand schuf 1968 ein Minisiteium für Immigration, in den 70er Jahren erhielt die Provinz mehr Rechte bei der Auswahl der Einwanderungswiligen. Französischer Abstammung waren, legt man Frankreich als Land des letzten dauerhaften Aufenthalts zugrunde: In den 19 Jahren von 1900 bis 1918 zählte man 25.922 Einwanderer aus Frankreich, hingegen nur 9.181 im folgenden Vierteljahrhundert bis 1944. Im Jahrzehnt von 1960 bis 1969 zählte man allein 51.647 Franzosen, im folgenden Jahrzehnt bis 1979 immerhin noch 31.489. Diese Zahl sank in den Jahren 1980-89 auf 20.187.
Noch in den 50er Jahren behinderte Paris die Ansiedlung von Auswanderungsbüros außerhalb von Paris. Mit der Ankunft von zwei Millionen Franzosen aus Algerien erhielt Kanada die Erlaubnis solche Büros in Marseille einzurichten - sie eröffneten drei Jahre nach Kriegsende im Jahr 1965. Doch die wirtschafltliche Erholung ließ die Zahl der Auswanderungswilligen bald zurückgehen. In den Jahren 1946 bis 1972 kamen 3.658.763 Einwanderer nach Kanada, davon gaben nur 106.728 (2,9 %) Frankreich als ihren letzten Wohnort an, während 26 % Großbritannien nannten. 79.881 gaben an, in Frankreich geboren zu sein, 86.086 hatten die französische Staatsbürgerschaft. 1981 waren 56.180 dort geboren, 1991 55.160. Zwei Drittel bis drei Viertel von ihnen zogen nach Québec. Ab 1962 fragte der Zensus allerdings nicht mehr nach der ethnischen Herkunft, sondern nach der Staatsbürgerschaft - daher sind die Zuwanderungszahlen von Franzosen auf das Land ihres letzten dauerhaften Aufenthalts beschränkt. Frankophone aus Belgien oder der Schweiz wurden als Belgier oder Schweizer gezählt.
Eine Studie, die 1954 das Department of Citizenship and Immigration durchführen ließ, zeigte, dass die meisten französischen Einwanderer einen festen Arbeitsplatz mit angemessener Bezahlung erwarteten, wenn sie ins Land kamen. Sie wurden oftmals enttäuscht, arbeiteten als Überqualifizierte in schlecht bezahlten Berufen. Die Union Nationale Française in Montreal war dementsprechend während der Weltwirtschaftskrise stark gefordert. Ab den 60er Jahren griff der Staat den Einwanderrn mit geringen Beträgen unter die Arme, wenn sie auf ihre erste Anstellung warteten.
Bernard Pénisson stellte fest, dass 42 % der Einwanderer der Jahre 1906–10 Bauern waren, 16 % qualifizierte Kräfte, 11 % waren Tagelöhner und Arbeiter ohne Ausbildung. 1935 schätzte der französische Konsul, dass 70 % Bauern waren, 16 % in Handel und Industrie arbeiteten, und 8 % dem Klerus angehörten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die durchschnitliche Qualifikation höher, als die der Kanadier und der meisten sonstigen Immigranten. Dies hing mit der Ein- bzw. Auswanderungspolitik zusammen, denn die individuellen Auswanderer waren meist höher qualifiziert, als die, die in vorfinanzierten Gruppen reisten. 1967, im einzigen Jahr, als mehr als 10.000 Franzosen nach Kanada kamen, waren allein 5.927 von ihnen Arbeiter, davon wollten 1.649 in Fabriken arbeiten. 1182 (11,7 %) waren professionals; 785 (7,8 %) arbeiteten im Dienstleistungssektor 783 (7,7 %) in der Bauindustrie und 653 (6.5 %) zählten sich zu den Klerikern. Nur 113 (1.1 %) waren Bauern.
Große Anziehungskraft übte der Bildungssektor aus. 1965–66 beschäftigte die Universität Laval in Quebec 86 Lehrkräfte aus Frankreich, doch bevorzugte die kanadische Regierung bald Lehrkräfte aus dem eigenen Land. In den 60er Jahren, so stellte Guy Laperrière fest, war mindestens jeder siebente Kleriker Québecs in Frankreich geboren. Dies dürfte eine wichtige Ursache für den Konservatismus der Québecer Katholiken gewesen sein, ebenso wie der Einsatz von Laien in der Bildung. Doch nach der Stillen Revolution der frühen 60er änderte sich dies.
Die britischen Behörden erwarteten in den 1790er Jahren Tausende Franzosen, doch sie blieben aus. John Graves Simcoe besprach sich mit britischen Vertretern, um Franzosen auch in Oberkanada anzusiedeln. Simcoe plante, ihnen ein Township bei Burlington Bay am Westende des Ontariosees zu überlassen. Graf de Puisayes Kolonisten erhielten Land nördlich von York bzw. Toronto an der heutigen Yonge Street. Doch die einstigen Mitglieder der französischen Oberschicht waren an das raue Landleben und die harte Arbeit nicht gewöhnt. Die meisten von ihnen gaben bald auf und verkauften ihr Land. Erst die 1872 in Paris gegründete Compagnie de Colonisation Ffranco-canadienne warb Siedler an. Es sollten jälhrlich 200 sein, und das acht Jahre lang. Doch 1878 ging das Unternehmen bankrott, nur 12 französische Immigranten waren gekommen. Pater Antoine Labelle brachte ab 1885 einige Kolonisten nach Quebec, wo sie sich um Beauce und in den östlichen Townships ansiedelten. Der Anteil derjenigen, die zwischen 1880 und 1914 in den Westen Kanadas gingen, wuchs, 1911 lebten 52 % der Immigranten im Westen, nur 34 % in Quebec. Im Westen gründeten Missionare mehrere Siedlungen. Oblaten brachten Familie aus der Bretagne nach Manitoba, ein Laienpriester, der Bretone Jean-Marie Jolys, gründete eine neue Gemeinde in Saint-Pierre, andere Bretonen siedelten sich in Sainte-Rose du Lac, unweit des Lac Dauphin an.
Dom Paul Benoît aus dem Jura gründete auf Betreiben von Bischof Taché Pembina Mountain südwestlich von Portage la Prairie in Manitoba, genauso wie Saint-Claude. Einige der Zuwanderer gingen weiter nach Westen, etwa nach Saint-Front in Saskatchewan, oder nach Vegreville in Alberta.Der Priester Jean Gaire aus Nancy gründete zwischen 1888 und 1902 11 Kolonien, darunter Grande-Clairière in Manitoba und Wauchope in Saskatchewan. Gaire warb zudem in Frankreich und Belgien. Der auvergnaciische Pater Marie-Albert Royer erreichte 1906 Saint-Boniface, ging weiter nach Gravelbourg in Saskatchewan, wo er Ponteix gründete. Die meisten Siedler kamen aus der Auvergne.
Auch Adlige wie der Herzog von Blacas oder der Graf von Simencourt versuchten ihr Glück. Sie siedelten sich in Saint-Laurent, am Lake Manitoba an, doch kehrten sie nach Frankreich zurück oder zogen in die USA. Viscomte Jacques d’Aubigny, betireb eine große Farm mit einer Käsefabrik, doch dann wurde er Trappist. In Saint-Hubert in Saskatchewan, siedlete sich Graf Jean de Jumilhac an und züchtete Schafe, doch gab es dafür keinen ausreichenden Markt. Ähnliche Projekte gab es in der Gegend zwischen Calgary und Red Deer. Nach dem enthusiastischen Bereicht von A. de La Londe, einem französischen Agronomen, kauften französische Anleger 200.000 Acre Land im Qu’Appelle-Tal in Saskatchewan, das sie von der Canadian Pacific Railway erhielten. Vor Ort entstand die Société Canadienne de Colonisation. Sie hoffte, jedes Jahr 150 bis 200 Kolonisten anzusiedeln, doch auch dieses Unternehmen scheiterte, weil es einfacher war, Land umsonst von der Regierung zu bekommen. Anderen Unternehmungen erging es ähnlich, und sei es, dass sie am Klima scheiterten. Gräfin Marthe d’Albuféra etwa wollte eine französische, römisch-katholische Kolonie in der Prärie gründen Mit Unterstützung des Bürgermeisters von Saint-Boniface fand man 1887 südlich von Winnipeg eine Stelle für das spätere Fannystelle. Die meisten dieser Projekte endeten mit dem Ersten Weltkrieg.
1991 lebten von den 55.160 in Frankreich Geborenen 38.000 in Quebec, 9.660 in Ontario, 3.535 in British Columbia und 1.690 in Alberta. Die meisten Québecer wiederum gingen nach Montréal, auch wenn viele nach Québec gingen.
Adel und Klerus spielten zunächst eine erhebliche Rolle, vor allem in Québec. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen auch französische Protestanten ins Land und sowohl die United Church of Canada als auch die Presbyterianische Kirche gründeten Kongregationen in Montreal und in Quebec Ab den 70er Jahren spielten französischsprachige Juden eine Rolle in Montreal, doch kamen die meisten von ihnen aus Nordafrika und waren nicht französischer Abstammung.
Ab Mitte der 1870er Jahre entstanden karitative Einrichtungen der Frankophonen in Montreal, Quebec und Ottawa. Die wichtigste war die Union Nationale Française, 1886 in Montreal gegründet. Zweigniederlassungen entstanden auch im Westen. 1952 entstand die Association des Immigrés Français, ebenfalls in Montreal Die Alliance Française in Canada begrüßte in Montreal zwischen 1902 und 1942 über 400 Gastredner. Die Union Nationale Française, heute Union Française, organisiert gleichfalls Kulturereignisse. Für ihre zeitweise über 3.000 Mirglieder gab sie das Monatsmagazin Le Courrier français (Montreal, 1953– ) heraus. Weitere Organisationen, wie die Association France-Canada, die 1954 entstand, sowie die Association Québec-France haben eher kulturelle Ambitionen. Auch gab es Landsmannshaften der Bretonen oder der Korsen, oder die Québecer Association Québec-Normandie. Andere vereinten Lehrer oder Vetranen. De Gaulles erster Vertreter in Kanada, Dr. Vignal, Präsident der Union Nationale Française in Montreal, gelang es nicht, die Frankophonen auf die Seite de Gaulls zu ziehen. Erst Mitte 1943 gelang dies Gabriel Bonneau in Montreal.
Auch wenn sich die Kultur Québecs erheblich von der französischen unterscheidet, so entwickelten sich doch nach 1945 wieder intensivere Kontakte. Bücher und Zeitschriften aus Frankreich sind praktisch überall erhältlich, französische Fernsehkanäle strahlen Beiträge aus Frankreich aus, das dortige Kabelfernsehen kann man in Québec seit 1978 empfangen. Für Auswanderer aus Frankreich war, wenn sie in den Städten der Provinz lebten, der Kulturbruch viel geringer, als der anderer Einwanderergruppen.
Dies hing vor allem mit der Sprache zusammen, wenn diese auch anders klingt und einen gewissen eigenen Wortschatz aufzuweisen hat. Zudem gab es in der Provinz katholische Schulen, die die konfessionelle Kontinuität sicherten. In anderen Provinzen schrieb die Regierung hingegen vielfach Englisch als Muttersprache vor, doch änderte sich dies im Laufe der 60er Jahre.
Bis Bill 101 vorschrieb, dass in Québec alle Immigrantenkinder französischsprachige Schulen besuchen sollten, schickten viele französische Einwanderer ihre Kinder auf englischsprachige Einrichtungen. Dieser Anteil lag bei Highschoolkindern in Montréal Ende der 60er Jahre bei rund 50 %. Für die Protestanten gab es bis Ende der 60er Jahre überhaupt kein französisches Schulangebot. Mit finanzieller Unterstützung Frankreichs entstanden drei Schulen. Erst nach schwierigen Verhandlungen mit der Universität Montréal konnte das Collège Stanislas seine Pforten für 105 Schüler im Jahr 1938 öffnen. 1939 entstand für die Mädchen das Collège Marie-de-France, das zunächst überwiegend von Immigrantenkindern besucht wurde; seine Lehrer kamen meist aus Frankreich. Als private Laienstiftung entstand später das Collège Français.
Sieht man von den Bürgermeistern der westkanadischen Franzosendörfer ab, so gelang es nur wenigen in Frankreich Geborenen, in der Politik eine Rolle zu spielen. Henri-Gustave Joly de Lotbinière, der 1878 Premierminister von Québec wurde, war eine Ausnahme. Er war um 1839 als Kind in die Provinz gekommen.1900 bis 1906 war er Lieutenant Governor von British Columbia. François Gigot aus dem Elsass war einer der ersten, die in ein höheres Amt gewählt wurden. Er saß 1883-86 im Parlament von Manitoba.
Henri d’Hellencourt, ein französischer Offizier, publizierte L’Écho du Manitoba (Winnipeg, 1898–1905), andere Immigranten arbeiteten an Radiostationen mit französischem Programm in Saint-Boniface und in Saskatoon. Dabei gab es durchaus Spannungen zwischen Franco-Kanadiern und Franzosen. Vielfach zogen sich Franzosen auf ihre höhere heimische Kultur zurück, die Québecer lehnten sie ab, weil sie antiklerikal und schwer zu integrieren waren. 1950 gründete der Journalist Jean-Marc Léger zusammen mit ehemaligen französischen Studenten den Accueil Franco-canadien in Montreal. Er versuchte die beiden französischen Gruppen zusammenzubringen. Doch waren sie nicht sehr erfolgreich. Ähnliches versuchten die Amitiés Franco-néo-canadiennes. Die im Oktober 1950 vom Bistum Montréal gegründete Société d’Assistance aux Immigrants bekämpfte Vorurteile und versuchte die Integration zu fördern. Die Aide aux Voyageurs begrüßte Neuankömmlinge an Bahnhöfen und Fliughäfen. Die Stille Revolution machte die Québecer offener für die aus Europa kommenden Ideen. Zugleich erleichterte die geringe Zahl an Immigranten aus Frankreich und das Fehlern eines Immigrantenquartiers in Montréal deren Integration.
Eine übergreifende Untersuchung zur Rolle der Immigranten aus Frankreich in Unterscheidung von den Frankokanadiern existiert nicht.
Der Beitrag basiert weitgehend auf den Arbeiten von R. Jones, N. Griffiths und Y. Frenette, die für die Encyclopedia of Canada's Peoples geschrieben haben: