Vancouver ist eine Stadt an der Südwestküste von Kanada, mit 603.502 Einwohnern im Zentrum (2011) die größte Stadt der Provinz British Columbia und zugleich die bei weitem größte westlich von Toronto. Sie liegt zwischen der Straße von Georgia und dem Küstengebirge, rund 45 km nordwestlich der Grenze zu den USA. Die Stadt gehört zum Regionaldistrikt Metro Vancouver, den im Jahr 2007 rund 2,25 Millionen Menschen bewohnten. Die Bevölkerungszahl der eigentlichen Stadt Vancouver betrug genau 611.869.
Vancouver erhielt seinen Namen nach dem britischen Kapitän George Vancouver, der die Region Ende des 18. Jahrhunderts erforschte. Die Stadt entstand in den 1860er Jahren als Folge der Einwanderungswelle während des Fraser-Canyon-Goldrauschs und entwickelte sich nach der Eröffnung der transkontinentalen Eisenbahn im Jahr 1887 innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer Metropole, Hauptstadt der Provinz blieb jedoch Victoria. Die Wirtschaft basierte zu Beginn auf der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen der Provinz: Forstwirtschaft, Bergbau, Fischerei und Landwirtschaft. Der Hafen erlangte nach der Eröffnung des Panamakanals internationale Bedeutung. Er ist heute der größte in Kanada und exportiert mehr Güter als jeder andere Hafen in Nordamerika. Bedeutendste Arbeitgeber sind heute Unternehmen der Dienstleistungsbranchen, besonders schnell expandiert der Tourismus. Es ist darüber hinaus nach Los Angeles und New York der drittwichtigste Standort der nordamerikanischen Filmindustrie und wird daher auch als „Hollywood North“ bezeichnet.
Aufgrund der sehr kurzen Amtszeiten hatten nur wenige Bürgermeister nennenswerten Einfluss auf die Entwicklung der Stadt. Der erste, Malcolm Alexander MacLean, leitete den Wiederaufbau nach dem Stadtbrand von 1886. Louis Denison Taylor übte das Amt zwischen 1910 und 1934 vier Mal aus, seine Amtszeit von insgesamt elf Jahren ist die längste aller bisherigen Bürgermeister.
Gordon Campbell ist der Premierminister von British Columbia. Ebenfalls Einfluss auf die kanadische Politik übte Squamish-Häuptling Joseph Capilano (eigentlich Su-á-pu-luck) aus, der 1906 dem britischen König eine Petition überbrachte, um damit gegen die Enteignung und Zwangsassimilierung der Ureinwohner zu protestieren. Der Umweltaktivist David McTaggart gründete hier Greenpeace.
Inhalt |
Das 114,67 km² große Stadtgebiet erstreckt sich auf der Burrard-Halbinsel, zwischen dem rund 25 km langen Burrard Inlet im Norden und dem Fraser River im Süden. An der Westseite der Halbinsel befindet sich die English Bay. An ihrer Nordküste wird die Burrard-Halbinsel durch einen weiteren Meeresarm, den rund 2 km langen False Creek, nochmals unterteilt. Auf dieser kleineren Halbinsel liegt das Stadtzentrum (Downtown) und der Stanley Park, einer der größten städtischen Parks in Nordamerika. Höchste Erhebung ist mit 167 m ü. NN der Little Mountain im Queen Elizabeth Park.
Wälder, Seen und hoch aufragende Berge prägen das Stadtbild. Die Berge gehören zu den North Shore Mountains, der südlichsten Kette der Coast Mountains. Die drei Hausberge Grouse Mountain, Mount Seymour und Mount Strachan (1.231, 1.449 und 1454 m hoch) liegen am Nordufer des Burrard Inlet direkt gegenüber der Stadt. Die Berge an der Sunshine Coast im Nordwesten sowie Vancouver Island im Westen und Südwesten vervollständigen den Eindruck, als liege die Stadt in einem Kranz von Bergen.
Die ursprüngliche Vegetation Vancouvers und seiner Vororte war gemäßigter Regenwald. Typisch für die Pazifikküste sind Sitka-Fichten, Riesenlebensbäume, Westamerikanische Hemlocktannen, Douglasien und Pazifische Eiben. Die höchsten Bäume in Vancouvers Primärwald standen im Gebiet Gastown, sie wurden als erste gefällt. Weitere große Bestände an den Südufern von False Creek und English Bay, insbesondere am Jericho Beach, folgten. Im Stanley Park existieren unter besonderem Schutz stehende und gekennzeichnete Bäume, die in voreuropäischer Zeit von Indianern bearbeitet worden sind, die sogenannten Culturally Modified Trees.2
Im Vergleich zum kanadischen Durchschnitt ist das Klima aufgrund des Einflusses der Kuroshio-Strömung mild. Die Wintertemperaturen sind in der Regel 2 bis 4 °C höher als im Landesinneren, die Sommertemperaturen 3 bis 8° kühler.5
Im Durchschnitt regnet es pro Jahr an 166 Tagen. Zwischen November und März kann bis zu drei Wochen lang regnen, wenn die als Pineapple Express (Ananas-Express) bezeichneten subtropischen Winde feuchtwarme Luft vom Pazifik heranführen. Die jährliche Schneemenge beträgt nur knapp einen halben Meter.
Archäologische Funde deuten darauf hin, dass Menschen in der Gegend um Vancouver bereits vor etwa 4.500 bis 9.000 Jahren lebten.6 Zur Zeit des ersten Aufeinandertreffens mit Europäern gab es am unteren Fraser und an der angrenzenden Pazifikküste zahlreiche Siedlungen der Musqueam, Squamish, Sto:lo, Tsawwassen und Tsleil'wau-tuth, die zu den Küsten-Salish zählen. Diese Stämme zwischen Vancouver Island und Washington sind bis heute durch Sprache und Kultur, aber auch durch Verwandtschaft und Handel nahe miteinander verbunden.
Obwohl die Nahrungsmittelbeschaffung auf Sammeln und Jagen basierte, besaßen sie eine hoch entwickelte Kultur mit starker gesellschaftlicher Differenzierung. So existierte – ähnlich wie im zeitgenössischen Europa – eine Dreiteilung der Gesellschaft in einen dominierenden Adel, einfache Stammesangehörige und Sklaven. Ihr ökonomisches System belohnte Arbeit, das Anhäufen von Reichtum sowie die soziale Umverteilung dieses Reichtums, vor allem durch die führenden Familien, deren Oberhäupter die Europäer als chiefs (Häuptlinge) bezeichneten. Die Winterquartiere bestanden aus großen Langhäusern, die aus dem Holz des Riesenlebensbaums (Red Cedar) gebaut wurden. Die Potlatch-Zeremonien waren ein wichtiger Bestandteil des sozialen und spirituellen Lebens dieser auf Hausgruppen basierenden Ethnien.
Die zunehmende Konkurrenz um den Nordpazifik, der von Russen, Spaniern und Briten beansprucht wurde, löste eine große Zahl von Entdeckungsfahrten aus. Der spanische Kapitän José María Narváez war 1791 der erste Europäer, der an den Küsten in der Gegend des heutigen Vancouver entlang segelte. Ein Jahr später erkundete der britische Kapitän George Vancouver die Straße von Georgia, den Burrard Inlet und den Puget Sound.7 Über mehrere Jahrzehnte war die Region nur mittels Schiffen zu erreichen. Während vor allem die Jagd auf Fischotter, deren Felle in China hohe Preise erzielten, immer mehr Briten und Spanier anlockte, zu denen bald Amerikaner kamen, war das Gebiet von Osten her nur über die Flusssysteme zu erreichen. Der erste Europäer, der die Gegend auf diese Art erreichte, war Simon Fraser, ein Pelzhändler der North West Company, der 1808 mit seinen Begleitern den nach ihm benannten Fraser River auf seiner ganzen Länge erkundete. Weitgehend unbemerkt von den Europäern töteten derweil seit 1775 heftige Pockenepidemien die Mehrheit der Küsten-Salish.
Als Folge des Fraser-Canyon-Goldrauschs (1858–60) und insbesondere des Cariboo-Goldrauschs (1861–62) zogen rund 25.000 Männer, viele davon aus Kalifornien, in das Einzugsgebiet des Fraser River. Die erste permanente europäische Siedlung, die McCleery-Farm, entstand 1862 am Flussufer, östlich der Winterlager der Musqueam im heutigen Stadtteil Marpole.8 Im selben Jahr wütete eine weitere schwere Pockenepidemien unter den Völkern des gesamten pazifischen Nordwestens.
1863 nahm in Moodyville (heute North Vancouver) das erste Sägewerk seinen Betrieb auf. Ein weitere Sägewerk entstand bald darauf am Südufer des Burrard Inlet, das im Besitz von Captain Edward Stamp war. Stamp, der um Port Alberni als Holzfäller tätig gewesen war, hatte zunächst am Brockton Point, am östlichen Ende des Stanley Park, ein Sägewerk aufgebaut. Doch tückische Strömungen und Riffe zwangen ihn 1865 zur Verlegung des Betriebs. An einer Stelle nahe der heutigen Gore Street entstand Stamp’s Mill.
Die Sägewerke der Umgebung waren Hersteller von Holzprodukten für die Schifffahrt. Viele der Masten der Windjammer und der stetig größer werdenden Schiffe der Royal Navy waren aus Holz aus der Gegend um Vancouver gefertigt. Unter den zahlreichen Aufträgen befand sich einer des chinesischen Kaisers, der Dutzende von riesigen Balken für das Tor des himmlischen Friedens in der Verbotenen Stadt in Peking bestellte.
Unmittelbar neben Stamp’s Mill entstand die Siedlung Gastown. Sie war nach John Deighton benannt, dessen Spitzname „Gassy Jack“ (geschwätziger Jack) lautete und der 1867 dort eine Kneipe eröffnet hatte. 1870 ließ die Kolonialregierung die Siedlung vermessen und benannte diese am 1. März zu Ehren von Lord Granville, dem Minister für die Kolonien, offiziell in Granville um. Diese Bezeichnung konnte sich aber nie durchsetzen. Noch heute wird der Stadtteil Gastown genannt.9
Die Siedlung lag an einem natürlichen Hafen und wurde 1885 aus diesem Grund von der Canadian Pacific Railway anstelle des 20 km östlich gelegenen Port Moody als westlicher Endpunkt der transkontinentalen Eisenbahn bestimmt. Der Bau der Strecke war eine der Vorbedingungen für den Beitritt von British Columbia zur Kanadischen Föderation im Jahr 1871 gewesen. CPR-Präsident William Cornelius Van Horne setzte sich dafür ein, den Namen des Ortes in Vancouver zu ändern, da seiner Meinung nach die Menschen im Osten des Landes wüssten, wo Vancouver Island liege, während Gastown oder gar Granville völlig unbekannt seien.
Am 6. April 1886 erfolgte die Stadtgründung mit dem neuen Namen Vancouver. Als erste Amtshandlung beschloss der Stadtrat eine Petition an die kanadische Dominion-Regierung, mit der Bitte, das Sperrgebiet des späteren Stanley-Park zu verpachten und in einen Park umzuwandeln. Nachdem die Regierung dieser Bitte entsprochen hatte, ernannte der Stadtrat eine sechsköpfige Kommission zur Verwaltung des Parks. 1890 wurde sie durch den Vancouver Park Board ersetzt, dessen sieben Mitglieder von den Einwohnern der Stadt gewählt werden. Die Kommission verwaltet heute 192 Grünflächen in Vancouver mit einer Gesamtfläche von 12,78 km², wobei der Stanley Park mit Abstand am größten ist.
Eine außer Kontrolle geratene Brandrodung zerstörte am 13. Juni 1886 desselben Jahres die Stadt fast vollständig. Innerhalb von 45 Minuten wurden über tausend Holzhäuser ein Raub der Flammen. Doch bereits am folgenden Tag begann der Wiederaufbau.10 Der erste Zug fuhr am 23. Mai 1887 in der Waterfront Station am Ufer des Burrard Inlet ein. Dank des von der Eisenbahn ausgelösten Aufschwungs erholte sich Vancouver rasch und wuchs überaus schnell von 5.000 Einwohnern im Jahr 1887 auf 15.000 im Jahr 1892 und 100.000 im Jahr 1900 an.11
|
|
In den ersten Jahrzehnten dominierten große Konzerne das wirtschaftliche Geschehen, da sie das nötige Kapital besaßen, um das Wachstum der Stadt voranzutreiben. Es entwickelten sich zwar einige Industriebetriebe, doch das Rückgrat der städtischen Wirtschaft bildete die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen. Zuerst dominierte die Forstwirtschaft, später der Exportverkehr über den Hafen. Der Hafen profitierte insbesondere von der Eröffnung des Panamakanals im Jahr 1914, weil dadurch eine kürzere Exportroute in Richtung Europa und an die Ostküste der USA geschaffen wurde. Während des Ersten Weltkriegs wurde rund ein Drittel des Meeresarms False Creek aufgefüllt, um Platz für weitere Bahnanlagen zu schaffen, insbesondere die Pacific Central Station der Canadian Northern Railway (später Canadian National Railway).
Als Gegengewicht gegen die Dominanz der Großkonzerne entstand eine wachsende Arbeiterbewegung. Der erste große Streik ereignete sich 1903, als Eisenbahner der CPR für die Anerkennung ihrer Gewerkschaft demonstrierten. 1918 war Vancouver Ausgangspunkt des ersten kanadischen Generalstreiks.12 Andere Sozialbewegungen wie Feministinnen, moralische Erneuerer und Abstinenzler übten ebenfalls Einfluss auf die städtische Politik aus. 1906 versuchte die Stadtverwaltung vergeblich, die Bordelle in der Dupont Street zu schließen. Während des Ersten Weltkrieges und bis 1921 war ein Gesetz zur Alkoholprohibition in Kraft. Als es abgeschafft wurde, und die USA das Alkoholverbot beibehielten, blühte der Schmuggel in das nahe gelegene Land.
Während der 1920er Jahre wurde Vancouver wiederholt von rassistisch motivierten Ausschreitungen erschüttert, insbesondere gegen Chinesen und Japaner; einige Zeitungen warnten vor einer „orientalischen Bedrohung“.13
Am 1. Januar 1929 wurde das Gebiet der Stadt mit der Eingemeindung von Point Grey und South Vancouver auf den heutigen Umfang erweitert. Es umfasst seither fast den gesamten westlichen Teil der Halbinsel zwischen dem Burrard Inlet und dem Fraser River. Die Einwohnerzahl betrug an diesem Tag 228.193, womit Vancouver zur drittgrößten Stadt des Landes nach Toronto und Montréal aufstieg, eine Position, die sie bis heute hält. Der wirtschaftliche Aufschwung der 1920er Jahren endete abrupt mit der Weltwirtschaftskrise. Die Nachbargemeinden North Vancouver und Burnaby mussten Konkurs anmelden, während Vancouver diesen knapp abwenden konnte. Tausende reisten durch ganz Kanada nach Vancouver, weil sie hier Arbeit zu finden hofften. Großen Zulauf in den Armenvierteln fanden die Kommunisten, die mehrmals Massenstreiks organisierten. Viele Angehörige des Mackenzie-Papineau-Bataillons, das im Spanischen Bürgerkrieg kämpfte, stammten aus Vancouver.
Der Zweite Weltkrieg verhalf der Region zu einem raschen Wirtschaftsaufschwung. Die Werften produzierten Korvetten und Minensuchboote für die Royal Canadian Navy. Wenige Monate nach dem Angriff auf Pearl Harbor, betrachtete die kanadische Regierung die japanischstämmigen Kanadier als Bedrohung der nationalen Sicherheit, ähnlich wie im Ersten Weltkrieg die Deutschen.14 So wurden die japanischstämmigen Kanadier enteignet, im Hastings Park zusammengetrieben und danach in Lagern im Landesinneren interniert. Viele wurden nach Japan ausgewiesen. Erst 1988 entschuldigte sich die Regierung offiziell und leistete Entschädigungszahlungen.15
Im Dezember 1953 nahm CBUT, die erste Fernsehstation in Westkanada, den Sendebetrieb auf. Zur Schaffung besserer Verkehrsverbindungen entstanden mehrere neue Brücken. Bereits 1925 war die Second Narrows Bridge und 1938 die Lions Gate Bridge zum Nordufer des Burrard Inlet errichtet worden. 1957 folgte die Oak Street Bridge über den Fraser River nach Richmond und 1960 der Ironworkers Memorial Second Narrows Crossing über den Burrard Inlet.
Im Vorort Burnaby wurden zwei Universitäten gegründet, die heute Zweigstellen in Vancouver besitzen und die 1908 gegründete University of British Columbia ergänzen. Den Anfang machte 1960 das British Columbia Institute of Technology, 1965 folgte die Simon Fraser University.
Einwohner des chinesisch geprägten Stadtteils Strathcona bildeten in den späten 1960er Jahren eine Protestbewegung und verhinderten den Abriss dieses Viertels, das einer geplanten Autobahn weichen sollte. Die Proteste führten zu einem Umdenken in der Verkehrspolitik und 1980 zum Verbot weiterer Autobahnen auf Stadtgebiet. 1971 wurde in Vancouver Greenpeace gegründet, heute eine der bedeutendsten Umweltschutzorganisationen. Das anhaltende Wachstum des Vancouver International Airports auf Sea Island machte den Bau einer weiteren Brücke über den Fraser River notwendig: Die Arthur Laing Bridge wurde 1976 eingeweiht. 1968 begann der Bau des Roberts Bank Superport, eines gigantischen Hafen-Terminals - bis 1983 wurde daraus eine Insel mit einer Fläche von 113 ha. Lärm, Verschmutzung, Erschütterungen mussten von den nebenan lebenden Tsawwassen hingenommen werden. Die fischreiche Bucht wurde ein totes Industriegewässer mit einer fast völlig ausgewechselten Flora und Fauna.
Nachdem Vancouver den Zuschlag zur Durchführung der Weltausstellung 1986 erhalten hatte, verstärkte sich in der Stadt ein Bauboom, der mit wenigen Unterbrechungen bis heute anhält. 1983 wurde das BC Place Stadium eröffnet, das erste überdachte Stadion Kanadas. Im Januar 1986 folgte die erste Linie des SkyTrain, einer Hochbahn, die Vancouver mit den Vororten verband. Weitere Bauten, die im Hinblick auf die Expo 86 entstanden und seither das Stadtbild prägen, sind Science World, Canada Place und die Plaza of Nations.
Die von Mai bis Oktober 1986 dauernde Weltausstellung zog über 20 Millionen Besuchern an. Das Ausstellungsgelände am Nordufer des False Creek war zuvor eine ausgedehnte Industriebrache gewesen und wurde nach Ausstellungsende an den aus Hongkong stammenden Unternehmer Li Ka-shing verkauft. Dieser setzte eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Nordamerikas um, und False Creek wandelte sich innerhalb weniger Jahre zu einem Wohngebiet am Rande der Innenstadt. Bereits in den 1970er Jahren war die im False Creek gelegene Halbinsel Granville Island von einer Industriezone zu einem Einkaufs- und Kulturviertel umgestaltet worden. Die Insel war seit 1915 durch Landgewinnung entstanden, die Industrieanlagen verfielen jedoch seit den 50er Jahren. Der einzige noch bestehende Industriebetrieb ist eine Zementfabrik, 1984 wurde auf der Halbinsel eine Brauerei eröffnet, die Granville Island Brewing Co.. Ansonsten dominieren Gaststätten und Kunstgewerbe die Halbinsel.
Vancouver ist spätestens seit dem beginnenden 21. Jahrhundert eine multikulturelle Gesellschaft. Seit den ersten Jahren der europäischen Besiedlung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bildeten Briten und Amerikaner die größte Einwanderergruppe und sind heute noch die größte ethnische Gruppe. Bis in die 60er Jahre war die Stadt ausgesprochen britisch geprägt, da die meisten britischen Einwanderer direkt hierherzogen, ohne zuvor in den östlichen kanadischen Provinzen gelebt zu haben. Insbesondere in den Stadtteilen South Granville und Kerrisdale ist ihr Einfluss auf das kulturelle Leben spürbar. Vor den 80er Jahren bildeten Deutsche die zweitgrößte Gruppe, gefolgt von Ukrainern und Skandinaviern.
Mit einem Anteil von knapp 30 % sind die Chinesen mit Abstand die größte nichteuropäische Bevölkerungsgruppe. Sie kamen in drei großen Einwanderungswellen: in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts während des Goldrauschs im Fraser Canyon bzw. im Cariboo-Gebiet, während des Baus der transkontinentalen Eisenbahnlinie sowie in den 1980er und 1990er Jahren vor der Übergabe Hongkongs an die Volksrepublik China. Weitere ethnische Gruppen aus Asien sind Inder, Vietnamesen, Filipinos, Süd-Koreaner, Khmer und Japaner. Einige Stadtteile sind stark von einer bestimmten ethnischen Gruppe geprägt. So finden sich neben der zweitgrößten Chinatown in Nordamerika auch Gegenden, in denen indische („Punjabi Market“), italienische („Little Italy“), japanische („Japantown“), koreanische („Koreatown“) oder griechische („Greektown“) Einflüsse vorherrschen. Insgesamt zählte die Kernstadt 2006 578.041 Einwohner, 2011 waren es bereits 603.502.
Die zehn First Nations in Greater Vancouver haben in mehrfacher Hinsicht eine Sonderrolle. So grenzen ihre traditionellen Gebiete Rechtsbezirke ab, in denen der Staat bei allen Dingen, die dieses Gebiet betreffen, zu rechtzeitigen Konsultationen verpflichtet ist. Daher dürfen staatliche Gebäude nicht ohne Beratung mit der betroffenen First Nation verkauft werden. Außerdem haben etwa die Musqueam, deren traditionelles Gebiet zu großen Teilen von der Universität belegt ist, dort Grundstücke verpachtet und pflegen ein besonderes Verhältnis zur Universität selbst. Außerdem gelten die First Nations nicht als „sichtbare Minderheit“.
Im Jahr 2001 lebten im Bezirk Vancouver 22.700 nach den Bestimmungen des Indianergesetzes anerkannte Indians, von denen 17.475 als registrierte status indians galten und 5.225 als non-status indians; 10.445 lebten in Vancouver selbst. 2006 lebten in der Stadt bereits 23.515 Indianer.20 Die insgesamt 22 Reservate im Großraum Vancouver umfassen allerdings nur 17,22 km² oder 0,6 % der Gesamtfläche. Außerdem lebten 2001 in der Stadt 12.505 Métis, Nachkommen meist französischer Väter und indianischer Mütter, die Französisch sprechen und katholisch sind. Ihre Zahl stieg bis 2006 auf 15.075. Hinzu kamen 260 Inuit, deren Zahl auf 210 zurückging.21, schließlich 1.395 Menschen mit gemischter Zugehörigkeit oder aus anderer Urbevölkerung. Damit lebten 21,7 % der Ureinwohner British Columbias in Greater Vancouver,22 2006 waren es genau 40.310.
Das römisch-katholische Erzbistum Vancouver ersetzte 1908 das ältere Bistum New Westminster. Es umfasst den südwestlichen Teil der Provinz British Columbia ohne Vancouver Island. Die 1899/1900 erbaute Holy Rosary Cathedral ist die Bischofskirche. Mit der Römisch-katholischen Kirche uniert ist die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche, wobei Vancouver zur Eparchie New Westminster gehört, die wiederum einen Teil der Erzeparchie Winnipeg bildet. Das anglikanische Bistum New Westminster verlegte seinen Sitz 1929 nach Vancouver in die 1894/95 erbaute Christ Church Cathedral. Das Bistum bildet einen Teil der Kirchenprovinz British Columbia and the Yukon. Die Holy Trinity Cathedral gehört der ukrainisch-orthodoxen Kirche Kanadas; sie ist eine von zwei Kathedralen des Bistums Edmonton und Westkanada, die mit dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel verbunden sind.
Die am weitesten verbreitete Richtung des Buddhismus, der mit den asiatischen Einwanderern in die Region kam, ist der Amitabha-Buddhismus. Bedeutendster Tempel der Metropolregion ist der International Buddhist Temple im benachbarten Richmond.
Die jüdische Gemeinde, die sich ebenfalls bis in die Zeit vor der eigentlichen Stadtgründung zurückverfolgen lässt, ist heute die drittgrößte Kanadas. Am meisten Mitglieder zählt das konservative Judentum, gefolgt vom Reformjudentum und dem orthodoxen Judentum.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zogen Sikhs, Hindus und Moslems hierher, die aus Britisch-Indien stammten. So prägt das ehemalige Britische Kolonialreich bis heute auch in dieser Hinsicht seine ehemalige Kolonie Kanada.25
Der Wirtschaftsboom und der Wohnungsbedarf vermögender Zuwanderer, insbesondere aus Hongkong, hat zu stark steigenden Mieten geführt. Dadurch sind in der Metropolregion Vancouver an die 100.000 Menschen von Obdachlosigkeit bedroht, rund 2.200 leben auf der Straße.26 Dabei nehmen die so genannten street level social problems zu, also die Probleme, die auf der Straße erkennbar werden. Sie betreffen seit einigen Jahren nicht mehr nur die dafür bekannten Stadtteile, wie Downtown Vancouver, sondern auch Metrotown in Burnaby und die Whalley/Centre City-Gegend in Surrey. Dennoch konzentrierten sich 2005 noch 63 % der Wohnungslosen in Vancouver selbst, während sich 21 % in der südlich des Fraser River gelegenen Sub-Region finden.27 Dabei sind Wohnungslosigkeit, vor allem aber Drogenabhängigkeit, Prostitution und (Beschaffungs-)Kriminalität28 aufs engste miteinander verbunden. Die desolate Lebenssituation mehrerer hundert Bewohner ist vor allem im Umkreis des Polizeireviers Main Street29 zwischen Downtown und Chinatown leicht zu erkennen. Die schlechtesten Lebensbedingungen herrschten 2012 in Downtown Eastside, wo allein rund 10.000 Drogenabhängige leben. Dort ist fast jeder Dritte HIV-positiv, eine Epidemie, die seit 1997 stark angestiegen ist; es wurde dokumentiert, wie in kurzer Zeit 25 % der 15.000 spritzenden Drogenabhängigen der Stadt erkrankten. Einer der Eindämmungsversuche war 2003 die Eröffnung der ersten legalen Fixerstube Nordamerikas, nachdem die Ausgabe von Spritzen kaum Wirkung zeigte; hinzu kam eine Verbesserung der Medikamentenversorgung.29a
Die Zuwanderungspolitik der USA, die seit der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten amerikanische Unternehmen bei der Anwerbung von Mitarbeitern behindert, führt dazu, dass diese vielfach auf Kanada und insbesondere auf Vancouver ausweichen. So gründete Microsoft in Vancouver mit 750 Mitarbeitern sein Microsoft Canada Excellence Centre. Bis 2020 sollen dort 50.000 neue Technologie-Arbeitsverhältnisse entstehen, Vancouver ist inzwischen die führende kanadische Stadt für Start-ups. Dies führt jedoch zu rapide wachsenden Immobilienpreisen und Mieten.31 Amazon erwirbt seit 2015 Immobilien und lässt neue errichten, um mindestens 5.000 Angestellte unterzubringen.32
Die 1953 in Kraft gesetzte Vancouver Charter übertrug der Stadt mehr Kompetenzen als anderen Gemeinden, die dem BC Municipalites Act, dem Gemeindegesetz British Columbias unterstellt sind.35 Die Stadt wird von einem Stadtrat, dem Vancouver City Council regiert, der aus zehn Abgeordneten und zusätzlich dem Bürgermeister zusammengesetzt ist. Daneben gibt es einen Schulrat mit neun und einen Parkrat mit sieben Mitgliedern. Die Räte werden alle drei Jahre im Proporzverfahren gewählt, wobei die gesamte Stadt einen einzigen Wahlkreis bildet. Die Einführung der in Kanada sonst üblichen Mehrheitswahl mit Einerwahlkreisen wurde am 17. Oktober 2004 in einer Volksabstimmung abgelehnt.
Seit den 40er Jahren dominiert die mitte-rechts stehende Non-Partisan Association (NPA) die städtische Politik und stellt seither mit wenigen Unterbrechungen den Bürgermeister. Ihr gegenüber steht die Mitte-links-Vereinigung Coalition of Progressive Electors (COPE). Die in der Mitte des politischen Spektrums stehende Vision Vancouver spaltete sich 2005 von der COPE ab. Bei den letzten Wahlen am 15. November 2008 gewann Vision Vancouver acht Sitze, darunter auch der neu gewählte Bürgermeister Gregor Robertson (sein Vorgänger Sam Sullivan von der NPA war in der parteiinternen Ausscheidung gescheitert). COPE gewann zwei Sitze, die bisher regierende NPA einen Sitz.
Traditionell wählen die wohlhabenderen westlichen Stadtteile eher konservativ und liberal, die östlichen Stadtteile eher links.36 Konsens besteht darin, dass die städtischen Parks vor Bebauung geschützt werden müssen, der Ausbau des öffentlichen Verkehrs genießt Priorität gegenüber dem Bau von Stadtautobahnen, Drogenkonsumenten werden nicht strafrechtlich verfolgt.
In der Legislativversammlung von British Columbia ist Vancouver durch zehn Abgeordnete vertreten, die in ebenso vielen Wahlkreisen gewählt werden. Im kanadischen Unterhaus ist Vancouver durch fünf Abgeordnete vertreten.
Wie die meisten Großstädte, so hat auch Vancouver dank internationaler Bautätigkeit seine regionale Identität partiell eingebüßt. So verschwanden in Downtown zahlreiche Häuser zugunsten von Bürotürmen. Hochhäuser prägen das Stadtbild viel stärker, als noch vor wenigen Jahrzehnten. Einige der Gebäude, die in architektonischer Hinsicht herausragen, so zum Beispiel das an das Kolosseum erinnernde Hauptgebäude der Vancouver Public Library, setzen sich von dieser Allerweltsbauweise ab. Das gilt auch für das zeltartige Gebäude Canada Place, den ehemaligen kanadischen Pavillon der Weltausstellung des Jahres 1986.
Aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts sind einige markante Bauten erhalten geblieben. Dazu gehören unter anderem die neoklassizistische Vancouver Art Gallery (ein ehemaliges Gerichtsgebäude) und das mit Terrakottaziegeln verkleidete Dominion Building. Letzteres war von 1908 bis 1910 das höchste Gebäude des Britischen Weltreichs, diese Rolle hatte anschließend bis 1912 der im Beaux-Arts-Stil erbaute Sun Tower mit seiner markanten grünen Kuppel inne. Ein Wahrzeichen der Stadt ist das 1930 im Art-Déco-Stil erbaute Marine Building, das dem New Yorker Empire State Building nachempfunden ist. Mehr als drei Jahrzehnte lang, von 1939 bis 1972, war das Hotel Vancouver das höchste Gebäude der Stadt. Die Liste der höchsten Gebäude in Vancouver führt das im Januar 2009 fertig gestellte Living Shangri-La mit einer Höhe von 201 m an.
Gegen weiteren Wildwuchs setzte sich die Stadt zur Wehr. 1989 genehmigte der Stadtrat „Richtlinien zum Schutz der Aussicht“ (view protection guidelines), die 1990 erweitert wurden. Diese legen im Stadtzentrum mehrere Korridore fest, in denen die Gebäude eine gewisse Höhe nicht überschreiten dürfen, um so die uneingeschränkte Aussicht auf die North Shore Mountains zu gewährleisten. Doch bald wurden die Bestimmungen wieder aufgeweicht. 1997 gab der Stadtrat eine Studie in Auftrag, um zu prüfen, ob die Errichtung höherer Gebäude zur Akzentuierung der „Skyline“ möglich sei, ohne die Aussicht auf die Berge zu stören.44 Die Studie ermittelte fünf Standorte, an denen die Gebäude die Begrenzung von 137 m überschreiten dürfen, und zwei weitere Standorte im Nordwesten des zentralen Geschäftsviertels, an denen die Gebäude bis zu 122 m hoch sein dürfen (31 m höher als die dort geltende Begrenzung). Acht Jahre später waren fünf dieser sieben Standorte bebaut oder in der Genehmigungsphase.
Die Parks und Gärten in Vancouver sind zusammen 1.298 ha groß, was rund elf Prozent der Stadtfläche entspricht. Der größte ist der 404 ha große Stanley Park mit dem Vancouver Aquarium.45 Ebenfalls von Bedeutung ist der 52 ha große Queen Elizabeth Park im Stadtbezirk South Cambie. In Chinatown befindet sich der nur 0,13 ha umfassende Dr. Sun Yat-Sen Classical Chinese Garden. Hinzu kommen zwei botanische Gärten, der VanDusen Botanical Garden (22 ha) im Stadtbezirk Shaughnessy und der UBC Botanical Garden (inkl. Nitobe Memorial Garden) auf dem Gelände der University of British Columbia (44 ha).
Die in einem ehemaligen Gerichtsgebäude beheimatete Vancouver Art Gallery ist mit rund 8.000 Kunstwerken (darunter 200 bedeutende Werke von Emily Carr und Illustrationen von Marc Chagall) das größte Kunstmuseum in Westkanada. Im Vancouver Maritime Museum, einem Schifffahrtsmuseum, ist unter anderem der Schoner St. Roch ausgestellt, das erste Schiff, das die Nordwestpassage von Pazifik zum Atlantik vollendete. Das Museum of Anthropology auf dem Gelände der University of British Columbia ist eines der führenden Museen für die Kultur und Geschichte der First Nations im pazifischen Nordwesten, während das Vancouver Museum das größte städtische Museum des Landes ist. Science World befasst sich auf spielerische Weise mit der Welt der Wissenschaft, das Vancouver Police Centennial Museum bringt den Besuchern die Geschichte der örtlichen Polizei näher.
1986 gründete die kulturelle Gemeinschaft von Greater Vancouver eine Allianz zur Förderung und Entwicklung der kulturellen Vielfalt in der Region. Die Allianz dient heute als Sprachrohr von ca. 320 Gruppen und Künstlern. Ihr Ziel ist es, in der Stadt eine höhere Akzeptanz für Kunst zu schaffen und den Beitrag der Kunst zum gesellschaftlichen Leben zu verdeutlichen. Im September 2009 demonstrierte sie mit zahlreichen kulturell Tätigen gegen die massiven Einsparungen der Regierung.46
Bedeutende Theater in Vancouver sind die Arts Club Theatre Company, die Vancouver Playhouse Theatre Company, das Touchstone Theatre, das Studio 58, das Carousel Theatre und die United Players of Vancouver. Freilichtvorstellungen werden im Sommer von Bard on the Beach und Theatre Under the Stars angeboten. Darüber hinaus finden jedes Jahr das Fringe Festival und das International Film Festival statt.
Rock- und Popkonzerte finden im General Motors Place, im BC Place Stadium und im Pacific Coliseum statt, kleinere Veranstaltungen finden im Plaza of Nations, im Commodore Ballroom, im Orpheum Theatre oder im Vogue Theatre auf. Jedes Jahr finden zwei bedeutende Musikfestivals statt, das Vancouver Folk Music Festival und das Vancouver International Jazz Festival. Aus Vancouver stammen auch zwei Orchester, das CBC Radio Orchestra und das Vancouver Symphony Orchestra. Die Vancouver Opera tritt im Queen Elizabeth Theatre auf.
Eine der bekanntesten Veranstaltungen ist die Celebration of Light, ein mit Musik unterlegter Feuerwerkswettbewerb an den Stränden der English Bay, der jeweils Ende Juli und Anfang August von über 1,5 Millionen Zuschauern verfolgt wird. Die ethnischen Minderheiten der Stadt tragen ebenfalls ihren Teil zum kulturellen Geschehen bei, insbesondere die Chinesen. Diese feiern das Neujahrsfest und tragen im Juni auf dem False Creek ein internationales Drachenboot-Rennen aus.
Vancouver besitzt eine einflussreiche Lesben- und Schwulenbewegung. Im Juli 2003 war British Columbia die zweite Provinz, die die gleichgeschlechtliche Ehe als verfassungsmäßiges Recht anerkannte, wenige Wochen nach Ontario.47 Die Schwulen- und Lesbenszene konzentriert sich um die Davie Street im Stadtzentrum; dieses Gebiet ist auch unter dem Namen Davie Village bekannt.
Frühe Sperrstunden für Bars und Nachtclubs wurden erst 2003 aufgehoben, als die Öffnungszeiten verlängert und Verordnungen gelockert wurden. Der Stadtteil Downtown (insbesondere die Gegend um die Granville Street) übernahm die Rolle eines Vergnügungszentrums.48
Der Hafen Vancouver ist der größte Kanadas und der zweitgrößte an der Westküste Nordamerikas (bei den Exporten ist er der größte des Kontinents). Ein weiteres Standbein der Wirtschaft ist die Forstwirtschaft. Globale Konzerne wie Canfor oder West Fraser Timber (zweitgrößter bzw. drittgrößter Holzproduzent der Welt) haben hier ihren Hauptsitz. Ebenso ist Vancouver Hauptsitz zahlreicher Bergbau-Unternehmen wie Teck Cominco und Goldcorp. Die Börse, die Vancouver Stock Exchange (heute ein Teil der Toronto Stock Exchange), ist für kleinere bis mittlere Unternehmen der bedeutendste Markt für Risikokapital. Vancouver verfügt über zahlreiche Filialen nationaler und internationaler Banken und Dienstleistungsunternehmen.
Vancouver ist nach Los Angeles und New York der drittwichtigste Standort der nordamerikanischen Filmindustrie.50 Rund 10 % aller Hollywood-Filme werden in und um Vancouver gedreht, weshalb die Stadt häufig als „Hollywood North“ bezeichnet wird. Die Vancouver Film Studios gehören zu den bedeutendsten Film- und Fernsehstudios, weitere Unternehmen der Film- und Fernsehbranche haben ihren Sitz in verschiedenen Vororten. Begünstigt wird die Filmindustrie durch Steuererleichterungen der kanadischen Regierung.51
Wegen der Universitäten haben sich mehrere Hochtechnologie und Softwareunternehmen niedergelassen. In der Region hat sich ein besonders großer Cluster von Computerspiele-Entwicklern gebildet, die größten sind Electronic Arts und Relic Entertainment. Darüber hinaus entwickelt sich die Stadt zum Zentrum der Forschung an Brennstoffzellen. So hat der führende Hersteller Ballard Power Systems seinen Hauptsitz in der Nachbarstadt Burnaby, das Institut für Brennstoffzellenforschung des National Research Council of Canada befindet sich in Vancouver.52
Seit 1998 ist die Verkehrsgesellschaft TransLink für fast alle Belange des Verkehrswesens in Metro Vancouver und in Teilen des angrenzenden Fraser Valley Regional District zuständig, mit Ausnahme des überregionalen Schienen- und Fährverkehrs. TransLink betreibt in diesem Gebiet den öffentlichen Personennahverkehr und übernimmt teilweise oder gänzlich die Finanzierung und den Unterhalt von Straßen und Brücken (ohne Autobahnen).
Der Vancouver International Airport befindet sich in der Nachbarstadt Richmond auf Sea Island, einer Insel im Mündungsdelta des Fraser. Vancouvers Flughafen ist der zweitgrößte Kanadas und der zweitgrößte an der Westküste Nordamerikas mit internationalen Flügen. Weitere bedeutende Flughäfen in der Umgebung sind der Abbotsford International Airport im namengebenden Ort und der Boundary Bay Airport in Delta. Im Stadtzentrum befinden sich zusätzlich Anlegestellen für Wasserflugzeuge und Landeplätze für Helikopter.
Die einzige Autobahn ist der Trans-Canada Highway im äußersten Osten der Stadt. Alle anderen verengen sich vor der Stadtgrenze zu Hauptstraßen. Durch die Stadt zieht sich ein 170 km langes Radwegenetz.
Zwischen Vancouver und Vancouver Island gibt es keine direkte Fährverbindung. Fähren von BC Ferries verkehren von der Horseshoe Bay westlich von West Vancouver nach Nanaimo und Bowen Island sowie von Tsawwassen in der Gemeinde Delta nach Swartz Bay unweit der Provinzhauptstadt Victoria und zu den Gulf Islands. Die SeaBus-Fähre verbindet die Stadtzentren von Vancouver und North Vancouver miteinander.
Der Hafen macht die Stadt zum wichtigsten Endpunkt der beiden transkontinentalen kanadischen Güterbahnen Canadian Pacific Railway und Canadian National Railway. Auch die amerikanische BNSF Railway (früher Great Northern Railway) besitzt eine Strecke nach Vancouver. Die Canadian Pacific erreichte die Stadt 1887, die Great Northern 1891 und die Canadian Northern (Vorgängerin der Canadian National) 1915. In North Vancouver endet das Streckennetz der seit 2004 zur CN gehörenden British Columbia Railway.
InterCity-Züge werden von VIA Rail unter der Bezeichnung The Canadian angeboten und fahren vom Bahnhof Pacific Central ab. Amtrak Cascades bietet eine Verbindung nach Seattle an. Ausflugszüge von Great Canadian Railtour verkehren unter dem Namen Rocky Mountaineer nach Calgary, Jasper und Whistler. Der West Coast Express ist ein Pendlerzug, der vom Bahnhof Waterfront nach Mission verkehrt.
Rückgrat des öffentlichen Personennahverkehrs ist der vollautomatisch fahrende SkyTrain, der größtenteils als Hochbahn ausgeführt ist. Die Expo Line und die Millennium Line führen nach Burnaby, New Westminster und Surrey. Seit dem 17. August 2009 verbindet die Canada Line das Stadtzentrum mit Richmond und dem Flughafen. Im Auftrag von TransLink betreiben die Gesellschaften Coast Mountain Bus Company und West Vancouver Blue Bus ein Busnetz. 13 Linien werden außerdem durch den Oberleitungsbus Vancouver bedient. Dieser ersetzte 1948 die Straßenbahnen und Interurbans der British Columbia Electric Railway, die von 1890 bis 1958 existierten. Die Stadtverwaltung plant die Wiedereinführung der Straßenbahn; die erste Linie soll von Granville Island über den Bahnhof Waterfront zum Stanley Park führen.53 Dem Südufer des False Creek entlang verkehrt an Sommerwochenenden die Vancouver Downtown Historic Railway, eine Museumsstraßenbahn. Überlandbusse von Greyhound Canada verkehren vom Bahnhof Pacific Central aus.
Die Stadt Vancouver bildet den Schulbezirk 39, mit rund 57.000 Schülern und 119 Schulen der zweitgrößte in British Columbia.54 Wie auch in anderen Teilen der Provinz gibt es viele private Schulen, die Anspruch auf eine Teilfinanzierung durch den Staat besitzen – dazu gehören religiöse, säkulare und sonderpädagogische Schulen, von denen die meisten zusätzlich Gebühren verlangen. Darüber hinaus gibt es drei Schulen, die Unterricht in französischer Sprache anbieten. Diese unterstehen dem Conseil scolaire francophone de la Colombie-Britannique, der für frankophone Schüler in der gesamten Provinz zuständig ist.55
In der Region Vancouver gibt es zwei bedeutende staatliche Universitäten. Die University of British Columbia (UBC) wurde 1908 gegründet und befindet sich an der Westspitze der Burrard-Halbinsel. Die 1965 gegründete Simon Fraser University (SFU) hat ihren Hauptsitz in Burnaby. Die UBC und die SFU besitzen vom jeweiligen Campus ausgelagerte Lehreinrichtungen in Vancouver. Das British Columbia Institute of Technology in Burnaby ist eine technische Universität mit Zweigstellen in Vancouver, Richmond und North Vancouver. Im September 2007 wurde in Vancouver ein Campus der privaten Fairleigh Dickinson University eröffnet.
Bedeutende Kunsthochschulen sind die Emily Carr University of Art and Design, die Vancouver Film School und das Studio 58. Zwei Fachhochschulen (in Kanada college genannt) bieten ebenfalls höhere Ausbildungslehrgänge an, es sind dies das Vancouver Community College und das Langara College.
Die Konzentration auf dem Zeitungsmarkt ist weit vorangeschritten. Es erscheinen zwar zwei regionale Tageszeitungen, The Vancouver Sun und The Province, doch beide werden von der Pacific Newspaper Group herausgegeben, einer Tochtergesellschaft von CanWest Global Communications. Ebenfalls vertrieben werden zwei landesweit erscheinende Tageszeitungen, The Globe and Mail und National Post. Die drei Tageszeitungen Ming Pao, Sing Tao Daily und World Journal richten sich an den chinesischsprachigen Teil der Bevölkerung. 24 Hours und Metro sind kostenlose Pendlerzeitungen. Ebenfalls kostenlos ist die Wochenzeitung The Georgia Straight. Zweimal wöchentlich erscheint die Lokalzeitung Vancouver Courier.
Wie in allen Provinzen so sind auch in British Columbia die national tätigen Fernsehanstalten mit regionalen Ablegern vertreten. Bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten CBC und Télévision de Radio-Canada sind dies die Sender CBUT und CBUFT, während die kommerziellen Anbieter Citytv, CH, Global und CTV mit Citytv Vancouver, CHEK-TV, Global BC und CTV British Columbia vertreten sind. Der Sender Global BC hat die höchsten Marktanteile im Nachrichtenbereich. Channel m richtet sich an die Immigranten und sendet in fünf asiatischen Sprachen.
Die drei wichtigsten Radiostationen sind CBC Radio One, CKNW und News1130.
Für die Abbildungen gilt:
Kopieren, Verbreiten oder Modifizieren ist unter den Bedingungen der GNU Free Documentation License, Version 1.2 oder einer späteren Version, veröffentlicht von der Free Software Foundation, erlaubt. Eine Kopie des Lizenztextes ist unter dem Titel GNU Free Documentation License enthalten.
Der Text findet sich hier.