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Hans-Jürgen Hübner:

Geschichte Israels

Version 1.83 (15. Juni 2019)

Israel-2013(2)-Aerial-Jerusalem-Temple Mount-Temple Mount (south exposure)
Luftbild des Tempelbergs

Die Geschichte Israels, genauer die menschliche Geschichte auf dem Gebiet des heutigen Staates gleichen Namens, beginnt mit den ältesten menschlichen Spuren, nachdem einige Vertreter des Homo erectus Afrika vor rund zwei Millionen Jahren verlassen hatten. Die bis zur Datierung der syrischen Fundstätte Aïn al Fil ältesten, als gesichert geltenden Spuren in der Levante ließen sich auf 1,4 Millionen Jahre datieren und wurden südlich des Sees Genezareth auf israelischem und auf jordanischem Gebiet entdeckt. Eine weitere Wanderungswelle folgte vor etwa 600.000 Jahren, wobei diese Menschen bereits vor 300 bis 500.000 Jahren Elefanten jagten.

Vor mindestens 250.000 Jahren erschienen Neandertaler (ihnen zugewiesene Steinbearbeitungstechniken ließen sich belegen) in der Region und weitere kamen möglicherweise in kalten Zeiten aus Europa, die hier gleichzeitig mit dem archaischen Homo sapiens lebten. Letzterer gilt als direkter Vorfahr des heutigen Menschen, der sich vor mindestens 300.000 Jahren in Nordafrika entwickelte und in Palästina vor 110.000 Jahren nachweisen lässt. Einige dieser anatomisch modernen Menschen dürften vor etwa 130.000 Jahren Afrika verlassen haben. Doch vor 80.000 Jahren verschwanden sie wieder aus Palästina, um vor ca. 60.000 Jahren erneut dort aufzutauchen. Nun lebten sie mit Neandertalern in derselben Region und dort kam es zu gemeinsamen Nachkommen. Doch vor 45.000 Jahren begann der Neandertaler zu verschwinden. Im Jordantal entstand vor 70.000 Jahren ein 200 km langer, 2000 km² großer See, der bis 12.000 v. Chr. existierte. Die Menschen lebten zwar weiterhin von der Großwildjagd und vom Sammeln, doch kleinere Tiere und Fischfang spielten eine immer größere Rolle.

Bereits um 18.000 v. Chr. mehren sich Anzeichen für dauerhaftere Lager - eine dorfartige Struktur ist nachgewiesen -, dann für eine begrenzte Produktion von Lebensmitteln. Wilde Gerste wurde gemahlen und gebacken. Hauptjagdwild waren Gazellen, an deren Wanderwegen Lager entstanden. Um 12.000 v. Chr. erschienen Häuser aus halbrunden Steinsetzungen mit Aufbauten aus Lehm. Spätestens 11.000 v. Chr. wurde Getreide angepflanzt. Es mehrten sich die Anzeichen für Rituale und Opfer, die Toten wurden meist in kontrahierter Stellung beigesetzt, gelegentlich die Schädel separat beerdigt. Die bis dahin recht abstrakte Kunst wurde durch realistischere Darstellungen ergänzt, die als älteste Bilddokumente Vorderasiens gelten.

In der Epoche zwischen 9500 und 8800 v. Chr. wurde zwar Landbau betrieben, doch die Herstellung von Tongefäßen war noch nicht bekannt. Wichtigster Fundort ist Jericho, das aus den Siedlungen, die meist weniger als einen halben Hektar groß waren, mit einer Fläche von 4 ha weit herausragt. Um 8000 v. Chr. umgab die vielleicht 3.000 Menschen bergende Stadt eine Mauer von 3 m Höhe, doch zwischen 7700 und 7220 v. Chr. war die Stadt unbewohnt. Seit 8300 v. Chr. breitete sich die bis dahin auf das Jordantal und die Golanhöhen begrenzte Getreideproduktion weiter aus. Um 7600 v. Chr. kam es zu einer starken Ausweitung des Siedlungsraums, die mit Wanderbewegungen einherging oder mit einem stärkeren Bevölkerungswachstum. Die meisten der älteren Siedlungen wurden aufgegeben.

Jericho entstand um 7220 neu und war nunmehr bis 6400 v. Chr. bewohnt. Die Migrationsmuster der Epochen vor den „Mega-Dörfern“ wurden um 7000 wieder aufgenommen, daneben bestanden weiterhin feste Siedlungen. Erst nach dieser Phase erfolgte eine Stabilisierung, die die Voraussetzung für urbane Strukturen bot, zudem kam Keramik in Gebrauch. Sha'ar HaGolan, eine Fundstätte von 20 ha Fläche, dürfte die größte Stadt zwischen 6400 und 6000 v. Chr. gewesen sein. Fernhandel lässt sich bis nach Anatolien und zum Nil belegen, vielleicht fanden Wanderungen dorthin statt. Zwischen etwa 5500 und 4500 v. Chr. bestanden, wohl aufgrund klimatischer Verschlechterungen, keine Kontakte zu Ägypten. Zwischen 4400 und 4000 v. Chr. deuten dort wieder Viehhaltung und Art der Landwirtschaft auf palästinensische Ursprünge. In der Kupfersteinzeit war Teleilat Ghassul im Jordantal mit 20 ha Fläche eine der größten Siedlungen. Sie barg geräumige Häuser von 3,5 mal 12 m Grundfläche, sowie einen Tempel. Zwischen 3500 und 3300 v. Chr. kam es zu einem drastischen kulturellen Einbruch, doch Spuren von Gewalt ließen sich bisher nicht belegen.

Madaba BW 8
Jerusalem auf der Mosaikkarte von Madaba, die bis etwa 570 entstand. Sie st Teil eines Mosaiks in der St. Georgskirche in Madaba, rund 35 km südlich von Amman, der Hauptstadt Jordaniens.

Danach setzte eine bronzezeitliche, als „frühurban“ bezeichnete Epoche ein, die Handelsbeziehungen weit über Palästina hinaus hervorbrachte. Diese erstreckten sich vor allem nach Ägypten. Ägypter lassen sich entlang der Handelswege nach Palästina in einem Siedlungsnetzwerk belegen. Das nunmehr unter einem Pharao zentralisierte Ägypten suchte, zum Teil mit Gewalt, die Kontrolle über Rohstoffe zwischen dem Sinai und dem Libanon zu gewinnen, die für die enorme Bautätigkeit im Zusammenhang mit den dortigen Pyramidenkomplexen von großer Bedeutung waren. Eng mit diesen Kämpfen dürfte die Existenz zahlreicher befestigter Siedlungen zusammenhängen. Mehr als 260 Siedlungen mit insgesamt vielleicht 150.000 Einwohnern sind aus dieser Epoche allein in Westpalästina bekannt, vor allem in Galiläa, Samarien und Juda. Unter ihnen waren Beth Yerah und Yarmuth mit 20 und 16 ha die größten. Einige Städte wiesen bis zu 8 m dicke Stadtmauern auf, Beth Yerah hatte vielleicht 4.000 bis 5.000 Einwohner. Stadttore und große Tempelanlagen wie in Megiddo wurden errichtet. Am Ende der Frühen Bronzezeit kam es zu einem Zusammenbruch der städtischen Kultur und zu einer Dominanz der Weidewirtschaft. Zugleich griffen „Asiaten“ immer wieder das Nildelta an, bis dort die semitischen Hyksos nach 1700 v. Chr. die Herrschaft übernahmen.

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Inhalt

Israel relief location map
Topographische Karte

Paläolithikum

Schädel des Menschen von Dmanisi in Georgien (Kopie)

Unter Paläoanthropologen herrscht Einvernehmen darüber, dass sowohl Neandertaler als auch anatomisch moderne Menschen (Homo sapiens) im afrikanischen Homo erectus einen gemeinsamen Vorfahren hatten. Einige Vertreter des Homo erectus verließen Afrika während einer ersten Ausbreitungswelle vor rund zwei Millionen Jahren Richtung Levante, Schwarzmeerraum und Georgien sowie möglicherweise über Nordwestafrika Richtung Südspanien.1 Die frühe Besiedlung Georgiens ist durch die 1,8 Millionen Jahre alten Fossilien von Dmanissi belegt.

Vor rund 600.000 Jahren kam es wohl zu einer zweiten Ausbreitungswelle des afrikanischen Homo erectus,2 der sich in Europa über die Homo heidelbergensis genannte Zwischenstufe zum Neandertaler entwickelte, während in Afrika vor mindestens 200.000 Jahren aus Homo erectus der sogenannte frühe oder archaische anatomisch moderne Mensch und aus diesem der anatomisch moderne Mensch hervorging.

Eine Neuberechnung ergab im Jahr 2012 Hinweise auf eine recht frühe Trennung der beiden Menschenformen;4 sie wurde in die Zeitspanne zwischen 800.000 und 400.000 Jahren vor heute datiert.5 Gestützt wird die Datierung unter anderem durch den rund 400.000 Jahre6 alten Swanscombe-Schädel, der – obwohl meist noch zu Homo heidelbergensis gestellt – bereits deutliche Merkmale der frühen Neandertaler aufweist.7

Die mitteleuropäischen Populationen von Homo erectus bzw. des Neandertalers und die in Afrika lebenden Vorfahren des anatomisch modernen Menschen lebten demzufolge bis zur Einwanderung des modernen Menschen vor rund 45.000 Jahren mehrere hunderttausend Jahre räumlich voneinander getrennt. Berührungen zwischen diesen Populationen fanden jedoch im Nahen Osten statt. Welchen Weg die jeweiligen Wanderungen nach dem Verlassen Afrikas einschlugen, ist noch weitgehend unklar, auch die des anatomisch modernen Menschen (Our Way to Europe). Vor allem mangelt es an asiatischen Skelettfunden, die älter als 40.000 Jahre sind, sieht man vom Oberschenkelknochens von Ust-Ischim am Irtysch ab, der 2008 entdeckt wurde. Es wurde vorgeschlagen, dass die Besiedlung vielleicht schon vor mehr als 60.000 Jahren stattfand. Zudem könnte es auch zu mehr als zwei Vorstößen gekommen sein, wohl auch zu Vermischungen mit Neandertalern, wie sich an besagtem Oberschenkel nachweisen ließ, aber auch mit Denisova-Menschen und Homo erectus.

Altpaläolithikum (ab 2,6/1,4 Millionen Jahre vor heute)

In Israel lassen sich in der Zeit zwischen 2,6 Millionen und 900.000 Jahren mindestens vier Zuwanderungswellen fassen. Dabei fanden sich die ältesten Steinwerkzeuge außerhalb Afrikas bei Yiron, nahe der Grenze zum Libanon,8 und bei Erq el-Ahmar, einem Abri 8 km südöstlich von Bethlehem.8a Beide Fundstätten wurden auf ein Alter von 2,2 bis 2,6 Millionen Jahren datiert, doch gelten die Datierungen als problematisch.9

Einige Funde, die auf 1,4 Millionen Jahre datiert wurden, werden dem Acheuleen zugeordnet, die sogenannte Bizat Ruhama group sowie Gesher Benot Ya'aqov.10

Tell 'Ubeidiya, die älteste Fundstätte menschlicher Spuren

Häufig wird das nahöstliche Acheuleen in drei Phasen, eine frühe, mittlere und späte eingeteilt. Diese werden häufig als relative Chronologie zugrundegelegt. Dennoch werden Fundstätten von über 700.000 Jahren meistens dem frühen Acheuleen zugeordnet.11

Die älteste gesicherte Fundstätte Israels liegt in der 'Ubeidiya-Formation, rund 3,5 km südlich des Sees Genezareth beiderseits des Jordans.12 Ihr Alter ließ sich auf 1,5 bis 1 Millionen Jahre datieren, die älteste Fundstätte näherungsweise auf 1,4 Millionen Jahre.13 Allein bis 1974 tauchten 8000 Steinartefakte auf, 39 Steingeräteinventare wurden analysiert; sie reichen von 2 bis 1000 Stücken. Dabei stellte sich heraus, dass bestimmte Formen an bestimmte Materialien gebunden sind, etwa Spheroide an Kalkstein, Kerne und Geröllgeräte bestanden meist aus Feuerstein, Faustkeile hingegen meist aus Basalt. Zusammen mit ihnen fanden sich Überreste von 80 Säugetierarten, 60 Vogelarten, dazu Reptilien, Fische und Mollusken. Hier ließ sich bereits Jagd als Überlebensstrategie sicher belegen. Zudem fanden sich Hinweise auf einen Faunenaustausch mit Afrika, wie das ausgestorbene Flusspferd Hippopotamus gorgops. Durch andere Fundstellen ist bekannt, dass es zu Spezialisierungen auf bestimmte Tierarten, ja, sogar Altersgruppen oder nur bestimmte Teile der Jagdbeute kam. Letzteres wurde mit dem erhöhten Energieverbrauch des wachsenden menschlichen Gehirns in Zusammenhang gebracht, der durch eine Reduzierung des Energieverbrauchs im Verdauungstrakt kompensiert wurde. Dies wiederum sorgte für eine Spezialisierung auf energiereichere Tierteile. Bei den späteren Neandertalern ließ sich nachweisen, dass sie sogar ganz überwiegend von tierischem Eiweiß lebten (Supercarnivoren). Zwar fand man in 'Ubeidiya menschliche Überreste (v. a. Zähne, aber auch kleinere Schädelreste), doch ließ ihre Qualität keine Zuordnung zu. Auch ließ sich nicht belegen, welche Rolle der Aasverzehr gespielt haben könnte. Ob der Fleischverzehr und mithin die Jagd als Motor der menschlichen Entwicklung gelten können, ließ sich nicht klären, wenn auch Fleisch eine große Rolle in 'Ubeidiya spielte.

Nur wenige Kilometer südöstlich von 'Ubeidiya, jedoch bereits auf jordanischem Gebiet, befindet sich die Grabungsstätte Abu Khas. Sie liegt in einer hohen Akropolis oberhalb von Pella. Zwar fanden sich dort keine Knochen oder Zähne, jedoch weisen die dort entdeckten Werkzeuge auf die gleiche Epoche hin.

Während aus dieser frühen Phase besagte Fundstätten ergraben wurden, ist über das Mittlere Acheuleen wenig bekannt, das grob nach stratigraphischen Untersuchungen mit 700.000 bis 400.000 Jahren datiert wird. Fundstätten sind im Küstenbereich Berzine im Westen Syriens und das nordlibanesische Wadi Aabet, im Inland Joub Jannine II. Doch Anfang 2017 wurde berichtet, dass nördlich von Tel Aviv bei einer Notgrabung zwischen Dschaldschulia und der Autobahn 6 hunderte von Faustkeilen auf einem 1 ha großen Areal in 5 m Tiefe unter der Erdoberfläche entdeckt wurden. Ihr Alter wurde mit 500.000 Jahren angegeben.

Kopie des in der Zuttiyeh-Höhle gefundenen Schädels des „Galiläa-Mannes“, Israel-Museum. Das Original befindet sich im Rockefeller-Museum, dem früheren, 1938 eröffneten Palestine Archaeological Museum in Ost-Jerusalem. Es ist heute eine Zweigstelle des größeren Israel-Museums.

Als erster Ort, an dem sich Überreste eines Homininen in Westasien fanden, gilt Mugharet el-Zuttiyeh (Höhle der Räuber) in Galiläa. Die Höhle, in der sich der 200.000 bis 300.000 Jahre alte „Galiläa-Mann“ fand, liegt 30 m über dem Wadi Nahal Amud. Die menschlichen Überreste dieses Mannes wurden Homo heidelbergensis zugewiesen.14 1925-26 fand dort die erste Grabung statt, zunächst wurde der Fund neben den Neandertaler gestellt.

Die archäologische Stätte von Gesher Benot Ya'aqov (deutsche Transkription: „Gescher Benot Ja'akow“ („Brücke der Tochter des Jakob“) liegt im nördlichen Jordantal am Ufer eines Paläosees. Ihre paläomagnetische Datierung verweist auf ein Alter von 790.000 Jahren. Sicher lebten hier Homininen, doch da es keine Knochenfunde gibt, bleibt unklar, ob es sich um Homo erectus oder um Homo ergaster handelte. Organische Substanzen wie Holz, Rinde, Früchte und Samen wurden analysiert, es fanden sich zahlreiche große Basaltäxte und -beile. Die Zuordnung der Fundstätte zum Mittleren oder Späten Acheuleen ist unsicher; sie ist durch ungewöhnlich große Abschläge gekennzeichnet.

Darüber hinaus zeigte sich in Gesher Benot Ya'aqov, dass die Homininen den Raum, den sie außerhalb der Höhle bewohnten, in zwei Nutzungszonen einteilten. So bestand eine Zone für das Zubereiten und Verzehren von Nahrung, eine etwa 8 m entfernte Zone diente der Herstellung von Werkzeugen. Ob dies mit der Einrichtung einer Feuerstelle in Zusammenhang steht, lässt sich nur vermuten. Dort fanden sich jedenfalls auch Abfälle.15 Einige der Holzfragmente und Samen weisen Brandspuren auf, was zu der Vermutung führte, dass es sich hier um eine sehr frühe kontrollierte Verwendung des Feuers handeln könnte. Sollte dies zutreffen, wäre dies mit Abstand der älteste nachgewiesene Gebrauch des Feuers.16 Der Fundplatz wurde 1999 im Zuge der Vertiefung des Jordans geflutet und damit zerstört.

Um die Fundstätten einzuordnen, die gleichzeitig mit den späten Acheuleenstätten entstanden, aber nicht von deren lithischer Technik dominiert wurden, entstand die Bezeichnung Tayacien. Hier herrschen Reduzierungstechniken bei Geröllgeräten (pebble tools) vor. Die Bezeichnung geht auf die französische Micoque-Höhle bei Tayac zurück. Gelegentlich taucht auch die Bezeichnung Tabunien auf, nach einer Höhle in Israel (Tabun G), die jedoch eher durch Neandertalerfunde bekannt wurde. Neben Tabun fand man sie in Umm Qatafa.

Insgesamt gibt es in der Levante bei weitem keine so lange Geröllgerätephase, wie in Afrika, die den großen Schneidegeräten voranging. Ob sich dies aus einer Besiedlungswelle aus Afrika oder Südasien erklären lässt, oder ob dies der geringen Zahl von Fundstätten geschuldet ist, bleibt unklar.

An der Fundstätte Revadim, die dem späten Acheuléen zugeordnet wurde, wurden in vier Grabungskampagnen 25.591 Artefakte aus Flint gesichert. Hinzu kamen zahlreiche Tierknochen, so etwa von Europäischen Waldelefanten, Auerochsen, ebenso wie Wildziege, Edmigazelle, Rothirsch, Dama cf. mesopotamica, Pferd usw. Dabei wurden mit Abstand am meisten Knochen, nämlich 155, von besagten Waldelefanten nachgewiesen. Dabei weist die Fundstätten verschiedene Nutzungsräume auf, die sich anhand von stark abweichenden Konzentrationen von Knochen und Geräten belegen lassen. An der sogenannten Locality 21, die kurz nach der Nutzung überlagert wurde, fanden sich 984 Flintartefakte. An einem 25 mm langen Abschlag (flake), einem 44 mm langen Kratzer (scraper) und an einem kleinen, 56 mm großen Faustkeil ließen sich Überreste von Fett und Gewebe nachweisen. In Verbindung mit den zahlreichen Elefantenknochen und der Schnittspur an einer Rippe wird angenommen, dass es sich um die ältesten Schlachtspuren, vermutlich von Werkzeugen zum Abziehen der Elefantenhaut handelt.16e

Mittelpaläolithikum (ab ca. 245.000 - 47.000/45.000 vor heute)

Misliya Cave
Eingangsbereich der Misliya-Höhle, in der vor über 200.000 Jahren vor allem Großwild wie Gazellen und Damhirsche zerlegt und verspeist wurden

Handaxes Israel Tabun 1934-12-15 tray
Faustkeile aus der Tabun-Höhle, die um 1930 entdeckt wurden

Im Mittelpaläolithikum lebten sowohl Neandertaler als auch anatomisch moderne Menschen im Nahen Osten. Überreste, die letzteren zugeordnet werden konnten, entdeckte man in den Höhlen von Qafzeh und Skhul. Fossilien, die dem Neandertaler zugeordnet werden konnten, fanden sich an den Fundstätten Tabun, Skhul, Amud, Kebara, Geulah B (eine Höhle bei Haifa), dann die Höhle von Shukhbah, schließlich Dederiyeh17 in Syrien. Die bedeutendste Ballung mittelpaläolithischer Fundstätten birgt das Entwässerungssystem des Wadi el-Ḥasā in Jordanien.18 Von den etwa 600 Stätten sind rund zwei Drittel dem Mittelpaläolithikum zuzuordnen.

Die gleichzeitige Existenz der beiden Vertreter der Gattung Homo lässt sich lange nicht stratigraphisch belegen, sondern nur durch genetische Untersuchungen. Ob die Einordnung von Neandertalern und modernen Menschen in zwei Arten Bestand haben wird, ist offen, da es keinen verbindlichen Maßstab dafür gibt, ab welchem morphologischen oder genetischen Abstand von getrennten Arten auszugehen ist.19 2018 veröffentlichte jedoch ein Team um Israel Hershkovitz einen Fund, nach dem der Homo sapiens bereits vor 177.000 bis 194.000 Jahren in Südpalästina lebte. Darauf weist ein Teil eines Oberkiefers sowie acht Zähne hin, die in der Misliya-Höhle entdeckt worden waren, 12 km südlich von Haifa. Dem Fossil (Misliya-1) wurde zunächst ein Alter „von möglicherweise 150.000 Jahren“ zugeschrieben. Anfang 2018 wurde in der Fachzeitschrift Science der Zeitrahmen weiter eingegrenzt. Die neue Datierung passt zu genetischen Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass Homo sapiens möglicherweise seit etwa 220.000 Jahren in der Region lebt.19h Die nun früher datierte, erste Wanderung, durch die Homo sapiens Afrika verließ, würde demnach in einer feuchteren Phasen vor 244 bis 190.000 Jahren passen, doch hätten sich demnach die Zuwanderer während der nachfolgenden trockenen Phase wieder zurückgezogen.19i

In der HaYonim-Höhle fand man bis zu 250.000 Jahre alte Artefakte, insbesondere in Levalloistechnik bearbeitete Steinwerkzeuge, die typisch für das Mittlere Paläolithikum sind.20 Die Jäger gingen von leichter zu jagenden Kleintieren zu schwieriger zu jagenden über, die sich aber stärker vermehrten.20a Von ähnlicher Bedeutung für das frühe Mittelpaläolithikum ist die Misliya-Höhle. Ihre Fauna wird bei weitem von Huftiertaxa dominiert. Die häufigste Jagdbeute war der Mesopotamische Damhirsch (Dama dama mesopotamica), dicht gefolgt von der Berggazelle (Gazella gazella), hinzu kommen einige Überreste von Auerochsen. Kleine Tiere sind selten. Dabei wurden die erlegten Gazellen komplett in die Höhle gebracht, während die Damhirsche bereits zuvor (teil-)zerlegt wurden. Bevorzugt wurden erwachsene Tiere mittleren Alters. Damit waren die Formen der Großwildjagd, die Art des Transports und der Zerlegung sowie der Konsum bereits vor über 200.000 Jahren in Übung.21 An Schnittspuren von Jagdbeute in der Qesem-Höhle mit ihrer 9,5 m umfassenden Stratigraphie aus der Zeit vor 420–200.000 Jahren ließ sich zeigen, dass nach gemeinschaftlicher Jagd die Beute in die Höhle gebracht wurde, um sie gemeinsam mit dem Rest der Gruppe zu zerschneiden und zu verzehren.22 Auch ließ sich hier der kontrollierte Einsatz von Feuer zum Kochen nachweisen, dazu Vorkehrungen für den Abzug des Rauches. Unklar ist, ob bereits eine Art Zahnreinigung in Übung war, oder ob die Zähne zur Bearbeitung von Pflanzenfasern eingesetzt wurden, die offenbar auch der Ernährung dienten.22c

Persian Fallow Deer 1
Mesopotamischer Damhirsch

Funde dieser Höhle werden dem Amudien zugeordnet (etwa 400.000 bis 200.000 vor heute), das sich durch außergewöhnlich frühe und systematische Klingenproduktion auszeichnet, die ansonsten ausschließlich dem anatomisch modernen Menschen zugeschrieben wird. Weitere Fundorte sind Zuttiyeh, Yabrud I, Tabun E, Abri Zumoffen/Adlun und Masloukh. Das Amudien wiederum stellte die letzte von vier Stufen des Acheulo-Yabrudien dar, wobei die Funde stratigraphisch oberhalb der Acheuléenschicht liegen, jedoch unterhalb der des Moustérien.23

In der Kebara-Höhle am westlichen Steilhang des Karmel fand man 1983 das Begräbnis eines Neandertalerkindess (Kebara 1) und eines Mannes (Kebara 2), eine Stätte, die sich auf 60.000 Jahre datieren ließ. Der schädellose Kiefer des Mannes besaß noch das Zungenbein, einen u-förmigen Knochen des Kehlkopfskelettes, der auch bei heutigen Menschen vorhanden ist und auf Sprachfähigkeit schließen lässt. Dieses einzige erhaltene Zungenbein eines Neandertalers weist darauf hin, dass sie eine hohe, kraftvolle Stimme hatten.24 Der Mann starb mit 25 bis 35 Jahren, an den Knochen gab es keine Anzeichen für eine Todesursache. Der kräftige Unterkiefer mit dem vollständigen Gebiss hat die neandertalertypische Lücke hinter den Molaren, also den hinteren Backenzähnen. Mit 1,70 m war der Tote größer als der durchschnittliche europäische Neandertaler. Kebara 2 hat Ähnlichkeit mit Skeletten aus Wadi Amud. In der dortigen Amud-Höhle fanden sich gleichfalls Überreste von Neandertalern, die ca. 40.000 bis 50.000 Jahre alt sind, darunter Reste eines zehn Monate alten Kindes.25 Ein etwa 25jähriger Mann mit der ungewöhnlichen Größe von 1,80 m und einer Schädelkapazität von 1740 cm³ wurde dort gleichfalls ausgegraben.26

In den vier Meter starken Höhlenablagerungen wurden etwa 25.000 Artefakte des Aurignacien und Mousterien gefunden. Die ältesten Niveaus erbrachten Tausende von Tierknochen, hauptsächlich von Gazellen und Rotwild. An den teilweise verbrannten Knochen fanden sich Schnittspuren von Steinwerkzeugen. Die mittleren Schichten bargen Levallois-Steinartefakte und Feuerstellen. Zu oberst lagen epi-paläolithische Relikte des Natufien.

Da es in Afrika keine Neandertaler gab, sehr wohl aber in Europa, West- und Zentralasien, stellte sich die Frage, woher diese Neandertalerpopulation kam. Nach Ofer Bar-Yosef und dem französischen Archäologen Bernard Vandermeersch müssen die Kebara-Neandertaler aus Europa gekommen sein. Der Grund für die Wanderung könnte das glaziale Klima zwischen 115.000 und 65.000 v. Chr. gewesen sein, das europäische Neandertaler in den Nahen Osten vertrieb, wo sie auf den anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens) stießen. Die Artefakte von Kebara sehen Steinwerkzeugen aus der Qafzeh-Höhle in Israel ähnlich. Bei den dort Bestatteten handelt es sich jedoch eindeutig nicht um Neandertaler. Warum Bevölkerungsgruppen, die zu verschiedenen Arten gehören, die gleiche Kultur hatten, bleibt unklar.

Skhul
und von Skhul ( Skhul 5)

Die ersten Fossilien des modernen Menschen außerhalb Afrikas sind ab 1931 in Skhul, einer Höhle bei Haifa im Karmel-Gebirge, und kurz danach in Qafzeh nahe Nazareth ausgegraben worden. Die ältesten von ihnen lassen sich auf ein Alter von 110.000 Jahren datieren; in der Zeit zwischen 80.000 und 50.000 Jahren versiegen die Nachweise von Menschen in diesen Fundstätten wieder. Das geht mit einem Rückgang der Temperatur von ungefähr 10 °C einher, der sich vor rund 80.000 Jahren im Mittelmeerraum ereignete. Nach diesem ersten Vorstoß aus Afrika starben die Menschen hier entweder einfach aus oder wanderten nach Afrika zurück. Sie wurden in einigen Fällen durch Neandertaler ersetzt.27 Eine mögliche Erklärung, die allerdings umstrittene Toba-Katastrophentheorie des Anthropologen Stanley Ambrose, wurde 1998 vorgeschlagen.28 Danach wurde die Ausbreitung des Menschen durch den gewaltigen Vulkanausbruch des Toba auf der indonesischen Insel Sumatra, der vor 73.880 ± 320 cal BP Jahren stattfand, stark beeinflusst.28a Die Durchschnittstemperatur sank dabei um 3 bis 3,5 °C, kurzzeitig sogar, so hieß es, um bis zu 18 °C. Der indische Subkontinent wurde mit einer etwa 15 cm dicken Ascheschicht überzogen.

2010 wurden Zahnfunde aus der Qesem-Höhle bekannt, die auf 400.000 bis 200.000 Jahre datiert und aufgrund morphologischer Merkmale Homo sapiens zugeschrieben wurden.28c Es handelt sich um drei Zähne eines Oberkiefers (Zahnformel C1-P4). Große Ähnlichkeiten bestünden nach Aussage der Autoren mit den Funden aus den Höhlen von Qafzeh, die zwischen 120.000 bis 90.000 Jahre alt sind und bislang als Belege für den ältesten anatomisch modernen Menschen der Levante galten. Obwohl der Befund von Paläoanthropologen außerhalb der Qesem-Arbeitsgruppe bestätigt wurde, bleiben weitere unabhängige Überprüfungen abzuwarten.

Als älteste, wenn auch umstrittene Figurine darf inzwischen die 230.000 Jahre alte Darstellung einer Frau gelten, die 1981 von der israelischen Archäologin Naama Goren-Inbar in Berekhat Ram im Golangebiet entdeckt wurde. Die 35 mm hohe, schematische Frauendarstellung aus rotem Tuff, geringfügig weiterbearbeitet, galt gar als ältestes Kunstwerk der Welt.29 Die 25 cm dicke Fundschicht in einer Lage alluvialen Sediments war zwischen zwei Lagen Basalt eingeschlossen, von denen die obere mit der Kalium-Argon-Datierung (Ar40/Ar39) auf ein Alter von etwa 233.000 Jahren, die untere auf 470.000 Jahre datiert wurde. Damit wäre das Kunstwerk von einem erstaunlichen Alter, denn erst mit einer Steinritzung aus der Ha-Yonim-Höhle erscheint vor rund 30.000 Jahren die Darstellung eines pferdeartigen Tieres in einer Steinplatte. Einige Wissenschaftler glauben belegen zu können, dass es sich bei dem Tuffstück um eine natürliche, geologische Formung handelt, deren Ähnlichkeiten mit einer Venusfigurine rein zufällig seien. Andere glaubten, eine menschliche Bearbeitung nachweisen zu können, die eine natürliche Ähnlichkeit verstärkt habe, wiederum andere jedoch glauben, der Stein sei keinesfalls als Figurine zu betrachten, auch wenn die Bearbeitungsspuren unstrittig seien.29b

Panel2-tabun 1
Tabun 1, aufgenommen in der David H. Koch Hall of Human Origins at the Smithsonian Natural History Museum, 1980

Tabun Cave section
Grabungsabschnitt in der Tabun-Höhle

Im Karmel-Gebirge bei el-Tabun und Mugharet es-Skhul (Höhle der Kinder),30 fanden sich Überreste von Neandertalern und modernen Menschen. Eine Neandertalerfrau, bekannt als Tabun I, gilt als bedeutendster Fund.31 Die Stätte Tahun wurde über einen Zeitraum von etwa 600.000 Jahren immer wieder aufgesucht.3233

Nach über 80 Jahren der Debatten, in denen 1939 sogar ein eigener Palaeoanthropus palestinus postuliert wurde, gilt Skhul überwiegend als Begräbnisstätte des archaischen Homo sapiens, die im Karmel-Gebirge zugleich oder in mehrfachem Wechsel mit Neandertalern lebten; jedoch ist diese Art-Zuordnung nach wie vor umstritten. Die am besten erhaltenen, nur sehr ungefähr auf 100.000 Jahre datierbaren Funde sind Skhul I und Skhul V, wobei es sich bei Skhul I um das Schädeldach eines Kindes, ohne Gesichtsknochen, mit nur teilweise erhaltenem Unterkiefer handelt, teilweise bezahnt, der Molar M1 ist noch nicht durchgebrochen, bei Skhul V um einen weitgehend komplett erhaltenen Schädel eines älteren Erwachsenen mit vollständig erhaltenen, deutlich abgekauten Oberkieferzähnen und stark fragmentiertem Unterkiefer.34 Ein nahezu vollständig erhaltenes Skelett eines vermutlich männlichen Erwachsenen mit stark fragmentiertem Schädel, unvollständigen Gesichtsknochen und nahezu vollständig bezahntem Unterkiefer ist als Skhul IV bekannt, hinzu kommen weitere, sieben Individuen zuzuordnende Skelettreste, darunter der eines rund 50jährigen Mannes (insgesamt Skhul I bis X).35 Die Fundstätte ist aber nicht nur wegen der menschlichen Überreste von großer Bedeutung, sondern auch wegen der dort gefundenen durchbohrten Muscheln, die offenbar zu einer Art Schmuck oder Amulett gehörten, das eine symbolische Bedeutung besaß.36

Bei der Wanderung moderner Menschen Richtung Levante („Out of Africa“) gab es anscheinend zwei Höhepunkte, nämlich vor 130.000 und vor 60.000 Jahren. Die beiden Vorgänge wurden durch eine drastische Klimaveränderung voneinander getrennt. Dabei wird gelegentlich zwischen Out of Africa 2a und Out of Africa 2b unterschieden, wobei möglicherweise die ersten Auswanderer im Nahrungswettbewerb mit den Neandertalern unterlagen (oder aus sonstigen Gründen scheiterten), während die zweite Auswanderung gelang.37 Das zu Homo sapiens gehörende Schädeldach Manot ' aus der Manot-Höhle im Westen Galiläas wurde beispielsweise auf ein Alter von 54.700 ± 5.500 Jahren cal BP datiert, in eine Epoche also, aus der in dieser Region auch eine Reihe von Neandertaler-Funden bekannt ist. Zudem vermuten die Ausgräber, dass die anatomische Ähnlichkeit einen Hinweis darauf darstelle, dass es sich um einen Angehörigen derjenigen Gruppen handelte, deren Nachkommen später nach Europa gelangten.37c Damit wäre eine Lücke geschlossen, die bisher zwischen den afrikanischen Gruppen und denjenigen klaffte, die später Europa und Asien besiedelten. Manot ist 10.000 Jahre älter als alle modernen Menschen, die aus Europa bekannt sind, und liegt zugleich zeitlich um 5 bis 10.000 Jahre vor jenem Zeitpunkt, den Genetiker für die Entstehung unserer direkten Ahnenlinie in Afrika annahmen, also vor 60 bis 70.000 Jahren. 2015 ließ sich anhand einer DNA-Analyse des 2002 entdeckten Unterkiefers Oase 1 in Rumänien belegen, dass es sich bei dem jungen Mann, von dem dieser Kiefer stammte, um den Nachfahren eines Mischlings handelte: 4,8 bis 11,3 % seines Genoms wurden als vom Neandertaler stammend interpretiert. Dieser 42.000 bis 37.000 Jahre alte Fund aus Peștera cu Oase repräsentiert zwar den ältesten Nachweis einer Vermischung in Europa, jedoch repräsentiert er wahrscheinlich eine „Sackgasse“ (dead end), dessen Gene nicht in die heutige Population des Homo sapiens eingingen. Somit bleibt die langfristige Vermischung des Erbgutes mit Neandertalern weiterhin auf den Nahen Osten begrenzt, wenn es auch zumindest in zwei Fällen zur Zeugung eines gemeinsamen Nachkommens gekommen sein muss, der in besagtem Fall Oase 1 rund 200 Jahre danach lebte, im Fall des sibirischen Oberschenkelknochens von Ust-Ischim am Irtysch, der 2008 entdeckt wurde, lebte das Individuum vor 45.000 Jahren und damit sogar rund 7.000 bis 13.000 Jahre später.37d In letzterem Fall fand die Vermischung demzufolge vor 50 bis 60.000 Jahren statt. Der Mann galt 2014 als ältester Fund eines anatomisch modernen Menschen außerhalb Afrikas und des Nahen Ostens.37e

2005 wurden sieben Zähne aus der Tabun-Höhle untersucht und mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Neandertaler zugeordnet. Sie könnten dort vor 90.000 Jahren gelebt haben.38 Ein weiterer Neandertalerfund (C1) von Tabun wurde im Jahr 2000 auf 122.000 Jahre datiert.39 Genetische Untersuchungen legen nahe, dass es eine Vermischung zwischen Neandertalern und anatomisch modernen Menschen gegeben hat.40 In jedem Falle ist die Besiedlungsgeschichte sehr viel komplexer, als lange angenommen.41 2014 ließ sich der Zeitpunkt dieser Vermischung auf etwa 60 bis 50.000 vor heute näher bestimmen.41a

Der bedeutendste Unterschied zwischen Alt- und Mittelpaläolithikum liegt mit Blick auf die lithischen Industrien darin, dass die Zahl der großen Schneidewerkzeuge und der retuschierten Kratzer und Schaber zurückging und die Produkte der Levalloistechnik vorherrschten. So konnten große Mengen von Sticheln, Klingen und Abschlägen entstehen. Im Gegensatz zum Altpaläolithikum lassen sich nun regionale Differenzierungen erkennen. In der Levante fehlt der blattförmige Faustkeil (foliate biface) sowie gestielte Spitzen (tanged points), wie sie im angrenzenden Afrika nach 100.000 vor heute auftauchten. Auch fehlt, im Unterschied zu Westeurasien, die Betonung stark retuschierter Kerne.42

Jungpaläolithikum (55.000 - 22.000 vor heute)

Mit der Entdeckung eines Schädeldaches in der Manot-Höhle, das sich 2015 als Teil eines Homo-sapiens-Schädels herausstellte, wurde der Zeitpunkt zu dem Homo sapiens zum zweiten Mal Afrika verließ (Out of Africa 2b), also die Zeit der ersten Zuwanderung unserer unmittelbaren Vorfahren nach Palästina, weiter zurückdatiert. Denn das Alter des Schädelknochens belief sich auf rund 55.000 Jahre.42m Schon vor dem Zweiten Weltkrieg waren die Übergangsindustrien zwischen Neandertalern und Homo sapiens mit verschiedenen Bezeichnungen belegt worden, die von der theoretischen Fundierung abhingen. So nannte man diese Phase Oberes bzw. Jungpaläolithikum, Emiran oder intermediate industries, die früheste Phase wurde häufig als initial upper palaeolithic bezeichnet. Da die Artefakte nicht sprechen, kommen zwei Möglichkeiten der Ursachenermittlung in Frage, nämlich eine regionalkulturelle Entwicklung oder eine Ersetzung der lokalen Kultur durch eine von Zuwanderern. Die Ahmarien-Werkzeuge aus der Manot-Höhle wurden auf ein Alter von 46 bis 42.000 Jahren datiert, die aus dem Aurgnaicien auf 39 bis 33.000 Jahre. Damit ist Manot neben der Kebara- und Ksar Akil im Libanon eine von nur drei Fundstätten, an denen sich Artefakte beider Kulturen fanden. Vor etwa 30.000 Jahren endete die menschliche Nutzung der Höhle, als der Eingang zusammenbrach.42n Mit Manot rückt die Annahme einer südlichen Zuwanderungsroute, also über Arabien, wieder in den Hintergrund, so dass der Weg vom Niltal Richtung Palästina bevorzugt wird. Zugleich setzt sich zunehmend die Einteilung des Jungpaläolithikums in ein initial, upper and lower palaeolthic durch. In der ersten Phase erreichte der Homo sapiens die Levante und wanderte zwischen 46.000 und 44.000 v. Chr. zum errsten Mal Richtung Europa. Zwischen 44.000 und 39.000 v. Chr. kam es zu einer zweiten Auswanderungswelle nach Norden. Dabei kam es um 33.000 v. Chr. möglicherweise zu einer Rückwanderung von Trägern der Aurignacien-Kultur aus Europa nach Palästina.

Im frühen Jungpaläolithikum, also etwa in der Zeit ab 45.000 vor heute, verschwand der Neandertaler aus Europa und Westasien, und als einziger Vertreter der Gattung Homo blieb dort der Homo sapiens. Der jüngsten Phase des europäischen Jungpaläolithikums entspricht in der Levante ungefähr das Epipaläolithikum (28.000/25.000 bis 11.000/8.000 vor heute). Dieser Begriff wird für die Regionen gebraucht, die nicht oder nur geringfügig vom Wechsel zwischen den Eiszeiten mit mächtigen Eisschilden und wärmeren Zwischeneiszeiten geprägt wurden. Dort, wo das Jungpaläolithikum auf etwa 47.000 bis 22.000 vor heute datiert wird, wirkte sich dieser Wechsel als eine Abfolge von Regen- und Trockenperioden aus. In diese Zeit fällt auch die Phase des letzten Maximums der Gletscherausdehnung. Niedrigere Temperaturen und vermutlich stärkere Bewölkung ließen Seen entstehen, wie den Lisan-See im Jordantal, dessen nördliche Reste der See Genezareth und das Tote Meer an seinem einstigen Südende darstellen. Er existierte von etwa 70.000 bis 12.000 v. Chr. und erstreckte sich über eine Fläche von 2.000 km² bei einer Länge von 200 km; seinen höchsten Pegelstand hatte er zwischen 26.000 und 24.000 v. Chr. Ab 14.000 v. Chr. sank dieser binnen eines Jahrtausends um über 300 m ab.43 Auch entstanden Playas genannte Seen in höheren Lagen.

Die Menschen lebten weiterhin von der Großwildjagd, doch auch kleinere Tiere und Fischfang spielten eine immer größere Rolle, dazu kamen die Erträge des Sammelns. Mit ihren neuen Überlebenstechniken konnten sie erstmals in sehr anspruchsvolle Gebiete, wie Wüsten oder Gebirge vordringen. Dazu trugen komplexe Kompositwerkzeuge, Projektilwaffen, aber auch Schutzbehausungen bei. Hinzu kam die Hitzebehandlung von Werkzeugen, die Verarbeitung von Ton, Knochenwerkzeuge, ebenso wie symbolische Kommunikation. Neben Körperbemalung und Schmuck, aber auch anderen kulturellen Äußerungen, die bereits im Mittelpaläolithikum auftraten, mehrten sich die Anzeichen einer Art dünner Vernetzung zwischen den Gruppen. Rohmaterialtransport über mehrere Dutzend Kilometer, Figurinen mehr oder minder großer Abstraktivität oder Notationssysteme dienten der Kommunikation und dem Austausch mit anderen. Eine verbesserte lithische Technologie ermöglichte es, praktisch den gesamten Kern zu Werkzeugen zu verarbeiten. Dies waren vor allem prismatische Klingenkerne. Prismatisch bezieht sich dabei auf die länglichen Klingen, die als Abschläge anfallen.

In der ägyptischen Abbaustätte Taramsan I bei Qina, das der Epoche den Namen Taramsan gab, lässt sich der Übergang zu jungpaläolithischer Klingenherstellung genauso fassen, wie in der Wüste Negev an der Fundstätte Boker Tachtit für die Zeit vor 43.000 Jahren.44 Ob es zwischen dem Süden Israels und dem Jungpaläolithikum Ägyptens, das vergleichsweise isoliert gewesen zu sein scheint, Kontakte gab, ist unklar.

Der anatomisch moderne Mensch ist etwa um das Jordantal, genauer im Wadi Sabra bei Petra fassbar. Für die Zeit vor etwa 50.000 bis 18.000 Jahren lassen die reichhaltigen Ablagerungen umfangreiche ökologische Untersuchungen zu, die dort in Grabungskampagnen in den Jahren 2008 bis 2011 in Angriff genommen wurden. Sie erwiesen ein feuchteres Klima während des letzten eiszeitlichen Vergletscherungsmaximums.45 Neben Höhlen als archäologische Quellen treten nun Freilandstätten, die nun auch die Sinai-Halbinsel und Teile Südisraels erschließen.

Das Kebarien galt lange als letzte jungpaläolithische Kultur der Levante, heute jedoch betrachtet man es eher als unmittelbare Vorgängerkultur des epipaläolithischen Natufien.46 Daher wurde es in jüngster Zeit auch zu den epipaläolithischen Kulturen gerechnet.

Epipaläolithikum, Anzeichen des Übergangs zur Lebensmittelproduktion

Kebaran-Kultur (20.000/18.000 - 12.000 v. Chr.)

Das Kebarien oder die Kebaran-Kultur wird dem Epipaläolithikum und damit der Phase vor der Entwicklung der produzierenden Lebensweise zugeordnet. Es gilt daher als unmittelbare Vorgängerkultur des epipaläolithischen Natufien.47 Es wurde nach einem Fundort südlich von Haifa benannt, der Kebara-Höhle. Bei den Angehörigen der Kebaran-Kultur handelte es sich um hochgradig mobile Jäger und Sammler, die lange Zeit nicht-geometrische, in der Endphase jedoch geometrische, mikrolithische Werkzeuge herstellten.48 Sie sammelten aber auch wildes Getreide und stellten Mahlwerkzeuge her, um die Körner verarbeiten zu können. Wahrscheinlich zogen die Gruppen im Sommer in höher gelegene Gebiete und verbrachten den regenreicheren Winter in Höhlen und unter Felsüberhängen.

Dabei lässt sich anhand der Werkzeuge eine starke Regionalisierung feststellen, zugleich finden sich bis etwa 13000 v. Chr. nicht-geometrische, ab diesem Einschnitt geometrische Mikrolithen, also trapezförmige und dreieckige Werkzeugteile. Im Negev entwickelte sich eine Variante des Kebarien, die als Negev-Kebarien bezeichnet und in die Phasen Harif und Helwan untergliedert wird. Geometrisches und Negev-Kebarien überlappen sich zumindest teilweise, wobei die Helwan-Phase ein wenig später datiert wird. Gleichzeitig zu dieser Spätphase entwickelte sich in den mittelmeernahen, jedoch arideren Zonen das Muschabien, eine Kultur, von der man lange annahm, sie stamme aus Nordafrika.

Funde von Siedlungsstellen sind selten und eher klein. Sie umfassen meist Flächen von 100 bis 150 m². Flüchtige Schutzstrukturen ließen sich belegen. Jedoch fanden sich jüngst an der ostjordanischen Fundstelle Kharaneh IV 20.000 Jahre alte Siedlungsreste, die denen des Natufien kaum nachstehen. Es handelte sich um dauerhaft genutzte Lager mit festen Hütten.49

Trotz geringer paläobotanischer Spuren scheint der Anteil pflanzlicher Nahrung zugenommen zu haben. An der syrischen Fundstätte Ohalo II nahe dem See Genezareth fand man etwa 90.000 Überreste von 40 Pflanzenarten, vor allem Getreide und essbare Früchte. Die ältesten Spuren von Sammeltätigkeit reichen bis um 21.000 v. Chr. zurück.50 Wilde Gerste wurde gemahlen und gebacken, vielleicht auch wilder Weizen.51 Zur Tiernahrung gehörte Damwild in der nördlichen Levante, in der südlichen eher Gazellen.52 Die Dorkasgazelle und der Steinbock wurden in den trockeneren Gebieten gejagt, Kropfgazelle und Asiatischer Esel, eine Pferdeart, in den östlichen Steppen. Weniger häufig waren Auerochse, Wildschwein und Kuhantilope, hinzu kamen Schildkröten, Vögel, Reptilien, Hasen und Füchse. In günstigeren Gebieten mit einem reichen Nahrungsangebot scheint die Mobilität geringer, die Wege zu den Ressourcen kürzer, die Bevölkerungsdichte höher gewesen zu sein.

Besonders hoch entwickelt waren neben den Kompositwerkzeugen mit Mikrolithen (die Sicheln als Schneiden dienten) auch Knochenwerkzeuge, wie sie in der Kebara-Höhle gefunden wurden.53 Zu den bedeutenden Fundstellen zählt neben der Kebara-Höhle die Hayonim-Höhle im westlichen Galiläa, die zudem Ablagerungen aus dem Mousterien, Aurignacien sowie dem frühen und späten Natufien bot, dann die „geometrischen“ Fundstätten 'Uyun al-Hammam in Jordanien sowie Neve David in Israel und Wadi-Sayakh auf dem südlichen Sinai.

Natufien (12.000 - 10.200/8.300 v. Chr.)

Mahlgeräte aus der Nahal-Höhle, Dagon-Museum, Haifa

Beisetzung im Natufien, El-Wad-Terrasse

Stützwand eines Natufien-Hauses, El-Wad-Terrasse

Das Natufien oder Natufium, benannt nach der 1928 entdeckten Fundstätte im samarischen Hügelland, wird verschieden zeitlich abgegrenzt. Jacques Cauvin und François Raymond Valla grenzten es auf die Zeit zwischen 12.500 und 10.000 v. Chr. ein, nach Tamar Yizraeli-Noy und anderen endet es erst um 8300 v. Chr.54 Die Zeit zwischen 9500 und 9000 v. Chr. wird nach dem Fundort el-Hiyam westlich des Toten Meeres auch als Khiamun bezeichnet.

Charakteristisch für das Natufien sind bestimmte Werkzeuge, wie etwa sichelförmige Mikrolithen, sowie große, für Transporte nicht geeignete Geräte aus Basalt und Kalkstein. Die älteren Siedlungen dieser in kleinem Umfang zur Sesshaftigkeit übergehenden Jäger und Sammler, aber auch Fischer, fanden sich in den niedrigeren Lagen des Karmel, am Fuß des Hebron im oberen Jordantal, in Galiläa (HaYonim-Terrasse) und im judäischen Bergland. Im Laufe des Protoneolithikums kam es also zu einer Siedlungshäufung zwischen dem mittleren Euphrat, in der Jordansenke und auf den Höhen des noch bewaldeten Negev.55 Es handelte sich um sesshafte Jäger und Sammler, die begannen, sich am Getreideanbau zu versuchen. Dabei bestanden Fernhandelsbeziehungen bis nach Ägypten und Anatolien, was sich anhand von Fischüberresten aus dem Nil in der Natufien-Siedlung Ein oder Ain Mallaha (25 km nördlich vom See Genezareth) und ostanatolischem Obsidian belegen lässt.56

Bar-Yosef postulierte 1970 eine Aufteilung der Siedlungen in Basislager (Ain Mallaha, Jericho, Hayonim-Höhle und Wadi Hammeh 27) und kurzfristig genutzte Plätze. Andere Forscher nehmen an, dass die Basislager nur im Winter genutzt wurden und dass im Sommer längere oder kürzere Jagdausflüge stattfanden.57 Im Karmelgebirge konnten Winterlager anhand der Tierknochen identifiziert werden, die dazugehörigen Sommerlager fehlten jedoch.

Gesiedelt wurde unter Abris und im Freiland. Die Häuser bestanden aus halbrunden Steinsetzungen mit Aufbauten aus Stampflehm. In Ain Mallaha fanden sich in der ältesten Siedlungsphase eingetiefte, halbkreisförmige Häuser aus Kalkstein-Trockenmauern, selten Mauern, die mit Hilfe eines rötlichen Kalksteinmörtels aufgeführt waren. Die Fußböden sind flach oder leicht konkav (Haus 131) und bestehen aus verdichtetem Erdreich. Die Häuser besitzen zentrale Herdstellen, die Dächer wurden durch Pfosten gestützt. Im jordanischen Bab edh-Dhra auf der Lisan-Halbinsel am Ostrand des Toten Meeres wurde ein Gebäude freigelegt, das eine Darre gewesen sein könnte. Die Dörfer waren für maximal 200 bis 300 Einwohner geeignet.

Ein Forscherteam unter dem Biologen Gordon Hillman untersuchte 27 Jahre lang Nahrungsreste aus Abu Hureyra und stellte 2001 fest, dass dort bereits 11.000 v. Chr. Getreide angepflanzt, aber noch nicht domestiziert wurde.58 Die Wildgerste wurde mit Silex-Sicheln geerntet. Mörser und Mahlsteine waren in Gebrauch; letztere bezeugen die Verarbeitung von (Wild-)Getreide. Ein anderes Forscherteam konnte 2018 am Fundplatz Shubayqa 1 im Nordosten Jordaniens nachweisen, dass die dortigen Jäger und Sammler bereits um 12.400 v. Chr. brotähnliche Nahrungsmittel aus Wild-Einkorn und Triticum boeoticum (wilder Weizen) sowie Bolboschoenus glaucus, zu deutsch Blaugraue Strandsimse, hergestellt hatten. Bekannt war bis dahin, dass schon vor 23.000 Jahren Jäger und Sammler Getreide gemahlen haben. Allerdings war der Anteil des Getreides an der Ernährung äußerst gering, so dass es nur unter besonderen Umständen, vielleicht einer Fastenzeit, oder aus Prestigegründen, zur Aufwertung des Gastgebers, verkonsumiert wurde.58s

Lovers 9000BC british museum
In Ain-Sakhri bei Jerusalem wurde die älteste Kalksteinplastik gefunden, die einen Koitus darstellt. Die Figur wird „Die Liebenden von Ain Sakhri“ genannt und befindet sich im British Museum.

Sowohl in Ain Mallaha als auch in Wadi Hammeh 27 überwog unter den Tierknochen die Gazelle. In Wadi Hammeh 27 wurde jedoch auch der Storch (Ciconia ciconia) und Enten gejagt. Aus der Kammer III von El Wad liegen die Knochen von Wildrind (Bos primigenius), Wildziege (Capra aegagrus), Rothirsch (Cervus elaphus), Damhirsch (Dama mesopotamica), Reh (Capreolus capreolus), Edmigazelle (Gazella gazella), Wildschwein (Sus scrofa), Halbesel (Equus hemionus) und Wildpferd (Equus caballus) vor. Im Vergleich zu den vorhergehenden Perioden wurden bei den Gazellen zunehmend Jungtiere getötet. Auch Fleischfresser wie Rotfuchs (Vulpes vulpes), Rohrkatze (Felis chaus), Dachs (Meles meles), Steinmarder (Martes foina) und Tigeriltis (Vormela peregusna) wurden gejagt. Ebenso nahm der Anteil von Kleintieren wie Schildkröten, Hasen und verschiedenen Vogelarten, vor allem Rebhühnern, deutlich zu. Er betrug an manchen Fundstellen über 50 %. Falken wurden hauptsächlich wegen ihrer Federn erbeutet. Ob im Natufien Pfeil und Bogen, die in manchen Gegenden um 8500 v. Chr. auftauchten, in Gebrauch waren, ließ sich bisher nur wahrscheinlich machen.59 In jedem Falle wurden Waffen und Werkzeuge in Taschen mitgetragen, wie ein 14.000 Jahre alter Fund aus Wadi Hammeh 27 belegt.60

Auf der Hayonim-Terrasse im Norden Israels fanden sich sechs Gräber, die Einzel- und Mehrfachbestattungen bargen. Ein Grab enthielt die Knochen eines Menschen und eines Hundes (es stellt die älteste gemeinsame Bestattung dieser Art dar) sowie Schildkrötenpanzer und die Hornzapfen von Gazellen.61 Die Toten wurden im Natufien meist in kontrahierter Stellung beigesetzt, gelegentlich die Schädel separat beerdigt. In einer Fundstätte im Karmel entdeckte man durchbohrte Mörser, die möglicherweise dazu gedient hatten, Trankopfer darzubringen oder die Gräber zu markieren. In Mallaha fand man ein Grab, das mit einer Steinplatte bedeckt war; dieses kann man als Vorgänger der späteren Dolmen betrachten. Wenig mehr als jedem Zehnten wurde Schmuck beigegeben.

Die oberen Schichten der Kebara-Höhle wurden auf 11.000 bis 12.000 Jahre datiert.62 Ein Gemeinschaftsgrab barg die Skelettreste von elf Kindern und sechs Erwachsenen. Bei allen Erwachsenen fand man Anzeichen von Gewalt; ein erwachsener Mann hatte Steinsplitter in der Wirbelsäule, offenbar hatte er die Verletzung nicht überlebt.

In der etwa 100 m² großen Höhle Hilazon Tachtit, 14 km von der Mittelmeerküste im westlichen Galiläa am Hilazon gelegen, entdeckte man mindestens 28 Bestattungen, bis auf zwei in Gemeinschaftsgräbern.63 Datiert auf etwa 10.000 v. Chr. fanden sich in einem Einzelgrab Überreste einer etwa 45 Jahre alten und 1,50 m großen Frau, die zu Lebzeiten wahrscheinlich ein Bein nachzog. Das Grab besteht aus einer ovalen, in das harte Gestein geschlagenen Mulde, die im unteren Bereich mit Lehm bedeckt ist. Die Wände sind mit Kalksteinplatten ausgekleidet. Die Frau wurde mit dem Rücken zur Wand, die Beine überkreuzt abgelegt und mit zehn größeren Steinen bedeckt. Zudem war das Grab mit einem dreieckigen Kalksteinblock verschlossen.64 Die Grabbeigaben in einer nahen, ähnlich gebauten Mulde bestanden aus den Überresten von mindestens drei Auerochsen, etwa 50 Schildkrötenpanzern, zwei Marderschädeln, Flügelknochen eines Steinadlers, Wildschweinknochen, einem Rinderschwanz sowie einem menschlichen Fuß und Fragmenten einer Basaltschale. Ein junger Erwachsener fand sich in einem anderen Einzelgrab. Die Gemeinschaftsgräber dienten nur der Erstbestattung, Schädel und große Knochen wurden später an einen unbekannten anderen, endgültigen Ruheort gebracht. Die rund 3.000 Knochen entfielen zu 30 % auf Gazellen, zu 45 % auf Schildkröten. Möglicherweise handelte es sich um eine Schamanin; rituelle Feierlichkeiten lassen sich jedenfalls belegen.65

Die zuvor meist recht abstrakte Kunst wurde durch realistischere Darstellungen ergänzt, die als älteste Bilddokumente Vorderasiens gelten. Sie fanden sich ausschließlich am Karmel und an einigen Fundstätten in der Wüste Juda.66

Welche Rolle bei dieser folgenreichen Entwicklung die klimatischen Veränderungen gespielt haben, ist noch unklar. Zuletzt kam es im Jüngeren Dryas zwischen 10.730 und 9.700/9600 v. Chr. zu einer starken globalen Abkühlung. Diese riss wiederum scharf ab und mündete binnen weniger Jahre in eine Warmzeit. In der nicht von Vergletscherung betroffenen Levante kam es zu einer deutlichen Abnahme der Niederschläge,67 zu katastrophalen Bedingungen für Bauern. Im Negev kam es sogar zu einer Wiederbelebung ausgreifender Sammeltätigkeit (Kharifien), während im Norden die Gazellenjagd wieder zunahm (spätes Natufien).68

In den Gebieten, die an die wichtigste Ressource der Frühsesshaften angrenzten, nämlich die Migrationsrouten der Gazellen, müssen Ketten mehr oder weniger abgesprochener Ortsterritorien bestanden haben. Möglicherweise führte dies langfristig zu einer kulturellen Kontrolle der Bestände. Auch weisen Untersuchungen über die Sichtbarkeit von Grabstätten im Vergleich zu den Siedlungen daraufhin, dass die Grabstätten spätestens ab dem Chalkolithikum zugleich als Anspruch auf das umgebende, sichtbare Land zu verstehen sind.69

Khiamien (10.200 - 8.800 v. Chr.)

Die für das Khiamien typische Klingenform

Das Khiamien erhielt seinen Namen nach der Fundstätte El Khiam beim Wadi Khureitun nahe dem Toten Meer, wo Anfang der 1930er Jahre erstmals gegraben wurde. Der Raum, in dem Artefakte dieser Kultur gefunden wurden, erstreckt sich vom Sinai, mit dem Fundort Abu Madi, der sich östlich des Katharinenklosters befindet, über Jordanien (Azraq) bis an den Euphrat (Mureybet). Im Gegensatz zum Natufien entstanden nunmehr Häuser auf Bodenniveau, während sie zuvor zur Hälfte unterhalb des Bodenniveaus lagen. Leitartefakte sind die Khiamien-Klingen.70

Abu Madi wurde zwischen 9750 und 7760 v. Chr. datiert,71 und damit überwiegend ins späte Khiamien. Die dortigen Klingen unterschieden sich allerdings, so dass sie als Abu-Madi-Klingen bezeichnet wurden.72 Möglicherweise waren sie eine Anpassung an die Erfordernisse der Gazellen- und Wildziegenjagd. Zeitweilig zählte die Siedlung zu den Kandidaten für die älteste getreideproduzierende Lebensweise.73

Dass auch die Jagd weiterhin eine bedeutende Rolle spielte, zeigen Wandreliefs im Nordwesten Saudi-Arabiens, die 2017 entdeckt wurden. Sie zeigen Männer mit Hunden, die offenbar der Jagd nachgehen. Damit handelt es sich um die älteste Darstellung von Hunden überhaupt. Bei den dort entdeckten etwa 14.000 Darstellungen handelt es sich bis Ende des 8. Jahrtausends v. Chr. überwiegend um Frauenbilder der Jägergesellschaften, die nunmehr von Darstellungen von Ziegen und Schafen abgelöst wurden. Gegen 6000 bis 5000 v. Chr. setzte dort die Bodenbearbeitung ein. Genau zwischen diese grundlegend differierenden Lebensweisen gehören die frühen Jagdhunde. Überraschend war, dass einige von ihnen offenbar angeleint sind. Allerdings ist diese Deutung genauso wenig sicher, wie die Datierung.73h

Neolithikum

Präkeramisches Neolithikum

Lange nahm man an, dass das Neolithikum, die Fähigkeit, Lebensmittel zu produzieren, zusammen mit der Keramikherstellung entstand, vor allem der Herstellung von Gefäßen aus Ton. Doch an verschiedenen Fundstellen zeigte sich, dass sowohl Ortsfestigkeit als auch Keramikherstellung mit der Entstehung der „Landwirtschaft“ nicht in Zusammenhang stehen. So fand man in Jericho eine 10 m dicke Schicht, die bereits luftgetrocknete Lehmziegel bzw. -wände barg, sowie einen aus Steinen gemauerten Turm. Erst um 6000 v. Chr. setzte sich die Verarbeitung von Ton, insbesondere die Töpferei allgemein durch.

Präkeramisches Neolithikum A (9600-8800 v. Chr.), erste „mega-sites“

Der von Kathleen Kenyon anhand der Stratigraphie von Jericho definierte Abschnitt bezeichnet eine frühjungsteinzeitliche Epoche zwischen 9.500 und 8.800 v. Chr. in der Levante und im nördlichen Teil des Fruchtbaren Halbmonds, in der die Herstellung von Tongefäßen noch nicht bekannt war.74 Es gab aber Menschen- und Tierfiguren aus Ton, Gefäße wurden unter anderem aus Gips, Stein und gebranntem Kalk hergestellt. Typisch sind Rundhäuser mit Terrazzo-Fußboden.

Es werden mehrere regionale Ausprägungen unterschieden, in Palästina das nach dem Tell es-Sultan, also Alt Jericho benannte Sultanien (manchmal auch das Khiamien, wenn man von einem „langen“ Pre-Pottery Neolithic A (PPNA) ausgeht). Zum lithischen Inventar gehören die sogenannten El-Khiam- und Aswad-Spitzen sowie bifaziale Silexbeile. Wichtigster Fundort im Süden Palästinas ist Jericho, das aus den Siedlungen, die meist zwischen 0,2 und 0,5 ha groß waren, mit einer Fläche von 4 ha weit herausragt. Zu solchen als „mega-sites“ bezeichneten Fundstätten können auch Khirbat Sheikh Ali und Beisamoun im oberen und mittleren Jordantal gerechnet werden.75

Präkeramisches Neolithikum B (8800–7000 v. Chr.), erste Urbanisierung

Menschliche Überreste aus der Nahal-Höhle

Steinmaske, Hebronhügel (Kopie)

Die Häuser waren, im Gegensatz zu den Rundhäusern der vorhergehenden Epoche, typischerweise mehrräumig und rechteckig. Zum lithischen Inventar gehören etwa Byblos- und Helwan-Spitzen. In der Primärproduktion der Flintindustrien bildete sich erstmals eine technologische Standardisierung der Werkzeugrohlinge heraus, die bidirektionalen Kerntechniken. Diese sparten nicht nur Rohmaterial und stellten eine arbeitstechnisch effiziente Lösung für die Massenproduktion maßstandardisierter Klingen dar. Sie förderten auch eine Qualitätsnormierung bei den Endprodukten. Zudem entstanden spezialisierte, antrainierte Fertigkeiten, die auf ein entstehendes Handwerk hinführen konnten. Später kamen Maurer und Kalkbrenner als weitere frühe Handwerke hinzu.

In der frühen Phase bis etwa 8300 v. Chr. war der Raum, in dem Siedlungen Getreide oder Gemüse anbauten klein. Er beschränkte sich auf das Jordantal oder den Golan, sowie wenige andere, günstige Standorte. Zwischen 8300 und 7600 v. Chr. breitete sich die ortsfestere Siedlungsweise auch in weniger begünstigte Gebiete aus. Dies könnte auf einen Bevölkerungsanstieg hindeuten, zumal eine Reihe neuer Siedlungen entstand. Zudem verlagerte sich der Ernährungsschwerpunkt von der Gazelle auf die Ziege (möglicherweise durch menschliche Zuwanderung aus der nördlichen Levante, wo die Ziege schon länger domestiziert war), was neue Nutzungsräume erschloss. Um 7600 v. Chr. kam es zu einer drastischen Ausweitung der Siedlungstätigkeit, die offenbar mit Wanderbewegungen einherging, möglicherweise mit einem stärkeren Bevölkerungswachstum. Aus den Kernfamilien des Mittleren PPNB (gängige Abkürzung für Pre-Pottery Neolithic B, also Präkeramisches Neolithikum B) wurden im Späteren anscheinend größere Ahnenfamilien oder „lineage families“. Die meisten der älteren Siedlungen wurden aufgegeben. Zentrale Orte im Sinne einer zentralisierten Siedlungshierarchie scheint es noch nicht gegeben zu haben. In dieser Phase von etwa 500 Jahren meint „zentral“ nicht, wie sonst üblich, eine Hierarchie der Siedlungen, sondern bezeichnet Siedlungen, die Zentren eigener lokaler Erschließungsmuster bildeten. Die Überschüsse einzelner Siedlungen - so produzierte Basta Klingenrohlinge, Ba'ja Sandsteinringe, es-Sifiya Basalt, 'Ain Ghazal Flintrohmaterial - könnten Ursache für defensive Maßnahmen geworden sein. Auf deren Basis hätten sich langfristig neue soziale und räumliche Hierarchien ergeben, wenn diesen „Mega-Dörfern“ nicht durch die Degradation der Umgebung die Entwicklungsmöglichkeiten genommen worden wären.76

20100923 amman38
Statuen aus Ain Ghazal, Archäologisches Museum, Amman, 2010

Human skull from Beisamoun
Ein nachgebildeter Schädel aus Beisamoun im Hula-Tal

Aus Ton und anderen Materialien wurden Tier- und Menschenfigurinen hergestellt, Gefäße hingegen aus Gips oder gebranntem Kalk. Bekannt sind vor allem Siedlungsbestattungen, Grabbeigaben wurden üblich. Die Gesichter der Toten wurden teilweise aus Gips nachgebildet, wie in Jericho, Tell Ramad, Beisamoun, Kfar Hahoresh, Tell-Aswad, 'Ain Ghazal oder Nahal Hemar. Letztere Stätte ist eine Höhle, in der sich hölzerne Artefakte und eine Pflasterung fanden. Dort fanden sich zudem Perlen, die vermutlich zu besonderen Kleidungsstücken gehört hatten. Dekorierte Schädel, Tierfigurinen und Messer deuten wohl auf Rituale hin.77 Nach den Ausgräbern gehören diese Funde dem ältesten Stratum (4) an, und sind damit ganz überwiegend in die Zeit zwischen 8210-7780 v. Chr. zu datieren.78 Damit könnte es sich um eine für das PPNB typische Begräbnissitte handeln, die auch in Anatolien geübt wurde (Köşk Höyük, Çatal Hüyük), allerdings in erheblich späteren, keramisch-neolithischen Zusammenhängen. Die Einbeziehung von Schädelbearbeitungen in Totenrituale reicht in Israel bis in das Natufien zurück. Die Neumodellierung beginnt allerdings erst im PPNB und betrifft nur Erwachsene beiderlei Geschlechts. Bei der Beisetzung der Toten in Motza gab es keine bevorzugte Ausrichtung, wenn sie auch stark flektiert beigesetzt wurden. Drei Erwachsenengräber weisen Anzeichen auf, dass der Schädel später entfernt wurde, wie es seit langem Brauch war.

Zu unterscheiden sind die Schädelveränderungen, die auf Traumata zu Lebzeiten zurückzuführen sind. Sie traten im Neolithikum vergleichsweise selten auf (2,9 %), während sie im Natufien sehr viel häufiger aufgetreten waren (16,7 %). Noch höher lag dieer Anteil in den nachneolithischen Epochen, der Kupfer-, Bronze- und Eisenzeit (26,67 %). Keine archäologische Region weist derart viele Kampfverletzungen auf, die wesentlich häufiger Männer als Frauen, bzw. Erwachsene als Kinder betrafen.78d Offenbar waren, wie sich anhand stumpfer Waffen, die zum Einsatz kamen, erkennen ließ, rituelle Kämpfe sehr verbreitet.78e

Die letzte Phase der Gazellenjagd ließ sich an der frühen und mittleren PPNB-Fundstelle Motza79 in den Judäischen Bergen um Jerusalem beforschen.80 Die Siedlung barg Werkzeuge aus Gazellenknochen, wie sie im vorausgehenden Sultanien gebräuchlich waren, wie auch sonst PPNA-Traditionen vielfach fortgesetzt wurden; die Funde von Motza reichen bis in das Frühe PPNB zurück, nicht wie lange angenommen nur in das Mittlere PPNB. Heluan- und Jerichoklingen dominierten.

Präkeramisches Neolithikum C (7000–6400 v. Chr.)

Atlit-Yam, Ritual structure made of stones
Um eine Quelle herum standen im vor 8300 Jahren aufgegebenen Atlit Yam vor der israelischen Küste sieben Megalithen in einem Halbkreis.

Die Periodisierung mit einem sich dem Präkeramischen Neolithikum B anschließenden Präkeramischen Neolithikum C ist nur in Israel geläufig. Hier hat die Unterwasserarchäologie zu erheblichen Erkenntnisgewinnen beigetragen, insbesondere zur Zeit vor dem 4. Jahrtausend v. Chr.

Auf einer Fläche von 4 Hektar erstreckte sich etwa die bedeutende Fundstätte Atlit Yam 200 bis 400 m vor der Küste Israels, dort wo der Oren an der Karmelküste in das Mittelmeer mündet. Unterwasserarchäologen arbeiteten in 8 bis 12 m Tiefe an der Stätte, die auf die Zeit zwischen 6900 und 6300 v. Chr. datiert wurde. Zu dieser Zeit lag die Küstenlinie etwa einen Kilometer weiter westlich, der Meeresspiegel maximal 15 m tiefer, wie sich anhand eines Brunnens belegen ließ. Möglicherweise fiel die Siedlung, die den ältesten Beleg für ein von Bauern und Fischern bewohntes Dorf darstellt, einem Tsunami zum Opfer. Ein zeitlich passender wurde vom Ätna ausgelöst.81 Sie könnte aber auch aufgrund der Versalzung des Brunnenwassers aufgegeben worden sein. Die Archäologen fanden reiche zurückgelassene Vorräte an Fisch, was auf eine Flucht hinweisen könnte. Sie entdeckten neben einer Reihe rechteckiger Häuser und einem Brunnen von 5,5 m Tiefe und 1,5 m Durchmesser einen Steinhalbkreis um eine (mögliche) Quelle. Die sieben Megalithen waren zwischen einem und 2,1 m hoch, der Halbkreis, den sie bildeten hatte einen Durchmesser von 2,5 m. Westlich davon fanden sich liegende Felsplatten von 0,7 bis 1,2 m Länge. Eine weitere, offenbar rituellen Zwecken dienende Struktur fand sich in Form dreier ovaler Steine, die von Furchen umgeben waren, die schematische, anthropomorphe Figuren darstellten.82 An den Leichnamen einer Frau und eines Kindes entdeckte man Spuren des ältesten Falles von Tuberkulose. Außerdem wiesen einige Männer schwere Schäden im Ohrbereich auf, was auf tödliche Tauchgänge nach Meeresfrüchten hindeuten könnte.83 Die Tierknochen stammen von Wildtieren, doch wurden offenbar auch Getreidevorräte angelegt. Diese Strategie, sich Vorräte aus der agrarischen wie aus der Fischerwelt zuzulegen, könnte zur höheren Lebenserwartung beigetragen haben, die bei 25,7 Jahren lag, während sie auf dem Land bei 22,9 Jahren lag.83c Der Meeresspiegl stieg zwischen 7000 und 4500 v. Chr. von -35 auf -7 m, also jährlich um 11 bis 13 mm. Zwischen 4800 und 2000 v. Chr. stieg der Meeresspiegel auf das heutige Niveau, was einer Hebung von 2,5-3,5 mm pro Jahr entspricht. Während des Chalkolithikums lag der Meeresspiegel etwa 2,5 bis 3 m niedriger als heute.83d

Turm von Jericho (erbaut um 8050 v. Chr.)

Eine etwa 3 m hohe Stadtmauer, deren Zweck bisher ungeklärt ist, fand sich zwei Kilometer nordwestlich des heutigen Stadtzentrums von Jericho im 21 m hohen Tell es-Sultan. Die Siedlung barg zudem den ältesten, über 10.000 Jahre alten, 8,25 m hohen Turm und wahrscheinlich Verteidigungsanlagen.84 Zu diesem Zeitpunkt werden für die 4 ha große Siedlung, die häufig als Beginn der Urbanisierung gilt, etwa 3000 Bewohner geschätzt. Töpferei und Metallverarbeitung waren noch unbekannt. Wirtschaftliche Grundlage der „Stadt“ war der Anbau von Emmer, Gerste und Hülsenfrüchten, hinzu kamen Viehhaltung sowie weiterhin die Jagd. Nach dieser Phase war die Siedlung leer und entstand erst wieder Ende des 7. Jahrtausends v. Chr., eine Besiedlung ließ sich für die Zeit zwischen 7700 bis 7220 v. Chr. nicht nachweisen. Zwischen 7220 und 6400 v. Chr., also vom Ende des Präkeramischen Neolithikum B bis zum Präkeramischen Neolithikum C wurden große rechteckige Lehmziegelhäuser bewohnt. Es entstand eine neue Mauer, die mehrfach zerstört und wieder errichtet wurde. Zahlreiche Nutzpflanzen und Spuren von Schafzucht ließen sich nachweisen. In den Häusern wurden menschliche Schädel in der Nähe der Eingänge zweitbestattet. Teilweise waren die Gesichter der Schädel mit Gips rekonstruiert und in manchen Fällen die Augen durch Muscheln ersetzt. Begräbnisstätten dieser Art fanden sich neben Jericho, wo man sieben Schädel fand, in Ain Ghazal und Beisamoun im oberen Jordantal, aber auch im Tell Ramad bei Damaskus.

Keramisches Neolithikum (7000 - 6400 v. Chr.), Pastoralisierung

Das keramische Neolithikum Südpalästinas weist wiederum gänzlich andere Charakteristika auf, als die vorhergehende Epoche. Es kam zu einer Pastoralisierung und zur Auflösung bisheriger Lebensweisen. Es erfolgte eine Anpassung in Steppenwirtschaften, bei der ökologische Faktoren noch stärker im Vordergrund gestanden haben dürften. Die reduzierten Migrationsmuster der Epochen vor den „Mega-Dörfern“ wurden wieder aufgenommen. Daneben bestanden weiterhin ortsfeste Siedlungen. Erst nach dieser Phase erfolgte die Stabilisierung, die die Voraussetzung für urbane Strukturen bot.

Yarmukian Culture -Sha'ar HaGolan, curtyard buildings
Yosef Garfinkel, der in Sha'ar Hagolan zwischen 1989 und 1990 und von 1998 bis 2004 grub, fertigte Grundrisse der Häuser an, die eine bis heute gültige architektonische Neuerung darstellten, das Haus mit Innenhof.

Yarmukian Culture -Sha'ar HaGolan, pottery
Tongefäße

Das Yarmukien ist die älteste keramische Kultur Israels, ihre wichtigste Stätte Sha'ar HaGolan im mittleren Jordantal.85 1949 wurde der bei Megiddo liegende Fundort als zum Keramischen Neolithikum gehörig erkannt. Er erstreckt sich über 20 ha, was die Siedlung zur größten ihrer Epoche machte, und wurde auf 6400 bis 6000 v. Chr. datiert. Es fanden sich große Häuser mit Innenhöfen, die zwischen 250 und 700 m² Fläche maßen. Sie stellen architekturgeschichtlich eine wichtige Neuentwicklung dar, denn dieser Haustyp besteht bis heute im Mittelmeerraum. Darüber hinaus unterschied sich die Siedlung von den zeitgenössischen Großsiedlungen etwa Anatoliens dadurch, dass die Häuser durch Straßen voneinander getrennt waren. Die breiteste dieser Straßen maß 3 m und war mit in Lehm gedrückten Kieselsteinen bedeckt. Eine andere, gewundene Straße war nur einen Meter breit. Ein 4,15 m tiefer Brunnen sorgte für Trinkwasser. Obsidianklingen, deren Grundmaterial von über 700 km entfernten anatolischen Vulkanen stammte, wurden ebenfalls entdeckt. Sha'ar HaGolan ist die erste neolithische Stätte in Israel mit ausgedehnter Keramikproduktion. Über 300 als Kunstobjekte gedeutete Artefakte wurden gefunden, davon allein 70 Figurinen in einem Haus. Dabei sind die aus Ton gearbeiteten Figurinen sehr viel feiner und detailreicher, die aus Stein eher abstrakt.

Eine ebenfalls wichtige Stätte dieser Periode ist das benachbarte Megiddo, ein Tell oder Siedlungshügel rund 30 km südöstlich von Haifa, der bis in das 7. Jahrtausend zurückreicht, oder Munhata, 11 km südlich des Genezarethsees. Yarmuk-Keramik fand sich auch in der nur 100 m² großen Siedlung, die heute den Namen Hamadia trägt. Sie liegt nördlich von Bet Sche'an im Norden des Landes.

In dieser Epoche mehren sich Hinweise auf Kontakte zu Ägypten. Das beginnende Neolithikum Ägyptens unterscheidet sich dabei grundlegend von demjenigen Israels, denn es war nicht mit der Bodenbearbeitung verbunden, wie es im gesamten Fruchtbaren Halbmond der Fall war. Merimde Beni Salama, etwa 45 km nordwestlich vom heutigen Kairo gelegen, war die Ursiedlung der Merimde-Kultur, die in den Anfang des keramischen Neolithikums einzuordnen ist. Sie weist anscheinend südwestasiatische Wurzeln auf, was auf Kulturkontakte oder Migrationen hinweisen könnte.86

Klimatisch bedingte Abtrennung von Ägypten (Mitte 6. bis Mitte 5. Jahrtausend v. Chr.

Infolge einer ariden Phase in Palästina in der Zeit zwischen der Mitte des 6. und der Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr., aus der für den Raum südlich des Libanon keine Siedlungen nachzuweisen sind, bestanden keine Kontakte mit der ägyptischen (mittleren) Merimdekultur mehr. Die dortige Badari-Kultur, die älteste aus Oberägypten bekannte Kultur mit sesshafter, bodenbebauender Lebensweise,88 unterhielt wieder Kontakte. Sie wird auf etwa 4400 bis 4000 v. Chr. angesetzt - vielleicht setzte sie bereits um 5000 v. Chr. ein - und folgte der Merimde-Kultur. Diese Kultur besaß zwar keramische Beziehungen in den Sudan, doch Viehhaltung und Art der Landwirtschaft deuten auf Palästina.

Chalkolithikum (bis 3300 v. Chr.), Städte

Aus dem Chalkolithikum (ohne die Wadi-Rabah-Kultur) wurden zwischen 1990 und 2010 allein dreißig Grabstätten entdeckt. Zu den wichtigsten Fundstätten zählen Peqi’in im Norden Galiläas, Sha’ar Efrayim, Horvat Zur und Horvat Karkar.86l Dabei stellte sich heraus, dass Kinder unter drei Jahren nie in Begräbnisstätten oder in Höhlen auftauchen, sondern immer in den Siedlungen beigesetzt wurden. Die Begräbnissitten weisen ansonsten auf die Abkunft der späteren Beduinen von diesen Gruppen hin. Die um 2200 bis 2000 v. Chr. erscheinenden Gruppen unterschieden sich im Körperbau jedoch erheblich von ihnen.

Ballung der Fundstätten in den Randgebieten

Chalcolithic Temple of Ein Gedi051
Überreste des Tempels von Ein Gedi, der um 3500 v. Chr. entstand und von einer Steinmauer umgeben ist. Das 20 m lange und 5,5 m breite Hauptgebäude steht im Norden, hinzu kommt eine runde Struktur von 3 m Durchmesser. Da sich keine Siedlung in der Nähe fand, nimmt man an, dass der Tempel zu bestimmten Anlässen von Menschen in weitem Umkreis aufgesucht wurde. 1956 wurde er entdeckt, ab 1961 wurde er ausgegraben. Vor dem Eingang und in der Nähe der Rückwand stand ein Altar. Verbrannte Substanzen wie Zweige, Knochen, Muscheln, Tonfragmente, aber auch Perlen und Fragmente von Tonfiguren deuten auf Opferrituale hin. Zudem wurde ein Becken für Flüssigkeiten gefunden, vermutlich für Wasser, das 90 cm Durchmesser aufwies und 40 cm tief war, und einen Ablauf besaß. Das kleinere Gebäude am Ostrand misst 7,5 * 4,5 m, darin fand sich ein Fußboden, dazu eine steinerne Bank an der Wand. Auch fand man eine Alabasterschale aus Ägypten, zugleich der älteste Alabasterfund Israels.

Die chalkolithischen oder kupfersteinzeitlichen Fundstätten konzentrieren sich an den Wadi-Ufern in der israelischen Peripherie. Auf einer Strecke von rund 110 km entlang des Beersheba und seiner Fortsetzung, des Besor, fanden sich beispielsweise mehr als 70 Grabungsstätten aus dieser Epoche.87 Ähnliches gilt für das Tal des Jordan, wo die zentrale Siedlung Teleilat Ghassul war. Sie war etwa 1000 Jahre lang mit einer Fläche von rund 20 ha die größte Siedlung in der Region und bestenfalls mit den Städten Mesopotamiens zu vergleichen. Teleilat Ghassul lag oberhalb des Nordostrands des Toten Meeres. Dort fanden sich geräumige Häuser von 3,5 mal 12 m Grundfläche, wobei sich der Eingang an den Langseiten befand. Mehrere Häuser, die sich an den Schmalseiten berührten, bildeten eine lange Kette, wobei innerhalb der Stadt mehrere dieser Ketten errichtet wurden. Auch fand sich ein Tempel, der zahlreiche, für uns kaum mehr erschließbare Symbole barg, wie einen achteckigen Stern, eine elefantenkopfartige Maske, farbige, geometrische Figuren oder einen Vogel. Im Gegensatz zu dieser vergleichsweise günstigen Fundlage ist aus den zentralen Landschaften Israels, wie Galiläa, wenig aus dem Chalkolithikum bekannt. Diese Lücke versucht das Oriental Institute an der University of Chicago seit 2011 zu füllen.

Kennzeichnend für das Chalkolithikum sind zudem überaus große pithoi, die größten Vorratskrüge, die je in Palästina hergestellt wurden. Typisch ist der tauartige Griff, der mit Fingereindrücken verziert ist. Das Spektrum der Tongefäße erweiterte sich; so entstanden Krater, Gefäße zum Mischen von Wein und Wasser, aber auch das Butterfass. Zudem gelang es 2014, den Nachweis zu führen, dass in Galiläa bereits im 6. jahrtausend v. Chr. Olivenöl in größeren Mengen gelagert wurde.87d

Ende des Ghassulien (zwischen 3500 und 3300 v. Chr.)

Das nach der größten Siedlung benannte Ghassulien endete abrupt um 3500 bis 3300 v. Chr. Wahrscheinlich handelte es sich um ein schwerwiegendes Ereignis, doch Spuren von Gewalt ließen sich bisher nicht belegen.

Teil des Schatzes von Nachal Mischmar

Der Schatz von Nachal Mischmar wurde um 3500 v. Chr. in einer Höhle an der Nordseite des namengebenden Tales deponiert. Er bestand aus 432 Kupfer-, Bronze, Elfenbein- und Steinobjekten: 240 Keulenköpfe, etwa 100 Szepter, 5 Kronen, Hörner, Werkzeuge und Waffen, die in eine Matte eingewickelt waren. Das darin verarbeitete Kupfer stammte wahrscheinlich aus Armenien. Ein weiterer, etwa 800 Objekte umfassender Kupferschatz wurde bei Kfar Monasch nahe Tel Aviv entdeckt. Ob diese Schatzfunde mit dem Ende der Ghassul-Kultur zusammenhängen, ist unklar.

Bronzezeit

Frühbronzezeitliche Grabungsstätte Sheikh Diab 2 im Jordantal

Frühe Bronzezeit I (3300-3050 v. Chr.)

Die Abgrenzung der frühen Bronzezeit ist nicht unumstritten. Kathleen Kenyon konnte sich mit ihrer Benennung der ersten beiden der drei zugehörigen Phasen (Frühe Bronzezeit Ia und Ib) in „frühurban“ nicht durchsetzen, wenn es auch gerade dieser kulturelle Zug war, der die Kulturen besonders deutlich kennzeichnete.

Dabei ist der Bruch zum Chalkolithikum nicht überall sichtbar, denn etwa ein Drittel der Stätten setzte frühere Siedlungen fort. Neben dieser Kontinuität lässt sich aber vor allem eine Ausweitung in andere Landesteile erkennen, wie in die Küstenebene, das zentrale Bergland, die Schefela, sowie die nördlichen Ebenen. Dabei entstanden im Norden kurvilineare, runde, elliptische und apsidische Strukturen, die derartig anders waren, als die Vorgängerbauten, dass sie eine Einwanderung nahelegen.

Zugleich nahmen die überregionalen Beziehungen, die bisher von Mesopotamien dominiert wurden, deutlich zu, ja, sie wurden sogar zu einem Kennzeichen der Epoche. Dabei stand vor allem Ägypten im Vordergrund, wo im östlichen Nildelta palästinensische Tonwaren auftauchten.

Kontakte zu Ägypten in der Frühen Bronzezeit II und III (ab 4. Jahrtausend - 2300 v. Chr.)

Handelskontakte zu Ägypten bestanden bereits zur Zeit der dort im Norden bestehenden Maadi-Kultur, also vor der ersten herrschaftlichen Vereinigung Ägyptens. So stammten Öl, Wein und Rosinen aus Palästina. Werkzeuge aus Feuerstein belegen ebenfalls einen starken nahöstlichen Einfluss (kanaanäische Klingen). Erhebliche Kupfermengen fanden sich in Maadi, die wahrscheinlich aus Kupferstätten im Wadi Arabah im Südosten der Sinai-Halbinsel stammten.

Die Handelswege nach Palästina wurden offenbar von ägyptischer Seite schon zu dieser Zeit gesichert. Dort hielten sich Ägypter auf, die mit lokalen Materialien in ägyptischer Technik arbeiteten. Sie unterhielten offenbar ein Netzwerk von Siedlungen.

Elfenbeintafel des Pharaos Den aus seinem Grab in Abydos, frühes 3. Jahrtausend v. Chr. Die Tafel zeigt oben den laufenden Pharao während des Sedfestes sowie auf dem Thron sitzend; unten wird die Eroberung einer Festung dargestellt und die Gefangennahme von Feinden.

Auslöser für militärische Auseinandersetzungen war der Versuch des unter einem Pharao zentralisierten Ägyptens, die Kontrolle über Rohstoffe zu gewinnen, die für die gewaltige Bautätigkeit des Landes von großer Bedeutung waren. Pharao Aha entsandte mehrere Expeditionen in den Libanon und nach Palästina. Bei En Besor im Südwesten Israels fand sich die Ruine einer Bastion, die aufgrund von Keramik- und Elfenbeinfunden in die frühe 1. Dynastie datiert werden kann. In Ahas Grab wiederum wurden Gefäßfragmente mit palästinischem Dekor gefunden.89 Auch Pharao Djer ordnete mehrere Expeditionen in den Sinai an. In seinem Grabkomplex fanden sich Schmuckstücke aus Türkis, der aus dem Sinai stammt. Auf mehreren Elfenbeinplaketten wurde der Sieg Dens über eine fremde Streitmacht festgehalten Die Gegner wurden als „Iuntiu“ (Bogenvolk) bezeichnet. Diese waren Nomaden von der Sinai-Halbinsel, die in einer Reliefinschrift des Königs Sechemchet (3. Dynastie) erwähnt werden.91 In einer Inschrift aus dem Wadi Maghara (Sinai) erscheint Djoser, wie er einen Gefangenen erschlägt. Neben ihm steht eine Göttin, hinter dieser steht nach der Beischrift der Verwalter der Wüste Anch-en-iti, der diese Expedition durchgeführt hatte.92 In der Nähe befinden sich Türkisminen, die wohl das Ziel waren.

Snofru erschlägt einen Beduinen; Felsinschrift im Wadi Maghara, Sinai

Die Kontakte zu Ägypten waren aber auch durchaus friedlicher Natur. Der Palermostein berichtet vom Bau von Schiffen und der Ankunft von 40 Schiffsladungen Zedernholz aus dem Libanon, aus dem Schiffe gebaut und Palasttüren gefertigt wurden. Möglicherweise fand unter Snofru eine militärische Sicherung der Sinai-Halbinsel mit ihren Kupfer- und Türkisvorkommen statt. Die einzige Quelle hierfür ist eine Felsinschrift im Wadi Maghara, auf der Snofru einen Beduinen erschlägt. Durch Graffiti ist Cheops im Wadi Maghara auf dem Sinai - dort als Beschützer der Minen - belegt. Auch Handelsbeziehungen der phönizischen Stadt Byblos nach Ägypten lassen sich nachweisen. Handelsbeziehungen mit dem syrischen Raum lassen sich durch eine Schale aus Ebla, das vielleicht die Handelsdrehscheibe zwischen Ägypten und Mesopotamien darstellte, und einen Siegelzylinder aus Byblos belegen, die beide den Namenszug des Chephren tragen. Der Name des Menkaure bzw. Mykerinos erscheint zudem auf einem Objekt aus Byblos.93 Unter Userkaf wurden bereits Expeditionen zum Libanon durchgeführt.94

Unter Sahure richtete sich der einzige belegte Feldzug seiner Regierungszeit gegen Beduinen auf dem Sinai, wovon der König auf einem großen Relief berichten ließ.95 Zudem wurde in Byblos ein Gefäß gefunden. Unterstrichen werden die Handelsbeziehungen in diese Region außerdem durch ein Relief im Totentempel der Sahure-Pyramide, auf dem Schiffe abgebildet sind, deren Besatzungen aus Syrern bestehen.96 In Byblos wurde eine Alabasterschale mit dem Namenszug Neferirkares gefunden.97

Mehrere Felsinschriften berichten von den üblichen Expeditionen in die Türkis-Minen im Wadi Maghara, und ein in Byblos gefundenes Alabastergefäß mit der Nennung eines Sed-Festes des Djedkare belegt Handelskontakte dorthin. Ein Kriegszug nach Vorderasien ist durch eine bildliche Darstellung im Grab des Inti in Deschascha am Rande des Fayyum belegt.98 Die 6. Dynastie verlor nach Kriegszügen gegen Libyen, Nubien und Palästina an Einfluss.

Die Reichseinigung und damit das Mittlere Reich (2055 – 1650 v. Chr.) wird um Mentuhoteps 39. Regierungsjahr vollzogen worden sein. In der Folge gelang es, wieder einen gewissen Einfluss außerhalb Ägyptens zu gewinnen, wie im Libanon. Doch schon Amenemhet I. sah sich veranlasst, am Ostrand des Deltas zum Schutz vor asiatischen Invasionen Mauern errichten zu lassen. Sesostris I. Sohn Amenemhet II. ist vor allem durch einen in Memphis gefundenen Annalenstein bekannt, auf dem Feldzüge nach Palästina erwähnt werden. Unter seinem Nachfolger Sesostris II. zeigen sogenannte Genut, eine Art Tage-Buch, unter ihnen das bedeutendste, in Memphis gefundene, dass es häufig Konflikte und Vertragsabschlüsse mit „Asiaten“ (Aamu) gab, wie später auch Herodot (Historien 2.106) bemerkte. Byblos und das nordsyrische Tunip erscheinen als Handelspartner, andere Städte als Kriegsgegner, von denen angeblich 1.554 als Gefangene fortgeführt wurden. Diese hohen Zahlen könnten erklären, warum in späterer Zeit so viele asiatische Sklaven in ägyptischen Häusern lebten.

Unter Sesostris III. kam es, wie Herodot und Manetho berichten, zu zahlreichen Feldzügen. Diese Unternehmungen sind nur schlecht bezeugt. In den Quellen taucht jedoch nur ein einziger Feldzug nach Asien auf.

Urbanisierung in der Frühen Bronzezeit II und III (bis 2300 v. Chr.)

Tell el-Hesi

Eng mit diesen immer wieder aufflammenden Kämpfen dürfte die Existenz zahlreicher befestigter Siedlungen zusammenhängen. So wurden Dan, Hazor, Qadesh in Galiläa, Beth Yerah (Khirbet Kerak), Bet Sche'an und Megiddo im Norden, Jericho, Lachisch und Tell el-Hesi im Süden ausgegraben. Daneben sind mehr als 260 Siedlungen aus dieser Epoche in Westpalästina bekannt. 20 von ihnen maßen mehr als 5 ha Fläche, Beth Yerah 22 ha, Yarmuth 16, Tell el-Hesi 10 ha, ebenso wie Ai und Arad. Mazar schätzte, dass die Gesamtfläche der städtischen Siedlungen 600 ha umfasste, auf denen er 150.000 Einwohner annimmt. Sie konzentrierten sich in Galiläa, Samarien, Juda, was die Frühe Bronzezeit I auszeichnet. Hinzu kamen große Siedlungen in Transjordanien, wie Bab edh-Dhra'.

Frühebronzezeit-II-Siedlungen fanden sich im Negev und auf der südlichen Sinai-Halbinsel. Allein im Umkreis des späteren Katharinenklosters fanden sich mehr als 50 solcher Siedlungen. Die Siedlungen der Epoche wiesen mächtige Befestigungen auf, viele von ihnen waren von 3 oder 4 m dicken Mauern umgeben, gedeckt durch hufeisenförmige Türme. In den späteren bronzezeitlichen Abschnitten II und III wurden die Mauern weiter verstärkt, manche erreichten eine Dicke von 7 oder 8 m. Außerdem wurden die Bereiche vor den Mauern durch steile Hänge geschützt, an den schwächeren Stellen der Befestigung tauchten länglich-rechteckige Türme auf. Zudem tauchten Stadttore auf, wie etwa in Tell el-Far'ah im Norden oder in Beth Yerah, Ai oder Arad.

Große Tempelanlagen wie in Megiddo wurden errichtet. Dessen drei Tempel maßen 17 mal 18 m mit bis zu 80 cm dicken Außenmauern. Die Anlagen besaßen offene Vorbauten mit zwei Säulen, ein Gang führte in einen großen Innenraum von 14 mal 9 m Grundfläche. Auf einem erhöhten Platz stand eine Gottheit, wobei jeder Tempel der Verehrung einer anderen diente.

Enorme Vorräte konnte sich Beth Yerah zulegen, da die Stadt über einen Speicher mit einer Fläche von 30 mal 40 m verfügte. Die äußeren Mauern maßen 10 m Dicke, neun 8 m starke Silos waren dort versenkt. Unter der Annahme, dass das Gebäude 7 m hoch war, konnten hier 1400 bis 1700 t Weizen oder anderes Getreide gelagert werden. Bei vielleicht 4.000 bis 5.000 Einwohnern konnte die Stadt vermutlich mit Getreide handeln oder es zumindest auf längere Zeit einlagern.99

Pastoralisierung in der Frühen Bronzezeit IV und Mittleren Bronzezeit I (2300/2250 - 2000 v. Chr.)

Am Ende der Frühen Bronzezeit II und III kam es zu einem Zusammenbruch der städtischen Kultur und zu einer Dominanz der Weidewirtschaft. Einen ähnlichen Niedergang sah Ägypten in der 7. bis 11. Dynastie. Erst mit der Mittleren Bronzezeit II setzte nach 2000 v. Chr. wieder städtisches Leben ein, etwa gleichzeitig mit dem Mittleren Reich in Ägypten. Zugleich begann eine schriftliche Tradition. Ganz in Gegensatz dazu stehen die Funde in Tel Kabri im Westen Galiläas. Der Palast in dieser Siedlung hatte eine Fläche von vielleicht 6000 Quadratmetern, wies Boden- und Wandmalereien im ägäischen Stil auf und war offenbar Zentrum einer Verwaltung, die offenbar ohne Schrift funktionierte. Dabei existierte dieses Zentrum urbaner Kultur von der Mittleren Bronzezeit I bis zum Ende der Mittleren Bronzezeit II.99d

Gamla 281213 08
Dolmen im Naturschutzgebiet Gamla in den zentralen Golanhöhen

Für die typische Keramik der Zeit sind mangels Siedlungen Friedhöfe die wichtigsten Fundorte, daneben aber auch Höhlen. Bei den Friedhöfen sind drei Typen zu unterscheiden, nämlich Schachtgräber in Westpalästina (sie sind die häufigste Form), von Tumuli bedeckte Dolmen auf den Golanhöhen und im Oberen Galiläa sowie ebenerdige Tumuli (cairns) im zentralen Negevgebiet. Die Schachtgräber erreichten, etwa in Jericho, Tiefen von bis zu 6 m. Die Tumuli im Negev entstanden innerhalb der Siedlungen. In der inneren Zelle wurde der Tote beigesetzt, wobei ihn Grabbeigaben wohl in ein jenseitiges Leben begleiten sollten. Wahrscheinlich wurden die Toten nur zeitweilig hier beigesetzt, bis man die Knochen separat beisetzen konnte.

Der kulturelle Bruch, so wurde angenommen, geht auf eine Invasion halbnomadischer, semitischer Stämme, der Amurru zurück, doch wurden auch indoeuropäische Gruppen oder im Binnenland lebende Nomaden dafür verantwortlich gemacht, die das Machtvakuum nach dem Zusammenbruch der urbanen Kultur füllten.

Eine wichtige Quelle für diese Epoche stammt aus Ägypten. Es handelt sich um Die Geschichte von Sinuhe, eine wohl fiktionale Erzählung von einem Ägypter, der in Palästina lebte und im Alter in seine Heimat zurückkehrte. Sie ist neben den Ächtungstexten100 die wichtigste ägyptische Quelle zum Palästina des frühen 2. Jahrtausends. Nach dem Zusammenbruch der urbanen Zentren hatten sich bereits wieder Stadtstaaten oder feste Siedlungen herausgebildet, daneben existierte aber auch weiterhin die Lebensform der Wanderbeweidung. Als Modell mag man sich Stämme neben Städten vorstellen, d.h. ein Nebeneinander nomadischer und urbaner Lebens- und Herrschaftsformen. So befand sich zumindest ein Teil der Amurriter im Prozess der Sesshaftwerdung und Urbanisierung.

Sinuhe lebte zwischen Nomaden und städtischen Herrschern definierter Gebiete. So war Byblos ein Stadtstaat von Bedeutung, allerdings wird in den Ächtungstexten auch vom Stamm von Byblos gesprochen. Abgesehen von Byblos erwähnt der Autor der Sinuhe-Erzählung keine Städte, obwohl die Stadtkultur gerade neu aufzublühen begann. Ludwig Morenz nimmt an, dass dadurch die Kontrastierung zwischen Ägypten und Palästina noch stärker herausgearbeitet wurde,101 betonte also das Fremde.

Erstmals taucht in der Sinuhe-Erzählung die Bezeichnung Ḥq3-ḫ3swt („Herrscher der Fremdländer“) auf (Sinuhe B98),102 die allgemein Hyksos genannt werden. Zur Zeit des Mittleren Reichs stand dieser Ausdruck für eine bestimmte Gruppe in der Bevölkerung Palästinas.103 Später waren damit Könige asiatischer Herkunft gemeint, die in Ägypten von etwa 1650 bis 1542 v. Chr. herrschten.104 Nach Ludwig Morenz handelt es sich bei den „Herrschern der Fremdländern“ in der Sinuhe-Erzählung um etablierte Herrscher, die sich in jener Zeit der Sesshaftwerdung im palästinensischen Raum von den umherziehenden Nomaden unterschieden.105 Mit der Figur des Amunenschi, des Fürsten von Oberretjenu, wird zudem in der ägyptischen Literatur erstmals ein Nichtägypter primär als ein Herrscher ausgewiesen. Der Autor ersetzt damit die übliche ethische Verallgemeinerung des Fremden als pauschal negativ konnotierte Größe. Indem er ägyptisch spricht, wird er sogar in die ägyptische Sinnwelt aufgenommen.106

Hyksos in Ägypten (ca. 1685 – 1532 oder 1528 v. Chr.)

Das Ende des Mittleren Reiches in Ägypten wurde durch Thronstreitigkeiten, Zersplitterung und durch das Eindringen der Hyksos aus Westasien hervorgerufen.107

Egypt Hyksos Period
Ungefähre Machtsphären der ägyptischen Teilreiche. Die 14. und 15. Dynastie hatte ihren Herrschaftsschwerpunkt in Avaris im östlichen Nildelta, auch wenn die 15. Dynastie gleichzeitig Gebiete bis südlich von Memphis kontrollierte. Die 16. und 17. Dynastie hatte hingegen ihren Schwerpunkt in Theben.

Dass Westasiaten bereits früher zugewandert und zu beträchtlichem Einfluss gelangt waren, belegt der stellvertretende Schatzmeister Aamu („der Asiate“), der sich möglicherweise unabhängig machte. Auch weisen die Begräbnissitten auf asiatische Zuwanderung hin, denn im Gegensatz zu den Ägyptern, die auf dem Rücken liegend beigesetzt wurden, wurden die Toten der Zuwanderer in Hockstellung beerdigt. Zudem brachten sie eigene Waffen und eigene Keramik mit, die sie den Toten beigaben. Außerdem erscheinen bei ihnen zum ersten Mal Esel in Gräbern. Offenbar wanderten Hirten, Bauern und Handwerker, aber auch Händler nach Ägypten, es wurden aber auch Kriegsgefangene nach Ägypten verschleppt.

Gegen mögliche Angriffe aus dem Osten hatte man im Mittleren Reich Festungen gebaut. Die spätere Hyksos-Hauptstadt Avaris war als Festung bereits in der Ersten Zwischenzeit gegründet worden, doch erst gegen Ende der 12. Dynastie kam es zu einem kräftigen Wachstum der Stadt. Erstmals lassen sich Asiaten fassen. Am Übergang zur 13. Dynastie lassen sich syrische Häuser, Gräber innerhalb der Siedlung, beigesetzte Esel, syrische Siegel als Belege für die Zuwanderung asiatischer Gruppen anführen. Stammten in der Frühzeit der Stadt die meisten Bewohner aus dem Libanon und aus Syrien, so kamen sie in der späteren Zeit eher aus Palästina und von Zypern. Diese Zeit entspricht der Mittleren Bronzezeit II A-C in Syrien-Palästina. Dabei lassen sich neun Schichten unterscheiden, die von Amenemhet IV. bis Ahmose I. reichen, also weit über 200 Jahre umspannen. Die erste Phase war eine der Expansion, die aber auch von schweren Epidemien gekennzeichnet war, was sich an ungeordneten Massengräbern ablesen lässt. Die Gesellschaft war wohl vergleichsweise egalitär. Dies änderte sich in der Folgezeit.

Der asiatische Söldnerführer Schalik, der vielleicht bereits vorher Herr eines Fürstentums im östlichen Delta war, besetzte um 1650 v. Chr. die Residenz der 13. Dynastie bei Itj-taui und ließ sich zum Pharao krönen. Die Ägypter bezeichneten ihn als Heka-chasut (Herrscher fremder Länder, eigentlich bergiger Länder, griech. Hyksos), ein Titel, den sich diese Könige bisweilen auch selbst zulegten. „Hyksos“ ist also ein Herrschertitel, und nicht – wie ihn die griechische Überlieferung verstand – eine ethnische Bezeichnung.

Avaris erstreckte sich auf einer Fläche von bis zu 400 ha, womit die Stadt ihre gewaltige Fläche seit der Zeit der 13. Dynastie noch einmal verdoppelt hatte. Eine Stadtmauer von 6,2 (später sogar 8,5) m Stärke sicherte die in ihrer Zeit riesige Stadt. Ihren Zenit erlebte die Hauptstadt unter Pharao Apopi I. um 1555 v. Chr. In dieser Zeit nahm der Schriftgebrauch offenbar stark zu, was in Ägypten die Hieroglyphenschrift meint.

Die Herrscher der 15. Dynastie könnten, ebenso wie die Masse ihrer Gefolgsleute, Kanaanäer (Amoriter) aus Palästina gewesen sein; ihre Namen lassen sich jedenfalls aus semitischer Herkunft erklären. Die Zuwanderung ist wohl das Ergebnis einer bereits seit zwei Jahrhunderten andauernden Einwanderung, die namentlich im Ostdelta zu umfangreicher Ansiedlung geführt hatte. Archäologische Zeugnisse für die Hurriter in Palästina lassen sich erst für die Mitte des 16. Jahrhunderts v. Chr. erbringen, wie sich etwa an einer Platte für Apopis Tochter Herit zeigt, die in hochentwickelter Hieroglyphenschrift bearbeitet, im Grab Amenhoteps I. gefunden wurde. Auch in anderen Siedlungen ließen sich diese starken Mischungen ägyptischer und westasiatischer Kulturelemente belegen.

Haupt eines asiatischen Würdenträgers, Avaris

Avaris wurde durch den Zwischenhandel vermögend, zunächst zwischen Ägypten und Palästina, dann durch den Handel mit Zypern. Die Hyksos führten Streitwagen und Pferde, Schiffe und Holz, Gold, Silber und afghanisches Lapislazuli, Türkis und Bronze ein, dann Öl, Duftstoffe, Fette und Honig, wie eine Stele des Kamose auflistet - leider fehlen die Waren, die die Ägypter im Gegenzug lieferten.

Der König von Avaris beanspruchte Ober- und Unterägypten, doch die Südgrenze lag (nach etwa 1650 v. Chr.) bei Cusae, etwa 40 km südlich von Hermopolis (el-Aschmunain). Der Handel musste diese Abgabenstelle passieren, ansonsten hielt Unterägypten über die Oasenroute Kontakt zu Nubien und seiner Hauptstadt Kerma, und damit zum nubischen Gold. Auch in der ehemaligen Grenzfestung Buhen scheint der traditionelle Handel nicht unterbrochen worden zu sein. Wichtigstes Herrschaftszentrum neben der Residenz war Memphis, doch der kulturelle Einfluss der Hyksos war hier offenbar gering. Wahrscheinlich wurden Pferd und Wagen erst im Verlauf der Hyksosherrschaft in Ägypten eingeführt.108

Die 16. Dynastie bestand annähernd gleichzeitig mit der 15. Dynastie. Diese Annahme geht auf Sextus Iulius Africanus zurück, der sich wiederum nach Manetho richtete. Dort werden Kleinkönige zusammengefasst, die den Hyksos tributpflichtig waren, jedoch eine gewisse Eigenständigkeit behielten. Daher wird auch von der Kleinen Hyksos-Dynastie gesprochen. Kim Ryholt definierte die 16. Dynastie neu; er beruft sich auf Eusebius von Caesarea, der diese Dynastie nach Manetho als „thebanisch“ bezeichnet.109

Die Hyksos drangen zwar bis Theben vor, es war ihnen aber nicht möglich, so weit südlich gelegene Gebiete dauerhaft zu kontrollieren. So waren die ersten Herrscher der oberägyptischen 17. Dynastie den Hyksos zwar tributpflichtig, doch zum Ende dieser Dynastie verstärkte sich die Politik der Ahmosiden gegen die Hyksos. Dies veranlasste den Hyksoskönig Apophis dazu, eine Allianz mit dem Königreich von Kerma in Nubien zu suchen.

Der offene Krieg gegen die Hyksos zog sich wohl über drei Jahrzehnte hin. Seqenenre bekämpfte die Hyksos. Er starb offenbar, wie die Untersuchung seiner Mumie ergab, im Kampf. Sein Sohn Kamose kämpfte spätestens in seinem dritten Herrschaftsjahr vor Avaris. Mit einer Armee und einer Kriegsflotte zog er nordwärts und zerstörte Nefrusi, das nördlich des Grenzorts Cusae lag. Auf dem Weg nach Norden geriet einer der Boten aus Avaris in seine Hände, woraufhin er die Grenzen stärker kontrollieren ließ, um ein Bündnis zwischen Avaris und Kerma zu verhindern. Vor Avaris angekommen kontrollierte seine Flotte die Wasserwege um die Stadt, sein Heer suchte an Land einen Gegenangriff zu verhindern. Trotz erfolgreicher Plünderungen, die Kamose auf einer Stele aufführt, kam es nicht zu einer Belagerung. Erst mindestens elf Jahre später erreichte eine thebanische Armee erneut das östliche Nildelta. Avaris wurde erst im 18. oder 22. Jahr des Ahmose erobert. Zunächst hatte er Memphis umgangen und Heliopolis erobert. Mit der Eroberung von Tell el-Habua schnitt er die Hyksos wohl von Nachschub und Unterstützung aus Osten ab. Nach einer Schlacht begann der König die Belagerung von Avaris. Folgt man Josephus, dann brachte der Thebaner 480.000 Männer vor die Mauern der Stadt, dennoch, so berichtet er weiter, konnte er sie nicht erobern. So musste er die Bewohner aus Ägypten abziehen lassen. Tatsächlich lässt sich archäologisch kein Massaker nachweisen, jedoch ein scharfer kultureller Bruch. Danach eroberte er nach dreijähriger Belagerung Scharuhen in der Negevwüste südlich von Gaza.

Expansion des Neuen Reiches Ägyptens nach Palästina, Mitanni

Mit der Eroberung von Avaris 1532 oder 1528 v. Chr. begann das Neue Reich, das sogleich Richtung Palästina und Nubien im Nordosten und Süden expandierte. Diese Politik setzte Amenophis I. fort. In Avaris ließ bereits Ahmose nach der Eroberung Paläste und Verteidigungsanlagen zerstören und neue aufbauen.

Die Könige Amenophis I. und Thutmosis I. stießen bis zum Euphrat vor, wo sie mit dem Mitannireich in Konflikt gerieten. Nach dem Sieg über Kerma zog Thutmosis nach Syrien, wie spätere Dokumente aus der Zeit Thutmosis' III. berichten, doch kam es wohl nur zu wenigen Kontakten mit den Vasallenstaaten der regionalen Großmacht Mitanni, vor allem mit dem Königreich Niya.

Wand des Annalensaals im Karnak-Tempel, wo sich die Beschreibung der Schlacht bei Megiddo und der Feldzüge Thutmosis' III. findet.

Unter dem Vorwand, sich bei Scharuhen in lokale Auseinandersetzungen einmischen zu müssen, zog Thutmosis III. nach Gaza. Eher war es wohl so, dass die Oberherrschaft Mitannis den Zugriff Ägyptens auf libanesisches Zedernholz, auf Kupfer und Zinn gefährdete. Die sich anschließenden Kriege dauerten zwei Jahrzehnte an und erfassten ganz Palästina und Syrien. In der Schlacht bei Megiddo und der siebenmonatigen Belagerung der Stadt erbeutete der Pharao 894 Streitwagen, 200 Rüstungen, mehr als 2.000 Pferde und 25.000 Tiere. Die Kinder der unterworfenen Herrscher wurden nach Ägypten verbracht, um dort erzogen zu werden. Starb einer ihrer Väter, dann sorgte Ägypten dafür, dass eines dieser Kinder ihm nachfolgte. Trotz einiger Siege über Vasallen Mitannis, wie das wenig bekannte Nahrin, war der Gegner jedoch keinesfalls besiegt.

Zunächst kamen Beutestücke, dann verstärkt syrische Handelsgüter nach Ägypten. Schließlich machte sich ein zunehmender kultureller Einfluss geltend, der sich in der Übernahme syrischer Gottheiten, wie Reschef und Astarte äußerte, ein Kult, der sich vor allem seit Amenophis II. ausbreitete. Unter ihm kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Großreich Mitanni, Thutmosis IV. schloss Frieden. Zwar führte Amenophis II. in seiner knapp dreißigjährigen Regierungszeit einen Feldzug bis nach Qatna in Nordsyrien, und der Fürst von Kadesch schwor einen Treueid, doch blieben die Machtverhältnisse dort unsicher. Später gelangte der Pharao in seinem zweiten Syrienfeldzug bis nach Megiddo, dessen Fürst gefangengesetzt wurde.110

Nach diesen zweiten Syrienfeldzug schlossen Ägypten und Mitanni Frieden. Thutmosis IV. heiratete eine Tochter des Mitanni-Königs Artatama I. namens Mutemwiya. Der Sohn aus dieser Ehe wurde später Pharao unter dem Namen Amenophis III. Vor allem mit dem Mitannikönig Tušratta bestanden enge Beziehungen, hingegen verschlechterten sich die zunächst guten Beziehungen zu Babylon unter Burna-buriaš II. Eine Inschrift berichtet von Gefangenen aus Gezer.

Durch den verstärkten Austausch öffnete sich Ägypten in einem bis dahin nicht bekannten Ausmaß den Einflüssen der Nachbarkulturen, akzeptierte einige ihrer Götter und die Pharaonen nahmen sie in den Kreis der Völker auf, für die sie Verantwortung trugen, statt sie weiterhin als Feinde zu betrachten.

Religionskonflikte in Ägypten, Hethiter, Seevölker, erneute Deurbanisierung, Trockenheit

Akhenaten, Nefertiti and their children
Echnaton und seine Familie in Anbetung des Sonnengottes Aton

In Ägypten bahnte sich ein Religionskonflikt an, der das Land grundlegend veränderte, wenn auch die Herrschaft eines ersten monotheistischen Gottes Aton kaum zwei Jahrzehnte währte.

Außenpolitisch veränderte sich die Situation durch die Großmacht der Hethiter. In Echnatons 12. Jahr besiegten sie den König von Mitanni, so dass das seit Jahrzehnten stabile Machtgleichgewicht zerfiel, auch wenn die ägyptische Armee durch kleinere Unternehmungen versuchte, die lokalen Herren daran zu hindern, die Seite zu wechseln. Jerusalem und Askalon scheinen stabile Stützen der ägyptischen Herrschaft geblieben zu sein, während andere Städte eine zwiespältige bis ablehnende Haltung einnahmen. Banden machten das flache Land unsicher, sie erscheinen als habiru (Hebräer?), von denen einige in Sichem anheuerten, das als regionale Macht auftrat. In den Amarna-Briefen erscheint die Stadt mehrfach als Schakmi. Herrscher war Lab'aia, der gegen den Pharao rebellierte und schließlich von den Männern von Gila ermordet wurde. Sichem scheint zu dieser Zeit auch die Vorherrschaft über Ginti-kirmil innegehabt zu haben, wie ein 1993 in Bet Sche'an entdeckter Tonzylinder belegt. Im bronzezeitlichen Sichem standen mehrere Tempel sowie ein großer Palast, Mitte des 12. Jahrhunderts v. Chr. wurde es jedoch zerstört und blieb etwa 100 Jahre lang verlassen. Diese Zerstörung könnte mit dem in der Bibel erwähnten Krieg zwischen Abimelech und der Stadt Sichem zusammenhängen (Ri 9 EU). Das Alte Testament erwähnt Sichem erstmals als Etappe Abrahams beim Zug durch Kanaan. Dort soll eine Eiche namens „More“ gestanden haben (Gen 12,6 EU), wo JHWH, der Gott Israels, Abraham erschienen und seinen Nachkommen das Land Kanaan versprach. In Palästina regte sich der Widerstand unter den Apiru, die Megiddo, Askalon und Gezer bedrohten und letztlich unter ihre Kontrolle brachten. Die Hilferufe aus dieser Region führten zu erfolglosen Maßnahmen durch den Pharao.

Streitwagen aus Amarna, Brooklyn-Museum

Der Pharaonenthron wurde nun von einem ehemaligen General übernommen; zur selben Zeit wurde die ägyptische Herrschaft in Syrien durch die Hethiter zerschlagen. Die Hethiter zerstörten Qatna, worauf ägyptische Streitwagen gegen Kadesch vorrückten, während Truppen des Mitannireichs die Hethiter in Nordsyrien angriffen. Etwa zur selben Zeit wurde der König von Mitanni gestürzt, sein Sohn floh zu Šuppiluliuma und heiratete eine seiner Töchter. Die Witwe des Pharaos wollte einen der Söhne Šuppiluliumas ehelichen, damit die beiden Reiche vereint würden. Dieser eroberte jedoch Karkemiš und setzte seinen Sohn Šarri-Kušuh als Vizekönig ein. Nach einer erneuten ägyptischen Gesandtschaft im folgenden Jahr sandte Šuppiluliuma seinen Sohn Zannanza nach Ägypten, der jedoch zu Tode kam, woraufhin die Hethiter das ägyptische Syrien attackierten. König Eje II., der als Nachfolger Tutenchamuns etwa drei Jahre Pharao war, beteuerte zwar seine Unschuld, doch erst als Epidemien das Hethiterreich schwächten, ließen deren Angriffe nach. König Muwattalli II. geriet gleichfalls in Konflikt mit Ägyptens Pharao Ramses II. Die Schlacht bei Kadesch im Jahr 1274 v. Chr. brachte keine Entscheidung im Dauerkonflikt. Muwattallis Bruder Hattusili III. schloss 1259 einen Friedensvertrag. Haremhab schloss einen Vertrag mit den Hethitern, sein Versuch Kadesch zurückzuerobern scheiterte wohl.

Die Apiru, eine oft mit den Hebräern des Alten Testamentes in Verbindung gebrachte Gruppe, waren wohl eine von mehreren Gruppierungen, aus denen sich während der sogenannten Landnahmezeit das Volk Israel herausbildete. Sie erscheinen allerdings in den Amarna-Briefen als Banden, die die Stadtstaaten durch Überfälle und Schutzgelderpressungen verunsicherten oder sich als Söldner verdingten. Durch ihren Beitrag zur allgemeinen Verunsicherung um 1200 v. Chr. waren sie ein wichtiger Faktor für die folgende Deurbanisierung. Auch bei der Staatenbildung Israels scheinen mit ihnen identifizierbare Gruppen nicht unbeteiligt gewesen zu sein. So vermittelt die Aufstiegsgeschichte Davids den Eindruck, als sei David Anführer einer solchen Bande gewesen (vgl. 1 Sam 22,2 EU). Das von den Stämmen Israels unabhängige Heer war mit der von diesen ebenfalls unabhängigen von ihm eroberten Jerusalem ein wichtiger Faktor für die Stabilität der davidischen Dynastie - wenn man dem Alten Testament folgt.

In seinem ersten Jahr führte Sethos I. eine kleine Kampagne gegen die Schasu in Süd-Palästina durch, doch stieß er bald weiter nach Norden vor und besetzte Kadesch. Amurru stellte sich auf die ägyptische Seite, was die Hethiter dazu veranlasste, die beiden Vasallenstaaten erneut zu unterwerfen. Im 4. Jahr seiner überaus langen Herrschaft musste Ramses II. sich gleichfalls mit der Bedrohung durch die Hethiter auseinandersetzen. Amurru unterstellte sich wieder Ägypten, doch im folgenden Jahr zog Ramses wieder über die Grenze. Dort kam es zur Schlacht bei Kadesch. Sie ist an den Mauern der Tempelanlagen von Karnak, Luxor, dem Ramesseum und anderen Tempeln dargestellt und wurde in propagandistischer Absicht als gewaltiger Sieg dargestellt. Doch die Auseinandersetzungen setzten sich über Jahre fort, Kadesch und Amurru gingen endgültig verloren.

Merenptah Israel Stele Cairo
Die Merenptah-Stele (JE 31408) im Kairoer Museum enthält als älteste Quelle die Bezeichnung „Israel“

Unter Merenptah, dem 13. Sohn Ramses' II., kam es zu Revolten in Palästina, die der Pharao jedoch niederschlug. Die Stele des Merenptah erwähnt die Eroberung von Aschkelon, Gaza, Gezer und Yeno’am, Städte, die einst den Hurritern („Hurru“) gehörten, aber nun Teil Ägyptens waren. Auch erwähnt die Stele erstmals nicht nur Israel als Land, sondern als Volk. Der Papyrus Harris I erwähnt, dass am Ende der Regierungszeit des Vorgängers Ramses IV. noch neun Städte aus Kanaan zum thebanischen Amuntempel gehörten und dass der Bau eines Tempels in Gaza geplant war. Auch wurden die Minen im Sinai weiterhin aufgesucht und die Lieferrouten im südlichen Kanaan fortwährend kontrolliert. Es existieren keine Hinweise auf militärische Operationen, jedoch wurden in Amara-West hieratische Stelenfragmente gefunden, die auf militärische Operationen im dritten Herrschaftsjahr Ramses' IV. hindeuten könnten.111

Weit gefährlicher wurde die große Völkerwanderung im östlichen Mittelmeerraum. Sie brachte heute als „Seevölker“ bezeichnete Gruppen in Bewegung. Die Angreifer, die als Šikalayau in den Quellen erscheinen, „leben in Schiffen“. Wenig später fanden sich diese Seevölker aus Sizilien, Sardinien, Etrurien,112 aber auch Männer aus Adana und Philister in Mukiš, nördlich von Ugarit und an zahlreichen anderen Orten bis nach Ägypten. In einer Seeschlacht, in der sie im Nildelta in die Falle gelockt wurden, siegten die Ägypter. Den Angriff über Land konnte Ramses bei Djahi in Palästina abfangen, das vielleicht im Gazastreifen lag.

In einer Inschrift des Merenptah heißt es: Die Länder der Hethiter fallen, wie beim Anblick nahender Windhunde, auf die Knie. Bleibende Angst für die Herzen der Mešweš, zerbrochen ist das Land Tjemhu. Lebu wurde aus unserem Ta Meri („Geliebtes Land“) verdrängt; es kann nun wieder die Strahlen von Aton sehen, weil das Unwetter über Kemet verjagt wurde.113

Der Angriff der Seevölker veranlasste Ramses III. in seinem 8. Regierungsjahr (1180 v. Chr.) zu folgendem Bericht in einer Inschrift im Totentempel von Medinet Habu: „Ich schütze es, indem ich die Neunbogen abwehre. Die Fremdländer vollzogen alle zusammen die Trennung von ihren Inseln. Es zogen fort und verstreut sind im Kampfgewühl die Länder auf einen Schlag. Nicht hielt irgendein Land vor ihren Armeen stand; und die Länder von Ḫatti, Qadi, Qarqemiš, Arzawa, und Alasia an waren (nun) entwurzelt auf einen Schlag. Es wurde ein Lager aufgeschlagen an einem Ort im Inneren von Amurru. Sie vernichteten seine Leute und sein Land, als sei es nie gewesen. Sie kamen nun, indem die Flamme vor ihnen bereitet war, vorwärts gegen Ägypten, ihre Zwingburg (?). Die plst (Peleset), ṯkr, šklš, dnjn und wšš (Wašaš), verbündete Länder, legten ihre Hände auf alle Länder bis ans Ende der Welt; ihre Herzen waren zuversichtlich und vertrauensvoll: Unsere Pläne gelingen.“114 Auf den Reliefs in seinem Totentempel in Medinet Habu ließ der Pharao diese Fremdvölker darstellen. Die Peleset (plst), Tjeker (ṯkr), Danuna (dnjn) und die Waschasch (wšš) tragen Helme mit Federkrone. Die Träger eines Hörnerhelms ohne Aufsatz sind die Scherden. Diese Art der Hörnerhelme wurde als Zeichnung auf der Kriegervase aus Mykene, und ebenfalls in Enkomi auf Zypern gefunden. Die Šekeleš (šklš) tragen Stirnbänder. Die Fremdvölker werden einheitlich mit einem kurzen Rock dargestellt und sind meist bartlos. Oft tragen sie Panzer. Die Bewaffnung besteht aus einem runden Schild, Speer, Lanze und Schwert. Ihre Schiffe sind einheitlichen Typs, mit Segeln und einem auffälligen Vogelkopf an beiden Enden. Ob sie Ruder besaßen, ist umstritten.

Hinter dieser Völkerwanderung, die weitreichende Konsequenzen hatte, stand wiederum, wie so oft, eine drastische Veränderung des Klimas in der Zeit zwischen 1250 und 1100 v. Chr., wie zwischen 2010 und 2013 ein Forschungsteam der Universität Tel Aviv belegen konnte. Dabei wurden die Pollen in Intervallen von 40 Jahren systematisch ausgezählt. Schon Mitte des 13. Jahrhunderts klagte eine Hethiterkönigin gegenüber Ramses II., sie habe kein Getreide in ihrem Reich. Pollenuntersuchungen im Toten Meer zeigten, dass sich die Bestände von Eichen, Kiefern, Oliven- oder Johannisbrotbäumen deutlich verminderten, wohl infolge der zunehmenden Trockenheit. Dabei wurden mehr als 20 m dicke Sedimentschichten untersucht.114f

Eisenzeit (1150-586 v. Chr.)

Es ist vor allem das Volk der Israeliten, das entsprechend seiner historischen Wirkmächtigkeit erheblich stärker im Mittelpunkt der Forschung stand, als die anderen eisenzeitlichen Völker der Region. Dabei gibt es kaum eine Region, in der die historische Deutung anhand der Quellen, insbesondere durch die Bibelexegese, so sehr in Widerspruch zu der gewaltigen Zahl an archäologischen Funden und Befunden geraten ist. Einer der umstrittensten Fragenkomplexe war dabei das als Landnahme, israelitische Siedlung oder Eroberung Kanaans bezeichnete historische Phänomen. Dabei ist zwar dieser Vorgang einer andersartigen Besiedlung zuvor dünn besiedelter Regionen sowohl biblisch als auch archäologisch nachweisbar, doch entsprechen sich die Aussagen der beiden Wissenschaften kaum.

So entstanden drei verschiedene Landnahmetheorien, die man als Modell einer einheitlichen kriegerischen Einwanderung, einer friedlichen Infiltration und eines revolutionären Landnahmemodells (sociological school) bezeichnen könnte. Albrecht Alt nahm 1925 an, dass ursprünglich sesshafte Kanaanäer im Land wohnten, während halbnomadische Israeliten an den Wüstenrändern lebten. Diese Viehhirten hätten demnach friedlich das Land infiltriert und sich ohne größere Konkurrenz als Bauern angesiedelt. 1935 formulierte William Foxwell Albright die traditionelle Annahme gegen Alts Hypothese, dass die Israeliten im Verlauf einer militärischen Eroberung die kanaanäischen Städte zerstörten. Einzelne archäologische Funde schienen dies zu bestätigen. Die Biblische Archäologie versuchte nun verstärkt, die biblischen Berichte zu bestätigen, doch heute gilt diese Vereinfachung als überholt.

George E. Mendenhall löste sich 1962 als erster von der Vorstellung, das entstehende Israel sei ein ursprünglich nomadisches, von außen eindringendes Element gewesen. Stattdessen verstand er es als Bestandteil der einheimischen, spätbronzezeitlichen Bevölkerung. Eine aufständische und schließlich abwandernde Unterschicht aus dem Umfeld der Städte der Ebenen sei Trägerin von Dorfgründungen im abgelegenen Bergland gewesen. Es wurde auch ein Revoltenmodell diskutiert (George E. Mendenhall, Norman Gottwald), doch ließ sich eine solche Bauernrevolte nicht belegen. Gottwald klammerte die Überlieferungen von Mose und Exodus aus seinen Thesen aus und datierte die Ereignisse der Landnahme zwischen 1350 (Amarznazeit) und 1225 v. Chr. Dies entspreche der Zeit der Errichtung der unbefestigten Siedlungen der frühen Eisenzeit im Bergland Palästinas, die ein Beweis der selbstständigen Entwicklung von Bevölkerungsgruppen unabhängig von den Organisationen der kanaanäischen Stadtstaaten sei. Niels Peter Lemche verschob den Akzent von religiösen oder sozialpolitischen Motiven auf eine Verbindung zum komplexen politischen und ökonomischen Niedergangsprozess der spätbronzezeitlichen Städte. Nach Lemches „evolutionärer Hypothese“ seien die frühen Israeliten als Zusammenschluss von Gruppierungen oder Stämmen von Apiru zustande gekommen und nach dem Feldzug des Pharaos Merenptah als Volk identifizierbar geworden. Robert B. Coote und Keith W. Whitelam gelang es, den Vorgang auf das Land selbst als primäre Determinante zurückzuführen und ihm die Einmaligkeit zu nehmen. Geologisch-klimatische, ökologische, geopolitische und siedlungsgeographische Komponenten wurden in der Folge stärker in den Mittelpunkt gerückt. Israel Finkelstein konnte mittels einer archäologischen Bestandsaufnahme wechselnde Besiedlungsmuster ableiten. Er deutete den Siedlungsvorgang als Sesshaftwerdungsprozess einheimischer Nomaden. Dabei handelt es sich keinesfalls um einen simplen, gar als Fortschritt verstandenen Prozess von der Nomaden- zur Bauerngesellschaft, sondern um eine Oszillation oder ein Pendeln zwischen den beiden Lebensstilen als Reaktionen auf Prosperität oder Niedergang in den politischen, gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Faktoren.

Allen Theorien ist gemein, dass der Siedlungsprozess am wenigsten durch die Zerstörung der Städte, sondern vielmehr durch das Aufkommen neuer, dörflicher Siedlungen geprägt ist. Archäologisch erwies sich dies inzwischen in der Zunahme der Siedlungsdichte um das Achtfache. Trotz dieser Fortschritte ist offenbar die Versuchung groß, zu intensiv die Anbindung an biblische Aussagen zu suchen, Fundstätten werden vorschnell mit biblischen Orten identifiziert. Zudem ist diese Forschung - ein nicht zu unterschätzender Faktor - immer noch ein Politikum. So wird vielfach weiterhin am Gegensatzpaar israelitisch-kanaanäisch als ethnischer Gegensatz festgehalten, wo doch allenfalls von einem Gegensatz von Dorf- zu Stadtkultur die Rede sein dürfte, aber auch Grabungserlaubnisse wurden nach ethnischen Grundsätzen vergeben. Der kanadische Ägyptologe Donald B. Redford verwarf alle bis dahin erarbeiteten Synthesen. Nach ihm seien die nachmaligen Israeliten ein Kontingent von Schasu'-Beduinen gewesen, die von Süden aus die Gebirge Kanaans besiedelt und erst nach der Übernahme kanaanäischer Siedlungsmuster nachweisbare Spuren hinterlassen haben. Mancher, der über die Frühe Eisenzeit schreibt, verzichtet mittlerweile gänzlich auf die Hinzuziehung der Bibel als historische Quelle.114p Wir werden auf diese komplexe Quelle zurückkommen.

Philister (bis 8. Jahrhundert)

Darstellung aus der Zeit Ramses III. von Gefangenen verschiedener Völker, der 3. von links ist ein Philister, rechts daneben ein Ammoniter, Medinet Habu, Ägypten

Ähnlich begannen sich die Denkmuster mit Blick auf andere ethnische Gruppen der Region zu verändern, wie die Philister. Sie werden traditionell auf die „Seevölker“ zurückgeführt; es dominierte bis vor wenigen Jahren die Annahme, sie seien ein ethnisch geschlossener Block gewesen, wenig beeinflusst von der kanaanäischen Umgebung, aber auch mit fehlenden Kontakten über See.

Diese Annahme wurde durch Untersuchungen ihrer Keramik und ihrer Ernährungsgewohnheiten gestärkt, letzteres vor allem mit Blick auf das Schwein, das sie stark von den Israeliten unterschied, die es ablehnten.115 Während sie sich jedoch in der Eisenzeit I, also dem 12. Jahrhundert v. Chr., noch deutlich von ihrer kulturellen Umgebung unterschieden, seien sie nach und nach bis zur frühen Eisenzeit IIA in dieser Umgebung aufgegangen. Der Bibel nach bestand ihre Rolle darin, dass sie durch ihre militärische Überlegenheit den Anstoß zur Staatsgründung der Israeliten gaben. Anscheinend hat ihr Verschwinden aus den Quellen aber nichts mit dieser Gründung zu tun, oder dem Verlust der politischen Kontrolle durch die aufstrebende stärkere Macht, sondern muss in einem weiteren Umfeld betrachtet werden, das Zypern und die Ägäis einschließt.116

Fragment aus Ekron

Philistischer Bierkrug mit Vögeln, Fischen und geometrischen Motiven, Tel Eton, 12. Jahrhundert v. Chr.

Von den fünf Städten der Pentapolis wurden seit 2006 vier ausgegraben, nämlich Tel Miqne-Ekron (4 ha), Aschdod (10 ha), Aschkelon (10 ha) und Tell es-Safi/Gath, letzteres weist eine Fläche von 45–50 ha auf und war damit zeitweise vielleicht die größte Stadt der Levante. Jerusalem wies noch im 9. Jahrhundert nur 6 ha Fläche auf, was es umso unwahrscheinlicher machte, dass David und Salomo die Philisterstadt beherrschten; erst nachdem Hasael von Aram Damaskus die Stadt um 830 v. Chr. erobert hatte, veränderte sich die politische Situation in der bis dahin von der Stadt dominierten Region. Hinzu kamen kleinere Siedlungen wie Yavneh, Nahal Patish und Qubur al-Walayida.

Die Grabungen legen nahe, dass die Philister keineswegs als „reines“, ägäisches Volk in der Levante landeten, sondern durch einen komplexen Prozess der Ethnogenese gingen, oder einer Art „Hybridisierung“, wie im Falle Zyperns oder des spätbronzezeitlichen Kreta.117 Dabei mischten sich Elemente verschiedenster Provenienz, wie zyprische Schrift, Herdstellen, Messer aus zwei Metallen, der Stil der Siegel, dann anatolische Herdstellen, Namen, mykenische Krüge, Keramikstile, Webgewichte, Figurinenstile, hinzu kamen minoische Opferpraxis und rituelle Aktivität, Siegelgebrauch, Ikonographie, Keramikmotive, Putztechnik, schließlich griechische und sogar italienische Einflüsse (handgemachte, geglättete Keramik). Auch das genannte Schwein stellt zwar in Ashkelon und Tel Miqne-Ekron ein Fünftel der Funde, doch dürften ökologische, ökonomische und funktionale Faktoren dabei die ausschlaggebende Rolle gespielt haben, weniger ethnische, denn Schweine brauchen beispielsweise mehr Wasser. Schon im philistäischen Ashdod 11 und 12 liegt ihr Anteil nur noch bei 8 bis 15 %, in Tel Qasile gar nur bei 1,5 %, in Qubur el-Walaydah im regenarmen Negev fällt er noch darunter. Gerade dort aber fand sich Keramik der Philister, obwohl der Anteil der Überreste dieses Tieres ungefähr bei dem der meisten israelitischen Fundstätten lag. Möglicherweise brachten Griechen oder Philister aus der Ägäis die Saat-Platterbse (Lathyrus sativus) mit, die ansonsten in der Levante ungebräuchlich war.

Anzeichen der Ethnogenese der Israeliten, Scheschonq-Feldzug von 926 v. Chr.

Die neuhethitischen Staaten um 800 v. Chr.

Phönizische Städte

Die wichtigste Quelle zur frühen Geschichte der Israeliten ist das Alte Testament, doch wird sein Rang inzwischen in Frage gestellt. In der Genesis wird geschildert, wie Gott die Erde und alles Leben schuf, die Menschen ein enormes Lebensalter erreichten und in unmittelbarem Kontakt zu ihrem Schöpfer standen. Doch die Menschen erzürnten Gott, so dass er, bis auf Noah und seine Familie sowie sein Vieh, alles Leben in einer Sintflut ertränkte.

Einer der Nachkommen Noahs, Abraham, erhielt den Auftrag, Mesopotamien zu verlassen und nach Kanaan zu gehen. Seine Nachkommen besiedelten Südpalästina und waren die Ahnen der Stämme Israels. Jakob, sein Enkel, ging nach Ägypten, wo dessen Sohn Joseph zu Ansehen gelangte. Doch das Volk Israel, so hießen die Nachkommen Jakobs, wurde in Ägypten unterdrückt und zog daher unter Führung Moses in den Sinai, wo er Gottes Gesetze verkündete.118

Nach seinem Tod führte Josua das Volk in das „gelobte Land“ am Jordan, das militärisch erobert wurde, wie die Bücher Exodus, Leviticus, Numeri und Deuteronomium berichten. Das Buch der Richter erzählt, wie das Volk regelmäßig andere Götter verehrte, als Strafe erfolgte neuerliche Unterdrückung und Not. Saulus wurde als erster Führer des Volkes eingesetzt, doch bald durch David ersetzt, dem Gott eine dauerhafte Dynastie versprach. David überließ seinem Sohn Salomon ein ausgedehntes Königreich, Salomon baute einen Tempel in Jerusalem.

Nach seinem Tod zerbrach das Reich. Die Stämme des Nordens folgten Jerobeam, die des Südens Salomons Sohn Rehabeam, der in Jerusalem residierte. So entstanden Israel im Norden und Juda im Süden. Israel wurde von wechselnden Familien dominiert, ließ sich im 8. Jahrhundert auf Kriege gegen Assyrien ein, das 722 v. Chr. die Hauptstadt Samaria eroberte. Diese Katastrophe bildet den Hintergrund für die Propheten Hosea, Amos und Jesaja. Deportierte Völker bewohnten nun das Land, viele Israeliten wurden im Riesenreich verstreut. 701 eroberten die Assyrer auch Jerusalem und damit Juda. Als Babylon die Assyrer besiegte, nahm der Druck von dort auf die noch in Jerusalem regierenden Herrscher zu, 586 v. Chr. wurde das aufständische Juda mit seiner Hauptstadt Jerusalem erobert. Der Tempel wurde zerstört, das Volk deportiert, darunter der Prophet Ezechiel. Erst die Perser befreiten die Israeliten aus der Gefangenschaft.

Oldest Hebrew Inscription X BC
Vielleicht eine der ältesten hebräischen Inschriften, gefunden in Tel Zayit, gut 50 km südwestlich von Jerusalem. Sie entstand in der frühen Eisenzeit.119 Abgebildet sind fünf Buchstaben des phönizisch-hebräischen Alphabets, nämlich (von rechts nach links) Waw, He, Chet, Zajin, Tet. Sie sind Teil eines Abecedariums, das alle 22 Buchstaben enthält und sich über zwei Zeilen erstreckt: קרשת / אבגדוהחזטילכמנסעפצ. Darin spiegeln sich Unsicherheiten bezüglich der Abfolge der Buchstaben wider, wenn ein eingefügtes X als Korrektur der Reihenfolge aufgefasst wird.

Angesichts der Quellenarmut - sieht man von den besagten Büchern ab - ist die Entstehung des Volkes Israel kaum zu rekonstruieren. Zwei Hypothesen sind vorherrschend. Eine geht davon aus, dass nomadische Hirten, teils von außerhalb, in das Land einsickerten und nach und nach die wichtigsten Machtpositionen okkupierten, eine andere postuliert, marginalisierte Gruppen hätten die feudalistischen Stadtherrschaften Kanaans zerschlagen und eine egalitärere Gesellschaft mit einem übergreifenden Gott errichtet.120 Die Verschiedenartigkeit der Stämme Israels weist darauf hin, dass sie verschiedenen Traditionen anhingen, vielleicht auch verschiedene Ethnogenesen, Wanderungs- und Vermischungsvorgänge hinter sich hatten, als sie begannen, sich als etwas Zusammengehörendes wahrzunehmen (und später darzustellen). Manche mögen entflohene Sklaven, z. B. aus Ägypten gewesen sein, andere nutzten saisonal mit ihren Herden das Land, wieder andere gehörten zu viel älteren Gruppen, und manche werden sich auf die Seevölker zurückgeführt haben, die den östlichen Mittelmeerraum in Aufruhr brachten, das Hethiterreich zerstörten und Ägypten attackierten. Ähnlich wie andere Gruppen lebten sie in einer Region, die von innen und außen überaus häufigen und brutal geführten Kriegen und Deportationen ausgesetzt war, zu deren Beschreibung der Begriff Schmelztiegel einem Euphemismus gleichkommt. In dieser Phase des Niedergangs der ägyptischen Autorität, der hethitischen und aramäischen Kleinstaaterei, der Philister, endeten zahlreiche Stadtherrschaften, in Israel kam es zu einer Verdorfung.

Zu den Stämmen erfahren wir, der Natur ausschließlich archäologischer Quellen entsprechend (sieht man von der Merenptah-Stele ab), fast nichts, wenn auch Versuche unternommen wurden, bestimmte Fundgruppen (z. B. Vierraumhäuser) den Israeliten zuzuweisen. Auffällig im Buch der Richter ist, dass meist nur einer oder zwei Stämme an einem historischen Ereignis beteiligt waren, nur im Deboralied (Richter 5, 1–31, v. a. 6–30) sind einmal zehn Stämme gleichzeitig beteiligt. Dabei ist jedoch gerade die Uneinigkeit der Stämme das Thema des Liedes, denn nur sechs Stämme beteiligen sich am Kampf gegen Sisera, den kanaanäischen Heerführer unter König Jabin von Hazor.121 So könnte eine rituelle Gemeinschaft, gebündelt durch den Glauben an eine übergreifende Gottheit, die Grundlage für ein sich sehr langsam entwickelndes Bewusstsein von Zusammengehörigkeit gewesen sein, das durch weitere gemeinsame kulturelle Züge gestärkt wurde.

Um 1000 v. Chr. schlossen sich die israelitischen Stämme nach dem biblischen Bericht wegen des stärker werdenden militärischen Druckes durch die Philister zu einem Königreich zusammen. Die Bibel gibt mit ziemlicher Sicherheit die Jerusalemer Tradition wieder, wonach der erste König Saul war. Seine Nachfolger David und dessen Sohn Salomo begründeten das Königreich Israel mit Jerusalem als Hauptstadt. Die tatsächliche Bildung von Königreichen in Israel und Juda, die über die Größe eines Stadtstaates samt Umland hinausgingen, dürfte später anzusetzen sein. Gerade das karge und bevölkerungsarme Judäa scheint erst spät, vielleicht erst ab dem 8. Jahrhundert v. Chr., einen zentral gelenkten Staatsapparat erhalten zu haben. Das Nordreich Israel hingegen war weitaus bevölkerungsreicher und stieg früher zu einer regionalen Größe auf. Ein einheitliches Nord-Süd-Reich, zu dem auch Jerusalem unter Führung der Davididen gehörte, aber auch Gebiete bis an den Euphrat, hat es also vermutlich nicht gegeben. Archäologische Funde haben hier gleichfalls nicht weitergeholfen.122

In der Ortsnamenliste des Pharaos Scheschonq I. taucht der von ihm zerstörte Ort Gezer auf. Der alttestamentliche Text (1Kön 14,25-28; 2Chr 12,9-12) zu dieser Zerstörung enthält keinen Namen eines Pharaos und wird daher als „nachbearbeitete volkstümliche Überlieferung“ gewertet. Dazu zählt auch die Erwähnung von „Salomos Wiederaufbau von Gezer“ - wohl ein späterer Zusatz. Eine mögliche Verbindung lässt sich nur zu Scheschonq I. ziehen, der 926 v. Chr. als erster Pharao wieder einen Palästinafeldzug durchführte.123 Das Königreich Juda zahlte ihm vielleicht sogar bis 850 v. Chr. Tribut.124 Im Alten Testament wird erwähnt, er habe die Jerusalemer Tempelschätze geraubt. Scheschonq setzte seine Offensive mindestens bis nach Megiddo fort, wo sich ein Stelenfragment fand, zog vielleicht weiter Richtung Akko. Wahrscheinlich stand Palästina eine Zeit lang sogar unter ägyptischer Verwaltung.125

Schaffung einer dynastischen Geschichte, Assyrer und Ägypter (bis um 600 v. Chr.)

853 v. Chr. bedrohten die Assyrer unter Salmanassar III. den Nordosten, so dass sich der ägyptische Pharao Osorkon II. genötigt sah, eine Waffenbruderschaft mit Byblos einzugehen, um das assyrische Heer zurückzuschlagen. Dies gelang den Verbündeten in der Schlacht von Quarqar am Orontes, wie die Kurkh-Stele berichtet. Danach nahm König „Achabbu“ von Israel mit 2.000 Streitwagen und 10.000 Fußsoldaten an der Schlacht teil.126 Diese überraschend starke Streitmacht Israels könnte darauf hinweisen, dass es sich um die vereinigte Streitmacht des Nord- und Südreiches sowie von Moab und Edom gehandelt hat.

Tiglath-pileser III BM WA118900
Der assyrischen König Tukulti-apil-Ešarra III. (Tiglatpileser III.), Relief vom Palast in Nimrud, um 728 v. Chr.

Das Nordreich Israel wurde zwischen 722 und 721 v. Chr. von Assyrien erobert und in einen Vasallenstaat verwandelt. Nach der Zerschlagung des Nordreichs konnte der Staat um Jerusalem, das Südreich Juda, das von den Assyrern verschont wurde, erstarken. Die Könige bemühten sich um eine Ausdehnung ihrer Macht auf die Nordgebiete.

Unter Joschija kam es zu einer Tempelreform, in deren Verlauf vermutlich die Biblischen Bücher in einer vorläufigen Revision zusammengeführt wurden. Die verschiedenen Schriften wurden vereinheitlicht, ein Prozess, der im babylonischen Exil fortgeführt und abgeschlossen wurde. Der Monotheismus und Herrschaftsanspruch JHWHs wurde durchgesetzt. Der König unternahm den Versuch, unter dem Tanach das gesamte Volk, auch die nichtjüdischen Stämme, die zum Teil unter den Assyrern eingewandert oder deportiert worden waren, in Palästina zu einen. Die joschijanische Kultreform zielte darauf ab, einen bildlosen JHWH als einzig erlaubten Gegenstand der Verehrung durchzusetzen und die Verehrung anderer Götter in sichtbarer Form zu verhindern. Die Archäologen Israel Finkelstein und Neil Silberman vertreten die Ansicht, dass zahlreiche Götterfiguren, die überwiegend mit der Göttin Astarte identifiziert werden, und die in Privathäusern aus dem 7. Jahrhundert gefunden wurden, darauf hinweisen, dass die Durchsetzung misslang.127

Die Assyrer dehnten ihre Macht unter Aššur-aḫḫe-iddina (Asarhaddon, 680-669 v. Chr.) und Aššur-bāni-apli (Assurbanipal, 669-631/627 v. Chr.) nach Ägypten aus. Doch Psammetich I. (664 bis 610 v. Chr.), der von den Assyrern dort eingesetzt worden war, nutzte 653 v. Chr. die Schwäche Assurs zur Wiederherstellung der Unabhängigkeit Ägyptens. Assur, das ab 626 auch gegen Babylon in die Defensive geriet, verbündete sich nun mit Ägypten, dessen Truppen 616 v. Chr. infolgedessen in Regionen kämpften, in denen nie zuvor ägyptische Soldaten gestanden hatten. Als Assur 614 und Ninive zwei Jahre später zerstört wurde, und damit das Assyrerreich verschwand, stand Ägypten ab 605 allein gegen einen expansiven Gegner, das Neubabylonische Reich. Sein König Nabû-kudurrī-uṣur II. (Nebukadnezar, 605-562) ließ 586 v. Chr. die Israeliten deportieren.

Das Alte Testament als historische Quelle

Paris, Notre Dame -- 2014 -- 1458
Skulpturen der Könige von Juda an der Westfassade von Notre-Dame in Paris

Die Art und Weise, wie sich die Juden des späten 7. Jahrhunderts v. Chr. ihre eigene Geschichte kompilierten, hat unser Geschichtsbild bis in die jüngste Vergangenheit dominiert. Bis mindestens in das 17. Jahrhundert glaubte man, die Bücher des Alten Testaments seien von Mose, David, Salomo oder von den Propheten eigenhändig verfasst worden. Doch anhand der Namen Gottes, auf der einen Seite JHWE, auf der anderen Seite El oder Elohim, ließen sich zwei Quellen ausmachen, die mit Jahwist oder Elohist bezeichnet wurden. Der erste, auch J-Text genannt, entstand wohl in Jerusalem und spiegelt die Zustände unter Salomo wider, der E-Text hingegen stellte den Blickwinkel des Nordens, also Israels dar. Der J-Text wäre demnach etwa zwischen 970 und 930 v. Chr. entstanden, der E-Text zwischen 930 und 720 v. Chr.128

Deuteronomium mit seiner eigenen Sprache und seiner Strenge gegen die Verehrung anderer Götter, scheint hingegen ein eigenständiges Dokument zu sein. Deuteronomium verlangt, dass Gott nur Opfer in Jerusalem gebracht werden dürfen. Auch die Bücher, die nach Deuteronomium angeordnet wurden, also Josua, Richter, das 1. und 2. Buch Samuel, das 1. und das 2. Buch der Könige, standen ihm nahe. Außerdem konnte man neben E, J und D eine weitere Gruppe unterscheiden, die sich vor allem mit Rituellem befasste, und die daher mit P für priesterliche Quelle bezeichnet wurde. Die letzte Überarbeitung, in Form einer Kompilation und einigen verbindenden Sätzen, erfolgte wohl erst nach dem Exil, also nach 538 v. Chr. Neben das deuteronomistische Geschichtswerk, das bis Könige 2 reicht, traten schließlich als drittes Geschichtswerk über Israel nach dem Exil die Bücher der Chronik (1. Buch der Chronik, 2. Buch der Chronik), die erst im 5. oder 4. Jahrhundert v. Chr. entstanden. Sie sind auf die davidische Dynastie ausgerichtet und übergehen den Norden fast ganz. Dennoch besteht auch außerhalb der Bibel ein Beleg für diese Dynastie, nämlich eine Inschrift des Aramäerkönigs Hasaël von Aram (Damaskus), die man 1993 im nordisraelischen Tell Dan fand. Sie berichtet von einem Sieg über Joram, den König von Israel und Ahasja, den König aus dem Hause David.

Der Kern des älteren Geschichtswerks, also die ersten vier Bücher Mose und das deuteronomistische Geschichtswerk, entstand wohl im 7. Jahrhundert v. Chr. in Jerusalem. Das Buch des Gesetzes, das der Hohepriester Hilkia 622 v. Chr. bei einer Tempelrenovierung entdeckte, löste dort eine überaus strenge religiöse Reform aus.129 Dabei wurden die Erzählungen über die Erzväter, die drei Stammväter der Israeliten, kompiliert, bei denen die seinerzeitigen Zeitzustände weit in die Vergangenheit zurückprojiziert wurden. So erwiesen archäologische Funde, dass Kamele, die nach den biblischen Texten schon zu Abra(ha)ms Zeiten an vielen Stellen auftauchen, erst Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. domestiziert und erst lange nach 1000 v. Chr. als Lasttiere genutzt wurden. Damit aber passte der Bericht über den Verkauf Josephs in die Sklaverei durch seine eigenen Söhne, wo Kamelkarawanen erwähnt werden, nicht in die weit zurückliegende Vergangenheit, sondern eher in die Epoche Hilkias. Der Handel mit Harz, Balsam und Myrrhe, der ebenfalls Erwähnung findet, blühte erst richtig mit den Assyrern im 8. und 7. Jahrhundert auf.130 Auch die Beschreibungen der politischen und ethnischen Verhältnisse passen eher zu Hilkia, als zu den Erzvätern. So blühte Edom wohl erst im 8. Jahrhundert; sein Aufstreben hängt wiederum mit den Erfolgen im arabischen Handel zusammen. Seine Hauptstadt Bosra wurde erst in assyrischer Zeit zu einer Handelsmetropole. Ähnlich wie die Stammbäume der Edomiter waren die der umgebenden arabischen Stämme von wenig schmeichelhaften Beschreibungen durchsetzt, was gleichfalls in die Konflikte mit den Wüstenstämmen passt, allesamt Nachkommen Ismaels, des wenig gelittenen Sohnes Abrahams und der ägyptischen Sklavin Hagar. In jedem Falle wurde das kleine, erst um 720 v. Chr. vom übermächtigen Israel befreite Juda in ein bedeutendes Licht gerückt, die Feinde des 7. Jahrhunderts erhielten eine missliebige Herkunft unleidiger Charaktere. Sie stellten Jerusalem als Hort der Rechtgläubigkeit in einer unsicheren Welt heraus und propagierten die pan-israelitische Idee unter der Führung des davidischen Königshauses.

Juda als ägyptischer Vasall (ab 609 v. Chr.), Neubabylonisches Reich, Babylonische Gefangenschaft (586 v. Chr.)

Beendet wurde diese Periode durch den Angriff des Neubabylonischen Reiches unter Nebukadnezar II. Dieser neuen Großmacht versuchte sich Ägypten entgegenzustemmen, so dass der Süden Palästinas bald in einen schweren Konflikt hineingezogen wurde. Necho II. (610-595 v. Chr.) war der erste Pharao, der eine Seestreitmacht aufbaute. Da die Ägypter über vergleichsweise wenig nautische Erfahrung verfügten, rekrutierte er die Besatzungen im Wesentlichen aus Griechen und Karern. Er begann auch das Projekt eines Kanals zwischen dem Roten Meer und dem pelusischen Nilarm, was auf ein Wiederaufleben des Rotmeerhandels hinweist. Ausgrabungen am Tell Defenna zeigten am Nordostrand des Deltas, dass die Griechen, die die Hafenstadt Daphnae nannten, in einer Zitadelle wohnten und zudem eine wichtige Rolle in der Seekriegführung spielten.131 Insofern könnte der Kanal auch dazu gedient haben, leichter Kriegsschiffe vom Roten in das Mittelmeer zu bringen, und umgekehrt. Versuche Nechos, sein Gebiet um die syrischen Provinzen des Neubabylonischen Reiches zu erweitern, scheiterten, obwohl er 609 v. Chr. den König von Juda unterwarf. Auch zog die Armee bis an den Euphrat. Dort erlitt sie jedoch 605 eine katastrophale Niederlage bei Karkemiš.

Siegesstele Psammetichs II. von etwa 592 v. Chr. in Kalabscha. Sie berichtet von der Eroberung des kuschitischen Napata und dem Sieg über König Aspelta.

Unter König Jojakim wurde auch Juda zum Vasallen der Babylonier. Dieser versuchte jedoch die Unabhängigkeit zu erlangen, indem er die anfängliche Niederlage Nebukadnezars gegen die Ägypter ausnutzte. Pharao Psammetich II. (594-589 v. Chr.) hatte Heer und Flotte weiter aufgerüstet. Sein Heer bestand dabei zu einem Großteil aus griechischen Söldnern. Im 4. Jahr seiner Herrschaft zog er nach Osten, wo er versuchte, einen Aufstand gegen den babylonischen König anzufachen. Apries (589-570 v. Chr.), der Enkel Nechos II., führte Grenzkämpfe in Palästina gegen Babylon, sowie gegen die Phönizier. Zwar konnte er die Belagerung Jerusalems mit seinem Heer unterbrechen - die Babylonier zogen zeitweise ab -, doch letztlich erstürmten die Babylonier 586 v. Chr. die Stadt und nahmen König Zedekia, den Bruder König Jojakims und Nachfolger von dessen Sohn Jojachin, gefangen. Nebukadnezar verschleppte das jüdische Volk – zumindest die Oberschicht – in die Babylonische Gefangenschaft.

Von der Babylonischen Gefangenschaft bis zum Ende des Perserreichs

Babylonische Gefangenschaft

Im Exil konnten die Juden ihre ethnische und religiöse Identität trotz des kulturellen Druckes Babylons bewahren. Im Gegenteil machte diese geistige Auseinandersetzung das Exil zu einer der fruchtbarsten Zeiten der jüdischen Theologie. Mit dem Fehlen Jerusalems endete die Fixierung der Juden auf den Tempel als alleiniger Ort des Gebets, und es entstanden die ersten Synagogen. Ein Angehöriger der davidischen Dynastie namens Jojachin, ein Sohn Jojakims, der kurz vor der Eroberung von 586 noch drei Monate und zehn Tage König gewesen war, wurde ebenfalls nach Babylon deportiert. In Babylon fand man Abrechnungen für die Tafel des Königs, in denen etwa Öl und Gerste erwähnt werden.132

Persische Münzen aus der Provinz Yehud

Während Hesekiel über die Exilierten Auskunft gibt, berichtet Jeremia über Palästina. Die Ereignisse, als die Exilierten etappenweise zurückkehrten, berichten Esra und Nehemia, Haggai und Sacharja.

Aus Juda wurde die persische Provinz Yehud, aus dem Volk Judas die Yehudim oder Juden. Unter den Babyloniern führte sie, das ärmste Volk, wie es heißt, zunächst ein Gedalia, Sohn des Ahikam. Er residierte nordwestlich von Jerusalem in Mizpa; doch wurde er von einem Mitglied der Königsfamilie ermordet, die Täter flohen nach Ägypten. Wie es heißt, floh auch fast das ganze Volk aus Furcht vor der Rache Babylons nach Ägypten, so dass Juda entvölkert war (Könige 2, 25,22-26; Jeremia 40,7-43,7). Archäologische Funde in Jerusalem belegen in der Tat, dass die Babylonier die Stadt weitgehend zerstörten. Mizpa hingegen war im 6. Jahrhundert die bedeutendste Stadt der Region.

Zuwanderung der Nachkommen der Exilierten, Wiederaufbau des Tempels und Kanonisierung der Tora

Zum ersten Mal fanden sich die Großmächte des östlichen Mittelmeeres, Ägypten, Babylon und Lydien, dazu Sparta, zu einer Koalition gegen einen gemeinsamen Gegner zusammen. Dieser Gegner, die Perser, war 550/549 in den Besitz der Hauptstadt der Meder gekommen. 547 eroberte ihr König Kūruš (Kyros II.) Ostkleinasien, dann besiegte er den mit Ägypten verbündeten Lyderkönig Kroisos in Westkleinasien und annektierte wohl 541133 dessen Hauptstadt Sardes und sein Reich, das bis zu den Griechenstädten an der ägäischen Küste reichte. 539 fiel schließlich die Metropole Babylon mitsamt Palästina und Syrien.

Großkönig Kūruš ordnete 538 v. Chr. den Wiederaufbau des Tempels und die Rückgabe der geraubten Tempelgeräte an, aber – entgegen Esr 1,2ff EU – noch nicht die Rückkehr der Exilierten (Esr 5,14ff EU; Esr 6,3ff EU). Seine Nachfolger behielten seine tolerante Religionspolitik bei. Doch nun hielt nicht mehr das Königtum die religiöse Gemeinschaft zusammen, sondern es wurden die religiösen Schriften selbst, dazu der Tempel und das Wort Gottes selbst, die die Gemeinschaft integrierten. Das „rechte Verhalten“ lag nun in der Hand jedes einzelnen Individuums.

Nachdem Darius I. einem Teil der Judäer in Babylon die Rückkehr erlaubt hatte und diese unter dem Davididen Serubbabel und dem Hohepriester Josua in Jerusalem eingetroffen waren, wurde der Tempel 520 bis 515 v. Chr. neugebaut (Esr 5,1 EU). Die Propheten Haggai und Sacharja förderten daraufhin messianische Hoffnungen auf das baldige Ende der persischen Fremdherrschaft und weltweite Anerkennung JHWHs ausgehend vom neuen Tempelkult. Dabei sah Haggai nur die Rückkehrer als zum Tempelbau beauftragte Gottesgemeinde an, was die in Palästina gebliebenen Juden ausschloss.

Die Samaritaner hielten dagegen neben dem Tempel an ihrem Heiligtum auf dem Garizim fest. Aus diesem Konflikt entwickelte sich ab 450 v. Chr. unter Esra und Nehemia die endgültige Kanonisierung der Tora als alleingültiges Gottesgesetz, die die Spaltung von Judäern und Samaritanern verfestigte. Esra akzeptierte nicht, dass sich die Zurückgebliebenen mit Angehörigen der Nachbarvölker verehelicht hatten; von den Männern verlangte er, dass sie sich von ihren Frauen trennten (Esra 10,9-16). Nehemia erhielt von Artaxerxes um 445 v. Chr. die Aufgabe, das Land zu inspizieren, doch ließ er die Mauern Jerusalems wieder aufbauen. Samaria und Ammon, dazu die arabischen Nachbarn sahen darin Verrat und drohten, die Stadt anzugreifen. Auch Nehemia untersagte die Ehe mit nichtjüdischen Frauen. Die Abgrenzung von Nichtjuden, die Wiederaufrichtung der davidischen Herrschaft in Jerusalem, die Strenge der deuteronomischen Gesetzgebung kennzeichneten das jüdische Leben. Der Erklärung und Rechtfertigung diente die abschließende Kompilation der entsprechenden biblischen Bücher, denen ein Heilsplan Gottes zugrundegelegt wurde. Nur dieser war in der Lage, die Katastrophen und Niederlagen der letzten Jahrzehnte zu erklären. Dabei wurde König Manasse (696/95 - 642/41 v. Chr.) von Juda zum Hauptschuldigen, denn er war vom Glauben an JHWH abgefallen. Der Bericht in 2. Kön 21,1-18, der dem Deuteronomistischen Geschichtswerk angehört, macht Manasses Abfall für den Untergang Judas verantwortlich. Die Gerechtigkeitsliebe seiner Nachfolger konnte den Untergang und damit die Strafe zwar aufschieben, aber nicht verhindern. Selbst in der Abwesenheit eines Königs hatte Israel nun eine Bestimmung. Die Texte wurden zu einer Quelle der Identität und zu einem spirituellen Anker für die Juden.

Das unabhängige Ägypten (404-343 v. Chr.), späte Perserzeit (bis 332 v. Chr.)

Ägypten machte sich 404 v. Chr. von den Persern unabhängig, womit Palästina zu einem persischen Grenzland wurde. Pharao Amyrtaios regierte jedoch zunächst nur in Unterägypten, erst vier Jahre später wurde er auch in Oberägypten anerkannt. Nepherites I. kam durch die Hinrichtung des Amyrtaios an die Macht (29. Dynastie). König Hakor (393-380 v. Chr.) verbündete sich mit den Griechen gegen die Perser, die erneut versuchten, nach Ägypten vorzudringen. Nektanebos I. (380-362 v. Chr.) riss die Macht an sich; während seiner Regierungszeit erfolgte eine Aufrüstung des Heeres, um die Perser von Ägypten fernzuhalten. Sein zum Mitregenten erhobener Sohn Tachos (Teos) zog nach dem Tod seines Vaters 359 v. Chr. nach Phönizien, um in einem Bündnis mit den Griechen den persischen König Artaxerxes II. anzugreifen. Agesilaos führte die griechischen Söldner, der Athener Chabrias die Flotte. Das Oberkommando übernahm Teos. Sein Bruder, den er als Statthalter in Ägypten eingesetzt hatte, nutzte die Zeit der Abwesenheit und usurpierte für seinen Sohn Nektanebos II. mit Unterstützung der Priesterschaft den Thron. Der Spartaner entschied sich nach einem Schreiben aus seiner Heimat, mit den Söldnern die Fronten zu wechseln, obwohl der Athener noch versucht hatte, ihn auf der Seite des bisherigen Pharaos zu halten, wie Plutarch (Leben des Agesilaos, 36-39) berichtet.

Artaxerxes III. unternahm nicht weniger als drei Versuche, Ägypten zurückzuerobern, denn es spielte eine für Persien gefährliche Rolle in den Aufständen im Reich und im Kampf mit den Griechen. 361/360 standen 10.000 Söldner auf ägyptischer Seite, als Artaxerxes 343/342 angriff standen Nektanebos 20.000 Mann zur Verfügung. Auch Spartaner und Phönizier spielten eine wichtige Rolle, ebenso wie Libyer, von denen Nektanebo 20.000 aufbieten konnte. Nur für wenige Jahre konnten die Perser ihre Herrschaft wiederherstellen, denn Dareios III. musste sich 333 v. Chr. in der Schlacht bei Issos dem makedonischen Heer unter Alexander dem Großen geschlagen geben.

Südpalästina war in den letzten Jahren der Perserherrschaft gleichfalls ein überaus unsicherer Ort, zumal sich 385 bis 383 v. Chr. die phönizischen Städte gegen die Perser erhoben. Den Persern gelang es kaum, die Verhältnisse in ihrer Satrapie Mudriya zu beruhigen, so dass sie von Athenern und Ägyptern infiltriert wurde. Der Versuch des Großkönigs von 351/350 v. Chr. Ägypten zu unterwerfen scheiterte, was die Phönizier unter Sidons Führung erneut zu einem Aufstandsversuch veranlasste. Auch leisteten die von Verwüstungen und Plünderungen, Deportationen und Versklavungen, Rechtsunsicherheit und Willkür gekennzeichneten ständigen Kriegszüge bis weit in die Diadochenzeit hinein, einer Flucht ins Jenseits sowie der Entstehung von Sekten Vorschub. Andere versuchten ihr Vermögen oder relevante Dokumente zu sichern. So brachten Flüchtlinge eine Reihe von Rechtsdokumenten im Wadi ed-Daliyeh bei Qumran in einer Höhle in Sicherheit. Dort wurden sie 1962 entdeckt; es handelte sich um 18 Papyri und 20 Fragmente von Schriftstücken, hinzu kamen 128 Siegel. Sie stammten aus der Zeit zwischen 375/365 und 335 v. Chr. Dabei tauchte in einem der Dokumente der Name des persischen Statthalters Sanballat auf, doch muss es sich um einen gleichnamigen Statthalter handeln, der Mitte des 4. Jahrhunderts sein Amt versah. Vielleicht aus demselben Wadi stammt der 338/337 vergrabene, sogenannte Nablus-Schatz, der aus Schmuck und 965 Silbermünzen besteht. Ein weiterer Hortfund aus Samaria bestand aus mindestens 334 Münzen, dazu Schmuck; er wurde wohl 345 v. Chr. vergraben, denn in diesem Jahr besiegten die Perser König Tennes von Sidon und eroberten die Stadt.134

Dabei mischten sich persische Satrapen durchaus in die Vergabe der Priesterämter ein, wie etwa Bagohi, der das Amt einem Jeshua versprach, der jedoch ermordet wurde. Der Tat folgten sieben Jahre der Unterdrückung (Ant. 11.27-301).

Dabei hatte der Jerusalemer Tempel schon länger so stark verminderte Einnahmen, dass es Ende des 5. Jahrhunderts der Autorität Nehemias bedurfte, um das Personal im Tempel zu halten, während an der Peripherie der Einfluss der Nichtjuden zunahm.135

Hellenismus

Alexanderreich, Ptolemäer, Seleukiden (332-30 v. Chr.)

Nachdem Alexander der Große den persischen König Dareios III. besiegt hatte, wandte er sich nach Süden. Er eroberte nach zweimonatiger Belagerung Gaza und zog dann nach Ägypten weiter.

Alexander, der am 10. Juni 323 v. Chr. in Babylon starb, hatte vor seinem Tod seinen Siegelring an Perdikkas übergeben und ihm damit „gewisse ordnende Funktionen“ „in der Zeit unmittelbar nach dem Tod des Königs“ übertragen.136 Einige, wie Perdikkas, sprachen sich für ein Gesamtreich unter einem Statthalter als Vormund für die Erben aus, andere, wie Ptolemaios, dafür, die führenden Mitstreiter des Verstorbenen in ein Gremium zu berufen in dem alle wichtigen Entscheidungen getroffen werden sollten.137 Die Entscheidung welcher General die Kontrolle über welche Satrapie erhielt konnte Perdikkas nicht treffen. Er musste sich mit den makedonischen Vornehmen beraten. In der „Reichsordnung von Babylon“ wurden 323 die Satrapien den einzelnen Generälen übertragen.138 Philippos Arrhidaios, der spätere König Philipp III. von Makedonien und Halbbruder Alexanders, und der erwartete Sohn der schwangeren baktrischen Frau Alexanders, Roxane, wurden zu Königen gewählt. Perdikkas erhielt für sie das Sorgerecht. Doch alle drei wurden ermordet.

Perdikkas rückte mit einer großen Streitmacht 321 v. Chr. nach Ägypten vor. Ptolemaios konnte ihn jedoch bei Memphis zurückschlagen.

Mit seinen beiden Verbündeten Lysimachos und Kassander zog er kurz darauf gegen Antigonos I. Monophthalmos, den Nachfolger des ermordeten Perdikkas, in den Krieg. Er konnte bei Gaza 312 v. Chr. das Heer des Sohnes des Antigonos besiegen und wurde in einem Friedensvertrag als ägyptischer Satrap bestätigt. Nach dem Sieg von 306 über den zweiten, der versuchte Ägypten zu erobern, über Antigonos I. Monophthalmos selbst, der noch immer die Sache des Einheitsreiches verfocht, und der 301 in der Schlacht von Ipsos ums Leben kam, etablierten sich die Reiche der Diadochen. Ein letzter Versuch der Reichseinigung scheiterte 281 v. Chr., es blieben als mächtigste Reiche Makedonien und die Reiche der Seleukiden und der Ptolemäer.

Ausdehnung des ägyptischen Reiches

Ptolemaios I. regierte ab 305 v. Chr. mit dem Beinamen Soter („Retter“) als unabhängiger Monarch, nicht mehr als Satrap. In Kleinasien erkämpften sich die kleineren hellenistischen Königreiche Pergamon, Bithynien, Pontos und Kappadokien ihre Autonomie, während sich die Ptolemäer in den meisten Küstengebieten festsetzen konnten, zunächst in Phaselis und Xanthos.

In den Diadochenkriegen fiel Palästina an Ptolemaios I. Judäa blieb von 301 bis 198 v. Chr. eine relativ autonome Provinz. Viele Juden wanderten als Händler nach Ägypten und Libyen und übernahmen dort die hellenistische Kultur, wie etwa die Zenon-Papyri zeigen. Gleichzeitig verlagerte sich der Seehandel von den bisher vorherrschenden Hafenstädten Sidon und Tyros nach Akko, das Ptolemaios II. in Ptolemais umbenannte. Diese Stadt wurde, bis sie infolge der Gründung Caesareas durch Herodes den Großen 10 v. Chr. ins Hintertreffen geriet, zur wichtigsten Handelsdrehscheibe Palästinas.

Doch die Herrschaft der Ptolemäer in Palästina endete 198 v. Chr. Im Fünften Syrischen Krieg (202-195 v. Chr.) eroberte der Seleukide Antiochos III. das Land, nachdem er zwei Jahre zuvor die Ptolemäer im Jahr 200 v. Chr. bei Panion besiegt hatte. Er überließ Jerusalem religiöse Autonomie auf der Basis der Tora. Damit einher ging die Verbreitung griechischer Bildung und Kultur – des Hellenismus – im ganzen Orient und Mittelmeerraum. Dieser prägte zunehmend auch das Judentum, besonders in der nun wachsenden Diaspora. Während die Priesterschicht sich der herrschenden Kultur anpasste, führte die Hellenisierung zu wachsenden Spannungen zwischen Juden und zugewanderten Bevölkerungsgruppen in Judäa (vgl. Jesus Sirach 50,25f).

Mit dem Hellenismus trat das Judentum zugleich in das Bewusstsein der Oberschichten Griechenlands, Ägyptens und Roms. Besonders in Alexandria kam es zur kulturellen und religiösen Begegnung. Es bildete sich ein hellenistisches Judentum, das jüdische und griechische Traditionen miteinander in Einklang zu bringen versuchte. Wichtigstes Projekt dazu war die griechische Bibelübersetzung der Septuaginta, die um 250 v. Chr. begonnen wurde. Während der griechische Polytheismus in Judäa überwiegend abgelehnt wurde, fand die hellenistische Kultur und Philosophie bei den gebildeten Juden besonders der Diaspora wohlwollende Aufnahme (Philon von Alexandria). Seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. zeigte sich in Alexandria jedoch eine aggressive antijüdische Haltung (Strabo): Hier fand eine antike Judenfeindschaft ersten literarischen Niederschlag.

Der Aufstand der Makkabäer und die Einsetzung der Hasmonäer (ab 167/164 v. Chr.)

Der Hohepriester Jason erlaubte 172 v. Chr. den Bau eines griechischen Gymnasiums als Bildungszentrum und sogar den heidnischen Herrscherkult des Agon in Jerusalem. Dennoch stürzte ihn der noch radikalere, vom reichen Bürgertum gestützte Hellenist Menelaos. Dies löste einen Bürgerkrieg zwischen den Anhängern beider Richtungen aus, in den schließlich Antiochos IV. Epiphanes zugunsten des Menelaos eingriff. Damit provozierte er die Landbevölkerung, die ihre monotheistische Religion und Existenz in Gefahr sah. Als Antiochos 167 ein Dekret erließ, das ein regelmäßiges Opfer für den Herrscher vorsah und den Jerusalemer Tempel dem Zeus weihte, kam es zum Aufstand gegen die seleukidische Herrschaft unter Führung der Makkabäer.

Judas Makkabäus gelang es 164 nach dem überraschenden Tod des Antiochos, die seleukidische Armee aus Judäa zu vertreiben und die Tora als theokratische Verfassung durchzusetzen. Doch er ließ Menelaos mit Rücksicht auf die gegnerische jüdische Partei im Hohepriesteramt. Erst 161 besiegte er den Feldherrn Nikanor. Mit einem Vertrag sicherte er sich den Beistand der Römer gegen die Seleukiden.

Maccabean dynasty
Stammbaum der Makkabäer von Matathias († 166 v. Chr.) bis Mariamne (1), die Herodes der Große 42 v. Chr. ehelichte. Sie war zu dieser Zeit 12 Jahre alt. Herodes ließ sie 29 v. Chr. hinrichten.

Mit der Einsetzung Jonatans zum Hohenpriester am Tempel in Jerusalem wurde seine politische und militärische Führungsrolle allgemein anerkannt. Mit Simon, seinem Bruder, begann die Dynastie der Hasmonäer.139 Er erreichte 142 mit geschickter Pendeldiplomatie, dass die Seleukiden Judäas Unabhängigkeit anerkannten. 141 beschloss eine große Versammlung des Volkes (1 Makk 14,27-49 EU) die sakrale, zivile und militärische Führung Judäas in der Person Simons in einem Fürsten- und Priesteramt zu vereinen. Doch 135/134 stand Antiochos mit seinen Truppen vor Jerusalem und verlangte vom Nachfolger und Sohn des Simon, Johannes Hyrkanus (134-104 v. Chr.), die Unterwerfung. Er erzwang so noch einmal die Anerkennung der Suzeränität seiner Dynastie über die Juden, sowie Tribute und Heeresfolge. Genau dieser Johannes jedoch erreichte den größten Machtzuwachs der Hasmonäer, als der Seleukide Antiochos VII. 129 gegen die Parther unterlag und ums Leben kam. Er ließ möglicherweise die Idumäer, folgt man Josephus, zwangsweise missionieren140 und ließ 127 v. Chr. den Haupttempel der Samaritaner zerstören.

Idumäer

Ganz anders stellte sich die Situation in Idumaea dar. Bis 2005 waren dort 159 Fundstätten aus der persischen Zeit bekannt, wobei eine nordnordöstlich verlaufende Linie zwischen Jerusalem und Bersheba zwei Gruppen teilt. Die eine Gruppe befindet sich östlich der Hebronberge und umfasst 51 Stätten, die westliche Gruppe findet sich in der Schefela und umfasst 108 Stätten.141 Von den 51 östlichen Stätten waren nur drei bereits in der Eisenzeit bewohnt, 30 bargen Artefakte aus der Eisenzeit, der Perser- und der hellenistischen Zeit. Bei nur 18 Stätten handelt es sich um Siedlungen, die in der Perserzeit entstanden waren. Während also wenig mehr als ein Drittel der Stätten Neugründungen waren, lag dieser Anteil mit 63 Stätten in der Shefla bei fast 60 %. 108 Stätten waren dort bereits in der Eisenzeit bewohnt. Aus Ostraka lässt sich eine sehr gemischte Bevölkerung erschließen, denn 32 % der dort genannten Namen sind arabischen Ursprungs, 27 % stammen aus Idumaea, 25 % sind westsemitische, 10 % jüdische und 5 % phönizische Namen. Hinzu kommt eine kleine Zahl anderer ethnischer Zuordnungen, nämlich Babylonier, Iraner und Aramäer, die zusammen wenig mehr als 1 % ausmachen.142 Dabei war die Trennung der ethnischen Gruppen nur gering. So standen die Träger der 30 idumäischen Namen zu einem Zehntel mit arabischen Clans oder Vätern in Beziehung, 23 % zu jüdischen, 20 % zu westsemitischen, 23 % zu Phöniziern und ebenso viele zu Idumäern. Dennoch bewahrten die Gruppen ihre ethnische Kontinuität.

Der alte kanaanäische Ort Marescha (Maresha) wurde als Muhraschti schon in den Amarnabriefen des 14. Jahrhundert v. Chr. erwähnt. Der Ort wurde unter König Rehabeam (ca. 920 v. Chr.) befestigt und 587 v. Chr. von den Babyloniern zerstört. Nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft wurde der Ort nicht von Juden besiedelt, sondern von den Edomitern, die ihn auch zu ihrer Hauptstadt machten. Der Ort wurde unter den Diadochen hellenisiert und wohl neu aufgebaut. Er erhielt nun den Namen Marissa und war der Hauptort der Idumäer. Damit verdrängte er Lachisch. In Marissa lebte eine Gemeinde aus Sidon. 112 v. Chr. eroberten die Makkabäer sowohl Marissa als auch Idumea, wobei Marissa vier Jahre später zerstört wurde. Wahrscheinlich stammte die Familie Herodes des Großen von dort. Erst unter Gabinius wurde die Stadt 57 v. Chr. wieder aufgebaut. Wahrscheinlich wurde die Stadt 40 v. Chr. an Herodes überantwortet, doch wurde die Stadt von Parthern zerstört; sie verlor endgültig ihre Bedeutung zugunsten von Beth Guvrin.

In Marissa fanden sich Hinweise auf Qedariten oder Khedariten, arabische Nomaden, die seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. das Gebiet zwischen Westbabylonien und der Sinaihalbinsel dominierten. Später lebten sie auch an der Grenze nach Ägypten, wo sie vielleicht den Grenzschutz für die Achämeniden garantierten. Wahrscheinlich handelte es sich um ein vielgliedriges Föderationssystem, was die Stämme zusammenhielt.

Trennung von Juden und Samaritanern, Zerstörung ihres Tempels (nach 127 v. Chr.)

Ein Teil der Bevölkerung blieb bei der assyrischen Deportation im Jahre 722 v. Chr. zurück. Die verbliebenen Samarier bildeten einen Teil des von der assyrischen Großmacht dort angesiedelten Völkergemischs aus dem Osten (Babel, Awa, Hamta, Sefarwajim und Kuta) (2 Kön 17,24 EU). Nach Kuta werden die Samaritaner bei Flavius Josephus und in der rabbinischen Literatur als „Kutäer“ bezeichnet. Sie bewahrten eine im Vergleich zum rabbinischen Judentum altertümliche Form des Kults mit eigenem Heiligtum und Liturgie in ihrem samaritanischen Pentateuch. Die Selbstbezeichnung lautet dementsprechend ‚Schamerim‘ (‚Bewahrer‘). Sie verstehen sich als Nachfahren der Stämme Ephraim und Manasse.

Der 886 m hohe Berg Garizim, 1900

Die Oberschicht des Südreiches (Juda und Bejamin) wurde 586 v. Chr. von den Babyloniern verschleppt. Nachdem der Perserkönig 539 v. Chr. die Herrschaft über Babylon errungen hatten, durften ihre Nachkommen nach Juda zurückkehren, was sie in verschiedenen Wellen taten; unter Serubbabel, einem Davididen, bauten sie den Tempel in Jerusalem um 520 v. Chr. wieder auf. Die Samaritaner wollten dabei helfen, doch wurde dies abgelehnt (Esra 4,3 EU), weil man sie nicht als im engeren Sinne israelitisch betrachtete, denn sie waren in Kontakt mit den fünf angesiedelten Völkern und deren Göttern gekommen.

Zur Zeit der Reformen Esras und Nehemias setzten sich die Anhänger der überkommenen Formen nach Samaria ab. Eines der Reformanliegen betraf die Mischehen (Esra 9 EU und 10 EU). Insbesondere Priester und Leviten sollten keine Mischehen führen und bestehende auflösen. Der nur bei Josephus vermerkte Manasseh, der Bruder des Hohepriesters Jaddua, war angeblich mit Nikaso, der Tochter des persischen Statthalters Sanballat (II.) von Samaria verheiratet. Als er wegen dieser Ehe Jerusalem verließ, schlossen sich mit ihm weitere Priester den Samaritanern an. Er organisierte, so die Annahme der Herausgeber der Inschriften, die sich am Berg fanden,143 von nun an den Priesterdienst am Heiligtum auf dem Berg Garizim. Für sie war der Berg der richtige Ort für die Verehrung Gottes, und nicht Jerusalem, denn vom Berg Garizim war das Volk Israel gesegnet worden (Dtn 27 EU und Jos 8 EU).

Doch dieser Tempel wurde um 127 v. Chr. durch den Hasmonäer Johannes Hyrkanos I. zerstört (Ant. 11.322-334). Die endgültige Eroberung dürfte etwa 112/111 v. Chr. stattgefunden haben, wie Münzfunde erweisen.144

1983 bis 2006 fanden dort Ausgrabungen statt. Um 450/430 v. Chr. errichteten die Samaritaner auf der Spitze des Berges ein eigenes Heiligtum, größere Umbaumaßnahmen erfolgten im frühen 2. Jahrhundert v. Chr. während der Regierungszeit des Seleukiden Antiochos III. (223–187 v. Chr.). Der Tempel aus der Perserzeit maß 96 × 98 m. Der hellenistische Tempel wurde, im Gegensatz zum persischen, nicht nach dem Vorbild des Jerusalemer Tempels errichtet. Das jüngere Heiligtum maß 136 × 212 m. Zudem wurde in dieser Zeit eine hellenistische Stadt um den alten Tempel errichtet, die eine Fläche von 500 × 800 m umfasste.145 Im Umkreis der Berganlagen fanden sich etwa 400 Inschriften146 deren älteste in Aramäisch abgefasst wurden. In dieser Zeit wurden auf dem Berg bereits Opfer gebracht. Ob die Samaritaner schon zu dieser Zeit eine eigene Theologie entwickelt hatten, ist noch unklar. Als gesichert kann bisher nur gelten, dass die Samaritaner bereits Opfer von Nichtjuden zuließen, während dies in Jerusalem nicht gestattet war.

Pilate Stone copy Milano
Die sogenannte Pontius-Pilatus-Inschrift von Caesarea, die 1961 im römischen Theater von Caesarea Maritima, auf halbem Wege zwischen Haifa und Tel Aviv gelegen, entdeckt wurde, erwies die Historizität des Pontius Pilatus, der für die biblischen Berichte eine zentrale Rolle spielt. Das Original (hier eine Kopie) befindet sich unter der Inventarnummer 61-529 im Israel-Museum in Jerusalem.

Die Samaritaner erwarteten, wie die Jerusalemer, den Gesalbten Gottes. Ihr Gesalbter würde jedoch aus dem Stamm Josef kommen, nicht aus dem Stamm Juda. Sie erwarteten auch keinen König, sondern einen Propheten, sie erwarteten den Wiederhersteller, den Taheb im Aramäischen. Er würde sie nach Dtn 18,18 EU alles Notwendige lehren und den religiösen Zustand des alten Israel wiederherstellen. Tatsächlich trat 36 n. Chr. ein priesterlicher Anführer auf, der glaubte, der erwartete Taheb zu sein. Mit einer großen, teils bewaffneten Gefolgschaft zog er zum Berg Garizim. Pontius Pilatus ließ diesen Manifestationszug gewaltsam unterbinden, wie Flavius Josephus berichtet.147 Pilatus war möglicherweise nicht Statthalter einer unabhängigen römischen Provinz Iudaea, sondern ein untergeordneter Legat des Statthalters der Provinz Syria.

Die Schriftrollen vom Toten Meer 250 v. bis 40 n. Chr.

Die Schriftrollen vom Toten Meer, die tiefe Einblicke in die Gesellschaft und die Glaubensvorstellungen dieser Epoche bieten, werden auch Qumranschriften genannt. Sie wurden zwischen 1947 und 1956 in elf Höhlen nahe der Ruinenstätte Khirbet Qumran im Westjordanland entdeckt. Sie umfassen rund 15.000 Fragmente von etwa 850 Schriftrollen, die zwischen 250 v. Chr. und 40 n. Chr. entstanden. Darunter sind etwa 200 Texte des späteren Tanach, die bislang ältesten bekannten Bibelhandschriften. Nur einige der in Tonkrügen gelagerten Rollen sind relativ gut erhalten, darunter eine 7,3 m lange Rolle des Buches Jesaja von etwa 200 v. Chr., die 9 m lange Tempelrolle, Teile der Psalmen, des Buches Daniel und ein Kommentar zu Habakuk. Ein sonst unbekanntes Buch der Giganten hat den Manichäismus beeinflusst. Die meisten übrigen Rollen lagen ungeschützt auf dem Boden, sind stark zerstört und oft in winzigen Fragmenten erhalten. Etwa 70 Rollen sind in Aramäisch verfasst; sie haben meist profanere, nichtbiblische Inhalte und sind älter als die hebräischen Texte. Dazu kommen mindestens 19 Rollen in Griechisch. Alle in den Höhlen bei Qumran entdeckten Schriften entstanden vor der Zerstörung der nahen Siedlung 68 n. Chr.

Eine Textgruppe neben den im engeren Sinne religiösen Schriften betrifft Regeln und Organisation, Lehre und Alltagsleben einer jüdischen Gemeinschaft: darunter ein sogenannter Sektenkanon, ein Regelbuch, eine Kriegsrolle, Verträge und Aufzeichnungen über Geschäfte. Ferner gehören gottesdienstliche Texte in diese Gruppe, darunter Hymnen, Beschwörungshymnen, Gebete, Segensworte, Weisheitstexte, eine Sabbatliturgie, ein Midrasch über die Werke der Tora (alle aus Höhle 4). Einige beziehen sich möglicherweise auf eine ordensähnliche Sondergruppe; ob diese mit den Essenern oder einer Teilgruppe von diesen identisch war, ist unsicher. Die Gemeinderegel (1QS – früher „Sektenregel“) wird als Grunddokument einer vermuteten Qumrangemeinschaft betrachtet. In ihr findet sich ein starker Dualismus zwischen Gut und Böse, Licht und Finsternis. Beide Seiten werden durch Gott und Belial repräsentiert, und deren jeweilige geistliche Anhängerschaft (Engel und Dämonen) wie deren menschliche „Kinder“. Als Mensch kann man nur Kind des Lichts oder der Finsternis sein. Manche Forscher sehen in diesen Motiven einen Einfluss persischer Religion und Mythologie.148 Dabei sind strenge Regeln für die Gemeinschaft niedergelegt; sie sind zum Teil rituell, was den Tages- und Jahresablauf angeht, sehr wichtig ist aber auch die Moral, die die Anhänger auszeichnen muss. Wer den Idealen nicht genügt, wird ausgeschlossen. Hier taucht die Leitung durch Priester und Leviten auf. In anderen Schriften erscheint ein „Anweiser (Lehrer) der Gerechtigkeit“ auf, den Gott zur Führung seiner Gemeinschaft, des jachad, gesandt habe. Er spreche „Worte aus dem Mund Gottes“, und ihm sei die „Summe aller Mysterien der Propheten“ kundgetan worden. Alle, die auf ihn hörten, würden aus dem Endgericht errettet. Ihm steht ein „Mann der Lüge“, „Lügenprediger“ oder „Frevelpriester“ gegenüber; ob es sich um dieselbe Person handelt, ist ungewiss. Seine oder ihre Anhänger hätten nicht auf den Lehrer der Gerechtigkeit gehört, seine Weisung missachtet, ihn verfolgt und den „neuen Bund“ verraten. Sie hätten „Blutschuld“ an Menschen und Gewalttat an Land, Stadt und ihren Bewohnern begangen und seien dafür von Gott in feindliche Hände gegeben worden. Eine dritte Gruppe wird als schweigende Zuschauer in diesem Konflikt erwähnt. Diese Stellen wurden als Anspielungen auf Konflikte um das Amt des Hohenpriesters nach den Makkabäerkriegen gedeutet, können aber auch auf eine Spaltung der Anhängerschaft eines einzelnen Toralehrers hinweisen.

Für eine Reihe urchristlicher Glaubensmotive haben die Schriften neue Einsichten eröffnet. So fand sich der Ausdruck „Arme im Geist“ (Mt 5,3 EU), mit dem Jesus die Volksmenge zu Beginn der Bergpredigt anredet, auch in 1QM 14. Dort beschreiben diese Armen sich als entmutigte, wankende und zerschlagene Menschen, zeigen also, woran es ihnen mangelt, und bestätigen den Realitätsgehalt des Ausdrucks. Weitere Qumrantexte verbinden Gottes „Geist“ (hebr. ruach) eng mit dem Messias und erhärten so, dass die Seligpreisungen messianische Zusagen sind und die göttliche Erwählung des Sprechers voraussetzen. 4Q521 verkündet eine Auferstehung als Rettungstat Gottes, der am Ende „Durchbohrte und Tote“ wiederbeleben, Armen und Demütigen Heil bringen, Niedrige sättigen, Verlassene leiten und Hungernde reich machen werde.

Eine einheitliche Messiaserwartung zeigen die Qumrantexte nicht. Einige erwarten „zwei Ölsöhne“, was als Kritik an der hasmonäischen Personalunion von Priester und König gedeutet wird. Die Schriftfunde werden mit Blick auf die religiöse Vorgeschichte und Umwelt des Urchristentums, die jüdische Kultur vor 70, ausgewertet. Bis dahin war diese Umwelt weitgehend durch Rückschlüsse aus späterem rabbinischem Material rekonstruiert worden.149

Araber im Osten und Süden: Nabatäer und Edomiter

Die älteste gesicherte Nachricht von Arabern stammt aus dem Jahr 853 v. Chr. In diesem Jahr berichtet der Assyrerkönig Salmanassar III. von einem Sieg über eine Koalition, an der sich auch ein „Gindibu der Araber“ mit tausend Kamelen beteiligt hatte (AR 1.611). Die Erwähnung von Arabern zu Zeiten Salomos stammt aus späterer Zeit (2 Chronik 9.14). Nach 853 folgen weitere Nennungen, meist in der Form von Berichten über Siege gegen die Nomaden, wie etwa der Sieg Tiglat-Pilesers gegen die arabische Königin Samsi, die mit Damaskus verbündet war. Der Assyrer besiegte 9400 ihrer Leute, in ihrem Lager erbeutete er 1.000 Menschen, 30.000 Kamele, 20.000 Rinder und 5.000 Taschen mit Gewürzen. Samsi musste ihm nach der Flucht in die Wüste Tribut leisten und einen Oberaufseher mit 10.000 Soldaten akzeptieren, wie der König behauptet.150 Damaskus, Samaria, Tyros mussten 738 v. Chr. ebenso Tributzahlungen leisten, wie Zabibe, „die Königin der Araber“. Sie war die Vorgängerin Samsis und die Königin der Qedariten.

Doch die Assyrer, die versuchten, den Gewürzhandel zu kontrollieren, wogegen sich die syrisch-palästinensischen Stadtstaaten und die Nomaden wehrten, versuchten die Region nicht nur durch brutal geführte Kriege zu kontrollieren. Sie statteten auch einzelne Führer der Araber mit Machtpositionen, Titeln und Aufgabenbereichen aus, wie etwa „Idibi'Ilu den Araber“, der den Grenzraum nach Ägypten kontrollieren sollte. Auch siedelten sie besiegte Araber in Samaria an, wie die Thamud unter Sargon II.151 Thamud tauchen noch in byzantinischer Zeit auf, doch ist fraglich, ob es sich um Nachkommen handelt, denn in der arabischen Tradition gilt der Stamm als früh vernichtet.

Doch die Qedariten verbündeten sich mit babylonischen Aufständischen gegen Sanherib und gegen Assurbanipal. Diese griffen Assyriens Vasallen an, wurden jedoch geschlagen. Die Kamelbeute war so groß, dass sie zu niedrigsten Preisen verkauft wurden. Der Aufstandsführer Uaite floh, die Qedariten litten unter schwerem Hunger (VAT 5600).

Die Babylonier, die schließlich die Assyrer besiegten, gerieten ihrerseits in Konflikt mit den Qedariten. König Nabonid hielt sich sogar zehn Jahre in ihrem Land auf und eroberte etwa zwischen 552 und 543 v. Chr. Tayma, Dadan, Fadak, Chaibar, Yadi' und sogar Yathrib (Medina).152

Duma, an der Verbindungsstraße zwischen Nordarabien und Syrien gelegen, war vom 8. bis zum 5. Jahrhundert v. Chr. ein bedeutendes Zentrum der Qedariten, nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch in kultischer und, als Sitz der Konföderation, auch in politischer. In assyrischen Texten erscheint es als Adummatu. Spätestens im 1. Jahrhundert dominierten dort Nabatäer.

Nabatäer

Vermutlich wanderten die Nabatäer im 1. Jahrtausend v. Chr. von Arabien aus in das Gebiet zwischen dem Roten und dem Toten Meer. Sie gründeten das erste arabische Reich. 587 v. Chr. wanderten die Edomiter vom Ostjordanland nach Palästina. Um 500 v. Chr. zogen die Nabatäer ihrerseits in das Ostjordanland und das Gebiet um Petra

Sie gingen nun von der Weidewirtschaft zur Kontrolle der Handelswege über, die bei Petra zusammenliefen. Als Karawanenhändler kontrollierten sie in größerem Umfang die Handelsrouten nach Südarabien und gewannen so ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. erheblich an wirtschaftlicher und politischer Macht. Einer der Nachfolger Alexanders, Antigonos I. Monophthalmos, versuchte 312 v. Chr. Petra zu erobern. Doch die Bewohner Petras, die während einer Feierlichkeit abwesend waren, töteten die Angreifer bei Nacht und holten die Beute zurück. Unter Antigonos' Sohn Demetrios folgte eine zweite Expedition, doch begnügte er sich mit hohen Tributen (Diodor 19.95-97).

Im 3. Jahrhundert v. Chr. wurde die Zeltstadt allmählich von festen Bauten abgelöst. Gleichzeitig bildete sich eine Königsherrschaft heraus, deren erster bekannter Vertreter war der für das Jahr 168 v. Chr. im 2. Buch Makkabäer erwähnte Aretas I. Ihm und seinen Nachfolgern gelang es, sich gegen die Ptolemäer zu behaupten und den Einflussbereich Petras auf Kosten der Seleukiden auszudehnen. Gleichzeitig zeigten sich die Nabatäer offen für den Hellenismus.

König Aretas III. Philhellen (87–62 v. Chr.) eroberte Damaskus, mischte sich in die Machtkämpfe der Hasmonäer ein und belagerte Jerusalem. Nun mischte sich jedoch Rom ein. Im Auftrag des Pompeius bereitete der Feldherr Marcus Aemilius Scaurus der Besetzung Jerusalems ein Ende. Er besiegte Aretas und schloss 62 v. Chr. vor Petra unter Vermittlung der Hasmonäer einen Vergleich. Petra wurde gegen Zahlung von 300 Talenten Vasall Roms.153

Auf der Wanderung der Israeliten ins gelobte Land starb Mose der Bibel zufolge (5. Mose 34,5) im Land der Moabiter, vermutlich auf dem Berg Nebo, und er wurde dort begraben. Nach Auseinandersetzungen mit den Israeliten wurden die Moabiter vom Nordreich Israel unter der Dynastie Omri besiegt und blieben demnach bis etwa 850 v. Chr. tributpflichtig, als der moabitische König Mescha die Oberherrschaft Israels abschüttelte und ein zusammenhängendes Gebiet von der Nord- bis zur Südspitze des Toten Meeres eroberte. Um 720 v. Chr. wurden die Moabiter von den Assyrern besiegt. Bald darauf verschwinden sie aus den Quellen. Sie gingen wohl in den Nabatäern und anderen Wüstenvölkern auf.

Auf der Mescha-Stele, einer Stele mit einer Inschrift in moabitischer Sprache, rühmt sich der moabitische König Mescha – neben der Ausführung verschiedener, von seinem Reichsgott Kemosch in Auftrag gegebener Bauvorhaben – der Befreiung seines Volkes aus der Abhängigkeit und Tributpflicht vom Nordreich Israel unter König Ahab. Dieser Basaltstein ist das älteste erhaltene Denkmal in einer dem Hebräischen nahe verwandten Sprache und Schrift., fotografiert um 1891, Louvre153d

So geriet das Reich zwar in ein Vasallenverhältnis zu Rom, konnte seine Unabhängigkeit jedoch noch fast 200 Jahre lang wahren. Der Wohlstand der Stadt wuchs weiter und die Bauten nahmen seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. immer monumentalere Formen an. Zur Zeit Aretas IV. (8 v. Chr. bis 40 n. Chr.) entstand der Haupttempel als repräsentativer Bau im Zentrum der Stadt. Schätzungen gehen davon aus, dass Petra etwa 30 bis 40.000 Einwohner zählte. 24 v. Chr. gelang ihm die Unterwerfung des weit im Süden liegenden Dedan; zu dieser Zeit kontrollierten sie bereits das nahe gelegene Hegra.154

Der Geschichtsschreiber Diodor (1. Jahrhundert v. Chr.) schrieb, wohl unter Zitation älterer Klischees:

Sie führen ein Räuberleben und plündern oft auf Raubzügen die Nachbarländer aus. ... Sie pflanzen weder Korn oder andere früchtetragende Bäume an, noch trinken sie Wein, noch bauen sie irgendwelche Häuser. Sollte jemand gegen diese Regeln verstoßen, so wird dieser mit dem Tode bestraft. ... Obwohl es viele andere arabische Stämme gibt, die die Wüste als Weide nutzen, übertreffen sie die anderen bei weitem an Reichtum, obwohl sie nicht viel mehr als 10.000 zählen, denn nicht wenige sind gewohnt, Weihrauch und Myrrhe und auserlesene Gewürze zum Meer zu bringen.

König Malichus I. (59–30 v. Chr.) verbündete sich zeitweise mit den Parthern gegen Rom, worauf ihn Herodes der Große 32 v. Chr. attackierte und Dion besetzte; doch wurde er bei Kanatha besiegt. Mit Hilfe ptolemäischer Truppen siegte Herodes, später lehnte er eine Zahlung von 500 Talenten ab und siegte erneut bei Philadelphia, dem heutigen Amman.154d Rom seinerseits förderte in der Folgezeit den Schiffsverkehr auf dem Roten Meer und ließ Karawanenwege anlegen, die Petra im Norden umgingen. Der letzte Nabatäerkönig Rabel II. (70–106) trug dem daraus folgenden wirtschaftlichen Niedergang Rechnung, indem er die Hauptstadt nach Bostra verlegte.

Unter Trajan verlor das Königreich Nabataea im Jahr 106 seine relative Unabhängigkeit und wurde als römische Provinz Arabia Petraea ins Reich eingegliedert. Wirtschaftlich wurde Petra bald von Gerasa in den Schatten gestellt.

Edomiter

Die Edomiter waren ein eisenzeitlicher Verbund von Bauern und Hirten. Sie wurden, folgt man dem Alten Testament, nach der Unterwerfung durch König David zu einem Staat umorganisiert (2 Sam 14,22 EU). Die Israeliten hielten die Edomiter für Nachkommen des Esau und damit für Verwandte (Gen 36,10–19 EU; Dtn 2,4–8 EU). Archäologische Grabungen zeigten, dass die Edomiter bereits drei Jahrhunderte früher an der heutigen Fundstätte Khirat en-Nahas Kupfer abbauten und verarbeiteten.155

Um 850 v. Chr. herrschten dort selbstständige Könige, die dem Assyrerreich von Adad-nirari III. bis Assurbanipal tributpflichtig waren. Mitte des 6. Jahrhunderts wurde Edom unter dem Babylonierkönig Nabonid Bestandteil der Provinz Arabia, dem Alten Testament nach hatten sie die Babylonier bei der Eroberung Jerusalems unterstützt. Den Babyloniern folgten die Perser, doch blieb Edom vielleicht bis um 400 v. Chr. eine selbstständige politische Einheit. Die unter römischer Oberherrschaft in Israel und Juda herrschende Dynastie des Herodes war edomitischer Herkunft, es handelte sich allerdings um eine judaisierte Familie.

Die frühen Edomiter wurden mit den Schasu und Schutu in Verbindung gebracht, Nomaden, die in ägyptischen Quellen erscheinen. Der Brief eines ägyptischen Schreibers aus einer Festung im Wadi Tumilat erwähnt während der Herrschaft Pharao Merenptahs Bewegungen von „Schasu-Stämmen von Edom“.156 In assyrischen Keilschrifttexten erscheint Edom als Udumi oder Udumu. Drei ihrer Könige sind namentlich bekannt: Ḳaus-malaka herrschte zur Zeit von Tukulti-apil-Ešarra III. (Tiglatpileser), Malik-rammu zur Zeit des Sanherib und Ḳaus-gabri zu der von Aššur-aḫḫe-iddina (Asarhaddon).

Römisches Reich (ab 63 v. Chr.)

Expansion in den östlichen Mittelmeerraum

Matzad Maagura Aerial View
Diese Festung im Negev reicht von der Eisenzeit bis in die oströmische Epoche. Zugrunde lag ein großes Gebäude von 34*40 m Grundfläche, das in die Eisenzeit datiert. Darüber wurde eine Struktur von 40*22 m errichtet, wohl ein hasmonäischer Bau. Schließlich entstand eine Art Burgplatz mit nur noch 21*21 m Grundfläche und vier Ecktürmen, die heute noch etwa 2,5 m aufragen. Dieser Quadersteinbau stammt aus der oströmischen Periode.

Rom mischte sich seit dem 3. Jahrhundert immer stärker in die Verhältnisse im östlichen Mittelmeer ein. Bereits mit dem Sieg über Pyrrhus, den hellenistischen König von Epirus im Jahr 275 v. Chr. hatte Rom begonnen, den rein italischen Rahmen zu sprengen und seine Macht auszudehnen. Es besiegte Karthago und führte Kriege gegen die hellenistischen Reiche (200 bis 146 v. Chr.), 167 v. Chr. verschwand das Königreich Makedonien, schließlich folgte die Expansion nach Kleinasien (ab 133 v. Chr.) und am Ende stand die Annexion des Restreiches der Seleukiden (64 v. Chr.) und der Ptolemäer (30 v. Chr.).

Von Hyrkanos bis Herodes, der Sanhedrin, römische Provinz (ab 63 v. Chr.)

Im Jahr 66 v. Chr. eroberte Gnaeus Pompeius Kleinasien für das Römische Reich. Im folgenden Jahr beendete er die Seleukidenherrschaft in Syrien, 63 v. Chr. die der Hasmonäer in Jerusalem. Aristobulos II. und seine Söhne führte er gefangen nach Rom. Aber er ließ den Priester Johannes Hyrkanos II. im Amt und räumte ihm religiöse Autonomie über Judäa, Idumäa, Galiläa und Peräa ein, jedoch ohne die hellenistischen Städte des Ostjordanlandes (Dekapolis) und Samaria. Hyrkanos war Hohepriester von Israel von 76 bis ca. 40 v. Chr. und Herrscher (ethnarch) in Judäa von 63 bis ca. 40 v. Chr.

Palästina und Syrien wurden zur römischen Provinz Syria vereint und dem Statthalter Scaurus unterstellt. Dessen Nachfolger Aulus Gabinius schlug einen Aufstand der Anhänger der Hasmonäer nieder, zerstörte deren Festungen und stärkte die Rechte des Hohepriesters als Oberhaupt des Sanhedrins, dem die religiöse und teils auch weltliche Rechtsprechung oblag.

54 v. Chr. wurde Marcus Licinius Crassus, neben Caesar und Pompeius einer der drei Männer, die das Triumvirat bildeten, als Nachfolger des Gabinius Statthalter der Provinz Syria. Sein Interesse galt jedoch nicht Syrien, sondern der Vorbereitung eines Feldzugs gegen die Parther. Um die dazu nötigen Mittel aufzubringen, griff er auf den Tempelschatz zu und entfernte alles, was sich an goldenen Geräten und Ornamenten im Tempel fand. Nach dem Bericht des Josephus (Ant. XIV. 105ff) handelte es sich um die Summe von insgesamt 10.000 Talenten (etwa 300–400 t Gold). Doch in der Schlacht bei Carrhae kamen in einer verheerenden Niederlage 20.000 Soldaten ums Leben, darunter Crassus selbst und sein Sohn, 10.000 gerieten in Gefangenschaft. In Judäa betrachtete man diese Niederlage als Rache Gottes für den Tempelraub.

Aus der Schlacht konnte sich Gaius Cassius Longinus mit seinem Truppenteil retten. Nach Syrien zurückgekehrt trat er die Nachfolge von Crassus an. Nachdem er die Grenzen Syriens gegen nachdrängenden Parther gesichert und Alexander, Sohn des Aristobulos, zum Frieden verpflichtet hatte, schlug er in Judäa einen weiteren Aufstand von Anhängern des Aristobulos bei Tarichea am See Genezareth nieder. Er verkaufte 30.000 aufständische Juden in die Sklaverei und ließ Pitholaos, einen ihrer Anführer, auf Anraten des Antipatros hinrichten (Jos. Bell. 1.180).

In dieser Zeit wurde Israel in den ägyptischen Bürgerkrieg hineingezogen. Kleopatra VII., der letzte Ptolemäer, wurde ungefähr im Herbst 49 v. Chr. aus Alexandria vertrieben.157 Sie warb in Palästina Söldner an und marschierte mit ihrer Privatarmee gegen die Grenzfestung Pelusion. Mit seinen Ratgebern und der Armee zog ihr Bruder Ptolemaios XIII. ihr entgegen, doch bevor es zum Kampf kam, erschien Pompeius an der Küste, wohin er nach seiner Niederlage bei Pharsalos geflohen war. Der römische Feldherr, der wegen seines Freundschaftsverhältnisses mit Ptolemaios XII. als Vormund von dessen Sohn Ptolemaios XIII. auftreten konnte, bat die ägyptische Regierung um Unterstützung und Aufnahme. Der Römer wurde jedoch ermordet. Zwei Tage später landete sein Hauptgegner Caesar in Ägypten. Dort unterstützte ihn ein jüdisches Kontingent unter der Führung Antipaters, des Vaters von Herodes dem Großen.

Währenddessen waren in Rom die Spannungen stark gewachsen, was im Jahr 49 v. Chr. zum Ausbruch des Bürgerkriegs mit Pompeius auf der einen und Cäsar auf der anderen Seite führte. Dabei rivalisierten die jüdischen Parteien im Machtkampf zwischen Julius Caesar und Pompeius mit wechselnden Allianzen. Caesar entließ Aristobul aus der römischen Gefangenschaft, um Pompeius in Syria zu schwächen. Doch als dessen Anhänger Aristobul vergiftet und seinen Sohn enthauptet hatten, wechselten der Priester Hyrkan und der Idumäer Antipatros auf Caesars Seite. Sie halfen ihm, in Alexandria zu siegen. Dafür belohnte er Hyrkan mit dem erblichen Amt des Hohenpriesters und machte Antipatros zum Herrscher Judäas. Antipatros wurde sein Klient, eine Verbindung, die zur Grundlage der engen Beziehung zwischen Antipatros' Nachkommen und den Herrschern Roms wurde. Darüber hinaus wurde Antipatros das römische Bürgerrecht mit dem Privileg der Steuerfreiheit verliehen. Die Hafenstadt Joppe (heute ein Stadtteil von Tel-Aviv) fiel an Judäa, und Jerusalem durfte neu befestigt werden. Der Tempel behielt seine eigene Gerichtshoheit über Judäa, Idumäa, Peräa und Galiläa.

Nach der Ermordung Caesars floh Kleopatra 44 v. Chr. nach Ägypten, wo sie bald ihren Bruder beseitigen ließ. Dort gewann die Königin auch das Herz des Marcus Antonius, der ihr 36 v. Chr. die früheren ptolemäischen Gebiete in Syrien und Kleinasien zuerkannte.

Nachdem Antipatros 43 v. Chr. vergiftet worden war, folgte ihm sein Sohn Herodes der Große, der bereits seit 47 v. Chr. Statthalter von Galiläa war. Als 40 v. Chr. Antigonos und die Parther in Judäa einfielen, floh Herodes nach Rom. Dort wurde er unter dem zweiten Triumvirat, bestehend aus Octavian, Marcus Antonius und Lepidus, zum König von Jerusalem ernannt. Von 39 bis 37 v. Chr. führte Herodes Krieg gegen Antigonos. Nach der Eroberung von Jerusalem und dem Sieg über Antigonos wurde dieser auf Befehl von Marcus Antonius hingerichtet.

Nachdem jedoch die Flotten des Antonius und der Kleopatra 31 v. Chr. in der Schlacht bei Actium von Octavian, dem späteren Augustus besiegt worden waren, fiel das Ptolemäerreich an Rom. Im Konflikt zwischen den Triumvirn entschied sich Herodes rechtzeitig gegen seinen Gönner Antonius und für Octavian. Im Jahr 30 v. Chr. wurde er deshalb auf Rhodos von Octavian als König bestätigt.

Römisches Klientelkönigtum der Hasmonäer (43 v. - 71 n. Chr.)

Siehe auch: herodianische Dynastie.

Herodes der Große (43-4 v. Chr.)

Münzen des Johannes Hyrkanus (Yehohanan, 134-104 v. Chr.), 13 mm Durchmesser, 2,02 g; Umschrift: Yehohanan der Hohepriester und der Rat der Juden

Kupfermünze des Herodes (Madden: History of Jewish Coinage and of Money in the Old and New Testament, Bernard Quaritch, London 1864, S. .

Herodes I. wurde 37 v. Chr. König von Judäa, Galiläa und Samaria. Als von Rom eingesetzter und gestützter Klientelkönig war seine Souveränität jedoch eingeschränkt. Als Idumäer gehörte Herodes zwar keinem der jüdischen Stämme an, war jedoch Jude, da der Hasmonäerkönig Johannes Hyrkanos I. (175–104 v. Chr.) bei der Eroberung Idumäas die Bewohner zur Annahme des Judentums gezwungen hatte. Obwohl er sich strikt an die jüdischen Regeln und Riten hielt und alles unterließ, was den Zorn des jüdischen Volkes oder der jüdischen Obrigkeit hätte hervorrufen können, wurde ihm vorgehalten, er sei kein Jude, da in der Tora steht: „Nur aus der Mitte deiner Brüder darfst du einen König über dich einsetzen.“ (Dtn 17,15 EU)

Herodes war der zweite Sohn von Antipatros und dessen Frau Kypros, einer Nabatäerin. 47 v. Chr. wurde er, wenig mehr als 25 Jahre alt, von seinem Vater als Statthalter von Galiläa eingesetzt. Nachdem sein Vater, der einst Caesar unterstützt hatte, vier Jahre später vergiftet worden war, verlobte er sich 42 v. Chr. mit der Hasmonäerin Mariamne und ließ sich von seiner ersten Frau scheiden. 40 v. Chr. fielen Antigonos und die Parther in Judäa ein; Antigonos wurde König von Jerusalem. Herodes floh und reiste anschließend nach Rom. 36 v. Chr. machte Herodes auf Bitten seiner Frau Mariamne ihren Bruder Aristobulos zum Hohepriester, ließ den 16-jährigen jedoch nach dessen erstem Auftritt zum Laubhüttenfest nach Abschluss der Feiern ertränken.

32 bis 31 v. Chr. besiegte Herodes die Nabatäer. Er entschied sich gegen seinen Gönner Antonius und für Octavian. Im Jahr 30 v. Chr. wurde Herodes vom siegreichen Octavian als König bestätigt. 29 v. Chr. ließ er seine Frau Mariamne hinrichten, im Jahr darauf auch seinen Schwager Kostobaros wegen einer Verschwörung. Ein Attentat auf Herodes wurde im Jahr 27 v. Chr. vorzeitig aufgedeckt. Zu Ehren von Augustus ließ Herodes Samaria ausbauen und in „Sebaste“ (vom griechischen σεβαστός „Erhabener“, entsprechend dem lateinischen „Augustus“) umbenennen. 27 v. Chr. fanden große Festspiele in Jerusalem statt, wo Herodes ein Theater und ein Amphitheater errichten ließ. In Galiläa, das ihm starken Widerstand entgegengesetzt hatte, baute Herodes während seiner langen Herrschaft nichts für die dortigen Juden.158 Nach einer Dürre 25 v. Chr. gab es eine Hungersnot und Seuchen. Herodes ließ in Ägypten Getreide beschaffen, außerdem erließ er ein Drittel aller Steuern.

Modell des Tempels in Jerusalem, Israelmuseum

Herodes ließ sich 23 v. Chr. in Jerusalem einen Königspalast errichten sowie die Residenz Herodeion in Judäa. Er heiratete eine weitere Frau, wieder mit dem Namen Mariamne; sie war die Tochter des Priesters Simon Boethos. Von Augustus erhielt er die Landschaften Trachonitis, Batanäa und Auranitis zu seinem Herrschaftsgebiet hinzu. Zwischen 20 und 10 v. Chr. entstand der prächtige Um- und Ausbau des zweiten Israelitischen Tempels, der daraufhin den Namen Herodianischer Tempel erhielt.

14 v. Chr. setzte sich Herodes für die Juden in Kleinasien und Kyrene ein. Aufgrund der wirtschaftlichen Prosperität in Judäa erließ er ein Viertel aller Steuern. Durch die Gewinnung von Erdpech am Toten Meer hatte er zeitweilig fast ein Monopol dieser für das Kalfatern so wichtigen Substanz durchgesetzt; vom römischen Kaiser hatte er zudem die Kupferminen auf Zypern gepachtet. In Verbindung mit britischem Zinn erreichte er so eine dominante Stellung bei der Herstellung von Bronze.

Die Regelung der Nachfolge brachte Herodes, dessen Söhne nach der Herrschaft strebten, weit ausgreifende Machtkämpfe ein, in denen stets Rom ins Kalkül gezogen werden musste. Da er fürchtete, dass ihm die beiden Söhne (mit der ersten Mariamne) Alexandros und Aristobulos im Jahr 12 v. Chr. nach dem Leben trachteten, klagte Herodes sie vor dem Kaiser an. Er fuhr mit beiden ins oberitalienische Aquileia, wo der Prozess stattfinden sollte; doch Augustus konnte die drei Männer aussöhnen. Seine Nachfolge regelte Herodes so, dass sowohl Alexandros als auch Aristobulos in königlichen Rang erhoben, jedoch Antipatros Oberkönig werden sollte.

Infolge eines Kriegszuges gegen die Nabatäer, die im Bunde mit Aufständischen standen, fiel Herodes bei Augustus in Ungnade. Wiederum vermutete Herodes, dass Alexandros beabsichtigte, ihn zu ermorden. Nach einem neuerlichen Verdacht ein Jahr darauf klagte Herodes die Söhne der Mariamne (I.) wegen Hochverrats an. Er konnte sich mit Augustus aussöhnen, und dieser gestattete Herodes, gerichtlich gegen seine Söhne vorzugehen. Die Gerichtsverhandlung fand 7 v. Chr. in Berytos (Beirut) vor einem römischen Gericht statt, die Mariamne-Söhne wurden schuldig gesprochen und hingerichtet. Die Erbfolge wurde dahingehend geändert, dass nun Antipatros alleiniger Thronfolger werden sollte. An zweiter Stelle reihte er seinen gleichnamigen Sohn aus der Ehe mit der zweiten Mariamne Herodes Boethos ein. Herodes ging im Jahr 6 v. Chr. mit Härte gegen Pharisäer vor, die verkündet hatten, dass mit der Geburt des Messias das Ende seiner Herrschaft bevorstünde. Antipatros wurde ein Jahr danach ebenfalls wegen eines Komplotts vor Gericht gestellt. Der Schuldspruch musste erst durch den römischen Kaiser gebilligt werden, woraufhin ihn Herodes hinrichten ließ. Herodes bestimmte nun seinen Sohn Herodes Antipas aus vierter Ehe mit Malthake zu seinem Thronfolger. Er war zu dieser Zeit schon von einer schweren Krankheit gezeichnet. Junge Thoraschüler zerschlugen 4 v. Chr. nach einem Aufruf von pharisäischen Lehrern den goldenen Adler über dem Haupteingang zum Tempel in Jerusalem als angeblich römisches Symbol. Herodes ließ die Schuldigen verhaften, vor Gericht stellen und bestrafen.

Er änderte nochmals sein Testament: Herodes Archelaos (aus der Ehe mit Malthake) sollte als König über das gesamte Reich herrschen, während Herodes Antipas und Herodes Philippos (aus der Ehe mit Kleopatra aus Jerusalem – nicht zu verwechseln mit der ägyptischen Königin) gemeinsam über Galiläa und Peräa, beziehungsweise über Gaulanitis (Golan), Trachonitis, Batanäa und Panias herrschen sollten. Ende März oder spätestens Anfang April des Jahres 4 v. Chr. starb Herodes. Da Augustus sein Testament nicht bestätigte, erhielt keiner den Königstitel. Jedoch erhielten die drei Kinder die ihnen zugedachten Gebiete. Kurz vor seinem Tod ließ Herodes die angesehensten jüdischen Männer in der Rennbahn in Jericho einschließen. Sein Plan war, sie bei seinem Tod ermorden zu lassen, damit die Juden bei seinem Begräbnis weinen würden. Seine Schwester Salome und ihr Mann Alexas vereitelten jedoch den Plan und befreiten die Männer.

Herodianische Tetrarchie

Siehe auch: Herodianische Tetrarchie.

Nach dem Tod des Herodes teilte Augustus dessen Reich unter seine Söhne Herodes Antipas (Galiläa und Peräa), Herodes Archelaos (Judäa und Samaria) und Herodes Philippos (Ituräa, Golan, Trachonitis) auf.

Der Ethnarch Herodes Archelaos und der Tetrarch Herodes Antipas, beide Söhne aus der fünften Ehe des Herodes mit der Samaritanerin Malthake, waren Halbbrüder des Herodes Philippos, die zusammen mit ihm in Rom erzogen worden waren.159 Philippos war mit seiner Nichte Salome verheiratet, der wegen ihrer Beteiligung an der Hinrichtung Johannes des Täufers berüchtigten Tochter der Herodias. Ihre Ehe blieb kinderlos.

Der älteste Sohn Archelaos erhielt den größten Teil des Königreichs, während Antipas und Philippos kleinere Herrschaftsbereiche zugeteilt bekamen. Dabei erbrachten die nördlichen, nach Osten gegen die Wüste offenen Landstriche, die Herodes Philippos als Landesherr regierte, nur einen jährlichen Steuerertrag von 100 Talenten. Hingegen erbrachten die Gebiete des Ethnarchen Archelaos 600 Talente pro Jahr. Philippos ließ die an den Quellen des Jordan gelegene Stadt Paneas ausbauen und gab ihr zu Ehren des Kaisers Tiberius den Namen Caesarea (Philippi). Die am See Genezareth gelegene Siedlung Bethsaida erhob er in den Rang einer Stadt und nannte sie nach Julia, der Tochter des römischen Kaisers, Julias. Flavius Josephus (Antiquitates Judaicae, XVIII 4,6) berichtet: „Er war seinen Untertanen ein milder Herrscher und ruhigen Gemütes, brachte auch sein ganzes Leben in seinem eigenen Lande zu. So oft er sich aus seinem Hause begab, nahm er nur wenige Auserlesene mit und ließ sich den Thronsessel, von dem aus er Recht sprach, auf allen Wegen nachtragen. Begegnete ihm dann jemand, der Hilfe und Beistand begehrte, so wurde der Sessel sogleich aufgestellt, und nun hielt er Untersuchung ab, bestrafte die Schuldigen und sprach die unschuldig Angeklagten frei.“ Die Tetrarchie des Philippos wurde nach seinem Tod im Jahr 34 von Kaiser Tiberius der Provinz Syrien zugeschlagen, im Jahr 37 erhielt sein Verwandter Herodes Agrippa I. das Gebiet von Kaiser Caligula. Salome heiratete Aristobulos, den Sohn des Herodes von Chalkis, einen Enkel Herodes des Großen. Dieser wurde später König von Kleinarmenien (Armenia minor).

Herodes Archelaos wurde von Herodes dem Großen zum Nachfolger bestimmt und herrschte für ein Jahrzehnt; seine Gebiete wurden von Rom eingezogen. Er schlug zunächst einen Aufruhr der Pharisäer im Tempel nieder, bei dem 3.000 Juden ums Leben kamen. Danach segelte er nach Rom, um von Augustus seinen Herrschaftsanspruch bestätigt zu bekommen. Dort trat jedoch sein Bruder Herodes Antipas gegen ihn auf. Augustus ernannte dennoch Archelaos zum Ethnarchen über Judäa, Samaria und Idumäa; er sagte ihm den Königstitel zu, sollte er gut regieren. Doch Archelaos war ein unberechenbarer Regent. Nach seiner Rückkehr ernannte er an Stelle des Joazar ben Boethos dessen Bruder Eleazar zum Hohepriester, an dessen Stelle trat bald Josua ben Sie, doch auch ihn ersetzte Archelaus kurz darauf durch Joazar ben Boethos. Bei den Juden erregte besonderen Anstoß, dass er seine erste Frau Mariamne - möglicherweise Antipaters Witwe - verstieß, um die Frau seines hingerichteten Halbbruders Alexander, Glaphyra, zu heiraten, obwohl diese seit Alexanders Tod mit König Juba II. verheiratet war. 6 n. Chr. verklagten ihn Juden und Samariter bei Augustus, der ihn durch einen Abgesandten nach Rom berief. In einer Gerichtsverhandlung ließ er ihn seines Amtes entheben, sein Vermögen einziehen und ihn nach Vienna in Gallien verbannen. Seine Ethnarchie wurde in eine römische Provinz umgewandelt.

Herodes Antipas (der Beiname Antipatros - Stellvertreter des Vaters - wurde ihm erst später zur Unterscheidung von seinem Vater gegeben) war Herrscher von Peräa und Galiläa. wo sich seine Hauptstadt Sepphoris befand. Er gründete Tiberias am See Genezareth, das nach Kaiser Tiberius benannt wurde. Seine Schwägerin und Nichte Herodias, die Frau seines Halbbruders Herodes Boethos, verließ ihren Mann aus Liebe zu Antipas, der wiederum seine erste Frau, die Tochter des nabatäischen Königs Aretas IV. verstieß. Dieser doppelte Ehebruch erregte bei den Juden Anstoß und der gekränkte Schwiegervater Aretas brachte ihm eine schwere militärische Niederlage bei. Nach biblischer Darstellung hielt Johannes der Täufer dem Herodes Antipas um 28 n. Chr. den doppelten Ehebruch öffentlich vor, woraufhin Johannes verhaftet und später auf Veranlassung der Herodias hingerichtet wurde. Josephus Flavius erwähnt in seinem Bericht über diese Hinrichtung (Ant. 18, 116-119) hingegen nichts von dieser Kritik des Täufers. Er nennt vielmehr die Verhinderung einer möglichen Rebellion als Motiv für die Verhaftung und Hinrichtung. Herodes Antipas ging im Jahr 39 nach Rom, um von Caligula den Königstitel zu erhalten, wurde jedoch aufgrund von schweren Anklagen, die sein Neffe und Schwager Herodes Agrippa I. gegen ihn vorgebracht hatte, nach Lugdunum in Gallien verbannt. Sein Reich wurde mit dem Gebiet des Herodes Agrippa vereinigt.

Herodes Agrippa I. war der Sohn des jüdischen Prinzen Aristobulos und dessen Frau Berenike und damit ein Enkel König Herodes’ des Großen. Einer seiner Brüder war Herodes von Chalkis, der Herrscher des Königreichs Chalkis von 44 bis 48. Sein anderer Bruder war Aristobulos der Jüngere, der mit Jotape, der Tochter des Königs Sampsigeramos II. (14-48) von Emesa verheiratet war. Herodes Agrippa wurde in Rom zusammen mit Drusus, dem Sohn des Tiberius, sowie mit dem späteren Kaiser Claudius erzogen. Wie Flavius Josephus berichtet, dachte der aus Rom geflohene, völlig überschuldete Agrippa in seiner Verzweiflung an Selbstmord, doch seiner Ehefrau Kypros, einer Enkelin Herodes des Großen, gelang es, dies abzuwenden, indem sie Unterstützung von Herodes Antipas und dessen Gattin Herodias erbat. Doch erst dank der finanziellen Hilfe des reichen Juden Tiberius Iulius Alexander konnte er 35/36 wieder nach Rom zurückkehren. Im Jahre 37 eröffneten sich Agrippa, der von seinen Kontakten zu den führenden Persönlichkeiten in Rom profitieren konnte, neue Perspektiven: Kaiser Caligula ernannte ihn zum König der Tetrarchie des verstorbenen Herodes Philippos und zwei Jahre später auch für das Gebiet des nach Südgallien verbannten Herodes Antipas. Im Jahre 41 erhielt Agrippa von Claudius zusätzlich die Gebiete des Herodes Archelaos. Damit umfasste sein Machtbereich das gesamte Gebiet seines Großvaters.

Wohl 42 n. Chr. versammelte Agrippa in Tiberias die von Rom abhängigen Klientelkönige. Diese waren sein Bruder Herodes von Chalkis, Polemon II. von Pontos, Kotys von Kleinarmenien, Antiochos IV. von Kommagene und Sampsigeramos von Emesa, der Schwiegervater seines Bruders Aristobulos. Der anscheinend zu dieser Konferenz nicht eingeladene, aber noch während des Königstreffens in Tiberias erschienene römische Statthalter von Syrien Vibius Marsus sandte Boten an die königlichen Gäste, um sie zur Rückkehr in ihre Heimat auffordern zu lassen. Agrippa bat den Kaiser brieflich mehrmals - allerdings vergeblich - darum, an Marsus' Stelle einen neuen Statthalter zu entsenden.

Innenpolitisch versuchte er durch Ausrichtung an den jüdischen Gesetzen die einflussreichen Juden auf seine Seite zu ziehen. Aus diesem Grund zettelte er wohl auch eine Verfolgung der jungen christlichen Gemeinde Jerusalems an, in deren Verlauf der Apostel Jakobus ermordet wurde und Simon Petrus in Gefangenschaft geriet. Er starb im Jahr 44. Sein Tod ist in der biblischen Apostelgeschichte beschrieben:

„Als es aber Tag geworden war, gab es eine nicht geringe Bestürzung unter den Soldaten, was wohl aus Petrus geworden sei. Als aber Herodes nach ihm verlangte und ihn nicht fand, zog er die Wächter zur Untersuchung und befahl, sie abzuführen; und er ging von Judäa nach Cäsarea hinab und verweilte dort. Er war aber sehr erbittert gegen die Tyrer und Sidonier. Sie kamen aber einmütig zu ihm, und nachdem sie Blastus, den Kämmerer des Königs, überredet hatten, baten sie um Frieden, weil ihr Land von dem königlichen Land ernährt wurde. An einem festgesetzten Tag aber hielt Herodes, nachdem er königliche Kleider angelegt und sich auf den Thron gesetzt hatte, eine öffentliche Rede an sie. Das Volk aber rief ihm zu: Eines Gottes Stimme und nicht eines Menschen! Sogleich aber schlug ihn ein Engel des Herrn, dafür, daß er nicht Gott die Ehre gab; und von Würmern zerfressen, verschied er. Das Wort Gottes aber wuchs und mehrte sich.“

(Apg 12,18–24 EU )

Ein ähnlicher Bericht findet sich bei Flavius Josephus (Ant.Jud. 19,8,2).

Sein Sohn Herodes Agrippa II. war zu jung, um die Nachfolge anzutreten. Das Königreich wurde daher in eine römische Provinz umgewandelt und von Prokuratoren verwaltet. Eine seiner Töchter, Drusilla, heiratete später den Prokurator von Judäa Marcus Antonius Felix.

Von 50 bis 70 war Herodes Agrippa II. der letzte Hasmonäerkönig. Erst nach dem Tod seines Onkels Herodes von Chalkis übernahm Herodes Agrippa II. die Königswürde und die Oberaufsicht über den Tempeldienst in Jerusalem, mit dem Recht, den Hohepriester einzusetzen. Er wurde dadurch zum religiösen Oberhaupt aller Juden sowohl in Palästina als auch in der Diaspora. Dabei setzte er sich 53 für die Juden von Alexandria ein; im selben Jahr erhielt er von Claudius anstelle von Chalkis in Syrien die ehemalige Tetrarchie des Herodes Philippos, also die Landschaften Batanaea, Trachonitis und Gaulanitis, sowie die Gebiete des Lysanias. 64 überließ ihm Kaiser Nero die Städte Tiberias und Tarichea in Galiläa und Julias in Peräa mit den umliegenden Dörfern. Herodes Agrippa II. versuchte, den Jüdischen Krieg (66–70/73 n. Chr.) gegen die Römer vergeblich zu verhindern. Nach dem Krieg begleitete er den römischen Feldherrn und späteren Kaiser Titus nach Rom, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 93 lebte.

Jüdischer Krieg (66-70 n. Chr.), Zerstörung Jerusalems und des Tempels

Ein im Jahr 66 begonnener Aufstand gegen das römische Reich scheiterte im Jahr 70 und endete mit dem Fall Jerusalems und der Zerstörung des Herodianischen Tempels (Flavius Josephus: Jüdischer Krieg). Juden konnten weiter in ihrem Land leben, bis der Aufstand unter Simon Bar Kochba und der römische Gegenschlag viele Juden um Leben oder Freiheit brachte.

In Judäa waren die Steuern drückend, und die Statthalter nutzten ihr Amt aus, um die Provinzialen zu erpressen. Auch kam es zu Provokationen gegenüber der jüdischen Religion, deren Monotheismus mit der römischen Staatsreligion unvereinbar war. Zur Niederwerfung des Aufstands wurde im Herbst 66 der syrische Legat Gaius Cestius Gallus mit 12.000 Legionären und Hilfstruppen nach Jerusalem geschickt.160 Gallus musste sich jedoch unter hohen Verlusten zurückziehen.

Mit der Führung des Krieges beauftragte Kaiser Nero nun Vespasian. Als Gründe für seine Berufung nennt Sueton seine Tüchtigkeit und Erfahrung und vor allem, dass er wegen seiner einfachen Herkunft in den Augen Neros keine Gefahr darstellte.161 Vespasians 60.000 Mann starkes Heer bestand neben drei Legionen aus 23 Auxiliarkohorten, Reiterabteilungen sowie 15.000 Mann Hilfstruppen der verbündeten orientalischen Fürsten.162 Vespasians Sohn Titus belagerte 67 Iotapata und eroberte Iapha. Bis zum Mai/Juni 69 waren alle abgefallenen Städte, abgesehen von den Festungen Herodeion, Machairos und Masada, zurückerobert. Damit war Jerusalem isoliert.

Während der Belagerung von Iotapata wurde der jüdische Befehlshaber Iosephus gefangen genommen. In seiner Gefangenschaft sagte er Vespasian das Kaiseramt voraus. Nachdem Vespasian tatsächlich im Jahr 69 die Kaiserwürde erlangt hatte, wurde er freigelassen. Über den Kriegsverlauf verfasste er sein Werk De Bello Iudaico.

Schekel, Jerusalem, 66-67 AD - Bode-Museum - DSC02588
Die Aufständischen prägten eigene Münzen. Hier ein silberner Schekel. Die Umschrift ist in Althebräischer Schrift abgefasst und beginnt rechts unten: שקל ישראל „Schekel Israels“. Über dem Kelch befindet sich die Datierung: der Buchstabe א Alef, als Zahl gelesen: (Jahr) 1 (Bode-Museum).

Nach Beginn des Jüdischen Krieges stürzte das Reich in seine schwerste Krise seit der Begründung des Prinzipats. Diese Krise und der Sturz Neros sind auf die katastrophale Lage der römischen Finanzen und die schwindende Akzeptanz des Kaisers beim Heer sowie bei den stadtrömischen Plebejern zurückzuführen.163 Nach dem Tod Neros folgte in Judäa eine einjährige Phase der Inaktivität. Titus unterstützte seinen Vater durch Verhandlungen mit dem syrischen Statthalter Gaius Licinius Mucianus über eine Revolte gegen den nur kurzzeitig herrschenden Vitellius. Im Juli 69 riefen die Legionen Syriens, Ägyptens und Judäas Vespasian zum Kaiser aus. Vespasian besiegte Vitellius in der Schlacht von Bedriacum, einem Ort in Oberitalien zwischen Cremona und Mantua, am 24. Oktober 69.

Titus, der nun zum römischen Thronfolger aufgestiegen war, erhielt den Auftrag, den Jüdischen Krieg zu Ende zu bringen,164 also Jerusalem einzunehmen. Ob außer der Eroberung auch die völlige Zerstörung der Stadt und des Tempels geplant war, geht aus den Quellen nicht eindeutig hervor.165 Mit vier Legionen begann während des Pessachfestes im Frühling die Belagerung der Stadt. Dort hatte sich fast ein Drittel der Gesamtbevölkerung Iudaeas versammelt, um das wichtigste jüdische Fest zu feiern, weshalb die Bevölkerung für einige Tage auf das Zehnfache angestiegen war. Gleich zu Beginn der Belagerung soll Titus die aus der Stadt Fliehenden vor den Augen der Belagerten gemartert und gekreuzigt haben. Auf diese Weise sollen, wie Flavius Iosephus berichtet, jeden Tag 500 Juden hingerichtet worden sein.166 Nach der Erstürmung und Zerstörung der zweiten Ringmauer ließ Titus die ganze Stadt durch eine Mauer einschließen.167 Dadurch sollen innerhalb weniger Wochen über 600.000 Juden verhungert sein.168 Tacitus hingegen schätzt die Gesamtzahl der Belagerten auf 600.000 Menschen.169 Die innere Stadt und der Tempel hielten bis Anfang August der Belagerung stand. Nachdem Titus’ Soldaten den äußeren Hof des Tempels erreicht hatten, brannten sie das Bauwerk nieder und töteten alle, die sie noch antrafen. Angeblich starben bei der Belagerung etwa 1.100.000 Menschen, nur 97.000 sollen überlebt haben.170 Die Überlebenden wurden in die Sklaverei verkauft oder in Zirkusspielen umgebracht, das jüdische Land und seine Einkünfte zugunsten des Fiscus beschlagnahmt. Die verbliebenen Juden wurden gezwungen, die Kopfsteuer, die sie jährlich an den Tempel von Jerusalem entrichtet hatten, fortan an den kapitolinischen Jupiter zu zahlen (fiscus Iudaicus). Nur die von Herodes errichtete Grundmauer des Tempels, die heutige Klagemauer, blieb bestehen. Der Tempelschatz, zu dem unter anderem die Menora zählte, ein siebenarmiger Leuchter, wurde nach Rom verbracht. Am Ende richtete Vespasian Judäa als proprätorische Provinz ein.

Seit dem Krieg hatte Titus eine Liaison mit der elf Jahre älteren Berenike, einer Urenkelin Herodes des Großen und Schwester des Königs Herodes Agrippa II. Sie wurde als Mitregentin ihres Bruders anerkannt.171 Berenike setzte sich für ihre Heimat ein.172 Sie erreichte in Rom, wo sie ab 75 lebte, eine einflussreiche Stellung, doch eine Ehe zwischen einer jüdischen Prinzessin und einem römischen Feldherrn bedrohte in den Augen der Römer die politische Stabilität und war deshalb erst recht unmöglich für einen Kaisersohn wie Titus.173 Dieser war aufgrund der enormen öffentlichen Kritik gezwungen, sie gegen seinen und ihren Willen (invito, invitam) zu verlassen.174 Wahrscheinlich wurde Berenike unmittelbar nach Titus’ Herrschaftsantritt aus Rom verbannt.175

Rechtliche Hindernisse für eine eheliche Verbindung gab es zwar keine, denn Berenike war von Geburt an römische Bürgerin, da Gaius Iulius Caesar ihrer Familie in den 40er Jahren des 1. Jahrhunderts v. Chr. für ihre Verdienste im Bürgerkrieg das römische Bürgerrecht verliehen hatte. Möglicherweise wurde die Ehe jedoch dadurch unmöglich, dass sie Jüdin war und daher etwaige Kinder ebenfalls Juden gewesen wären. Damit konnten sich Senat und Volk von Rom offenbar so kurz nach dem Jüdischen Aufstand und dem Stadtbrand des Jahres 64, der mit den Christen – nach römischer Auffassung einer jüdischen Sekte – in Verbindung gebracht wurde, nicht anfreunden. Die Plebejer zeigten offen ihre Ablehnung. Wegen ihrer Proteste und aus Gründen der Staatsräson unterließ es Titus, seine Verbindung mit Berenike zu legalisieren, und entfernte sie zudem aus seinem persönlichen Umfeld.176 Sie blieb allerdings in Italien und kam offenbar kurz vor dem Tod des Titus im Jahr 81 noch einmal nach Rom, um danach in ihre Heimat zurückzukehren.

Rabbiner (nach 70), Diasporaaufstand (115-118)

Juden lebten seit vielen Generationen in der Diaspora, die sie selbst Gola oder Galut nennen. Spätestens im 5. Jahrhundert v. Chr. lebten sie in Ägypten im Westen, im Osten lebten sie seit der Babylonischen Gefangenschaft. Mit der Zerstörung des Tempels durch Titus werden noch viel mehr von ihnen das verarmte Land verlassen haben. Auch wenn die Zahlen nur als Näherungswerte zu verstehen sind, so lebten im Römerreich mit seinen vielleicht 55 bis 60 Millionen Einwohnern zur Zeit des Tiberius 4,5 Millionen Juden, also etwa 7 bis 8 % der Gesamtbevölkerung, in Palästina selbst vielleicht eine Million.177

Dort ging die religiöse Autorität auf die Rabbiner über. Jochanan ben Sakkai, der der Legende nach von seinen Schülern als vorgeblich Toter aus dem belagerten Jerusalem getragen wurde, gründete mit römischer Erlaubnis in Jawne eine Schule der Thoralehre, die bis zur Schließung durch die christliche Staatskirche im frühen 5. Jahrhundert Bestand hatte. Das Sanhedrin, einst die oberste jüdische religiöse und politische Instanz und gleichzeitig das oberste Gericht, wurde als Priestergremium, in das nun nur noch Gelehrte gelangen konnten, neu gegründet. Sein Vorsitzender, der Nasi, wurde in der Außenwelt als Patriarch bezeichnet (nachweisbar ab dem 3. Jahrhundert). Gleichzeitig übernahmen die Pharisäer die Führung der Versammlung.178 Als Gesetzeslehrer, deren Lehren den Inhalt der Mischna bilden, werden sie auch Lehrer der mischnaischen Zeit genannt, oder aber Tannaim (Lehrer). Der Nasi führte sich bald auf Hillel, den bedeutendsten pharisäischen Rabbiner aus der Zeit vor der Zerstörung des zweiten Tempels, Vorsteher des Sanhedrin und Gründer einer Schule zur Auslegung der Schrift zurück, schließlich sogar auf David selbst, was wohl der Stärkung seiner Autorität diente. Als Nasi wurde zudem in früherer Zeit der König bezeichnet.179 Dies hatte zur Folge, dass der jeweilige babylonische Lehrer, der rosh ha-gola, den nes'im Palästinas nur Befugnisse im dortigen Rahmen zuerkannte. Die babylonischen Lehrer oder Exilarchen lassen sich erst ab dem 3. Jahrhundert belegen, doch führten sie sich auf das davidische Haus zurück. In der Provinzhauptstadt Caesarea mit ihren vielleicht 70.000 Einwohnern180 bestand ab Anfang des 3. Jahrhunderts die Schule des einzigen jüdischen Dichters dieser Zeit, des Bar Qappara, eines Schülers des Judah ha-Nasi, dessen Schule mit der älteren konkurrierte. Hier soll zudem der erste Nichtjude getauft worden sein (10 EU)). Nach der Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr. wurde Caesarea zur Hauptstadt der Provinz Palästina. In der Stadt befand sich Anfang des 6. Jahrhunderts die zweitgrößte Bibliothek nach der alexandrinischen; sie barg 30.000 Bände. Erst im 3. Jahrhundert nahm der Einfluss der Rabbinen in Palästina langsam zu. Jedoch erst ab dem 5. Jahrhundert mehren sich die Anzeichen einer kulturellen Annäherung von Diaspora und Palästina, ein langsames Vordringen des Hebräischen und Ansätze rabbinisch geprägter Religiosität in der Diaspora. Doch selbst in Palästina war die rabbinische Bewegung bis Konstantin eine Minderheit innerhalb des Judentums, die kaum in der Lage gewesen wäre, die Trennung von Judentum und Christentum zu dekretieren; erst Recht lag die Diaspora noch außerhalb der rabbinischen Welt.180e

Im Jahre 115, während Kaiser Trajan seinen Eroberungskrieg im Osten führte, brach in den östlichen Diasporaländern ein umfassender jüdischer Aufstand aus. Dieser Diasporaaufstand entwickelte sich bald zum offenen Krieg, der auf die Kyrenaika und Libyen, auf Ägypten, Mesopotamien und Zypern übergriff. Diesem Krieg gingen Gefechte zwischen Juden und Christen in Alexandria und Kyrene voraus, doch richtete er sich bald gegen Rom. Die Kämpfe waren so heftig, dass noch nach drei Jahrzehnten Städte verwüstet waren. Auch wenn Cassius Dio (Römische Geschichte, LXVIII, 32) hundert Jahre später sicherlich jeden erdenklichen Vorwurf der Unmenschlichkeit der Aufständischen versuchte aufzuhäufen, wie es häufig zwischen politisch-religiösen Gegnern geschah, so spiegelt sich in seiner Beschreibung wohl auch die Erinnerung an die Brutalität der Auseinandersetzungen wider: „Inzwischen hatten die Juden der Kyrenaika einen gewissen Andreas zum Anführer gemacht und vernichteten sowohl Römer als auch Griechen. Sie aßen vom Fleisch ihrer Opfer, machten sich Gürtel aus Eingeweiden, schmierten sich mit dem Blut ein und kleideten sich in die Häute; viele zersägten sie von oben nach unten, andere warfen sie wilden Tieren vor und wieder andere zwangen sie, als Gladiatoren zu kämpfen. Insgesamt starben zweihundertzwanzigtausend Menschen.“181 Am Ende sahen sich die Kaiser veranlasst, zahlreiche Kolonisten ins Land zu holen, um die menschlichen Verluste auszugleichen.

In Kyrene scheinen vor allem die griechischen Tempel Ziel der Zerstörungen gewesen zu sein, aber auch die Symbole römischer Herrschaft wie das Caesareum, die Basilika und die Thermen wurden zerstört oder schwer beschädigt. Anscheinend unterstützten die nichtgriechischen Bauern die Juden gegen Rom, denn dort, wo sie es nicht taten, wurden sie mit Lob überhäuft. Die jüdischen Armeen zogen nach Ägypten, doch unterlagen sie schließlich den Legionen Kaiser Hadrians im Jahr 118. Anführer des Aufstands war ein Jude namens Andreas oder Lukas; vermutlich trug er sowohl einen hebräischen als auch einen griechischen Namen. Da er als König bezeichnet wird, wird er als messianischer Prätendent anzusehen sein, vergleichbar mit Simon bar Kochba, dem Anführer im letzten großen Aufstand der Juden von 132 bis 135.

Neu errichtete Gebäude und Meilensteine geben als Grund der Erneuerung den jüdischen Aufstand (tumultus Iudaicus) an.182

In Jawne blieb der Sanhedrin bis 135. Nach dem Bar-Kochba-Aufstand wurde die Schule zerstört, der Sanhedrin trat einige Jahre später für einige Zeit im galiläischen Uscha zusammen. Aus dieser Zeit blieb eine große jüdische Gräberstadt in Bet Sche'arim erhalten, in welcher der Patriarch Jehuda ha-Nasi (der „Fürst“) beigesetzt war. Um 166 nahm der Sanhedrin schließlich seinen Sitz in Tiberias. Der Vorsitzende blieb für die folgenden Jahrhunderte die wichtigste geistliche Autorität der Juden im Land und in der Diaspora, ehe das inzwischen in einer Dynastie erbliche Amt des Patriarchen durch den römischen Kaiser aufgehoben wurde. Letzter Patriarch war Gamaliel VI. (ca. 400-425), letztmals erscheint eine Geldsammlung für den Patriarchen im Jahr 429.183 Die Bedeutung der Tannaiten liegt in der Sammlung und Ordnung der mündlichen Tradition in halachische Kodizes (Mischna, Tossefta) und der Tora-Exegese (halachische Midraschim) als die Traditionskette durch die Zerstörung der Gelehrtenschulen abzubrechen drohte. Hierbei werden bis zu sechs Generationen unterschieden.184 Auf die Tannaiten (bis 220/240) folgte die Periode der diese Lehren kommentierenden Amoräer (bis um 500), dann die den babylonischen Talmud bearbeitenden Saboräer (bis zum 7. Jahrhundert) und schließlich die Periode der Geonim (bis zum 11. Jahrhundert), die als Talmudinterpreten bekannten Oberhäupter der jüdischen Akademien in Babylonien. Dabei kam es durch das Ende der Lehrerdynastie in Palästina und die (nicht gesicherte) Ermordung des letzten Lehrers in Babylonien durch die Sassaniden Ende des 5. Jahrhunderts zu einer Krise. Diese wurde erst durch die Gründung einer neuen Dynastie durch Bustenai oder Bostanai am Beginn der islamischen Zeit beendet, die Ansprüche auch über Palästina erhob.

Aufstand von 133-135, Simon Bar Kochba

Einer der 35 in der Höhle der Briefe entdeckten Schreiben der Jüdin Babatha. Es handelte sich meist um Verträge über Heiraten, Vermögensübertragungen und Vormundschaften aus den Jahren 96 bis 134. Ein Dokument aus dem Jahr 128 belegt, dass ihr Mann Judah, mit dem sie ein Kind namens Jesus hatte, bei ihr ein zinsfreies Darlehen nahm, ein Beleg für die Kontrolle über ihr eigenes Vermögen. Möglicherweise geriet sie in den Bar-Kochba-Aufstand und kam dabei ums Leben.185

In Judäa brach 132 der Bar-Kochba-Aufstand aus, dessen Niederschlagung bis 136 dauerte. Nach dem Jüdischen Krieg 66–70 und dem Diasporaaufstand 115-118, mit dessen Ausläufern Kaiser Hadrian bei seinem Amtsantritt noch beschäftigt war, war dies der dritte und letzte Aufstand. Anstelle der traditionellen Abgabe für den Jerusalemer Tempel, den die Römer im Jüdischen Krieg zerstört hatten, war den Juden danach eine entsprechende Abgabe für den Tempel des Jupiter Capitolinus auferlegt worden, ein fortdauernder Stein des Anstoßes.186

Gegenstand einer Forschungskontroverse ist die Frage, ob Hadrian zum Ausbruch des Aufstands beigetragen hat, indem er ein Beschneidungsverbot erließ, eine den Juden früher erteilte Erlaubnis, den zerstörten Jerusalemer Tempel wieder aufzubauen, rückgängig machte und beschloss, Jerusalem als römische Kolonie mit dem Namen Aelia Capitolina (was den Stadt- an seinen Familiennamen band) neu zu erbauen. Diese drei Gründe für den Ausbruch des Krieges werden in römischen und jüdischen Quellen genannt bzw. sind aus ihnen erschlossen worden.187 Doch die These vom zunächst erlaubten, dann verbotenen Tempelbau gilt heute als widerlegt,188 das Beschneidungsverbot wurde wahrscheinlich erst nach dem Ausbruch des Aufstands verhängt189 und die Gründung von Aelia Capitolina war – falls sie tatsächlich schon vor Kriegsausbruch erfolgte – nur einer der Umstände, die den Aufständischen inakzeptabel erschienen. Zu größeren Konflikten zwischen Juden und Römern scheint es vorher nicht gekommen zu sein, denn die Römer wurden vom Aufstand überrascht.190

Der Aufstand war keine Unternehmung des gesamten Volkes, sondern es gab unter den Juden eine römerfreundliche und eine römerfeindliche Richtung. Anfänglich wurde die Rebellion nur von einer streng religiösen Gruppe in Gang gesetzt.191 Nach dem Bericht Cassius Dios war die Erhebung von langer Hand vorbereitet worden, indem Waffen gesammelt und Waffenlager sowie geheime Rückzugsorte räumlich verteilt angelegt worden waren.192

Als der Aufstand 132 begann, erwiesen sich die beiden vor Ort stationierten römischen Legionen als unterlegen, sodass Hadrian Verstärkung aus anderen Provinzen nach Judäa beorderte, darunter den angesehenen Kommandeur Sextus Iulius Severus. Unklar ist, ob Hadrian bis 134 selbst an der expeditio Iudaica teilnahm.193 Zweifellos war die enorme Truppenmobilisierung für die Kämpfe in Judäa eine Reaktion auf hohe Verluste. Als Hinweis darauf wird auch der Umstand gedeutet, dass Hadrian in einer Botschaft an den Senat auf die übliche Bekundung verzichtete, dass er selbst und die Legionen wohlauf seien.194

Bei den Kämpfen, in denen nahezu hundert Dörfer und Bergfesten einzeln genommen werden mussten, fanden über 500.000 Juden den Tod. Aus Iudaea wurde die Provinz Syria Palaestina. Hadrian bewertete den schließlichen Sieg so hoch, dass er im Dezember 135 die zweite imperatorische Akklamation entgegennahm; doch verzichtete er auf einen Triumph.195

Die Tora und der jüdische Kalender wurden verboten, man ließ jüdische Gelehrte hinrichten und Schriftrollen auf dem Tempelberg verbrennen. Am früheren Tempelheiligtum wurden Statuen Jupiters und des Kaisers errichtet. Aelia Capitolina durften die Juden zunächst nicht betreten. Später erhielten sie die Zutrittserlaubnis einmal jährlich am 9. Av, um Niederlage, Tempelzerstörung und Vertreibung zu betrauern.196 Eine äußere Provokation war der steinerne Kopf eines Schweines am Südtor von Jerusalem.197

Dass die römische Herrschaft auch im benachbarten Ägypten auf Widerstand stieß, und dass die römischen Legionen bereits regelmäßig neue Kaiser erhoben, zeigt der Aufstand der Bukolen. Avidius Cassius, der es als Abkömmling der Seleukiden bis zum praefectus Aegypti brachte, wurde 166 Statthalter von Syrien. 172 beendete er den Aufstand der Bukolen in Unterägypten, der 166/67 begonnen hatte (Cass. Dio 71, 4).198 175 wurde Avidius Cassius von den ägyptischen Legionen zum Kaiser ausgerufen, nachdem sich eine Falschmeldung vom Tod Mark Aurels verbreitet hatte. Er wurde noch im selben Jahr in Syrien ermordet.

193/194 wurde die Provinz Syria Palaestina, die bereits seit dem Bar-Kochba-Aufstand bestand, in die Provinzen Syria Coele, Syria Phoenice und Palaestina aufgeteilt.

Tadmur, Reich von Palmyra (260-272)

Das in drei Teile zerfallene Imperium 272 n. Chr. mit dem gallischen (grün) und palmyrenischen (gelb) Teilreich.

Palmyra existierte spätestens im 9. Jahrhundert v. Chr., der lokale Name war Tadmur. Doch bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. war die Siedlung offenbar von geringer Bedeutung, stieg jedoch nun als Handelsemporium auf. 41 v. Chr. versuchte Marcus Antonius die Stadt zu plündern, doch die Einwohner zogen sich mitsamt ihrem Besitz auf die andere Seite des Euphrat zurück, und drohten mit ihren Bogenschützen jeden Übergang der römischen Kavallerie zu verhindern. Diese musste ohne Beute abziehen (Appian 5.9). Doch um 20 n. Chr. war Palmyra Bestandteil des Römerreiches. Palmyrenische Bogenschützen erscheinen in Ober-Dakien genauso wie in Africa.199

Für den römischen Osten veränderte sich die Situation durch das aufstrebende Sassanidenreich drastisch, das 224 das Partherreich ablöste. Wohl infolge der Niederlage Kaiser Gordians III. in der Schlacht von Mesiche im Jahr 244 erhoben die Bewohner von Palmyra einen der führenden Männer der Handelsstadt namens Septimius Odaenathus zum Exarchos. Dieses Amt war anscheinend aufgrund der kritischen Lage geschaffen worden.200 Odaenathus, der arabischer Abstammung war, wurde um 250 in den römischen Senat aufgenommen, 257/258 wurde er von Kaiser Valerian zum Statthalter in Syria Phoenice erhoben, 258 wurde er zudem zum Konsul ernannt.201

Im Jahr 260 fiel Kaiser Valerian in der Schlacht von Edessa in die Hände des Perserkönigs Schapur I. Palmyra, das seit der Zeit Hadrians den Status einer freien Stadt genoss, erlangte nun zunehmende Unabhängigkeit. Odaenathus gelang es, wenn auch vergebens, mit dem Perserkönig zu verhandeln202 und die Situation zu stabilisieren, woraufhin er von Kaiser Gallienus zum kaiserlichen Stellvertreter ernannt wurde. Schapur zog zwar nach Syrien, wurde jedoch beim Rückzug, mit reicher Beute beladen, beim Überschreiten des Euphrat attackiert und besiegt.

261 besiegte Odaenathus zudem den Usurpator Quietus bei Emesa und beseitigte auch Ballista, den Prätorianerpräfekten Kaiser Valerians. Valerians Sohn Gallienus ernannte Odaenathus daraufhin zum dux Romanorum und zum corrector totius Orientis,203 womit Odaenathus zum Kaiserstellvertreter im römischen Orient aufstieg. Weitere Vorstöße der Perser konnten verhindert werden, Gallienus kümmerte sich in der Zwischenzeit um die Verteidigung der westlichen Gebiete. Odaenathus konnte anscheinend 262/63 mit seiner Armee die römische Provinz Mesopotamia zurückerobern und bis zur persischen Residenz Ktesiphon vordringen. Möglicherweise führte er zwei Feldzüge, nämlich einen 261/62, einen zweiten 267.204

Nach der Ermordung des kaiserlichen Stellvertreters Odaenathus wohl Ende 267 übernahm Septimia Zenobia die Vormundschaft für ihren kaum zehnjährigen Sohn Vaballathus und regierte als Königin über einen Großteil des römischen Orients. Kaiser Gallienus erkannte ihre Herrschaft keinesfalls an, wie der 268 geplante Feldzug des Heraclianus belegt.

Sein Nachfolger Claudius Gothicus mied jede Einmischung, wie auch Zenobia formal seine Oberherrschaft anerkannte. Er nahm nach einem Sieg Palmyras sogar den Titel Parthicus maximus an. Die Herrscherin Palmyras erkannte die Kaiser in Rom zwar an, doch nutzte sie die Reichskrise aus, um das Einflussgebiet ihrer Hauptstadt im Jahr 270 bis nach Arabien und Ägypten auszudehnen, woraufhin Claudius gegen sie den Feldherrn Probus entsandte, der Ägypten zurückeroberte. Nach dem Tod des Claudius, dessen Kampf gegen die Goten für ihn Priorität besaß, besetzte ihre Armee Ende November 270 Alexandria. Auch Teile Anatoliens, so etwa Kilikien und die Stadt Tyana, wurden ihrem Machtbereich angeschlossen, doch scheiterte ein Vorstoß von dort westwärts. Vaballathus führte ab 270 den Titel vir consularis rex imperator dux romanorum. In seinem Namen wurden an den Straßen Meilensteine aufgestellt, es entstand eine eigenständige Reichsmünzprägung. Auf einem Meilenstein in der Provinz Syria Palaestina wurde Kaiser Aurelian, der Nachfolger des 270 verstorbenen Claudius, nicht mehr erwähnt. In Ägypten bestand hingegen bis April 272 formal ein Kondominium zwischen den beiden Imperatoren, wenn auch Aurelian den Krieg vorbereitete.205 Gegenüber den östlichen Gebieten trat der Imperator als König der Könige auf, als rex regum, analog zur persischen Titulatur.

Antoninian der Zenobia als Augusta

Bei den Juden hingegen war Palmyras zunächst in ihren Augen hoffnungsvolle Herrschaft verhasst, spätestens seit Odaenathus das Schulzentrum Nehardea hatte zerstören und während seines Ktesiphon-Feldzugs von 262 Juden aus Babylonien nach Palästina hatte deportieren lassen.206 In jedem Falle kam es zu Unruhen, über deren Ausmaß wir jedoch keinerlei Kenntnis besitzen.207 Dementsprechend schlossen sich dem Zug Aurelians gegen Palmyra auch Truppen aus Palaestina an, während die alexandrinischen Juden eher auf Seiten der Palmyrener verharrten, zumal sie von Zenobia gefördert wurden.208

In der zweiten Jahreshälfte 271 marschierte Aurelian nach Byzantion, wo er überwinterte, im Frühjahr 272 eröffnete er den Krieg gegen Zenobia, erst die Stadt Tyana leistete ihm Widerstand, so dass er sie belagern musste. In einem politischen Schachzug untersagte er jedoch die Plünderung der Stadt. Zenobia ließ ihren Sohn daraufhin zum Augustus und sich zur Augusta ausrufen. Die Münzprägung akzeptierte Aurelian weiterhin als Augustus. In zwei Schlachten bei Antiochia (Immae) und Emesa besiegte Aurelian ihre Armeen, verschonte wiederum Antiochia, im Juni beherrschte er bereits Ägypten.

Im August 272 zog er schließlich in die weitgehend unbefestigte Oasenstadt Palmyra ein, wobei ihn der mit Palmyra verfeindete arabische Stammesbund der Tanukh unter dem Lakhmidenherrscher Amr unterstützte. Zenobia wurde auf der Flucht am Euphrat gefangen genommen, in Emesa vor Gericht gestellt und nach Rom gebracht, wo sie Aurelian im Jahre 274 zusammen mit dem gallischen Usurpator Tetricus I. im Triumph durch Rom führte. Nach der Historia Augusta und mehreren anderen Quellen verbrachte sie ihren Lebensabend in einer Villa unweit von Tivoli bei Rom und starb als Matrona in der Hauptstadt. Zosimos berichtet hingegen, die Königin habe auf dem Transport nach Rom jegliche Nahrung verweigert und sei infolgedessen verhungert. Ihre engsten Berater Longinus und Zabdas wurden noch in Emesa hingerichtet. Ein erneuter Aufstandsversuch von Palmyrenern brach bei Ankunft Aurelians im Frühsommer 273 zusammen. In Ägypten, wo es in Alexandria zu einer Rebellion gekommen war, wurde der corrector Claudius Firmus eingesetzt, die gemeinsamen Münzprägungen des Aurelian und des Vaballathus wurden aus dem Verkehr gezogen.209 Mit dem Kult des Sol invictus führte er reichsweit einen neuen Staatskult ein.

Johannes Chrysostomos berichtet, Juden hätten zur Zeit Konstantins des Großen versucht, den Jerusalemer Tempel wieder aufzubauen. Doch habe man ihnen die Ohren abgeschnitten und sie zur Abschreckung herumgezeigt. Die Aktivität dieser wohl kleinen Gruppe könnte vom Bau der Grabeskirche in Bethlehem angeregt worden sein, die 335 geweiht wurde.210 Unter Constantius II. kam es anscheinend zu einer erzwungenen Abwanderung jüdischer Gesetzeslehrer ins Perserreich. 351/352 kam es in Sepphoris in Galiläa zu einem schwer fassbaren Aufstand, Valentinian gewährte den Juden freie Religionsausübung.

Dominanz des Christentums, Staatsreligion (ab 380),
Reichsteilung (395), jüdisch-samaritanische Mehrheit

Vorherrschaft der Kirchen im Gesamtreich, Privilegierung, Caesarea und Jerusalem

Mit dem Ende der Verfolgungen seit Konstantin I. (313) und der zunehmenden Privilegierung durch den Staat, wozu die Steuerfreiheit zählte, entstand eine steilere kirchliche Hierarchie. Die Bischöfe in der jeweiligen Metropolis der Provinzen wurden ab 325 Erzbischöfe, denen die anderen Bischöfe der Provinz Gehorsam schuldeten. Unterhalb der Bischofsebene fanden sich Diakone (männliche und weibliche), Presbyter und Lektoren, hinzu kamen Totengräber, Türhüter, Protopresbyter und Subdiakone. Der Klerus war dabei der einzige Stand, zu dem alle sozialen Schichten Zugang hatten, wenn auch nicht jeder in die höchsten Positionen der bedeutendsten Kirchenzentren aufsteigen konnte und die höheren Schichten wohl nicht nach einem Bistum in wenig angesehenen Gebieten strebten. Den Klerus auf den Landgütern der Großgrundbesitzer stellten die dort wohnenden Kolonen.

Die Provinzen Palaestina I (Judaea, Samaria, der dazugehörige Küstenstreifen und Peraea mit der Hauptstadt Caesarea), II (Galilaea, die Jezreel-Ebene und der westliche Teil der Decapolis mit der Hauptstadt Skythopolis) und III (auch Palaestina salutaris bestehend aus Negev, Südjordanien und dem größten Teil des Sinai mit der Hauptstadt Petra) wurden um 395 eingerichtet.

Mit der Verlegung der Reichshauptstadt von Rom nach Byzanz wurde das Christentum nach und nach die dominierende Religion im Römischen Reich, 380/91 sogar Staatsreligion. Das Griechische erlangte über das Lateinische als Amtssprache im Osten des 395 aufgeteilten Reiches endgültig die Oberhand. Kaiser Julian unterbrach diese Entwicklung nur kurzzeitig. Er sah in den Christen eher Abtrünnige des Judentums, zumindest stellte er sie so dar. Er plante 363 sogar den Wiederaufbau des Jerusalemer Tempels, der jedoch zugunsten seines Perserfeldzugs zurückgestellt und nie verwirklicht wurde. Theodoret schreibt in seiner Kirchengeschichte (3, 20), der Bau sei wohl begonnen worden, doch es sei zu übernatürlichen Erscheinungen, schweren Erdbeben und Feuern gekommen, wodurch die aus aller Welt herbeigekommenen jüdischen Bauleute schließlich ihr Vorhaben aufgegeben und die Flucht ergriffen haben sollen.210f Julian wollte den Juden auch die ihnen auferlegte Sondersteuer erlassen. Neben seiner Ablehnung des Christentums wird als Grund für das vergleichsweise gute Verhältnis des Kaisers zu den Juden auch die Absicht genannt, sich vor dem Perserfeldzug mit den babylonischen Juden gut zu stellen, um deren Unterstützung gegen die Sassaniden zu gewinnen.

Jerusalem erhielt schon in Nikaia (325) einen Ehrenvorrang, doch wurden die Vorrechte Caesareas ausdrücklich gewahrt, das seit Herodes und bis zur arabischen Herrschaft der bedeutendste Hafen Palästinas und das politische Zentrum der Provinz war. Zudem hatte hier Origenes gelehrt, so dass die Stadt auch ein hohes geistliches Ansehen genoss. Im 4. Jahrhundert bildeten die Christen wie in den meisten römischen Provinzen, jedoch im Gegensatz zu Syrien, noch nicht die Mehrheit der Provinzialrömer.211 Die Gemeinden wuchsen, folgt man Eusebius von Caesarea (H.c. VIII, 1,5), erst seit Gallienus stärker an. Auf dem Konzil von Chalkedon erhielt Jerusalem jedoch 451 die Jurisdiktion über Palästina. Endgültig sanktionierte Justinian die Rechte des Patriarchats Jerusalem, das nun auf der gleichen Ebene stand wie Konstantinopel und Rom, Antiochia und Alexandria.

Juden und Samaritaner

Auch die jüdischen Gemeinden hatten sich offenbar von den Verlusten der Aufstände erholt; sie konzentrierten sich vor allem in Galiläa (Tiberias), doch fanden sich auch Siedlungen im Hauran, Golan und im Gebiet zwischen Aschkalon und En Gedi. In Tiberias und Sepphoris dominierten Juden den Stadtrat. Auch in Skythopolis und Lydda bestanden starke jüdische Gemeinden. Der Pilgerbericht des Anonymus von Bordeaux erweist noch 333, dass Jerusalem für Juden weiterhin verboten war.212 Gesetzliche Behinderungen und örtliche Verfolgungen führten 351/52 und um 440 zu Erhebungen. Auf Ersuchen der jüdischen Gemeinde gestattetet Kaiserin Eudocia den Juden um 425, in Jerusalem die Zerstörung ihres Tempels zu betrauern. Sie selbst lebte von 443 bis zu ihrem Tod im Jahr 460 in der Stadt, deren Stadtmauern sie erneuern ließ; nach ihrem Tod verloren die Juden wieder das Zugangsrecht an hohen Feiertagen. Wie aus einem Schreiben an die Juden in Rom und Persien hervorgeht, hofften einige der führenden Männer auf die Wiedererrichtung eines jüdischen Königreichs. Als sich jedoch 103.000 Juden vor Jerusalem versammelten, wurden sie von steinewerfenden Mönchen vertrieben.

Die Gruppen, die gegen die Juden kämpften, wie etwa Mönche unter Leitung des Bar-Sawma, stießen durchaus auf militanten Widerstand. Einmal boten die Gemeinden 15.000 Bewaffnete auf,213 um die Mönche daran zu hindern, Synagogen zu zerstören, wie etwa die von Petra.

In der Spätantike waren die Samaritaner vor allem in Caesarea zahlreich. So heißt es Anfang des 4. Jahrhunderts, nur Juden und Nichtjuden zusammen seien dort zahlreicher als die samaritanischen Gemeindemitglieder.214 Ihr bedeutendster Lehrer war Baba Rabba, ‚der große Vater‘. Dabei kam es auch zu synkretistischen Lehren, wie Origenes belegt, der gegen Ebioniten und Elkesaiten polemisierte. Letzterer Gruppe gehörte nach dem Kölner Mani-Kodex zeitweise Mani an, bevor er seine eigene Religion stiftete. Das Verhältnis zwischen Juden und Samaritanern verschlechterte sich im Laufe des 4. Jahrhunderts drastisch. Mitunter wurden die Samaritaner von Rabbi Abbahu als Heiden betrachtet. Das innerjüdische Zinsleihverbot wurde gegenüber den Samaritanern aufgehoben, Kontakte bei öffentlichen Anlässen vermieden. Dennoch kam es im Rahmen der kosmopolitischen Stadt Caesarea nicht zu offenen Konflikten zwischen den drei Gruppen.215 Ihre Assimilation erlaubte ihnen die Teilnahme am Militärdienst und an der öffentlichen Verwaltung. Doch in den Jahren 484 und 529/30 sowie 555 kam es zu Aufständen der Samaritaner. Dabei wurden die Anführer Justasas und Julian ben Sabar zu Königen gekrönt, bald darauf aber gefangengenommen und getötet. Die Ursache lag in der zunehmend gegen religiöse Minderheiten feindlichen kaiserlichen Politik, die Tausende als Sklaven an die Perser verkaufte. 578 erhoben sich sowohl Juden als auch Samaritaner abermals.216

Kämpfe innerhalb des Christentums

Dabei war die dominierende Religion, das Christentum, zerrissen. 412 starb Theophilus, sein Nachfolger wurde Kyrill, einer der mächtigsten Kirchenmänner seiner Zeit, der 431 auf dem ökumenischen Konzil von Ephesos seine theologischen Positionen für die Reichskirche verbindlich durchsetzen konnte und bis heute als wichtigste Gründergestalt der Miaphysiten gilt, bekannter als Monophysiten, wie sie ihre Gegner nannten. Kyrills Nachfolger Dioskur, der 444 das Patriarchenamt übernahm, konnte sich auf der so genannten Räubersynode von Ephesos 449 mit seiner monophysitischen Lehre zunächst durchsetzen. Doch nur zwei Jahre später kam es auf dem vierten ökumenischen Konzil in Chalcedon zur Spaltung: Papst Leo der Große verwarf die monophysitische Lehre, und die Konzilsmehrheit und Kaiser Markian schlossen sich dieser Position an. Die Ägypter hielten aber mehrheitlich an der Ablehnung der Konzilsbeschlüsse fest, was immer wieder zu Spannungen zwischen diesen Gemeinden und Konstantinopel führte.

Der Monophysitismus entstand vor dem Hintergrund von Rivalitäten zwischen dem Patriarchat von Alexandria und dem von Antiochia. Außer in Ägypten gewann der Monophysitismus auch in Syrien zunehmend an Boden. In den 480er Jahren versuchten die Kaiser, eine im Henotikon formulierte Kompromisslösung durchzusetzen, die alle Streitpunkte zwischen „orthodoxen“ und „monophysitischen“ Christen ausblendete und die Beschlüsse von Chalkedon ignorierte; doch dieser Versuch scheiterte und führte statt zu einer Einigung mit den Monophysiten nur zum 30 Jahre währenden Akakianischen Schisma mit der römischen Kirche (bis 519). Auch das 2. Konzil von Konstantinopel von 553 konnte keine Einigung erzielen. Gleiches galt für die kurzlebige Förderung der monophysitischen Sonderströmung des Aphthartodoketismus durch Kaiser Justinian I.

Im frühen 7. Jahrhundert wurde als Versuch einer Kompromisslösung der Monotheletismus entwickelt. Danach besitzt Jesus eine göttliche und eine menschliche Natur. Göttliche und menschliche Natur haben in ihm aber nur einen einzigen, gemeinsamen Willen. Auch dieser Versuch, den Abstand zwischen Monophysitismus und der Position von Chalcedon zu überbrücken, scheiterte. Der Monotheletismus wurde nach dem Einspruch von Maximus Confessor in der Reichskirche zurückgewiesen.

Mit der Rückeroberung des Vandalenreichs in Nordafrika und des Ostgotenreichs in Italien, kam es zu einem Versuch, die verlorenen Reichsgebiete zurückzuerobern.

Municipium und Kolonat, Wiederanstieg der Bevölkerungszahlen

Die klassisch-römische Gesellschaft war bereits im 2. Jahrhundert, mehr jedoch noch während der Reichskrise, starken Veränderungen unterworfen. 212 erhielten alle Städte des Reiches mindestens den Rang eines municipiums, was allerdings erhebliche finanzielle Lasten mit sich brachte. Jeder männliche Bewohner zwischen 14 und 60 hatte eine jährliche Abgabe zu entrichten. Die kleine Gruppe der römischen Bürger war hiervon allerdings befreit, die oberen Klassen (metropolites) zahlten eine verminderte Abgabe. Bis um 300 breitete sich das Munizipalsystem über die gesamte Provinz aus, sieht man von Obergaliläa, dem Golan und den kaiserlichen Besitzungen in Jericho und den nördlichen Negev ab. Die Städte bauten Bäder, Amphitheater und Aquädukte nach römischem Vorbild, wie sie sich auch sonst im Alltagsleben und in religiösen Dingen dorthin orientierten. Die Mehrheit sprach Griechisch.

Wie in Anatolien, so veränderte sich auch im Nahen Osten das Klima. Die zunehmende Feuchtigkeit und Wärme war der ländlichen Expansion in bis dahin kaum genutzte Gebiete und der Produktion von Lebensmitteln überaus förderlich, so dass es zu einem Anwachsen der Zahl der Siedlungen etwa in die Negev kam.216p Viele Stätten, die heute in der Wüste liegen, verfügten in der Spätantike über Brunnen. Während also die Zeit zwischen dem 4. und dem 6. Jahrhundert eine günstige Epoche für die Landwirtschaft darstellte, waren das 7. bis 10. Jahrhundert von Trockenheit geprägt. Auf der iberischen Halbinsel lag das Maximum dieser Trockenheit im 9. Jahrhundert, wie die Pegelstände verschiedener Seen erkennen lassen.216q Ähnliches gilt für die Golan-Höhen, wo eine Mischung aus Viehwirtschaft, Getreideanbau und Obstgewinnung dominierte, vor allem aber herrschten Olive, Wein und Walnuss vor. Im 7. Jahrhundert jedoch brach die Produktion massiv ein, der Olivenanbau verschwand vollständig. In Galiläa erreichte die Olivenproduktion allerdings bereits im 1. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Im 7. Jahrhundert herrschte statt intensiven Landbaus Weidewirtschaft vor. Im 4. bis 6. Jahrhundert war sogar intensive Landwirtschaft am Toten Meer möglich, auch wenn das schwere Erdbeben von 363 die Menschen ein Jahrzehnt zurückwarf und das Bewässerungssysem zerstörte. Insgesamt traf das ungünstigere Klima des Frühmittelalters diejenigen Regionen am härtesten, die eher als marginal und nur phasenweise für Ackerbau nutzbar galten, während die fruchtbareren Gebiete sehr viel stärker von ökonomischen Entscheidungen beeinflusst wurden, die die Flexibilität beeinflussten, mit der die Menschen auf die Klimaveränderung reagieren konnten.

Im 4. bis 6. Jahrhundert erlebte die Region als bedeutendstes Land der Christen also einen ökonomischen Aufschwung, der sich in neuen Höfen und Dörfern niederschlug. Kaiserliche Stiftungen und Reliquientranslationen förderten den Zufluss von Geldmitteln. Die Bevölkerung stieg wieder auf vielleicht eine halbe Million Einwohner an und erreichte damit einen Höchststand. Noch im 4. Jahrhundert dürfte die Einwohnerzahl Palästinas kaum an die der Zeit vor den großen Aufständen herangereicht haben.217 Kaiser Diokletian und seine Nachfolger hatten die Provinz neu organisieren lassen. Die Legio X fretensis kam von Aelia (Jerusalem) nach Aila am Golf von Akaba, der südliche Teil der Provinz Arabia nebst Petra und dem Negev kam zu Syria Palaestina. Der dux Palaestinae befehligte die Grenzverteidigung. Bis 358 unterstand die Zivilverwaltung dem Statthalter in Caesarea, doch nun wurden die ehemals zur Arabia gerechneten Gebiete als Palaestina Salutaris abgetrennt. Nach einer weiteren Teilung um 400 wurde diese zur Provinz Palaestina Tertia mit Elusa als Hauptstadt. Skythopolis war hingegen die Hauptstadt der Palaestina Secunda und umfasste Galiläa, den Golan, einige ostjordanische Gebiete und die Jesreelebene. Das übrige Gebiet um Caesarea hieß nun Palaestina Prima. 536 wurde der dortige Statthalter in den Rang eines Prokonsuls erhoben.

Dies verweist auf die Übergangsphase in der Entwicklung vom freien Bauern zum Kolonat, mithin auf das flache Land und die kleineren Orte, wo die Veränderungen zunächst noch drastischer waren. Kaiserliche Gesetze schufen, vermutlich auf Initiative der großen Landbesitzer, die Voraussetzungen, um beinahe unbeschränkte Verfügungs- und Polizeigewalt an lokale Herren abzutreten, deren wachsende Wirtschaftseinheiten sich dadurch gegenüber staatlichem Einfluss zunehmend abriegelten. Die Landbevölkerung wurde zunächst gezwungen, das Land zu bebauen und Abgaben (tributum) zu entrichten. War bis ins 5. Jahrhundert vielfach die bodenbearbeitende Bevölkerung an ihr Land gebunden, während ihr Besitz ihrem Herrn gehörte, so konnten andere nach drei Jahrzehnten in diesem Rechtszustand ihren mobilen Besitz, bzw. ihr Vermögen in eigenen Besitz nehmen. Unter Kaiser Justinian I. wurde nicht mehr zwischen freien und unfreien Kolonen unterschieden. Kolone und Unfreier wurden nun identisch gebraucht, um Ackerbauer zu beschreiben, die an die Scholle gebunden waren und kein freies Eigentum mehr besaßen.

Seit Konstantin dem Großen durften die Herren flüchtige Kolonen, die vor weniger als dreißig Jahren verschwunden waren, in Ketten legen.218 Seit 365 war es den Kolonen verboten, über ihren eigentlichen Besitz zu verfügen, wohl in erster Linie Arbeitsgeräte.219 Seit 371 durften die Herren die Abgaben der Kolonen selbst eintreiben. Schließlich verloren die Ackerbauer 396 das Recht, ihren Herrn zu verklagen.220

Perser erobern Jerusalem (614), Sieg Kaiser Herakleios' (630)

Das Sassanidenreich um 620

Nach mehreren Kriegen schlossen Ostrom-Byzanz und Persien 562 einen „ewigen Frieden“. Doch in den 570er und 580er Jahren kam es erneut zu heftigen Kämpfen im oberen Tigrisgebiet. 575 besetzten die Byzantiner Lazika am Ostrand des Schwarzen Meeres, das wiederum die Perser 588 kurzzeitig hielten. Daraufhin dehnten die Byzantiner ihr Gebiet fast bis zum Kaspischen Meer aus, ohne diese Regionen jedoch langfristig halten zu können. 591 kam es zu einem erneuten Friedensschluss. Die römisch-persischen Kämpfe des 7. Jahrhunderts waren schließlich vom Willen getrieben, den Gegner vollständig zu schlagen, nicht mehr, nur Gebietsgewinne zu erzielen. Nachdem bereits der Krieg in der Zeit Chosraus I. (531–579) mit großer Härte geführt worden war, begannen die Perser unter Chosrau II. (590–628) ab 603 oströmisches Gebiet systematisch zu besetzen.

Die wenig tolerante Politik der Kaiser gegenüber Nichtchristen führte dazu, dass die Perser als Befreier begrüßt wurden. Die Eroberung Jerusalems erfolgte 614 durch den persischen General Shahrbaraz – nach späteren Berichten zu urteilen, auch mit Hilfe von Jerusalemer Juden, die sich von den Persern mehr Freiheiten erhofften.221 Eines der Beutestücke war das Heilige Kreuz, das der General Schirin übergab, der christlichen Lieblingsfrau Chosraus. Die Schockwirkung auf die Christen war gewaltig.222 Auch in Kaparnaum zerstörten Juden die Kirche, Christen zerstörten im Gegenzug die örtliche Synagoge, als die Perser abziehen mussten.

Syrien und Ägypten wurden als dauerhafte Eroberung administrativ in das Perserreich eingegliedert, wenn die Besetzung Jerusalems auch nur von 614 bis 629 dauerte. Ungeachtet der sehr schlechten Überlieferungslage ist dies auch für Syrien anzunehmen, wo Caesarea nun Sitz eines marzban wurde.223

Silbermünze des Herakleios mit der Legende Deus adiuta Romanis

Kaiser Herakleios wollte mit einem Heer die Hauptstadt verlassen, die sassanidischen Armeen in Kleinasien umgehen und die Perser im Hinterland angreifen. In insgesamt drei Feldzügen verfügte er wohl über eine recht beachtliche Streitmacht.224 Georg von Pisidien berichtet, Herakleios habe seinen Soldaten vor Augen gehalten, dass dies kein gewöhnlicher Feldzug sei. Man kämpfe nunmehr gegen einen Feind der Christenheit; dies sei ein heiliger Krieg gegen die Mächte der Finsternis.225 Dazu passend wurden Christusbilder im Feldlager aufgestellt. Bereits seit 615 ließ man in hoher Auflage Münzen mit der Umschrift Deus adiuta Romanis („Gott, hilf den Römern!“) prägen.

623 kehrte der Kaiser nach einem kleineren Sieg in die Hauptstadt zurück und nahm anschließend Kontakt zur christlichen Bevölkerung im Kaukasus auf. Die beiden eigentlichen Gegenoffensiven des Herakleios fanden 624/25 und 627/28 statt. Er unternahm einen Vorstoß nach Armenien, dann weiter nach Aserbaidschan. Dort ließ er einen zoroastrischen Feuertempel (Tacht-i Suleiman) zerstören. Der Kaiser zog sich 625 zunächst nach Kilikien zurück und nahm Kontakt mit den Kök-Türken auf, um ein Bündnis zu schließen.

626 belagerten die Perser, die sich ihrerseits mit den Awaren verbündet hatten, die Hauptstadt des oströmischen Reiches zusammen mit Slawen (Belagerung von Konstantinopel (626)). Doch sie mussten die Belagerung schließlich abbrechen und das persische Heer unter Shahrbaraz zog sich im Frühjahr 627 aus Chalkedon nach Syrien zurück. Schon 626 hatte Herakleios eine persische Armee geschlagen und brachte sich damit wieder in die Offensive. In Konstantinopel wurde die Rettung der Hauptstadt der Gottesmutter zugeschrieben.

Darstellung König Chosraus II. als Panzerreiter (Taq-e-Bostan)

Der Bruder des Kaisers, Theodoros, hatte in Mesopotamien ein persisches Heer unter dem Befehl des Generals Schahin schlagen können. Herakleios sammelte inzwischen weitere Truppen in Lazika am Schwarzen Meer und nahm erneut Kontakt mit den Türken auf. Diese fielen daraufhin mehrfach in das Sassanidenreich ein.226 Herakleios marschierte im September 627 von Tiflis aus nach Süden. Am 12. Dezember 627 kam es bei den Ruinen von Ninive zur Schlacht. Herakleios besetzte nach dem Sieg die Lieblingsresidenz des Großkönigs in Dastagird. Dieser floh nach Ktesiphon. Chosrau, der sich weigerte, mit Herakleios zu verhandeln, verlor bei den Großen seines Reiches jeden Rückhalt und wurde im Februar 628 entmachtet und ermordet. Ihm folgte sein Sohn Kavadh II. Siroe auf den Thron. Der Text des an Herakleios gerichteten Briefs, in dem Kavadh Siroe um Frieden bittet und den Kaiser als „… den mildesten Kaiser der Römer, unseren Bruder …“ bezeichnet, ist durch das Chronicon Paschale überliefert. Herakleios nannte ihn seinen Sohn und beteuerte, er wünsche niemals irgendeinen König seines rechtmäßigen Thrones zu berauben.227

Die Bestimmungen des 628 geschlossenen Friedens sahen vor, dass Persien alle seit 603 gemachten Eroberungen aufgab und das Heilige Kreuz zurückerstattete, wofür Herakleios den Persern freien Abzug garantierte; sie mussten nicht einmal Entschädigungszahlungen leisten. Auch restituierte Shahrbaraz, der selbst für kurze Zeit den Thron bestieg, das Heilige Kreuz, dessen feierliche Rückführung wohl im März 630 erfolgte. Der Prestigegewinn für den Kaiser war gewaltig. Dem Merowinger Dagobert I. übersandte der Kaiser einen Teil der Reliquie, und bald kamen im ganzen Abendland Legenden rund um „Heraclius, den Persersieger“ auf, die ihn zum Triumphator im Namen Christi stilisierten.

Geschichte der Archäologie in Israel

228

Christliche Araber, arabische Eroberung, Islamisierung (5. Jahrhundert, bzw. ab 634)

Arabische Ghassaniden

Die oströmische Provinz Syrien erstreckte sich von Antiochia und Aleppo im Norden bis zum Toten Meer, westlich und südlich davon lag die Provinz Palaestina. Syrien war teilweise arabisch besiedelt, besonders im östlichen und südlichen Teil, Palästina ebenfalls. Diese arabischen Stämme hatten im Zuge der Christianisierung des Römischen Reiches im vierten Jahrhundert das Christentum angenommen, vielfach als Monophysiten. Die Araber Syriens blieben politisch im Abseits, bis der Stamm des Ghassaniden aus dem Jemen einwanderte (?) und ein halbautonomes Reich gründete. Unter der Führung der Jafniden wurden sie Verbündete (foederati) Ostroms, ihr König oder Phylarch herrschte von der Hauptstadt Bosra über die Araber entlang des Jordan.

Die Bezeichnung „Ghassaniden“ ist nicht zeitgenössisch belegt, sondern erscheint erst in späteren Quellen.229 In der Forschung wird zudem zunehmend von Jafniden gesprochen.230. Wohl im 5. Jahrhundert erreichten sie das römische Grenzgebiet. Möglicherweise waren sie bereits zu dieser Zeit monophysitische Christen. Es scheint zu einem Machtkampf mit den Salīh gekommen sein, die zuvor der mächtigste Clan im arabisch-syrischen Grenzgebiet und die Verbündeten der Römer gewesen waren und die nun von den Jafniden verdrängt wurden.

Der erste Scheich der Jafniden, der namentlich in den oströmischen Quellen um 498 auftaucht, ist Ǧabala (griechisch: Gabalas). Er drang in Palästina ein, wurde aber von den Römern besiegt und schloss um 502 mit Kaiser Anastasios I. Frieden; die Jafniden wurden zu foederati der Oströmer, die sich ihrerseits zu regelmäßigen Geldzahlungen verpflichteten, wie es auch sonst im römischen Grenzraum üblich war. Ǧabala wurde vom Kaiser zum phylarchos (Stammesführer) ernannt, was die Ethnogenese womöglich beschleunigte.

Ǧabalas Sohn war al-Ḥāriṯ ibn Ǧabala (griechisch: Arethas, 529–569). Nachdem 526 erneut ein Krieg zwischen Ostrom und Persien ausgebrochen war, ernannte Kaiser Justinian I. ihn um 530 zum Basileus. Er kämpfte gegen die Perser und deren arabische Verbündete, die Lachmiden, und nahm 531 unter Belisar an der Schlacht von Callinicum teil. Der Kaiser zeichnete ihn dafür mit dem Titel eines patricius aus.

540 waren Konflikte zwischen Ghassaniden und Lachmiden ein Auslöser für einen erneuten Krieg zwischen Römern und Persern. 554 errangen die Ghassaniden einen bedeutenden Sieg über die Lachmiden, deren Scheich Al-Munḏhir starb, angeblich von Arethas eigenhändig getötet. Kirchenpolitisch setzte er sich ebenso wie seine Nachfolger für den Monophysitismus ein, was aber vom Kaiser geduldet wurde.

Mit seinem Sohn al-Munḏhir ibn al-Ḥāriṯ (griechisch Alamundaros, 569–582) kam es 572 zu Spannungen, so dass Justin II. seine Ermordung in Auftrag gegeben haben soll; der Anschlag misslang jedoch. 575 kam es zu einer kurzzeitigen Versöhnung zwischen Römern und Ghassaniden. Alamundaros wurde dennoch 582 abgesetzt und nach Sizilien verbannt, weil man ihn des Verrats verdächtigte. Infolgedessen begann der Zerfall des Verbandes in mehrere Fürstentümer. Zwar wurde unter Kaiser Herakleios die Phylarchie der Ghassaniden wiederhergestellt, nach dem Ende des Perserkriegs entstand eine Verteidigungslinie von Gaza bis zum Südende des Toten Meeres. Der Großteil der oströmischen Truppen war jedoch in Nordsyrien konzentriert, um die Sassaniden in Schach zu halten.

Muslimische Eroberung Palästinas

Eroberung der byzantinischen Levante durch die Araber, 636/637

Dieses Verteidigungskonzept ermöglichte es den muslimischen Truppen aus dem Süden bis nach Gaza vorzustoßen, und zwar ohne auf oströmischen Widerstand zu stoßen. Sie brach nach 634 unter dem Ansturm der muslimischen Araber zusammen. 635 fiel Damaskus und die kaiserliche Armee wurde in Syrien geschlagen.231 Angeblich lief ein Teil der Ghassaniden in der entscheidenden Schlacht am Jarmuk 636 zu den Muslimen über; ein erheblicher Teil der mit Ostrom verbündeten Araber scheint dem Kaiser hingegen treu geblieben zu sein und nach der Niederlage seine Heimat verlassen zu haben. Der arabische Feldherr ʿAmr ibn al-ʿĀs zog westwärts nach Ägypten und eroberte im Auftrag des seit 634 herrschenden Kalifen Umar ab 639 Ägypten, 640 fiel Caesarea.231c

Jüngere historische Arbeiten allerdings stellen die Eroberungsgeschichte, die so nur in späteren arabischen Quellen überliefert ist, anhand zeitgenössischer Quellen in Frage.232

Mohammed (bis 632)

Als Mohammed sich auf der arabischen Halbinsel durchsetzte, war Palästina noch von den Persern besetzt, er selbst war vom Sieg der Oströmer, folgt man der muslimischen Tradition, angetan, da er die zoroastrischen Perser für die eigentlichen Feinde seiner Lehre hielt.233 Die Juden sah er vielleicht als persische Verbündete, denn er griff noch im selben Jahr die jüdischen Bauern von Chaibar etwa 250 km nördlich von Medina an (Zug nach Chaibar). 642 wurden sie vertrieben, denn auf der Arabischen Halbinsel sollte nur für Muslime Platz sein. Im oströmischen Reich stieg zugleich der Druck, die Juden einer Zwangskonversion zu unterwerfen, der Kaiser forderte sogar den Frankenkönig Dagobert auf, seinem Beispiel zu folgen. Zugleich versuchte der Kaiser, den Monotheletismus durchzusetzen, dem sich jedoch der Patriarch von Jerusalem, Sophronius, widersetzte.

Mohammed fand unter den Arabern im byzantinischen Grenzgebiet eine gewisse Anerkennung. So bot ihm Farwa ben 'Amr, der als einer der Führer der Banu Judham von Ma'an im Raum des heutigen Amman in oströmischen Diensten stand, Unterstützung an. Nach dem Sieg der Araber setzten die Ghassaniden durch, dass sie als Beduinen frei von Abgaben blieben, obwohl sie nicht Muslime waren.234 Immerhin kämpften 629 arabische Ghassaniden unter Shurahbil ibn 'Amr erfolgreich gegen Mohammeds Reiterei und auch andere Araber standen weiterhin auf oströmischer Seite. Nachdem sich Mohammed 630 auch in Mekka durchgesetzt hatte, bereitete er mit den nunmehr vereinten Kräften der arabischen Stämme einen Angriff nach Norden vor, die Tabuk-Kampagne. Doch innerarabische Konflikte veranlassten Mohammeds Truppen nach etwa zwei Monaten zum Rückzug. Allerdings änderte Mohammed sein Verhältnis zu den Juden, die er nun nicht mehr enteignete oder vertrieb, im Gegenteil bot er ihnen Schutz an, was er für vier Städte verbriefte, nämlich Maqna, Eilat, Jarba' und Adruh. Damit wurden Nichtmuslime erstmals zu Schutzbefohlenen, die allerdings die Dschizya entrichten mussten.235

Konsolidierung, Eroberung Palästinas und Syriens, Wiederzulassung der Juden in Jerusalem

Nach dem Tod Mohammeds im Jahr 632 drohte die muslimische Koalition auseinanderzubrechen, da sich viele Stämme nur dem Propheten persönlich verpflichtet gefühlt hatten. Sein Nachfolger Abu Bakr erkannte offenbar, dass der Eroberungskrieg zu ihrem Fortbestand unverzichtbar war. Wer die Kriegssteuer verweigerte, wurde dementsprechend attackiert, der letzte Widerstand auf der Arabischen Halbinsel brach 634 zusammen. Danach wandte sich Abu Bakr, der die Einheit der Umma anscheinend durch einen äußeren Krieg festigen wollte, nach Norden.

Nach Abu Bakrs Pilgerfahrt im Februar/März 634 sollte der Angriff auf Palästina beginnen. Nach seinem Tod noch im selben Jahr und der Ernennung Umars zu seinem Nachfolger stieg das Kalifat in wenigen Jahren zur Großmacht auf. So wurden 634-640 Palästina und 639-642 Ägypten durch ʿAmr ibn al-ʿĀs, Syrien durch Chalid ibn al-Walid und der Irak durch Sa'd ibn Abi Waqqas erobert. 636 gelangen den Muslimen am Yarmuk in Syrien und bei Qadisiyya im Irak entscheidende Siege über die beiden Großreiche, die sich noch wenige Jahre zuvor unter Einsatz aller wirtschaftlichen, militärischen und ideologischen Mittel bekämpft hatten. Zwischen 634 und 642 wurden Palästina und Ägypten durch ʿAmr ibn al-ʿĀs , Syrien durch Chalid ibn al-Walid und Mesopotamien und Iran durch Sa'd ibn Abi Waqqas erobert.

Eine Armee unter ʿAmr ibn al-ʿĀs sollte Richtung Eilat ziehen, eine unter drei Kommandeuren nach Tabuk in die Moab-Region. Diesmal schlossen sich mehrere Stämme in der Region dem Islam an, die bisher in oströmischen Diensten gestanden hatten. Dennoch drohte die Invasion angesichts des örtlichen Widerstands steckenzubleiben. Erfolgreicher als die drei anderen Feldherren war ʿAmr ibn al-ʿĀs, der den Patricius (Sergius?) von Gaza am 4. Februar 634 besiegte. Nach der Schlacht wurden alle Samaritaner getötet, da sie die Oströmer unterstützt hatten. Nach anderen Quellen waren sie hingegen Spione der Muslime.

In der Didascalia des Jacobus, einem antijûdischen Dialog - bei ihm handelt es sich um die einzige zeitgenössische Quelle zur frühen Expansion des Islams -, der zwischen 634 und 640 in Ostrom entstand, wird ein Sergius als „candidatus“ genannt, seinerzeit Führer einer Eliteeinheit, wohl der Kavallerie. Zudem zeigt ein in der Didascalia zitierter Brief aus Caesarea, wie die Hoffnungen auf einen Messias, der die Juden von der oströmischen Bedrückung befreien würde, sich zeitweise auf Mohammed gerichtet hatte. In dem Brief geht es um einen Propheten, der unter den „Sarazenen“ erschienen sei. Dem Schreiben zufolge erhoffte sich zwar mancher darin ein Auftreten des Messias, doch andere meinten, dass er nicht mit dem Schwert in der Hand erscheinen werde.236

Die konkreten Vorgänge während der Unterwerfung Syriens lassen sich nicht sicher rekonstruieren, da fast ausschließlich spätere muslimische Quellen zur Verfügung stehen. Forscher wie James Howard-Johnston halten daher die traditionelle Chronologie, die auf diesen Berichten beruht, für partiell falsch, da sie später manipuliert worden seien.236c Dies gilt es im Folgenden zu beachten.

Als einigermaßen gesichert gilt: Kurz nach der Ernennung Abu-Ubaidahs schickte dieser kleine Abteilungen zum jährlichen Markt in Abu-al-Quds, dem heutigen Abla, östlich von Beirut. In der Nähe befand sich eine oströmische Garnison, deren Stärke von den arabischen Spähern falsch eingeschätzt worden war. Kurz bevor diese die muslimischen Truppen niedermachen konnten, wurden diese von Chalid ibn al-Walid († 642) gerettet, den Abu Ubaidah nach Bekanntwerden der tatsächlichen Stärke der Garnison hinterhergeschickt hatte. Die Garnison wurde in der Schlacht von Abu-al-Quds am 15. Oktober 634 (?) östlich von Beirut besiegt. Bereits am 10. September war Damaskus nach sechsmonatiger Belagerung gefallen.237 Andere Berichte sprechen nicht eindeutig von einer Belagerung, wohl aber von einer Eroberung der Stadt und betonen die Bedeutung des arabischen Befehlshabers. Dabei wird auch von einer militärischen Eroberung und einer anschließenden diplomatischen Einigung mit der christlichen Bevölkerung der Stadt berichtet. In der dritten Tradition spielen diese Verhandlungen eine zentrale Rolle. Als Kommandeur der oströmischen Truppen der Stadt soll ein gewisser Thomas fungiert haben. Jens Scheiner untersuchte alle verfügbaren Quellen in einer Studie und kam zu einem recht nüchternen Ergebnis. Als relativ gesichert kann demnach nur gelten, dass Damaskus im Jahr 635 an die Eroberer fiel und es in diesem Zusammenhang anscheinend zu einer vertraglichen Vereinbarung kam, die das Öffnen der Tore zur Bedingung machte und Schutzrechte für die Bevölkerung beinhaltete. Eine Belagerung und Erstürmung der Stadt fand demnach nicht statt. Ob Khalid b. Walid oder Abu Ubayd b. al-Jarrah Damaskus erobert hat bleibt gleichfalls unklar.237c

Durch den Verlust von Zentralsyrien war die oströmische Linie entlang des Mittelmeers jedenfalls durchbrochen und die Kommunikation zwischen Nordsyrien und Palästina abgerissen. Abu Ubaidah zog nach Pella, wo sich eine weitere oströmische Garnison sowie überlebende Soldaten der verlustreichen Schlacht von Adschnadayn vom 30. Juli 634 aufhielten. Diese blockierten den Zugang nach Palästina. Chalid erreichte den Ort zuerst, doch hatten die Oströmer den nahen Jordan aufgestaut und den Ort überflutet. Dennoch wurden sie in der Schlacht von Pella am 23. Januar 635 (?) erneut besiegt. Danach ergaben sich auch Tiberias und die übrigen Städte um den See Genezareth.

Nach der Schlacht rückten Shurhabil und 'Amr weiter vor. Bet Sche'an und Tiberias ergaben sich im Februar 635. Kalif Umar schrieb, nachdem er Informationen über Position und Stärke der oströmischen Verteidiger erhalten hatte, Anweisungen an seine Truppen: Yazīd ibn Abī Sufyān sollte die Mittelmeerküste erobern. Nach dem ursprünglichen Plan Abu Bakrs war es, folgt man al-Wāqidī, die Aufgabe Yazīds gewesen, die Stadt Damaskus zu erobern. Die Abteilungen von Amr und Shurhabil trennten sich. Amr brach zur Eroberung von Nablus, Amawas, Gaza und Yubna auf, um die Eroberung Palästinas abzuschließen, während Shurahbil die Küstenstädte Akkon und Tyrus belagerte. Yazid brach von Damaskus auf, um die Hafenstädte Sidon, Arqa, Jabail und Beirut zu erobern.238 635 waren Palästina, Jordanien und das südliche Syrien mit Ausnahme von Jerusalem und Caesarea in muslimischer Hand. Auf Befehl von Umar wandte sich Yazid nun nach Caesarea, das er aber im Vorfeld der Schlacht am Jarmuk aufgeben musste, um die Belagerung später wiederaufzunehmen, bis die Stadt 640 schließlich fiel.

Truppenbewegungen vor der Schlacht am Jarmuk

Bei Shaizer Khalid überraschte Chalid eine Karawane, die Vorräte nach Chalcis brachte. Die Gefangenen berichteten von einer zweihunderttausend Mann starken Armee. Chalid kehrte sofort mit dieser Nachricht zum Hauptheer zurück. Chalid schlug Abu Ubaidah aus Furcht vor einer Zersplitterung der muslimischen Truppen vor, den Oströmern eine Feldschlacht anzubieten. Abu Ubaidah hielt sich an diesen Rat und befahl allen Garnisonen das eroberte Land wieder aufzugeben und sich stattdessen bei Jabiya zu versammeln. Von Jabiya zogen sich die arabischen Truppen auf Abu Ubaidahs Befehl auf die Ebene am Jarmuk zurück. Im Juli 636 war die Armee vollständig auf der Ebene versammelt. Etwa zwei Wochen später trafen die oströmischen Truppen ein. Ihr Befehlshaber schickte einige der ghassanidischen Araber voraus, um die Stärke der Muslime auszukundschaften, doch Chalids Kavallerie besiegte sie. Über den ganzen nächsten Monat zogen sich die Verhandlungen zwischen den beiden Armeen hin, während laufend arabische Verstärkungen eintrafen. Abu Ubaidah übergab für die Schlacht am Jarmuk den Oberbefehl an Chalid, die am 15. August begann. Sie dauerte sechs Tage und endete in einer katastrophalen Niederlage für die Oströmer. Möglicherweise aufgrund von Streitigkeiten um die Beute entzog der Kalif Chalid den Befehl.238f

Nachdem wenig später nahe Emesa ein weiteres kaiserliches Heer unter dem sacellarius Theodorus besiegt worden war, besetzten die Araber die zuvor eroberten Gebiete erneut. Diese Niederlage hält James Howard-Johnston (S. 467) für die Schlacht, die von größerer Bedeutung war, als die Schlacht am Yarmuk. Abu Ubaida und sein Kriegsrat entschlossen sich, als nächstes Jerusalem zu erobern. Patriarch Sophronius beklagte die Zerstörungen von Städten, Dörfern und Klöstern durch die Muslime, den Jerusalemer Christen war der Besuch Bethlehems schon 634 aus Sicherheitsgründen untersagt. Im Herbst 636 waren nur Caesarea und Jerusalem noch nicht von den Muslimen besetzt. Die Belagerung der Stadt dauerte vier Monate, wahrscheinlich fiel sie im Jahr 638 oder Ende 637, der Patriarch starb im März 638 - angeblich aus Leid über den Fall der Stadt.239 Danach teilte sich das muslimische Heer abermals auf. Yazids Heeresteil eroberte Beirut, 'Amr und Shurhabils Teil vervollständigten die Eroberung Palästinas während Abu Ubaidah und Chalid sich aufmachten, um Nordsyrien zu erobern. Für die jüdische Gemeinde war von größter Bedeutung, dass ihr Jerusalem nach fast einem halben Jahrtausend des Zugangsverbots (vielleicht ab 641) wieder offenstand, nachdem Kalif Umar die Stadt persönlich besucht hatte. Immerhin hatte Mohammed die tägliche Gebetsverneigung (qibla) nach Jerusalem vorgesehen, jedenfalls für einige Zeit, und Umar betete dort und ließ den Tempel von der entstandenen Müllhalde befreien. Dabei halfen einige Juden, die in den nächsten rund 80 Jahren für die Reinhaltung der Stadt verantwortlich gemacht wurden. Allerdings wurden sie unter ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīz (717-20) durch Sklaven ersetzt. Antiochia kapitulierte am 30. Oktober 637 unter der Bedingung, dass allen oströmischen Truppen der freie Abzug gewährt wurde. Kaiser Herakleios hatte Antiochia rechtzeitig vor der Eroberung verlassen und war nach Edessa gereist. Er organisierte die Verteidigung in Mesopotamien und Armenien, dann zog er sich in die Hauptstadt Konstantinopel zurück. Auf seinem Rückweg entging er nur knapp einem Zusammentreffen mit Chalid, der nach der Eroberung von Marasch südwärts in Richtung Munbij marschierte.


Wie drastisch die Auswirkungen der langen Kriege waren, zeigt sich im Golangebiet. Von den 173 aus dem 5. und 6. Jahrhundert belegten Siedlungen fand sich nur in 14 frühislamische Keramik aus der Zeit nach 636. Erst unter den Mamluken, also nach rund einem halben Jahrtausend, befanden sich im selben Gebiet wieder 139 Siedlungen.

Umayyaden, Spaltung der Gemeinde (661), dynastische Erbfolge, Hauptstadt Damaskus

Muslimischer Überlieferung zufolge stammen sowohl die Umayyaden als auch der Prophet Mohammed von Abd Manaf ibn Qusayy, einem Mitglied des Stammes der Quraisch, ab. Dessen Söhne, Abd Schams ibn Abd Manaf und Haschim, wurden jeweils zu Stammvätern der Umayyaden bzw. der Haschimiten (dem Klan Mohammeds). Zum Namensgeber der Umayyaden wurde Abd Schams’ Sohn Umayya ibn Abd Schams.240

Zu Beginn des 7. Jahrhunderts waren die Nachkommen Umayyas eine der einflussreichsten Familien Mekkas. In dieser Zeit begann Mohammed damit, seine neue Religion in der Stadt zu verkünden. Nachdem er 622 mit seinen Anhängern nach Medina fliehen musste und es in der Folge zu Kämpfen zwischen den geflohenen Muslimen und Mekka kam, nahmen Mitglieder der Umayyadenfamilie führende Positionen auf Seiten der Mekkaner ein. Im späteren Verlauf der Kämpfe stand mit Abu Sufyan ibn Harb das Oberhaupt des Klans an der Spitze der mekkanischen Politik. Am Ende musste dieser sich jedoch Mohammed geschlagen geben und konvertierte noch kurz vor der Einnahme Mekkas durch die muslimischen Truppen im Jahr 630 selbst zum Islam.

Dieser Seitenwechsel stellte sich für die Umayyaden als vorteilhaft heraus, da sie auch in dem nun entstehenden islamisch-arabischen Staat eine wichtige Rolle spielten. So diente beispielsweise Muawiya, ein Sohn Abu Sufyans, einige Jahre als Mohammeds Sekretär. Nach dem Tod des Propheten nahm er an den Feldzügen der Muslime gegen das Oströmische Reich teil und wurde 639 mit dem Posten des Statthalters von Syrien belohnt. 644 wurde mit Uthman ibn Affan sogar ein Mitglied des Umayyadenklans zum Kalifen gewählt. Uthman zählte im Gegensatz zum Rest seiner Familie zu den frühsten Unterstützern Mohammeds und war bereits 622 bei der Flucht aus Mekka dabei gewesen. Bei der Vergabe einflussreicher Posten im Reich begünstigte er in hohem Maße seine eigenen Verwandten, sodass sich bald eine Opposition gegen seine Herrschaft bildete. 656 wurde er schließlich in Medina ermordet. Zu seinem Nachfolger wurde Ali ibn Abi Talib, der Vetter und Schwiegersohn des Propheten, gewählt.

Die Umayyaden-Moschee von Damaskus

Die Wahl Alis zum Kalifen wurde von den Muslimen nicht allgemein anerkannt. Als Anhänger des ermordeten Uthman ließ sich Muawiya im Jahr 660 im syrischen Damaskus ebenfalls zum Kalifen ausrufen. Damit war die muslimische Gemeinschaft (die Umma) erstmals gespalten. Die Folge war die erste Fitna, der erste Bürgerkrieg des islamischen Staates.

Zwar konnte Muawiya I. nach Alis Ermordung durch die Charidschiten (661) seine Herrschaft unter den Muslimen durchsetzen und die Dynastie der Umayyaden begründen, doch wurde er von den Anhängern Alis weiterhin nicht als rechtmäßiger Herrscher anerkannt. Es kam somit zum Schisma zwischen Sunniten und Schiiten.

Zunächst verlegte Muawiya die Hauptstadt von Medina nach Kufa, dann nach Damaskus, womit Arabien politisch schnell an Bedeutung verlor. Muawiya schaffte auch die Wahl des Kalifen ab und ersetzte sie durch die Erbfolge, indem er seinen Sohn Yazid I. zum Nachfolger erklärte. Der Ältestenrat musste nur noch formal dem neuen Kalifen seine Zustimmung erteilen. Unter den Umayyaden begann sich eine arabische Aristokratie herauszubilden.

Zu den Führern der Parteien mussten sich die regionalen Gruppen in ǧund Filasṭīn, wie Palästina nun hieß, positionieren. Führer der Stämme von ǧund Urdunn, wie die Gebiete im Süden und Nordosten hießen (Jordanien), war Abu'l A'war al-Sulami, der Muawiyya unterstützte. Nach der Chronik des Theophanes war er es, der 669 oder 674 den christlichen Orten erstmals systematisch Abgaben auferlegte.241 Seine Anhänger riefen ihn in Jerusalem zum Kalifen aus, dort, bei seinen Anhängern, ließ er sich am Südufer des See Genezareth nieder. Dabei genossen die beiden Provinzen Filastin und Urdunn eine Zeit relativen Friedens und eine entsprechende Prosperität. Die Steuereinnahmen beliefen sich in ersterer auf 450.000 Dinar, in letzterer immerhin auf 180.000 pro Jahr.242 Die Stämme Palästinas waren die wichtigsten Unterstützer sowohl Muawiyyas als auch seines Sohnes und Nachfolgers in Syrien. Mehrere Tausend von ihnen nahmen 682 am Massaker an den Gegnern der Damaszener Kalifen in Medina teil. Auch in den Kämpfen der Jahre 680 bis 692 zwischen den Umayyaden und den beiden Söhnen von Mohammeds Vertrautem az-Zubair ibn al-Awwam - seine Mutter war eine Tante des Propheten - spielten sie eine entscheidende Rolle. Abdallah ibn az-Zubair wurde zum Kalifen ausgerufen (682–692), unterlag jedoch den Umayyaden. In Syrien spielte dabei eine von den Banu Hamadan geschmiedete Stammeskoalition eine große Rolle. Diese nannte sich Banu Kalb (Stämme des Südens). Ihr gelang es im Juli 684 einen Sieg bei Marj Rahit östlich von Damaskus zu erringen, die unterlegenen Qaysis mussten Richtung Euphrat fliehen, obwohl sie zahlreicher waren. Die Banu Judham zogen in dieser Zeit von Jordanien nach Palästina, während die geschwächten Banu Hamadan nach Jordanien zogen. Ein Teil der Banu Judham unter Führung von Natil ibn Qays wechselte jedoch die Front und stellte sich auf die Seite des Gegenkalifen. So hielten die Stämme Palästinas zu 'Abdallah ibn Zubayr, währen die Jordaniens zum Umayyaden Yazid standen. Die Spaltung der Stämme im syrisch-palästinensischen Raum erwies sich als dauerhaft, so dass sich die Koalitionen aus Qaysi und Mudar auf der einen und Yaman auf der anderen Seite gegenüberstanden. Die unterschiedliche Herkunft - viele der Qaysi stammten von der Arabischen Halbinsel, während die Yamani überwiegend schon vor dem Islam im syrischen Raum gelebt hatten - mag dabei ebenfalls eine Rolle gespielt haben.243

Eine ähnliche Aufspaltung ergab sich beim Kampf um die Nachfolge des jung verstorbenen Kalifen Muʿāwiya II. (683-684). Mit Marwan I. konnte sich hier eine Seitenlinie der Umayyaden, die Marwaniden durchsetzen. Dieser stieß auf den Widerstand der palästinensischen Stämme, zudem versuchte Byzanz wohl 686 die Situation für eine Invasion zu nutzen; seine Flotte plünderte Caesarea und Askalon. Marwan zahlte Kaiser Justinian II. 1000 Dinar pro Woche, um ihn vom Vormarsch abzuhalten. Natil ibn Qays stand auch diesmal auf der Seite des Verlierers und unterlag gegen Marwan. Rawh ibn Zinba', der Führer der Judhamiten stand auf der Gewinnerseite und er wurde bis zu seinem Tod im Jahr 703 zum wichtigsten Berater der Kalifen, vor allem unter Abd al-Malik.

Aufspaltung in Sunniten und Schiiten (680), Gegenkalifat (682-92)

Nach dem Tod Muawiyas brachen unter seinem Nachfolger Yazid I. (680–683) mehrere Aufstände gegen die Umayyaden aus. Husain, der zweite Sohn Alis und Enkel Mohammeds, nutzte die Situation und zog gegen Yazid zu Felde. Er wurde jedoch in der Schlacht von Kerbela 680 getötet. Dieser Akt besiegelte die endgültige Trennung zwischen Sunniten und Schiiten und wurde Anlass für das schiitische Trauerfest Aschura.

Nach dem Tod Yazids I. und seines Sohnes Muawiya II. war die Thronfolge unter den Umayyaden 684 völlig ungeklärt. Dies nutzte die Opposition und rief 682 Abdallah ibn az-Zubair in Mekka zum Kalifen aus. Zeitweise wurde dieser sogar von der Mehrheit der Muslime anerkannt. Den nun folgenden Bürgerkrieg konnten die Umayyaden erst 692 unter Abd al-Malik (685–705) für sich entscheiden.244

Wiederaufnahme und Ende der Expansion, Ramla als neue Hauptstadt Palästinas

Nach der Beendigung des Bürgerkriegs begann erneut eine Zeit weiträumiger Eroberungen. So wurden im Osten 711 das Indusgebiet und 712 Transoxanien besetzt. Im Westen wurde bis 709 der Widerstand der Berber gebrochen und der Maghreb unterworfen, 711 bis 715 das Westgotenreich auf der Iberischen Halbinsel. Es folgten Raubzüge in das Frankenreich bis an die Loire und nach Burgund.

Doch an drei Stellen, allen voran an Ostrom-Byzanz, scheiterten alle Eroberungsversuche. Nachdem Konstantinopel 668 bis 669, 674 bis 678 und 717 bis 718 den Belagerern standgehalten hatte, und mehrere Feldzüge gegen die Chasaren nördlich des Kaukasus weitgehend erfolglos blieben, schließlich auch die Vorstöße ins Frankenreich 732 vom fränkischen Hausmeier Karl Martell aufgehalten wurden, schwächte sich die islamische Expansion ab.

Die unsicheren Verhältnisse verursachten ein Ende der urbanen Entwicklung im Negevgebiet. Zudem verheerten 685–686 und 688–690 schwere Epidemien, möglicherweise die Pest, die von 541 bis um 770 immer wieder auftauchte, den Nahen Osten. Die Emmaus-Plage begann 639. Die demographischen Wirkungen dieser mehr als zwei Jahrhunderte lang immer wieder auftauchenden Krankheit sind angesichts der ungünstigen Quellenlage kaum zu ermessen. Zur weiteren Unsicherheit trug bei, dass Konstantinopel 685 versuchte, Caesarea zurückzuerobern.

First Umayyad gold dinar, Caliph Abd al-Malik, 695 CE
Abd al-Malik mit Kufiya, einem von Männern getragenen Kopftuch, und Schwert auf einem seiner Dinare

Insgesamt jedoch kam es unter den Umayyaden zu einer Phase kulturellen Aufschwungs. Eine neue Stadt, Ar-Ramla, wurde zur Hauptstadt Palästinas; dorthin wurden im Jahr 716 die Einwohner der Stadt Lydda (Lod) umgesiedelt. Die Islamisierung kam nur langsam voran, viele Christen verließen das Land. Unter Kalif Abd al-Malik entstanden in Jerusalem die al-Aqsa-Moschee und der Felsendom. Außerdem wurde das Arabische als Kanzleisprache eingeführt und die bisher im Umlauf befindlichen byzantinisch-christlichen Münzen durch Münzen mit arabisch-islamischer Legende abgelöst.

Im Gegensatz zum Süden Palästinas profitierten die Hafenstädte von den Kriegsanstrengungen der Umayyaden. So wurden Tyros, Akkon, Caesarea, Jaffa und Askalon ausgebaut, dort entstanden Werften, aber auch Festungsbauten, und zahlreiche Handwerker wurden dorthin gebracht. Wichtigster Hafen Palästinas wurde Akkon, von wo 647 die Invasionsflotte nach Zypern aufbrach. Doch unter Abd al-Malik wurde die Schiffswerft von dort nach Tyros transferiert, das nun zur wichtigsten Küstenstadt aufstieg. Zudem wurden persische Überläufer, die nach Homs, Baalbek und Antiochia gebracht worden waren, 662/663 in den palästinensischen Hafenstädten stationiert. Von diesen Häfen aus nahmen die Umayyaden den Kampf mit der byzantinischen Flotte um die Beherrschung des Mittelmeers auf, mehr noch als von Alexandria. Umso mehr wurden sie Zielpunkt byzantinischer Angriffe, deren Einzelheiten nicht überliefert sind. Sie galten als Grenzgebiet und genossen entsprechende Privilegien. Auch wurden die Juden ermuntert, sich in Tripolis anzusiedeln.245 Unter Walid wurde ein großes Kanalbauprojekt im Norden Palästinas in Angriff genommen, dazu kamen Straßenbauten, von denen mindestens vier Meilensteine zeugen, wie sie auch unter Abd al-Malik aufgestellt wurden.246 Auf ihnen wurde die Entfernung nach Jerusalem oder Damaskus angegeben. Schließlich profitierten die Städte entlang der Pilgerwege nach Mekka von dieser neuen Einnahmequelle. Dies galt, im Gegensatz zu den übrigen Städten des Negev, vor allem für Eilat.247

Wirtschaft

Wichtigste Quelle für die ökonomische Entwicklung Palästinas bis zum 10. Jahrhundert ist das 985/988 verfasste Werk Ahsan at-taqasim fi ma`rifat il-aqalim (Die schönste Aufteilung, handelnd von der Kenntnis der Länder) von al-Muqaddasi. Dieser wurde 946 in Jerusalem geboren und bereiste die muslimische Welt, beschrieb aber vor allem Palästina. Erst im 11. Jahrhundert kommt es mit den Schriften aus der Geniza der Ben-Esra-Synagoge in Kairo zu einer enormen Verbreiterung und Vertiefung unserer Kenntnisse. Dort fanden sich rund 200.000 Schriftstücke, wie beispielsweise Das Buch der Weisheit (Altes Testament) oder die Damaskusschrift, aber auch Heiratsurkunden und weitere profane Briefe, die über die Belagerung Jerusalems (Kreuzzüge) aus der Sicht der jüdischen Bevölkerung Auskunft geben. Auf dem Friedhof, in den Basātīn (Gärten), in der Nähe der Ben-Esra-Synagoge, fanden sich weitere Bestände. Die Originale der Kairoer Geniza sind heute verstreut. Allein etwa 110.000 liegen in der Taylor-Schechter Sammlung der Universitätsbibliothek Cambridge, in der Princeton University, in der Bodleian Library in Oxford und in Sankt Petersburg. Allein dort liegen über 10.000 Manuskripte. Mit Ausnahme der liturgischen Texte und einiger Gedichte sind die Schriftstücke in arabischer Sprache, aber mit hebräischen Buchstaben abgefasst.248

Palästina, dessen Ökonomie erheblich von der syrischen, später von der ägyptischen Wirtschaft abhing, basierte auf der Bodenbewirtschaftung, dann dem differenzierten Handwerk, das sich entwickelte, den Häfen sowie auf dem Geld- und Warenzustrom sowie den Erfordernissen des wachsenden Pilgerstroms.

Die Eroberer lebten über die Steuern, die die Nichtmuslime zu entrichten hatten, von den Erträgen der Unterworfenen. Dabei kam Staats- und Kirchenland ebenso unter ihre Kontrolle, wie privater Grund, ohne dass die Stämme Eigentümer des Agrarlandes wurden (ma'kala). In der nachfolgenden Abbasidenzeit (ab 750) übernahmen die Armeeführer die Rechte der Stämme, insbesondere Türken (iqṭā). Weiterhin bedeutete dies das Recht, Steuern einzuziehen, ein Recht, das heftig umkämpft war. Dies änderte sich erst mit den Ayyubiden.

In den Quellen gibt es keine Hinweise auf Getreideimporte, so dass sich das Land wohl selbst versorgen konnte; für Jerusalem ist um 1050 eine Getreidemühle belegt. Al-Muqaddasi zählt auf, für welche Feldfrüchte Palästina berühmt war. Er hebt vor allem Etrog, eine gelbgrüne Zitrusfrucht hervor, dann die Mandeln von Moab, Datteln von Zoar und Bet Shean, Nüsse, Feigen und Bananen. Aber er nennt auch Olivenöl, Rosinen und Äpfel, Kirschen, Reis und Indigo bei Jericho und Bet Shean. In Transjordanien hob er besonders die Schafzucht, aber auch Weizenbau und Honiggewinnung hervor.249 Um Tripolis und Beirut wurde Zuckerrohr angebaut; dieser wurde zu Sirup verarbeitet.

Bakrĩ preist im 11. Jahrhundert besonders Bet Sheans Datteln und seinen Wein, al-Idrisi besonders die Datteln des gesamten Jordantals. Feigen und Datteln sind offenbar in weitem Umkreis ausgeführt worden, aber auch Rosenblätter und Honig. Besonders Weizenexporte spielten dann eine Rolle, wenn die Nilfluten in Ägypten zu gering ausfielen und Trockenheit die dortige Ernte gefährdete. Allerdings stiegen dann die Preise in Palästina rapide. Kam es in Kairo zu Streitigkeiten, so wurde dort ein eigener, für die Jerusalemer Gerichtshof angerufen.

Die Herstellung und Verarbeitung von Stoffen stellte eine bedeutende Industrie dar. Ramla war bekannt für seine Seifenproduktion. Weit verbreitet war die Buchherstellung, wobei auch unbeschriebene Bücher und Tinte ausgeführt wurden. Schreiber und Kopisten arbeiteten etwa in Jerusalem, wobei gefragte Standardwerke wie die Bibel anscheinend auch auf Vorrat geschrieben wurden, nicht erst auf Bestellung. Auch wurden weniger teure, ungeprüfte Bücher aufgekauft, um sie nach selbst durchgeführter Korrektur weiterzuverkaufen. Vielfach brachten Flüchtlinge ihre Bücher auf den Markt, so etwa, als die Kreuzfahrer 1099 Jerusalem eroberten. Bei Abschriften spielte die Zahl der Buchstaben in der Vorlage eine wesentliche Rolle. Dabei war Papyrus noch lange in Gebrauch, wenn auch im 11. Jahrhundert Papier bereits dominierte. Dabei galt Papier aus Spanien und Tripolis als besser, als das aus Ägypten. Das aus Tripolis galt sogar als feiner, als das aus Samarkand.250

Dort wo Honig produziert wird, lässt sich auch Bienenwachs gewinnen, das über Tyros ausgeführt wurde. Dabei war die Stadt, ebenso wie Akkon, berühmt für ihr Glas, das in der Hauptsache von Juden produziert wurde. Daher war es in Westeuropa als „jüdisches Glas“ bekannt. Indigo wurde häufig nach Sizilien und Tunesien ausgeführt, dazu feine Leinen- und Seidenstoffe. Dabei waren Tyrus und Askalon die wichtigsten Produktionszentren.

Hingegen wurden Duftstoffe und Medizinalien, etwa Antimon zur Augenbehandlung, das aus dem Maghreb stammte, eingeführt.251 Flachs zählte ebenfalls zu den Waren, die in größerem Maßstab importiert wurden,

Über den Binnenhandel lassen sich nur wenige Aussagen machen. In Jerusalem, Ramla und Tiberias bestanden eigene jüdische Märkte. In seinem Buch der Zeiten nennt der um 857 verstorbene Yūhannā ibn Māsawayh einen Jahrmarkt, der am 23. April in Ramla stattfand oder in Amman am 10. August. Am 15. September fand in Jerusalem ein solcher großer Markttag statt.

Zwischen dem 4. und dem 8. Jahrhundert verschwand der Gütertransport auf Karren und Wagen so weitgehend, dass es nicht mehr notwendig war, entsprechend breite Straßen in den Städten freizuhalten. Grundlage dieser Veränderung war die ökonomische Überlegenheit des Transports in der Form von Kamelkarawanen, die zudem neue Handelsräume, in denen es keine Straßen und breiten Wege gab, erschlossen.252

Doch die Eroberer hatten eine weitere Schwierigkeit zu meistern, nämlich die Tatsache, dass im Perserreich Silbermünzen (Dirham) umliefen, während im östlichen Mittelmeer die byzantinischen Goldmünzen (Dinar) vorherrschten. 696/97 wurden neue Golddinare, 698/99 Silberdirham eingeführt. Die Dinare wurden wohl in Damaskus geprägt. Doch die Goldmünzen nannten weder Prägestätte noch den jeweiligen Herrscher, auf den östlichen Münzen werden zumindest die Prägestätten genannt. Neben dieser Vereinheitlichung des Handelsraums musste nun jeder Beamte in der Lage sein, seinen Verpflichtungen auf Arabisch nachzukommen.

Dominanz der arabischen Stämme, Verwaltung, Buchreligionen

Die beiden Hauptzweige der Umayyaden, die Sufyaniden und die Marwaniden, lancierten als Statthalter eine Reihe von Familienangehörigen in Filastin und Urdunn. So war Sulaiman ibn Abd al-Malik unter seinem Vater Abd al-Malik und unter seinem Bruder Al-Walid I. Statthalter in Palästina. Doch nicht nur die herrschende Dynastie rang um diesen wichtigen Posten, sondern auch die dortigen Stammesführer. So war bereits ein 'Ubayd unter 'Umar Gouverneur von Jerusalem um 639 und verantwortlich für das spätere Filastin. Der für Udunn verantwortliche Angehörige der Banū Tamĩm residierte nach der Eroberung in Bet-Shean, während für Filastin zunächst ein Mann aus Medina verantwortlich war. Unter Uthman folgte dort ein Angehöriger der Banū Kinãna. Entscheidendes Kriterium für die Ämtervergabe war offenbar die Rolle während der Eroberungskriege. Nach ähnlichen Kriterien wurde auch die Stellung des Kadi vergeben. Von den unteren Chargen wissen wir nur wenig, doch auch hier werden sich Klientelbeziehungen durchgesetzt haben, wobei, etwa bei Schreiberposten, auch Christen auftauchen.

Eine überaus bedeutende Figur unter Abd al-Malik und seinen Nachfolgern stellte Abū'l-Migdam (auch: Abū Naṣr) Rajā'ibn Ḥayawa von den Banū Kinda dar und beanspruchte, Nachkomme von deren führendem Clan, den Banū 'Amr zu sein. Er residierte zunächst in Tiberias oder Bet Shean, dann in Jerusalem, schließlich in Damaskus. Dort kam Rajā' zu großem Einfluss, war unter Abd al-Malik zunächst Schatzmeister, Kenner islamischen Rechts. 717 spielte er eine entscheidende Rolle bei der Erhebung des ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīz in das Kalifenamt, indem er dessen Vorgänger dazu brachte, ihn als Nachfolger zu bestimmen. Da der neue Kalif auch später als einziger seinen Ruf als rechtmäßiger Kalif wahrte, wurde Rajā' in den islamischen Quellen besonders lobend hervorgehoben. Zugleich war Rajā' das offizielle Haupt aller Stämme von Filastin. Einen ähnlich bedeutenden Posten bekleidete Abū 'Amr 'Ubāda b. Nussay († 736) bei den Stämmen von Urdunn; unter Abd al-Malik oberster Kadi, wurde er unter ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīz Statthalter und residiere in Tiberias.253 Auch zum Islam konvertierte Juden stiegen zu höchsten Positionen auf: Abū Yūsuf 'Abdallah b. Salām, der bei der Ankunft Mohammeds in Medina übergetreten war, wirkte bei der Eroberung Jerusalems mit.

Insgesamt darf die Zeit der Umayyaden als das „goldene Zeitalter“ derjenigen Stämme gelten, die in der muslimischen Eroberungsphase auf der Gewinnerseite standen. Andere Stämme in weniger vorteilhaften Provinzen bedrängten die Kalifen, ihnen den Zuzug nach Filastin oder Urdunn zu gestatten.

Die Kalifen ihrerseits versuchten zu verhindern, dass sich ihr Lebensstil an den der städtischen Bevölkerung anglich (dies hinderte die führenden Familien nicht daran, sich große Domänen anzueignen). Dabei galten als gemeinsame Kennzeichen, neben der Sprache, die nomadische Lebensform (und sei sie nur in der Vergangenheit vermutet), die „Kultur des Kamels“. „Araber“ wurde gleichbedeutend mit „Beduine“, obwohl seit Jahrhunderten Araber auch in Städten gelebt hatten. Auch bedeutete es, Privilegien zu genießen, die an die Nachkommen weitergegeben wurden, was aber auch die ständige Bereitschaft für den religiösen Kampf verlangte. Zugleich war festgelegt, wie viel jeder Stamm von den Abgaben erhalten sollte, zu denen die Nichtmuslime verpflichtet waren. Diese Gruppen, vor allem Juden und Christen, waren ihre Schutzbefohlenen, was sie vergleichsweise gut vor Übergriffen schützte. Die Abgabe in Jerusalem erfolgte jährlich, die Juden teilten die Lasten innerhalb ihrer Gemeinde auf. Anfangs waren dies 70 Dinar, damit durften die Juden die Stadt als Pilger betreten, sogar laut beten, wobei christliche Pilger gleichfalls eine Gebühr beim Betreten der Stadt entrichteten. Später wurden auch Sonderabgaben erhoben, die die Juden über Kredite und unter Zuhilfenahme der Kairoer Gemeinde aufbrachten, dies allerdings erst um 1000.254

Der Schutz der Anhänger der Buchreligionen war seit Mohammed vorgesehen. ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīz untersagte die Zerstörung von Synagogen und Kirchen sowie der Tempel der Zoroastrier, verbot allerdings auch Neubauten.255 Dennoch entstanden Synagogen in Ramla und Jerusalem, die sich für das 11. Jahrhundert nachweisen lässt. In einem Fall wurde eine Kirche abgerissen, weil sie höher als die Moschee war.256

Allerdings standen die muslimischen Araber über allen anderen Völkern und Religionen. So war die Buße, die ein Araber für den Mord an einen Ungläubigen entrichten musste, nur halb so hoch, wie die für einen Gläubigen, die Todesstrafe kam nicht in Frage. Um den Kontakt zwischen Arabern und dem Rest der Bevölkerung zu reduzieren, wurde eine Kleiderordnung eingeführt. Christen dienten häufig als Verwaltungspersonal, zumal die Araber hierin keine Erfahrung aufwiesen. Sieht man von Verboten, wie 908/909 ab, so konnten die hierin erfahrenen Familien aus byzantinischer Zeit ihre Positionen vielfach wahren. In Jerusalem tauchen auch Samaritaner auf, wenn auch dort die Christen bis in das 11. Jahrhundert die bei weitem stärkste Gruppe blieben und in Syrien und Palästina die Zahl der Christen und Muslime etwa gleich groß war.257

Tiberias war weiterhin der Mittelpunkt der jüdischen Gemeinden, wenn auch 748 ein schweres Erdbeben vielleicht dreißig Synagogen zerstörte. Dabei waren dort Jerusalemer und babylonische Gemeinden vertreten. Dort entstand eine arabische Bibelübersetzung, Dichter wie Yannai oder Yose b. Yose, Elasar ha-Qallir oder Pinhas Ha-Kohen, der aus einer Vorstadt von Tiberias stammte,258 zählen zu den ältesten jüdischen Dichtern Palästinas. Karäer dürften in der Umayyadenzeit bereits zugewandert sein, doch unterhielten sie noch keine Schulen.259

Jerusalem wird auch heilige Stätte des Islam

Bodenmosaik des Audienzzimmers im Badehaus des als Khirbat al-Mafjar bekannten, unvollendeten Palasts, 5 km nördlich von Jericho, der Hischam (724-743) zugeschrieben wird. Jüngste Grabungen erfolgten unter Federführung des Jericho-Mafjar-Projekts, einer Zusammenarbeit zwischen der jordanischen Archäologiebehörde und der Universität Chicago260

Während der Kalif Umar vielleicht seine Männer noch mit dem Rücken zum Felsen auf dem Tempelberg beten ließ, um sich von den Juden abzugrenzen, und auch Mohammed nur bis zur Hidschra gen Jerusalem betete, begann um 688 der Bau des Felsendoms, der 691/92 fertiggestellt wurde. Angeblich wurden die Einnahmen aus Ägypten sieben Jahre lang in das Bauwerk gesteckt. Diese Konzentration und Ausrichtung auf Jerusalem, das die Araber bis in das 10. Jahrhundert „Īliyā“ nannten (wohl nach Aelia Capitolina, dem seit 135 gebräuchlichen römischen Namen) und bei denen sich erst im 11. Jahrhundert al-Quds durchsetzte261 war angesichts des Widerstands aus Mekka von größter ideologischer und politischer Bedeutung. Gleichzeitig sollte das glanzvolle Bauwerk die Superiorität über die zahlreichen christlichen Bauwerke augenfällig machen. Die achteckige Form dürfte die acht Eingänge zum Paradies repräsentieren. Auch die Inkorporation und Vollendung der beiden anderen Buchreligionen mitsamt ihren Propheten und heiligen Stätten fand ihren architektonischen Ausdruck. Zukünftig sollte ein echter Kalif sowohl über Mekka als auch über Jerusalem herrschen.

Von ähnlicher Bedeutung war der Bau der al-Aqsa-Moschee. Ob diese gleichfalls unter Abd al-Malik oder unter Walid errichtet wurde, ist unklar. Papyri aus Aphrodito in Oberägypten verweisen darauf, dass die Arbeiten wohl zwischen 706 und 717 stattfanden.262

In der Folge gelangten auch andere heilige Stätten Palästinas zu hohem Ansehen. Dabei spielten im Koran erwähnte, teils auf alttestamentarische Begebenheiten zurückführende Ereignisse, eine zentrale Rolle, wie etwa Hebron, wo die Tradition entstand, dort sei Abraham beerdigt worden. Auch befand sich dort ein Schuh Mohammeds. Dessen Prophezeiung, Askalon werde unter dem Islam prosperieren, verschaffte auch dieser Stadt ein besonderes Ansehen, dort würden 70.000 Tote auferstehen, die nicht Rechenschaft über ihre Taten ablegen mussten. Aber es gab auch Widerstand gegen diese neue Entwicklung, Orten eine gewisse Heiligkeit zuzusprechen, die sich sogar auf ganz Palästina ausdehnen konnte.

Religiöse Unruhen, Aufstände, Abbasiden in Jordanien

Dass die religiöse Unruhe, die Mohammed ausgelöst oder verstärkt hatte, häufig nicht mit den Interessen der führenden Gruppen übereinstimmt, ist in den Quellen des 7. Jahrhunderts nur selten zu fassen. Zur Zeit Abd al-Maliks erschien in Jerusalem ein „falscher Prophet“, genannt al-Ḥāriṯ ‚al-Kaḏḏāb‘ (der Lügner, falscher Prophet).263 Er fühlte sich in einer Vision von Gott berufen und sammelte in der Moschee von Damaskus Anhänger, offenbar vor allem unter den Soldaten. Er wurde verhaftet und musste die Stadt verlassen, woraufhin er nach Jerusalem ging, um heimlich weitere Anhänger zu gewinnen. Doch wurde er verraten und von den örtlichen Autoritäten 698 oder 699 gekreuzigt. Überliefert ist seine Geschichte vor allem durch Ibn ʿAsākir (1105-1176), der andere Autoren anregte, sich gleichfalls mit dem Propheten zu befassen, auch wenn er bereits in Randnotizen seit dem 9. Jahrhundert erscheint. Dabei wird die, obwohl sie im Koran vorgesehen ist, doch offenbar so gut wie nie angewandte Hinrichtungsart erwähnt. Der Verräter des Propheten ging zum Kalifen, doch sprach er, da er fürchtete, er habe auch dort Anhänger unter den Wachen, nur unter vier Augen mit dem Kalifen. Dieser gab ihm 40 Männer mit, die aus Ferghana stammten und daher die Sprache des Propheten nicht verstanden. Ähnlich wie bei Jesu Gefangennahme verleugnen seine Anhänger ihn, und bei der Hinrichtung wird er von einer Lanze durchbohrt. Vor dem Hintergrund der Fraktionskämpfe innerhalb Palästinas und der Spaltung der Stämme durch den Gegenkalifen ist die drastische Reaktion des Kalifen möglicherweise erklärlich, zumal neuere Untersuchungen zeigen, dass der Anteil nicht-muslimischer Soldaten in der Armee sehr viel größer war, als lange angenommen.

In Filastin kam es zu einer Rebellion, die sich in Urdunn fortsetzte. Dort wählte man als Führer Muhammad ibn 'Abd al-Malik. In Palästina war ihr Führer der Judhamite Sa'id ibn Rawḥ (bzw. zwei seiner Söhne) der die Stämme gegen den Provinzstatthalter mobilisierte. Dieser musste nach Damaskus fliehen, woraufhin der Kalif Yazid eine Armee aussandte. Offenbar gelang es durch Verleihung von Machtpositionen, die Rebellion beizulegen, doch gelang dies letztlich nur durch massive Armeepräsenz im Raum Tiberias. Ursache für die Rebellion scheint die Tatsache gewesen zu sein, dass die Stämme versuchten, sich des Eigentums von Christen und Juden zu bemächtigen, während der Kalif fürchtete, dass ihm deren Steuern verloren gehen würden, denn diese wanderten ab. Die Stämme ihrerseits warfen dem Kalifen vor, unter christlichem Einfluss zu stehen und Nichtmuslime zu bevorzugen. Als Marwan II. im November 744 Kalif wurde, kam es zu einem erneuten Aufstand, der in Hims seinen Ausgang nahm. Die Aufständischen belagerten Tiberias. Die örtlichen Christen kämpften gegen ihn und seine Söhne, der Kalif entsandte wiederum eine Armee, die die Rebellen besiegte, und setzte einen neuen Gouverneur in Filastin ein. Doch kaum war dieser Aufstand 745 beendet kam es, nun in Nordsyrien, zu einem weiteren Aufstand, der mit massivem Militäreinsatz erstickt wurde. Auch diesmal schlossen sich die Stämme Filastins an, so dass Marwan die Mauern von Hims, Damaskus und Jerusalem abreißen ließ, wie Theophanes berichtet. Diese Aufstände waren jedoch nur das äußere Anzeichen für die Revolution, die sich im Osten in Chorassan, im Westen in Humayma in Jordaniens Hisma-Wüste vorbereitete. Dort siedelte sich um 690 der Enkel des abbasidischen Ahnherrn und Onkel Mohammeds al-ʿAbbās ibn ʿAbd al-Muttalib an, 'Ali ibn 'Abdallah. Sein Sohn Muḥammad ibn ‘Alī wiederum wurde zum Imam der Abbasiden und zum Vater der beiden ersten Kalifen dieser neuen Dynastie.264

Abbasiden (ab 750)

Konservative Revolution, Ende der arabischen Dominanz

Die abbasidischen Kalifen kamen durch eine Aufstandsbewegung an die Macht, die sich gegen die als zu weltlich angesehenen Umayyaden richtete. Letztere repräsentierten eher die arabische, mekkanische Aristokratie. Da unter den Umayyaden nur Männer wichtige Ämter bekleiden durften, die eine arabische Herkunft nachweisen konnten, fühlten sich Viele in Persien, Ägypten, Palästina und Syrien benachteiligt.

Blatt aus einer Koranhandschrift in kufischer Schrift aus dem 9./10. Jahrhundert, 22,5 * 29,7 cm

Eine entscheidende Rolle für den Erfolg der abbasidischen Revolution kommt dabei der proto-schiitischen Gruppe aus Kufa, der Haschimiyya, zu. Abu Muslim wurde von den Abbasiden, deren Zentrum in Jordanien lag, aus Kufa nach Chorasan entsandt.265 Er führte ab 747 in Merw den Aufstand gegen die Umayyaden an, am 2. September 749 eroberten die Abbasiden Kufa. Abu l-Abbas as-Saffah, ein Nachkomme von Abbas, des Onkels des Propheten, wurde Kalif. Zulauf erhielten die Aufständischen vor allem aus der iranischen Bevölkerung, die mit der Herrschaft des arabischen Adels unzufrieden war.

Noch gravierender, aber damit in Zusammenhang stehend, waren weitere inneren Konflikte. Seit 718 hatten sich schiitische, persische und andere muslimische Gruppen um die Abbasiden geschart, die Nachfahren von Muhammads Onkel Abbas. Diese forderten, dass nur Männer aus dem Zweig dieses Onkels das Amt des Kalifen ausüben durften. Da die Umayyaden diese verwandtschaftliche Legitimation nicht besaßen, versuchten sie die abbasidische Propaganda zu unterbinden. Doch wurde die Dynastie zunehmend durch heftige Rivalitäten zwischen den arabischen Stammesfraktionen geschwächt.

Der 747 im Ostiran ausgebrochene Aufstand des Abu Muslim konnte von den Umayyaden nicht mehr unterdrückt werden. Im Januar 750 brachen die Abbasiden in der Schlacht am Großen Zab im nördlichen Irak den umayyadischen Widerstand unter Marwan II.266 Dem folgenden Massaker an 80 Umayyaden in Palästina, genauer in Abu Futrus, dem antiken Antipatris, entkam ein einziger Prinz. Er floh nach al-Andalus, wo er 756 als Abd ar-Rahman I. das Emirat von Córdoba gründete. Während den Abbasiden damit al-Andalus entglitt, konnten sie 751 in der Schlacht am Talas das gerade erst eroberte Transoxanien gegen China behaupten.

Abu ’l-Abbas as-Saffah starb bereits 754. Sein Bruder und Nachfolger al-Mansur ließ Abu Muslim 755 ermorden. Im Gegensatz zu den Umayyaden stützten sich die Abbasiden bei ihrer Herrschaft vor allem auf Iraner und später auf Türken. Bis 762 entstand Bagdad als neue Hauptstadt. Die Verwaltung wurde vollkommen in der Hand des Kalifen zentralisiert und durch ein Spitzelsystem abgesichert. Eine Rebellion der Schiiten im Hedschas wurde 762–763 unterdrückt.

Der Herrschaftsbereich der Abbasiden

Unter Harun ar-Raschid (786–809) erreichte die von seinen Vorgängern eingeleitete Entwicklung ihren Höhepunkt. Das Wesirat der persischen Barmakiden sicherte die Stabilität des Reiches. Dennoch ging die Kontrolle über den Maghreb verloren, als zwischen 778 und 800 Rustamiden, Idrisiden und Aghlabiden die Unabhängigkeit erlangten.

Wirtschaftliche Intensivierung, Stadtkultur

Trotz dieser Verluste kam es zu einer einzigartigen wirtschaftlichen Expansion, die zur Entwicklung einer blühenden Stadtkultur beitrug. Menschen aller Berufe siedelten sich in den neuen Wirtschaftszentren an, es entstanden neue Paläste, Märkte und Wohnviertel. Hinzu kam der Handel, der von einer gemeinsamen Sprache und Religion sowie großer Freizügigkeit profitierte. Es entstanden Warenströme mit seit langer Zeit nicht mehr gekannten Dimensionen, begleitet von Bankgeschäften.

Die Stadtkultur brachte aber auch soziale Spannungen. Steuerpächter setzten die Abgaben häufig willkürlich fest, die ihnen noch dazu im Voraus bezahlt werden mussten. Auch die Abgaben, die die Christen zu zahlen hatten, wurden hart eingetrieben (siehe zu diesen Repressalien die Chronik des Pseudo-Dionysius von Tell Mahre). Diese Überspannung des Steuersystems hatte die Verschuldung zahlreicher Bauern zur Folge. Es kam zu Landflucht und zu religiös-sozial geprägten Unruhen.

Innerdynastische Kämpfe, Aufstieg der türkischen Leibgarde, Zerfall des Reichs

Nach dem Tod Haruns 809 wurde die Macht unter den Brüdern al-Amin (in Bagdad) und al-Ma'mun (in Merw) geteilt. 810 kam es zwischen den beiden zum Kampf, den al-Ma'mun 813 für sich entschied. Er zog allerdings erst 819 wieder in Bagdad ein und wurde bis zu seinem Tod 833 hauptsächlich durch seine Förderung der Wissenschaft berühmt.

Nach al-Ma'mun regierte sein Bruder al-Mutasim (833–842). Zwei Verschwörungen bewogen ihn 836 zum Bau einer neuen Hauptstadt, Samarien, und zur Aufstellung einer türkischen Leibgarde, den Mamluken. In der Folgezeit wuchs der Einfluss dieser Garde auf die Kalifen. Schon Mu'tasims Nachfolger al-Mutawakkil wurde 861 von ihr auf Anstiftung seines eigenen Sohnes ermordet.

Nun wechselten sich in ähnlichen Revolten die Kalifen ab. Die Armee verbrauchte die Hälfte der Staatseinnahmen und verlangte sichere Geldquellen, weshalb schon Ma'mun mit einer persönlichen Lehenvergabe an seinen verdienten General Tahir (in Chorasan) begonnen hatte. In der Folgezeit wurde es üblich, solche Lehen (iqta) an türkische Militärführer zu vergeben, die ihre Ländereien bald als unabhängige Feudalfürsten regierten.

Wegen des Niedergangs der Zentralgewalt erkannten die Tahiriden in Chorasan, die Saffariden in Sistan und die Tuluniden in Ägypten die Abbasiden nur noch nominell auf Münzen und im Freitagsgebet als Kalifen an und betrieben ansonsten eine unabhängige Politik. Um 900 beherrschten die Kalifen gerade noch den Irak, den westlichen Iran (Dschibal), Syrien und zeitweise Ägypten. Zu diesen internen Kämpfen kamen Angriffe byzantinischer Flotten.

Bereits um 750 begann ein Prozess, in dem sich die Randgebiete Schritt für Schritt der Kontrolle des arabischen Riesenreiches entzogen. Schon 740-742 kam es im äußersten Westen zum Aufstand des Maysara, einige Berbergruppen machten sich unabhängig, dann verloren die Abbasiden el-Andalus, schließlich lösten sich 789 im westlichen Maghreb die Idrisiden (789–985) vom Reich, im Jahr 800 folgten die Aghlabiden. In Ägypten schwang sich 868 der ehemalige türkische Sklave Ahmad ibn Tulun (868–884) zum Statthalter auf, 870 machte ihn der Kalif zum Herrn Alexandrias. Er proklamierte die Unabhängigkeit vom Kalifat. Da die Steuereinnahmen nun nicht mehr an die Kalifen abgeführt wurden, war der Ausbau der Bewässerungsanlagen und der Aufbau einer Flotte möglich, durch die der Handel stark gefördert und der Schutz vor Flottenangriffen verbessert wurde. 878 wurden Palästina und Syrien besetzt, nur eine Rebellion seines ältesten Sohnes zwang ibn Tulun zur Umkehr.

Unter Chumarawaih (884–896) konnten die Abbasiden Nordsyrien zurückerobern. In einem Friedensabkommen verzichtete Chumarawaih auf Ansprüche in Mesopotamien und stimmte der Zahlung von Tributen zu. Dafür erkannte Kalif al-Mutadid (892–902) die Herrschaft der Tuluniden in Ägypten und Syrien an und der Sohn des Kalifen sollte eine Tochter Chumarawaihs namens Katr-en-neda heiraten, die er jedoch selbst ehelichte. Unter al-Mutadids Herrschaft breiteten sich die ismailitischen Qaramita in Syrien aus, die im 10. Jahrhundert die islamischen Kerngebiete beherrschen sollten.

Die Abbasiden verloren 899 nach Aufständen der Qaramita oder Karmaten die Arabische Halbinsel. Um 900 erholten sie sich für kurze Zeit wieder und eroberten 905 Ägypten und Palästina zurück. Doch verloren sie Ägypten 935 bereits wieder an die Ichschididen, die sich selbstständig machten.

Die Ichschididen lassen sich auf das Ferghana-Gebiet zurückführen, dessen Prinzen den Titel „Ichschid“ trugen. Einer von ihnen trat in die Dienste al-Mu'tasims. Er war der Großvater des Dynastiegründers Muhammad ibn Tughdsch. Dieser stieg in der Militärkaste auf und wurde vom Kalifen 930 zum Statthalter von Syrien und 933 von Ägypten erhoben. Trotz der starken Machtposition erkannte er die Oberhoheit der Abbasiden an, denn er brauchte Rückhalt, um seine Herrschaft gegen die Angriffe der Fatimiden aus Ifriqiya und Aufstände von Schiiten im Inneren zu verteidigen. Dennoch herrschte er ab 939 praktisch unabhängig und konnte so die Dynastie der Ichschididen begründen. Muhammad besetzte zwischen 942 und 944 Palästina, den Hedschas und Syrien bis nach Aleppo. 945 kam es zu einem Abkommen mit den Hamdaniden über die Aufteilung der Herrschaft in Syrien.

Für die Nachfolger Muhammads errang der schwarze Eunuch Abu l-Misk Kafur, meist einfach Kafur genannt, die Regentschaft. Er förderte Kunst und Wissenschaft und konnte 966 seine Anerkennung als Statthalter durch den Kalifen erreichen. Allerdings gelang es den Fatimiden schon unter dem Ichschididenherrscher Abu l-Fawaris Ägypten 969 zu erobern.

Fatimiden (969 – 1171)

Herkunft, Ausrichtung auf Schiitismus

Nach der Spaltung der Muslime in Sunniten und Schiiten wurden Letztere von Imamen geführt, die Nachkommen des Ali ibn Abi Talib und Fatimas, der Tochter des Religionsstifters Mohammed († 632) waren. Allerdings kam es unter den Schiiten zu weiteren Spaltungen, da der Übergang der Führungsrolle umstritten war. So entstanden bis ins 9. Jahrhundert die schiitischen Hauptzweige der Imamiten (auch Zwölfer-Schiiten), der Ismailiten (auch Siebener-Schiiten) und der Zaiditen (auch Fünfer-Schiiten). Die Ismailiten erkannten als rechtmäßigen Nachfolger Dschafar as-Sadiqs nicht Musa al-Kazim sondern Ismail ibn Dschafar an – daher ihr Name. Ismails Sohn Muhammad spielt die zentrale Rolle im ismailitischen Lehrsystem: Er wurde von seinen Anhängern als siebenter Imam betrachtet (daher Siebener-Schiiten) und soll nicht gestorben, sondern in eine Verborgenheit gegangen sein, aus der er als Qaim („der sich Erhebende“, „der Aufstehende“) oder Mahdi wiederkehren würde.

In der Mitte des 9. Jahrhunderts begann Abdallah al-Akbar († nach 874) als Stellvertreter für den Mahdi Muhammad ibn Ismail aufzutreten. Er verkündete das Erscheinen des verborgenen siebenten Imams, durch den die Abbasiden gestürzt, alle Gesetzesreligionen (neben dem Christentum und Judentum auch der Islam) abgeschafft und die kultlose Urreligion hergestellt werden sollte. Der Sektengründer trat mit seiner Verkündigung erstmals in Askar Mukram im iranischen Chusistan hervor, floh dann aber über Basra nach Salamya in Syrien. Er scharte eine wachsende Gemeinde um sich und entsandte in alle Teile der islamischen Welt Missionare (Dais), die seine Lehre und ein Netz geheimer Ismailitenzellen aufbauten.267

Nach Abdallahs Tod übernahm erst sein Sohn Ahmad und dann sein Enkel Abu sch-Schalaghlagh die Leitung der Sekte. Da Abu sch-Schalaghlagh keinen Sohn hatte, designierte er als Nachfolger seinen Neffen Said ibn al-Husain, der sich schließlich als der wahre Mahdi zu erkennen gab. Damit löste er wiederum eine Spaltung der Ismailiten aus, da die Qarmaten und andere Gruppen weiterhin an der Erwartung des verborgenen Mahdis Muhammad ibn Ismail festhielten.

Eroberung Nordafrikas, Palästinas, Syriens, des Jemen und Bagdads

Der Missionar Abu Abd Allah asch-Schiʿi stürzte die Dynastie der Aghlabiden in Ifriqiya, damit ebnete er den Weg für seinen aus Salamya geflohenen Herrn Abdallah al-Mahdi, d. h. Said ibn al-Husain, der in Ifriqiya das Reich der Fatimiden begründete. Dieser führte nun als Nachkomme des Imams Dschafar as-Sadiq seine Abstammung auf die Prophetentochter Fatima zurück. 909 rief er sich zum Kalifen aus und gründete damit die Fatimiden-Dynastie (bis 1171). Er betrachtete die sunnitischen Umayyaden auf der Iberischen Halbinsel und die ebenfalls sunnitischen Abbasiden als Usurpatoren. Seine Missionare nahmen Kontakt zu oppositionellen Gruppen im Abbasidenreich auf, unter al-Qa'im bi-amri 'llah, dem Sohn des Dynastiegründers, begannen erste Expansionsversuche Richtung Ägypten. Doch scheiterten sie 914–915 und 919–921.

Das Fatimidenreich zur Zeit seiner größten Ausdehnung. Im nördlichen Sudan standen die christlichen Königreiche von Nobatia, Makuria und Alwa in einem Verhältnis der Tributpflicht zu den Fatimiden.

Erst 969 gelang die Eroberung Ägyptens. Kalif al-Muizz verlegte 972 die Hauptstadt des Reiches nach Kairo. Unter al-Aziz wurde die fatimidische Herrschaft in Ägypten konsolidiert. Dabei wurden, trotz des schiitisch-ismailitischen Bekenntnisses der Fatimiden, die sunnitischen Muslime toleriert.

Innerismailitischer Kampf zwischen Fatimiden und Bahrain-Qarmaten (968-978)

Die Beutelust der Kutama fand ab 969 neue Ziele, denn die Bahrain-Qarmaten hatten im Herbst 968 mit Ramla die Hauptstadt Palästinas erobert, womit sie die ägyptischen Kämpfe ausgenutzt hatten, um ihr Herrschaftsgebiet vom Persischen Golf zum Mittelmeer auszudehnen. Sie konnten sogar in Damaskus für kurze Zeit einen Statthalter installieren. Doch 969 bis 970 eroberten die Fatimiden Ramla und Tiberias, dazu die Gärten von Damaskus, wenn auch nicht die Stadt selbst. Truppen zogen vor das byzantinische Antiochia und belagerten die Stadt. Doch die Bahrain-Qarmaten wollten die 300.000 Dinar Schutzgelder nicht aufgeben, die ihnen die Pilgerkarawanen jährlich einbrachten. Auch die in Bagdad inzwischen herrschenden Bujiden sahen sich von den Fatimiden bedroht und verbündeten sich mit den Qarmaten gegen die Fatimiden. Der Qarmate al-Hasan al-A'ṣam, der 968 bereits Ramla erobert hatte und inzwischen die Sekte führte, konnte die fatimidische Kutama-Armee am 31. Juli 971 völlig vernichten. Er zog nach Damaskus, dann eroberte er Ramla und Jaffa. Zugleich ließ er die schwarzen Banner der Abbasiden entfalten, die er weiterhin als Kalifen anerkannte, während er den Fatimiden ihre Abstammung streitig machte. Kairo versuchten die Fatimiden durch einen Wall zu schützen, der nur durch zwei Eisentore zu passieren war. Im Herbst 971 nahmen die Qarmaten Qulzum (Sues) und al-Faramā (Pelusion), doch vor dem Wall erlitten sie eine erste Niederlage, al-Hasan al-A'ṣam musste sich zurückziehen. Fatimidische Einheiten eroberten Ramla, unterlagen jedoch in einem Gefecht und mussten die Stadt wieder aufgeben. Nun plante al-A'ṣam von den Häfen Palästinas aus einen kombinierten See- und Landangriff auf das Nildelta. Mitte September 973 erschien die Flotte in der Lagune von Tinnis, doch wurde sie geschlagen. In Kairo entstand während der Anwesenheit des fatimidischen Kalifen al-Muizz eine religiös aufgeheizte Stimmung, in der ein Traum des Herrschers lanciert wurde, in dem er seinen Gegner enthauptete und mit Mohammed sprach. 974 erschienen abermals Qarmaten im Delta. In dieser Situation des Kampfes zwischen zwei ismailitischen Herrschern schrieb der Fatimide dem Qarmaten einen langen Brief, in dem er ihm vorwarf, mit Verrätern zu paktieren. Schließlich unterlag al-A'ṣam endgültig und musste sich nach Bahrain zurückziehen.268 Im Mai 974 war Ramla wieder fatimidisch.

Kämpfe mit Byzanz

Doch inzwischen gelang am 4. Juni 974 die Eroberung der noch immer von Qarmaten gehaltenen Stadt Damaskus durch Zalim ibn-Mauhub, den Häuptling der 'Uqail-Beduinen. Am 16. Juni erschienen die Fatimiden vor der Stadt. Von September 974 bis Januar 975 wurde die Stadt von schweren Kämpfen in Mitleidenschaft gezogen. Doch verloren die Fatimiden die Stadt bereits im Mai an Alp-Tigin, einen türkischen Condottiere. Vollends unübersichtlich wurde die Situation, als Kaiser Johannes Tzimiskes am 29. Mai Baalbek besetzte. Ob Alp-Tigin dem Kaiser eine einmalige Zahlung von 30.000 Dinar leistete oder einen jährlichen Tribut von 60.000 Dinar leisten sollte, auf den der Kaiser später verzichtete, berichten die Quellen widersprüchlich. Der Türke und der Grieche freundeten sich jedenfalls an. Tzimiskes besetzte nun Sidon, doch hatte er wohl nie vor, Jerusalem oder Caesarea und Tiberias zu erobern.269

Im Grenzsaum zwischen dem muslimischen und dem christlichen Gebiet herrschten bis dahin die Hamdaniden (Banū Hamdān) im Namen der Bagdader Kalifen. Sie waren zunächst Emire von Mossul, dann von Aleppo. Während also Palästina und Südsyrien den Fatimiden unterstanden, herrschten in Nordsyrien die Hamdaniden. In diese Konstellation stieß die vielfach als Reconquista bezeichnete Eroberung des Gebiets durch Byzanz. Diese war ein Werk der Magnatenfamilien Kleinasiens, der Kurkuas, Phokas, Skleros und Tzimiskes. Als erster von ihnen stieg 963 Nikephoros Phokas zur Kaiserwürde auf. 962 gelang es ihm für einige Tage Aleppo zu erobern, 965 eroberte er die verbliebenen muslimischen Städte in Kilikien, darunter Tarsos, es folgte Zypern, 968 drang er bis Tripolis vor. Am 28. Oktober 969 fiel Antiochia, wenige Wochen später folge Aleppo. Nikephoros Phokas wurde allerdings am 11. Dezember 969 ermordet, ihm folgte Johannes Tzimiskes als Kaiser.

Inzwischen drangen die Fatimiden von Ägypten aus nach Norden vor. 970 besetzten sie Damaskus und belagerten von Januar bis Juni 971 Antiochia. Doch nun stießen wiederum die Qarmaten nach Palästina und bis vor Kairo vor. Am 12. Oktober 972 ließ der byzantinische Kaiser Nisibis niederbrennen, in Bagdad und Kufa kam es zu Unruhen. 973 erlitt eine byzantinische Armee eine Niederlage. 974 kam es wohl zu einem Waffenstillstand zwischen Konstantinopel und Kairo, denn die byzantinische Offensive richtete sich nicht gegen die Fatimiden.

Fatimiden auf dem Höhepunkt der Macht, Drusen

Palästina und den Süden Syriens unterwarfen die Fatimiden bis 978; wichtiger noch war, dass sie die Kontrolle über Mekka und Medina gewannen. Damit unterstanden ihnen die wichtigsten Heiligtümer des Islams. Unter ihrer Herrschaft nahm die Wirtschaft Ägyptens durch den Bau von Straßen und Kanälen und durch Förderung des Handels zwischen Indien und dem Mittelmeerraum einen großen Aufschwung. Auch Kultur und Wissenschaft wurden gefördert.

Unter Al-Hakim (995–1021) wurde die Religionspolitik gegenüber Nichtmuslimen deutlich intoleranter. So wurden öffentliche Prozessionen und Kulthandlungen der Christen und Juden ebenso wie der Genuss von Wein und Bier untersagt. Zeitweise wurden auch christliche Kirchen und Klöster geplündert, um Geldmittel für das Heer und den Bau von Moscheen zu beschaffen. So kam es 1009 zur Zerstörung der Grabeskirche in Jerusalem. Um 1017 entstand in Ägypten eine Sekte, die al-Hakim als die Inkarnation Gottes ansah. Aus dieser entwickelte sich später die Religionsgemeinschaft der Drusen.

Az-Zahir (1021–1036) gelang die Befriedung des Reiches und die Niederschlagung einiger Beduinenaufstände in Syrien. Den Höhepunkt der Macht erreichten die Fatimiden unter al-Mustansir (1036–1094) als ismailitische Missionare im Jemen die Macht ergriffen und die Abbassiden in Bagdad 1059 kurzzeitig gestürzt wurden. Zwar konnten sogar die Ziriden in Ifriqiya wieder unter die Botmäßigkeit der Fatimiden gebracht werden, doch gingen Syrien und Palästina 1076 an die Seldschuken verloren, mit denen eine neue Großmacht auf den Plan trat.

Am 3. Januar 1034 und 1068 kam es zu schweren Erdbeben, die die Küste stark in Mitleidenschaft zogen. 1034 wurde Jericho zerstört, Ramla halb zerstört, ebenso wurden Nablus und Akkon sowie zahlreiche Dörfer schwer getroffen, in Jerusalem stürzte die al-Aqsa-Moschee ein. 1068 wurde Ramla völlig zerstört, wobei in beiden Fällen der den Beben folgende Tsunami die verheerendere Kraft war.270

Das von Seldschuken unter Sökmen und Ilgazi von Mardin beherrschte Jerusalem wurde nach sechswöchiger Belagerung am 29. August 1098 von den Fatimiden unter Malik al-Afdal erobert,271 während das erste Kreuzfahrerheer bereits in Syrien stand.

Kampf gegen die Kreuzfahrer

Als weiterer Machtfaktor erschienen christliche Kreuzfahrer, die glaubten, das Heilige Grab vor den Seldschuken schützen zu müssen. Die Eroberung von Jerusalem am 15. Juli 1099 während des Ersten Kreuzzugs und die Gründung des Königreichs Jerusalem konnten die Fatimiden nicht verhindern. Nach erfolglosen Rückeroberungsversuchen (Schlacht von Ramla) gerieten sie 1130 zunehmend unter den Einfluss der Kreuzfahrer. Mit der Eroberung von Askalon durch König Balduin III. von Jerusalem verloren sie 1153 den letzten Stützpunkt in Palästina. Um einer Eroberung Ägyptens durch die Kreuzfahrer zuvorzukommen, führte Nur ad-Din, der Herrscher von Damaskus, bereits 1163 einen Feldzug nach Ägypten, bis sein Offizier Saladin 1171 die Fatimiden stürzte und die Dynastie der Ayyubiden gründete.

Königreich Jerusalem

Map Crusader states 1135-de
Die Kreuzfahrerstaaten um 1135

Das Königreich Jerusalem entstand nach der Eroberung Jerusalems durch das Heer des ersten Kreuzzugs am 15. Juli 1099. Als Herrscher kamen unter den zum Bleiben bereiten Führern Raimund von Toulouse und Gottfried von Bouillon in Frage. Raimund lehnte die zuerst ihm angetragene Königskrone mit der Begründung ab, in der Stadt, in welcher Jesus Christus die Dornenkrone getragen habe, wolle er nicht die Königskrone tragen. Auch Gottfried lehnte eine Krönung ab, erklärte sich dennoch bereit die Herrschaft zu übernehmen. Als Herr über den Kreuzfahrerstaat wurde Gottfried meist princeps („Fürst“), selten jedoch auch advocatus sancti sepulchri („Beschützer“ bzw. „Vogt des Heiligen Grabes“) genannt. Nach Gottfrieds Tod im Juli 1100 übernahm sein Bruder Balduin I. die Herrschaft und wurde, allerdings in Bethlehem, zum König gekrönt.

Balduin I. erweiterte das Königreich um die Hafenstädte Akkon, Sidon und Beirut und erlangte auch die Oberhoheit über die anderen Kreuzfahrerstaaten im Norden, das Fürstentum Antiochia, die Grafschaft Edessa und die Grafschaft Tripolis. Während seiner Regierungszeit wuchs die Zahl der lateinischen Einwohner des Landes kontinuierlich an, ein Lateinischer Patriarch von Jerusalem wurde berufen, die italienischen Seerepubliken Venedig, Pisa und Genua begannen, im Reich eine wesentliche Rolle zu spielen: nachdem ihre Flotte die Eroberung der Hafenstädte unterstützt hatte, durften sie Händlerquartiere ohne Verpflichtung zu Steuerzahlung und Militärdienst einrichten. Der sich entwickelnde Asienhandel brachte dem Königreich jedoch auch ohne diese Steuern einen beträchtlichen Wohlstand.

Balduin starb 1118 ohne Erben; ihm folgte sein Vetter Balduin II., Graf von Edessa. Die Grenzen des Königreichs wurden ausgeweitet, 1124 die Stadt Tyros erobert. Als Balduin II. 1131 starb, wurde sein Schwiegersohn Fulko von Anjou sein Nachfolger, der sich fast unmittelbar nach seiner Thronbesteigung einem neuen und Gegner gegenüber sah, dem Atabeg Zengi von Mosul und Aleppo. Während es Fulko gelang, Zengi Zeit seiner Regierung aus dem Land fernzuhalten, ging unter der Herrschaft seines jungen Sohnes Balduin III. und der Regentschaft seiner Mutter Melisende die Grafschaft Edessa verloren.

Dies wiederum führte zum Fiasko des Zweiten Kreuzzugs, in dem – entgegen den Vorstellungen der Jerusalemer Adligen – die Kreuzfahrer-Könige Ludwig VII. von Frankreich und Konrad III. von Deutschland sich entschieden, nicht Zengis Sohn Nur ad-Din in Aleppo anzugreifen, der seinem Vater 1146 gefolgt war, sondern den friedlichen Emir von Damaskus.

Kurze Zeit später übernahm Balduin III. persönlich die Herrschaft, obwohl seine Mutter versuchte, die Kontrolle über das Reich zu behalten. Er eroberte Askalon nach langer Belagerung 1153 von den Fatimiden, und damit deren letzten Außenposten an der palästinensischen Küste. Gleichzeitig wurde aber die Situation der Kreuzfahrer kritisch, als Nur ad-Din Damaskus eroberte und damit das muslimische Syrien unter seine Herrschaft brachte.

Saladin auf einer Dirham-Kupfermünze

Balduin III. starb 1162. Sein Nachfolger wurde sein Bruder Amalrich I., dessen Regierungszeit ein ständiger Kampf mit Nur ad-Din und dessen Befehlshaber Saladin um die Kontrolle Ägyptens bestimmte. Obwohl vom byzantinischen Kaiser Manuel I. unterstützt, gelang es ihm am Ende nicht, Ägypten zu erobern. Amalrichs und Nur ad-Dins Tod 1174 sicherten Saladins Vormacht. Amalrich erließ in seinen ersten Regierungsjahren die so genannte Assise sur la ligece (siehe Haute Cour von Jerusalem ), die Aftervasallen vor Willkürakten ihrer Lehnsherren schützen sollte, und zugleich dazu diente, diese nachgeordneten Vasallen an den König zu binden, da er nun auch (wenigstens formal) von ihnen, und nicht nur von seinen direkten Lehnsleuten, Gehorsam einfordern konnte.

Amalrichs Nachfolger war sein junger Sohn Balduin IV., der bereits in frühen Jahren an der Lepra erkrankte. Es entstanden Fraktionen hinter Balduins Vetter Raimund III. von Tripolis und seinem Schwager Guido von Lusignan. Die Provokationen durch Rainald von Chatillon lieferten Saladin schließlich einen legitimen Grund, militärisch gegen das Königreich vorzugehen.

Ayyubiden (1171 – 1252)

Im Namen des Ayyubiden al-Adil geprägte Münze

Sturz der Fatimiden, Saladin (1171–1193), Eroberung Jerusalems

Gegen die Angriffe des Königreichs Jerusalem riefen die Fatimiden die Zengiden zu Hilfe, die Syrien beherrschten. Diese entsandten Truppen unter Sirkuh nach Ägypten, der sich zum Wesir ernennen ließ. Nach seinem Tod wurde sein Neffe Saladin 1169 ebenfalls Wesir. Er beseitigte 1171 die Dynastie der Fatimiden und begründete die kurdische Dynastie der Ayyubiden.

Unter Saladin wurden Landwirtschaft und Handel gefördert. Bis 1181 wurde die Herrschaft über Syrien, Obermesopotamien, den Jemen und Nubien ausgedehnt. Nach Festigung seiner Herrschaft besiegte er die Kreuzfahrer am 4. Juli 1187 in der Schlacht bei Hattin nahe Tiberias und eroberte Jerusalem. Im nun folgenden Dritten Kreuzzug gelang es den Kreuzfahrern zwar, einige Küstenstädte (darunter Akkon) zurückzuerobern, doch konnten sie Jerusalem nicht wieder einnehmen. Zudem unterlag Saladin dem Heer des englischen Königs Richard Löwenherz im November 1191 bei Arsuf, der zudem Jaffa besetzte. Als die Kreuzfahrer auf Askalon zumarschierten, ließ Saladin es vorsichtshalber zerstören. Der Waffenstillstand vom September 1192 brachte den Kreuzfahrern alle Städte nördlich von Jaffa ein. Saladins Politik, Stadtmauern bei Bedarf zu schleifen, um sie ebenso leicht wieder aufzubauen, ging nach und nach in eine Politik systematischer, vorsorglicher Zerstörung einer ganzen Städelandschaft über, die vor allem die Mamluken betreiben sollten.

Nachfolgekämpfe, Abwehr der Kreuzfahrer, al-Kamil und Friedrich II.

Da Saladin vor seinem Tod das Reich teilte, kam es zunächst zu Machtkämpfen, bei denen sich al-Adil I. (1200–1218) gegen al-Mansur (1198–1200), den minderjährigen Sohn al-Aziz’ (1193–1198), durchsetzen konnte. Zwar teilte auch al-Adil das Reich vor seinem Tod, doch konnte sein Nachfolger al-Kamil (1218–1238) den Kreuzzug von Damiette (1217–1221) in Ägypten abwehren und den Kreuzzug Friedrichs II. (1228–1229) durch Verhandlungen mit Kaiser dem Kaiser beenden. Das unbefestigte Jerusalem trat er an die Kreuzfahrer ab, doch das Königreich stellte keine große Gefahr mehr dar. Kurz vor seinem Tod konnte sich al-Kamil auch in Syrien durchsetzen.

Nach dem Ausbruch abermaliger dynastischer Machtkämpfe gelang es as-Salih (1240–1249), weite Teile des Ayyubidenreichs wieder zu vereinigen, auch wenn Nordsyrien, Obermesopotamien und der Jemen endgültig verloren gingen. Ebenso konnte er 1244 Jerusalem endgültig erobern.

Mamluken, ayyubidische Seitenlinien

Unmittelbar nachdem ein weiterer Kreuzzug (1249–1254) abgewehrt worden war, fiel der letzte Ayyubide Turan Schah einer Verschwörung der türkischen Mamluken im Heer zum Opfer, als er deren Einfluss einschränken wollte. Bis 1257 führte nun dessen Stiefmutter Schadschar ad-Dur als Regentin die Regierung, wobei sie den Mamlukenführer Aybak heiratete. Dieser erhob sich als al-Malik al-Muizz 1252 zum Sultan und begründete das Mamlukenreich, das bis 1517 Bestand hatte.

Seitenlinien der Ayyubiden herrschten jedoch in Damaskus und Aleppo noch bis 1260, in Homs bis 1262 und in Hama sogar bis 1341. Daneben gab es auch noch ayyubidische Herrscher in Hasankeyf (Hisn Keyfa) am Tigris, die dort bis in das 15. Jahrhundert ansässig blieben.

Mamluken (1252 – 1517)

Ausdehnung des Mamlukenreichs

Herkunft und Aufstieg in Ägypten (bis 1249), Abwehr der Mongolen (1260)

Mamluken – weiße Militärsklaven – wurden im Abbasidenreich vor allem seit dem 9. Jahrhundert eingesetzt. Besonders al-Mu'tasim (833–842) baute eine Leibwache aus Sklaven auf. Die Samaniden in Transoxanien kontrollierten den Handel mit Krieger-Sklaven, sie wurden allerdings 1005 durch eine Sklavendynastie der Ghaznawiden abgelöst. Auch die Leibgarde Saladins bestand aus Soldaten, die meist im Kindes- und Jugendalter auf den Sklavenmärkten des nördlichen Anatolien oder des Kaukasus gekauft und dann durch eine Schulung zu Reitersoldaten und eine islamische Erziehung auf ihren Dienst vorbereitet wurden. Sie konnten die Freiheit erlangen und dann ihrerseits Mamluken erwerben. Auch wenn sie eine militärische Elite bildeten, waren die Mamluken weder Adlige noch hatten sie einen besonderen Segen durch Abstammung von der Prophetenfamilie.

1249 ergriff der Mamlukengeneral Izz ad-Din Aibak zusammen mit der Witwe des Sultans, Schadschar ad-Dur, die er heiratete, die Macht in Ägypten. Nach dem Tod Aibaks mussten sich die Mamluken mit der Bedrohung durch die mongolischen Il-Chane auseinandersetzen, die 1258 Bagdad eroberten. 1260 eroberten sie Syrien, konnten aber von den Mamluken unter Qutuz und Baibars in der Schlacht von Ain Djalut geschlagen werden. Damit war das Mamlukenreich der einzige Staat im Nahen Osten, der sich gegen die Mongolen behaupten konnte.

Kontrolle über das Kalifat (ab 1258), Eroberung der Kreuzfahrerstaaten (bis 1291), Deurbanisierung

Nach der Zerstörung Bagdads 1258 durch Hülegü, der den letzten dort herrschenden Kalifen al-Mustasim hinrichten ließ, erlosch das Kalifat der Abbasiden. Allerdings gelang dem Abbasiden-Prinzen al-Mustansir II., einem Cousin des letzten Kalifen, die Flucht nach Ägypten, wo ihn der soeben zur Macht gelangte Mamluken-Sultan Baibars als nächsten Kalifen einsetzte. Dabei dienten die Abbasiden allein der Herrschaftslegitimation der Mamluken und hatten keinerlei politischen Einfluss. Nur al-Mustain (1406–1414) konnte 1412 kurzfristig politische Macht erringen, als er zum Sultan von Ägypten proklamiert wurde.

Die Baibars-Brücke oder Jisr Jindas wurde 1273 bei Lod errichtet (20 km östlich von Tel Aviv).

Baibars (1260–1277) nutzte den Sieg aus, um selbst die Macht in Ägypten zu erringen. Er festigte seine Herrschaft in Ägypten und in Syrien. Er begann mit der Vertreibung der Franken unter anderem mit der Eroberung von Antiochia (1268) und ließ Nubien unterwerfen. 1261 setzte Baibars ein Schattenkalifat der Abbasiden in Kairo ein, um die Herrschaft der Mamluken zu legitimieren. Trotz aller Erfolge gelang es Baibars nicht, seinem Sohn Berke Qan (1277–1279) die Nachfolge zu sichern. Dieser wurde 1279 von Qalawūn, dem Begründer der Bahri-Dynastie gestürzt.

Qalawūn (1279–1290) und sein Sohn Chalil (1290–1293) eroberten die Kreuzfahrerstaaten endgültig (die letzte Bastion, Akkon, fiel 1291). Die Burgen und Städte wurden zerstört. Vor allem die landwirtschaftlichen Grundlagen wurden so nachhaltig vernichtet, dass Palästina bis zur jüdischen Immigration nur dünn besiedelt blieb. Die Absicht hinter diesen Zerstörungen war, zu verhindern, dass Fremde in der Levante jemals wieder selbstversorgende Posten errichten konnten. In der Folgezeit zerstörten die Mamluken nach und nach nahezu alle der alten Seestädte an der syrischen Küste. Dies betraf vor allem die Städte im Süden Palästinas, denen ihre Nähe zu Jerusalem zum Verhängnis wurde, das ja das Ziel der Kreuzfahrer seit zwei Jahrhunderten war. Da Ägypten über keine für den Schiffbau geeigneten Holzbestände verfügte und die Seefahrt insgesamt keinen hohen Status besaß, waren maritime Unternehmungen der Mamluken selten.272 Als 1291 mit Akkon die letzte bedeutende Festungsstadt der Franken im Heiligen Land an die Mamluken fiel, flüchteten sich die meisten Überlebenden nach Zypern. Die Zerstörungswelle hatte 1265 mit Caesarea eingesetzt, das vier Jahrhunderte lang eine Ruinenstadt blieb. Auf Caesarea folgte Arsuf, auch in Haifa wurden 1265 die Stadtmauern abgerissen. 1268 folgte Jaffa, im selben Jahr Antiochia. Dessen Hafenstadt St. Simeon war bereits 1262 zerstört worden, um Antiochia zu blockieren.

Qalawūn war daran gelegen, die Wirtschaftsbeziehungen mit Europa zu fördern. Die Kreuzfahrer waren hingegen „natürliche“ Verbündete der eigentlichen Feinde der Mamluken, nämlich der mongolischen Il-Chane im Osten. Möglich waren die erfolgreichen militärischen Erfolge gegen Kreuzfahrerstaaten und Il-Chane durch kaukasische Söldner, die in großem Umfang angeworben wurden; sie sollten 100 Jahre später die Bahri-Dynastie stürzen und selbst die Macht übernehmen.

Anwar und Baibars fanden sich wieder im Konflikt mit Ilchanen und mit den Johannitern, die in Unterägypten einfielen; beide konnten zurückgedrängt werden, aber ein schweres Erdbeben in Unterägypten löste 1303 eine neue Wirtschaftskrise aus. Als es an-Nasir 1309 endlich gelang, die Macht zu übernehmen, gelang es, die Wirtschaft in eine neue Blüte zu führen.

Nach an-Nasirs Tod stellte die Bahri-Dynastie weitere 40 Jahre die Herrscher. Faktisch herrschten wieder die mamlukischen Emire. In dieser Phase gelang es den Mamluken, sich in eine Kaste von Großgrundbesitzern zu verwandeln und dadurch neben der Politik auch die Wirtschaft unter Kontrolle zu bringen. Außenpolitisch konnten sich die Mamluken gegen ihre Rivalen halten.

Auch die Burdschi-Dynastie konnte die Grenzen des Mamlukenreichs zunächst erfolgreich verteidigen. Doch geriet Ägypten durch die hohen Steuerlasten der Kriege, Missernten, Hungersnöte und den durch Pestepidemien ausgelösten Bevölkerungsrückgang zunehmend in eine schwere Wirtschaftskrise.

Kreuzzug gegen Alexandria (1365), Gegensatz zum Osmanenreich

Peter I. von Zypern unternahm 1362–1365 eine Europareise, um für einen Kreuzzug gegen die Mamluken zu werben. 1365 griff er 1365 Alexandria an. Die Stadt wurde geplündert, ein Teil der Einwohner getötet und 5000 Menschen als Sklaven verschleppt. Um die Beute abzutransportieren, wurden 70 Lastschiffe benötigt. Venedig und Genua scheinen Peters Sohn und Nachfolger schließlich 1370 gezwungen zu haben, Frieden zu schließen, um ihre Handelsinteressen in Ägypten wieder wahrnehmen zu können.

Bis zur Eroberung Kleinarmeniens durch die Mamluken im Jahr 1375 hatte vor allem Lajazzo für die italienischen Fernhandelsmetropolen Venedig und Genua eine überaus wichtige Rolle gespielt. Dies wurde durch die Tatsache begünstigt, dass der direkte Handel mit Ägypten von 1322 bis 1345 infolge eines päpstlichen Verbotes fast gänzlich zum Erliegen kam.273 Doch von Nordwesten dehnten die Osmanen bis 1420 ihre Macht in Anatolien wieder aus. Karaman unterstellte sich vergebens 1417 den Mamluken.

Um die zunehmende Seeräuberei, besonders durch Katalanen, die auf Zypern ihre Basen hatten, zu bekämpfen, landete 1426 eine mamlukische Einheit in Avmediou. Die Truppen von König Janus wurden bei Khirokitia vernichtend geschlagen, Limassol, Lefkoşa und die königliche Burg von Potamia im Bezirk von Nikosia geplündert und zahlreiche Gefangene gemacht.

Cem Sultan, der jüngere Bruder Sultan Bayezids II. rief sich zum Sultan von Anatolien aus, doch unterlag er und floh nach Kairo. Sultan El-Ashraf Seyfeddin Kaitbey, der mächtigste Gegenspieler der Osmanen, sandte ihm, als ihn die Nachricht erreichte, dass Cem und seine Anhänger sich Kairo näherten, seine wichtigsten Hofbeamten mit der Botschaft entgegen, dass er am Hof von Kairo willkommen und sicher vor seinem Bruder sei. Auf die Bitte Cems, ihn in seinem Kampf um den Thron zu unterstützen, ging er vorläufig allerdings nicht ein. Stattdessen versuchte er zwischen den beiden Brüdern zu vermitteln, während sich Cem auf die Pilgerfahrt nach Mekka und Medina begab. Nach einer erneuten Niederlage floh Cem nach Rhodos.

Osmanische Zeit (1516/17 – 1918)

Eroberung (ab 1517)

Mit der Eroberung Syriens, Palästinas und Ägyptens durch die Osmanen unter Selim I. (1512-1520) im Jahr 1517 wurde Konstantinopel zum Sitz des Kalifen und Palästina zu einer Provinz des Großreiches. Das Herrschaftssystem der Militärsklaven im Gebiet des unterworfenen Mamlukenreichs bestand jedoch unter osmanischer Oberherrschaft weiter. Dabei wurde Syrien der Verwaltung von Kairo entzogen.

Verwaltung und Förderung

Das unter Süleiman 1538 errichtete Löwentor von Jerusalem

Die Osmanen sahen sich vor allem für die Erhaltung von Sicherheit, Gesetz und Ordnung im Sinne des Islam verantwortlich, also politisch-militärische Kontrolle, Grenzschutz, Schutz der Untertanen, Durchsetzung des islamischen Rechts (Scharia) und das Einziehen von Abgaben. Vor den Tanzimat-Reformen des 19. Jahrhunderts waren gezielte Eingriffe in Sozialstruktur und regionale Sitten und Gebräuche weder gewollt noch durchsetzbar.

Istanbul entsandte einen Richter (Kadi) nach Jerusalem, der dort ein oder zwei Jahre amtierte. Während dieser meist der hanafitischen, im Osmanenreich dominierenden Rechtsschule angehörte, folgte der überwiegende Teil der Bevölkerung der schafiitischen. Ihnen und ihren Vertretern, die örtlichen Familien entstammten, oblagen neben Aufgaben der Rechtspflege auch Notariatsaufgaben, die von Kaufverträgen über Eheverträge bis zu Erbteilungen reichten. Zudem beaufsichtigten sie städtische Bauten, Preise, Maße und Gewichte, und sie führten die Aufsicht über die frommen Stiftungen. Der Kadi verfügte dabei über keine wirkliche Macht, die ihn zum Herausforderer militärischer Repräsentanten oder des Gouverneurs hätte machen können. Zudem verfügte er häufig nicht über ausreichende Kenntnisse des Arabischen und war, im Gegensatz zu den Rechtsgutachtern, den Muftis, nur kurze Zeit im Land. Sie hatten allerdings viel mehr Mühe, ihren Einfluss geltend zu machen, als etwa in Anatolien. Rang und Status hingen demzufolge weniger von einer Einbindung in die Rechtshierarchie ab, als von der Zugehörigkeit zu einer der einflussreichen Familien, dazu womöglich Bildung und Wissen. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Stellung der Muftis stärker formalisiert. Die öffentlichen Aufgaben nahm in den Dörfern oftmals der Schreiber und Prediger (khatib) wahr.

Wie überall im Osmanenreich so bestanden drei Formen der Besteuerung. Eine direkte Besteuerung wurde von meist dazu entsandten Steuereinziehern durchgeführt. Die Präbende, die Einkünfte gegen militärische Dienste vorsah, die häufig erblich wurden, dazu die Steuerpacht. Ab etwa 1700 konnte letztere auf Lebenszeit erworben werden. Die Steuerpacht trat häufig in Verbindung mit hohen Ämtern auf und verlieh Möglichkeiten zum gesellschaftlichen Aufstieg. Das Timar-Präbenden-System verschwand im Reich nach 1800, hielt sich in Palästina jedoch bis um 1850. 274

Ab dem 17. Jahrhundert wurden Steuern, sieht man vom Zehnten ab, den die Bauern leisteten, in Münzgeld eingezogen, nicht mehr in Naturalien. Mit militärischer Eskorte trieb der Gouverneur die Abgaben während der jährlichen Rundreise ein, doch auch untere Instanzen trieben, oftmals illegal, Abgaben ein.

Die Osmanen förderten in Palästina die heiligen Stätten und die dazugehörigen Pilgerzüge, sowie die Karawanenwege. Dies kam vor allem Jerusalem zugute, wo zahlreiche Bauten entstanden, Renovierungen durchgeführt wurden, und vor allem Sicherheit und Versorgung der Stadt gewährleistet werden sollten. So ließ Suleiman I. in den 1530er Jahren die Stadtmauer erneuern, die Wasserversorgung verbessern und den Felsendom verschönern. Von zentraler Bedeutung war der Schutz des Pilgerpfads nach Mekka und Medina. Truppen wurden stationiert, Häfen und Befestigungen errichtet. Zuständig für die Schutzmaßnahmen war der in Damaskus residierende amir al-hajj, ab dem frühen 18. Jahrhundert der dortige Gouverneur.

Wirtschaft

Palästina war über seine Hafenstädte zwar Teil des Mittelmeerhandels und profitierte von Pilgerfahrten in seine Heiligen Stätten und nach Mekka. Auch die Handelskarawanen, die Syrien mit Ägypten und der Arabischen Halbinsel verbanden, durchquerten die Region, doch war ihre Wirtschaftskraft eher gering. Ab dem 17. Jahrhundert setzten lokale Machthaber in Galiläa, dem Jabal Nablus und in der nördlichen Küstenregion auf die Produktion von Baumwolle für den Export, Importgüter waren etwa Kaffee, Reise, Gewürze und Zucker. Einfache Baumwollstoffe, Seife und Glaswaren aus Hebron, aber auch Andenken für Pilger wurden für die Ausfuhr produziert.275 Eine wichtige Rolle spielten fromme Stiftungen (Waqf), die einem vom Islam anerkannten Zweck dienten, etwa Moscheen, Schulen (Medresen), Sufi-Konventen (Tekken), Krankenhäusern oder der Armenspeisung, aber auch Mühlen, Wasserrädern, Bewässerungskanälen und Brunnen. Als Eigentümer des Stiftungsgutes wurde Gott gedacht, es war daher unveräußerliches Gut der toten Hand, dessen Erträge meist auf dem Land erwirtschaftet wurden, aber überwiegend in die Städte abflossen. Dabei bestand formal kein Eigentum an Land sondern individuelle und kollektive Besitz- und Nutzungsrechte. In weiten Teilen Palästinas bestand dabei das Muscha'-System, eine Mischform gemeinschaftlichen und individuellen bzw. Familienbesitzes. Die jeweilige Landwirtschaftsfläche wurde nach gewohnheitsrechtlichen Regeln innerhalb der Dorfgemeinschaft periodisch zur Bewirtschaftung neu verteilt, wobei davon meist nur Weizenanbauflächen betroffen waren, nicht aber Obst- und Weingärten oder Olivenhaine. Das in Dorfnähe befindliche Weideland war Kollektiveigentum des Dorfes.

Dabei bestanden im Flachland Nord- und Zentralpalästinas zahlreiche Übergangsformen zwischen nomadischer und bäuerlicher Bewirtschaftung, wobei die Bauern und die Obrigkeit die Gewalttätigkeit der Beduinen fürchteten. Viele der Sesshaften führten sich allerdings auf Beduinenfamilien zurück, die im 16. bis 18. Jahrhundert ansässig geworden waren, wenn auch der Trend zur Sesshaftwerdung erst Ende des 19. Jahrhunderts irreversibel wurde. Zudem bestand eine gewisse wechselseitige Ergänzung zwischen den Wirtschaftsformen. So lieferten Beduinen Kaliasche für die Glasindustrie von Hebron, aber auch Grundstoffe für die Seifenherstellung. Vielfach schützten Beduinen die Pilger- und Handelswege und wurden im Gegenzug nicht zum Militär eingezogen, doch kam es zugleich häufig zur Erpressung von Schutzgeldern. Sowohl Sesshafte als auch Nomaden lebten in einem Gefühl der Überlegenheit des eigenen Lebensstils.276

Rückkehr der Mamluken, Napoleons Ägyptenfeldzug

Zwar gelang es einigen Führern der Mamluken, u.a. Ali Bey (1760 – 1772), die Kontrolle über Ägypten zu erringen, doch konnte durch die internen Machtkämpfe und die gelegentlichen osmanischen Interventionen keine stabile Herrschaft aufgebaut werden. Schließlich gelang es den miteinander verbündeten Mamluken-Emiren Murad Bey Muhammad und Ibrahim Bey 1790, die mit den Türken verbündeten Mamluken-Fraktion um Ismail Bey endgültig von der Macht zu verdrängen. Frankreich lieferte dies gleich zwei formale Anlässe zum Eingreifen: Zum einen war das Königreich Frankreich seit 1536 Verbündeter des osmanischen Sultans und konnte behaupten, dessen Autorität wieder herstellen zu wollen. Zum anderen konnte Paris seit der Französischen Revolution argumentieren, auch den Ägyptern die Freiheit vom Joch der feudalen Mamlukenherrschaft bringen zu wollen.


Ägypten zur Zeit Napoleons

Unter britischem und russischem Druck erklärte das Osmanische Reich Frankreich den Krieg. Das Direktorium in Paris rechnete inzwischen mit einer Niederlage Napoleons. Es wurde ihm überlassen, sich gegen Konstantinopel zu wenden, um eine Teilung des Osmanischen Reiches zu betreiben oder seine Stellungen in Ägypten zu behaupten.277 Im Februar 1799 führte Napoleon mit 14.000 Mann einen Feldzug nach Syrien zur Verteidigung der Eroberung Ägyptens gegen ein sich formierendes türkisches Heer. Die anfänglichen Erfolge in al-Arisch, Gaza, Hebron, Jaffa, am Berg Tabor endeten vor der Stadt Akkon, die er vom 19. März bis Mai 1799 vergeblich belagerte. Napoleon musste sich schließlich - auch wegen hoher Verluste in den Kämpfen, durch Seuchen und die Hitze - nach Ägypten zurückziehen, wo er am 25. Juli 1799 die Osmanen in der Schlacht von Abukir erneut schlug. Napoleon verließ seine Armee und übertrug das Oberkommando in Ägypten seinem General Jean-Baptiste Kléber.

Kléber handelte zwar mit den Osmanen den freien Abzug aus Ägypten aus, doch als Großbritannien die bedingungslose Kapitulation forderte, wurde der Krieg wieder aufgenommen. Die Osmanen wurden zwar am 20. März 1800 bei Heliopolis von Kléber abermals geschlagen, doch wurde Kléber am 14. Juni von einem Muslim ermordet. Die französischen Truppen mussten Ägypten schließlich verlassen. Die Regierungen beider Länder nahmen Verhandlungen auf, die 1802 zum Frieden von Amiens führten. Doch die Vorherrschaft der Mamluken war durch die Niederlagen gegen die Franzosen schwer erschüttert. Dadurch wurde der Aufstieg von Muhammad Ali Pascha erst ermöglicht.

Entstehung von Regionalherrschaften (bis 1831)

Im Gegensatz zu den „Talfürsten“ Rumeliens und Anatoliens, die im Osmanenreich beinahe autonom waren, entstammten die regionalen Herren in Palästina dem osmanischen Staatsapparat, nicht den lokal führenden Familien. Zu ihnen zählte etwa die Dynastie der Shihab ad-Dins im Libanongebirge oder Ahmad Pascha al-Jazzar, der 1799 Akko gegen Napoleon verteidigte. Er übernahm das Monopol für den Handel mit Baumwolle und Weizen, wobei er sogar die französische Konkurrenz ausschaltete, die seit den 1720er Jahren in Jaffa mit Baumwolle handelte. Zugleich betrieb er eine Ansiedlungspolitik gegenüber den Beduinen, aber auch von Christen und Juden, und förderte Akko. Mit seinen Einahmen sicherte er die Besoldung einer Armee aus Landfremden. Doch vertrieb seine rücksichtslose Steuereintreibung auch viele Bauern. Jazzars Machtbereich umfasste Galiläa, den syrischen Küstenstreifen und den südlichen Libanon; er reichte zeitweise bis Damaskus.278

Al-Jazzar-Moschee

Im Amt des Paschas von Sidon folgte ihm von 1805 bis 1819 Sulaiman Pascha al-Adil, dessen Nachfolger Abdallah Pascha (1819-1832) sich wieder stärker in den Dienst Konstantinopels stellte. Der Einmarsch der Armee Muhammad Alis, der sich seinerseits von Konstantinopel weitgehend unabhängig machte, beendete diese relative Autonomie der Region in Palästina 1831 mit der Zerstörung Akkos.

Ägyptische Besetzung, Reformen, Aufstand (1831-1840)

Das neu gebildete ägyptische Heer schlug 1811 bis 1818 die Wahhabiten in Arabien und eroberte 1820 bis 1823 den Sudan. Während des griechischen Aufstandes (1822–1827) war der osmanische Sultan gezwungen, die modernen Truppen des Vasallen Muhammad Ali zu Hilfe zu rufen. Trotzdem musste Istanbul 1830 Griechenland in die Unabhängigkeit entlassen, nachdem eine britisch-französischen Flotte zu Gunsten der Aufständischen eingegriffen hatte.

Im November 1831 marschierte die ägyptische Armee unter Ibrahim Pascha, dem Sohn Muhammad Alis, in Palästina ein, Akko fiel im Mai 1832 nach sechsmonatiger Belagerung.279 Ibrahim Pascha, der die ägyptische Armee geführt hatte, rührte nicht an die formale Unterstellung unter Istanbul und führte dementsprechend die Abgaben weiterhin dorthin ab, Würdenträger wurden weiterhin dort ernannt. In Palästina wurde er zwar von Husain Abd al-Hadi vertreten, doch die Regionalmächte ignorierten ihn weitgehend. Die ägyptische Armee stieß nach Siegen bei Homs und Konya durch Anatolien Richtung Istanbul vor. Zwar musste sich Ibrahim Pascha wieder zurückziehen, doch konnte er Syrien und Kilikien behaupten.

1833 wurde erstmals eine Kopfsteuer für alle muslimischen Männer ab 15 Jahren eingeführt, was vielfach als herabwürdigende Gleichstellung mit Christen und Juden aufgefasst wurde, die seit dem 7. Jahrhundert eine entsprechende Abgabe zu leisten hatten. Die europäischen Konsuln glaubten an eine Modernisierung, zumal nun Renovierungen von Synagogen und Kirchen erleichtert wurden. Es kam zu einem Aufstand der Bauern, die 1834 kurzzeitig Jerusalem besetzten und die Juden um Tiberias ausplünderten. Muhammad Ali führte persönlich eine Armee nach Palästina, die den Aufstand niederschlug, der jedoch fortschwelte.

Die Ägypter integrierten städtische Notabeln, indem sie ihnen Posten in den neuen Stadträten verschaffte. Auch wurde die ländliche Bevölkerung rekrutiert und entwaffnet. Die osmanischen Provinzen wurden zusammengeschlossen und von Damaskus aus verwaltet. Zudem wurden die diplomatischen und ökonomischen Beziehungen zu Europa systematisch ausgebaut. Beirut profitierte von der Zerstörung Akkos, doch das zentrale Bergland musste die Lasten tragen. Dort kam es auch zu dem besagten Aufstand.

Zwar wurde in die Landwirtschaft investiert, doch verstärkte sich damit auch, wie in Ägypten, die Fronarbeit der Bauern. Auch wurden ägyptische Fellachen um Jaffa und im Süden angesiedelt, so dass sich das Agrargebiet südwärts ausdehnte. Doch Heuschreckenplagen, schwere Erdbeben, wie 1837 und Choleraepidemien bedrohten das Vorhaben der Modernisierung, wie es Muhammad Ali plante.

1839 entschlossen sich Großbritannien, Frankreich, Russland, Österreich und Preußen, die ägyptische Armee aus Anatolien zu vertreiben, da ihnen ein unkontrolliertes Auseinanderbrechen zu unabsehbare Folgen haben konnte. Die britische Flotte blockierte die syrisch-palästinensische Küste, Beirut wurde bombardiert, es kam zu lokalen Erhebungen und die osmanische Armee marschierte ein. Allerdings mussten die Osmanen Muhammad Ali 1841 als erblichen Vizekönig in Ägypten anerkennen.

Gesellschafts- und Verwaltungsstrukturen im 19. Jahrhundert

Turkish railway bridge north of be'er sheva
Eine während des 1. Weltkriegs errichtete osmanische Brücke über das Nahal Patish

Bis in die jüngste Vergangenheit wurde selbst in Fachpublikationen die Ansicht vertreten, Palästina sei in osmanischer Zeit ein vernachlässigtes, rückständiges, verarmtes und abgelegenes Gebiet eines zerbröckelnden Großreiches gewesen. Diese Position muss in vielerlei Hinsicht relativiert werden. So zeigt sich, dass Bauern und Städter keineswegs nur Opfer imperialer Fremdherrschaft und Ausbeutung waren. Wie so oft wird erst jüngst die Offenheit der historischen Situation, Referenzrahmen der Handlungen aller Beteiligten, Grenzziehungen und Wahrnehmungen, Selbst- und Fremdidentifikationen ausgelotet. So entstehen Handlungsspielräume und Wechselwirkungen, die Bewohner der Region erscheinen wieder als Handelnde Subjekte, nicht als Objekte einer fernen Macht. So verliert der Feldzug Napoleons oder der Einmarsch Muhammad Alis, aber auch die beginnende Zuwanderung der Juden ab etwa 1882 ihren Charakter als Zäsur in der Geschichte Palästinas, wenn Haupt- und Staatsaktionen weniger im Mittelpunkt stehen. Selbstverständlich prägen auch dann noch die Quellen selbst, mit ihren Blickwinkeln und Kausalitätsvorstellungen, mit ihren Bedeutungssetzungen und Urteilen die Darstellung, wenn auch der historisch-kritische Filter Manches lindern kann.280

Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden die West-Ost-Verbindungen innerhalb Palästinas zugunsten der Nord-Süd-Verbindung immer unbedeutender; letztere wurde vom überregionalen Karawanenhandel genutzt und verlief von Damaskus Richtung Kairo über Tiberias, passierte dann Jenin, Nablus und Jerusalem, weiter nach Hebron und Gaza. Sehr wichtig war auch die Pilgerroute östlich des Jordans, die nach Mekka führte. Die Küstenstädte kommunizierten und handelten vielfach über das Mittelmeer miteinander. Zwischen den Dörfern existierten nur wenige Straßen, fast alle waren unbefestigt. Daher waren Pferdefuhrwerke und Kutschen ungebräuchlich, sie kamen erst im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts auf. Eine schwach entwickelte Infrastruktur stärkte Tendenzen zur Autonomie, die von den Akteuren als hohes Gut betrachtet wurde. Dennoch waren die Gemeinden und Gruppen keineswegs isoliert. Familien-, Clan- und Stammesbindungen komplizierter Art bestanden, dazu Patronagebindungen. Hinzu kamen ökonomische Beziehungen, wie Handel und Gewerbe oder auch Kredit. Schließlich kamen in dem religiös äußerst zerklüfteten Land religiöse Beziehungen, die sich etwa in Sufi-Bruderschaften manifestierten, in Festen und Versammlungen, in heiligen Orten oder Wallfahrten. Dabei ragte vor allem die zum Schrein des Propheten Moses (Nabi Musa) in Jericho heraus.

Die osmanische Verwaltung basierte auf wenigen Sandschaks, nämlich denen von Beirut und Damaskus im Norden, dann Akko und Jerusalem im Westen, sowie den Sandschaks Hauran und Balqa jenseits des Jordans und des Toten Meeres.

Nachdem die Region in den Kriegen des 18. Jahrhunderts einen Teil ihrer Einwohner eingebüßt hatte, lebten um 1800 etwa 250.000 bis 300.000 Menschen in Palästina, wenig mehr als allein in Kairo, das zu dieser Zeit 210.000 Einwohner hatte. Damaskus zählte vielleicht 100.000 Bewohner. Im Osmanischen Reich lebten vielleicht 25 bis 32 Millionen Menschen, davon die Hälfte im europäischen, die andere Hälfte im afro-asiatischen Gebiet; allein Konstantinopel zählte 600.000 Einwohner. Die Zahl der Beduinen in Palästina wurde auf etwa 16.000 geschätzt, der Anteil der Städter lag bei 20 bis 25 %, womit die Urbanisierungsquote ausgesprochen hoch lag, auch im Vergleich mit Europa. Städte mit 8.000 bis 10.000 Einwohnern, wie Jerusalem, galten als groß, Gaza hatte 8.000, Nablus 7.500 Einwohner, Safed und Hebron 5.000 bis 6.000, Tiberias, Ramla und Jaffa nur 2.000 bis 3.000. Bethlehem, Nazareth und Haifa hatten gar nur 1.000 bis 2.000 Einwohner. Dabei waren die Bevölkerungsverluste z. T. drastisch, wie etwa im Falle der Stadt Akko, die 1780 noch 20.000 Einwohner zählte, drei Jahrzehnte später nur noch zwischen 8.000 und 12.000.281 1850 lebten hier etwa 340.000 Menschen, davon waren 300.000 Muslime und Drusen, 27.000 Christen und 13.000 Juden.282 Nach dem Krimkrieg kamen zahlreiche Tschetschenen und Tscherkessen vor allem in das Golangebiet und nach Galiläa, bis 1877 stieg die Einwohnerzahl auf über 440.000 an. Auch Juden wanderten zeitweise ein, so dass ihre Zahl von 1872 bis 1880 von 13.900 auf 26.000 stieg. 1880 rechnete man insgesamt mit 457.000 osmanischen Bürgern, davon waren 400.000 Muslime, 43.000 Christen und etwa 15.000 Juden.283

Tanzimat-Reformphase (1839-1878)

Mit den von Istanbul ausgehenden Reformen von 1839 und 1856 sollten zentrale Konzepte wie Sicherheit, Ordnung und Effizienz durchgesetzt werden. Mittel dazu waren u.a. Zensur, Kriegspflicht, direkte Steuern und die Einbindung der lokalen Eliten in das Staatswesen. Um die Mitte des Jahrhunderts traten liberale Gedanken zu diesem System der Stärkung des Staates hinzu. 1876 mündete dieser Prozess in eine Verfassung, eine Abgeordnetenversammlung wurde gewählt. Doch bereits zwei Jahre später wurde das Parlament suspendiert, die Verfassung außer Kraft gesetzt und der Sultan herrschte wieder autokratisch. Dennoch wurden zahlreiche Reformen fortgesetzt, ab 1908 als Jungtürkische Revolution. Neben dem aufkommenden Nationalismus wirkte die zunehmende Integration in den Weltmarkt stark auf die Reformära ein. Zugespitzt gesagt wirkte Europa auf das Osmanenreich ein, dessen Zentrale ihrerseits Prozesse in den Provinzen in Gang setzte, um gegen die Großmächte nicht noch mehr ins Hintertreffen zu geraten. Dabei verdichteten sich die Handelsbeziehungen zwischen Palästina und Europa zwischen 1825 und 1875 stark. Wichtigste Ausfuhrhäfen wurden Jaffa und Haifa, Beirut war jedoch der bedeutendste Hafen der Levante. Jerusalem wurde 1872 zu einem selbstständigen Distrikt (arab. mutasarrifiyya) erhoben.

Voraussetzung für die Durchsetzung war eine moderne Armee, die nach und nach die alten Heeresformen ablösen sollte. Bereits 1826 waren die Janitscharen zerschlagen worden, nun sollten die regionalen Warlords, lokale Dynasten und Beduinen entmachtet werden. Allerdings war Muhammad Ali hierin zunächst sehr viel schneller und konnte daher die osmanische Armee mehrfach besiegen. Die Osmanen führten 1838 die Wehrpflicht für Muslime ein, doch blieb Palästina bis 1862 hiervon ausgenommen. 1858 bis 1860 waren in Palästina nur 1000 Mann regulärer Einheiten stationiert, 1877 sogar nur noch 800.284 Die Reform spielte offenbar für das Osmanenreich eine wichtige Rolle, erreichte Palästina jedoch praktisch gar nicht.

Hingegen gelang die Reform der Verwaltung. So wurden zivile und militärische Zuständigkeiten getrennt, nichtmilitärische Eliten wurden in Beratungs- und Entscheidungsgremien eingebunden, die Staatsbürokratie insgesamt ausgeweitet. Darüber hinaus wurde ein weltliches Bildungssystem installiert, wenn auch die alten Formen, vor allem die Religionsgelehrten (Ulama) weiterhin vorherrschten. 1914 bestanden in Palästina 95 staatliche Grundschulen und 3 Sekundarschulen, die von etwa 8.250 Schülern besucht wurden - davon waren 1.300 Mädchen; die 379 muslimischen Privatschulen wiesen 8.700 Schüler auf und waren wohl eher Koranschulen. Nur 130 Mädchen besuchten diese Schulen. Im Raum Jerusalem bestanden zahlreiche ausländische Privatschulen, richtungweisend wurde die 1908 eröffnete Raudat al-Ma'arif-Schule, die weltliche höhere Bildung fand in Beirut oder Istanbul statt, die religiöse in Kairo. Die Analphabetenrate dürfte 1914 bei 80 bis 90 % gelegen haben.285

1865/66 tötete eine Choleraepidemie im Norden Palästinas mehrere Tausend Menschen, noch 1902 mehrere Hundert. Bis in die 1920er Jahre bestand eine kleine Leprakolonie vor Jerusalem. Die Pest hingegen war seit etwa 1838 verschwunden (zuletzt in Jaffa 1834 und 1838), im frühen 20. Jahrhundert wurde die Malaria, die am weitesten verbreitete Krankheit, eingedämmt.

Unter dem Primat der Politik änderten sich nach und nach die lokalen Verhältnisse, wenn auch manches auf die Besucher altertümlich wirkte. Es entstanden Banken, dazu Großgrundbesitz, der den Anschluss an den Weltmarkt fand, denn nur dieser konnte die neuen Kulturen und Verfahren finanzieren. Rechtssicherheit war weitgehend durchgesetzt, und selbst britische Diplomaten lobten die Verhältnisse in Palästina, die der Wali von Beirut zu sichern hatte. Eine massenhafte Enteignung von Bauern konnte zwar nicht nachgewiesen werden, doch ermöglichte die Entstehung von freiem Grundbesitz den Kauf durch nicht in Palästina lebende, abwesende Grundbesitzer. Dies war später die Voraussetzung dafür, dass Juden überhaupt Land in dem stark parzellierten Gebiet erwerben konnten, was wiederum auf das islamische Erbrecht zurückging. Zudem konnte nicht genutztes Land erworben werden, ebenso wie bisher gemeinschaftlich genutztes Weideland, auch wurde die Konkurrenz um Wasser verschärft. In die expandierende palästinensische Landwirtschaft investierten vor allem Beiruter Bankies, aber auch städtische und ländliche Notabeln. Der Beiruter Unternehmer Alfred Sursuq erwarb in den 1870er Jahren 200.000 ha Land in der Ebene von Marj Ibn Amir, 1882 investierte hier auch der Sultan in großflächigen Landbesitz, auf dem Pächter angesetzt wurden. Während die Bauern dort in Sicherheit lebten, wurden die Beduinen marginalisiert. 1887 bis 1890 kam es im Negev zu Kämpfen zwischen den Stämmen, die zur Festlegung von ungefähren Grenzen führten. Dabei nahm der Trend zur Sesshaftwerdung weiter zu. Diese Prozesse wurden durch die Gründung Beershevas als Verwaltungszentrum des Negev im Jahr 1900 noch beschleunigt. Doch auch zahlreiche Bauern konnten in Palästina einem Teufelskreis aus schwankenden Ernten und damit Einnahmen, die nicht immer die Steuerpflichten abdecken konnten, Verschuldung, Landverkauf und -flucht, schließlich Proletarisierung nicht entrinnen.286

Drusen

Die ersten Drusen, die sich um 1050 nach außen abriegelten und nicht mehr weiter bekehrten, lebten im südlichen Libanon und im nördlichen Israel. Sie gingen davon aus, dass nur die erste Generation, der der neue Glaube bekannt wurde, eine Gelegenheit zum Übertritt erhalten sollte. Dies hängt damit zusammen, dass die Drusen an eine Wiedergeburt glauben, und dass alle späteren Menschen auf Individuen zurückgehen, die in der Zeit nach al-Hakim Gelegenheit hatten, sich zu entscheiden. Daher wird nicht missioniert.

Fakhredine Palace, heute Marie-Baz-Wachsmuseum im libanesischen Dair al-Qamar

Nur die Wissenden (uqqal, sie tragen einen weißen Turban auf kahlem Haupt, dazu Bart und Schnäuzer, die Frauen tragen einen weißen Schal, ein naqab) verstehen den Wesenskern der Religion, die Unwissenden (juhal) verlassen sich auf die Tradition. Sie meiden Schweinefleisch, Alkohol und Tabak. Die Wissenden heiraten üblicherweise untereinander, der Aufstieg ist aber möglich. Da es keine Rituale gibt, gibt es auch, sieht man von traditionellen Versammlungsplätzen ab, keine geheiligten Plätze. So versammeln sie sich jedes Jahr am 25. April am Grab Jetros, des Schwiegervaters Mose. Auch Gräber anderer Propheten werden regelmäßig zu Versammlungszwecken aufgesucht.

Als die Region an die Osmanen kam, lebten sie auch im Hügelland um Aleppo. Selim I. erkannte Fakhr al-Din als Emir der Drusen mit regionaler Autorität an. Einer seiner Nachfolger knüpfte Kontakte mit dem Herzogtum Toskana in Italien an, woraufhin der Sultan 1617 sein Land angriff.287 Nach der Flucht und seiner Rückkehr aus der Toskana288 konnte er sich erneut festsetzen und besiegte 1623 sogar den Gouverneur von Damaskus in der Schlacht von Majdel Anjar. Doch nach langen Kämpfen unterlag der Druse und wurde am 13. April 1635 hingerichtet. Unter seinem Neffen Ahmed Maan blieb die Region jedoch recht selbstständig. 1697 löste die Familie Shihab die der Maan als Emire des Libanongebirges ab.

Auseinandersetzungen mit den christlichen Maroniten endeten 1860 mit der autonomen Verwaltung des Libanongebiges, die die Großmächte den Osmanen aufdrängten. Der Schwerpunkt der Drusen verlagerte sich demzufolge zum Hauran in Syrien, der infolgedessen als Jebel-el- Druze (Drusenberg) bekannt wurde - eine Bezeichnung, unter der das Libanongebirge früher bekannt war. Bis zum Ende der Osmanenherrschaft im Jahr 1918 regierten Emire, Frankreich versuchte 1921 einen Staat unter französischem Mandat einzurichten.

Die Drusen in Galiläa standen dabei ununterbrochen in Kontakt mit denen des Hermon und des Libanon. Sie hielten sich aus dem arabisch-jüdischen Konflikt heraus und standen ab 1948 auf israelischer Seite.

Das größte Drusendorf und zugleich das südlichste ist Daliyat el-Carmel, heute im Carmel National Park südöstlich von Haifa gelegen. Um 1600 wohl von Drusen aus Aleppo gegründet hat das Dorf heute etwa 13.000 Einwohner. Isfiya, ebenfalls im Karmelgebirge, entstand Anfang des 18. Jahrhunderts und hat heute 9.000 Einwohner. Shfar'am, nordöstlich von Haifa, hat heute 27.000 Einwohner, doch sind die Drusen hier bereits in der Minderheit gegenüber Muslimen und Christen. Im weiter nördlich gelegenen Maghar, wo die Drusen 60 % der Bevölkerung stellen, leben 17.000 Menschen. Beit Jan auf der Spitze des Meron-Berges ist ausschließlich von 9.000 Drusen bewohnt und liegt in 940 m Höhe; von dort wurde im 20. Jahrhundert Ein el-Asad gegründet. Im unweit gelegenen Peki'in gründeten Russen die erste drusische Schule am Ende des 19. Jahrhunderts. Yirka, das einzige reine Drusendorf im westlichen Galiläa, hat heute 11.000 Einwohner. Hier liegt Sheikh Abu Saraya Ghanem begraben, ein wichtiger Drusenführer des 11. Jahrhunderts. Abu Sinan stieg erst unter Emir Fahr ed-Din al-Mani, der hier 1617 einen Palast errichten ließ. Von den 10.000 Einwohnern sind 3.500 Drusen. Im Golan ist das 8.000-Einwohner-Dorf Majdal Shams das Zentrum der Drusen. Insgesamt leben in Israel etwas über 100.000 Drusen, davon etwa 18.000 im Golan.

Zionismus und Beginn der organisierten jüdischen Zuwanderung (erste Alija von 1882-1903)

Alyah 1948-2007 en
Jüdische Einwanderung nach Palästina zwischen 1948 und 2007

Die jüdische Zuwanderung nach Palästina, die moderne Alija, wird meist unter dem Aspekt betrachtet, dass sie von Europa ausging. Dabei ergab sich eine enge Verbindung von Pionieren, Siedlern und Soldaten, eine Dominanz der aschkenasischen und zugleich eine Marginalisierung der sephardischen und orientalischen Juden, eine hohe Bedeutung des Zionismus für die jüdische Gesellschaft und demzufolge kooperative Formen des Lebensunterhalts, schließlich eine freie Marktwirtschaft innerhalb Israels. Die zionistische Bewegung hoffte als Repräsentantin aller Juden, die sogenannte „Judenfrage“ oder die „jüdische Frage“ zu lösen, die antisemitische Kreise mit der Frage der in ihren Augen mangelnden oder fehlenden Integrationsfähigkeit verbanden. Dabei wird häufig übersehen, dass die Juden Palästinas mit dieser Frage gar nicht befasst waren, dass aber europäische und amerikanische Juden die zionistische Bewegung und damit die Zuwanderung nach Palästina dominierten.

Schon seit den 1830er Jahren forderten einige Männer die Rückwanderung in das Land der Vorväter wenigstens für einen Teil der Juden. Dabei spielte die Sorge vor den Folgen der zunehmenden Assimilation289 und des Reformjudentums eine erhebliche Rolle, weniger der Druck der umgebenden Gesellschaften. So sah Moses Hess, analog zum italienischen Beispiel der soeben erfolgten Staatsgründung, darin 1862 die Möglichkeit einer Wiedererstehung des jüdischen Volkes. Die Jüdische Emanzipation verlieh jedoch zunächst die rechtliche Gleichstellung, wie sie die USA 1776 in ihrer Verfassung vorsah, und wie sie Frankreich explizit 1791 beschloss.

Erst der wachsende Druck und die zunehmende Intoleranz brachten der Idee von der Auswanderung nach Eretz Israel Auftrieb, wie das Verheißene Land seit dem 1. Buch Mose (Gen 15,18 EU ) genannt wurde. Die organisierte Einwanderung von russischen Juden begann um das Jahr 1880 mit der Chibbat Zion-Bewegung, einer Vorläuferorganisation des Zionismus. Nach Pogromen in Russland, der Ukraine und in Rumänien verließen wischen 1882 und 1914 allein 2,6 Millionen Juden Russland, wobei die meisten nach Amerika gingen. Nur wenige gingen nach Israel, wo die „Alten Yishuv“ lebten, im Unterschied zu den „Jungen Yishuv“, die zwischen 1882 und den 1890er Jahren zuwanderten. 1882 entstand durch osteuropäische Zuwanderer die erste zionistische Siedlung in Palästina, Rischon LeZion. Sie wurde nach Jesaja (41,27)) benannt: (Gott spricht): „Ich sagte als Erster zu Zion...“. Es folgten rund 30 weitere Siedlungen, darunter 1884 Gedera, 1890-1891 Rechovot und Chadera, 1896 Metulla, zwei weitere mussten recht schnell aufgegeben werden. Sie alle hingen, bis auf Gedera, das um 1900 69 Einwohner hatte, von Zuwendungen jüdischer Philanthropen wie Baron Edmond de Rothschild oder von der 1860 in Frankreich gegründeten Alliance Israélite Universelle ab.290

1896 veröffentliche Theodor Herzl, der vielen als Gründer des Zionismus gilt, Der Judenstaat, ein Werk, das der zionistischen Bewegung als Manifest diente. 1897 entstand die Zionistische Weltorganisation. Er sollte nach Herzl die „Judennot“ durch Schaffung eines Refugiums beenden, wobei die Schaffung eines eigenen Staates keineswegs im Heiligen Land stattfinden musste. Dabei sollte Europa diese Idee eines eigenen Judenstaates unterstützen, womit er sich gegen das Einsickern wandte, das der praktische Zionismus betrieb. Auch lehnte er das Hebräische als Staatssprache ab, befürwortete hingegen die Vorstellung von einem „Verheißenen Land als Land der Arbeit“, Arbeitsverweigerer sollten ins Arbeitshaus geschickt werden. Klerus und Armee sollten die Politik nicht beeinflussen. Das Basel-Programm, das der erste Zionistenkongress mit seinen 250 Teilnehmern beschloss, sah eine Staatsgründung im Heiligen Land vor. Doch blieb dies zunächst die Forderung einer Minderheit unter den Juden. Doch in den nächsten Jahren gelang es dem Zionismus, eine ständige Präsenz in der Öffentlichkeit aufzubauen und für eine Verbindung von politischem und praktischem Zionismus zu sorgen, die internationale Unterstützung, Finanzierung und Siedlungstätigkeit förderte.

1895 lebten in Jerusalem bereits 28.000 Juden, womit sie die Bevölkerungsmehrheit stellten. Ihre Zahl stieg bis 1905 auf 35.000, wobei 14.000 osmanische Staatsangehörige waren. Bis 1914 stieg die Zahl auf 45.000, brach jedoch währen des ersten Weltkriegs ein. Von den Christen waren zu dieser Zeit 60 % griechisch-orthodox, 28 bis 30 % katholisch, die übrigen 10 % verteilten sich auf die armenische, georgische, äthiopische und koptische Kirche, aber auch auf verschiedene protestantische Gruppen. Auf dem späteren Mandatsgebiet zählte man 1914 722.000 Einwohner. Der Anteil der Muslime lag bei 602.000 Angehörigen nur noch bei 83 %, die Christen stellten über 11 %, osmanische Juden 5 %. Die eher ländliche christliche Bevölkerung hatte sich seit 1850 etwa verdreifacht, die muslimische verdoppelt.291

Osmanischer und arabischer Widerstand gegen die jüdische Zuwanderung und den Landerwerb (bis 1914)

Der osmanische Konsul in Odessa warnte die Hohe Pforte vor der Zuwanderung von Juden aus Russland und der Ukraine. Istanbul reagierte, indem es den Landerwerb zunächst untersagte und dieses Verbot später sogar auf Juden im Reich ausdehnte. Die russischen Juden waren für die Behörden in erster Linie Russen und damit Angehörige einer feindlichen Nation. Infolge der Pogrome in Russland gingen viele von ihnen nach Istanbul und manche bemühten sich darum, osmanische Staatsangehörige zu werden. In Palästina durften sich jedoch nur Geschäftsleute und Pilger aufhalten, jedoch nur für maximal einen Monat, später drei Monate. Hertzl bot dem Sultan Schuldenerlasse gegen Land um Akko an, doch dieser lehnte ab.292

Gänzlich andere Motive lagen dem arabischen Widerstand zugrunde. Während ein Teil der Araber von den durch den jüdischen Landerwerb veränderten ökonomischen Bedingungen profitierte, wurden andere von ihrem gepachteten Land vertrieben, sie verloren Weide- und Wasserrechte. Dies hielt sich jedoch bis zur britischen Epoche in Grenzen, da Juden meist nur unkultiviertes oder dünn besiedeltes Land kauften. Im Juni 1891 reichten Jerusalemer Notabeln eine Petition gegen den Landerwerb ein, doch die einzige Folge war, dass 1897 eine Kommission die Käufe beobachten sollte.

Als die Jungtürken 1908 an die Macht kamen, versuchten sie das Entstehen einer „jüdischen Frage“ dadurch zu verhindern, dass sie weitere Zuwanderung unterbanden. Neben dem Vorwand für Interventionen der Europäer fürchtete man die Entfremdung der Araber in Palästina. Der oberste Rabbi von Istanbul, Chaim Nahum Effendi, sympathisierte mit den Jungtürken, ebenso wie die Gemeinde von Saloniki. Auch die Behörden vor Ort reagierten sehr widersprüchlich. So beklagte der Gouverneur in Jerusalem jüdische Gesetzesverstöße, während sein Untergebener in Tiberias den Juden gestattete, sich gegen arabische Übergriffe zu bewaffnen.293 Erst mit Beginn des ersten Weltkriegs konnte Istanbul die jüdische Zuwanderung unterbinden.

Zweite Zuwanderungswelle, Spaltung des Arbeitsmarkts, Gründung Tel Avivs (bis 1918/19)

1904/05 setzte die sogenannte zweite Alija ein, die bis zum Beginn des ersten Weltkriegs andauerte, die dritte umfasste die Jahre von 1918/19 bis 1923. In Reaktion auf antisemitische Vorurteile versuchte man nun ostentativ Juden als Menschen der Arbeit herauszustellen, die im Kollektiv lebten. Pioniergeist, hohes Ansehen körperlicher Arbeit, ein bescheidener Lebensstil sollten eine Verbindung eingehen.

Das Ruppin-Memorandum von 1907 sah ein n-förmiges Gebiet zwischen Jaffa und dem See Genezareth vor. Dort sollte die Hauptmasse jüdischen Landerwerbs entstehen. Nach dem Vorbild der französischen Kolonialsiedlungen wurden vor allem exportfähige Früchte angebaut, wie Mandeln, Weintrauben, Oliven und Zitrusfrüchte. Dennoch blieb arabische Arbeitskraft, zumal sie billiger zu haben war, weiterhin unverzichtbar, die Einbettung in die palästinensische Ökonomie blieb trotz Exportorientierung ungebrochen. 1911 kamen 2.000 jemenitische Juden nach Palästina, die ebenfalls als billige Arbeitskräfte Verwendung auf den Plantagen fanden. Europäische Juden leiteten diese landwirtschaftlichen Einheiten und ihnen waren die besser bezahlten Posten weitgehend reserviert; viele der einfachen Arbeiter verließen Palästina angesichts der völlig ungeschützten Arbeitsverhältnisse wieder oder gingen in die Städte.

Den Landerwerb betrieb ab 1908 der 1901 gegründete Jüdische Nationalfonds, in dem sich nun die „praktischen“ Zionisten durchsetzten. Das Land gehörte dem jüdischen Volk und konnte höchstens auf 49 Jahre verpachtet werden. Darauf reagierten in den 1930er Jahren muslimische Organisationen, indem sie Palästina zu einem unveräußerlichen muslimischen Gebiet erklärten, das nicht an Nichtmuslime verkauft werden konnte. 1907/08 eröffnete die Zionistenorganisation ein erstes Büro in Jaffa. Dieses Palästinaamt übernahm der in Magdeburg aufgewachsene und 1908 ausgewanderte Arthur Ruppin, der 1920 den Frankfurter Architekten Richard Kauffmann für die Leitung des Planungsbüros der Zentralstelle für Besiedlungsangelegenheiten beim Palästinaamt gewann, der den Ausbau Tel Avivs und vieler ländlicher Siedlungen plante. Tel Aviv begann 1909 als Ahuzat Bayit, erhielt seinen heutigen Namen im folgenden Jahr.

Bereits 1906 organisierten die eingewanderten Juden Wachmannschaften für die Siedlungen in Untergaliläa. Mit Genehmigung der osmanischen Verwaltung entstand daraus 1909 die Organisation Ha-Shomer (Der Wachmann). Sie gründete 1916 eine erste Siedlung. Im September 1907 entstand um Yithak Ben-Zvi eine Geheimorganisation namens Bar Giora, die diesen Namen von einem der Führer des Aufstands gegen Rom in den Jahren 66 bis 70, von Schimon bar Giora übernahm.

Mit Degania südwestlich des Sees Genezareth entstand 1910 durch Einwanderer aus Weißrussland der erste der israelischen Kibbuzim und damit der Vorläufer aller späteren Gemeinschaftssiedlungen. Bis 1918 folgten drei weitere Gründungen dieser Art.

Früher arabischer Nationalismus, Salafismus

Der arabische Nationalismus war weder eine bloße Gegenreaktion oder gar ein Spiegelbild des Zionismus oder der europäischen Nationalismen, noch war er rein säkular zu verstehen. So spielte etwa die Bewegung für eine kulturelle Erneuerung (Nahdia) eine wichtige Rolle. Dazu sollten Sprache und Literatur wiederbelebt werden. Diese waren zutiefst in der religiösen Welt verankert. Doch der arabische Nationalismus war in der Öffentlichkeit außerhalb Palästinas kaum sichtbar. Auch spielten neue Massenmedien, wie Zeitungen sofort eine große Rolle, als die Jungtürken für kurze Zeit die Zensur lockerten. Etwa 30 arabische Zeitungen erschienen im späteren britischen Mandatsgebiet ab 1908, davon 6 in Jerusalem. Allerdings bot allein Beirut 12 arabischsprachige Zeitungen. 1909 erschien in Haifa die anti-zionistische Zeitung al-Karmil, ihr folgte in Jaffa 1911 Filastin, die zionistische Schriften übersetzte. Telegraphen und Dampfschiffe, öffentliche Leseräume und Bibliotheken, Cafés und Theater machten erstmals in größerem Umfang weltliche Schriften zugänglich. Auch der aufkommende Salafismus, dessen Wirkungsbereich bis dahin eher gering war, nutzte die neuen Möglichkeiten der Massenkommunikation erfolgreich, wobei er sich an den „frommen Altvorderen“, den strenggläubigen Muslimen des frühen Islams von Mekka und Medina orientierte.

Teil des britischen Kolonialreichs (1914/18 – 1948)

Machtgleichgewicht, Nationalismen, Rohstoffe und erster Weltkrieg (1914-1918)

Das Gleichgewicht unter den europäischen Großmächten zu erhalten, hatte in der Politik der Kolonialmächte oberste Priorität. Dahinter traten die Aspekte einer antiarabischen oder antitürkischen Politik, die Nationalbewegungen der Levante bei Weitem zu hoch einschätzten, zurück. Dementsprechend lagen die Schwerpunkte zunächst in einer Freihandelsphase von 1838 bis 1878, dann dem Wettlauf um Afrika und schließlich der Zerschlagung des Osmanenreiches im ersten Weltkrieg. In Palästina schlug sich dies in Form von wirtschaftlicher und finanztechnischer Dominanz nieder, aber auch im diplomatischen Verkehr, der sich vor allem auf den Schutz nichtmuslimischer Gruppen fokussierte, und der Kapitulationen erzielte, die zugunsten nichtosmanischer Bürger erstellt wurden. Vor allem die Großmächte Russland, Frankreich und Großbritannien, aber auch Preußen und der Vatikan oder die USA mischten sich immer wieder ein. Erst während des Ersten Weltkriegs wurde Großbritannien zur vorherrschenden Macht. In mehreren Abkommen wurden Bestandteile des Osmanenreiches an Italien (Libyen), Großbritannien (Ägypten), Frankreich (Teile der späteren Türkei und des Libanon) und Russland (Thrakien, sogar Istanbul), schließlich auch die Juden (Balfour-Deklaration von 1917) verteilt. Um lokale Partner zu gewinnen, wurde ihnen Partizipation oder Unabhängigkeit versprochen. Praktisch jeder Kriegsteilnehmer spielte dabei ein doppeltes Spiel.

Großbritanniens Interesse an der Grenzregion zwischen Ägypten und Palästina wuchs mit der 1869 erfolgten Eröffnung des Sueskanals, durch den vor allem Ägypten für die europäischen Mächte so große strategische Bedeutung erlangte, dass es zu stärkeren Einmischungen kam. Partiell durch die verfehlte Finanzpolitik unter Ismail Pascha war das Land zudem bald gezwungen, seine Anteile am Sueskanal an Großbritannien zu verkaufen. Nach dem faktischen Staatsbankrott wurde eine internationale Finanzaufsicht unter britischer Leitung gebildet.

Ab 1907 trat mit dem iranischen Öl ein neuer Faktor hervor, denn nun sah London eine hohe Priorität in der Sicherung der Transportwege von dort nach Großbritannien. Als die britische Flotte 1912 auf Öl umgerüstet wurde, dessen Hauptmasse aus dem Iran kam, wurde dieser Faktor schlagartig zentral. Spätestens ab da wurde die deutsch-osmanische Kooperation zur Bedrohung, die sich etwa im Bau der Bagdadbahn manifestierte. Mit dem Beitritt in die Kriegsallianz von Deutschland und Österreich-Ungarn im August 1914 war Istanbul und damit auch Palästina Londons Kriegsgegner.

Deutsches Aufklärungsflugzeug über Ramla, etwa 1915

Eines der letzten deutschen Aufklärungsflugzeuge, das über Palästina verlorenging, eine LVG C.V, 22. August 1918

Im ersten Weltkrieg war die Sinai-Halbinsel als Grenzgebiet zum britisch kontrollierten Ägypten bis 1917 Kampfgebiet. Nach der Kriegserklärung Großbritanniens an das Osmanische Reich im November 1914 wurde der Khedive Abbas II. wegen Unterstützung der nationalistischen Bewegung gegen die britische Besatzung für abgesetzt erklärt.

Bereits im November 1914 sprach man in London von einer Zerteilung des Osmanenreiches, doch Palästina lag zu weit ab, um die Folgen des Krieges, abgesehen von Rekrutierungen, sehr deutlich zu spürten. Erst die Hussein-McMahon-Korrespondenz zwischen dem britischen Hochkommissar für Ägypten und dem Scherifen von Mekka, die offiziell erst 1939 veröffentlicht wurde, und die Balfour-Deklaration vom November 1917 wirkten sich massiv auf die lokalen Verhältnisse aus.

Zunächst rief Sultan Mehmed V. zum Heiligen Krieg gegen seine Kriegsgegner auf. Unter dem Militärgouverneur Cemal Pascha kam es zwar 1916 in Syrien zu einem arabischen Aufstand, doch wurde er kaum von Nationalisten unterstützt. Eine strenge Zensur überwachte die Zeitungen. Viele Juden, vor allem aus den USA und Russland, verließen das Land. Scharf ging Cemal sowohl gegen arabische Nationalisten als auch zionistische Siedlungen vor. 1915 und 1916 wurden Führer arabischer Geheimgesellschaften in Damaskus und Beirut verhaftet und von Militärtribunalen zum Tod verurteilt. Sein Plan einer Vertreibung der „ausländischen“ Juden wurde allerdings von der Regierung in Istanbul unterbunden, nachdem Deutschland und die USA interveniert hatten. Das Angebot von David Ben-Gurion und Jizchak Ben Zwi, ein jüdisches Freikorps zur Verteidigung der osmanischen Herrschaft in Palästina aufzustellen, beantwortete Cemal mit der Ausweisung der beiden Politiker. Im Frühjahr 1917 ordnete er die „Umsiedlung“ jüdischer Siedler aus Jaffa an, die der Kollaboration mit Großbritannien beschuldigt wurden, und erwog darüber hinaus, die jüdische Bevölkerung Jerusalems deportieren zu lassen. Militärische Erfolge erzielte Cemal bei der Abwehr britischer und arabischer Angriffe, die er im März und April 1917 in zwei Schlachten in der Nähe von Gaza zurückwarf.

Husain b. Ali (1852/53-1931), der Scherif von Mekka und Medina, nahm bereits 1914 über seinen Sohn Abdallah Kontakt mit Kairo auf, um die Haltung des Hochkommissars für den Fall eines Konfliktes zwischen ihm und seinem Oberherrn in Istanbul zu eruieren. Zunächst reagierte London negativ, doch nach Kriegsausbruch eher ermutigend. Lord Kitchener, der ehemalige Generalkonsul von Ägypten, gab Instruktionen, in denen von einer „arabischen Nation“ und einem „arabischen Kalifat“ die Rede war. Von Kairo ging ein wohl unautorisiertes Schreiben nach Mekka, das zur Hussein-McMahon-Korrespondenz führte. Darin kamen gegenüber dem Führer des Königreichs Hedschas, Hussein ibn Ali Sir Henry McMahon zu Aussagen, die von den Arabern als Zusage für eine arabische Unabhängigkeit gewertet wurden. Diese wurden jedoch durch die nachfolgende Teilung der Region in von Großbritannien und Frankreich kontrollierte Gebiete gemäß dem geheimen Sykes-Picot-Abkommen vom Mai 1916 gebrochen - ganz zu schweigen von einem haschemitischen Königreich, das Mesopotamien, Syrien, Palästina und die Arabische Halbinsel umfassen sollte, wie es Hussein ibn Ali gefordert hatte. Offizielle britische Stellen und auch McMahon selbst behaupteten nach Bekanntwerden der Korrespondenz, Palästina sei von der Zusage ausgenommen. London sicherte im November 1917 darüber hinaus durch die Balfour-Deklaration zu, die Schaffung einer Heimstatt für Juden zu begünstigen. 1917/18 eroberten britische Truppen unter General Edmund Allenby das zum Osmanischen Reich gehörende Land.

Wachsende Kritik führte zu einer Stellungnahme des Kolonialministers Winston Churchill im Jahr 1922, dem Churchill White Paper, in dem die Balfour-Deklaration sowie die Sichtweise McMahons mit Blick auf Palästina bekräftigt wurden. Aus der Korrespondenz geht schließlich hervor, dass McMahon unter „Arabern“ Muslime verstand, während Hussein Menschen arabischer Sprache und ethnischer Herkunft sah. McMahon unterschied dementsprechend zwischen Regionen „not purely Arabic“ (nicht rein arabisch) westlich von Damaskus, Homs, Hama und Aleppo, die nach seiner Logik nicht zum Reich des Haschemiten gehören konnten.294

Im Juni 1917 signalisierte Frankreich sein Einverständnis mit den zionistischen Siedlungszielen. Nur noch Sir Edwin Montagu, der einzige Jude im Kriegskabinett Londons, wehrte sich gegen die Ansiedlungspolitik, da er um die Integration der Juden in Europa fürchtete, wenn viele auswanderten. Auch der Board of Deputies of British Jews wandte sich dagegen. Die Balfour-Deklaration wurde dementsprechend nicht als offizielles Regierungspapier herausgegeben, sondern als Brief des britischen Außenministers Arthur Balfour an den Präsidenten der britischen Zionistenföderation Lionel Walter Rothschild. US-Präsident Wilson, dem das Schreiben zugesandt worden war, hatte keinerlei Einwände vorgebracht. Die Deklaration vom 2. November wurde eine Woche später veröffentlicht. In Palästina wurde sie erst 1920 publiziert.

Erste Teilungspläne, 2. Weltkrieg, Holokaust, zwei Staatsgründungen (1918 bis 1948)

Beeinflusst wurde die Entwicklung nach 1918 durch politische Umbrüche in Ägypten. Als die Briten 1919 eine Abordnung ägyptischer Nationalisten unter Saad Zaghlul (Wafd-Partei) zur Pariser Friedenskonferenz verhinderten, kam es zu schweren Unruhen, Streiks und zum Boykott britischer Produkte. Unter diesem Druck setzte Hochkommissar Edmund Allenby durch, Ägypten die Unabhängigkeit zu gewähren. Zwar wurde Ägypten 1922 unabhängig, doch blieb es bis 1936 unter britischem Protektorat, britische Truppen blieben bis 1946 im Land.

Nach Kriegsende schlossen sich viele Araber dem in Damaskus unter Emir Faisal aus dem Hause der Haschimiten gegründeten Königreich Syrien an. Doch London setzte auf der Konferenz von San Remo 1920 die Angliederung Jordaniens an das britische Mandatsgebiet Palästina durch. Im Juli 1922 teilten die Briten Palästina in die beiden Verwaltungsbezirke Palästina und Transjordanien. Zunächst wurden Transjordanien und Palästina noch als Verwaltungseinheit mit einheitlichen Gesetzen behandelt, doch Juden durften sich nur noch westlich des Jordans ansiedeln. In Transjordanien, dem heutigen Jordanien, setzten die Briten 1923 den haschemitischen Herrscher Abdullah ein, der von der arabischen Halbinsel vertrieben worden war. Ihm zur Seite stand der britische General John Bagot Glubb (Glubb Pascha), der 1939 die Arabische Legion als Schutzgarde des Königshauses aufbaute.

Von 1924 bis 1932 erfolgte eine weitere jüdische Einwanderungswelle, der die fünfte Alija zwischen 1933 und 1939 folgte. Die Spannungen wuchsen. 1929 kam es zum Massaker von Hebron, bei dem 67 jüdische Zivilisten ums Leben kamen und danach die gesamte jüdische Bevölkerung die Stadt verlassen musste. Aus dem inzwischen nationalsozialistischen Deutschland konnten Juden anfänglich noch ausreisen, was die jüdische Bevölkerung in Palästina stark anwachsen ließ. 1937 wurde im Peel-Report erstmals die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat vorgeschlagen. Gemäß der prozentualen Bevölkerungsverteilung sah dieser Galiläa und einen Küstenstreifen als israelischen und die übrigen Gebiete als arabischen Teil vor. Doch der Plan scheiterte.

Vor und während des Holokausts stieg die Einwanderung durch Flüchtlinge beträchtlich an, wurde jedoch 1939 durch die britische Mandatsverwaltung teils gewaltsam zurückgedrängt. Das Weißbuch sah einen fünfjährigen Zeitraum vor, in dem die Einwanderung von 75.000 Juden (10.000 pro Jahr und 25.000 Flüchtlinge zusätzlich) gestattet sein sollte. Es bestimmte die britische Politik in Palästina bis 1947 und führte von jüdischer Seite zu Reaktionen wie der Alija Bet und der Fluchthilfe aus dem kriegszerstörten Europa. Zu Beginn des britischen Mandats war die Hagana als jüdische paramilitärische Organisation gegründet worden, die insgesamt eine eher moderate Haltung einnahm. Der arabische Aufstand und die Behinderung der Flucht vor dem Nationalsozialismus gemäß dem Weißbuch führten seit den 1930er Jahren zur Abspaltung von Untergrundorganisationen wie Irgun und Lechi, die zu terroristischen Maßnahmen wie etwa dem Anschlag auf das King David Hotel in Jerusalem griffen.

Adolf Hitler empfing am 9. Dezember 1941 den Mufti von Jerusalem Amin al-Husseini

Deutschland suchte nach der Phase der durch „Arisierungen“ ertragreichen Emigrationsförderung nach Palästina (Ha'avara-Abkommen) Verbündete unter den arabischen Nationalisten gegen Briten und Juden. Im Herbst 1938 befanden sich bereits von ehemals 100.000 Betrieben jüdischer Inhaber nur noch 40.000 in den Händen ihrer rechtmäßigen Eigentümer.295 Nun wurde die Ausreise immer schwieriger.

1941 empfing Adolf Hitler in Berlin den von den Briten eingesetzten Mufti von Jerusalem Mohammed Amin al-Husseini, der seit langem einen Verbündeten gegen die britische Kolonial- und die jüdische Siedlungspolitik suchte. Dazu nahm er auch Kontakt mit dem „Judenreferat“ auf, das die sogenannte „Endlösung der Judenfrage“ vorbereitete.296

1942 zwang London König Faruq, dem Sympathie für die Achsenmächte Italien und Deutschland nachgesagt wurde, zur Entlassung der Regierung. So wurde Ägypten im zweiten Weltkrieg wieder besetzt und wichtigstes Aufmarschgebiet im Kampf gegen die italienisch-deutschen Truppen in Libyen.

Nach dem Ende des Krieges und der Shoa, die in Europa und Nordafrika etwa sechs Millionen Opfer forderte, wuchs die internationale Unterstützung für die zionistische Bewegung. Großbritannien kündigte an, sich aus dem britischen Mandatsgebiet zurückziehen zu wollen. Mit dem Ende des Krieges begann auch das Ende des Kolonialismus. Der Druck auf London wuchs, Palästina in die Unabhängigkeit zu entlassen. 1946 wurde Transjordanien unabhängig.

Teilungsplan der UN von 1947

Die 1945 gegründeten Vereinten Nationen übernahmen als Nachfolger des Völkerbundes, der 1922 das britische Mandat über Palästina autorisiert hatte, die Suche nach einer politischen Zukunft des Mandatsgebiets. Am 29. November 1947 stimmte die Generalversammlung der Vereinten Nationen mit Zweidrittelmehrheit für den UN-Teilungsplan für Palästina, der das Gebiet in einen jüdischen und einen arabischen Staat aufteilte, wobei der Großraum Jerusalem als Corpus separatum unter internationale Kontrolle gestellt werden sollte.

Während die meisten europäischen Juden den Plan akzeptierten, so auch die Jewish Agency, reagierten die orientalischen Juden verhaltener. Die radikalen Nationalisten wie Menachem Begins Irgun oder Jitzhak Schamirs Lechi lehnten den Plan ab, da er ihnen nicht weit genug ging. Die arabischen Führer lehnten den Plan gleichfalls ab. Neben der grundsätzlichen Ablehnung eines jüdischen Staates geschah dies mit der Begründung, der Plan verletze die Rechte der Mehrheitsbevölkerung in Palästina, die nicht-jüdischen Religionen angehöre. Kritisiert wurde der Umfang und die Qualität des Landes, das den Juden zugeteilt wurde. So kam es im Mandatsgebiet zu Überfällen und Anschlägen durch irreguläre jüdische und arabische Kräfte.

Das Ende des britischen Mandats am 14. Mai 1948 führte zur Versammlung des Jüdischen Nationalrats im Stadtmuseum von Tel Aviv. David Ben-Gurion verkündete in der Israelischen Unabhängigkeitserklärung „Kraft des natürlichen und historischen Rechts des jüdischen Volkes und aufgrund des Beschlusses der UNO-Vollversammlung“ die Errichtung des Staates Israel. Einige Stunden später eröffneten die Armeen Transjordaniens, des Irak, des Libanon, Ägyptens und Syriens den Krieg gegen Israel (Palästinakrieg).

Seit der Staatsgründung Israels

Abzug der Briten, Staatsgründung und erster arabisch-israelischer Krieg (1948)

Jüdische Zuwanderer gehen 1948 nahe Naharija an Land

Am 14. Mai 1948 zogen sich die letzten britischen Streitkräfte aus Palästina zurück und David Ben Gurion verlas die israelische Unabhängigkeitserklärung. Noch in der Gründungsnacht erklärten Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien dem gemeinsamen Gegner Israel den Krieg. Im Verlauf dieses Krieges konnten ägyptische Truppen zwar in Israel eindringen, doch mussten sie sich trotz Militär- und Finanzhilfen aus Saudi-Arabien und aus anderen arabischen Staaten 1949 wieder zurückziehen. Die israelische Armee konnte die Gegner nicht nur zurückschlagen sondern auch einige der Gebiete erobern, die laut Teilungsplan den Arabern oder Jerusalem zugehörten. Nach 15 Monaten dominierte Israel ein um die Hälfte angewachsenes Staatsgebiet, einschließlich Westjerusalem. Im Juni 1948 führten Auseinandersetzungen um die Entwaffnung des Schiffs Altalena zu schweren Kämpfen zwischen der israelischen Regierung unter Ben-Gurion und Vertretern des Irgun, darunter Menachem Begin. Am 25. Januar 1949 fanden die ersten Wahlen zur Knesset statt, am 25. Februar wurde Ben-Gurion zum ersten Premierminister Israels ernannt.

Unter der Federführung der Vereinten Nationen wurden 1949 auf Rhodos vier Waffenstillstandserklärungen zwischen Israel und auf der anderen Seite Ägypten, Jordanien, dem Libanon und Syrien unterzeichnet, mit der Grünen Linie als Grenze zwischen den Staaten. Das Westjordanland einschließlich des Ostteils von Jerusalem mit der Altstadt wurde von Jordanien besetzt (Juden hatten, obwohl dies laut Waffenstillstandsabkommen mit Jordanien ihr Recht war, keinen Zugang zur Klagemauer und zum Tempelberg) und der Gazastreifen kam unter ägyptische Verwaltung.

Die Gründung Israels entwickelte sich für die Palästinenser zu einer Katastrophe (Nakba). Viele der Flüchtlinge und ihre Nachkommen leben bis heute in Lagern, die vom Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten betrieben werden (siehe Palästinensisches Flüchtlingsproblem). Am 1. Januar 1950 erklärte die Regierung Jerusalem zur Hauptstadt des Staates Israel, am 24. April annektierte das seinerzeitige Transjordanien das Westjordanland und Ostjerusalem.

Am 5. Juli 1950 verabschiedete die Knesset das Rückkehrgesetz, das allen Juden in der Welt das Recht gibt, nach Israel einzuwandern.297 So kamen von 1947 bis 1950 etwa 250.000 Holokaustüberlebende ins Land. Die „Operation fliegender Teppich“ brachte zwischen 1949 und 1950 etwa 49.000 jemenitische Juden nach Israel. Sie war nach dem Einverständnis der Briten möglich geworden; ihr waren Pogrome in Aden vorausgegangen. Am 11. Mai 1949 wurde Israel Mitglied der UNO.298

1953 gab Ben-Gurion seinen Rücktritt bekannt und siedelte in den Kibbuz Sede Boker in der Negev über. Von dort aus sabotierte er die von Premier Mosche Scharet (1953-1955) geführten Friedensverhandlungen mit Ägyptens Präsident Nasser.299 Dieser hatte gemeinsam mit Ali Muhammad Nagib König Faruq durch einen Militärputsch am 23. Juli 1952 gestürzt. 1955 kehrte Ben-Gurion zunächst als Verteidigungsminister, noch im selben Jahr erneut als Premierminister zurück.

Vom 2. bis zum 4. arabisch-israelischen Krieg (1956-1973)

Sueskrise (Herbst 1956)

Die Sueskrise von 1956 war eine in einen militärischen Konflikt mündende Krise zwischen Ägypten auf der einen und Großbritannien, Frankreich und Israel auf der anderen Seite. Anlass war die Verstaatlichung der mehrheitlich britisch-französischen Sueskanal-Gesellschaft durch Nasser. Auf Druck der Großmächte USA und Sowjetunion mussten sich die Intervenienten jedoch wieder zurückziehen.

Die Lavon-Affäre, benannt nach dem israelischen Verteidigungsminister Pinchas Lavon, war die Folge einer 1954 in Ägypten unter dem Kodenamen Operation Susannah durchgeführten Aktion, die 1963 zum Rücktritt von Ben-Gurion führte. Sein Amt als Premierminister übernahm Levi Eschkol. Auf Einladung des US-Präsidenten Johnson besuchte dieser als erster israelischer Ministerpräsident die USA, worauf Washington begann, Israel bedeutende Waffenmengen zu verkaufen. Dennoch blieb bis zum Sechstagekrieg Frankreich Israels bedeutendster Waffenlieferant. Unter Eschkols Führung nahm Israel 1965 erstmals diplomatischen Kontakt mit der Bundesrepublik Deutschland auf; auch initiierte er kulturelle Kontakte mit der Sowjetunion.

1958 entstand die Vereinigte Arabische Republik Ägyptens und Syriens, die jedoch nur bis 1961 bestand, sowie der Zusammenschluss dieser Vereinigten Arabischen Republik mit Nordjemen zu den Vereinigten Arabischen Staaten. Eine erneute Vereinigung mit Syrien und dem Irak zur Vereinigten Arabischen Republik im Jahr 1963 scheiterte an Differenzen zwischen dem irakischen und dem syrischen Flügel der Baath-Partei. Nassers Panarabismus war damit gescheitert.

Sechstagekrieg (5. bis 10. Juni 1967)

1963 bis 1967 war Premier Eschkol zugleich Verteidigungsminister. Der Sechstagekrieg folgte unmittelbar auf die Sperrung der Straße von Tiran für die israelische Schifffahrt, den von Nasser erzwungenen Abzug der UNEF-Truppen vom Sinai und einem ägyptischen Aufmarsch von 1000 Panzern und fast 100.000 Soldaten an den Grenzen Israels. Der Krieg begann am 5. Juni mit einem Angriff der israelischen Luftwaffe auf ägyptische Luftwaffenbasen, der einem befürchteten Angriff der arabischen Staaten zuvorkommen sollte. Jordanien, das am 30. Mai 1967 einen Verteidigungsvertrag mit Ägypten geschlossen hatte, griff daraufhin Westjerusalem und Netanja an. Am Ende des Krieges kontrollierte Israel den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, die Golanhöhen, das Westjordanland und Ostjerusalem. Eschkol lud Ben-Gurions Partei Rafi und Menachem Begins Partei Gachal ein, sich einer „Regierung der Nationalen Einheit” anzuschließen. Er überließ Vertretern einer militanteren Linie wie Menachem Begin und Mosche Dajan das Feld.

Am letzten Tag des Krieges, dem 10. Juni 1967, brach die Sowjetunion die diplomatischen Beziehungen zu Israel ab und erschwerte bis zu ihrer Auflösung ca. 3 Millionen jüdischen Bürgern die Ausstellung von Reisepässen.

Nach Abschluss des Krieges war Eschkol federführend bei der Gründung von Awoda, der Arbeitspartei, die 1968 aus der Fusion von Mapai, Achdut Haawoda/Poale Zion und Rafi hervorging. Eschkol war bis zu seinem plötzlichen Tod im Februar 1969 ihr Vorsitzender. Seine Nachfolgerin wurde Golda Meir. 1970 setzte sie gegen heftigen Widerstand in den eigenen Reihen den Waffenstillstand am Sueskanal durch. Für Aufsehen sorgte auch ihr Konflikt mit dem österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky, aufgrund seiner Entscheidung, das Transitlager Schönau für jüdische Auswanderer aus der Sowjetunion zu schließen. Nach einer längeren Regierungskrise bildete Meir am 10. März 1974 erneut eine Regierung, kündigte jedoch bereits am 11. April ihren Rücktritt an. Ihr Nachfolger wurde am 3. Juni Jitzchak Rabin.

Jom-Kippur-Krieg (6. bis 24. Oktober 1973)

Der Jom-Kippur-Krieg begann mit einem überraschenden Angriff Ägyptens und Syriens am 6. Oktober 1973, dem höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur. Damit sollten die sechs Jahre zuvor im Zuge des Sechstagekrieges verlorenen Gebiete zurückerobert werden. Während der ersten zwei Tage rückten die Streitkräfte Ägyptens und Syriens vor, doch nach der zweiten Kriegswoche waren die Syrer von den Golanhöhen abgedrängt. Im Sinai waren die israelischen Streitkräfte derweil zwischen zwei ägyptischen Armeen durchgebrochen, hatten den Sueskanal überschritten und eine ägyptische Armee abgeschnitten, bevor der UN-Waffenstillstand am 24. Oktober 1973 in Kraft trat.

Die wachsende Anhängerschaft orientalischer Juden stärkte währenddessen zunehmend die Likud-Partei, doch erst Korruptionsvorwürfe gegen die Regierung Rabin, dazu eine anwachsende Inflation, machten sie erstmals zur stärksten Kraft. Mit Menachem Begin stellte sie ab Mai 1977 den Ministerpräsidenten.

Vom Friedensvertrag mit Ägypten (1979) bis zur erstem und zweiten Intifada (1987-93 und 2000-2005)

Am 26. März 1979 wurde in Washington ein Frieden mit Ägypten geschlossen, was zum Abzug der israelischen Truppen führte. Präsident Sadats Ägypten wurde daraufhin in der islamischen Welt isoliert und es wurde aus der Arabischen Liga ausgeschlossen. Begin ordnete 1981 die Bombardierung des irakischen Leichtwasserreaktors Osirak an, 1982 ließ Begin die Armee in den Libanon einmarschieren. Dort begann die Operation „Frieden für Galiläa“, die sechs Monate dauerte. Das Waffenstillstandsabkommen sah eine Pufferzone im Süden Libanons vor.300 Bei der Besetzung Beiruts im September 1982 kam es zu einem Massaker in den Palästinenserlagern von Sabra und Schatila durch christliche libanesische Milizen, ohne dass die in der Nähe stationierten israelischen Armeeeinheiten eingriffen. Nach einer Untersuchung musste der Hauptverantwortliche für die Intervention, Verteidigungsminister Ariel Scharon, zurücktreten. Schließlich kam es zu einem israelisch-libanesischen Abkommen, das einen vollständigen Rückzug der Truppen vorsah. Begin trat am 15. September 1983 überraschend zurück. 1984 wurde eine Koalition aus Likud und der von Schimon Peres geführten Awoda, der Arbeitspartei gebildet. Peres wurde Ministerpräsident für den ersten Teil der Amtsperiode und wurde im September 1986 von Schamir im Rahmen des israelischen Modells abgelöst. 1988 wurde die große Koalition wiedergewählt. Nach dem Austritt der Arbeitspartei im Jahr 1990 stand Schamir einer Minderheitsregierung vor.

Flickr - Government Press Office (GPO) - THE NOBEL PEACE PRIZE LAUREATES FOR 1994 IN OSLO.
PLO-Führer Jassir Arafat und die Außen- und Premierminister Israels Schimon Peres und Jitzchak Rabin nahmen 1994 den Friedensnobelpreis in Oslo entgegen.

Derweil war es in den Palästinensergebieten zu starken sozialen Spannungen gekommen. Im Zuge eines Aufstandes, der ersten Intifada („abschütteln“), kam es zur Gründung der Hamas. Auslöser dieser ersten Intifada war der Zusammenstoß eines israelischen Militärlastwagens mit zwei palästinensischen Taxen am 8. Dezember 1987. Dabei starben in der Nähe des Grenzübergangs Erez vier Palästinenser. Der nun folgende Aufstand, bei dem über 600 Palästinenser und 18 Israelis ums Leben kamen, entstand für die PLO-Führung, die zu dieser Zeit in Tunis ihren Sitz hatte, ungeplant und ungesteuert. Während die israelische Regierung zunächst mit Knüppelschlägen gegen Steinewerfer reagierte, wurden im September 1988 Plastikgeschosse eingeführt, die Rabin mit „Es ist unsere Absicht, möglichst viele von ihnen zu verwunden ... Verletzungen zu verursachen, ist genau das Ziel der Verwendung der Plastikkugeln.“301 kommentierte. Auch wurden Oliven- und Obstbäume vernichtet, die Strafe der Hauszerstörung wurde vielfach angewandt. Zudem wurde die Schließung von Universitäten und Schulen angeordnet. Erst im Juli 1994 durfte PLO-Führer Arafat nach Palästina zurückkehren. In diesem Jahr konnte zwischen Israel und Jordanien ein Friedensvertrag abgeschlossen werden.

1991 begann die Umsiedlung von etwa äthiopischen Juden mit der Operation Salomon (21. November 1984 - 5. Januar 1985). Sie flohen vor dem äthiopischen Bürgerkrieg. Bis 2004 kamen weitere Gruppen, so dass 2010 etwa 120.000 äthiopische Juden in Israel lebten.302

1996 ordnete Schimon Peres nach Raketenangriffen der Hisbollah auf Nordisrael die „Operation Früchte des Zorns“ im Libanon an, in deren Folge während eines Artillerieangriffs auf Kana, bei der Zerstörung des UNIFIL-Hauptquartiers 106 libanesische Zivilisten starben. Dies kostete Peres die entscheidenden arabischen Stimmen bei der Direktwahl zum Ministerpräsidenten gegen Benjamin Netanjahu, nachdem er bis dahin als klarer Favorit gegolten hatte.

Auslöser der zweiten Intifada war der Besuch des Oppositionspolitikers Ariel Scharon vom 28. September 2000 am Tempelberg,303 der unter arabischer Verwaltung stand. Folgt man dem Historiker Benny Morris, so ist unklar, ob der nun folgende Aufstand spontan oder auf Befehl der palästinensischen Führung begann.304 In jedem Falle beteiligten sich sowohl die religiös-politischen Organisationen, wie Hamas oder Islamischer Dschihad, als auch konservative, wie die Fatah und linke, wie die Volksfront zur Befreiung Palästinas und die Demokratische Front zur Befreiung Palästinas. Die israelische Armee besetzte das Flüchtlingslager Dschenin, die Geburtskirche in Bethlehem wurde belagert (2002), Arafats Hauptquartier in Ramallah wurde zerstört, es kam zu Militäraktionen („Operation Regenbogen“ und „Tage der Buße“) im Frühjahr und im Herbst 2004. Zudem begann der Bau einer 52 km langen Sperranlage um den Gazastreifen und einer 759 km langen zum Westjordanland. Am 8. Februar 2005 vereinbarten Abbas und Scharon in Scharm-el-Scheich einen Waffenstillstand. Etwa 1.010 bis 1.050 Israelis und 3.100 bis 3.500 Palästinenser waren getötet worden,305 womit dieser Kampf verlustreicher war als die beiden letzten arabisch-israelischen Kriege. Der Sechstagekrieg hatte 803 Israelis das Leben gekostet (nach anderen Angaben 766306), der Abnutzungskrieg zwischen 1968 und 1970 738.307

Im Dezember 2003 legte Scharon den als „Scharon-Plan“ bekannten Abzugsplan aus dem Gazastreifen und Teilen des Westjordanlands vor, wonach alle Siedlungen im Gazastreifen und vier im Westjordanland aufgelöst werden sollten. Der Plan kostete Scharon Unterstützung durch die Siedlungsbewegung und die politische Rechte, brachte ihm aber Zustimmung im gemäßigten und linken Spektrum. Um den Plan, der seiner früheren Politik widersprach, durchzusetzen, beendete er die Koalition mit Schinui und Schas und ging eine Große Koalition mit der Arbeitspartei ein. Am 21. November 2005 kündigte Scharon seinen Rücktritt und den Austritt aus dem Likud an. Nachdem der Widerstand innerhalb seiner Partei gegen den Abzug gewachsen war, hatte er im selben Monat eine neue Partei mit dem Namen Kadima („Vorwärts“) gegründet, die bei den folgenden Neuwahlen gewann. Ehud Olmert folgte dem erkrankten Scharon Anfang 2006.

Organisationen der Palästinenser: Fatah, PLO, Hamas

Jassir Arafat gründete zusammen mit drei anderen Studenten die Fatah (Harakat Tahrir Filastin – Bewegung für die Befreiung Palästinas), die den „bewaffneten Kampf zur Befreiung Palästinas“ führen wollte. Sie griff in den folgenden Jahren von Gaza und vom jordanischen Westufer aus Ziele in Israel an. Auf Initiative der arabischen Liga entstand 1964 die Palestinian Liberation Organization (PLO) im jordanischen Ostjerusalem mit dem Ziel der arabischen Einheit und der Befreiung Palästinas. Der Zionismus wurde als kolonialistische Bewegung betrachtet, erster Vorsitzender wurde der Diplomat Ahmed Schukairi. 1969 vereinigten sich Fatah und PLO, doch wurde diese neue PLO 1970 im „Schwarzen September“ aus Jordanien vertrieben. Sie wich in den Libanon aus, 1982 nach Tunesien. Dies schwächte ihre Stellung im Gazastreifen.

1987 kam es zu ersten Aktivitäten der Hamas. 2004 begann die israelische Regierung mit gezielten Tötungen von Feinden, darunter am 22. März des geistlichen Führers und Gründers der Hamas, Scheich Ahmed Jasin und am 17. April Abd al-Aziz al-Rantisi, dann folgte Khaled Abu Selmiya, der Kommandant der Izz-al-Din-al-Qassam-Brigaden.

Jassir Arafat starb am 11. November 2004 in Paris. Ihm folgte Mahmud Abbas als Präsident der palästinensischen Autonomiebehörde. In Verhandlungen mit Ariel Scharon beendete er die Zweite Intifada. 2006 gewann die Hamas die Wahlen in den Palästinensischen Autonomiegebieten. Nach Grenzkonflikten, an denen die Hamas und der Hisbollah beteiligt waren, kam es zum Libanonkrieg 2006. Im Juni 2007 kam es zu bürgerkriegsähnlichen Kämpfen zwischen der Hamas und der Fatah, in deren Verlauf die Hamas die Kontrolle über den Gazastreifen erlangte, die Fatah über das Westjordanland. Damit endete zugleich die Regierung der Nationalen Einheit. An der Jahreswende 2007 auf 2008 bombardierte die israelische Luftwaffe über drei Wochen lang den Gazastreifen. Am 4. Mai 2011 schlossen Fatah und Hamas nach ägyptischer Vermittlung ein Versöhnungsabkommen.

Als Reaktion auf Raketenbeschuss griff die israelische Luftwaffe in der Operation Wolkensäule ab dem 14. November 2012 Ziele im Gazastreifen an, in dem etwa 1,7 Millionen Menschen lebten. Im Zuge dieser Angriffe wurde auch Hamas-Führer Ahmed al-Dschabari getötet. Am 22. November wurde durch Vermittlung Ägyptens und der USA eine Waffenruhe erzielt. 2014 kam es zu einer erneuten Konfrontation, nachdem drei Jugendliche ermordet worden waren. Die israelische Armee rückte in den Gaza-Streifen ein und zerstörte mehrere Dutzend Tunnel, die Gaza und Israel verbanden. Bei den Angriffen kamen weit über tausend Menschen ums Leben. Am 5. August trat eine Waffenruhe in Kraft.

Außenpolitik jenseits Palästinas

Weil zwischen Israel und seinen Nachbarn kein Friede zustande kam, versuchte die israelische Regierung die Beziehungen zu anderen Ländern zu verbessern. So wurden am 15. Mai 1952 diplomatische Beziehungen zu Japan aufgenommen. Ähnliches versuchte man mit den Regierungen Indiens und der Volksrepublik China, scheiterte jedoch damit.

In den 1960er Jahren erhielt Israel von einer Gruppe gerade in die Unabhängigkeit entlassener afrikanischer und asiatischer Kolonien - darunter Burma, Nigeria, Kenia, Kamerun, die Elfenbeinküste und Liberia - Bitten um wirtschaftliche und technische Zusammenarbeit beim Aufbau der Infrastruktur, der Armee und Verwaltung. Israels Regierung konnte daraufhin Verträge abschließen, doch der wirtschaftlichen Aufwertung und außenpolitischen Stärkung Israels trat bei der Bandung-Konferenz eine Gruppe muslimischer Staaten mit Ägypten an der Spitze entgegen.308

Ein Handelsabkommen mit der Europäischen Gemeinschaft kam 1964 zustande. In den 1970ern begann Israel mit von der EG und den USA empfohlenen Reformen im Geld- und Finanzwesen sowie Handelsliberalisierungsmaßnahmen. 1975 wurde ein Handels- und Kooperationsabkommen mit der EG geschlossen. Innerhalb dessen kam es 1989 zu einer Freihandelszone im gewerblichen Bereich, außerdem wurden Israel damit Zollpräferenzen im Agrarbereich eingeräumt.

Verhältnis zu den USA

Die Vereinigten Staaten hatten bei den Verhandlungen um die Unabhängigkeit Israels zwar entscheidendes Gewicht gehabt, doch unterlag Palästina - und damit Israel - seit dem 5. Dezember 1947 einem Waffenembargo.309 Dieses wurde bis 1967 aufrechterhalten. Auch die wirtschaftliche Unterstützung war von begrenztem Umfang und erhöhte sich erst ab 1973 drastisch. Erst seit diesem Zeitpunkt kann von einer Sicherheitspartnerschaft zwischen Israel und den USA die Rede sein. Hingegen kamen die Waffen in der Gründungsphase Israels über die Tschechoslowakei aus der Sowjetunion.

Im März 1957 sorgte erheblicher Druck aus Washington dafür, dass die israelische Armee die 1956 eroberten Gebiete wieder räumen musste. Auch danach bemühte sich die US-Regierung, die arabischen Staaten nicht herauszufordern. So erfolgten in den 1960er Jahren nur heimliche Waffenlieferungen auch über Deutschland. Auch im Abnutzungskrieg von 1968/70 hielten die Amerikaner, diesmal zusammen mit der Sowjetunion, Israels Pläne auf. Dennoch war inzwischen Washington der größte Waffenlieferant geworden. Dies galt auch für den Jom-Kippur-Krieg von 1973, in dem die USA eine Luftbrücke für Waffen einrichteten.

US-Außenminister Henry Kissinger erreiche im Januar 1974 ein erstes, im September 1975 ein zweites Entflechtungsabkommen zwischen Israel und Ägypten, im Mai 1974 mit Syrien. Mit der PLO kam es erst 1988 zu offiziellen Gesprächen, nachdem ihr Führer Jassir Arafat das Existenzrecht Israels anerkannt hatte. Bei der Sadat-Initiative spielten die Amerikaner allerdings zunächst keine Rolle, doch konnte die Carter-Regierung am 17. September 1978 in Camp David ein Abkommen erzielen, das am 26. März 1979 in einen Friedensvertrag mündete.

Sowohl die verstärkte Siedlungstätigkeit unter Menachem Begin, als auch die Bombardierung des Versuchsreaktors von Bagdad am 7. Juni 1981 entzogen sich der Steuerung durch Washington. Auch die Ablehnung der US-Regierung gegenüber einer Einverleibung des Westjordanlands war fruchtlos. Ähnliches galt für die Entführung des Hisbollah-Führers Obeid 1989. Dies erklärt sich wohl daraus, dass Israel als einzig verlässlicher Verbündeter in der Region galt.

Die Unterstützung der amerikanischen Juden bröckelte ab 1977 ab. Dazu trug die Siedlungspolitik, die mit diesem Jahr einsetzte bei, aber auch der ägyptische Präsident Sadat. Doch seit den 1990er Jahren schwenkten große jüdische Organisationen auf die Seite des Likud ein und unterstützen seither Netanjahu. Andererseits gingen 1994 nur noch 30 % der jüdischen Spenden nach Israel, während es in den 1960er Jahren noch 60 bis 70 % gewesen waren. Zudem ist der Kenntnisstand der amerikanischen Juden über Israel eher gering: Nur 18 % von ihnen hatten 1995 das Land besucht, 2005 war es jeder Fünfte. Von den Orthodoxen, die 7 % der Juden in den USA stellten (2005 waren es 10 %), waren allerdings 1998 81 % schon mindestens einmal dort gewesen.

Zuwanderer aus Russland, Orthodoxie

Nach dem Amtsantritt von Michael Gorbatschow und der von ihm ins Leben gerufenen Perestroika wurden die sowjetischen Ausreisebestimmungen gelockert.310 So wanderten bis zum Jahr 2003 über eine Million Menschen von dort nach Israel ein. Von russischen Einwanderern wurde die nationalistische Partei Jisrael Beitenu gegründet. Von religiöser Seite wird gelegentlich die jüdische Identität einiger Immigranten aus der Sowjetunion angezweifelt. Dies beruht auf Widersprüchen zwischen der Halacha, in der die jüdische Religionszugehörigkeit matrilinear übertragen wird, und dem Begriff der (jüdischen) Nationalität in der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten, die patrilinear bestimmt wird.

Innerhalb Israels sorgte der Zustrom konservativer Juden für eine Veränderung der Mehrheitsverhältnisse und des politischen Klimas. Diese Veränderung wird mittlerweile vom stark divergierenden Bevölkerungswachstum innerhalb der jüdischen Bevölkerung weiter beschleunigt. Dies hängt einerseits damit zusammen, dass sich die Zahl der streng-orthodoxen Juden alle 16 Jahre verdoppelt, andererseits damit, dass sie die Mitarbeit in der Gesellschaft verweigern. So gingen 2009 bereits 13 % der erwachsenen männlichen Bevölkerung in eine Jeschiwa und waren damit vom Kriegsdienst freigestellt. Die Haredi stellen Prognosen zufolge bis 2028 ein Fünftel der Bevölkerung, bis 2050 sogar 37 % - vorausgesetzt ihre Wachstumsrate von jährlich 5 % hält an. 1980 stellten sie erst 4 % der Bevölkerung, und daher konnte der Staat sie bisher alimentieren. Hinzu kommt, dass in den Schulen nicht praxisorientiert oder Natur- und Gesellschaftswissenschaften unterrichtet werden, so dass die Absolventen nur schwer in den Arbeitsmarkt gelangen können.311

Koalitionsregierung unter Netanjahu, Sozialproteste 2011

Netanjahu war erstmals von Mai 1996 bis Mai 1999 Ministerpräsident; zudem war er 1998 und 2002 bis 2003 Außenminister, 2003 bis 2005 Finanzminister. Aus Protest gegen die Siedlungspolitik der Scharon-Regierung legte er sein Amt nieder. Er strebte eine Fusion der Parteien Likud und der nationalistischen, von einem russischen Einwanderer gegründeten Jisra'el Beitenu an. Nach dem Libanonkrieg forderte er den Rücktritt des Ministerpräsidenten Ehud Olmert.

Nach den Wahlen vom 10. Februar 2009, bei denen der Likud knapp hinter Kadima folgte (27 gegenüber 28 Mandaten), wurde er vom Präsidenten Schimon Peres mit der Regierungsbildung beauftragt.312 Am 31. März übernahm er erneut das Amt des Ministerpräsidenten.313

Im Sommer 2011 kam es zu den größten Sozialprotesten seit Gründung des Staates. Entzündet hatten sie sich Mitte Juli als Reaktion auf die hohen Mieten in Tel Aviv. Neben dem Wohnungsproblem wurden die Lebensmittelpreise, die Gesundheitsversorgung, das Bildungssystem und die zu hohe Steuerlast thematisiert. Nach einer ersten Protestwelle Anfang August, als 300.000 Israelis auf die Straße gingen, setzte Ministerpräsident Netanjahu ein Expertenteam unter Leitung des ehemaligen Vorsitzenden des Nationalen Wirtschaftsrats Manuel Trajtenberg ein, das Lösungsvorschläge ausarbeiten sollte. Am 3. September beteiligten sich nach Medienberichten über 450.000 Menschen an Protesten. Allein in Tel Aviv forderten 300.000 Demonstranten eine gerechtere Gesellschaftsordnung. In Jerusalem versammelten sich 30.000 Menschen vor der Residenz des Ministerpräsidenten.314315

Zuwanderung, Verstädterung, Siedlungen und Bevölkerungsanteile seit 1948

Während Israel 1948 insgesamt wenig mehr als 800.000 Einwohner hatte, verzehnfachtte sich die Bevölkerung bis 2013. Dabei stieg nach der Staatsgründung der Anteil der Juden binnen vier Jahren von 650.000 auf 1.450.000, während der Anteil der Araber sich nur von 156.000 auf 179.000 erhöhte. Der Anteil der Juden stieg also von 80 auf fast 90 %. Die Gesamtzahl der Araber überschritt hingegen erst in der ersten Hälfte der 1990er Jahre die Millionengrenze, während weitere jüdische Zuwanderung deren Anteil auf 5.614.000 ansteigen ließ. Dennoch sank damit ihr Anteil auf 80 %.316 2013 wies Israel rund 75 % Juden auf.

Jerusalem war 2012 mit 773.000 Einwohnern die größte Stadt, gefolgt von Tel Aviv-Jaffa (403.700 Einwohner), Haifa (265.600 Einwohner), Rischon leTzion (228.200 Einwohner), Aschdod (206.400 Einwohner) und Be'er Scheva (194.300 Einwohner). In Jerusalem, Haifa, Jaffa oder Akkon und Ramle lebt die arabische und jüdische Bevölkerung zusammen. Die größte überwiegend arabische Stadt ist Nazareth mit 72.200 Einwohnern, gefolgt von Umm al-Fahm 46.100 Einwohnern. Die größte von Beduinen bewohnte Stadt ist Rahat im Negev mit 51.700 Einwohnern.317 Im Westjordanland gab es 2010 etwas über 200 israelische Siedlungen, vier davon Städte mit über 15.000 Einwohnern und etwa 145 nicht genehmigte „Outposts“, in Ostjerusalem befinden sich 32 und auf den Golanhöhen 42 jüdische Siedlungen.318

Die weder arabische noch jüdische Bevölkerung von 322.000 Einwohnern (4,4 %) umfasst die Bahai, die sich nicht nur als Religionsgemeinschaft, sondern auch als eigene Bevölkerungsgruppe auffassen, die seit 1974 als Nichtmuslime geltenden Ahmadi, hinzu kommen vielleicht 750 Samaritaner und etwa 4.000 Tscherkessen.

Die Tscherkessen leben in zwei Dörfern. 3.000 von ihnen bewohnen Kfar Kama im unteren Galiläa und etwa 1.000 Rekhaniya im Oberen Galiläa.

Eingang zur samaritanischen Synagoge von Ḥolon

Seit dem 18. Jahrhundert sind die Samaritaner auf Nāblus beschränkt. Heute finden sich ihre Siedlungen nur noch in Ḥolon südlich von Tel Aviv, wohin ein Teil der Samaritaner aus Nāblus im 20. Jahrhundert auswanderte, und seit jüngster Zeit in Qiryat Lūza auf dem Garizim, wohin sich die restlichen Samaritaner aus Nāblus zurückgezogen haben.319

Die Ahmadi gehören der Ahmadiyya Muslim Jamaat an. Die Religionsgemeinschaft ging in Indien aus islamischen Wurzeln hervor. Gegründet 1889 von Mirza Ghulam Ahmad erklärte die Islamische Weltliga die Ahmadiyya im April 1974 zur Irrlehre und ihre Anhänger zu Nicht-Muslimen.320 1984 setzten Verfolgungen in Pakistan ein. Bereits 1928 entstand in Israel eine Moschee am Karmel-Gebirge.321, Ende der 1970er Jahren wurde die Mahmud-Moschee in Kababir nahe Haifa errichtet.

Schrein Baha'ullahs in Bahji bei Akkon, Israel. Die Schreine der beiden Religionsstifter sind die wichtigsten Pilgerstätten der Bahai und gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO.322

Die Bahai führen sich auf den Iraner Baha'ullah zurück. 1868 bis 1892 lebte er, zuletzt in Bahji, bei Akkon. Während der Zeit in Akkon entstand der größere Teil seines Schrifttums. Sein Schrein ist der wichtigste Wallfahrtsort der Bahai und er bestimmt die Gebetsrichtung.

Von diesen ethnischen Gruppen bestehen gelegentlich unscharfe Übergänge zu den religiösen. Die Drusen machten mit 106.300 Angehörigen 1,7 % der Bevölkerung aus. Die Christen stellten 2001 2,1 % der Bevölkerung, davon waren 113.100 arabische und 25.400 nicht-arabische Christen. Viele sind Anhänger der griechisch-orthodoxen Kirche, von den insgesamt 138.500 Christen sind etwa 75.000 Katholiken. In Israel leben vielleicht 25.000 Karäer sowie eine nicht bekannte Anzahl messianischer Juden, die Elemente der jüdischen Religion übernommen haben, jedoch Jesus als Messias betrachten.

Verwaltung des Kulturerbes

Israel ist eines der Länder, die archäologisch am intensivsten untersucht wurden und werden. Verantwortlich für das 1,5 Millionen Jahre umspannende Kulturerbe und die mehr als 30.000 (Stand: 2011) registrierten archäologischen Fundstätten ist die Israel Antiquities Authority (IAA).323 Pro Jahr finden etwa 300 Notgrabungen statt. Werden menschliche Überreste entdeckt, ist die IAA in jedem Falle zuständig. Seit Juli 1994 verlangt das seit 1978 bestehende Israeli Antiquities Law die Wiederbeisetzung von menschlichen Überresten. Die fundamentalistische Organisation Athra Kaddish wirkt oftmals dahin, dass solche Überreste nicht ausgegraben werden können. Archäologische Berichte publiziert die IAA in den Organen Excavations and Surveys in Israel und ‘Atiqot.

Quelleneditionen

Literatur

Überblickswerke

Ur- und Frühgeschichte

Paläolithikum

Epipaläolithikum, Neolithikum

Alt-Palästina, Metallzeitalter

Geschichte der Ur- und Frühgeschichte

Judith Marquet-Krause (1901-1936) grub 1933 bis 1935 in Et-Tell in der West Bank, einem Siedlungshügel, von dem man annahm, es handle sich um das von den Isrealiten nach dem Buch Josua zerstörte Ai. Es handelte sich aber offenbar um den Hauptort des Kleinstaats Ai, der möglicherweise von den Seevölkern zerstört wurde.324

Griechisch-römische Antike, Ostrom-Byzanz

Muslimisches Weltreich: Umayyaden, Abbasiden, Fatimiden

Kreuzfahrerstaaten, Ayyubiden, Mamluken

Osmanen

Anita Shapira, Historikerin an der Universität Tel Aviv

Palästina seit dem ersten Weltkrieg, Staatsgründung Israels

Wissenschaftsgeschichte, Erhaltung des kulturellen Erbes

Geschichte des Reisens, Reiseliteratur

Externe Links

Filme und Dokumentationen

Anmerkungen

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  2. 2 ↑ Carl Zimmer: Woher kommen wir? Die Ursprünge des Menschen, Spektrum Akademischer Verlag, 2006, S. 90.
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  13. 13 ↑ Sabine Gaudzinski-Windheuser: Subsistenzstrategien frühpleistozäner Hominiden in Eurasien. Taphonomische Faunenbetrachtungen der Fundstellen der ’Ubeidiya Formation (Israel), Habelt, Mainz/Bonn 2005, S. 12.
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  19. 18 ↑ Vgl. Burton MacDonald: The Wadi El Ḥasā Archaeological Survey, 1979-1983, West-Central Jordan, Wilfrid Laurier University Press, 1988. (Google Books)
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  24. 20a ↑ Mary C. Stiner: The Faunas of Hayonim Cave, Israel: A 200,000-Year Record of Paleolithic Diet, Demography, and Society, Cambridge 2005.
  25. 21 ↑ Reuven Yeshurun, Guy Bar-Oz, Mina Weinstein-Evron: Modern hunting behavior in the early Middle Paleolithic: faunal remains from Misliya Cave, Mount Carmel, Israel, in: Journal of human evolution 53,6 (2007) 656–677.
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  27. 22c ↑ Karen Hardy, Anita Radini, Stephen Buckley, Rachel Sarig, Les Copeland, Avi Gopher, Ran Barkai: Dental calculus reveals potential respiratory irritants and ingestion of essential plant-based nutrients at Lower Palaeolithic Qesem Cave Israel, in: Quaternary International (18. Juni 2015).
  28. 23 ↑ Avi Gopher, Ran Barkai, Ron Shimelmitz, Muhamad Khalaily, Cristina Lemorini, Israel Hershkovitz, Mary Steiner: Qesem Cave: An Amudian Site in Central Israel, in: Journal of The Israel Prehistoric Society 35 (2005) 69-92. Vgl. R. Barkai, C. Lemorini, R. Shimelmitz, Z. Lev, M. C. Stiner, A. Gopher: A blade for all seasons? Making and using Amudian blades at Qesem Cave, Israel, in: Human Evolution 24 (2009) 57-75.
  29. 24 ↑ (Wie viel Neandertaler steckt in uns?, Quarks & Co, 7. Dezember 2010).
  30. 25 ↑ Eine Abbildung von Amud 7 findet sich hier.
  31. 26 ↑ Wadi Amud. Neandertaler - Homo neanderthalensis - Amud 1. Eine Abbildung von Amud 1 findet sich hier.
  32. 27 ↑ Spencer Wells: The Journey of Man. A Genetic Odyssey, Penguin, London 2003, S. 98.
  33. 28 ↑ Population Bottlenecks and Volcanic Winter, in: Journal of Human Evolution 35 (1998) 115-118 bzw. David Whitehouse: Humans came 'close to extinction', in: BBC News, 8. September 1998.
  34. 28a ↑ Astronomically calibrated 40Ar/39Ar age for the Toba supereruption and global synchronization of late Quaternary records, in: PNAS. 109,46 (2012) 18684–18688, doi:10.1073/pnas.1208178109.
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  36. 29 ↑ Silvia Schroer, Othmar Keel: Die Ikonographie Palästinas/Israels und der Alte Orient. Eine Religionsgeschichte in Bildern, Academia Press Fribourg/Paulusverlag Freiburg Schweiz, Freiburg i. Ue. 2005, S. 37.
  37. 29b ↑ Alexander Marshack: The Berekhat Ram figurine: a late Acheulian carving from the Middle East, in: Antiquity, 71,272 (1997I , S. 327 (online, PDF), schließt eine rein natürliche Entstehung aus.
  38. 30 ↑ Timeline in the Understanding of Neanderthals.
  39. 31 ↑ Eine Abbildung von Tabun 1 findet sich hier.
  40. 32 ↑ Pamela Jane Smith: From ‘small, dark and alive’ to ‘cripplingly shy’: Dorothy Garrod as the first woman Professor at Cambridge.
  41. 33 ↑ Excavations and Surveys (University of Haifa), archive.org, 27. Oktober 2013.
  42. 34 ↑ Eine Abbildung von Skhul V findet sich hier.
  43. 35 ↑ Jeffrey H. Schwartz, Ian Tattersall (Hg.): The Human Fossil Record, Bd. 2: Craniodental Morphology of Genus Homo (Africa and Asia), Wiley, 2003, S. 358 ff. (Google Books).
  44. 36 ↑ Muschelkette als Statussymbol. Schon vor 100.000 Jahren trugen unsere Vorfahren Schmuck, heise de, 28. Juni 2006.
  45. 37 ↑ Elena A.A. Garcea: Successes and failures of human dispersals from North Africa, in: Quaternary International 270 (2012) 119–128. Zum Auslöser vgl.: Philip Van Peer: Did middle stone age moderns of sub-Saharan African descent trigger an upper paleolithic revolution in the lower nile valley?, in: Anthropologie 42,3 (2004) 215-225.
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  61. 47 ↑ Dies und das Folgende nach Daniel T. Potts (Hg.): A Companion to the Archaeology of the Ancient Near East, Wiley & Blackwell 2012, S. 129f.
  62. 48 ↑ Daniel Kaufmann: Excavations at the Geometric Kebaran Site of Neve David, Israel: A Preliminary Report, in: Quartär 37/38 (1987) 189-199; Ofer Bar-Yosef, A. Killbrew: Wadi-Sayakh — A Geometric Kebaran Site in Southern Sinai, in: Paleorient 10 (1984) 95-102 (online).
  63. 49 ↑ Lisa A. Maher, Tobias Richter, Danielle Macdonald, Matthew D. Jones, Louise Martin, Jay T. Stock: Twenty Thousand-Year-Old Huts at a Hunter-Gatherer Settlement in Eastern Jordan, in: PLoS ONE 7,2 (2012): e31447 (online).
  64. 50 ↑ Ohalo II (Israel). Upper Paleolithic Site of Ohalo II, About.com - Archaeology.
  65. 51 ↑ Research pushes back history of crop development 10,000 years
  66. 52 ↑ Emma Suzanne Humphrey: Hunting Specialisation and the Broad Spectrum Revolution in the Early Epipalaeolithic: Gazelle Exploitation at Urkan e-Rubb IIa, Jordan Valley, PhD theses, Toronto 2012. (online); Jennifer R. Jones: Using gazelle dental cementum studies to explore seasonality and mobility patterns of the Early-Middle Epipalaeolithic Azraq Basin, Jordan, Quaternary International 252 (Februar 2012) 195–201.
  67. 53 ↑ Jerome Murphy-O'Connor (Hg.): The Holy Land. The travel guide to over 200 sites with maps, plans, and photographs, Oxford University Press 2008, S. 448.
  68. 54 ↑ Die natufische Kultur des Mesolithikums bzw. späten Epipaläolithikums (12000-10000a), in: Silvia Schroer, Othmar Keel (Hg.): Die Ikonographie Palästinas - Israels und der Alte Orient. Eine Religionsgeschichte in Bildern. Vom ausgehenden Mesolithikum bis zur Bronzezeit, Academic Press Fribourg 2005, S. 37.
  69. 55 ↑ N. Roberts, H. E. Wight jr.: Vegetational Lake-level and climatic history of Near East and Southwest Asia, in: Wright et al. (Hg.): Global climates since the last glazial maximum, 1993, S. 194-219.
  70. 56 ↑ Daniel T. Potts: A Companion to the Archaeology of the Ancient Near East, John Wiley & Sons 2012, S. 435. (Google Books)
  71. 57 ↑ Tania Hardy-Smith, Phillip C. Edwards: The garbage crisis in prehistory: artefact discard patterns at the Early Natufian site of Wadi Hammeh 27 and the origins of household refuse disposal strategies, in: Journal of Anthropological Archaeology 23 (2004) 253–289, hier: S. 258).
  72. 58 ↑ Gordon C. Hillman: „New evidence from the site of Abu Hureyra suggests that systematic cultivation of cereals in fact started well before the end of the Pleistocene – by at least 13000 years ago, and that rye was among the first crops“ (Gordon C. Hillman, Robert Hedges, Andrew Moore, Sue Colledge, Paul Pettitt: New evidence for Late Glacial cereal cultivation at Abu Hureyra on the Euphrates, in: The Holocene 11,4 (2001) 383-393. (Abstract).
  73. 58s ↑ Amaia Arranz-Otaegui, Lara Gonzalez Carretero, Monica N. Ramsey, Dorian Q. Fuller, Tobias Richter: Archaeobotanical evidence reveals the origins of bread 14,400 years ago in northeastern Jordan, in: PNAS, 31. Juli 2018 (online).
  74. 59 ↑ François-Raymond Valla: Les Natoufiens connaissaient-ils l'arc ?, Travaux de la Maison de l'Orient; La Main et l’Outil. Manches et emmanchements préhistoriques. Table Ronde C.N.R.S. tenue à lyon du 26 au 29 novembre 1984 (1987) 165-174.
  75. 60 ↑ Jennifer Viegas: Ancient hunter reveals bag of tricks, in: ABC Science, 17. Dezember 2007.
  76. 61 ↑ Simon J. M. Davis, François R. Valla: Evidence for domestication of the dog 12,000 years ago in the Natufian of Israel. In: Nature 276 (1978) 608–610 doi:10.1038/276608a0 und Eitan Tchernova, François F. Valla: Two New Dogs, and Other Natufian Dogs, from the Southern Levant. In: Journal of Archaeological Science 24/1 (1997) 65–95 doi:10.1006/jasc.1995.0096
  77. 62 ↑ F. Bocquentin, Ofer Bar-Yosef: Early Natufian remains: evidence for physical conflict from Mt. Carmel, Israel, in: Journal of Human Evolution 47 (2004) 19-23.
  78. 63 ↑ K. Kris Hirst: Hilazon Tachtit (Israel). Natufian Shamanism and Feasting, About.com, Archaeology.
  79. 64 ↑ Sven Stockrahm: Das Grab der Voodoo-Priesterin. Die Zeit, 4. November 2008
  80. 65 ↑ Natalie D. Munro, Leore Grosman: Early evidence (ca. 12,000 B.P.) for feasting at a burial cave in Israel, in: Proceedings of the National Academy of Sciences 107,35 (2010) 15362-15366.
  81. 66 ↑ Silvia Schroer, Othmar Keel: Die Ikonographie Palästinas/Israels und der Alte Orient. Eine Religionsgeschichte in Bildern, Academia Press Fribourg/Paulusverlag Freiburg Schweiz, Freiburg i. Ue. 2005, S. 40.
  82. 67 ↑ R. B. Alley, D. A. Meese, C. A. Shuman, A. J. Gow, K. C. Taylor, P. M. Grootes, J. W. C. White, M. Ram, E. D. Waddington, P. A. Mayewski, G. A. Zielinski: Abrupt increase in Greenland snow accumulation at the end of the Younger Dryas event, in: Nature 362 (8. April 1993) 527-529.
  83. 68 ↑ Bernhard Weninger, Lee Clare, Eelco J. Rohling, Ofer Bar-Yosef, Utz Böhner, Mihael Budja, Manfred Bundschuh, Angelica Feurdean, Hans-Georg Gebel, Olaf Jöris, Jörg Linstädter, Paul Mayewski, Tobias Mühlenbruch, Agathe Reingruber, Gary Rollefson, Daniel Schyle, Laurens Thissen, Henrieta Todorova, Christoph Zielhofer: The Impact of Rapid Climate Change on prehistoric societies during the Holocene in the Eastern Mediterranean, in: Documenta Praehistorica 36 (2009) 7-59, hier: S. 15 (online).
  84. 69 ↑ Rona Winter-Livneha, Tal Svorayb, Isaac Gileada: Secondary burial cemeteries, visibility and land tenure: A view from the southern Levant Chalcolithic period, in: Journal of Anthropological Archaeology 31,4 (Dezember 2012) 423–438.
  85. 70 ↑ Avî Gôfēr: Arrowheads of the Neolithic Levant, Eisenbrauns, 1994, S. 6. (Google Books)
  86. 71 ↑ C14 radiocarbon CONTEXT database, Radiokarbondaten der Universität Köln zu Abu Madi.
  87. 72 ↑ Ofer Bar-Yosef, Eitan Tchernov, Avi Gopher: An early neolithic village in the Jordan Valley. Peabody Museum of Archaeology and Ethnology, Harvard University 1997.
  88. 73 ↑ Ron Pinhasi, Joaquim Fort, Albert J. Ammerman: Tracing the Origin and Spread of Agriculture in Europe, in: PLoS Biol 3,12 (2005): e410. doi:http://dx.doi.org/10.1371%2Fjournal.pbio.0030410 10.1371/journal.pbio.0030410.
  89. 73h ↑ David Grimm: These may be the world’s first images of dogs—and they’re wearing leashes, in: Science, 16. November 2017.
  90. 74 ↑ I. Kuijt, B. Finlayson: Evidence for food storage and predomestication granaries 11,000 years ago in the Jordan Valley, Proceedings of the National Academy of Sciences 106/27, 2009, 10966. doi:10.1073/pnas.0812764106
  91. 75 ↑ Hans-Georg Gebel: Subsistenzformen, Siedlungsweisen und Prozesse des sozialen Wandels vom akeramischen bis zum keramischen Neolithikum, Diss. Freiburg 2002, Teil II, S. 37.
  92. 76 ↑ Hans-Georg Gebel: Subsistenzformen, Siedlungsweisen und Prozesse des sozialen Wandels vom akeramischen bis zum keramischen Neolithikum, Diss. Freiburg 2001/02, Teil II, S. 39.
  93. 77 ↑ Y. Goren, I. Segal, Ofer Bar-Yosef: Plaster Artifacts and the Interpretation of the Nahal Hemar Cave, in: Journal of the Israel Prehistoric Society 25 (1993) 120-131.
  94. 78 ↑ Nahal Hemar Cave, PPND - the Platform for Neolithic Radiocarbon Dates.
  95. 78d ↑ Viviane Slon, Rachel Sarig, Israel Hershkovitz, Hamoudi Khalaily, Ianir Milevski: The Plastered Skulls from the Pre-Pottery Neolithic B Site of Yiftahel (Israel) – A Computed Tomography-Based Analysis, in: PLOS one, 19. Februar 2014 (online).
  96. 78e ↑ Ron Shimelmitza1, Danny Rosenberg: Dull-edged Weapons and Low-level Fighting in the Late Prehistoric Southern Levant, in: Cambridge Archaeological Journal 23,3 (2013) 433-452.
  97. 79 ↑ Zu Motza vgl. H. Khalaily, O. Bar-Yosef, O. Barzilai, E. Boaretto, F. Bocquentin, A. Eirikh-Rose, Z. Greenhut, A. N. Goring-Morris, G. le Dosseur, O. Marder, L. Sapir-Hen, M. Yizhaq: Excavations at Motza in the Judean Hills and the Early Pre-Pottery Neolithic B in the Southern Levant, in: Paléorient 33,2 (2007) 5-38.
  98. 80 ↑ Lidar Sapir-Hen, Guy Bar-Oz, Hamoudy Khalaily, Tamar Dayan: Gazelle exploitation in the early Neolithic site of Motza, Israel: the last of the gazelle hunters in the southern Levant, in: Journal of Archaeological Science 36,7 (2009) 1538–1546.
  99. 81 ↑ Jeff Heckt: How Etna's Neolithic hiccup set off a tsunami, in: New Scientist, 13. Dezember 2006.
  100. 82 ↑ The Pre-Pottery Neolithic Site of Atlit-Yam, Israel Antiquities Authority.
  101. 83 ↑ Atlit-Yam, Israel, in: New Scientist, 25. November 2009.
  102. 83c ↑ Ehud Galili, Liora Kolska Horwitz, Vered Eshed, Baruch Rosen, Israel Hershkovitz: Submerged prehistoric settlements off the Mediterranean coast of Israel, in: Skyllis 13 (2013) 181-204, hier: S. 198.
  103. 83d ↑ Ehud Galili, Liora Kolska Horwitz, Vered Eshed, Baruch Rosen, Israel Hershkovitz: Submerged prehistoric settlements off the Mediterranean coast of Israel, in: Skyllis 13 (2013) 181-204, hier: S. 201.
  104. 84 ↑ Vgl. Adel Yahya: Jericho. Geschichte, archäologische und religiöse Stätten. Reiseführer. The Palestinian Association for Cultural Exchange, Ramallah 2005 und Roy Liran, Ran Barkai: Casting a shadow on Neolithic Jericho., in: Antiquity 85 (2011) 327.
  105. 85 ↑ Yosef Garfinkel: The Yarmukians. Neolithic Art from Shaʻar Hagolan, Jerusalem 1999.
  106. 86 ↑ Daniel. T. Potts (Hg.): A Companion to the Archaeology of the Ancient Near East, John Wiley & Sons 2012, S. 834.
  107. 86l ↑ Yossi Nagar: Human osteological database at the Israel Antiquities Authority. Overview and some examples of use, in: Bioarchaeology of the Near East, 5 (2011) 1-18.
  108. 87 ↑ Walter C. Kaiser: A History of Israel, S. 38.
  109. 87d ↑ Dvory Namdar, Alon Amrani, Nimrod Getzov, Ianir Milevski: Olive oil storage during the fifth and sixth millennia BC at Ein Zippori, Northern Israel, in: Israel Journal of Plant Sciences 62,1-2 (2015) 65-74.
  110. 88 ↑ Einen knappen Überblick bietet Michael Brass. 2002. Badarian government and religious evolution, Antiquity of Man.
  111. 89 ↑ Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. Strategy, Society and Security, Routledge, London 1999, S. 71.
  112. 91 ↑ Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thintenzeit, Harrassowitz, Wiesbaden 1987,. S. 157.
  113. 92 ↑ A. H. Gardiner, T. E. Peet: The inscriptions of Sinai, London 1953, S. 54, Nr. 1, Tafel 1.
  114. 93 ↑ Maurice Dunand: Fouilles de Byblos I. 1926-1932. Paris 1931, S. 169.
  115. 94 ↑ Vgl. Kathryn A. Bard, Rodolfo Fattovich (Hg.): Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Istituto Universitario Orientale, Neapel 2007.
  116. 95 ↑ Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Albatros, Düsseldorf 2002, S. 243.
  117. 96 ↑ Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen, Albatros, Düsseldorf 2002, S. 243f.
  118. 97 ↑ Darrell D. Baker: The Encyclopedia of the Egyptian Pharaohs. Band 1: Predynastic to the Twentieth Dynasty (3300–1069 BC). Bannerstone Press, Oakville (Connecticut) 2008, S. 260.
  119. 98 ↑ William Matthew Flinder Petrie: Deshasheh. The Egypt Exploration Fund, London 1898 (PDF; 7,0 MB), Tafel IV.
  120. 99 ↑ Walter C. Kaiser: A History of Israel, S. 45.
  121. 99d ↑ Assaf Yasur-Landau, Eric H. Cline, Andrew J. Koh, David Ben-Shlomo, Nimrod Marom, Alexandra Ratzlaff, Inbal Samet: Rethinking Canaanite Palaces? The Palatial Economy of Tel Kabri during the Middle Bronze Age, in: Journal of Field Archaeology (7. Dezember 2015).
  122. 100 ↑ Amnon Ben-Tor: Do the Execration Texts reflect an accurate picture of the contemporary settlement map of Palestine?, in Yaira Amit, Ehud Ben Zvi, Israel Finkelstein, Oded Lipschits (Hg.): Essays on Ancient Israel in Its Near Eastern Context. A Tribute to Nadav Naʼaman, Eisenbrauns 2006, 63–87. (Google Books)
  123. 101 ↑ Ludwig Morenz: Kanaanäisches Lokalkolorit in der Sinuhe-Erzählung und die Vereinfachung des Urtextes, in: ZDPV 113 (1997) 2–5.
  124. 102 ↑ Massimo Patanè: Quelques Remarques sur Sinouhe. in: Bulletin de la Société d'égyptologie de Genève (BSEG) 13, 1989, S. 132.
  125. 103 ↑ Albrecht Alt: Zwei Vermutungen zur Geschichte des Sinuhe. in: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde (ZÄS) 58, 1923, S. 49 f.
  126. 104 ↑ Manfred Bietak: Artikel Hyksos, in: Wolfgang Helck (Hg.): Lexikon der Ägyptologie, Band 3, 1980, Sp. 93.
  127. 105 ↑ Ludwig Morenz: Kanaanäisches Lokalkolorit in der Sinuhe-Erzählung und die Vereinfachung des Urtextes, in: ZDPV 113 (1997) 3.
  128. 106 ↑ Antonio Loprieno: Topos und Mimesis. Zum Ausländer in der ägyptischen Literatur, Harrassowitz, Wiesbaden 1988, S. 41ff.
  129. 107 ↑ Gae Callender: The Middle Kingdom Renaissance (c. 2055–1650 BC), in: Ian Shaw (Hg.): The Oxford History of Ancient Egypt, Oxford University Press, Oxford u. a. 2000, S. 137–171 und Wolfram Grajetzki: The Middle Kingdom of Ancient Egypt. History, Archaeology and Society, Duckworth, London 2006.
  130. 108 ↑ Jürgen von Beckerath: Untersuchungen zur politischen Geschichte der Zweiten Zwischenzeit in Ägypten, Habil. 1962, Augustin, Glückstadt u. a. 1964 (grundlegende Untersuchung zur Zweiten Zwischenzeit) und Kim Ryholt: The Political Situation in Egypt during the Second Intermediate Period, c. 1800-1550 B.C., The Carsten Niebuhr Institute of Near Eastern studies, Kopenhagen 1997.
  131. 109 ↑ Kim S. B. Ryholt: The Political Situation in Egypt during the Second Intermediate Period, Kopenhagen 1997, S. 151.
  132. 110 ↑ Kurt Galling (Hg.): Textbuch zur Geschichte Israels, Mohr, Tübingen 1979, S. 35.
  133. 111 ↑ A. J. Peden: The Reign of Ramesses IV, Aris & Phillips, Warminster 1994, S. 18–23.
  134. 112 ↑ Carlo D'Adamo: Sardi, Etruschi e Italici nella guerra di Troia. Edizioni Pendragon, Bologna 2011.
  135. 113 ↑ Vgl. Ursula Kaplony-Heckel: Die Israel-Stele des Mer-en-Ptah, 1208 v. Chr., in: Otto Kaiser u. a.: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, Bd. I Alte Folge – Lieferung 6, Historisch-chronologische Texte III, Mohn, Gütersloh 1985, S. 545; siehe ebenso Wolfgang Helck: Die Seevölker in den ägyptischen Quellen – Jahresbericht des Instituts für Vorgeschichte der Universität Frankfurt am Main, München 1976, S. 7–21.
  136. 114 ↑ Übersetzung der Inschrift (Zeilen 15–18) in: Edward Noort: Die Seevölker in Palästina, Kok Pharos Publishing House, Kampen 1994, S. 56/57.
  137. 114f ↑ Pollen Study Points to Drought as Culprit in Bronze Age Mystery, in: New York Times, 22. Oktober 2013.
  138. 114p ↑ So etwa 2001 Uta Zwingenberger: Dorfkultur der frühen Eisenzeit in Mittelpalästina, Universitätsverlag Freiburg Schweiz/Vandenhoeck & Ruprecht, Freiburg i.Ue./Göttingen..
  139. 115 ↑ Avraham Faust, Justin Lev-Tov: The Constitution of Philistine identity: Ethnic dynamics in twelfth to tenth century Philistia, in: Oxford Journal of Archaeology 30,1 (2011) 13–31.
  140. 116 ↑ Ich folge hier Aren M. Maeir1, Louise A. Hitchcock, Liora Kolska Horwitz: On the Constitution and Transformation of Philistine Identity, in: Oxford Journal of Archaeology 32,1 (Februar 2013) 1–38. (online)
  141. 117 ↑ A. Kanta, D. Z. Kontopodi: Kastrokephala (Crete): strangers or locals in a fortified acropolis of the 12th century BC, in: V. Karageorghis, O. Kouka (Hg.): On Cooking Pots, Drinking Cups, Loom Weights and Ethnicity in Bronze Age Cyprus and Neighbouring Regions. An International Archaeological Symposium Held in Nicosia, November 6th–7th 2010, 2011, S. 129–142.
  142. 118 ↑ James K. Hoffmeier: Ancient Israel in Sinai. The Evidence for the Authenticity of the Wilderness Tradition, Oxford University Press 2005. (Google Books)
  143. 119 ↑ Die Inschrift ist umstritten, so widersprachen Israel Finkelstein, Benjamin Sass, Lily Singer-Avitz: Writing in Iron IIA Philistia in the Light of the Tel Zayit/Zeta Abecedary, in: Zeitschrift des Deutschen Palästinavereins 124 (2008) 1-14 der Deutung, worauf wiederum Ron E. Tappy: The Despositional History of Iron Age Tel Zayit, in: EI 30 (2011) 127-143 als Entdecker der Inschrift im Jahr 2005 eine Replik publizierte.
  144. 120 ↑ James Maxwell Miller, John H. Hayes: A History of Ancient Israel and Judah, Westminster John Knox, Louisville 2006, S. 77.
  145. 121 ↑ Serge Frolov: How Old is the Song of Deborah?, in: Journal for the Study of the Old Testament 36,2 (2011) 163–184 bezweifelt das hohe Alter des Liedes und sieht seine Entstehung eher im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr.
  146. 122 ↑ „At present, archaeology has nothing to say about the Jerusalem of ... David and Salomo“ bemerkte 2008 Alan Millard (Alan R. Millard: David and Salomon's Jerusalem: Do the Bible and Archaeology disagree?, in: Daniel Isaac Block (Hg.): Israel. Ancient Kingdom or Late Invention?, Nashville 2008, S. 200.
  147. 123 ↑ Bernd Ulrich Schipper: Israel und Ägypten in der Königszeit, Freiburg, Göttingen 1999, S. 23.
  148. 124 ↑ Erich Zenger u.a.: Einleitung in das Alte Testament, 1. Aufl. 1995, 7. Aufl., W. Kohlhammer, Stuttgart 2008, S. 639. (Google Books)
  149. 125 ↑ Zu König Rehabeam und dem Scheschonq-Feldzug vgl. Othmar Keel: Die Geschichte Jerusalems und die Entstehung des Monotheismus, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, S. 339-343. (Google Books)
  150. 126 ↑ Kurt Galling: Textbuch zur Geschichte Israels (TGI), Mohr, Tübingen 1979, S. 50.
  151. 127 ↑ Israel Finkelstein, Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel, C. H. Beck, München 2003, S. 309.
  152. 128 ↑ Eine Darstellung bietet Richard Elliott Friedman: The Bible with Sources Revealed, HarperCollins 2009. (Google Books) Vgl. Ders: Who wrote the Bible?, Summit/Simon & Schuster, New York 1987, 2. Aufl. Harper, San Francisco 1996, das sich an Nichtspezialisten wendet. Anders: Jan Christian Gertz, Konrad Schmid, Markus Witte (Hg.): Abschied vom Jahwisten. Die Komposition des Hexateuch in der jüngsten Diskussion, de Gruyter, 2002. (Google Books)
  153. 129 ↑ Vgl. Murray Howard Lichtenstein: Who speaks for God? Priests and Prophets in Biblical Israel, The City University of New York, 2000.
  154. 130 ↑ Keine Posaunen vor Jericho, S. 49.
  155. 131 ↑ Alan B. Lloyd: A Companion to Ancient Egypt, Bd. 1, Wiley-Blackwell, 2010, S. 345f.
  156. 132 ↑ Biblical Archaeology 24: Jehoiachin’s Rations, Theo-sophical Ruminations.
  157. 133 ↑ Folgt man der Nabonid-Chronik tötete Kyros 547 v. Chr. nach einem Feldzug einen König, dessen Land inzwischen als „Urartu“ gelesen wird, nicht mehr „Lydien“. Die Chronik des Eusebius von Caesarea sieht die Eroberung im Jahr 547 v. Chr.
  158. 134 ↑ Hanan Eshel: The Governors of Samaria in Fifth and Fourth Centuries B.C.E., in: Oded Lipschits, Gary N. Knoppers, Rainer Albertz (Hg.): Judah and the Judeans in the Fourth Century B.C.E., Winona Lake 2007, S. 223-234.
  159. 135 ↑ John W. Wright: "Those doing the Service in the House of the Lord". 1 Chronicles 23:6-24:31 and the sociohistorical Context of the Temple of Yahweh in Jerusalem in the Late Persian/Early Hellenistic Period, in: Oded Lipschits, Gary N. Knoppers, Rainer Albertz (Hg.): Judah and the Judeans in the Fourth Century B.C.E., Winona Lake 2007, S. 361-384, hier: S. 361.
  160. 136 ↑ Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332-30 v. Chr., München 2001, S. 81.
  161. 137 ↑ Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332-30 v. Chr., München 2001, S. 82; – ähnlich Günther Hölbl: Geschichte des Ptolemäerreiches. Politik, Ideologie und religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung. Durchgesehener Nachdruck der 1. Auflage von 1994, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, S. 13: nach Hölbl lautete der Vorschlag des Ptolemaios „das Reich in lose verbundene Satrapien-Staaten zu zerteilen“.
  162. 138 ↑ Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332-30 v. Chr., München 2001, S. 86ff; Werner Huß führt dort alle Satrapien mit den jeweiligen Satrapen auf.
  163. 139 ↑  Klaus-Dietrich Schunck: Makkabäer/Makkabäerbücher, in: Gerhard Krause, Gerhard Müller (Hg.): Theologische Realenzyklopädie. Studienausgabe. Teil 2, Band 21, Walter De Gruyter, Berlin 2000, S. 736 (Google Books).
  164. 140 ↑ Josephus: Ant.Jud. 13,257f. Strabon (Geogr. 16,2,34) hingegen schreibt, die Idumäer seien Nabatäer gewesen, die sich aufgrund eines Streites von den Nabatäern getrennt, sich westlich von ihnen angesiedelt und später Sitten und Gebräuche der Juden übernommen hätten.
  165. 141 ↑ Amos Kloner, Ian Stern: Idumea in the Late Persian Period (Fourth Centruy B.C.E.), in: Oded Lipschits, Gary N. Knoppers, Rainer Albertz (Hg.): Judah and the Judeans in the Fourth Century B.C.E., Winona Lake 2007, S. 139-144, hier: S. 140.
  166. 142 ↑ Amos Kloner, Ian Stern: Idumea iin the Late Persian Period (Fourth Centruy B.C.E.), in: Oded Lipschits, Gary N. Knoppers, Rainer Albertz (Hg.): Judah and the Judeans in the Fourth Century B.C.E., Winona Lake 2007, S. 139-144, hier: Tabelle 1, S. 143.
  167. 143 ↑ Yithhak Magen, Haggai Misgav, Levara Tsfania (Hg.): Mount Gerizim Excavations, Bd. 1: The Aramaic, Hebrew, and Samaritan Inscriptions, Israel Exploration Society, Jerusalem 2004.
  168. 144 ↑ Yitzhak Magen: The Dating of the First Phase of the Samaritan Temple on Mount Gerizim in Light of the Archaeological Evidence, in: Oded Lipschits, Gary N. Knoppers, Rainer Albertz (Hg.): Judah and the Judeans in the Fourth Century B.C.E., Winona Lake 2007, S. 157-211. (Google Books)
  169. 145 ↑ Yitzhak Magen: The Dating of the First Phase of the Samaritan Temple on Mount Gerizim in Light of the Archaeological Evidence, in: Oded Lipschits, Gary N. Knoppers, Rainer Albertz (Hg.): Judah and the Judeans in the Fourth Century B.C.E., Winona Lake 2007, S. 157-211, hier: S. 168f. (Google Books)
  170. 146 ↑ Bob Becking: Do the Earliest Samaritan Inscriptions Already Indicate a Parting of the Ways?, in: Oded Lipschits, Gary N. Knoppers, Rainer Albertz (Hg.): Judah and the Judeans in the Fourth Century B.C.E., Winona Lake 2007, S. 213-222, hier: S. 215.
  171. 147 ↑ Flavius Josephus, Antiquitates Judaicae XVIII:4,1-2.
  172. 148 ↑ So etwa Peter von der Osten-Sacken: Gott und Belial. Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zum Dualismus in den Texten von Qumran. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1969; Martin Hengel: Judentum und Hellenismus: Studien zu ihrer Begegnung unter besonderer Berücksichtigung Palästinas bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts vor Christus. (1969) Mohr Siebeck, 3. Auflage, Tübingen 1988.
  173. 149 ↑ 1953 setzte die jordanische Regierung ein Herausgeberteam unter der Leitung von Roland de Vaux ein. Es edierte die Hauptausgabe der Schriftrollen, die Reihe Discoveries in the Judaean Desert. Band 1 erschien 1955, 1959 Band 2 mit Material aus dem Wadi Murabba'at, 1962 Band 3 mit Material aus den Höhlen 2,3,5–10, 1965 Band 4 mit der Psalmenrolle aus Höhle 11, 1968 Band 5 mit Texten aus Höhle 4. 1977 erschien Band 6 mit kleineren Texten und Targunim aus Höhle 4, 1982 Band 7 u. a. mit der Kriegsrolle. 1960 gab Eduard Lohse eine erste deutsche Übersetzung einiger Qumrantexte heraus, 1964 folgte Johann Maier. Angesichts des langsamen Editionsprozesses kamen Verschwörungstheorien auf, die 1990-94 zur „Qumrankrise“ führten. Seit 1988 kamen israelische Forscher in den Herausgeberkreis, 1990 erhielt die Leitung Emanuel Tov. Er vergrößerte das Herausgeberteam auf 50 Mitarbeiter und beschleunigte so die Publikation der noch fehlenden Texte. Seit 2010 ist die editio princeps mit 40 Bänden vollständig, alle Qumrantexte sind publiziert. Revisionen der älteren Bände werden vorbereitet. Auf der Website des Israel Museums (Israel Museum) sind Abbildungen in hoher Auflösung sowie Hintergrundinformationen zu finden.
  174. 150 ↑ Robert G. Hoyland: Arabia and the Arabs: From the Bronze Age to the Coming of Islam, S. 60.
  175. 151 ↑ Robert G. Hoyland: Arabia and the Arabs: From the Bronze Age to the Coming of Islam, S. 68.
  176. 152 ↑ Robert G. Hoyland: Arabia and the Arabs: From the Bronze Age to the Coming of Islam, S. 62.
  177. 153 ↑ Josephus 1:61.
  178. 153d ↑ Thomas Wagner: Mescha / Mescha-Stele, Bibelwissenschaft.de, September 2006.
  179. 154 ↑ Robert G. Hoyland: Arabia and the Arabs: From the Bronze Age to the Coming of Islam, S. 66.
  180. 154d ↑ Josephus, Jüdische Altertümer 15, 107–160 und Jüdischer Krieg 1, 365–385. Dazu Christoph Schäfer, Kleopatra, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, S. 199ff.; Walter Otto: Herodes 14, in: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, Supplementband II, Stuttgart 1913, Sp. 1–158 (hier: Sp. 45ff.)..
  181. 155 ↑ Barry Jagoda: In Results From New Archeological Research, Bericht zu Khirat en-Nahas von der University of California, 2005.
  182. 156 ↑ Donald B. Redford: Egypt, Canaan and Israel in Ancient Times, Princeton University Press 1993, S. 228 und 318.
  183. 157 ↑ Caesar: De bello civili III 103, 2; Plutarch, Caesar 48 u. a.
  184. 158 ↑ Mordechai Aviam: First century Jewish Galilee: an archaeological perspective, in: Douglas R. Edwards (Hg.): Religion and Society in Roman Palestine, Routledge 2004, S. 7-27, hier: S. 15.
  185. 159 ↑ Thomas Johann Bauer: "Who is who in der Welt Jesu?", Herder Verlag, Freiburg im Breisgau, 2007, S. 63ff. Herodes Philippos sollte nicht mit seinem Halbbruder gleichen Namens verwechselt werden, eigentlich Herodes Boethos, aus der siebten Ehe seines Vaters mit Mariamne (II.), der der erste Ehemann der Herodias und der Vater von Salome war.
  186. 160 ↑ Josephus, Jüdischer Krieg 2,499–555.
  187. 161 ↑ Sueton, Vespasian 4.
  188. 162 ↑ Josephus, Jüdischer Krieg 3,69.
  189. 163 ↑ Egon Flaig: Den Kaiser herausfordern. Die Usurpation im Römischen Reich. Frankfurt/Main u.a. 1992, S. 240ff.
  190. 164 ↑ Tacitus, Historien 4,51.
  191. 165 ↑ Ingomar Weiler: Titus und die Zerstörung des Tempels von Jerusalem - Absicht oder Zufall?, in: Klio. Beiträge zur alten Geschichte 50 (1968), S. 139–158; Sabine Panzram: Der Jerusalemer Tempel und das Rom der Flavier. In: Johannes Hahn (Hg.): Zerstörungen des Jerusalemer Tempels. Geschehen – Wahrnehmung – Bewältigung. Tübingen 2002, S. 166–182, hier: S. 169.
  192. 166 ↑ Josephus, Jüdischer Krieg 5,446f.
  193. 167 ↑ Josephus, Jüdischer Krieg 5,491ff.
  194. 168 ↑ Josephus, Jüdischer Krieg 5,567ff.
  195. 169 ↑ Tacitus, Historien, 5,13.
  196. 170 ↑ Josephus, Jüdischer Krieg 6,420. Als Beleg für diese Zahlen führt Josephus den Zensus an, den der Statthalter von Syrien, Gaius Cestius Gallus, kurz vor dem Aufstand vorgenommen hatte.
  197. 171 ↑ Tacitus, Historien 2,2,1.
  198. 172 ↑ Helmut Castritius: Die flavische Familie. Frauen neben Vespasian, Titus und Domitian. In: Hildegard Temporini-Gräfin Vitzthum (Hrsg.): Die Kaiserinnen Roms. München 2002, S. 164–186, hier: S. 166.
  199. 173 ↑ Cassius Dio 65,15,4.
  200. 174 ↑ Sueton, Titus 7,2.
  201. 175 ↑ Stefan Pfeiffer: Die Zeit der Flavier. Vespasian, Titus, Domitian. Darmstadt 2009, S. 47; David C. Braund: Berenice in Rome., in: Historia 33 (1984) 120f.
  202. 176 ↑ Zu Berenike und den Gründen für die Trennung vgl. Helmut Castritius: Die flavische Familie. Frauen neben Vespasian, Titus und Domitian. In: Hildegard Temporini-Gräfin Vitzthum (Hrsg.): Die Kaiserinnen Roms. München 2002, S. 164–186, besonders S. 166–169.
  203. 177 ↑ Hans-Jochen Gamm: Das Judentum. Eine Einführung, erste Aufl. 1960, ND LIT, Münster 1998, 2011, S. 30.
  204. 178 ↑ Martin Jacobs: Die Institution des jüdischen Patriarchen. Eine quellen- und traditionskritische Studie zur Geschichte der Juden in der Spätantike, Mohr Siebeck, 1995 passim.
  205. 179 ↑ Martin Jacobs: Die Institution des jüdischen Patriarchen. Eine quellen- und traditionskritische Studie zur Geschichte der Juden in der Spätantike, Mohr Siebeck, 1995, S. 223f.
  206. 180 ↑ Jörg Ulrich: Euseb von Caesarea und die Juden. Studien zur Rolle der Juden in der Theologie des Eusebius von Caesarea, Walter de Gruyter, 1999, S. 8 geht von weniger als 70.000 aus.
  207. 180e ↑ Günter Stemberger: Das Judentum in frührabbinischer Zeit. Zu neuen Entwicklungen in der Forschung, in: Historische Zeitschrift 300 (2015) 1-31.
  208. 181 ↑ Englische Übersetzung: Römische Geschichte, LXVIII, 32.
  209. 182 ↑ Ḥayim Hilel Ben-Sasson: Geschichte des jüdischen Volkes. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Beck, München 1978, S. 454–458 (basierend auf der englischen Ausgabe von 1976, erste Ausgabe Tel Aviv 1969).
  210. 183 ↑ Martin Jacobs: Die Institution des jüdischen Patriarchen. Eine quellen- und traditionskritische Studie zur Geschichte der Juden in der Spätantike, Mohr Siebeck, 1995, Tabelle auf den Seiten 205f.
  211. 184 ↑ Tannaim and Amoraim, Jewish Encyclopedia, 1906.
  212. 185 ↑ Richard A. Freund: Secrets of the Cave of Letters. Rediscovering a Dead Sea Mystery, Humanity Books, 2004, S. 201. Vgl. Tiziana J. Chiusi: Zur Wechselwirkung zwischen römischem Recht und provinzialen Rechten anhand von Dokumenten aus dem Archiv der Babatha, in: Thomas Gergen (Hg.): Vielfalt und Einheit in der Rechtsgeschichte. Festgabe für Elmar Wadle zu seinem 65. Geburtstag, Heymanns, Köln 2004.
  213. 186 ↑ Opper 2009, S. 90.
  214. 187 ↑ Cassius Dio 69,12,1 f.; Fündling 2006, Bd. 4.2, S. 670–74; Birley 2006, S. 95; Opper 2009, S. 90.
  215. 188 ↑ Peter Schäfer: Der Bar Kokhba-Aufstand. Tübingen 1981, S. 29–34.
  216. 189 ↑ Untersuchungen von Peter Kuhlmann: Religion und Erinnerung. Göttingen 2002, S. 133–136 und Peter Schäfer: Der Bar Kokhba-Aufstand, Tübingen 1981, S. 38–50 sowie Aharon Oppenheimer: The Ban on Circumcision as a Cause of the Revolt: A Reconsideration. In: Peter Schäfer (Hrsg.): The Bar Kokhba War Reconsidered, Tübingen 2003, S. 55–69 und Ra’anan Abusch: Negotiating Difference: Genital Mutilation in Roman Slave Law and the History of the Bar Kokhba Revolt. In: Peter Schäfer (Hrsg.): The Bar Kokhba War Reconsidered, Tübingen 2003, S. 71–91. Vgl. ferner Giovanni Battista Bazzana: The Bar Kokhba Revolt and Hadrian’s Religious Policy. In: Marco Rizzi (Hrsg.): Hadrian and the Christians, Berlin 2010, S. 85–109.
  217. 190 ↑ Peter Schäfer: Der Bar Kokhba-Aufstand. Tübingen 1981, S. 29–50.
  218. 191 ↑ Peter Schäfer: Der Bar Kokhba-Aufstand, Tübingen 1981, S. 47–50.
  219. 192 ↑ Cassius Dio 69,12,3; Opper 2009, S. 89.
  220. 193 ↑ Fündling 2006, Bd. 4.2, S. 676.
  221. 194 ↑ Cassius Dio 69,14,3; Birley 2006, S. 101.
  222. 195 ↑ Karl Christ: Geschichte der römischen Kaiserzeit. 5. Auflage. München 2005, S. 328.
  223. 196 ↑ Einen Überblick bietet Werner Eck: Rom herausfordern. Bar Kochba im Kampf gegen das Imperium Romanum. Das Bild des Bar Kochba-Aufstandes im Spiegel der neuen epigraphischen Überlieferung. Rom 2007.
  224. 197 ↑ Hans J. Gamm: Das Judentum. Eine Einführung, erste Aufl. 1960, 1998, Nachdruck, LIT Münster 2011, S. 29.
  225. 198 ↑ Richard Alston: The Revolt of the Boukoloi. Geography, History and Myth, in: Keith Hopwood (Hg.): Organised Crime in the Ancient World, Duckworth, London 1999, S. 129–153.
  226. 199 ↑ Hoyland, S. 75.
  227. 200 ↑ Udo Hartmann: Das palmyrenische Teilreich, Stuttgart 2001, hier: S. 92. (Google Books)
  228. 201 ↑ Dies und das Folgende nach Udo Hartmann: Das palmyrenische Teilreich, Stuttgart 2001. (Google Books)
  229. 202 ↑ Petros Patrikios, Fragment 10.
  230. 203 ↑ Dazu die Forschungsdiskussion bei Udo Hartmann: Das palmyrenische Teilreich. Stuttgart 2001, S. 146ff.
  231. 204 ↑ Zum Perserkrieg siehe Hartmann, Das palmyrenische Teilreich, S. 162ff.
  232. 205 ↑ Dazu die Forschungsdiskussion bei Udo Hartmann: Das palmyrenische Teilreich. Stuttgart 2001, S. 247f.
  233. 206 ↑ Udo Hartmann: Das palmyrenische Teilreich. Stuttgart 2001, S. 169.
  234. 207 ↑ Udo Hartmann: Das palmyrenische Teilreich. Stuttgart 2001, S. 330f.
  235. 208 ↑ Udo Hartmann: Das palmyrenische Teilreich. Stuttgart 2001, S. 328 und 288f.
  236. 209 ↑ Udo Hartmann: Das palmyrenische Teilreich. Stuttgart 2001, S. 406f.
  237. 210 ↑ Karl Leo Noethlichs: Die Juden im christlichen Imperium Romanum. 4.-6. Jahrhundert, Akademie Verlag 2001, S. 32f.
  238. 210f ↑ Zum Tempelbau als Mittel gegen die Christen vgl. Mordechai Piron: Die römische Initiative zum Wiederaufbau des Tempels, in: Aufbau 4 (2009) 10–12.
  239. 211 ↑ Jörg Ulrich: Euseb von Caesarea und die Juden. Studien zur Rolle der Juden in der Theologie des Eusebius von Caesarea, Walter de Gruyter, 1999, S. 8f.
  240. 212 ↑ Jörg Ulrich: Euseb von Caesarea und die Juden. Studien zur Rolle der Juden in der Theologie des Eusebius von Caesarea, Walter de Gruyter, 1999, S. 10.
  241. 213 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 3.
  242. 214 ↑ Jörg Ulrich: Euseb von Caesarea und die Juden. Studien zur Rolle der Juden in der Theologie des Eusebius von Caesarea, Walter de Gruyter, 1999, S. 18.
  243. 215 ↑ Jörg Ulrich: Euseb von Caesarea und die Juden. Studien zur Rolle der Juden in der Theologie des Eusebius von Caesarea, Walter de Gruyter, 1999, S. 25f.
  244. 216 ↑ Theologische Realenzyklopädie, Studienausgabe Teil II, de Gruyter 2000, Art. Palästina, S. 596. (Google Books)
  245. 216p ↑ Yizhar Hirschfeld: A climatic change in the early Byzantine period?, in: Palestine Exploration Quarterly 136,2 (2004) 133-149.
  246. 216q ↑ S. Riena: 2000-year environmental history of a karstic lake in the Mediterranean Pre-Pyrenees: the Estanya lakes (Spain), in: CATENA 55,3 (2004) 293-324.
  247. 217 ↑ Jörg Ulrich: Euseb von Caesarea und die Juden. Studien zur Rolle der Juden in der Theologie des Eusebius von Caesarea, Walter de Gruyter, 1999, S. 8f.
  248. 218 ↑ Codex Theodosianus 5, 18, 1; Elisabeth Herrmann-Otto: Die Gesellschaftsstruktur der Spätantike. In: Alexander Demandt, Josef Engemann (Hg.): Konstantin der Große. Imperator Caesar Flavius Constantinus. von Zabern, Mainz am Rhein 2007, S. 188.
  249. 219 ↑ Peter Sarris: Empires of Faith. The Fall of Rome to the Rise of Islam, 500–700. Oxford University Press, Oxford 2011, S. 31.
  250. 220 ↑ Hans-Georg Beck: Das byzantinische Jahrtausend. C. H. Beck, München 1994, S. 47.
  251. 221 ↑ Dabei kam es nach Angaben späterer Quellen zu Massakern an den Christen in der Stadt, die bis heute von Historikern kolportiert werden (vgl. Elliot Horowitz: Reckless Rites. Purim and the Legacy of Jewish Violence, Princeton 2006, S. 228ff.; Ders.: „The vengeance of the Jews was stronger than their avarice“. Modern Historians and the Persian Conquest of Jerusalem in 614, in: Jewish Social Studies 4,2. Vgl. zudem Yuri Stoyoanov: Defenders and Enemies of the True Cross. The Sasanian Conquest of Jerusalem in 614 and Byzantine Ideology in Anti-Persian Warfare, Wien 2011. Die zeitnäheren Quellen erwähnen die Juden gar nicht oder halten ihre Rolle für marginal (vgl. Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 6, Anm. 8).
  252. 222 ↑ Zur Bedeutung der Reliquie siehe etwa Barbara Baert: Heraclius and Chosroes or The Desire for the True Cross
  253. 223 ↑ Vgl. John Haldon: Greater Syria in the Seventh Century. Context and Background, in: John Haldon (Hg.): Money, Power and Politics in Early Islamic Syria, Farnham 2010, S. 3.
  254. 224 ↑ Möglicherweise operierte Herakleios später in Mesopotamien mit 25.000–50.000, vielleicht sogar mit bis zu 70.000 Mann (Walter E. Kaegi: Heraclius – Emperor of Byzantium, Cambridge 2003, S. 160). Siehe auch James Howard-Johnston: Heraclius’ Persian Campaigns and the Revival of the East Roman Empire 622–630, in: War in History 6 (1999) 1–44.
  255. 225 ↑ Walter E. Kaegi: Heraclius – Emperor of Byzantium, Cambridge 2003, S. 126 und 146.
  256. 226 ↑ In der Forschung wird meist angenommen, dass mit der Bezeichnung „Chasaren“, die in den Quellen auftaucht, eigentlich die Göktürken gemeint waren und die betreffende Quelle, der Historiker Moses Daskhurantsi, den Terminus Chasaren anachronistisch gebrauchte. Vgl. dazu James Howard-Johnston: Heraclius’ Persian Campaigns and the Revival of the East Roman Empire 622–630, in: War in History 6 (1999) 1–44, hier: S. 13, sowie Walter E. Kaegi: Heraclius – Emperor of Byzantium, Cambridge 2003, hier: S. 142f. mit Belegen.
  257. 227 ↑ Engelbert Winter, Beate Dignas: Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz , Akademie Verlag, Berlin 2001, S. 178. (Google Books) Zur Korrespondenz: Nicholas Oikonomides: Correspondance between Heraclius and Kavädh-Siroe in the Paschal Chronicle (628), in: Byzantion 41 (1971) 269-281.
  258. 228 ↑ Avî Gôfēr: Arrowheads of the Neolithic Levant, Eisenbrauns, 1994, S. 5-14. (Google Books)
  259. 229 ↑ Fergus Millar: Rome's 'Arab' Allies in Late Antiquity, in: Henning Börm, Josef Wiesehöfer (Hg.): Commutatio et Contentio. Studies in the Late Roman, Sasanian and Early Islamic Near East, in Memory of Zeev Rubin. Wellem-Verlag, Düsseldorf 2010, S. 199–226.
  260. 230 ↑ Demnach war es vor allem diese Dynastie, die der später als Ghassaniden bezeichneten Gruppe Zusammenhalt verlieh (Greg Fisher: Between Empires. Arabs, Romans and Sasanians in Late Antiquity, Oxford University Press, Oxford 2011).
  261. 231 ↑ David Nicolle: Yarmuk AD 636: The Muslim Conquest of Syria. Osprey Publishing 1994. Jens J. Scheiner: Die Eroberung von Damaskus. Quellenkritische Untersuchung zur Historiographie in klassisch-islamischer Zeit, Leiden/Boston 2010 datiert die Eroberung von Damaskus in das Jahr 635. (Google Books)
  262. 231c ↑ Einen Überblick über die Eroberungen bietet Hugh Kennedy: The Great Arab Conquests, Philadelphia 2007. (Google Books)
  263. 232 ↑ So etwa Yehuda Nevo, Judith Koren: Crossroads to Islam. The Origins of the Arab Religion and the Arab State, Prometheus Books, Amherst, New York 2003 (Rezension).
  264. 233 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 8.
  265. 234 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 19.
  266. 235 ↑ Die Briefe in englischer Übersetzung finden sich bei Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 28ff.
  267. 236 ↑ Nathanael Bonwetsch (Hg.): Doctrina Iacobi nuper baptizati, Abhandlungen der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, phil.-hist. Klasse, N.S. 13,3, Berlin 1910, S. 86.
  268. 236c ↑ James Howard-Johnston: Witnesses to a World Crisis, Oxford 2010. Vgl. Rezension von Mischa Meier online.
  269. 237 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 44.
  270. 237c ↑ Jens J. Scheiner: Die Eroberung von Damaskus. Quellenkritische Untersuchung zur Historiographie in klassisch-islamischer Zeit, Brill, 2010 (Google Books), S. 473-493. (Zusammenfassung und Ausblick), insbesondere S. 491–493; Schreiner meint: „Diese Studie zur Eroberung von Damaskus stellt erst den Anfang dar“. Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 44 ging noch von einer Belagerung und Eroberung aus. Eine Rezension von Stephan Conermann zu Schreiners isnad-cum-matn-Analyse von akhbar-Material aus dem Jahr 2011 findet sich hier.
  271. 238 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 28. (Google Books)
  272. 238f ↑ James Howard-Johnston (S. 212 f.) datiert die Schlacht ins Jahr 635.
  273. 239 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 51.
  274. 240 ↑ Die den Umayyaden gegenüber feindlich eingestellte schiitische Überlieferung hält Umayya lediglich für einen Adoptivsohn des Abd Schams, ihn und seine Nachkommen also nicht für blutsverwandt mit der Familie des Propheten.
  275. 241 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 76.
  276. 242 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 80.
  277. 243 ↑ Hugh N. Kennedy: The Prophet and the Age of the Caliphates, S. 92.
  278. 244 ↑ Gernot Rotter: Die Umayyaden und der Zweite Bürgerkrieg (680 - 692), Steiner, Wiesbaden 1982.
  279. 245 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 108.
  280. 246 ↑ A. Elad: The Southern Golan in the Early Muslim Period: The Significance of Two Newly Discovered Milestones of ‘Abd al-Malik, in: Der Islam 76 (1999) 33–88.
  281. 247 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 204f.
  282. 248 ↑ Mark R. Cohen: On the interplay of Arabic and Hebrew in the Cairo Geniza letters, in: Jonathan P. Decter, Michael Chaim Rand (Hg.): Studies in Arabic and Hebrew letters. In honor of Raymond P. Scheindlin, Gorgias Press 2007; S. 17–36.
  283. 249 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 226.
  284. 250 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 234f.
  285. 251 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 242.
  286. 252 ↑ Hugh N. Kennedy: The Byzantine and Early Islamic Near East, S. 26.
  287. 253 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 121f.
  288. 254 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 150.
  289. 255 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 141.
  290. 256 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 161.
  291. 257 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 171f.
  292. 258 ↑ Joseph Yahalom: Palestinian Vocalised Piyyut Manuscripts in the Cambridge Genizah Collections, Cambridge University Press 1997, S. 7. (Google Books)
  293. 259 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 182.
  294. 260 ↑ Jericho Mafjar Project.
  295. 261 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 118. Einige Zeit nach der Eroberung erscheint auch die Bezeichnung Bayt al-Maqdis, verkürzt für (Stadt) des Tempels. Daneben waren weitere Bezeichnungen geläufig.
  296. 262 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 95.
  297. 263 ↑ Dies und das Folgende nach Sean W. Anthony: The Prophecy and Passion of al-Ḥāriṯ b. Saʿīd 'al-Kaḏḏāb': Narrating a Religious Movement from the Caliphate of ʿAbd al-Malik b. Marwān, in: Arabica 57 (2010) 1-29. (online)
  298. 264 ↑ Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997 S. 85-87.
  299. 265 ↑ Der Name Abu Muslim Abd ar-Rahman ibn Muslim al-Chorasani ist ein Kampfbegriff (vgl. Moše Šārôn: Black Banners from the East. The Establishment of the ʻAbbāsid State, Jerusalem 1983, S. 203f.).
  300. 266 ↑ Hugh Kennedy: The Prophet and the Age of the Caliphates. The Islamic Near East from the Sixth to the Eleventh Century, 2. Auflage. Longman, London u. a. 2004.
  301. 267 ↑ Jonah Steinberg: Isma'ili Modern. Globalization and Identity in a Muslim Community, University of North Carolina Press 2011, S. 37.
  302. 268 ↑ Heinz Halm: Die Kalifen von Kairo. Die Fatimiden in Ägypten 973-1074, S. 95-98.
  303. 269 ↑ Heinz Halm, S. 107.
  304. 270 ↑ Heinz Halm: Die Kalifen von Kairo. Die Fatimiden in Ägypten 973-1074, S. 81.
  305. 271 ↑ Conor Kostick: The Siege of Jerusalem. Crusade and conquest in 1099, Continuum, London 2009, S. 55f.
  306. 272 ↑ Vgl. Albrecht Fuess: Verbranntes Ufer. Auswirkungen mamlukischer Seepolitik auf Beirut und die syro-palästinensische Küste (1250–1517), Brill, Leiden 2001.
  307. 273 ↑ Hans Theunissen: Ottoman-Venetian Diplomatics: The 'ahd-names. The Historical Background and the Development of a Category of Political-Commercial Instruments together with an Annotated Edition of a Corpus of Relevant Documents., in: Electronic Journal of Oriental Studies 1, 2, 1998, S. 1–698, hier S. 14.
  308. 274 ↑ Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas, 5. durchgesehene Aufl., Beck, München 2006, S. 76.
  309. 275 ↑ Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas, 5. durchgesehene Aufl., Beck, München 2006, S. 63.
  310. 276 ↑ Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas, 5. durchgesehene Aufl., Beck, München 2006, S. 69.
  311. 277 ↑ Henry Laurens: L’expédition d’Egypte 1798–1801. Paris 1989, S. 210 ff.
  312. 278 ↑ Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas, 5. durchgesehene Aufl., Beck, München 2006, S. 77-80.
  313. 279 ↑ Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas, 5. durchgesehene Aufl., Beck, München 2006, S. 82.
  314. 280 ↑ Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas, 5. durchgesehene Aufl., Beck, München 2006, S. 53-56.
  315. 281 ↑ Alle Zahlenangaben nach Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas, 5. durchgesehene Aufl., Beck, München 2006, S. 61f.
  316. 282 ↑ Gudrun Krämer: A History of Palestine. From the Ottoman Conquest to the Founding of the State of Israel, Princeton University Press 2011, S. 135.
  317. 283 ↑ Gudrun Krämer: A History of Palestine. From the Ottoman Conquest to the Founding of the State of Israel, Princeton University Press 2011, S. 137.
  318. 284 ↑ Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas, 5. durchgesehene Aufl., Beck, München 2006, S. 92f.
  319. 285 ↑ Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas, 5. durchgesehene Aufl., Beck, München 2006, S. 96.
  320. 286 ↑ Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas, 5. durchgesehene Aufl., Beck, München 2006, S. 104-106.
  321. 287 ↑ P. Carali, P. Paolo: Fakhr ad-Din II Principe del Libano e la Corte di Toscana 1605-1635, Bd. 1, Rom 1936, S. 150.
  322. 288 ↑ T. J. Gorton: Renaissance Emir: a Druze Warlord at the Court of the Medici, 2013.
  323. 289 ↑ Shulamit Volkov: Jüdische Assimilation und jüdische Eigenart im Deutschen Kaiserreich. Ein Versuch, in: Geschichte und Gesellschaft 9,3 (1983) 331–348.
  324. 290 ↑ Gudrun Krämer: A History of Palestine, S. 107.
  325. 291 ↑ Die in der Literatur häufig anzutreffende Zahl von mehr als 80.000 Juden lässt sich weder mit den osmanischen noch den britischen Zählungen vereinbaren. 1918 zählten die Briten 65.300 Juden (S. 138).
  326. 292 ↑ Gudrun Krämer: A History of Palestine, Princeton University Press 2011, S. 121.
  327. 293 ↑ Gudrun Krämer: A History of Palestine, Princeton University Press 2011, S. 122.
  328. 294 ↑ Gudrun Krämer: A History of Palestine, Princeton University Press 2011, S. 145f. Dort Zitat der Korrespondenz.
  329. 295 ↑ Konrad Kwiet: Nach dem Pogrom. Stufen der Ausgrenzung, in: Wolfgang Benz: Die Juden in Deutschland 1933–1945, C.H. Beck, München 1988, S. 547.
  330. 296 ↑ Klaus-Michael Mallmann, Martin Cüppers: Halbmond und Hakenkreuz. Das Dritte Reich, die Araber und Palästina, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, S. 152.
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  338. 304 ↑ Benny Morris: One State, Two States, Yale 2009, S. 140f.
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  347. 313 ↑ Neue israelische Regierung vereidigt
  348. 314 ↑ Massendemonstrationen für soziale Gerechtigkeit Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. September 2011
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  352. 318 ↑ The World Factbook: West Bank. CIA
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  355. 321 ↑  Yohanan Friedmann: Prophecy Continuous. Aspects of Ahmadi Religious Thought and Its Medieval Background. 2 Auflage. Oxford University Press, Neu-Delhi 2003, S. 25.
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