Die Haida zählen zu den weit über 600 First Nations Kanadas. Ihr traditionelles Territorium erstreckte sich über den Küstensaum British Columbias und des südöstlichen Alaskas. Ihre Sprache, das Haida, das heute nur noch von wenigen hundert Menschen gesprochen wird, gehört zur Na-Dené-Sprachgruppe.
Die Haida waren bis weit ins 19. Jahrhundert nicht nur Hochseefischer, sondern sie führten auch Raubzüge mit ihren hochseetüchtigen Kanus aus. Dabei fuhren sie südwärts bis an die Küsten Washingtons. Sie lebten in Langhäusern und waren bekannt für ihre imposanten Totempfähle.
Seit der Pockenepidemie von 1862 ging die Zahl der Haida von 8.000 auf heute ca. 2.000 zurück. In Folge des dramatischen Bevölkerungsrückgangs wurde die traditionelle Siedlungsweise in Dörfern je eines Matriklans zugunsten von Dörfern mit mehreren Klans aufgegeben.
Seit 2009 heißen die Queen-Charlotte-Inseln wieder Haida Gwaii.
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Am Ende der letzten Eiszeit war die Hecate Strait, die heute das Haida Gwaii vom Festland trennt, trocken. Erst um 8000 v. Chr. stieg der Meeresspiegel und die heutigen Queen Charlotte Islands, die seit 2010 wieder Haida Gwaii heißen, wurden vom Festland getrennt. Selbst Teile der Küstenebenen lagen zeitweise unter Wasser. Zahlreiche Mythen erinnern an diesen radikalen Wandel der Landschaft, der auch Umsiedlungen erzwang. So gibt es in der Haida-Tradition Erinnerungen an Siedlungen an der Westküste der Inseln.
In der Übergangszone zwischen Meer und Land fanden sich tatsächlich einfache Werkzeuge aus der Zeit unmittelbar nach dem Rückzug der Eismassen. Auffällig ist hier die große Menge an Microblades. Diese winzigen Klingen waren Bestandteile von Kompositwerkzeugen, wurden also als Spitzen und Klingen mit Halterungen aus Holz, Geweih oder Knochen verbunden. Diese Technik war schon vor 20.000 Jahren in Nordostasien bekannt und dürfte vor 12 bis 15.000 Jahren in den Nordwesten des Kontinents gekommen sein. Auffällig ist, dass im Norden British Columbias beidseitig bearbeitete Speerspitzen fehlen.
Offenbar beherrschten die Haida schon sehr früh das Befahren des Pazifiks und übernahmen die sehr kleinen Steinklingen. Sie wurden überwiegend aus Obsidian hergestellt, einer Art Glas vulkanischen Ursprungs. Bei diesem Material lässt sich die Herkunft genau feststellen, und so erhält man einen Eindruck von der frühen Weiträumigkeit der Handelsbeziehungen.
Von ihrer nördlichen Inselfestung aus trieben die Haida nicht nur Handel, sondern auch Krieg. Als die ersten Europäer Ende des 18. Jahrhunderts die Region erreichten, galten sie bereits seit langem als gefürchtete Krieger von Alaska bis Kalifornien.
Die natürliche Umgebung bot nicht nur Lachs und Meeressäuger, sondern auch Schalentiere, die nur vom Strand aufgelesen werden mussten. Es war wohl vor allem die räumliche Isolierung und diese Stabilität der Nahrungsbasis, die die Haida zu einem der am längsten fest ansässigen Völker machte. Damit waren sie selbst an der Pazifikküste eine Ausnahme. Zudem entwickelten sie schon sehr früh dauerhafte Dörfer, die ganzjährig bewohnt wurden. Schon früh reichten die Nahrungsüberschüsse aus, um eine Gruppe von Spezialisten mit zu ernähren, die sich auf die Herstellung von Werkzeugen, auf rituelle Schnitzwerke, prächtige Plankenhäuser und Kanus konzentrieren konnte.
Während sich die Artefakte aus der Zeit um 5000 v. Chr. noch stark von denen auf dem Festland unterscheiden, waren die aus der Zeit um 1000 v. Chr. bis Chr. Geb. - wohl durch Handelskontakte - denen der Tlingit und Tsimshian bereits viel ähnlicher geworden. Dennoch ist archäologische Forschung bei den Haida äußerst schwierig, da sie vermeiden möchten, dass die Totenruhe ihrer Ahnen gestört wird.
Die Haida bestanden aus zwei Gesellschaftsgruppen, Moieties, die Rabe und Adler hießen. Die Raben-Moiety setzte sich aus 22 Lineages zusammen, die Adler-Moiety aus 23 dieser Familien. In einer älteren Phase lebte wohl jede Familie in einem eigenen Dorf, doch haben sich diese Grenzen aufgelöst, so dass viele Lineages in jedem Dorf repräsentiert waren. Heiraten war nur zwischen den Moieties möglich, nicht innerhalb der eigenen Moiety, wobei die Kinder zur Moiety der Mutter gehörten. Von dieser Zugehörigkeit hingen die Zugriffsrechte auf Ressourcen, wie Fischgründe, Jagd- und Sammelgebiete, aber auch Hausstellen ab. Dazu kamen Legenden, Tänze, Gesänge und Namen, die zugleich eine klare Hierarchie signalisierten und nur dem Inhaber gehörten, bzw. ihn zur Ausübung eines Rituals berechtigten.
In jedem Haus lebten 30 bis 40 Menschen, bis zu zehn Familien und mehr. Große Häuptlingshäuser konnten sogar über 100 Menschen beherbergen. Jede Lineage konnte sich der Autorität eines Häuptlings unterstellen, der auch im Kriegsfall führte. Das Oberhaupt eines Ortes (town chief) stand der vermögendsten und anerkanntesten Lineage vor. Doch konnte ein mit noch größerem Respekt ausgestatteter Krieger ihm auch den Rang ablaufen.
So gab es eine heftige Rivalität zwischen Häuptling Ninsingwas und Häuptling Skidegate, die auch zu tödlichen Auseinandersetzungen führte. Die Erblichkeit der Linien, entlang der weiblichen Seite, setzte sich jedoch weitgehend durch. So folgte meistens der Sohn der ältesten Schwester des Häuptlings in seinem Amt.
Erblichkeit bestimmte auch das öffentliche Auftreten, z.B. bei Festen und Potlatches. Wer nie ein Potlatch gegeben hatte, galt als einfacher Stammesangehöriger, dazu kamen Sklaven, die meist Kriegsgefangene oder ihre Nachkommen waren.1
Schon aus diesem Grund war der Potlatch das wichtigste Fest. Die Feier machte öffentlich die wichtigsten Ereignisse, wie Heirat, Namensverleihung oder Todesfälle sichtbar, oder aber die Errichtung eines Totempfahls oder eines Hauses. Sie diente aber auch der Verteilung des Reichtums der oberen Klasse an die, die begrenzten Zugang zu ihren Ressourcen hatten.
Die Haida und Ecotrust Canada begannen 2003, kulturelle Artefakte systematisch zu erfassen und zu kartographieren. Eines der Hauptziele war die Erstellung einer Karte der Culturally Modified Trees, die dank methodischer Fortschritte eine der wichtigsten Quellen für die Frühgeschichte der schriftlosen Kulturen darstellen.
Zwischen den Haida und den Holzunternehmen, allen voran Weyerhaeuser, kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen, die bis zur Blockade führten.2 Als das Unternehmen für 1,2 Milliarden Dollar Waldlizenzen verkaufte, ohne der vom Obersten Gerichtshof beschiedenen Konsultationspflicht nachzukommen, und diese auf die Regierung schob, zogen Haida nach Seattle vor das dortige Hauptquartier.
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