Als Athabasken werden die Mitglieder einer großen Sprachgruppe im Nordwesten Nordamerikas bezeichnet, die jedoch auch im Südwesten der USA und im Norden Mexikos leben. Die Bezeichnung geht auf das anglisierte Cree-Wort aðapaskāw zurück, den Namen für den Lake Athabasca1. Die Zuweisung erfolgte offenbar durch Albert Gallatin, und zwar in seiner 1836 veröffentlichten Synopse der nordamerikanischen Sprachen (Synopsis of the Indian Tribes of North America). Er selbst schreibt: I have designated them by the arbitrary denomination of Athabascas, which derived from the original name of the lake. (S. 116f.). Trotz der unzutreffenden, willkürlichen Bezeichnung, und selbst der Tatsache, dass es auch noch verschiedene Schreibweisen gibt, hält sich dieses Begriff bis heute, nur die Bezeichnung Dene hat ebenfalls Eingang in die Forschung gefunden.
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Üblicherweise wird die Sprachfamilie in drei Gruppen eingeteilt, in die Northern Athabaskan, die Pacific Coast Athabaskan und die Southern Athabaskan. Die 31 nördlichen Sprachen der nördlichen Gruppe finden sich in Alaska, im Yukon und den Nordwest-Territorien, aber auch in British Columbia, Alberta, Saskatchewan und Manitoba. Dabei sind in den Nordwest-Territorien einige von ihnen offizielle Sprachen, wie das Dëne Sųłiné oder Chipewyan, das Dogrib oder Tłįchǫ Yatʼiì, das Gwich’in (auch Kutchin oder Loucheux) und das Slavey. Sie sind damit zugleich die kanadischen Vertreter der Sprachfamilie.
Die sieben Sprachen der pazifischen Gruppe finden sich im südlichen Oregon und im Norden Kaliforniens. Die sechs südlichen Sprachen werden, weitab vom übrigen Sprachgebiet, im Südwesten der USA und im Nordwesten Mexikos gesprochen. Zu ihnen zählen etwa Apache und Navajo.
Die weit verstreute Gruppe geht, wie alle indianischen Gruppen, auf asiatische Einwanderer zurück, doch scheinen die Vorfahren der Athabasken, folgt man genetischen und linguistischen Untersuchungen, aber auch solchen von Besonderheiten der Zähne, nach den übrigen Indianern und vor den Inuit eingewandert zu sein.2.
Zu den kanadischen Sprachen gehören im Yukon das Gwich'in, Hän, Kaska, Mountain, Tagish, Northern und Southern Tutchone sowie Upper Tanana. In den Nordwest-Territorien sind dies Bearlake, Dëne Sųłiné, Gwich’in, Hare, Mountain, Slavey, Tłįchǫ Yatʼìi bzw. Dogrib, in Nunavut und Saskatchewan das Dëne Sųłiné, in British Columbia das Babine-Witsuwitʼen, Bearlake, Beaver, Chilcotin, Dakelh, Hare, Kaska, Mountain, Nicola, Sekani/Tsekʼene, Slavey, Tagish, Tahltan, Tsetsaut und in Alberta wiederum Beaver, Dëne Sųłiné, Slavey, Tsuut’ina/Sarcee. Es existieren durchaus leicht abweichende Klassifikationen, doch spielen diese Abweichungen hier keine Rolle.
Daher und um nicht bei jedem staatlicherseits anerkannten Stamm die Zuordnung zur jeweiligen Sprache vorauszusetzen, was dem Leser die Orientierung unnötig erschweren würde, sondern nur zur Sprachfamilie, erfolgt die Auflistung der athabaskischen Stämme einfach in alphabetischer Reihenfolge. Ist die sprachliche Zuordnung dem Leser unbekannt, besteht die Möglichkeit, sich über die Sitemap zu orientieren. Die nicht anerkannten Stämme sind einer späteren Überarbeitung vorbehalten. Weitere vorgesehene Themen sind u.a.:
Die ersten Angehörigen der Athabasken, die den Europäern bekannt wurden, waren die Chipewyan oder Ojibwe, die sich selbst Anishinabe nenne. Ihnen begegneten die Pelzhändlern an der Hudson Bay zu Anfang des 17. Jahrhunderts. Den Handel mit der 1682 dort errichteten York Factory beherrschten allerdings die Cree, die geradezu ein Zwischenhandelsmonopol mit dem Nordwesten ausbildeten. Als das Fort in Churchill 1721 seine Handelstätigkeit aufnahm, kamen Athabasken und Hudson’s Bay Company in direkten und dauerhaften Kontakt. Führer wie Matonabbee etablierten eigene Handelsrouten und -kontakte, doch dezimierten die europäischen Krankheiten, allen voran Pocken, Masern und Tuberkulose die Bevölkerung erheblich. Eine der schlimmsten Pockenepidemien tötete zwischen 1781 und 1782 etwa die Hälfte der Chipewyan.
Ab den 1770er Jahren stießen Pelzhändler und Entdecker bis zum Lake Athabasca vor. Dabei rivalisierten die North West Company mit der Hudson’s Bay Company. Ihre Handelsposten brachten bald auch die Gruppen im Nordwesten in Kontakt mit den Pelzhändlern, wie etwa Beaver, Slave, Dogrib und Gwich’in. Dort handelten allerdings nicht nur Briten und Franzosen, sondern auch Russen. Die Tlingit setzten sich allerdings heftig zur Wehr und konnten Fort Sitka, das 1802 errichtet worden war, 1804 erobern. Sie etablierten ihrerseits ein Handelsmonopol mit den Völkern des Hinterlandes, also mit Kaska, Tahltan und Tutchone. Dazu zerstörten sie 1852 das britische Fort Selkirk und kontrollierten die Pässe zur Pazifikküste. Die Haida wiederum handelten ab 1774 mit Spaniern, unternahmen aber auch weiträumige Raubzüge bis nach Oregon. Sie wurden von Methodisten und Anglikanern missioniert, ein Teil der Tlingit übernahm das Bekenntnis der russisch-orthodoxen Kirche.
Katholische und anglikanische Missionare etablierten sich in den 1820er Jahren in der Red-River-Kolonie, 1844 wurde ein katholischer Missionar zu den Chipewyan geschickt. Ihm folgten weitere Missionare. Führende Indianer übernahmen Teile des christlichen Konzepts, wie etwa der Dakelh-Prophet Bini.
Der Pelzhandel wurde schnell vergleichsweise unbedeutend, als 1873 in der Cassiar-Region Gold gefunden wurde, erst recht, als am Klondike der Goldrausch 1896 ausbrach. Dies war jedoch nur der erste von mehreren Wettläufen um Rohstoffe, die zahlreiche Geisterstädte hinterließen. So wurde in den 1920er Jahren Öl in Norman Wells ausgebeutet, weiter im Norden Metalle, aber auch Gas.
Mit der Gründung Kanadas kam es ab 1871 zu einer Reihe von Verträgen, die hunderte von ethnischen Gruppen betrafen, die sich, ob sie es bisher so taten oder nicht, zu bands zusammenfinden mussten, und sei es nur, um Männer zu bestimmen, die von den Kanadiern als Berechtigte anerkannt wurden, die Verträge zu unterschreiben. Die ersten beiden dieser sogenannten Numbered Treaties kamen im Sommer 1871 zustande, um den Indianern Reservate zuzuweisen, und um langfristig Land für Siedler zu gewinnen. Diese sollten erst noch in Europa angeworben werden. Insgesamt kamen bis 1921 elf Verträge zustande, die bis heute Gültigkeit beanspruchen. Allerdings gelang es in den 1990er Jahren vielen Stämmen im Nordwesten, etwa im Yukon, Verträge mit den Provinzen bzw. Territorien abzuschließen, die ihnen einen erheblichen Teil ihres Traditionellen Territoriums sicherten, hinzu kamen Mitspracherechte beim Management von Parks, und bei den Einnahmen aus Tourismus und Ausbeutung von Rohstoffen.
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