Die St'at'imc 1, auch Lillooet oder Lilwat genannt, sind eine Gruppe von Indianerstämmen aus der Salish-Sprachgruppe, die in der Provinz British Columbia leben. Der Name bedeutet Wilde Zwiebeln. Kulturell gehören sie zu den Binnen-Salish, die sich, anders als die verwandten Küsten-Salish, der Trockenheit und den Gebirgszügen des Hinterlandes angepasst haben.
Als sie erstmals mit Weißen in Berührung kamen, lebten sie im Tal des Lillooet River. Ihre nördlichen Nachbarn waren die Chilcotin. Heute leben ungefähr 6.000 Lillooet in Kanada.
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Die Lower St'at'imc bilden mehrere Siedlungsschwerpunkte. So leben sie in Lil'wat in Mount Currie. Die Xa'xtsa hingegen leben bei Port Douglas am oberen Harrison Lake, die Skátin um Skookumchuck Hot Springs am Lillooet River, wo auch die Samahquam leben. Diese drei Gruppen, also die Samahquam, Xa'xtsa and Ska'tin verließen gemeinsam den Lillooet Tribal Council, um sich den N'quatqua (D'Arcy) anzuschließen und die In-SHUCK-ch Nation zu bilden.
Diese N'quatqua um D'Arcy sind als Anderson Lake Band staatlich anerkannt. Sie waren die erste Gruppe, die sich vom Lillooet-Verband trennte und die In-SHUCK-ch bildete. Sie hat sich allerdings auch von diesen wieder getrennt, wenn auch weiterhin enge Familienbande mit den verbliebenen Stämmen bestehen. Sie leben am oberen Anderson Lake nordöstlich von Pemberton. Ursprünglich bildeten N'Quatqua und Tsalalh eine Gruppe, die als Lake Lillooet oder Lexalexamux bezeichnet wurde, und zu denen als weitere Gruppe die Skimka'imx kamen, die nahe Lillooet lebten.
Die Tsal’álh oder Tsaľálh, die Skeil, Ohin, Lh7us (Slosh) und Nquayt (Nkiat) sind weitere Gruppen der oberen Lillooet. Während die Tsaľálh um Shalalth leben, wohnen die Lh7us und Nquayt bei Seton Portage, östlich davon leben die Skeil, Ohin und Shalalth am Seton Lake. Sie führen den Lillooet Tribal Council als Seton Lake First Nation.
Darüber hinaus gehören um Lillooet die Sekw’el’wás (in den Cayoose Creek/Pashilqua Reserves), die T'ít'q'et (in der Lillooet Reserve), die Nxwísten (Bridge River Indian Band) und die Cácl'ep (Fountain Indian Band) zu den oberen Lillooet.
Zwischen Lillooet und dem Cache Creek leben um Pavilion die Ts'kw'aylacw, bekannter als Pavilion Indian Band am Eingang des Fraser Canyon und am Marble Canyon. Ihr traditionelles Gebiet berührt bereits das der Bonaparte Band, die zur Shuswap Nation gehört.
Die älteste Fundstätte in der Region trägt den Namen Keatley Creek. Sie reicht etwa 4.500 Jahre zurück. Brian Hayden schätzte, dass das Dorf bis zu 500 Einwohner aufwies, zusammen mit den benachbarten Fundorten, der Bell site und der Pavilionsite, kam das Gebiet damit auf über tausend Einwohner.1a Simon Fraser lieferte 1808 eine erste Beschreibung der Lillooet-Region, doch reiste er nur durch, da sein Ziel die Pazifikküste war. Erst mit dem Goldrausch von 1858 und in dessen Folge aufkommenden Streitigkeiten, setzen erneut Schriftquellen ein. Richter Begbie lieferte ab 1861 Beobachtungen, ebenso wie die Angestellten des kleinen Handelspostens der Hudson's Bay Company in Kamloops. George Dawson, der zahlreiche Beobachtungen aufzeichnete, versuchte diese 1892 systematischer zu ordnen1b, hinzu kamen Beobachtungen von Charles Hill-Tout (1905)1c. Babcock befasste sich 1904 und 1914 mit den Auswirkungen des kommerziellen Fischfangs auf die Indianer des Hinterlands, insbesondere einer Fischverarbeitungfabrik am Harrison Lake1d, Livingston Farrand im Jahr 1900 mit der Korbherstellung der Salish1e
Die Deklaration des St'at'imc-Stammes (Lillooet Tribe) geht auf den 10. Mai 1911 zurück und fand in Spences Bridge statt.2 Darin beanspruchten sie das Land einschließlich des von weißen Siedlern besetzten Gebiets um Seton Portage. Zudem beanspruchten sie erstmals den Status einer Nation. Auf sie geht, trotz der Spaltungen, der St'at'imc Chiefs Council, der Lillooet Tribal Council und die In-SHUCK-ch Nation zurück.3
Xaxl'ip-Häuptling Tsil.husalst († 1883) verhandelte 1865 in Lillooet mit Vertretern der britischen Kolonialregierung. Dabei wurden mündliche Vereinbarungen getroffen, die in die Tradition als „one third“ agreement eingegangen sind. Diese „Ein-Drittel-Vereinbarung“, an die Xaxl'ip-Häuptling Ernest Jacob († 1985) erinnerte, war eine Folge des Sieges im so genannten Fraser-Canyon-Krieg von 1858. Darin sollte jeder der beteiligten Parteien das Recht zustehen, ein Drittel der Ressourcen des Gebiets zu beanspruchen.
Der Fraser-Canyon-Goldrausch hatte ab 1858 katastrophale Folgen für die Indianer der Region. Die Douglas Road führte mitten durch ihr Gebiet, und auf ihr zogen Tausende von Goldsuchern in den Norden. 1862 schleppten kalifornische Goldsucher die Pocken über Victoria in die Region ein, und ganze Dörfer starben daran.
1884 folgte der Cayoosh Gold Rush, der seinen Namen von der Fundstätte in der Nähe von Lillooet erhielt. Diese Gebiete wurden bald von größeren Explorationsunternehmen ausgebeutet, wie der Cayoosh Creek Cyanide Mill und der Bralorne Pioneer Gold Mine, der reichsten Goldmine Kanadas. Sie wurde von 1887 bis 1971 betrieben. Der Rohstoff, den erstere gewann, wurde zum Betrieb der Goldmine gebraucht. Die Abfallprodukte vergifteten die Bäche in weitem Umkreis.
Darüber hinaus untersagte der British Columbia Game Act, ein Jagdgesetz von 1898, den Stämmen die Jagd, die sie traditionell betrieben, und Jagdwächter hinderten sie an dieser lebensnotwendigen Tätigkeit, verhängten Bußgelder und Gefängnisstrafen. Francis (Frank) Gott (ca. 1850 - 1932), einer der besten Kenner des Gebiets, flüchtete sich in ein abgelegenes Bachtal rund 25 km von Lillooet entfernt. Er weigerte sich, die Jagd aufzugeben, erschoss einen der Beamten, und wurde selbst im Alter von über 80 Jahren erschossen. Der heutige Gott Creek wurde nach ihm benannt.
Caspar Phair († 1933) war einer der ersten Regierungsagenten und zugleich Gold Commissioner. An den Gewinnen aus den Rohstoffen wurden die Indianer genauso wenig beteiligt, wie an denen aus der Energiegewinnung. 1927 begann das Bridge River Power Project, das heute von BC Hydro betrieben wird. Es ist eines der größten kanadischen Stromgewinnungsprojekte, und besteht aus drei Stauseen. 1960 wurde der Bridge River aufgestaut und sein Wasser in den Seton Lake (Tsal'álh) umgeleitet. Damit brach die für die St'at'imc lebensnotwendige Lachspopulation zusammen. Diese Entwicklung hatte bereits 1903 am Seton Lake eingesetzt.
1913 wurde die Pacific Great Eastern Railway mitten durch das St'át'imc-Gebiet gebaut. Dort wo heute die Shalalth und Seton Portage leben, wurde der beste Boden konfisziert. Er diente der Versorgung der Bahn und der neu entstehenden Orte.
Als die McKenna-McBride-Kommission die Indianerreservate aufsuchte, beschwerten sich die Häuptlinge über den Raubbau an Wäldern, Seen und Wildbestand. 1915 schrieb der Xaxl'ip-Häuptling Thomas Adolph an das zuständige Department of Indian Affairs, dass der Eisenbahnbau ihr Land zerstöre, und er forderte Kompensationen und Schutz. 1916 reiste eine Delegation der gerade gegründeten Indian Rights Association nach Ottawa, um Klage gegen die Landentfremdungen zu erheben. Drei Häuptlinge der Lillooet nahmen daran teil: Xaxl'ip-Chief Thomas Adolf, der beeits die Deklaration von 1911 unterzeichnet hatte, T'it'q'et-Häuptling James Raitasket und Lil'wat-Häuptling William Pascal, der 1927 erneut nach Ottawa reiste.
1917 forderte der Sekw'el'was-Häuptling Jean Baptiste erneut Kompensationen, und versuchte diese mit Hilfe von Rechtsanwälten vor Gericht durchzusetzen. Doch 1927 untersagte die kanadische Regierung allen Ureinwohnern, Geld für entsprechende Rechtsvertretungen auszugeben.
Noch 1975 zerstörten Beamte des Canadian Department of Fisheries and Oceans (DFO) zahlreiche Fischnetze, und 53 Lil'wat wurden verhaftet. Drei Jahre später protestierte Nxwisten-Häuptling Saul Terry gegen die Restriktionen des DFO am Bridge River. Er war der erste Vorsitzende der Union of BC Indian Chiefs. 1979 kam es erneut zu einer Verhaftung, doch führte diese dazu, dass die Fischereirechte der Indianer von einem Gericht anerkannt wurden. Im selben Jahr konnten die Indianer einen Kahlschlag am Mount Currie durch die Canadian Forest Products Company verhindern.
In Fortsetzung ihrer Forderung nach Eigenständigkeit und Selbstregierung gründete der St'át'imc Chiefs Council am 26. Juli 1988 am Bridge River die Lillooet Tribal Peacekeepers Commission und die Lillooet Tribal Peacekeepers Force. Im selben Jahr reiste Häuptling Leonard Andrew nach Neuseeland, um die dort ansässige Fletcher Challenge Company von Abholzungen im Stein Valley abzubringen. 1990 wurden bei Straßenblockaden gegen die Enteignung von Land zugunsten des Ausbaus von Highway 99 wiederum 63 Personen verhaftet, und vor Gericht gezogen. Aus Solidarität mit den Mohawk (Oka-Krise) blockierten hundert St'át'imc hundert Tage lang die Eisenbahn bei Seton Portage. Hierbei wurden rund 100 Indianer verhaftet. Bereits im Februar 1991 blockierten sie erneut eine Straße, diesmal gegen Holzeinschläge der International Forest Products Ltd. Hierbei ging es, wie so oft im Zusammenhang mit Waldgebieten, auch um Heilige Stätten und Felszeichnungen. Gegen das Vorgehen der Regierung protestierte der Stamm beim Internationalen Gerichtshof.
1993 verzeichneten die Lil'wats und Nlaka'pamux einen ersten Erfolg, denn der spätere Stein Valley Nlaka'pamux Heritage Park wurde unter Schutz gestellt. Doch bereits 1998 mussten sie erneut zum Mittel der Blockade greifen, um Holzeinschläge am Seton Lake durch die Ainsworth Lumber Company zu verhindern, ähnlich am Highway 99. Trotz der Delgamuukw Decision, die grundsätzlich die Mitspracherechte der Indianer anerkannte, wollte die Regierung von British Columbia ihren Ausbauplan durchsetzen. Damit entschied der Oberste Gerichtshof, dass vor 1867 (für British Columbia vor 1871) die Rechte der Ureinwohner niemals ausgelöscht worden seien, und sie daher seit der Gründung Kanadas fortbestehen. Außerdem hielten mehrere Gerichtsurteile fest, dass den Indianern das Recht zusteht, ihre besondere Kultur ihren Kindern nahe zu bringen, wobei das Territorium integraler Bestandteil sei. Daher müsse bei jeder Entscheidung, die dieses Land betrifft, eine Konsultation mit dem betroffenen Stamm erfolgen. 1997 entschied der Oberste Gerichtshof, dass die Rechte sich auf Rechte an Land, Ressourcen und das Recht auf kulturelle Traditionen sowie auf politische Autonomie beziehen.
Die Stämme der Region rückten zunehmend zusammen und koordinierten ihren Widerstand gegen die Ausbeutung ihrer Heimat. So blockierten sie gemeinsam die Ausbaupläne am Melvin Creek durch das Cayoosh-Ski-Resort-Projekt. Diese Ausbaupläne hingen bereits mit den Olympischen Winterspielen 2010 zusammen, und die Betreiber standen schon zuvor in erbitterten Auseinandersetzungen mit den Secwepemc über einen 70-Millionen-Dollar-Ausbau des Sun Peaks Ski Resort bei Kamloops. 2002 beschwerten sich die Indianer offiziell beim Internationalen Olympischen Komitee.4
Vom 24. April bis 24. Juni 2006 blockierten N'quatqua eine Straße bei D'Arcy, um Holzfäller-LKWs aufzuhalten. Dabei handelte es sich um den Schutz von 85 ha Urwald (old growth). Zusätzlich verklagte der Stamm die beiden Hauptverursacher von Waldzerstörungen in ihrem Gebiet, die Unternehmen CRB Logging und Ainsworth Lumber.
Die Lillooet haben 2004 angesichts umfassender Nutzungs- und Umwandlungsversuche ihrer Heimat einen eigenen Landnutzungsplan aufgestellt, in dem nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische und historisch-kulturelle Aspekte berücksichtigt werden.5
Das Lost Valley (Slala'xen) ist mit 10.000 ha Fläche das größte, noch nie abgeholzte Gebiet im Gebiet der Cayoosh Range. Es handelt sich also zum einen um Urwald, zum anderen befinden sich an einem rund 20 km langen alten Handelsweg zahlreiche Culturally Modified Trees, Bäume also, die Bearbeitungsspuren der vergangenen Jahrhunderte aufweisen. Sie stellen eine Art historisches Archiv der vorschriftlichen Epochen dar. 2005 gestattete die Regierung von British Columbia dennoch die Abholzung umfangreicher Gebiete durch BC Timber Sales, ohne überhaupt Kontakt mit den Indianern aufgenommen zu haben. Zudem befindet sich das Unternehmen vollständig im Besitz der Provinz. Die Erlaubnis steht darüber hinaus in scharfem Gegensatz zum kurz zuvor veröffentlichten Landnutzungsplan der St'át'imc, denn dort finden sich zahlreiche schutzwürdige Biotope. Gefährdet sind dadurch etwa alte Waldbestände, Grizzlybären, Schneeziegen, Marmelalke, Wild und Trinkwasser.
Ähnlich verlief die Entwicklung im Tal des Melvin Creek, in dem die Regierung den Bau eines Sportgebiets im Jahr 2000 ebenfalls ohne jede Konsultation gestattete. Dieses Vorhaben lehnte der St'át'imc Chiefs Council am 17. August einstimmig ab. Das Projekt konnte gestoppt werden, doch mit den Olympischen Winterspielen wuchs wieder der Druck auf die Schutzgebiete.
Die Erhaltung dieser Gebiete ist den Stämmen aus ökologischen Gründen wichtig, aber auch zum Erhalt ihrer traditionellen Lebensweise, und um mittels Ökotourismus ein wirtschaftliches Standbein aufzubauen.
Kolonialherrschaft, Goldrausch, Pocken
Kanada, Zerstörung der natürlichen Ressourcen
Klagen, Streit um Fischereirechte und Erhalt der Wälder
Unterschutzstellung des Stein Valley, Besetzungen, Winterspiele 2010
Siehe auch
Literatur
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